Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Oct 2019, 08:43)
Nur wenn es global geschieht, ansonsten ist das nur ein weiterer Wettbewerbsvorteil für Unternehmen in Staaten ohne CO2-Steuer. Und weil das auch die Politiker wissen, gibt es immer wieder diese Ausnahmen, die die Industrie entlasten und alles dem Bürger aufhalsen.
Ja und nein.
Wenn es global geschieht, hat es mehr Effekt.
Macht man es nur lokal, ist der Effekt kleiner, aber durchaus da. Die Nordländer (Schweden, Norwegen, ...) und weitere machen es vor.
Oder auch mal unter dem Aspekt Mittelalter:
Hätte man damals nicht lokal die Verschmutzung der Straßen durch menschliche Fäkalien lokal verboten, sondern auf internationale Standards gewartet - du würdest noch heute dein Häufchen aus dem Fenter werfen......was für eine Sauerei.
Die CO2-Steuer wirkt lokal - ganz gleich ob das produzierende Unternehmen in Deutschland oder sonstwo in der Welt sitzt. Es gibt keinen Grund, in Deutschland auf eine CO2-Steuer zu verzichten.
CO2-Verschmutzungszertifikate wirken hier anders - bei denen kann man sich in gewisser Weise ggf. entziehen, indem man in Teilen der Welt produziert, in denen Zertifikate keine Rolle spielen.
Bei CO2-Zertifikaten würde ich dir insofern mehr zustimmen - die CO2-Steuer hingegen kann durchaus so gestaltet werden, dass sie unabhängig vom Produktionsstandort wirkt.
Die Idee, dass man mal die Industrie entlastet, und mal den Bürger belastet ist in weiten Teilen Dummfug. Die Industrie zahlt so oder so weder Steuern noch Abgaben - in jedem Fall legt ein jedes Unternehmen alle Kosten und auch noch den gewünschten Gewinn auf seine Kunden um. Und die Kunden - das sind dieselben, die ggf. die Kosten mal aus den Produktkosten, und mal aus den Steuern tragen. Das ist Rechte-Tasche / Linke - Tasche.
Ob eine bestimmte Politik einen Wettbewerbsvorteil oder Nachteil darstellt - das hängt davon ab, ob die Politik lokal oder global wirkt. Wenn du beispielsweise die Kosten für Mitarbeiter in die Höhe treibst, wirkst das aus Sicht des Unternehmens global - weil die höheren Kosten auf das Produkt umgelegt werden müssen, ganz gleich wo es angeboten wird.
Wenn du national Steuern auf ein bestimmtes Produkt erhebst, wirkt das hingegen lokal - der Export ist davon in der Regel nicht betroffen.
Die Kosten für den Klimawandel zahlen so oder so und in jedem Fall immer die Bürger - wer auch sonst? Die Idee, dass man einen Teil der Kosten der Industrie aufhalsen könnte, zeigt nur eine gewisse naive Betrachtung der Industrie - als ob auch nur ein Unternehmen selbst für Kosten aufkommen würde oder auch nur könnte. Unternehmen können nicht anders - sie müssen all ihre Kosten auf den Verkaufspreis umlegen. Würden sie anders agieren, sie wären die längste Zeit Unternehmen gewesen.
Ob du als Verbraucher und Konsument nun die Kosten über den Produktpreis oder über die Steuern oder über Abgaben zahlst - letzten Endes zahlt es immer der Endkunde. Die Fragestellung beim Endkunden sieht insofern eher so aus:
Bist du bereit für einen Kaffee 3€ je Tasse zu bezahlen?
Wenn ja - gilt das auch dann, wenn 1,50€ vom Preis durch eine Art Mehrwertsteuer generiert werden?
Wenn ja - gilt das auch dann, wenn 1,50€ vom Preis durch Abgaben für CO2 zustande kommen?
.....
Für den Endkunden ändert sich nichts am Endpreis - der ist bei 3€. Die Lenkungswirkung aber entsteht, wenn man staatlicherseits entscheidet, ob Steuern oder Abgaben und wenn ja welche für die weiteren Kosten des Produktes verantworltich sind.
Darüber hinaus gibt es Effekte unterschiedlichster Art, weil Steuerungsinstrumente des Staates mal innerhalb der Kostenrechnung des Unternehmens wirken, oder auch außerhalb. Auch das ändert am Endkundenpreis nichts, ist aber für die Kostenbetrachtung der jeweiligen Unternehmen relevant.