Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

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imp
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Re: Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

Beitrag von imp »

Moses hat geschrieben:(16 Jul 2020, 11:15)

Ich streite keinem seine Rechte ab, aber diese dauerhafte laut schreiende Empörung geht mir gewaltig auf den Zeiger.
Das kann ich gut verstehen. In anderen Kontexten habe ich das auch. Sehe ich aber, wie oft diese Leute nicht "aufschreien" sondern entweder in der kleinen Rede oder durch Ignorieren oder hinnehmen reagieren? Nein, ich habe keine Ahnung. Ich bekomme nur mit, wenn es "schon wieder" Theater gibt.
Wenn ich kein Sensibelchen bin, dann stell ich mich der Konfrontation und jammere nicht öffentlich, wie böse alle zu mir sind.
Das hat vielleicht auch mit der Wahrnehmung zu tun, inwieweit die Öffentlichkeit die Angriffe stillschweigend duldet oder gutheißt. Die Betroffenenperspektive kann da ganz verschieden sein. Man muss ihr nicht immer recht geben.
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Billie Holiday
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Re: Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

Beitrag von Billie Holiday »

Es gibt nunmal Erwachsene, die sich auf das Niveau von Kindergartenkindern herab begeben....schrill, wenig belastbar, um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse kreisend.
Mich beeindruckt sowas nicht.
Ich behandel alle Menschen freundlich und mit Respekt, würde auch nie absichtlich einen ungültigen Namen nennen, aber solche Egomanen lasse ich links liegen.
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imp
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Re: Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

Beitrag von imp »

Billie Holiday hat geschrieben:(16 Jul 2020, 11:35)

Es gibt nunmal Erwachsene, die sich auf das Niveau von Kindergartenkindern herab begeben....schrill, wenig belastbar, um sich selbst und die eigenen Bedûrfnisse kreisend.
Mich beeindruckt sowas nicht.
Ich behandel alle Menschen freundlich und mit Respekt, wûrde auch nie absichtlich einen ungûltigen Namen nennen, aber solche Egomanen lasse ich links liegen.
Selber nach bestem Gewissen zu handeln, jedenfalls meistens, das ist ein Ansatz, der viele solche Konflikte erledigt. Ich finde das ausdrücklich gut.
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Re: Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

Beitrag von Tom Bombadil »

Über Drogenkriminalität wird geblödelt, wenn sich aber ein Transmensch durch eine falsche Anrede angegriffen fühlt, ist die Empörung groß und die Demokratie in Gefahr, so setzt halt jeder seine Prioritäten.
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Milady de Winter
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Re: Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

Beitrag von Milady de Winter »

imp hat geschrieben:(16 Jul 2020, 09:14)

Der Bürgermeister ist mir nicht wichtig, der dient nur zur Bebilderung, was man als Trans* so erlebt in Sachen Deadname.

Die Diskussions-Frage versteckt sich vielleicht zu sehr im Text:
Ist der Deadname ausreichend geschützt durch die aktuelle Rechtslage?
Wo seht ihr Konflikte zwischen den berechtigten Ansprüchen der Person und den Ansprüchen der Gesellschaft gegenüber der Person?
Schwieriges Thema, gibt für mich hier kein schwarz und weiß. Fest steht für mich, dass man auch in diesem Fall darauf verzichten sollte, Menschen öffentlich bloßzustellen. Nur hat nicht jeder Transsexuelle per se ein Problem mit seiner Vergangenheit.

Ein früherer männlicher Mitschüler ist heute eine Frau. Er änderte seinen Vornamen, den Nachnamen hat er behalten. Für uns (seine ehemaligen Mitschüler) ist es völlig in Ordnung, ihn jetzt als sie zu adressieren und sie auch mit ihrem neuen Namen anzusprechen. Da sie aber zur Schulzeit nun mal noch ein Junge war, fällt im Gespräch eben auch mal das "er" oder ihr früherer Name. Das sind in meinen Augen Dinge, mit denen ich als Transsexueller auch umgehen können sollte. Wichtig ist, wie die Behandlung und Akzeptanz der Gegenwart aussieht - und da gibt es für mich persönlich keinen Grund, den aktuellen Status nicht anzuerkennen. Nur muss eine Akzeptanz auch beidseitig erfolgen können - und das bedeutet, dass ich auch zu meiner Vergangenheit stehen kann.

Aber das ist leider eine Art Catch 22, nicht jeder kann es, weil die Gegenwart nicht von jedem akzeptiert wird. Und so enststeht eine Spirale aus Verheimlichung, Aufdeckung, Empörung, Unsicherheit - auf beiden Seiten. Aber das ist ein Problem, das sich in meinen Augen nie für alle Parteien komplett lösen lässt, da der Umgang damit wie auch die Individuen eben nicht homogen sind.
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imp
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Re: Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

Beitrag von imp »

Milady de Winter hat geschrieben:(16 Jul 2020, 13:04)

Schwieriges Thema, gibt für mich hier kein schwarz und weiß. Fest steht für mich, dass man auch in diesem Fall darauf verzichten sollte, Menschen öffentlich bloßzustellen. Nur hat nicht jeder Transsexuelle per se ein Problem mit seiner Vergangenheit.

Ein früherer männlicher Mitschüler ist heute eine Frau. Er änderte seinen Vornamen, den Nachnamen hat er behalten. Für uns (seine ehemaligen Mitschüler) ist es völlig in Ordnung, ihn jetzt als sie zu adressieren und sie auch mit ihrem neuen Namen anzusprechen. Da sie aber zur Schulzeit nun mal noch ein Junge war, fällt im Gespräch eben auch mal das "er" oder ihr früherer Name. Das sind in meinen Augen Dinge, mit denen ich als Transsexueller auch umgehen können sollte.
Versehen, Unwissen, Ungeschick, Gewohnheit - das sind Dinge, mit denen man leben muss, auch wenn sie vielleicht nerven. Öffentliche Bloßstellungen dagegen nicht, das sehe ich auch so.
Wichtig ist, wie die Behandlung und Akzeptanz der Gegenwart aussieht - und da gibt es für mich persönlich keinen Grund, den aktuellen Status nicht anzuerkennen. Nur muss eine Akzeptanz auch beidseitig erfolgen können - und das bedeutet, dass ich auch zu meiner Vergangenheit stehen kann.
Zu seiner Vergangenheit stehen kann ganz verschieden ausgeprägt sein. Wenn es darum geht, unbefangen auch mit den Leuten, die es etwas angeht oder die es miterlebt haben, über früher zu reden, das ist das eine. Wenn es vorrangig darum geht, dass eher unberufene Leute vor allem noch mal betonen müssen, dass X ja jetzt eine Frau ist und früher ein Mann, das muss nicht jeder mögen. Die paar Leute, die ich erlebt habe, waren da eigentlich eher unaufgeregt, aber ich hatte auch nicht unbedingt das Ziel, sie zu ärgern. So wie du auch schilderst.
Aber das ist ein Problem, das sich in meinen Augen nie für alle Parteien komplett lösen lässt, da der Umgang damit wie auch die Individuen eben nicht homogen sind.
Für eine Gesellschaft bewegen wir uns geradezu rasant. Ein Transsexuellengesetz gibt es erst seit den 80ern, noch kurz zuvor war das ganze kriminalisiert und skandalisiert. Es wird immer unterschiedliche Meinungen geben, aber da finden Lernprozesse statt, das geht in die richtige Richtung. Schauen wir ins Ausland, ist der gesellschaftliche Konsens und die Rechtslage manchenorts vergleichsweise schrecklich. Nützt den Betroffenen heute natürlich wenig, aber man darf Hoffnung haben.
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Re: Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

Beitrag von Umetarek »

Ich muß zugeben, dass ich nur eine/n Transexuelle/n flüchtig kenne. Und in meiner Unbedarftheit sehe ich das so, wenn man mit sich zufrieden ist, ist das Geschlecht irrelevant, also gehe ich davon aus, dass diese Personen nicht mit sich glücklich sind/waren, aus was für Gründen auch immer. Sie sind also schon eher als fragil einzustufen, insbesondere auch in der Umstellungsphase, die bestimmt auch hormonell kein Spaß ist. Als Bürgermeister, also als öffentlicher Stellvertreter sollte man sich soweit in der Gewalt haben sowas nicht auszuspielen.

Ein Gesetz speziell für Transsexuelle finde ich unnötig, eins für Repräsentanten unseres Staates vielleicht sinnvoll.
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Quatschki
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Re: Deadname: Trans* absichtlich mit abgelegtem Namen ansprechen

Beitrag von Quatschki »

Neulich beim Klassentreffen:
"Mensch, Klaus, hab gehört, du heißt jetzt Maria? Das is ja'n Ding, Klaus!"
"Und die Anja Müller soll jetzt Anja Schulze heißen. Was es nicht alles gibt,
Ihre beiden Kinder, Kim und Sam, kann man an den rosa und blauen Söckchen auseinanderhalten!"
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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