Ein Vorschlag zum Gendersprech

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Eulenwoelfchen

Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Moses hat geschrieben:(24 Jan 2021, 19:08)

Korrekt - zumindest das erste - aber wo sollte ich denn sonst den Rock unterbringen, wenn ich mich schon so hastig aus dem Fenster gelehnt hatte :D :D

Übrigens ist ein klares St sehr gut zu singen ;)
Das war eine feministische Verschwörung.
Ohne Chance, ihr zu entkommen. :p :p
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Chajm
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Chajm »

Vongole hat geschrieben:(24 Jan 2021, 18:49)

Stock, mein Bester, Stock! :D :D
Aber R lässt sich vermutlich besser singen als St ;)
:? Wobei - ist ein Lied, welches davon singt, dass Haenschens Stock ihm (also dem Haenschen) gut steht, nicht per se schon sexistischen Inhaltes? :?
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Vongole »

Chajm hat geschrieben:(24 Jan 2021, 22:26)

:? Wobei - ist ein Lied, welches davon singt, dass Haenschens Stock ihm (also dem Haenschen) gut steht, nicht per se schon sexistischen Inhaltes? :?
So bei näherer Überlegung ist da was dran! :D
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Ammianus
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Ammianus »

oga hat geschrieben:(24 Jan 2021, 21:57)

Die Medien und die Politiker sind klar, von denen erwartet auch niemand etwas anderes.
Aber wer, zum Kuckuck ist diese interessierte Minderheit?
Wenn es eine ethnische, oder religiöse Minderheit wäre, könnte man das alles irgendwie nachvollziehen, aber ich kann mir beim besten Willen keine Gruppe vorstellen, welche von einem solch hirnverbrannten Sprach- oder Schrift Konsens profitiert.
Irgendwie ist das eine riesengrosse Verarsche von Otto Normal, habe ich das Gefühl. :s
Das sind Leute mit dem dringenden Bedürfnis, sich als die Aktivisten für Fortschritt und das Gute an sich zu fühlen. Sie sind Kämpfer, wahre Heroen, Übermenschen. In den letzten Monaten haben sie sich durchgesetzt. Es gibt kaum noch Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten, Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen oder Firmen, die nicht brav das auswendig gelernte Neusprech wiederkäuen.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von oga »

Ammianus hat geschrieben:(24 Jan 2021, 22:45)

Das sind Leute mit dem dringenden Bedürfnis, sich als die Aktivisten für Fortschritt und das Gute an sich zu fühlen. Sie sind Kämpfer, wahre Heroen, Übermenschen.
Also nicht einfach bessere Menschen, oder Gutmenschen, sondern bessere Gutmenschen, hä? Atomausstieg, Greta und Antianti genügt ihnen nicht.
Ammianus hat geschrieben:(24 Jan 2021, 22:45)
In den letzten Monaten haben sie sich durchgesetzt. Es gibt kaum noch Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten, Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen oder Firmen, die nicht brav das auswendig gelernte Neusprech wiederkäuen.
Na gut, die Politiker sind auf Stimmenfang und denken sich, bitte, wenn die das so wollen und die anderen es nicht interessiert...
Aber bei den Journalisten muss ich fragen, steigt die Auflage wirklich dadurch, oder haben die keine andren Skandale und Themen mehr? :?:
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Ammianus »

Tja, ich kenn das noch aus der DDR, wenn man in der Schule oder sonstwo sich einer falschen Wortwahl schuldig machte, z.B. den Antifaschistischen Schutzwall "Mauer" nannte. Hatte man nichts zu verlieren und wollte auch nichts werden, dann war es sogar ein regelrechter Spaß, damit die Figuren mit dem richtigen Klassenstandpunkt kräftig zu provozieren.

Aber auch in den 00er Jahren gab es ein lustiges Erlebnis an einer Universität. In irgendeinem Zusammenhang hatte ich das Wort "Eskimo" verwendet. Und gleich fuhr ein als Antifa-Typ bekannter Studierender dazwischen: "Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dieses Wort nicht mehr zu verwenden?"

Meschugge ist Trumpf ...
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Teeernte »

Ammianus hat geschrieben:(25 Jan 2021, 01:01)

Tja, ich kenn das noch aus der DDR, wenn man in der Schule oder sonstwo sich einer falschen Wortwahl schuldig machte, z.B. den Antifaschistischen Schutzwall "Mauer" nannte. Hatte man nichts zu verlieren und wollte auch nichts werden, dann war es sogar ein regelrechter Spaß, damit die Figuren mit dem richtigen Klassenstandpunkt kräftig zu provozieren.

Aber auch in den 00er Jahren gab es ein lustiges Erlebnis an einer Universität. In irgendeinem Zusammenhang hatte ich das Wort "Eskimo" verwendet. Und gleich fuhr ein als Antifa-Typ bekannter Studierender dazwischen: "Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dieses Wort nicht mehr zu verwenden?"

Meschugge ist Trumpf ...
:thumbup:
Was ist der Unterschied zwischen Friseurin und Friseuse?
Der Duden erklärt, dass es sich bei dem Wort „Friseuse“ um die weibliche Form der Berufsbezeichnung „Friseur“ handele. Allerdings sei die Bezeichnung veraltet und würde nur noch umgangssprachlich gebraucht. Wenn Du also ganz korrekt dem Duden folgst, dann heißt es „Friseurin“.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Billie Holiday »

Ammianus hat geschrieben:(25 Jan 2021, 01:01)

Tja, ich kenn das noch aus der DDR, wenn man in der Schule oder sonstwo sich einer falschen Wortwahl schuldig machte, z.B. den Antifaschistischen Schutzwall "Mauer" nannte. Hatte man nichts zu verlieren und wollte auch nichts werden, dann war es sogar ein regelrechter Spaß, damit die Figuren mit dem richtigen Klassenstandpunkt kräftig zu provozieren.

Aber auch in den 00er Jahren gab es ein lustiges Erlebnis an einer Universität. In irgendeinem Zusammenhang hatte ich das Wort "Eskimo" verwendet. Und gleich fuhr ein als Antifa-Typ bekannter Studierender dazwischen: "Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dieses Wort nicht mehr zu verwenden?"

Meschugge ist Trumpf ...
Wie hast du reagiert? Hast du dir das Wort hoffentlich nicht verbieten lassen? Was bilden solche Typen sich eigentlich ein?
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

Ammianus hat geschrieben:(24 Jan 2021, 22:45)

Das sind Leute mit dem dringenden Bedürfnis, sich als die Aktivisten für Fortschritt und das Gute an sich zu fühlen. Sie sind Kämpfer, wahre Heroen, Übermenschen. In den letzten Monaten haben sie sich durchgesetzt. Es gibt kaum noch Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten, Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen oder Firmen, die nicht brav das auswendig gelernte Neusprech wiederkäuen.
Und jetzt hat ja auch der Duden, der bisher Sprachentwicklungen immer nur nachträglich dargestellt hat, beschlossen, das generische Geschlecht abzuschaffen und etwa 20.000 Begriffe zu ändern. Allerdings wird auch das nicht genügen, denn mit der Abschaffung des generischen Geschlechtes - also wenn es dann der Bäcker und die Bäckerin heißt, gibt es ja das Problem, das weder männliche noch weibliche Köpfe darauf drängen werden, ebenfalls abgebildet zu werden.

Aber in solchen Zeiten gehen solche Eingriffe von oben her in die Sprache ja inzwischen problemlos durch. Diese Möglichkeiten hätte man sich vor 80 Jahren nicht träumen lassen.

Und bevor wieder das Standardargument von der "Sichtbarmachung" kommt, noch einmal etwas, was ich dieser Tage schon einmal schrieb in einem Strang: Die türkische Sprache kennt kein Geschlecht, also auch nicht in den Endungen, wie manch andere Sprachen. So viel zur Gleichberechtigung durch "Sichtbarmachung".
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Ammianus »

Billie Holiday hat geschrieben:(25 Jan 2021, 07:27)

Wie hast du reagiert? Hast du dir das Wort hoffentlich nicht verbieten lassen? Was bilden solche Typen sich eigentlich ein?
Nach Ende von Schul- und Lehrzeit lies die Konfrontation mit dem ideologischen Gestammel in der DDR spürbar nach. Mir hat dann regelrecht was gefehlt. Wobei, politische Witze waren immer noch ein Genuss.
Dem Eskimo-Mann kam ich mit einem DDR-Vergleich. Hier war die Pointe, dass der Dozent dem großen Kämpfer für eine bessere Welt in dem Seinesgleichen den Ton bestimmen ungefähr das erklärte, was heute auch im Wiki-Artikel steht.

Und was diese Typen sich einbilden? Früher waren es die Superarier, dann die mit dem klaren Klassenstandpunkt. Da wirken immer die gleichen gesellschaftlichen Mechanismen. Es mag durchaus sein, dass so mancher Nachrichtensprecher, Journalist oder Politiker das auch mehr als dämlich findet. Aber in den entsprechenden Berufe verdient man sehr gut. Wer will sich das schon versauen. Schließlich will auch das E-Auto abbezahlt sein und der Bau des Öko-Hauses beginnt im nächsten Jahr.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

PeterK hat geschrieben:(24 Jan 2021, 19:59)

Versuche es doch mal mit "Sehr geehrter Mann Meier ..." ;)

Ich halte die Diskussion insgesamt für albern.
Und unterhaltend. Nicht alles so ernst nehmen!
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

Ammianus hat geschrieben:(25 Jan 2021, 01:01)

Tja, ich kenn das noch aus der DDR, wenn man in der Schule oder sonstwo sich einer falschen Wortwahl schuldig machte, z.B. den Antifaschistischen Schutzwall "Mauer" nannte. Hatte man nichts zu verlieren und wollte auch nichts werden, dann war es sogar ein regelrechter Spaß, damit die Figuren mit dem richtigen Klassenstandpunkt kräftig zu provozieren.

Aber auch in den 00er Jahren gab es ein lustiges Erlebnis an einer Universität. In irgendeinem Zusammenhang hatte ich das Wort "Eskimo" verwendet. Und gleich fuhr ein als Antifa-Typ bekannter Studierender dazwischen: "Hatten wir uns nicht darauf geeinigt, dieses Wort nicht mehr zu verwenden?"

Meschugge ist Trumpf ...
Da sollten wir aber zwei Dinge nicht durcheinanderbringen. Die DDR-Gesellschaft war unter anderem geprägt von der Willkür von Personen. Infolge des Mangels an demokratischer Rückkopplung. Provinzfürsten, Parteisekretäre, Hausgemeinschaftsleitungen konnten ungehindert ihre privaten Macken ausleben. Ich kann mich an eine Diskussion an einer Uni erinnern, in der ganz offen davon gesprochen wurde, wirklich wörtlich, es ging um Menschen aus der Richtung "Nationale Befreiungsbewegungen" in Afrika ... dass diese Leute "eben noch auf dem Baum saßen und eine Banane aßen" ... und was die hier bei uns zu suchen hätten. Niemand von den Genossen und FDJ-Leuten hat etwas dagegen gesagt. Niemand! Das hat aber nix mit dem Programm des soundsovielten Parteitags zu tun. Sondern damit, dass die DDR-Gesellschaft a) eine Gesellschaft von Hausmeistern und Zeltplatzwarten war und b) dass eben in einer Gesellschaft ohne Rückkopplung über freie Presse, Disput, Aushandlung usw. es dazu kommt, dass Einzelpersonen ihre lokale Macht ausleben können. Solange sie rein formal nur irgendwie die Linie der Partei nicht überschreiten. Es kann dabei durchaus sein, und ich habe es auch erlebt, dass in wenigen Fällen diese Einzelpersonen eben auch eine ausgesprochen liberale Einstellung durchsetzten.

Was heute oftmals kritisiert wird. Und oftmals zurecht, ist etwas ganz anderes: Die Bereitschaft zum Konsens. Die Unterordnung unter die Mehrheitsgesellschaft. Die Bequemlichkeit, das zu sagen und das zu machen, was eben alle so machen und sagen. Es wird irgendwann eine Gendesprech-App geben, die einen korrekten Sprachgebrauch in ein Sozialpunktesystem einfließen lässt. Falscher Gendersprech --> schlechtere Kreditwürdigkeit. Nicht in China. Sondern hier!
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von oga »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2021, 20:49)
Die Unterordnung unter die Mehrheitsgesellschaft. Die Bequemlichkeit, das zu sagen und das zu machen, was eben alle so machen und sagen.
Na gut, aber wo ist dann der Unterschied, ob du aus Bequemlichkeit dem Trend zum Gendersprech folgst, oder dem verordnetem Parteiargon? :?:
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
Stoner

Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2021, 20:49)

[...] Es wird irgendwann eine Gendesprech-App geben, die einen korrekten Sprachgebrauch in ein Sozialpunktesystem einfließen lässt. Falscher Gendersprech --> schlechtere Kreditwürdigkeit. Nicht in China. Sondern hier!
Das hat meine Unterstützung. Die Vorstellung, dass Sprache sich von unten nach oben ganz demokratisch ändert, ist überholt. Wie gefährlich Sprache ist, erkennt man ja daran, dass weise Führer obstinaten Minderheiten vor allem ihre Sprache nehmen.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

oga hat geschrieben:(25 Jan 2021, 21:25)

Na gut, aber wo ist dann der Unterschied, ob du aus Bequemlichkeit dem Trend zum Gendersprech folgst, oder dem verordnetem Parteiargon? :?:
Wie ich schon versucht habe zu erklären: Anders als in total diktatorischen Gesellschaften (wie D unter dem NS-Regime), gibt es in autokratischen Gesellschaften (wie der der DDR oder der des heutigen Russland) das Phänomen der Lokalfürsten, der lokalen Oligarchen. Solange sie den Zentralmächtigen nicht wirklich gefährlich werden, bestimmen sie, wo's lang geht. Das mit Abstand extremste Beispiel - auch und gerade in Hinsicht auf das Thema "Gender" ist das des - wie es oft heißt - dunkelsten Orts Russlands: Tschtschenien. Das Beispiel von Putins Statdhalter Kadyrow und seiner Leute, der berüchtigten Kadyrowzys. Der Mann steht unter dem Schutz Putis und gleichzeitig in Konkurrenz zu ihm. An diesem Beispiel kann man (velleicht) verständlich machen, wie Rassisten und potenzielle Nazis in der DDR-Gesellschaft, im SED-Staat gewissermaßen eine lokale Szene beherrschten. Parallel zur offiziellen Linie und zum offiziellen Parteijargon von "proletarischem Internatiionalismus".

Es geht immer um die Macht und nie wirklich um Ideologien. Rassismus, Nationalismus, deutsche Tugenden usw waren auch unter SED-Funktionären geduldet ... solange die Machtfrage ncht gefährdet war. Man muss sie vielleicht erlebt haben und aus kritisch aus der historischen Perspektive sehen können: Die Fackelzüge der FDJ. Die Wehrertüchtigung von der Grundschule an.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von oga »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2021, 23:41)
Es geht immer um die Macht und nie wirklich um Ideologien.
Voll einverstanden. :thumbup:
Mit dem Rest weniger.
Meiner Meinung nach war die Macht der Lokalfürsten in der DDR ziemlich begrenzt. Ja, sie mussten noch viel mehr als der kleine Mann aufpassen was sie sagen und tun, weil sie eh von karrieregeilen Mitarbeitern umgeben waren, welche jeden Fehltritt sofort "nach oben" melden.
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Stoner

Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jan 2021, 23:41)

Wie ich schon versucht habe zu erklären: Anders als in total diktatorischen Gesellschaften (wie D unter dem NS-Regime), gibt es in autokratischen Gesellschaften (wie der der DDR oder der des heutigen Russland) das Phänomen der Lokalfürsten, der lokalen Oligarchen. Solange sie den Zentralmächtigen nicht wirklich gefährlich werden, bestimmen sie, wo's lang geht. Das mit Abstand extremste Beispiel - auch und gerade in Hinsicht auf das Thema "Gender" ist das des - wie es oft heißt - dunkelsten Orts Russlands: Tschtschenien. Das Beispiel von Putins Statdhalter Kadyrow und seiner Leute, der berüchtigten Kadyrowzys. Der Mann steht unter dem Schutz Putis und gleichzeitig in Konkurrenz zu ihm. An diesem Beispiel kann man (velleicht) verständlich machen, wie Rassisten und potenzielle Nazis in der DDR-Gesellschaft, im SED-Staat gewissermaßen eine lokale Szene beherrschten. Parallel zur offiziellen Linie und zum offiziellen Parteijargon von "proletarischem Internatiionalismus".

Es geht immer um die Macht und nie wirklich um Ideologien. Rassismus, Nationalismus, deutsche Tugenden usw waren auch unter SED-Funktionären geduldet ... solange die Machtfrage ncht gefährdet war. Man muss sie vielleicht erlebt haben und aus kritisch aus der historischen Perspektive sehen können: Die Fackelzüge der FDJ. Die Wehrertüchtigung von der Grundschule an.
Also von dem aus die Kurve zur Frage des Gendersprechs, zur Entscheidung der Duden-Redaktion, das generische Geschlecht abzuschaffen, das Verbiegen von Wörtern gegen allen Sinn, das peinliche Stottern "die Patienten..n und Patienten müssen" (gestern wieder einmal wunderbar vorgeführt von einem Minister in einer Talksendung), die Einführung von Pausenzeichen in Wörtern - das alles hat natürlich auch mit Machtfragen zu tun, kommt aber wo ganz anderes her. Also vielleicht kann man die DDR und so Zeugs hier mal außen vorlassen und sich mit den identitätspolitischen Gründen für die Entdemokratisierung der Sprachentwicklung aus moralischen Gründen beschäftigen.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

Stoner hat geschrieben:(26 Jan 2021, 08:53)

Also von dem aus die Kurve zur Frage des Gendersprechs, zur Entscheidung der Duden-Redaktion, das generische Geschlecht abzuschaffen, das Verbiegen von Wörtern gegen allen Sinn, das peinliche Stottern "die Patienten..n und Patienten müssen" (gestern wieder einmal wunderbar vorgeführt von einem Minister in einer Talksendung), die Einführung von Pausenzeichen in Wörtern - das alles hat natürlich auch mit Machtfragen zu tun, kommt aber wo ganz anderes her. Also vielleicht kann man die DDR und so Zeugs hier mal außen vorlassen und sich mit den identitätspolitischen Gründen für die Entdemokratisierung der Sprachentwicklung aus moralischen Gründen beschäftigen.
Ja. Ist durch einen Beitrag - ich glaub von user Ammianus - reingekommen. "Gendersprech" war zu DDR-Zeiten eher nicht das Thema.

"iidentitätspoliitische Gründe für die Entdemokratisierung der Sprachentwicklung aus moralischen Gründen" ... meine Güte, Stoner. Eine Phrase wie diese könnte man wohl unter irgendwie "vornehm verkorkst" verbuchen. Die Menschen sprechen einfach wie sie wollen. Die Sprache entwickelt sich einfach, ohne dass sie danach gefragt wird und ohne dass das demokratisch abzustimmen wäre. Meines Wissens, verbessere mich, wenn ich falsch liege, entscheiden über die Regeln zur Rechtschreibung in erster Linie die Bildungsministerien der einzelnen Bundesländer. Sie bestimmten, was Kinder in derr Grundschule lernen. Die Duden-Redaktion kann nur einen Pseudo-Standard festlegen.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

Sprache in der DDR-Gesellschaft war vor allem geprägt durch eine dauernde Bereitschaft zur Kodierung und Dekodierung von eigentlich nicht erlaubten Aussagen. Ein interessantes Thema, das aber mit dem Thema hier wenig zu tun hat.

Faszinierende finde ich ja die Aussage des Theaderstelllers in dieser Passage im ersten Beitrag:
Das ganze Thema interessiert mich eigentlich nicht. Ich fand nur eben den
Vorschlag interessant und möchte ihm hiermit Aufmerksamkeit verschaffen.
Das nennt man glaub ich eine "Übersprungshandlung".
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von tarkomed »

Stoner hat geschrieben:(25 Jan 2021, 09:13)
Aber in solchen Zeiten gehen solche Eingriffe von oben her in die Sprache ja inzwischen problemlos durch. Diese Möglichkeiten hätte man sich vor 80 Jahren nicht träumen lassen.
Sie meinen sicherlich vom Kopf her, denn der Bauch hat sich seit Jahrtausenden kaum verändert… ;)
Stoner hat geschrieben:(25 Jan 2021, 09:13)
Und bevor wieder das Standardargument von der "Sichtbarmachung" kommt, noch einmal etwas, was ich dieser Tage schon einmal schrieb in einem Strang: Die türkische Sprache kennt kein Geschlecht, also auch nicht in den Endungen, wie manch andere Sprachen. So viel zur Gleichberechtigung durch "Sichtbarmachung".
Wer hätte das gedacht. Ausgerechnet in Regionen, in denen die Geschlechterrollen klar definiert sind, hat es die Sprache versäumt mitzuziehen. Könnte es vielleicht sein, dass dort die Mentalität der Menschen sich im Laufe der Jahrhunderte in umgekehrter Richtung entwickelt hat als bei uns? ;)
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jan 2021, 09:16)

Ja. Ist durch einen Beitrag - ich glaub von user Ammianus - reingekommen. "Gendersprech" war zu DDR-Zeiten eher nicht das Thema.

"iidentitätspoliitische Gründe für die Entdemokratisierung der Sprachentwicklung aus moralischen Gründen" ... meine Güte, Stoner. Eine Phrase wie diese könnte man wohl unter irgendwie "vornehm verkorkst" verbuchen. Die Menschen sprechen einfach wie sie wollen. Die Sprache entwickelt sich einfach, ohne dass sie danach gefragt wird und ohne dass das demokratisch abzustimmen wäre. Meines Wissens, verbessere mich, wenn ich falsch liege, entscheiden über die Regeln zur Rechtschreibung in erster Linie die Bildungsministerien der einzelnen Bundesländer. Sie bestimmten, was Kinder in derr Grundschule lernen. Die Duden-Redaktion kann nur einen Pseudo-Standard festlegen.
Bevor ich noch etwas dazu sage, mache ich Ihnen mal einen Vorschlag: Präzisieren Sie doch mal Ihre Phrase "die Sprache ändert sich". Was bedeutet das denn in der Praxis: Wie ändert sie sich, was ändert sich, wie verlaufen diese Änderungen.

Und dass der Duden bis vor ein paar Wochen ein Nachschlagwerk war, ist Ihnen bewusst, und zwar im Sinne des Wortes "nachschlagen" und welche Art von Autorität sich daraus ergibt? Und welchen Unterschied es gibt, wenn der Duden den Sprachgebrauch nicht mehr abbildet, sodass man "nachschlagen" kann im Zweifelsfall, sondern wenn er nun vorschreibt und das generische Geschlecht abschafft? Und Ihnen ist Sinn und Zweck des generischen Geschlechts bewusst? Auch, dass mit dessen Abschaffung die Sprache biologisiert wird? Alles geläufig?
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

tarkomed hat geschrieben:(26 Jan 2021, 10:06)

Sie meinen sicherlich vom Kopf her, denn der Bauch hat sich seit Jahrtausenden kaum verändert… ;)

Wer hätte das gedacht. Ausgerechnet in Regionen, in denen die Geschlechterrollen klar definiert sind, hat es die Sprache versäumt mitzuziehen. Könnte es vielleicht sein, dass dort die Mentalität der Menschen sich im Laufe der Jahrhunderte in umgekehrter Richtung entwickelt hat als bei uns? ;)
Das Fehlen eines grammatischen Geschlechts heißt noch lange nicht, dass die Sprache nicht sozusagen geschlechtlich markiert ist. im Ungarischen gibts auch kein grammatisches Geschlecht. Aber eine Frau, die als Kovács Marika (Marika Schmidt) aufgewachsen ist und einen Molnár Péter (Peter Müller) heiratet, heißt in der traditionallen Schreibweise fortan offiziell
"Molnár Péterné" (Peter Müller seine [Frau])

Wie eigentlich das grammatische Geschlecht in die Sprachen gekommen ist ... warum der Tisch männlich und die Lampe weiblich ist ... das wäre mal eine interessante Frage an Leute, die sich mit Sprachwissenschaften auskennen.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jan 2021, 11:07)


Wie eigentlich das grammatische Geschlecht in die Sprachen gekommen ist ... warum der Tisch männlich und die Lampe weiblich ist ... das wäre mal eine interessante Frage an Leute, die sich mit Sprachwissenschaften auskennen.
Der eine wird Ihnen sagen, das Huhn war zuerst, der andere wird Ihnen das Ei anpreisen, wenn es um Genus und Sexus geht.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

Stoner hat geschrieben:(26 Jan 2021, 11:03)

Bevor ich noch etwas dazu sage, mache ich Ihnen mal einen Vorschlag: Präzisieren Sie doch mal Ihre Phrase "die Sprache ändert sich". Was bedeutet das denn in der Praxis: Wie ändert sie sich, was ändert sich, wie verlaufen diese Änderungen.

Und dass der Duden bis vor ein paar Wochen ein Nachschlagwerk war, ist Ihnen bewusst, und zwar im Sinne des Wortes "nachschlagen" und welche Art von Autorität sich daraus ergibt? Und welchen Unterschied es gibt, wenn der Duden den Sprachgebrauch nicht mehr abbildet, sodass man "nachschlagen" kann im Zweifelsfall, sondern wenn er nun vorschreibt und das generische Geschlecht abschafft? Und Ihnen ist Sinn und Zweck des generischen Geschlechts bewusst? Auch, dass mit dessen Abschaffung die Sprache biologisiert wird? Alles geläufig?
Also dass die Alltagssprache sich in der alltäglichen Praxis ändert ... um das nicht mitzubekommen muss man sich schon ganz schön kommunikationsresistent anstellen. Andauernd und ständig gibt es Änderungen. Ich picke einfach nur zwei von gefühlt hundert Beispielen nur in den letzten 10, 20 Jahren heraus. Das Verschwinden einer Reihe von Pronominaladverbien im Soprachgebrauch. "Womit", "Wozu", "Weswegen", " Worauf" usw. Es heißt - fast nur noch und auch in sogenannten Qualitätsmedien - "Auf was haben Sie sich spezialiisert" (Statt "worauf") und "Für was ist eine Zange zu gebrauchen" (statt "Wofür"). Das Verschwinden des Präterituns, Oder genauer des Unterschieds zwischen Perfekt und Präteritum. Von meiner gerade dreijährigen Enkeltochter hörte ich unlängst den Satz: "Mama: Saß ich hier?" Ich war ehrlich fasziniert. Das kleine Menschlein hatte begriffen, dass es Ereignisse, Handlungen usw. gibt, die vom momentanen Geschehen bereits abgekoppelt sind. Die nicht zur eben gerade laufenden Gegenwart gehören Und dass man das sprachlich ausdrücken kann.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jan 2021, 11:07)

Das Fehlen eines grammatischen Geschlechts heißt noch lange nicht, dass die Sprache nicht sozusagen geschlechtlich markiert ist. im Ungarischen gibts auch kein grammatisches Geschlecht. Aber eine Frau, die als Kovács Marika (Marika Schmidt) aufgewachsen ist und einen Molnár Péter (Peter Müller) heiratet, heißt in der traditionallen Schreibweise fortan offiziell
"Molnár Péterné" (Peter Müller seine [Frau])
Das ist aber keine Frage der Grammatik, wie die Frau fortan heißt. Das zu ändern ist lediglich der Eingriff in eine sprachliche Konvention. Auch die Abschaffung des Begriffs "Fräulein" war kein Eingriff in die Sprachstruktur, in die Grammatik, sondern lediglich in die Konvention. Wenn dagegen "der Bürger" plötzlich biologisiert wird, dann ist das ein Eingriff in die Grammatik und nicht in die Konventionen.

Spaßig wird es dann, wenn wir Begriffe biologisieren (und Gendern ist ja Biologisierung dem Wesen nach) wie "die Lehrerschaft". Da wird ein dann männlicher Begriff mittels eines Schwanzes, also eines Suffix, das mit dem Begriff "schaffen" verwandt ist und u.a. "erzeugen" als Synonym hat, verweiblicht. Und wer das Wort "Lehrerschaft" liest, stellt sich natürlich unmittelbar eine anonyme Frauenmasse vor, weil es "die" Lehrerschaft heißt. Oder doch nicht?
Stoner

Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jan 2021, 11:34)

Also dass die Alltagssprache sich in der alltäglichen Praxis ändert ... um das nicht mitzubekommen muss man sich schon ganz schön kommunikationsresistent anstellen. Andauernd und ständig gibt es Änderungen. Ich picke einfach nur zwei von gefühlt hundert Beispielen nur in den letzten 10, 20 Jahren heraus. Das Verschwinden einer Reihe von Pronominaladverbien im Soprachgebrauch. "Womit", "Wozu", "Weswegen", " Worauf" usw. Es heißt - fast nur noch und auch in sogenannten Qualitätsmedien - "Auf was haben Sie sich spezialiisert" (Statt "worauf") und "Für was ist eine Zange zu gebrauchen" (statt "Wofür"). Das Verschwinden des Präterituns, Oder genauer des Unterschieds zwischen Perfekt und Präteritum. Von meiner gerade dreijährigen Enkeltochter hörte ich unlängst den Satz: "Mama: Saß ich hier?" Ich war ehrlich fasziniert. Das kleine Menschlein hatte begriffen, dass es Ereignisse, Handlungen usw. gibt, die vom momentanen Geschehen bereits abgekoppelt sind. Die nicht zur eben gerade laufenden Gegenwart gehören Und dass man das sprachlich ausdrücken kann.
Danach habe ich Sie nicht gefragt. Ich habe Sie gefragt, wie diese Änderungen zustande kommen. Wenn Wörter verschwinden, der Genitiv verschwindet, das Präteritum verschwindet, der Konjunktiv in der indirekten Rede verschwindet usw. usf. - wurde das dann irgendwo (mit welcher Legitimation) angeordnet, oder ist das etwas, was sich im täglichen Sprachgebrauch einfach ohne jede Anweisung ergeben hat? Das ist doch der entscheidende Punkt - erfolgen Änderungen von unten nach oben (mit dem Duden als "oben", der den entsprechenden Sprachgebrauch dann abbildet), oder wird versucht, Sprache von oben nach unten durchzusetzen? Und genau das wäre (und ist) das, was ich als Entdemokratisierung der Sprache bezeichne. Denn Sprache gehörte im Wesentlichen denen, die sie sprechen, nicht denen, von denen sie regiert werden. Aber Gendern ist der Versuch eines Eingriffs von oben. Der sich natürlich durchsetzen wird.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Tom Bombadil »

Dieser Genderkram ist für mich das Sinnbild der dekadenten Gesellschaft. Es gibt keine wirklichen Probleme mehr, also muss man so einen Quatsch erfinden, um Probleme lösen zu können, auch wenn sie nur imaginärer Art sind. Das wird dann als progressiv und Weiterentwicklung der Gesellschaft verkauft.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Jan 2021, 12:42)

Dieser Genderkram ist für mich das Sinnbild der dekadenten Gesellschaft. Es gibt keine wirklichen Probleme mehr, also muss man so einen Quatsch erfinden, um Probleme lösen zu können, auch wenn sie nur imaginärer Art sind. Das wird dann als progressiv und Weiterentwicklung der Gesellschaft verkauft.
Als Quatsch würde ich das nicht abtun. Es ist Ausdruck einer ganz bestimmten Auffassung von Wirklichkeit, die danach allein sprachlicher Art ist, weshalb man an die Sprache rangeht, um die Wirklichkeit nach den eigenen Vorstellungen zu formen. Wirklich ist danach nicht, was wahr ist, sondern was gesagt und anerkannt wird. Und diese Anerkennung gilt es durchzusetzen.

Insofern ist das Problem, wie man an der Aktion der Dudenleute sieht, ein sehr reales. Das einzig "Lustige" daran ist, dass die postmodernen Grundlagen genau diejenigen sind, die auch im Trumpismus den Unterschied zwischen einem Sachverhalt und einem "Sprechverhalt" verwischen. Wenn genügend ein Sprechen anerkennen, reicht das. Wahrheit bleibt hier wie dort auf der Strecke, es gilt das Primat der Sprache. Ein Satz ist nicht dann wahr, wenn ihm eine Tatsache entspricht, sondern wenn das, was gesagt wird, anerkannt wird.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Tom Bombadil »

Doch, für mich ist das Quatsch, ein Kniefall vor den verletzten Gefühlen einer kleinen Minderheit.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Billie Holiday »

Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Jan 2021, 13:27)

Doch, für mich ist das Quatsch, ein Kniefall vor den verletzten Gefühlen einer kleinen Minderheit.
Seh ich genau so.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von tarkomed »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jan 2021, 11:07)

Das Fehlen eines grammatischen Geschlechts heißt noch lange nicht, dass die Sprache nicht sozusagen geschlechtlich markiert ist. im Ungarischen gibts auch kein grammatisches Geschlecht. Aber eine Frau, die als Kovács Marika (Marika Schmidt) aufgewachsen ist und einen Molnár Péter (Peter Müller) heiratet, heißt in der traditionallen Schreibweise fortan offiziell
"Molnár Péterné" (Peter Müller seine [Frau])
Ich kenne mich weder in der türkischen noch in der ungarischen Sprache aus und so weit brauche ich auch nicht zu gehen. In Bayern heißt diese Frau auch Müllerin, nachdem sie Peter Müller geheiratet hat.
Ich weiß nur, dass die Verkrustungen der 50er, 60er und 70er Jahre irgendwann mühsam durchbrochen wurden und die Emanzipation der Frauen hat in unseren Regionen eingesetzt, aber diejenigen, die schon damals Schnappatmung bekommen haben beim Beobachten der Entwicklungen, sie scheinen sich bis heute noch nicht davon erholt zu haben...
Gemeinsam mit der lebendigen Kultur eines Landes, lebt auch die Sprache und sie entwickelt sich im Gleichschritt. Ob wir uns dagegen wehren, dass Gendersprech Einzug in unserer Kommunikation findet oder nicht, verhindern wird es sich nicht lassen, denn gegen die Jugendsprache können wir uns auch nicht wehren, auch wenn sie uns viel stärker überfordert und unsere bisher gewohnte Sprache viel mehr verunstaltet.
Die Verschiebungen der Geschlechterrollen sind es, die manche stören, seien es die geforderten Quoten oder ihre Berücksichtigung in der Sprache und anderswo.
Ich will nicht schon wieder den abfahrenden Zug bemühen, dieses Gleichnis mag Stoner nicht. :)
schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jan 2021, 11:07)
Wie eigentlich das grammatische Geschlecht in die Sprachen gekommen ist ... warum der Tisch männlich und die Lampe weiblich ist ... das wäre mal eine interessante Frage an Leute, die sich mit Sprachwissenschaften auskennen.
Und warum die Franzosen ohne Neutrum auskommen, das wäre auch interessant zu wissen.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

Stoner hat geschrieben:(26 Jan 2021, 11:47)

Das ist aber keine Frage der Grammatik, wie die Frau fortan heißt. Das zu ändern ist lediglich der Eingriff in eine sprachliche Konvention. Auch die Abschaffung des Begriffs "Fräulein" war kein Eingriff in die Sprachstruktur, in die Grammatik, sondern lediglich in die Konvention. Wenn dagegen "der Bürger" plötzlich biologisiert wird, dann ist das ein Eingriff in die Grammatik und nicht in die Konventionen.

Spaßig wird es dann, wenn wir Begriffe biologisieren (und Gendern ist ja Biologisierung dem Wesen nach) wie "die Lehrerschaft". Da wird ein dann männlicher Begriff mittels eines Schwanzes, also eines Suffix, das mit dem Begriff "schaffen" verwandt ist und u.a. "erzeugen" als Synonym hat, verweiblicht.
Verweiblichung mittels eines Schwanzes. Nicht schlecht! :p
Und wer das Wort "Lehrerschaft" liest, stellt sich natürlich unmittelbar eine anonyme Frauenmasse vor, weil es "die" Lehrerschaft heißt. Oder doch nicht?

Eine meiner nächsten Assoziationen zu "Lehrerschaft" sind die Begriffe "Stiefelschaft", "Burschenschaft", "Wissenschaft" und "Beamtenschaft". Da regt sich bei mir kein Funken Erotik wie es auf der anderen Seite bei der Vorstellung einer "anonymen Frauenmasse" der Fall ist.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von schokoschendrezki »

tarkomed hat geschrieben:(26 Jan 2021, 14:25)

Ich kenne mich weder in der türkischen noch in der ungarischen Sprache aus und so weit brauche ich auch nicht zu gehen. In Bayern heißt diese Frau auch Müllerin, nachdem sie Peter Müller geheiratet hat.
Ich weiß nur, dass die Verkrustungen der 50er, 60er und 70er Jahre irgendwann mühsam durchbrochen wurden und die Emanzipation der Frauen hat in unseren Regionen eingesetzt, aber diejenigen, die schon damals Schnappatmung bekommen haben beim Beobachten der Entwicklungen, sie scheinen sich bis heute noch nicht davon erholt zu haben...
Was heißt jetzt "unsere Regionen". Meines Wissens hat die Emanzipation der Frauen in der Neuzeit ganz wesentlich mit der Suffragettenbewegung in Großbritannien eingesetzt. Da ging es nicht um Sprache sondern eher und knallhart um Wahlrecht. Etwas später in Mitteleuropa ganz wesentlich um Hochschulzugangsrecht. Und hier spielte vor allem der russische Niihilismus als philosophische Strömung eine Rolle. Anders als heute die VertreterInnen der Genderstudien waren die russischen Nihilistinnen allerdings besonders skeptisch gegenüber den Geisteswissenschaften. Ein Zentrum dieser russischen Nihilistinnen war die Stadt Zürich. Dort gab es Hochschulzugang für Frauen. In Russland dagegen war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine konservative Gegenreaktion an der Tagesordnung. Nihilistinnen in Zürich waren meist Töchter wohlhabener russischer Städtebürger. Sie bildeten in Zürich Frühformen von Kommunen Gleichgesinnter. Die prototypische Vertreterin dieser Epoche des russischen Nihilismus war Sofja Wassiljewna Kowalewskaja, die erste Mathematikprofessorin der Welt. So. Und nach soviel Schlaumeiertum... Worum gehts bei Kowalewskaja: Na um die partielle Differentialgleichung, die Funktion, die Analytizität, die Lösbarkeit, die Lösung. die Analysis, die Hyperfläche, die Stelligkeit, die Stetigkeit ... manchmal auch um den Nullpunkt. ;)
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Zahnderschreit »

JosefG hat geschrieben:(23 Jan 2021, 22:09)
Neutral hieße es "Soldaten", weiblich "Soldatinnen", männlich "Soldatonnen".

Alle schimpfen über die Gendersprache, auch im "Sammelstrang gendergerechte Sprache".
Der hier gemachte Vorschlag wäre doch eine praktikable Alternative, meine ich.
Hab auch in anderen Foren schon dafür geworben. Warum wird er ignoriert?
Ich "ignoriere" ihn, weil er künstlich - und aus meiner Sicht grundlos - eine neue Grammatik einführt.
Soldatinnen-und-Soldaten-Sprecher und Soldatinnen-und-Soldaten-Sprecherinnen scheinen sich an der Aufblähung oder der offensichtlichen Nichtnennung des dritten Geschlechts auch nicht zu stören, so dass auch hier kein -on nötig ist.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von tarkomed »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jan 2021, 15:11)

Was heißt jetzt "unsere Regionen". Meines Wissens hat die Emanzipation der Frauen in der Neuzeit ganz wesentlich mit der Suffragettenbewegung in Großbritannien eingesetzt. Da ging es nicht um Sprache sondern eher und knallhart um Wahlrecht. Etwas später in Mitteleuropa ganz wesentlich um Hochschulzugangsrecht. Und hier spielte vor allem der russische Niihilismus als philosophische Strömung eine Rolle. Anders als heute die VertreterInnen der Genderstudien waren die russischen Nihilistinnen allerdings besonders skeptisch gegenüber den Geisteswissenschaften. Ein Zentrum dieser russischen Nihilistinnen war die Stadt Zürich. Dort gab es Hochschulzugang für Frauen. In Russland dagegen war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine konservative Gegenreaktion an der Tagesordnung. Nihilistinnen in Zürich waren meist Töchter wohlhabener russischer Städtebürger. Sie bildeten in Zürich Frühformen von Kommunen Gleichgesinnter. Die prototypische Vertreterin dieser Epoche des russischen Nihilismus war Sofja Wassiljewna Kowalewskaja, die erste Mathematikprofessorin der Welt. So. Und nach soviel Schlaumeiertum... Worum gehts bei Kowalewskaja: Na um die partielle Differentialgleichung, die Funktion, die Analytizität, die Lösbarkeit, die Lösung. die Analysis, die Hyperfläche, die Stelligkeit, die Stetigkeit ... manchmal auch um den Nullpunkt. ;)
Ja, all das und noch viel mehr. :)
Deutsche Frauen dürfen trotzdem erst seit 1977 ohne die Zustimmung des werten Ehegatten arbeiten gehen. ;)
Wir waren jedoch bei der Sprache und gerade ist mir auf-/eingefallen, dass der Nachnahme der Frau in Griechenland – ob verheiratet oder nicht – aus der Genitivform des männlichen Familiennamens gebildet wird. Wenn der Mann oder der Vater beispielsweise Papadopoulos heißt, dann heißt die Ehefrau oder Tochter Papadopoulou, so wie sein Eigentum auch.
Inzwischen dürfen allerdings die Frauen nach der Heirat ihren Mädchennamen behalten und somit bleiben sie Eigentum ihres Vaters. :)
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von JosefG »

Für den Fall, dass die Moderatoren daran denken, den Strang in den "Sammelstrang gendergerechte Sprache" einzugliedern,
bitte ich, nur die Beiträge, die nichts mit dem hier vorgestellten Vorschlag zu tun haben, in den Sammelstrang zu verschieben.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von tarkomed »

Tom Bombadil hat geschrieben:(26 Jan 2021, 13:27)

Doch, für mich ist das Quatsch, ein Kniefall vor den verletzten Gefühlen einer kleinen Minderheit.
Von welcher Minderheit ist da die Rede?
Nur damit ich mich noch rechtzeitig ausnehme. Man kann nie wissen… ;)
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

JosefG hat geschrieben:(23 Jan 2021, 22:09)

Eigentlich könnte man auch bei der Kanzler bleiben. Auch das könnnte man als
klar neutral verstehen, wenn es als männliche Bezeichnung der Kanzleron gäbe.

Wichtiger ist eine neutrale Form ohnehin im Plural,
um nicht immer "Soldaten und Soldatinnen" sagen zu müssen.

Neutral hieße es "Soldaten", weiblich "Soldatinnen", männlich "Soldatonnen".

Alle schimpfen über die Gendersprache, auch im "Sammelstrang gendergerechte Sprache".
Der hier gemachte Vorschlag wäre doch eine praktikable Alternative, meine ich.
Hab auch in anderen Foren schon dafür geworben. Warum wird er ignoriert?
Weil Sprache keine Spielwiese für Ideologen, Populisten und sonstige, die einen Gedanken und ein geistiges Getränk zur Schnapsidee machen, ist. "Idiotinnen und Idiotonnen, lasst ab von Gedankinnen und Gedankonnen, und kloppt es in verfügbare Tonnen!"
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von BlueMonday »

Stoner hat geschrieben:(26 Jan 2021, 12:00)

Danach habe ich Sie nicht gefragt. Ich habe Sie gefragt, wie diese Änderungen zustande kommen. Wenn Wörter verschwinden, der Genitiv verschwindet, das Präteritum verschwindet, der Konjunktiv in der indirekten Rede verschwindet usw. usf. - wurde das dann irgendwo (mit welcher Legitimation) angeordnet, oder ist das etwas, was sich im täglichen Sprachgebrauch einfach ohne jede Anweisung ergeben hat? Das ist doch der entscheidende Punkt - erfolgen Änderungen von unten nach oben (mit dem Duden als "oben", der den entsprechenden Sprachgebrauch dann abbildet), oder wird versucht, Sprache von oben nach unten durchzusetzen? Und genau das wäre (und ist) das, was ich als Entdemokratisierung der Sprache bezeichne. Denn Sprache gehörte im Wesentlichen denen, die sie sprechen, nicht denen, von denen sie regiert werden. Aber Gendern ist der Versuch eines Eingriffs von oben. Der sich natürlich durchsetzen wird.
Ja, Sprache dürfte das Paradebeispiel einer spontanen Ordnung sein. Und als solche ist sie ein polyarchisches Phänomen. Also regellos(ruleless) statt irgendeinem Prinzip folgend(rulebound) wie die demokratische Entscheidungsfindung.
Hier treten also mehr oder weniger machtvolle Sprachsphären bzw. Sprachgebrauchsansprüche gegeneinander an. Etabliertes gegen Neues. Es gibt da keine Auszählung oder Abstimmnungen, durchsetzende Mehrheiten, sondern es bilden sich oft Blasen der Sprachgebräuche, die sich manchmal berühren, überlappen, vermengen, den Widerstand aufgeben. Aber es wird nie eine sprachliche Totalität entstehen, höchstens Schnittmengen mit übersetzenden Schnittstellen.
"Von oben" etwas designen zu wollen ist im Grunde in mehrfacher Hinsicht immer eine Illusion.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Stoner »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Jan 2021, 17:12)

Ja, Sprache dürfte das Paradebeispiel einer spontanen Ordnung sein. Und als solche ist sie ein polyarchisches Phänomen. Also regellos(ruleless) statt irgendeinem Prinzip folgend(rulebound) wie die demokratische Entscheidungsfindung.
Hier treten also mehr oder weniger machtvolle Sprachsphären bzw. Sprachgebrauchsansprüche gegeneinander an. Etabliertes gegen Neues. Es gibt da keine Auszählung oder Abstimmnungen, durchsetzende Mehrheiten, sondern es bilden sich oft Blasen der Sprachgebräuche, die sich manchmal berühren, überlappen, vermengen, den Widerstand aufgeben. Aber es wird nie eine sprachliche Totalität entstehen, höchstens Schnittmengen mit übersetzenden Schnittstellen.
"Von oben" etwas designen zu wollen ist im Grunde in mehrfacher Hinsicht immer eine Illusion.
So ganz erfolglos ist das momentan nicht, weil über neue Medien und das Digitale ungeahnte Disziplinierungswerkzeuge zur Verfügung stehen.
Senexx

Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Senexx »

Stoner hat geschrieben:(25 Jan 2021, 09:13)

Und jetzt hat ja auch der Duden, der bisher Sprachentwicklungen immer nur nachträglich dargestellt hat, beschlossen, das generische Geschlecht abzuschaffen und etwa 20.000 Begriffe zu ändern. Allerdings wird auch das nicht genügen, denn mit der Abschaffung des generischen Geschlechtes - also wenn es dann der Bäcker und die Bäckerin heißt, gibt es ja das Problem, das weder männliche noch weibliche Köpfe darauf drängen werden, ebenfalls abgebildet zu werden.

Aber in solchen Zeiten gehen solche Eingriffe von oben her in die Sprache ja inzwischen problemlos durch. Diese Möglichkeiten hätte man sich vor 80 Jahren nicht träumen lassen.

Und bevor wieder das Standardargument von der "Sichtbarmachung" kommt, noch einmal etwas, was ich dieser Tage schon einmal schrieb in einem Strang: Die türkische Sprache kennt kein Geschlecht, also auch nicht in den Endungen, wie manch andere Sprachen. So viel zur Gleichberechtigung durch "Sichtbarmachung".
Hier zeigt sich, was für ein großer Fehler es war, die Dudenredaktion in das orientierungslose Berlin zu verlegen und auch noch eine Ex-DDRlerin zur Chefredakteurin zu machen.

Genauso, wie es ein Fehler war, die Regierung nach Berlin zu verlegen.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Bielefeld09 »

Senexx hat geschrieben:(26 Jan 2021, 23:54)

Hier zeigt sich, was für ein großer Fehler es war, die Dudenredaktion in das orientierungslose Berlin zu verlegen und auch noch eine Ex-DDRlerin zur Chefredakteurin zu machen.

Genauso, wie es ein Fehler war, die Regierung nach Berlin zu verlegen.
Nöö, schon klar.
Alle anderen machen alles falsch,
Was hätten Sie denn gerne?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Billie Holiday »

Bielefeld09 hat geschrieben:(27 Jan 2021, 00:00)

Nöö, schon klar.
Alle anderen machen alles falsch,
Was hätten Sie denn gerne?
Du bevorzugst eine unkritische Haltung? Brav. :)

Woher kommt diese knöcheltiefe Verbeugung vor Richtern, Politikern, Menschen in höheren Positionen?
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Teeernte »

Senexx hat geschrieben:(26 Jan 2021, 23:54)

Hier zeigt sich, was für ein großer Fehler es war, die Dudenredaktion in das orientierungslose Berlin zu verlegen und auch noch eine Ex-DDRlerin zur Chefredakteurin zu machen.

Genauso, wie es ein Fehler war, die Regierung nach Berlin zu verlegen.
Was Hättst denn gern ?

SUHL ? Sozialistisches unterentwickeltes hinter land ?

oder Süderbrarup ?

(König von Köln ging ja nicht weiter / Pappnasen)
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von oga »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jan 2021, 14:37)
Eine meiner nächsten Assoziationen zu "Lehrerschaft" sind die Begriffe "Stiefelschaft", "Burschenschaft", "Wissenschaft" und "Beamtenschaft".
Du hast "Herrschaft" vergessen. :p
I guess I should warn you, if I turn out to be particularly clear, you've probably misunderstood what I've said.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Bielefeld09 »

Billie Holiday hat geschrieben:(28 Jan 2021, 09:23)

Du bevorzugst eine unkritische Haltung? Brav. :)

Woher kommt diese knöcheltiefe Verbeugung vor Richtern, Politikern, Menschen in höheren Positionen?
Wertgeschätzte `" Billy Holiday",
Warum fragst Du eine unkritische Haltung von mir an, die du so häufig kritisierst.
Anscheinend bin ich kritisch zu Mitmenschen.
Können Sie da auch für sich behaupten?
Sorry Mods, lasst diese Laden am laufen. Das ist eben Demokratie :( :p
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Tom Bombadil »

Rettet die deutsche Sprache vor dem Duden
https://vds-ev.de/allgemein/aufrufe/ret ... dem-duden/
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Thomas Jefferson
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Feb 2021, 12:39)

Rettet die deutsche Sprache vor dem Duden
https://vds-ev.de/allgemein/aufrufe/ret ... dem-duden/
Das Ansinnen ist honorig und wohlbegründet.
Aber ich kann meine Unterschrift einfach nicht auf eine Liste setzen, auf der u.a. Dieter Nuhr oder Fürstin Gloria von Thurn und Taxis stehen.

Ich flüchte mich stattdessen in den Dialekt, den die Genderkrake Duden einfach nicht odremuftig fassen kann wie die Polizei den Hendldieb.

"Schiggsn, Brummsummsl, Negabeidl, Soiznega,
Hirndiwi, Schmarrngsidi, Gschaftlhuaba/in, Dünnbiersoacha, Brunzgundl, Hosndrädrä,
Schmoibrustanderl, Rucksackdeidsche, Zuagroasde, d'Frau Bürgamoasta" usw.

Hochdeutsch war schon immer die fleischgewordene Verhunzung der wahren Sprachen der Dialekte, die sie allerdings nie wirklich usurpieren konnte.
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Ammianus »

Tom Bombadil hat geschrieben:(06 Feb 2021, 12:39)

Rettet die deutsche Sprache vor dem Duden
https://vds-ev.de/allgemein/aufrufe/ret ... dem-duden/
Es ist sinnlos. Man muss nur sehen, wie sich in relativ wenigen Monaten das Genderneusprech allgemein durchgesetzt hat. Selbst das I-Quicken kommt jetzt schon teilweise im TV vor. Die Leute sind halt ganz ganz brav ...
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Ein Vorschlag zum Gendersprech

Beitrag von Billie Holiday »

Eulenwoelfchen hat geschrieben:(06 Feb 2021, 14:13)

Das Ansinnen ist honorig und wohlbegründet.
Aber ich kann meine Unterschrift einfach nicht auf eine Liste setzen, auf der u.a. Dieter Nuhr oder Fürstin Gloria von Thurn und Taxis stehen.

Ich flüchte mich stattdessen in den Dialekt, den die Genderkrake Duden einfach nicht odremuftig fassen kann wie die Polizei den Hendldieb.

"Schiggsn, Brummsummsl, Negabeidl, Soiznega,
Hirndiwi, Schmarrngsidi, Gschaftlhuaba/in, Dünnbiersoacha, Brunzgundl, Hosndrädrä,
Schmoibrustanderl, Rucksackdeidsche, Zuagroasde, d'Frau Bürgamoasta" usw.

Hochdeutsch war schon immer die fleischgewordene Verhunzung der wahren Sprachen der Dialekte, die sie allerdings nie wirklich usurpieren konnte.
Dialekte sind gut, wenn man unter sich bleiben will. Dank Hochdeutsch kann der Bayer sich mit dem Friesen unterhalten. Gibt Landsleute, die das tatsächlich wollen. Ich hab in Bayern nette Menschen erlebt, die auf meine bayerischen Unkenntnisse Rücksicht genommen haben und ins Hochdeutsch gewechselt haben. Platt würde ich auch keinem Gast um die Ohren hauen. Das Hochdeutsch verbindet dort, wo es gewünscht ist. Die Neuzugänge in meinem Umfeld haben auch kein Platt gelernt, sondern Hochdeutsch. Damit sollte man deutschlandweit und im deutschsprachigen Ausland ganz gut klarkommen - wenn es denn erwünscht ist. Ich selbst verstehe bayerisch oder erzgebirgisch nur schwer. Na gut, man muß sich ja nicht mit jedem unterhalten.
Ansonsten spricht in meinem Umfeld weder ein Freund noch ein Kollege genderisch. Die reden alle normal.
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