streicher hat geschrieben:(22 Feb 2021, 21:49)
Mir hat ein fundamentalistischer Christ auch schon gesagt, dass Gott es nicht so mit der Demokratie hat. Ein König wäre passender.
Aber zu dem Gedanken noch:
Es greift lange nicht nur die Lunge an, sondern recht häufig auch das Gedächtnis. Was will ein Gott mit einer solchen Maßnahme bezwecken?
Eine Strafe, die die Erinnerung angreift, hat einen eigenartigen Anstrich. Es verändert die Persönlichkeit, es verändert möglicherweise die Entscheidungsfähigkeit. Das macht "Gott" zu jemanden, der es mit der Wahrheit nicht so hat, finde ich, sondern eigene Wahrheiten schafft (Passt auch zu einer Diktatur).
Geht man von einem Spinozas-Gott aus,
so stünde es ebenfalls schlecht um die Demokratie.
Denn die Naturgesetze kümmern sich wenig um das Wohlbefinden von irgendwelchen Wesen,
die sich selbst als hyperintelligent verstehen.
Was aber bei manch einem Gottesverständnis der Ach-so-Frommen auffällt,
ist die Rachsucht eines Gottes,
welcher mit den Entwicklungen der eigenen Schöpfung recht unglücklich ist,
und diesen Frust sehr gerne an den eigenen Geschöpfen auslässt.
Nun gibt es zwischen dem Spinozas-Gott und dem rachsüchtigen und eifersüchtigen Gott ja immer noch Gottesbilder,
welche weder zum einen noch anderen Extrem tendieren.
Ich trage hierzu mal mit einem Bild als Allegorie bei:
Der Chemiker (früher der Alchemist) mixt Substanzen, spielt mit der Wärmezufuhr, der Lösungskonzentration und dem Druck.
Dabei schaut er, was dabei herauskommt.
Manch ein Ergebnis mag überraschend sein.
Manch ein Ergebnis ist enttäuschend.
Aber auch das enttäuschende Ergebnis war doch immerhin den Versuch wert.
Stellt man sich nun einen Gott vor wie diesen Chemiker oder Alchemisten,
der die Schöpfung mitgestaltet und gespannt ist, wie es sich entwickelt,
weshalb sollte dann da eine Wut entstehen, über ein missglücktes Experiment?
Und sollte denn die göttliche Allwissenheit nicht erst Recht die Güte der Nachsicht beinhalten?