Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Die nächsten Hinweise auf Missbräuche in Bayern. Viele Hinweise sind "unter der Schwelle der Strafbarkeit".
https://www.sueddeutsche.de/bayern/baye ... -1.5327229
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firlefanz11
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von firlefanz11 »

streicher hat geschrieben:(21 Jun 2021, 11:34)

Die nächsten Hinweise auf Missbräuche in Bayern.
Never ending stoohooory...! :rolleyes:
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

firlefanz11 hat geschrieben:(23 Jun 2021, 17:27)

Never ending stoohooory...! :rolleyes:
Ja leider. Die Frage ist natürlich, wie die tatsächliche Anzahl von Fällen aufgeklärt, das Auftreten effektiv verhindert werden können. Letztendlich will man ja, dass es solche Fälle tatsächlich nicht mehr gibt. Und lange Zeit "gab es allerdings Fälle nicht", da sie erfolgreich unter Scheffeln gehalten wurden bzw. nicht thematisiert wurden.
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Vongole
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Vongole »

streicher hat geschrieben:(21 Jun 2021, 11:34)

Die nächsten Hinweise auf Missbräuche in Bayern. Viele Hinweise sind "unter der Schwelle der Strafbarkeit".
https://www.sueddeutsche.de/bayern/baye ... -1.5327229
Mich würde mal interessieren, was dabei unter der Schwelle der Strafbarkeit liegt!
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Vongole hat geschrieben:(23 Jun 2021, 18:51)

Mich würde mal interessieren, was dabei unter der Schwelle der Strafbarkeit liegt!
Allerdings. Ich finde es auch interessant bis bezeichnend, dass der Sprecher genau das betont.
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Michi
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Michi »

Neue Dimension im Missbrauchsskandal?

In kirchlichen Heimen hat es offenbar regelrechte Täternetzwerke gegeben und die Kinder wurden dort weitergereicht. Ich habe so etwas schon befürchtet. In Heimen hatten die Täter freie Bahn, anders als in den Pfarreien, konnten nicht einmal Eltern misstrauisch werden. :(
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Michi hat geschrieben:(11 Aug 2021, 06:51)

In kirchlichen Heimen hat es offenbar regelrechte Täternetzwerke gegeben und die Kinder wurden dort weitergereicht. Ich habe so etwas schon befürchtet. In Heimen hatten die Täter freie Bahn, anders als in den Pfarreien, konnten nicht einmal Eltern misstrauisch werden. :(
Ich denke auch, dass solche Täternetzwerke nicht unüblich sind. Die Täter suchen sich berufliche Positionen und Positionen in Ämtern gezielt, um dann den Missbrauch im Netzwerk zu betreiben und nach Außen den Schein zu bewahren.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

In Frankreich wird eine Untersuchung veröffentlich: Zwischen 2900 und 3200 pädophile Priester oder andere pädophile Kirchenmitglieder habe es seit 1950 gegeben
»Es handelt sich um eine minimale Schätzung«, sagte Sauvé. Diese basiere auf Archivmaterialien von Kirche, Justiz, Polizei und Presse sowie auf Zeugenaussagen. Die Zahl steht im Verhältnis zu einer Gesamtzahl von 115.000 Priestern oder kirchlichen Würdenträgern im Zeitraum von 1950 bis 2020 in der katholischen Kirche Frankreichs.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

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Absurd
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Absurd »

N-TV hat geschrieben:Katholische Kirche Frankreichs
216.000 Minderjährige sexuell missbraucht
Mal abgesehen davon, dass man an der intellektuellen Redlichkeit von Personen zweifeln mag, die in der heutigen Zeit der Aufklärung noch an adaptive
Wahnsysteme wie Religion/Götter glauben wäre spätestens jetzt die Gelegenheit gegeben, den ganzen Laden dicht zu machen! :mad2:
Die Absurdität des Lebens schafft bisweilen eine unerträgliche kognitive Dissonanz... http://www.denkwerkzukunft.de/downloads ... zinger.pdf
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Michi
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Michi »

streicher hat geschrieben:(05 Oct 2021, 12:44)

Jetzt kommen die Details ans Licht: Studie zählt etwa 330.000 Missbrauchsopfer in katholischer Kirche.
In Frankreich hat man eine Hochrechnung auf sexualwissenschaftlicher Basis gemacht, so dass man auch die Dunkelziffer mit einschließen konnte. In Deutschland wurden nur die aktenkundigen Fälle gezählt, so dass „nur“ ein paar Tausend Fälle gefunden wurden.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Michi hat geschrieben:(05 Oct 2021, 17:57)

In Frankreich hat man eine Hochrechnung auf sexualwissenschaftlicher Basis gemacht, so dass man auch die Dunkelziffer mit einschließen konnte. In Deutschland wurden nur die aktenkundigen Fälle gezählt, so dass „nur“ ein paar Tausend Fälle gefunden wurden.
Das Verhältnis gibt einem auch zu denken: Rund 3000 Priester und Kirchemitglieder (geschätzt?) und 330.000 Missbrauchsopfer (hochgerechnet). Bei dem Verhältnis hätte jeder Täter durchschnittlich 110 Kinder missbraucht.
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H2O
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von H2O »

streicher hat geschrieben:(08 Oct 2021, 09:50)

Das Verhältnis gibt einem auch zu denken: Rund 3000 Priester und Kirchemitglieder (geschätzt?) und 330.000 Missbrauchsopfer (hochgerechnet). Bei dem Verhältnis hätte jeder Täter durchschnittlich 110 Kinder missbraucht.
Sicher: Diese Zahlen müssen aufgeklärt werden! Vermutlich verhindern solche Übertreibungen sogar eine gezielte Verfolgung von Tätern.

Aber: Auch in Polen werden "haufenweise" solche Übergriffe auf Kinder und sogar Nonnen berichtet. Zum Teil ganz schreckliche Geschichten. Ich will sie hier nicht ausbreiten. Aber die Vermutung einer Systematik liegt wohl doch sehr nahe. Auf jeden Fall ein Machtmißbrauch, gegen den #me-too ein Laienspiel zu sein scheint.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

H2O hat geschrieben:(08 Oct 2021, 10:35)

Sicher: Diese Zahlen müssen aufgeklärt werden! Vermutlich verhindern solche Übertreibungen sogar eine gezielte Verfolgung von Tätern.

Aber: Auch in Polen werden "haufenweise" solche Übergriffe auf Kinder und sogar Nonnen berichtet. Zum Teil ganz schreckliche Geschichten. Ich will sie hier nicht ausbreiten. Aber die Vermutung einer Systematik liegt wohl doch sehr nahe. Auf jeden Fall ein Machtmißbrauch, gegen den #me-too ein Laienspiel zu sein scheint.
Aber sind das Uebertreibungen oder Tatsachen??? Ich neige zu Tatsachen!

Verweise nur auf die vor wenigen Wochen in Kanada aufgedeckten Verbrechen.

Auch in Australien war die katolische Kirche wesentlich am Missbrauch von Aborigines Kindern in der stolen generation Affaire beteiligt aber nicht nur Aborigine Kids auch Weisen aus England, Wales, Schottland. Unglaublich! was da passiert ist. Kommt alles raus und nur lauwarme Luft aus Rom wen es um Aufklaerung und Aufarbeitung geht.
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Michi
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Michi »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(08 Oct 2021, 11:37)

Aber sind das Uebertreibungen oder Tatsachen??? Ich neige zu Tatsachen!

Verweise nur auf die vor wenigen Wochen in Kanada aufgedeckten Verbrechen.

Auch in Australien war die katolische Kirche wesentlich am Missbrauch von Aborigines Kindern in der stolen generation Affaire beteiligt aber nicht nur Aborigine Kids auch Weisen aus England, Wales, Schottland. Unglaublich! was da passiert ist. Kommt alles raus und nur lauwarme Luft aus Rom wen es um Aufklaerung und Aufarbeitung geht.
Die französischen Zahlen dürften die tatsächlichen Verhältnisse recht gut beschreiben, die deutschen Zahlen sind dagegen nur die Spitze des Eisbergs, weil hier nur die aktenkundigen Fälle gezählt wurden.

Und die Massengräber in Kanada machen mich absolut sprachlos. Wer weiß, in welchen Ländern noch solche Massengräber gefunden werden?
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

H2O hat geschrieben:(08 Oct 2021, 10:35)

Sicher: Diese Zahlen müssen aufgeklärt werden! Vermutlich verhindern solche Übertreibungen sogar eine gezielte Verfolgung von Tätern.

Aber: Auch in Polen werden "haufenweise" solche Übergriffe auf Kinder und sogar Nonnen berichtet. Zum Teil ganz schreckliche Geschichten. Ich will sie hier nicht ausbreiten. Aber die Vermutung einer Systematik liegt wohl doch sehr nahe. Auf jeden Fall ein Machtmißbrauch, gegen den #me-too ein Laienspiel zu sein scheint.
Es ist wohl nicht ungewöhnlich, dass ein Täter im Laufe seines Lebens dutzende Minderjährige missbraucht. Die Aufarbeitung des Missbrauchs an Turnerinnen durch den Teamarzt bestätigt dies auch: von über 140 Opfern ist die Rede.

Übergriffe und Gewalt durch Nonnen kommen auch immer wieder in verschiedenen Ländern ans Licht. Auch hier werden Beispiele genannt: Laut einer Studie wurde ein Drittel der Kinder in bayerischen Heimen von 1949 bis 1975 sexuell misshandelt.
Ein Drittel!
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Michi hat geschrieben:(08 Oct 2021, 11:47)

Und die Massengräber in Kanada machen mich absolut sprachlos. Wer weiß, in welchen Ländern noch solche Massengräber gefunden werden?
Oder wurden.

Irland. Massengrab für unerwünschte Kinder verstört Irland
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H2O
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von H2O »

Das Ergebnis unserer Meinungsbildung kann aus meiner Sicht nur sein, daß dieser Organisation auf gar keinen Fall Kinder und Heranwachsende anvertraut werden dürfen. Der erste Schritt zu einer Lösung dieses Mißstands muß sein, daß unsere Gesellschaften sofort unabhängige Kinderbetreuungs- und Kindererziehungseinrichtungen schafft, die sich regelmäßig fachliche Kontrollen gefallen lassen müssen, damit sich dort nirgendwo vergleichbare Nester bilden können.

Unsere sich empörende Gesellschaft muß sich allerdings auch an die eigene Brust schlagen. Man hat bequemerweise dieser Organisation Kinder überlassen und war damit die Mühen mit den Kindern los. Denn staatliche Kinderbetreuung dürfte erhebliche Mittel benötigen. Dem muß man sich als Bürger stellen.

Meine Kinder haben in einem kirchlichen (evangelischen) Kindergarten eine gute Kindheit verbracht, sind dort liebevoll betreut worden. Die vertrauensvolle Verbindung zu den "Tanten" hat bis weit über die Kinderzeit hinaus bestanden. Ich selbst bin als Konfirmand von unserem Pastor mit freundlichem Respekt unterrichtet worden; habe also gar keine Veranlassung aus persönlicher Erfahrung Jauche über diese Menschen zu gießen... auch wenn in mir im Laufe vieler Jahrzehnte viele Zweifel am Gottesglauben gewachsen sind. Aber das ist nun schon weit weg von den Übergriffigkeiten, die hier die katholische Kirche zu verantworten hat. Denn mir scheint es zu bequem zu sein, von Einzelfällen zu sprechen. Da ist etwas ganz faul in der Verfassung dieser Organisation, die zur Selbstreinigung und Fehlerbereinigung nicht fähig zu sein scheint.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Sungawakan »

Manchmal ist es besser, föderal aufgestellt zu sein:
Warum sich die evangelische Kirche mit Missbrauch so schwer tut
Bei Missbrauch und Kirche geht es meist um die katholische Kirche. Doch auch in er evangelischen Kirche wurden immer wieder Fälle sexueller Gewalt aufgedeckt. Doch auch hier läuft die Auseinandersetzung damit schleppend und wenig offensiv.

Das ganze Ausmaß des sexuellen Missbrauchs in der evangelischen Kirche ist bis heute nicht bekannt. Etwa insgesamt 900 Betroffene, so der aktuelle Stand, haben sich bislang bei den Landeskirchen gemeldet. Man darf davon ausgehen, dass die Dunkelziffer deutlich höher ist. Die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs geht in der evangelischen Kirche nur sehr schleppend voran, sagt der Kirchenjournalist Philipp Greifenstein. Er ist Herausgeber des Online-Magazins "Die Eule" und beobachtet seit längerem die Aufarbeitung innerhalb der evangelischen Kirche. Er attestiert ein "strategisches Bremsen". In den evangelischen Kirchen sei man noch nicht da, wo viele Bistümer seien. "Eine mögliche Aufarbeitung begänne dort, wenn man in den einzelnen Landeskirchen schaut, was haben wir in den Büchern stehen, in den Akten, welche Fälle wurden uns angezeigt, welche sind uns juristisch angezeigt, worüber haben wir sonst noch Kenntnis. Das ist bislang nicht geschehen."

Die evangelische Kirche ist föderaler organisiert
Bislang gibt es zwar einzelne Untersuchungen. Ein Gesamtüberblick über Taten und Täterprofile fehlt. Bis 2023 will die Evangelische Kirche in Deutschland wissenschaftlich die Strukturen des Missbrauchs in evangelischen Landeskirchen und Diakonie erforschen lassen. Damit ist sie langsamer als die katholische Kirche, die bereits 2018 eine entsprechende Studie vorgelegt hat.

Der Braunschweiger Bischof Christoph Meyns, der seit Herbst neuer Sprecher des Beauftragtenrates der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) zum Schutz vor sexualisierter Gewalt ist, verweist auf die Strukturen des deutschen Protestantismus. "Wir sind föderaler organisiert als die katholische Kirche." Abstimmungsprozesse würden länger dauern als in katholischen Bistümern. "Wir sind nicht über Bischöfe organisiert, sondern über Landessynoden. Das heißt, in einer relativ parlamentarisch organisierten Organisation wird nicht so viel von unten nach oben direkt durchgereicht. Und der Schritt doch gemeinsam etwas zu machen, das dauert."
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Sungawakan hat geschrieben:(09 Oct 2021, 08:26)

Manchmal ist es besser, föderal aufgestellt zu sein:
Zu deinem Zitat fehlt der Link.

Auch die evangelische Kirche tut sich schwer mit Aufarbeitung. Und es sind weniger Fälle bekannt.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

H2O hat geschrieben:(09 Oct 2021, 08:08)

Das Ergebnis unserer Meinungsbildung kann aus meiner Sicht nur sein, daß dieser Organisation auf gar keinen Fall Kinder und Heranwachsende anvertraut werden dürfen. Der erste Schritt zu einer Lösung dieses Mißstands muß sein, daß unsere Gesellschaften sofort unabhängige Kinderbetreuungs- und Kindererziehungseinrichtungen schafft, die sich regelmäßig fachliche Kontrollen gefallen lassen müssen, damit sich dort nirgendwo vergleichbare Nester bilden können.
Es gibt Einrichtungen, die unter katholischem Dach sind und wirklich gut laufen, sehr viele sogar. Es kommt natürlich auf das Personal und die Ausrichtung an.
Den Widerspruch sehe ich auch in der Institution, die auch dazu geneigt ist, den moralisierenden Finger hoch zu zeigen (Beispiel Abtreibung), aber selbst seine eigenen Probleme schlicht und ergreifend nicht an der Wurzel anpacken will. Damit bleiben diese Missstände aber erhalten. Und immer wieder kommt der Fingerzeig eher von Außen als von Innen, denn - würden diese Missstände nicht öffentlich gemacht, würde nicht der Druck bestehen - wie viel hätte sich dann verändert?
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von H2O »

Es gibt Einrichtungen, die unter katholischem Dach sind und wirklich gut laufen, sehr viele sogar. Es kommt natürlich auf das Personal und die Ausrichtung an.
Das ist doch völlig klar. Liegt mir wirklich fern, Menschen zu verdächtigen, nur weil sie katholisch oder sonstwas sind. Das würde in anderen Fällen völlig zu Recht als platter Rassismus angeprangert werden. Wenn ich aber weiß, und das ist doch eine Efahrung nicht nur von heute, daß in einer Organisation eine Art Corpsgeist existiert, der Straftaten zuläßt und nicht etwa verhindert, dann muß man wohl doch sagen, daß das Vertrauen in diese Organisation schwer erschüttert ist.

Das war doch ähnlich mit einem Polizeirevier in Frankfurt, von wo aus Drohungen mit Mord und Ähnlichem ausgingen, um andere Leute politisch mundtot zu machen. Ich kann nicht sagen, daß mich diese Angelegenheit nicht beeindruckt hätte. Da würde ich schon erwarten, daß dort sehr gründlich auf Veränderungen hingewirkt wird. Ich gehe dennoch davon aus, daß Polizisten ganz ordentliche Leute sind. Aber Corpsgeist im Sinne von richtigen Straftaten muß auch dort geächtet werden. Was will man mehr als Otto Normalverbraucher?
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

H2O hat geschrieben:(27 Oct 2021, 13:48)

Das ist doch völlig klar. Liegt mir wirklich fern, Menschen zu verdächtigen, nur weil sie katholisch oder sonstwas sind. Das würde in anderen Fällen völlig zu Recht als platter Rassismus angeprangert werden. Wenn ich aber weiß, und das ist doch eine Efahrung nicht nur von heute, daß in einer Organisation eine Art Corpsgeist existiert, der Straftaten zuläßt und nicht etwa verhindert, dann muß man wohl doch sagen, daß das Vertrauen in diese Organisation schwer erschüttert ist.
Das ist es eben. Wenn Fälle bekannt werden und die Täter lediglich in irgendeiner Form "ermahnt" und dann wegversetzt, also nicht bestraft oder wirksam entfernt werden aus deren Tätigkeiten, dann ist es eher Spurenverwischung denn Aufklärung und Maßnahme und dient eher der Erhaltung als der Bekämpfung.
Dann gibt es unter den Konservativen noch die Strategie, die Homosexualität als Urgrund für Kindesmissbrauch auszumachen. Homosexualität thematisiert die "Heilige Schrift" und dort wird sie verurteilt, Kindesmissbrauch wird in der "Heiligen Schrift" nicht dementsprechend behandelt.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Palasta »

Ab wann es System wird? Sobald Bestandteile des Systems die Voraussetzungen schaffen. Eigentlich sehr einfach.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Woelki darf ab März wieder ins Amt. Die Ausgaben des Erzbistums Köln für Anwälte sind deutlich höher als die Ausgaben für Opfer (in den letzten 11 Jahren). Das verärgert Betroffenenorganisationen. Der Papst setzt wohl aufs Aussitzen...
Nach dem Ende von Woelkis Beurlaubung Anfang März gebe es faktisch "eine Probezeit", sagte Steinhäuser jüngst in einem Interview mit mehreren Regionalzeitungen. "Ich soll das mir Mögliche tun, dem Kardinal einen Wiedereinstieg zu ermöglichen. Das ist der Auftrag des Papstes", so Steinhäuser. "Ob das realistisch ist, vermag ich nicht zu sagen. Eine Wette darauf würde ich noch nicht annehmen." Sein Auftrag, das Bistum zu befrieden, sei eine "mission impossible".
Erzbistum zahlt 2,8 Millionen Euro für Anwälte
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von firlefanz11 »

streicher hat geschrieben:(06 Dec 2021, 09:15)
Der Papst setzt wohl aufs Aussitzen...
Ist wohl bei Mutti in die Lehre gegangen... :rolleyes:
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Misterfritz »

streicher hat geschrieben:(06 Dec 2021, 09:15) Der Papst setzt wohl aufs Aussitzen...
Wer auf Lebenszeit gewählt wurde, hat damit kaum Probleme....
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Misterfritz hat geschrieben:(07 Dec 2021, 16:49)

Wer auf Lebenszeit gewählt wurde, hat damit kaum Probleme....
Er kann auch einen Rücktrittsgesuch zurückweisen. Der Papst hat schon sehr viel Macht in diesen Angelegenheiten.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Palasta hat geschrieben:(16 Nov 2021, 21:55)

Ab wann es System wird? Sobald Bestandteile des Systems die Voraussetzungen schaffen. Eigentlich sehr einfach.
Ist aber auch ein sehr allgemeiner Satz. Wie weißt man es nach? Bei dieser Problematik geht es auch um das Kaschieren des Kaschierens. Es soll auch nicht so aussehen, als würde man das Problem nicht an der Wurzel anpacken. Deswegen ist es wichtig, die ganz konkreten Hebel an das Licht zu bringen, neben den ganz allgemeinen, nämlich zum Beispiel der hierarchischen Strukturen.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Die Überschrift eines neuen Zeitartikels bringt es auf den Punkt für Vorkommnisse in einem Fall: "So lange sie im Dunkeln handeln konnten, schützten sie die Täter."
https://www.zeit.de/2022/02/deutsche-bi ... hengericht
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Tom Bombadil »

Warum ermitteln da eigentlich nicht die Kripo und Staatsanwaltschaft? Oder hab ich was nicht mitbekommen?
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Tom Bombadil hat geschrieben:(04 Jan 2022, 13:24)

Warum ermitteln da eigentlich nicht die Kripo und Staatsanwaltschaft? Oder hab ich was nicht mitbekommen?
Die Kirche hat ein Recht auf Selbstverwaltung, das eigene kanonische Recht. (Art. 140 GG i.V.m. Art 137 Abs. 3 WRV)
Sie hat eigene Strafverfahren. Damit haben wir eine Paralleljustiz im Lande.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Fallensteller hat geschrieben:(04 Jan 2022, 15:34)

Diem kath. Kirche war wohl schon immer ein Sammelpunkt von Homosexuellen, wie mein verstorbener Schwager berichtete. (...) Ob die Abschaffung des Zölibats was bringt, darf angesichts dieser Grundlage bezweifelt werden. Sex dürfen Priester haben, nur nicht heiraten. (...)
Das sind natürlich interessante Notizen.
Den Einfluss der grundlegenden Schriften sollte man nicht unterschätzen. Homosexualität wird in Büchern der Bibel explizit in verschiedenen Versen verurteilt, Kindesmissbrauch, im speziellen auch sexueller Kindesmissbrauch, eben nicht, besonders nicht explizit. So kann und konnte ganz schnell mit Finger auf den Vers gegen Homosexualität gewettert werden. Mit welchem Vers könnte ein Kleriker gegen Kindesmissbrauch wettern?
Ich habe noch einen interessanten Artikel gefunden, erstmal daraus zitiert:
Insgesamt bietet das institutionelle System der katholischen Kirche offenbar gute Rahmenbedingungen für den sexuellen Missbrauch Minderjähriger, schließen die Autoren um Professor Dr. Harald­ ­Dressing vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim. Präventionskonzepte müssen solche spezifischen Bedingungen mehr berücksichtigen, fordern sie. Das gilt für die katholische Kirche sowie für andere Institutionen wie Schulen und Sportvereine.
Folgende Daten werden vorgetragen:
Kirchliche Würdenträger vergingen sich deutlich häufiger an männlichen Opfern als die Täter in der Vergleichsgruppe. Bis 1994 waren 77 % der durch Priester Missbrauchten Jungen. Dieser Anteil blieb auch danach konstant, obwohl zunehmend mehr Mädchen – inzwischen über 50 % – Ministrantendienste übernahmen. Mädchen wurden nach 1994 sogar weniger zu Missbrauchsopfern als vorher (24 % vs. 38 %). Die Präferenz der Kleriker für Jungen kann also nichts damit zu tun haben, dass der Zugriff auf männliche Opfer leichter ist. Dagegen zeigten Täter aus anderen Institutionen eine klare Vorliebe für Mädchen (73 %).
In Sachen Vertuschung steht die katholische Kirche vergleichbar schlecht da:
Hinweise auf eine offizielle Verharmlosung oder Vertuschung durch die Institution gab es in 52 % vs. 6 % der Fälle. Gerade vor dem Hintergrund der kirchlichen Sexualitätsnormen wurde die Konfrontation mit Missbrauchsbeschuldigungen in der katholischen Kirche offenbar als systemgefährdend wahrgenommen.
Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche durch spezifische Bedingungen begünstigt
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Tom Bombadil
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Tom Bombadil »

streicher hat geschrieben:(04 Jan 2022, 20:40)

Damit haben wir eine Paralleljustiz im Lande.
Das ist inakzeptabel :mad:

Das hier verstehe ich aber komplett anders:
(3) Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Fallensteller »

In d3em Maße, in dem Homosexualität öffentlich hingenommen wird, nimmt auch die Anwärter für die Priesterweihe ab. Ein Zusammenhang darf vermutet werden.
Nun wäre es grundverkehrt, alle (kath.) Geistliche über einen Kamm zu scheren. Die meisten Seelsorger tun an der Basis viel für ihre Schäflein. Die schwarzen Böcke konnten sich dahinter gut verstecken und wurden ja auch - wie jetzt bekannt - bis in die oberste Hierarchie der Kirche gedeckt. Wobei der Verdacht natürlich geweckt wird, dass sich Gleich und Gleich gerne deckt. (was in diesem Zusammenhang schon zur satirischen Äußerung führt.)
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Fallensteller hat geschrieben:(05 Jan 2022, 05:38)

In d3em Maße, in dem Homosexualität öffentlich hingenommen wird, nimmt auch die Anwärter für die Priesterweihe ab. Ein Zusammenhang darf vermutet werden.
Nun wäre es grundverkehrt, alle (kath.) Geistliche über einen Kamm zu scheren. Die meisten Seelsorger tun an der Basis viel für ihre Schäflein. Die schwarzen Böcke konnten sich dahinter gut verstecken und wurden ja auch - wie jetzt bekannt - bis in die oberste Hierarchie der Kirche gedeckt. Wobei der Verdacht natürlich geweckt wird, dass sich Gleich und Gleich gerne deckt. (was in diesem Zusammenhang schon zur satirischen Äußerung führt.)
Thema ist eigentlich Kindesmissbrauch. Dabei geht es um eine üble Art von Machtmissbrauch und es handelt sich um kriminelle Akte. Das ist nicht mit heimlich ausgelebter Homosexualität zwischen erwachsenen Personen gleichzusetzen.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

Tom Bombadil hat geschrieben:(04 Jan 2022, 21:40)

Das ist inakzeptabel :mad:

Das hier verstehe ich aber komplett anders:
(3) Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes.
So wurden also die Verfahren in die Länge gezogen, die Fälle wurden verharmlost. Man wird probiert haben, die aufkommenden Fälle in ihrer Schwere unter einer bestimmten Schwelle zu halten, die üblen Fälle gar nicht erst auflodern lassen.
Denn das Gesetz spricht eigentlich eine recht klare Sprache...
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Kölner1302 »

streicher hat geschrieben:(04 Jan 2022, 20:40)

Die Kirche hat ein Recht auf Selbstverwaltung, das eigene kanonische Recht. (Art. 140 GG i.V.m. Art 137 Abs. 3 WRV)
Sie hat eigene Strafverfahren. Damit haben wir eine Paralleljustiz im Lande.
Aber ist dadurch die Strafjustiz des deutschen Staates ausgeschlossen?
Das Strafrecht der Kirchen kann doch wohl nur ein Disziplinarrecht sein - wie es das auch für Beamte im öffentlichen Dienst gibt.
Daneben gelten aber das Strafgesetzbuch und die Strafprozessordnung
Art 137 WRV:
3) Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden Gesetzes
Es gibt ein Gewaltmonopol des deutschen Staates.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gewaltm ... es_Staates
Warum handeln die Staatsanwaltschaften nicht?
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

streicher hat geschrieben:(04 Jan 2022, 20:40)

Die Kirche hat ein Recht auf Selbstverwaltung, das eigene kanonische Recht. (Art. 140 GG i.V.m. Art 137 Abs. 3 WRV)
Sie hat eigene Strafverfahren. Damit haben wir eine Paralleljustiz im Lande.
Im Kontext erweckt das eine falsche Schlussfolgerung. Richtig ist, dass die Kirche die Möglichkeit zur eigenen Rechtsgebung hat. Eben das Kirchenrecht. Richtig ist, dass es in diesem Kirchenrecht auch ein Kirchenstrafrecht gibt. Das Kirchenstrafrecht kann allerdings nur Vergehen gegen das Kirchenrecht ahnden. Also z.B. was passiert, wenn ein Priester der katholischen Kirche gegen den Zölibat verstößt.
Falsch ist die Annahme, daß das kirchliche Strafrecht das weltliche ausser Kraft setzt. Das ist natürlich nicht der Fall. Beispielhaft
stellt sich hier nur die Frage wozu z.B. Kindesmissbrauch rein kirchenrechtlich als kirchenstrafrechtliche Konsequenz zusätzlich zur weltlichen Konsequenz führt. Die Höchststrafe wäre hier wohl die Exkommunikation.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Teeernte »

streicher hat geschrieben:(05 Jan 2022, 14:58)

So wurden also die Verfahren in die Länge gezogen, die Fälle wurden verharmlost. Man wird probiert haben, die aufkommenden Fälle in ihrer Schwere unter einer bestimmten Schwelle zu halten, die üblen Fälle gar nicht erst auflodern lassen.
Denn das Gesetz spricht eigentlich eine recht klare Sprache...
Die Kirche ist eine Organisation , die an Strafvereitelung, Verdeckung von Straftaten ...und Straftaten durch ihr Verhalten "befördert" oder gar erst möglich gemacht hat.

....eine organisierte kriminelle Vereinigung. (Meine Meinung)

Man sollte das Vermögen einziehen und die Organisation verbieten.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Kölner1302 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(04 Jan 2022, 13:24)

Warum ermitteln da eigentlich nicht die Kripo und Staatsanwaltschaft? Oder hab ich was nicht mitbekommen?
Man Stelle sich vor, jmd wurde missbraucht, fasst Mut um gegen den örtlichen Geistlichen vorzugehen und erlebt, dass die Polizei nichts unternimmt ...
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von aleph »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(13 Jan 2022, 09:13)
Beispielhaft stellt sich hier nur die Frage wozu z.B. Kindesmissbrauch rein kirchenrechtlich als kirchenstrafrechtliche Konsequenz zusätzlich zur weltlichen Konsequenz führt. Die Höchststrafe wäre hier wohl die Exkommunikation.
Exkommuniziert wird man in der Regel, wenn man nicht mehr der Lehre der Kirche folgt. Es ist ein geistliches Recht, es sanktioniert keine weltlichen Straftaten, ein Mörder bleibt also in der Kirche.
Die Liste der Exkommunizierten durch den Vatikan ist lang, ich nenne ein paar Beispiele: Fidel Castro, alle katholischen Anhänger des Kommunismus, alle Freimaurer, die Gründer der Altkatholischen Kirche, u.a. der Theologieprofessor Ignaz Döllinger, Kaiser Napoleon I, bis hin zum englischen König Heinrich VIII.
https://www.derstandard.at/story/130867 ... d-katholik
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Tom Bombadil »

Kölner1302 hat geschrieben:(13 Jan 2022, 10:25)

Man Stelle sich vor, jmd wurde missbraucht, fasst Mut um gegen den örtlichen Geistlichen vorzugehen und erlebt, dass die Polizei nichts unternimmt ...
Mir ist absolut schleierhaft, wie so etwas möglich sein kann. Bei Bagatelldelikten, wenn zB. der Pfaffe heimlich den Messwein säuft, könnte ich es ja noch verstehen, aber doch nicht bei solchen Kapitalverbrechen. Das ist ein absolutes Unding. Da MUSS der Rechtsstaat eingreifen, spätestens dann, wenn die selber nicht in den Quark kommen.

Edit:
Und warum wird sowas von der Staatsanwaltschaft verfolgt? https://rp-online.de/politik/verfahren- ... id-9518499 Da geht es nur um Geld...
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(13 Jan 2022, 09:13)
(...)Beispielhaft
stellt sich hier nur die Frage wozu z.B. Kindesmissbrauch rein kirchenrechtlich als kirchenstrafrechtliche Konsequenz zusätzlich zur weltlichen Konsequenz führt. Die Höchststrafe wäre hier wohl die Exkommunikation.
Dann müsste sie allerdings auch eine klare Aussage dazu geben, warum die betreffende Person exkommuniziert worden ist. Das könnte dann doch eigentlich den Staat allerdings wieder ins Spiel bringen, der nach seinem eigenen Recht und Gesetz handelt.
Wie werden die Taten eigentlich im Kirchenrecht angezeigt?
In einen der kürzlich veröffentlichten Gutachten war allerdings auch mal von einer Anweisung aus Zeiten vor dem 2. Weltkrieg die Rede, die besagte, dass Stillschweigen über die Sache zu bewahren sei.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

streicher hat geschrieben:(13 Jan 2022, 19:11)

Dann müsste sie allerdings auch eine klare Aussage dazu geben, warum die betreffende Person exkommuniziert worden ist. Das könnte dann doch eigentlich den Staat allerdings wieder ins Spiel bringen, der nach seinem eigenen Recht und Gesetz handelt.
Wie werden die Taten eigentlich im Kirchenrecht angezeigt?
In einen der kürzlich veröffentlichten Gutachten war allerdings auch mal von einer Anweisung aus Zeiten vor dem 2. Weltkrieg die Rede, die besagte, dass Stillschweigen über die Sache zu bewahren sei.
Worum geht es dir nun? Das Kirchenrecht ersetzt ja nicht das staatliche Recht. Vielmehr ist es so, dass die selbe Straftat zwei Strafverfahren nach sich zieht, eines nach deutschem Strafrecht und eines nach Kirchenrecht.

Zu kritisieren ist der Umgang der Kirchen mit der Problematik. Denn erfahren die Kirchen von einem Missbrauch ist es wohl übliche Praxis den Täter nicht anzuzeigen, auch dann nicht wenn eine kirchenrechtliche Verurteilung erfolgt ist, die Tat also kirchenrechtlich bewiesen ist. Damit wird wird das praktisch unter den Tisch gekehrt. Das hat aber nichts mit Kirchenrecht zu tun. Es gibt in Deutschland ganz allgemein keine Pflicht begangene Straftaten anzuzeigen. Niemand (außer Polizisten und Staatsanwälte) muß jemanden anzeigen, von dem er weiß, dass er eine Straftat begangen hat.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von Kölner1302 »

Tom Bombadil hat geschrieben:(13 Jan 2022, 11:23)

Mir ist absolut schleierhaft, wie so etwas möglich sein kann. Bei Bagatelldelikten, wenn zB. der Pfaffe heimlich den Messwein säuft, könnte ich es ja noch verstehen, aber doch nicht bei solchen Kapitalverbrechen. Das ist ein absolutes Unding. Da MUSS der Rechtsstaat eingreifen, spätestens dann, wenn die selber nicht in den Quark kommen.

Edit:
Und warum wird sowas von der Staatsanwaltschaft verfolgt? https://rp-online.de/politik/verfahren- ... id-9518499 Da geht es nur um Geld...
Das Strafverfahren gegen den Bischof von Limburg wegen Untreue, 266StGB, wurde mit Hinsicht auf das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen eingestellt
https://www.faz.net/aktuell/politik/inl ... 93022.html
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von streicher »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(13 Jan 2022, 19:49)

Worum geht es dir nun? Das Kirchenrecht ersetzt ja nicht das staatliche Recht. Vielmehr ist es so, dass die selbe Straftat zwei Strafverfahren nach sich zieht, eines nach deutschem Strafrecht und eines nach Kirchenrecht.

Zu kritisieren ist der Umgang der Kirchen mit der Problematik. Denn erfahren die Kirchen von einem Missbrauch ist es wohl übliche Praxis den Täter nicht anzuzeigen, auch dann nicht wenn eine kirchenrechtliche Verurteilung erfolgt ist, die Tat also kirchenrechtlich bewiesen ist. Damit wird wird das praktisch unter den Tisch gekehrt. Das hat aber nichts mit Kirchenrecht zu tun. (...Keine Pflicht zur Anzeige...)
Das beantwortet meine Frage ganz genau. Mir ging es darum, dass gezeigt wird, auch in Anbetracht diese beiden parallelen Rechtssysteme, wie ein Fall unter den Tisch gekehrt wird.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

streicher hat geschrieben:(14 Jan 2022, 12:04)

Das beantwortet meine Frage ganz genau. Mir ging es darum, dass gezeigt wird, auch in Anbetracht diese beiden parallelen Rechtssysteme, wie ein Fall unter den Tisch gekehrt wird.
Naja, deine Aussage war ja, dass die Staatsanwalt nicht ermittelt, weil die Kirche ihr eigenes Rechtsystem hat. Und das ist falsch. Natürlich muss die Staatsanwalt ermitteln, sofern sie Kenntnis davon hat.
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von firlefanz11 »

Kölner1302 hat geschrieben:(13 Jan 2022, 21:51)

Das Strafverfahren gegen den Bischof von Limburg wegen Untreue, 266StGB, wurde mit Hinsicht auf das Selbstbestimmungsrecht der Kirchen eingestellt
https://www.faz.net/aktuell/politik/inl ... 93022.html
Uuunglaublich...! :mad: :rolleyes:
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Re: Kindesmissbrauch in der katholischen kirche, ab wann wird es System?

Beitrag von aleph »

firlefanz11 hat geschrieben:(14 Jan 2022, 13:21)

Uuunglaublich...! :mad: :rolleyes:
Nö, was die Kirche mit der Kirchensteuer macht, ist deren Problem. Selber schuld, wenn Leute da Kirchensteuern zahlen. Es gibt ja auch Verschwendung und Veruntreuung öffentlicher Gelder und da kann man nicht aus der Öffentlichkeit austreten. :x
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