Skeptiker hat geschrieben:(05 Oct 2018, 23:36)
Es ist natürlich ein Spagat, den eine Gesellschaft hinbekommen muss, wenn es darum geht, dass viele unterschiedliche Kulturen miteinander leben müssen. Weder darf der Staat alles bis ins letzte für die Menschen entscheiden, noch darf er es zulassen, dass die Rücksichtnahme so weit geht, dass die Gesellschaft einen Grundkonsens verläßt.
In meinen Augen muss dieser Grundkonsens klarer herausgearbeitet werden. Darin würde nämlich auch geklärt werden, welche Lebensphilospophien in unserer Gesellschaft eben nicht toleriert werden.
Ich nenne einmal ein paar Grundbausteine, die für mich unbedingt dazu gehören (neben den in der Verfassung festgeschriebenen, die sowieso gelten):
- Jedes Kind muss in der Lage sein den Schulbetrieb zu folgen, ohne dass sprachliche oder kulturelle Zwänge den Schullalltag signifikant belasten.
- Jedem Menschen müssen die selben Chancen angeboten werden, sich in der Gesellschaft entsprechend seiner Vorstellungen entfalten zu können.
- Die Regeln der Gemeinschaft stehen über den Regeln der Familie. Im Gegenzug sichert der Staat aber den Schutz der Familie und der Privatsphäre zu.
- Religion ist Privatsache. Niemand hat irgendjemandem vorzuschreiben was er zu glauben oder nicht zu glauben hat, solange es nicht gegen Gesetze verstößt.
Das kann man sicher noch fortsetzen - soll nur eine Anregung sein.
Dennoch stehen einige der Regeln oben schon klar im Konflikt mit konservativer Auslegung des Islam. Vielfältig sind die Beispiele wo es nur unter erheblichen Schwierigkeiten oder garnicht möglich ist, konservative Muslime in den geregelten Alltag eines westlich geprägten Landes zu integrieren - Du hast einen Punkt mit dem Schwimmunterricht genannt. Und, sorry, es fällt auf, dass es weltweit vor allem die Muslime sind, die genau diese Probleme verursachen und damit zu jedwedem modernen Gesellschaftsmodell schwer kompatibel erscheinen.
Meine persönliche Meinung ist, dass der Islam deutlich an Bedeutung in der Welt gewinnen wird, weil er durch seine konservative Auslegung als eine Art Alternativwelt für die Menschen wirkt - alternativ zur von manchen Menschen als kalt empfundenen rationalen Denkweise der modernen Gesellschaft. Diejenigen, die eher religiös affin ist, die sprechen säkularisierte Religionen wie das Christentum usw. kaum noch an, weil diese sich an eine rationale Welt angepasst haben und so mir ihr im Widerspruch leben.
Muslime aber ordnen sich in konservativer Auslegung voll dem Glauben unter. Für säkulare Menschen wie die meisten hier ist das kaum nachvollziehbar. Im Zweifel ist immer das richtig, was geschrieben steht. Widersprich es sich mit moderner Wissenschaft, gewinnt die Religion.
Nur als Beispiel (evangelikale Christen sehe ich theologisch in einer vergleichbaren Kategorie):
Ich sehe einen großen Konflikt zwischen der modernen Welt und dem konservativen Islam heraufziehen, wenn dieser sich nicht reformieren läßt (und diese Absicht hat er ganz und garnicht). Dann ist es in jedem Fall besser hier nicht mehr Leute als notwendig im Land zu haben, die den allgemeinen gesellschaftlichen Grundkonsens, wie oben skizziert, nicht teilen.