Einblicke in die "Anderswelt"
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- schokoschendrezki
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Einblicke in die "Anderswelt"
Unter dem Titel "Die Anderswelt. Ein Selbstversuch mit rechten Medien." haben die Journalisten Hans Demmel und Friedrich Küppersbusch aktuell ein Buch vorgelegt, in welchem sie ihre persönlichen Erfahrungen beim Hineinbegeben in die Welt politisch rechter Publikationen schildern. Gegenstand waren Tichys Einblick, MMNews, KenFM, Compact und Junge Freiheit.
Immer wieder werden dabei zwei Haupttendenzen benannt: 1. Hass, Hetze und Aggressivität. 2. Verschöwrungstheorien.
Was mir persönlich immer als Erstes bei der Lektüre von rechten Medien auffällt ist vor allem: Fehlen von Kritik aus den eigenen Reihen. Man liest immer nur und nahezu ausschließlich gegenseitige Bestätigungen. Der Unterschied zum Beispiel zwischen den Leserkommentaren eines "Systemmediums" wie ZEIT oder SZ und einer Publikation wie Tichys Einblick besteht darin, dass in letzteren totale Uniformität herrscht. Es gibt keinen einzigen Leserbeitrag, niemals, der mal einen Publikationsbeitrag grundsätzlich kritisch sieht oder einen Beitrag der "Lügenpresse" dagegen hält oder der wenigstens eine vorsichtige Relativierung anmahnt.
Diese grundsätzliche Uniformität wirkt sich insbesondere auch - aber nicht nur - auf Beiträge im "wissenschaftlichen" Bereich, insbesondere in Richtung Pandemie und Klimaforschung aus. Das Prinzip des Peer-Reviews (jetrzt nicht formal sondern einfach verstanden als Heterogenität der Leserschaft) ist ganz grundsätzlich ausgehebelt. Wie sind die und die sind die. Wenn du aufbegehrst, in Frage stellst, kritisierst gehörst du zu "denen". Es gibt keine Zwischenwelt. Insofern ist der Begriff "Anderswelt" als Zusammenfassung der Impressison, die man im Bereich rechter Medien gewinnt, auch treffend gewählt.
Immer wieder werden dabei zwei Haupttendenzen benannt: 1. Hass, Hetze und Aggressivität. 2. Verschöwrungstheorien.
Was mir persönlich immer als Erstes bei der Lektüre von rechten Medien auffällt ist vor allem: Fehlen von Kritik aus den eigenen Reihen. Man liest immer nur und nahezu ausschließlich gegenseitige Bestätigungen. Der Unterschied zum Beispiel zwischen den Leserkommentaren eines "Systemmediums" wie ZEIT oder SZ und einer Publikation wie Tichys Einblick besteht darin, dass in letzteren totale Uniformität herrscht. Es gibt keinen einzigen Leserbeitrag, niemals, der mal einen Publikationsbeitrag grundsätzlich kritisch sieht oder einen Beitrag der "Lügenpresse" dagegen hält oder der wenigstens eine vorsichtige Relativierung anmahnt.
Diese grundsätzliche Uniformität wirkt sich insbesondere auch - aber nicht nur - auf Beiträge im "wissenschaftlichen" Bereich, insbesondere in Richtung Pandemie und Klimaforschung aus. Das Prinzip des Peer-Reviews (jetrzt nicht formal sondern einfach verstanden als Heterogenität der Leserschaft) ist ganz grundsätzlich ausgehebelt. Wie sind die und die sind die. Wenn du aufbegehrst, in Frage stellst, kritisierst gehörst du zu "denen". Es gibt keine Zwischenwelt. Insofern ist der Begriff "Anderswelt" als Zusammenfassung der Impressison, die man im Bereich rechter Medien gewinnt, auch treffend gewählt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Hier mal die Medienlandschaft laut polisphere:
https://www.facebook.com/polisphere/pho ... 42/?type=3
Was meinst du über die politischen Richtungen aussagen zu können, wenn du "rechte Mission" bis "Verschwörung/FakeNews" (also WEIT rechts) mit linksseitigem Mainstreamblättern (also LEICHT links) vergleichst? Du willst uns nun also verkaufen, dass das ein fairer Vergleich der Medien ist, und es sich da um einen Unterschied rechts zu links handelt?
Vergleich doch mal indymedia mit Welt. Dann sind es auf einmal phöse Linke, oder was?
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Was meinst du über die politischen Richtungen aussagen zu können, wenn du "rechte Mission" bis "Verschwörung/FakeNews" (also WEIT rechts) mit linksseitigem Mainstreamblättern (also LEICHT links) vergleichst? Du willst uns nun also verkaufen, dass das ein fairer Vergleich der Medien ist, und es sich da um einen Unterschied rechts zu links handelt?
Vergleich doch mal indymedia mit Welt. Dann sind es auf einmal phöse Linke, oder was?
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Wo gibt es denn nennenswerte Kritik "aus den eigenen Reihen"? In den sog."Mainstreammedien" doch nicht etwa? Da gibt es kein Gehetze, keine groben Einseitigkeiten, keine bräsige Selbstverliebtheit, die man sich teilweise noch zwangsfinanzieren lässt, wie beim ÖR? Ist Herr Küpperbusch auch investigativ und hochkritisch beim WDR("eigene Reihen") unterwegs?
Und die Kommentarspalten nun anekdotisch hernehmen? Die füllen ja nun nicht die jeweiligen Redaktionen, sondern eben die Leser.
Da können wir ja mit der Selbstkritik beginnen: Wann hast du denn das letzte Mal bspw. bei "Tichys Einblick" einen mutigen Gegenwindkommentar hinterlassen?
Wenn sich andererseits in den MSM Gegenansichten in den Kommentarspalten durchaus finden lassen, dann bedeutet das wohl, dass der "Querliegende"mit seinen Gegenansichten offenbar seine "Blase" öfters auch mal verlässt und sich in weniger genehmen Gewässern bewegt und sich dort auch äußert, sofern dann dort nicht die Schotten dicht gemacht und die Kommentarspalten abgeschaltet werden, wenn zuviel Gegenwind zu erwarten ist...
Und die Kommentarspalten nun anekdotisch hernehmen? Die füllen ja nun nicht die jeweiligen Redaktionen, sondern eben die Leser.
Da können wir ja mit der Selbstkritik beginnen: Wann hast du denn das letzte Mal bspw. bei "Tichys Einblick" einen mutigen Gegenwindkommentar hinterlassen?
Wenn sich andererseits in den MSM Gegenansichten in den Kommentarspalten durchaus finden lassen, dann bedeutet das wohl, dass der "Querliegende"mit seinen Gegenansichten offenbar seine "Blase" öfters auch mal verlässt und sich in weniger genehmen Gewässern bewegt und sich dort auch äußert, sofern dann dort nicht die Schotten dicht gemacht und die Kommentarspalten abgeschaltet werden, wenn zuviel Gegenwind zu erwarten ist...
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Das ist doch eigentlich nicht verwunderlich. Diese Publikationen werden ja nicht gelesen, weil man wissen möchte, was so los ist in der Welt, also um Nachrichten zu konsumieren, um schlichtweg auf dem Laufenden zu sein. Das ist ja klassischer Meinungsjournalismus, bei der es die Publikationen selbst gar nicht mehr für notwendig halten überhaupt zwischen Nachricht und Meinung zu unterscheiden. Die Trennlinie wird praktisch aufgehoben. Insofern ist kann man ja davon ausgehend dass die angesprochen Publikationen in erster Linie von Leuten gelesen werden, die ihre eigene Meinung bestätigt haben wollen. Wo soll hier nun noch überhaupt Kritik stattfinden?schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 12:42)
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Was mir persönlich immer als Erstes bei der Lektüre von rechten Medien auffällt ist vor allem: Fehlen von Kritik aus den eigenen Reihen. Man liest immer nur und nahezu ausschließlich gegenseitige Bestätigungen. Der Unterschied zum Beispiel zwischen den Leserkommentaren eines "Systemmediums" wie ZEIT oder SZ und einer Publikation wie Tichys Einblick besteht darin, dass in letzteren totale Uniformität herrscht. Es gibt keinen einzigen Leserbeitrag, niemals, der mal einen Publikationsbeitrag grundsätzlich kritisch sieht oder einen Beitrag der "Lügenpresse" dagegen hält oder der wenigstens eine vorsichtige Relativierung anmahnt.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
(Hervorhebung von mir.)Skeptiker hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:15)
Hier mal die Medienlandschaft laut polisphere:
https://www.facebook.com/polisphere/pho ... 42/?type=3
Was meinst du über die politischen Richtungen aussagen zu können, wenn du "rechte Mission" bis "Verschwörung/FakeNews" (also WEIT rechts) mit linksseitigem Mainstreamblättern (also LEICHT links) vergleichst? Du willst uns nun also verkaufen, dass das ein fairer Vergleich der Medien ist, und es sich da um einen Unterschied rechts zu links handelt?
Vergleich doch mal indymedia mit Welt. Dann sind es auf einmal phöse Linke, oder was?
Skeptiker: Sag mir ersteinmal eins: Wer in deiner Antwort ist eigentlich "uns". Bzw. "wir".
Die Vergleiche stammen im Wesentlichen aus einer Rezension zu dem Buch (https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dra ... 47c3ef.mp3). Meine persönliche Ansichten gehen vor allem dahin, so etwas wie "Dissidenz in den eigenen Reihen" als notwendige Voraussetzung für politische Glaubwürdigkeit anzusehen. Eine solche Widerspruchsbereitschaft setzt allerdings zuallerersteinmal Widerstand gegen alle Formen von Gemeinschaftsumklammerung und Kommunitarismus voraus. Ein liberales, im Sinne von "freiheitlich", unabhängiges Individuum, das in seiner Argumentation nicht "uns" oder "wir" sondern Ich sagt.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Doch doch. Ich habe (an anderer Stelle) bereits Beispiele dafür genannt, dass etwa in derselben DLF-Kultur-Reihe "politisches Feuilleton" zum selben Thema und nacheinander völlig diametral entgegengesetzte Ansichten vertreten werden. Von den Autoren. Noch nichteinmal von der Hörerschaft.BlueMonday hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:20)
Wo gibt es denn nennenswerte Kritik "aus den eigenen Reihen"? In den sog."Mainstreammedien" doch nicht etwa? Da gibt es kein Gehetze, keine groben Einseitigkeiten, keine bräsige Selbstverliebtheit, die man sich teilweise noch zwangsfinanzieren lässt, wie beim ÖR? Ist Herr Küpperbusch auch investigativ und hochkritisch beim WDR("eigene Reihen") unterwegs?
Nimm einfach die aktuelle Online-Ausgabe von Tichys Einblick und die von ZEIT oder SZ. Lies die Leserkommentare. Wirklich. Es ist ganz egal, um welches Thema es sich handelt. Dur wirst bei Tichy nur und ausschließlich "meutenkonforme" Ansichten finden. Und bei ZEIT oder SZ - zumindest in Ansätzen - Kritik und Widerspruch.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Mit uns meine ich die angesprochenen Personen - nämlich die User und Leser dieses Forums. Wenn du eine so schräge These in den Raum stellst, dann unterbreitest du sie ja nicht nur MIR, sondern eben ALLEN Lesern. Da braucht man auch nichts von "Gemeinschaftsumklammerung und Kommunitarismus" fabulieren - das ist die falsche Ebene - es geht NUR darum wer angesprochen wird. Um nichts mehr.schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:44)
(Hervorhebung von mir.)
Skeptiker: Sag mir ersteinmal eins: Wer in deiner Antwort ist eigentlich "uns". Bzw. "wir".
Interessant, nun war es die Rezension von Anderen. Im Eingangsbeitrag hieß es noch:Die Vergleiche stammen im Wesentlichen aus einer Rezension zu dem Buch (https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dra ... 47c3ef.mp3). Meine persönliche Ansichten gehen vor allem dahin, so etwas wie "Dissidenz in den eigenen Reihen" als notwendige Voraussetzung für politische Glaubwürdigkeit anzusehen. Eine solche Widerspruchsbereitschaft setzt allerdings zuallerersteinmal Widerstand gegen alle Formen von Gemeinschaftsumklammerung und Kommunitarismus voraus. Ein liberales, im Sinne von "freiheitlich", unabhängiges Individuum, das in seiner Argumentation nicht "uns" oder "wir" sondern Ich sagt.
Also bist das nun du, oder ist das die Rezension des Anderen?Was mir persönlich immer als Erstes bei der Lektüre von rechten Medien auffällt ist ...
Wenn wir dann geklärt haben wer wir, ihr, du, ich, er usw. sind, dann können wir natürlich auch noch inhaltlich auf dein Thema eingehen. Oder hat sich das schon erledigt, weil offensichtlich ist, dass es nicht um eine "rechte Anderswelt" geht, sondern eher "Anderswelt", in der man sich die "rechte" herausgepickt hat?
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Ich weiss nicht, ob es angemessen ist, Medien danach zu beurteilen, welche Art von Leserkommentaren hinterlassen werden. Ich weiss auch gar nicht, wie man dies systematisch machen sollte. Befremdlich ist auch die gemeinsame Betrachtung ganz unterschiedlicher Medien wie Tichys Einblick, Junge Freiheit oder KenFM. Nur aus der Ferne betrachtet mögen diese gewisse Gemeinsamkeiten haben - vor allem aus der Ferne einer linken Mainstream-Blase, die ihre Vorurteile bestätigt sehen und ihre zu erziehenden Leser von diesen gefährlichen Medien abhalten will.schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:50)
Doch doch. Ich habe (an anderer Stelle) bereits Beispiele dafür genannt, dass etwa in derselben DLF-Kultur-Reihe "politisches Feuilleton" zum selben Thema und nacheinander völlig diametral entgegengesetzte Ansichten vertreten werden. Von den Autoren. Noch nichteinmal von der Hörerschaft.
Nimm einfach die aktuelle Online-Ausgabe von Tichys Einblick und die von ZEIT oder SZ. Lies die Leserkommentare. Wirklich. Es ist ganz egal, um welches Thema es sich handelt. Dur wirst bei Tichy nur und ausschließlich "meutenkonforme" Ansichten finden. Und bei ZEIT oder SZ - zumindest in Ansätzen - Kritik und Widerspruch.
Aber akzeptieren wir diese Herangehensweise doch einmal.
Dann zeigt sie meiner Meinung nach vor allem das Machtgefälle in der Medienlandschaft. Macht wird in den grossen Mainstream-Medien ausgeübt, sei das der öffentlich-eechtliche Rundfunk, SPIEGEL, Süddeutsche oder FAZ. Wer Menschen beeinflussen will, hat dort einen riesigen Hebel. Dort werden auch Wahlen entschieden, denn Wähler lassen sich beeinflussen durch das, was in der Tagesschau gesagt oder in einem Leitartikel im SPIEGEL geschrieben wird. Nur so lässt sich beispielsweise die massive Verschiebung in den Wahlumfragen der letzten Monate erklären.
Was dagegen in Tichys Einblick oder der Jungen Freiheit steht, wird kaum rezipiert. Es sind Aussenseitermedien, die nur wenig oder keine Macht ausüben, was die politischen Verhältnisse angeht.
Wer also die Dinge beeinflussen möchte, muss in den Mainstream-Medien präsent sein. Also müssen dort auch "Rechte" (wer immer das ist; Küppersbusch & Co. sind hier ja offenbar Experten) präsent sein. Diese These würde gestützt, wenn man in linken Medien, die nicht Mainstream-Medien sind, auch mehr Konformität sähe. Ich vermute, dass im Neuen Deutschland oder der Jungen Welt auch weniger kontrovers diskutiert wird, habe aber keinen Test aufs Exempel gemacht.
Eine andere Erklärung wäre, dass "Rechte" generell offener und toleranter sind als Linke und sich auch mit anderen Meinungen beschäftigen; sie lesen also nicht nur Junge Freiheit oder Tichys Einblick, sondern auch den SPIEGEL. Gemäss dieser Erklärung wären Linke eben eher selbstbezogen und wagten sich kaum aus ihrer Blase heraus - hätten das aber auch nicht nötig, da sie ja den öffentlichen Mainstream-Diskurs ohnehin dominieren.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Je länger ich mich damit beschäftige, um so klarer werden mir die Verhältnisse. Man lädt sich - zum Beispiel - bei "Tichys Ausblick" einen der bekannten Klimaskeptiker ein. Vahrenholt oder Lüning zum Beispiel. Und betreibt damit scheinbar sowas wie eine Dissidenz gegen das Establishment, gegen das System und insbesondere gegen die "Systemmedien". Der Punkt ist aber, dass die Symphatisanten und Follower sich eben einfach dahinter stellen können. Aus einer liberalen Perspektive entscheidet immer das souveräne, unabhängige Individuum. Auch wenn das natürlich nicht ausschließt, dass sich dieses Individuum bei Fachleuten informiert. Der egalitäre Libealismus (u.a. nach John Ralws) ist einfach nicht kompatibel mit diesem Bewegungscharakter neurechter Strömungen. Auch die sogenannten "Querdenker" wie auch die "Gelbwesten" in Frankreich verstehen sich durchwegs als "Teil einer Bewegung".3x schwarzer Kater hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:23)
Das ist doch eigentlich nicht verwunderlich. Diese Publikationen werden ja nicht gelesen, weil man wissen möchte, was so los ist in der Welt, also um Nachrichten zu konsumieren, um schlichtweg auf dem Laufenden zu sein. Das ist ja klassischer Meinungsjournalismus, bei der es die Publikationen selbst gar nicht mehr für notwendig halten überhaupt zwischen Nachricht und Meinung zu unterscheiden. Die Trennlinie wird praktisch aufgehoben. Insofern ist kann man ja davon ausgehend dass die angesprochen Publikationen in erster Linie von Leuten gelesen werden, die ihre eigene Meinung bestätigt haben wollen. Wo soll hier nun noch überhaupt Kritik stattfinden?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Vielen Dank für den Buch-Tipp. Klingt interessant. Die Stromlinienförmigkeit rechter Medien und ihrer Protagonisten gibt einen Vorgeschmack darauf, wie deren Welt dann beschaffen wäre, hätten sie die politische Macht im Land. Diese eigene Uniformität, die Widerspruch nicht duldet, steht im Gegensatz zu den stets geäußerten Ansichten, es gäbe keine Meinungsfreiheit mehr. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Hätte Rechts das Sagen, würden wir eine Gleichschaltung der Medien erleben.schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 12:42)
Unter dem Titel "Die Anderswelt. Ein Selbstversuch mit rechten Medien." haben die Journalisten Hans Demmel und Friedrich Küppersbusch aktuell ein Buch vorgelegt, in welchem sie ihre persönlichen Erfahrungen beim Hineinbegeben in die Welt politisch rechter Publikationen schildern. Gegenstand waren Tichys Einblick, MMNews, KenFM, Compact und Junge Freiheit.
Immer wieder werden dabei zwei Haupttendenzen benannt: 1. Hass, Hetze und Aggressivität. 2. Verschöwrungstheorien.
Was mir persönlich immer als Erstes bei der Lektüre von rechten Medien auffällt ist vor allem: Fehlen von Kritik aus den eigenen Reihen. Man liest immer nur und nahezu ausschließlich gegenseitige Bestätigungen. Der Unterschied zum Beispiel zwischen den Leserkommentaren eines "Systemmediums" wie ZEIT oder SZ und einer Publikation wie Tichys Einblick besteht darin, dass in letzteren totale Uniformität herrscht. Es gibt keinen einzigen Leserbeitrag, niemals, der mal einen Publikationsbeitrag grundsätzlich kritisch sieht oder einen Beitrag der "Lügenpresse" dagegen hält oder der wenigstens eine vorsichtige Relativierung anmahnt.
Diese grundsätzliche Uniformität wirkt sich insbesondere auch - aber nicht nur - auf Beiträge im "wissenschaftlichen" Bereich, insbesondere in Richtung Pandemie und Klimaforschung aus. Das Prinzip des Peer-Reviews (jetrzt nicht formal sondern einfach verstanden als Heterogenität der Leserschaft) ist ganz grundsätzlich ausgehebelt. Wie sind die und die sind die. Wenn du aufbegehrst, in Frage stellst, kritisierst gehörst du zu "denen". Es gibt keine Zwischenwelt. Insofern ist der Begriff "Anderswelt" als Zusammenfassung der Impressison, die man im Bereich rechter Medien gewinnt, auch treffend gewählt.
Zuletzt geändert von Selina am So 12. Sep 2021, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Na mit der Lupe kann man alles finden. Ich hatte bspw. jahrelang recht guten Einblick bei "eigentümlich frei". Da hat man sich zu Beginn betont pluralistisch aufgestellt, wollte alle libertären Spielarten abbilden. Bis man nach einigen Jahren doch zu einer deutlichen "Straffung" der Ausrichtung kam. Es geht letztlich bei kleineren Publikationen um Ansprache einer umgrenzten Zielgruppe. Man besetzt eine Nische. Hat eine "Agenda", einen Standpunkt, eine Blickrichtung.schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:50)
Doch doch. Ich habe (an anderer Stelle) bereits Beispiele dafür genannt, dass etwa in derselben DLF-Kultur-Reihe "politisches Feuilleton" zum selben Thema und nacheinander völlig diametral entgegengesetzte Ansichten vertreten werden. Von den Autoren. Noch nichteinmal von der Hörerschaft.
Nimm einfach die aktuelle Online-Ausgabe von Tichys Einblick und die von ZEIT oder SZ. Lies die Leserkommentare. Wirklich. Es ist ganz egal, um welches Thema es sich handelt. Dur wirst bei Tichy nur und ausschließlich "meutenkonforme" Ansichten finden. Und bei ZEIT oder SZ - zumindest in Ansätzen - Kritik und Widerspruch.
Und daran ist ja auch nichts verkehrt.
Echte Pluralität entsteht durch eine Vielfalt an solchen wettstreitenden Angeboten. Warum sollte innerhalb eines medialen Angebots eine große "Spannbreite" abgebildet werden, der "Diskurs" innerhalb einer Gazette stattfinden und nicht zwischen den Angeboten?
Die Alternativmedien wie Tichy sind ja nun gerade als Reaktion auf die zunehmende Vereinseitigung des Mainstreams entstanden. Ein Mainstream, der glaubt, noch irgendwie "pluralistisch" -in "akzeptablen" Grenzen freilich- zu sein, aber es in der langen Sicht kaum sein kann. Und es auch gar nicht mehr sein will. Der "Haltungsjournalismus" wird doch mittlerweile ungeniert zelebriert. Man hat eine "Veranwortung". Die Menschen müssen aufgeklärt werden, in die richige Richtung gelenkt werden.
Man steht klaren Feinden gegenüber. Positionierungen drängen sich auf, mehr denn je. Was du da wahrnimmst, sind allenfalls Relikte... Längst vorbei.
Zuletzt geändert von BlueMonday am So 12. Sep 2021, 14:18, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Der Einwand ist berechtigt. Aber diese Uniformität in den Leserkommentaren ist ja auch nur ein Teil des Eindrucks. Auch die Querbestätigungen unter den Autoren bzw. das weitgehende Fehlen von kritischen Einwändern durch die Autoren gehört dazu. Es geht in den rechten Medien immer, wirklich immer und ohne Ausnahme gegen die Leute auf der anderen Seite einer vorgestellten bzw. herbeigeredeten Barrikade. Und das ist in den Medien, die du als "Mainstream" bezeichnest definitiv nicht der Fall.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 14:08)
Ich weiss nicht, ob es angemessen ist, Medien danach zu beurteilen, welche Art von Leserkommentaren hinterlassen werden.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Was "eigentümlich frei" und auch erstmal "blaue Narzisse" betrifft, so gebe ich dir erstmal recht. Aber: Es gibt so etwas wie eine Eigen-Dynamik innerhalb von "Szenen" oder "Fantümlichkeiten". Irgendwann nimmt ganz grundsätzlich Kritikunfähigkeit überhand. Weil man immer nur die eigene Meinung und das gängige Feindbild wahrnimmt. Ich glaube, die bessere Strategie, irgendeine Art Dissidententum in die Gesellschaft einzubringen, besteht darin, diesen sogenannten und gescholtenen "Mainstream" mitzubesetzen und mitzugestalten.BlueMonday hat geschrieben:(12 Sep 2021, 14:16)
Na mit der Lupe kann man alles finden. Ich hatte bspw. jahrelang recht guten Einblick bei "eigentümlich frei". Da hat man sich zu Beginn betont pluralistisch aufgestellt, wollte alle libertären Spielarten abbilden. Bis man nach einigen Jahren doch zu einer deutlichen "Straffung" der Ausrichtung kam. Es geht letztlich bei kleineren Publikationen um Ansprache einer umgrenzten Zielgruppe. Man besetzt eine Nische. Hat eine "Agenda", einen Standpunkt, eine Blickrichtung.
Und daran ist ja auch nichts verkehrt.
Echte Pluralität entsteht durch eine Vielfalt an solchen wettstreitenden Angeboten. Warum sollte innerhalb eines medialen Angebots eine große "Spannbreite" abgebildet werden, der "Diskurs" innerhalb einer Gazette stattfinden und nicht zwischen den Angeboten?
Die Alternativmedien wie Tichy sind ja nun gerade als Reaktion auf die zunehmende Vereinseitigung des Mainstreams entstanden. Ein Mainstream, der glaubt, noch irgendwie "pluralistisch" -in "akzeptablen" Grenzen freilich- zu sein, aber es in der langen Sicht kaum sein kann. Und es auch gar nicht mehr sein will. Der "Haltungsjournalismus" wird doch mittlerweile ungeniert zelebriert. Man hat eine "Veranwortung". Die Menschen müssen aufgeklärt werden, in die richige Richtung gelenkt werden.
Man steht klaren Feinden gegenüber. Positionierungen drängen sich auf, mehr denn je. Was du da wahrnimmst, sind allenfalls Relikte... Längst vorbei.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Das ist durchaus richtig. Diese Medien wollen sich ja als Kontrapunkt zu den Mainstream-Medien verstanden wissen. Ist das beim Neuen Deutschland, bei der Jungen Welt oder bei den linkslastigen politischen Magazinen der ARD, wie z.B. "Monitor", anders?schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 14:17)
Der Einwand ist berechtigt. Aber diese Uniformität in den Leserkommentaren ist ja auch nur ein Teil des Eindrucks. Auch die Querbestätigungen unter den Autoren bzw. das weitgehende Fehlen von kritischen Einwändern durch die Autoren gehört dazu. Es geht in den rechten Medien immer, wirklich immer und ohne Ausnahme gegen die Leute auf der anderen Seite einer vorgestellten bzw. herbeigeredeten Barrikade. Und das ist in den Medien, die du als "Mainstream" bezeichnest definitiv nicht der Fall.
Gab es bei "Monitor" schon einmal irgendeinen Bericht, der nicht gegen Rechts, gegen CDU, FDP und AfD, gegen das Grosskapital, gegen die Industrie gerichtet war? Inwiefern wird bei der Jungen Welt kontrovers diskutiert?
Beim Neuen Deutschland und der Jungen Welt sehe ich gerade, dass diese eine neue Leserbrieffunktion eingeführt haben. Mit einer Analyse der Vielfalt der Kommentare wird es also schwierig.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Gibt es zur These der Echokammern inzwischen neue emirische Erkenntnisse?
Die AfD-Anhänger haben in Facebook eine separate Echokammer:
http://www.sueddeutsche.de/politik/mein ... -1.3576513
SZ 11. Juli 2017 Wie es in Facebooks Echokammern aussieht - von links bis rechts
https://docs.google.com/spreadsheets/d/ ... =207354117
Top-100-Seiten, die User aus dem Umfeld der AfD geliked haben
Die AfD-Anhänger haben in Facebook eine separate Echokammer:
http://www.sueddeutsche.de/politik/mein ... -1.3576513
SZ 11. Juli 2017 Wie es in Facebooks Echokammern aussieht - von links bis rechts
https://docs.google.com/spreadsheets/d/ ... =207354117
Top-100-Seiten, die User aus dem Umfeld der AfD geliked haben
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Es gibt leider auch beim ÖRR-Hörfunk nur eine Leserkommentarfunktion in Form von (immerhin meist beantworteten) emails.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 14:35)
Das ist durchaus richtig. Diese Medien wollen sich ja als Kontrapunkt zu den Mainstream-Medien verstanden wissen. Ist das beim Neuen Deutschland, bei der Jungen Welt oder bei den linkslastigen politischen Magazinen der ARD, wie z.B. "Monitor", anders?
Gab es bei "Monitor" schon einmal irgendeinen Bericht, der nicht gegen Rechts, gegen CDU, FDP und AfD, gegen das Grosskapital, gegen die Industrie gerichtet war? Inwiefern wird bei der Jungen Welt kontrovers diskutiert?
Beim Neuen Deutschland und der Jungen Welt sehe ich gerade, dass diese eine neue Leserbrieffunktion eingeführt haben. Mit einer Analyse der Vielfalt der Kommentare wird es also schwierig.
Was das ÖRR-TV angeht, so sehe ich das selbst kritisch. Hier ist das Pendel gewissermaßen zur anderen Seite, zum Massengeschmack hin überzogen. Bundesliga werbefrei schauen eben mal zig Millionen. Und dann auch das, was danach kommt. Monitor ist eine WDR-Sendung. Anders als "Report", das von verschiedenen ARD-Sendeanstalten kommt. Von daher ist eine gewisse Einseitigkeit schon vorprogrammiert. Das Problem ist beseitigt sobald der Irrsinn beendet wird, mit Gebühren Übertragungsrechte zu bezahlen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Der WDR gehört zur ARD.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
In seinem Selbstverständnis als Gegengewicht zu "Systemedien" und "westlicher Lügenpresse" dürfte bei politisch rechts veranlagten Menschen Russia Today vielleicht eine mindestens ebenso große Rolle spielen. Anders kann ich mir diese ausgeprägte Russland-Affinität bei mir bekannten AfD-Anhängern (bei gleichzeitiger Ausländerphobie, die in der Regel ja auch und gerade "Slawenphobie" einschließt) einfach nicht erklären.Wähler hat geschrieben:(12 Sep 2021, 14:51)
Gibt es zur These der Echokammern inzwischen neue emirische Erkenntnisse?
Die AfD-Anhänger haben in Facebook eine separate Echokammer:
http://www.sueddeutsche.de/politik/mein ... -1.3576513
SZ 11. Juli 2017 Wie es in Facebooks Echokammern aussieht - von links bis rechts
https://docs.google.com/spreadsheets/d/ ... =207354117
Top-100-Seiten, die User aus dem Umfeld der AfD geliked haben
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Die Vielfalt in den ÖR ist schon noch vorhanden. Die Zuschauer und Zuhörer haben die freie Wahl im großen bunten Programm. Vertreter aller politischen Richtungen kommen zu Wort. Aller. Auch der rechten Seite. Der ganz rechten... Nur halt keine Extremisten.
Zuletzt geändert von Selina am So 12. Sep 2021, 15:06, insgesamt 1-mal geändert.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Das ist schon klar. Ich meinte nur, dass es an sich eine gute Idee ist, ein Politmagazin bei der ARD im Wechsel von verschiedenen Landesanstalten machen zu lassen.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Ach so. Ja, das sehe ich auch so.schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:05)
Das ist schon klar. Ich meinte nur, dass es an sich eine gute Idee ist, ein Politmagazin bei der ARD im Wechsel von verschiedenen Landesanstalten machen zu lassen.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Klar. Da ich etliche politische Hörfunk-Reihen so gut wie lückenlos verfolge, weiß ich das doch. Nur aufs Geratewohl herausgepickt zum Thema "IAA Mobility": Journalist Michael Watzke ist in "Kommentar" begeistert von der IAA, spricht von Neugier auf Apps, neuen Funktionen, "großen Displays" und Fortschrittsgläubigkeit. https://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2 ... 3ce9d9.mp3 Im politischen Feuilleton des Schwestersenders DLF Kultur spricht der Autor Markus Bauer von "Giga oder Gaga" und von einer Greenwashing-Veranstaltung. Die Publikation derart konträrer Ansichten zum selben Thema ist in rechten Medien wie Tichys Ein- und Ausblick völlig ausgeschlossen.Selina hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:04)
Die Vielfalt in den ÖR ist schon noch vorhanden. Die Zuschauer und Zuhörer haben die freie Wahl im großen bunten Programm. Vertreter aller politischen Richtungen kommen zu Wort. Aller. Auch der rechten Seite. Der ganz rechten... Nur halt keine Extremisten.
Das Kriterium "Bereitschaft zur Dissidenz in den eigenen Reihen" hat den Vorteil, dass es völlig themen- und politisch-richtungsunabhängig etwas über Anspruch und journalistische Qualität etwas sagt.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Wäre mir neu, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk oder auch sonstige Leitmedien eine differenzierte Berichterstattung zum Thema des Klimawandels hätten. Wer berichtet denn in jenen Medien noch differenziert darüber?schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:17)
Klar. Da ich etliche politische Hörfunk-Reihen so gut wie lückenlos verfolge, weiß ich das doch. Nur aufs Geratewohl herausgepickt zum Thema "IAA Mobility": Journalist Michael Watzke ist in "Kommentar" begeistert von der IAA, spricht von Neugier auf Apps, neuen Funktionen, "großen Displays" und Fortschrittsgläubigkeit. https://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2 ... 3ce9d9.mp3 Im politischen Feuilleton des Schwestersenders DLF Kultur spricht der Autor Markus Bauer von "Giga oder Gaga" und von einer Greenwashing-Veranstaltung. Die Publikation derart konträrer Ansichten zum selben Thema ist in rechten Medien wie Tichys Ein- und Ausblick völlig ausgeschlossen.
Das Kriterium "Bereitschaft zur Dissidenz in den eigenen Reihen" hat den Vorteil, dass es völlig themen- und politisch-richtungsunabhängig etwas über Anspruch und journalistische Qualität etwas sagt.
Beispielsweise wird dort relativ homogen die Meinung vertreten, die Flutkatastrophe im Ahrtal sei auf den Klimawandel zurückzuführen. Man kann ja gerne diese oder jene Meinung vertreten, zu einer ausgewogenen Berichterstattung würde aber auch die Darstellung anderer Meinungen gehören, sofern sie halbwegs begründet und vernünftig erscheinen. Selbst angeblich konservative Zeitungen sind voll auf den Klimazug aufgesprungen und sehen sich in dieser Hinsicht unkritisch und ohne Distanz als Vertreterinnen einer guten und richtigen Sache, quasi als Helferlein der Regierung bei der Umsetzung drakonischer Massnahmen.
Auch zu anderen Themen berichten deutsche Mainstream-Medien sehr homogen. Dies liegt wohl daran, dass Journalisten einen starken linksgrünen Drall haben, selbst bei angeblich konservativen Zeitungen. Selbst beim angeblichen konservativen "Cicero" liest man Meinungsartikel für die Frauenquote. Der Drang, im Sinne des linksgrünen Mainstreams zu berichten, ist also sehr gross.
Und ja, viele Journalisten sehen sich heute nicht mehr als neutrale Beobachter, sondern als Aktivisten für die gute Sache. Was und wie bei Tichys Einblick oder in der Jungen Freiheit berichtet wird, ist methodisch gesehen nichts anderes, nur dass dort für eine andere Sache gekämpft wird. Genau dies ermöglicht unter den gegebenen Umständen erst wieder eine gewisse Vielfalt. Leider besteht allerdings immer die Gefahr des "Deplatforming" für Vertreter von Meinungen, die nicht linksgrün sind, da Alphabet, Facebook & Co. als Sachwalter ausgelagerter staatlicher Zensur fungieren.
Wirklich objektiven Journalismus findet man heute leider kaum noch, weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Ich bin regelmässig bestürzt, wenn ich Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus den Achtzigerjahren sehe. Da gab es noch so etwas wie eine unaufgeregte, neutrale Berichterstattung - natürlich nicht immer und in allen Formaten, aber doch in vielen wichtigen Nachrichtensendungen und Reportagen. Heute macht man sich das beste Bild, indem man seine Informationen aus verschiedenen Quellen bezieht. Gerade für Deutsche empfehle ich auch den Konsum ausländischer Medien; da fallen vielen die Schuppen von den Augen, wie eng der Meinungskorridor deutscher Mainstream-Medien geworden ist.
Die Schieflage der deutschen Medienlandschaft ist das zentrale politische Problem in Deutschland für alle liberal und konservativ denkenden Menschen. Man kann mit liberalen und konservativen Positionen in Deutschland keine Wahlen gewinnen, solange man quasi alle Mainstream-Medien als Gegner hat. Gerade die CDU hat viel zu lange die linksgrüne Dominanz gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk akzeptiert, insbesondere bei den Programmen für Kinder und Jugendliche. Und dann wundert man sich, dass aus der Generation, die mit linksgrünen Formaten wie "Funk" aufwächst, linksgrüne Wähler werden.
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Zum Beispiel in der Mediensendung "Zapp".BlueMonday hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:20)
Wo gibt es denn nennenswerte Kritik "aus den eigenen Reihen"?
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Das nehme ich anders wahr. Insbesondere bei Formaten, die über 30 Minuten und länger gehen, sei es beim Fernsehen oder Rundfunk. Kommt aber auch darauf an, was Du genau unter differenziert ansiehst.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:49)
Wäre mir neu, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk oder auch sonstige Leitmedien eine differenzierte Berichterstattung zum Thema des Klimawandels hätten. Wer berichtet denn in jenen Medien noch differenziert darüber?
Das ist wohl der Unterschied, eine solch undifferenzierte Aussage findet man in einer Kurzmeldung oder 1:30-Bericht. Aber sobald ausführlicher über das Thema im ÖR berichtet wird, muss ich als Naturwissenschaftler sagen, dass da gut bis sehr gut die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und solche Ereignisse wie im Ahrtal erklärt werden. Ist vielleicht auch die Frage, ob Du Dir längeren Beiträge (>= 30 Minuten) wirklich antust.Michael Alexander hat geschrieben: Beispielsweise wird dort relativ homogen die Meinung vertreten, die Flutkatastrophe im Ahrtal sei auf den Klimawandel zurückzuführen.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Sören74 hat geschrieben:(12 Sep 2021, 16:30)
Das ist wohl der Unterschied, eine solch undifferenzierte Aussage findet man in einer Kurzmeldung oder 1:30-Bericht. Aber sobald ausführlicher über das Thema im ÖR berichtet wird, muss ich als Naturwissenschaftler sagen, dass da gut bis sehr gut die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und solche Ereignisse wie im Ahrtal erklärt werden. Ist vielleicht auch die Frage, ob Du Dir längeren Beiträge (>= 30 Minuten) wirklich antust.
https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde ... 70847.html„Das Hochwasser vom Juli 2021 ist als extremes, aber nicht einmaliges Ereignis einzustufen. Ähnliches hat sich bekanntermaßen bereits in vorindustrieller Zeit ereignet“.
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Es wird auf die Hochwasser-Ereignisse von 1348, 1804 und 1910 verwiesen.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Diese Differenziertheit wurde ganz schnell vom Ressortleiter einkassiert.DarkLightbringer hat geschrieben:(12 Sep 2021, 16:53)
https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde ... 70847.html
Es wird auf die Hochwasser-Ereignisse von 1348, 1804 und 1910 verwiesen.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 15405.htmlDie kulturell ungleichen Gemeinden Altenahr und New York City einmal zusammenzudenken, als zwei tief verwundete Außenposten derselben Schicksalsgemeinschaft, darauf wäre vor dieser neuen infernalischen Flutnacht an der amerikanischen Ostküste weiß Gott keiner gekommen. Aber so ist er, der Klimawandel. Überall und unbeherrscht, mal hier und mal da, wie die finsteren Fabelgestalten, die Todesengel und schwarzen Geister, die es selten gut meinen mit der Welt. Nur ist die prekäre Erhitzung des Erdballs mit ihrer todbringenden Beschleunigung des Wasserkreislaufs eben keine düstere Fabel, sondern ganz offenkundig schon die traurige Realität. Gegenwart und Zukunft. Die wissenschaftliche Empirie ist da leider unbestechlich.
Alle, die den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Flutkatastrophe anzweifeln, sind also Klimaleugner und unwissenschaftliche Fabelerzähler. Damit sind dann hoffentlich alle im neuen Klimablättchen FAZ auf Linie gebracht und unterstützen künftige restriktive Klimamassnahmen.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Ich schaue normalerweise kein ARD & ZDF. Was ich von jenen Sendern wahrnehme, ist nur das, was ich beispielsweise auf YouTube sehen kann. Das mag ein eingeschränkter Blickwinkel sein. Leider sehe ich bei dem Ausschnitt, den ich sehe, meine Vorurteile bestätigt.Sören74 hat geschrieben:(12 Sep 2021, 16:30)
Das nehme ich anders wahr. Insbesondere bei Formaten, die über 30 Minuten und länger gehen, sei es beim Fernsehen oder Rundfunk. Kommt aber auch darauf an, was Du genau unter differenziert ansiehst.
Das ist wohl der Unterschied, eine solch undifferenzierte Aussage findet man in einer Kurzmeldung oder 1:30-Bericht. Aber sobald ausführlicher über das Thema im ÖR berichtet wird, muss ich als Naturwissenschaftler sagen, dass da gut bis sehr gut die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und solche Ereignisse wie im Ahrtal erklärt werden. Ist vielleicht auch die Frage, ob Du Dir längeren Beiträge (>= 30 Minuten) wirklich antust.
Bei den Diskussionen im jetzigen Wahlkampf habe ich keine differenzierte Haltung dieser Medien wahrgenommen. Kindern wird Panik eingeimpft wegen des Klimawandels, und Politiker werden mit den Tränen dieser Kinder moralisch erpresst, oft mit Hilfe von langen Einspielern, die die folgende Diskussion im linksgrünen Sinne framen sollen.
Alles soll dem Klimawandel untergeordnet werden, und jeder, der das Wort dagegen erhebt, ist ein Klimaleugner. Blosse wissenschaftliche Meinungen oder politische Verlautbarungen werden als reine, unangreifbare Wahrheiten ausgegeben. Milchmädchenrechnungen, etwa zur Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit von Solaranlagen, werden nicht hinterfragt.
So habe ich die Talkrunden und Duelle, die ich mir angetan habe, wahrgenommen. Jeder, der wissenschaftlich und rational denkt, muss sich hier mit Grauen abwenden.
Es geht übrigens auch anders, etwa in der Schweiz mit der NZZ, oder in Österreich mit dem Talk im Hangar-7. In Deutschland weitgehend undenkbar.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Das habe ich mir fast schon gedacht. Und du glaubst, für sie als Gesamtheit sprechen zu können?Skeptiker hat geschrieben:(12 Sep 2021, 14:00)
Mit uns meine ich die angesprochenen Personen - nämlich die User und Leser dieses Forums.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Von "Leitmedien" zu sprechen bedeutet nicht nur, einem bestimmten Teil der Medien eine solche Leitfunktion ("Deutungshoheit") zuzuschreiben, sondern auch, sich leiten zu lassen. Auch wenn das die entsprechenden Diskutanten völlig anders sehen bzw. sich heftig gegen eine solche Darstellung wehren würden. Das souveräne liberale Individuum kennt weder Leitmedien noch "Deutungshoheiten". Darin besteht ja gerade der Sinn des Begriffs "souverän". Und das hat absolut nix damit zu tun, welche Mehrheiten oder Minderheiten die entsprechenden Medien konsumieren. Für ein selbstbestimmtes, souveränes, liberales Individuum hat der Begriff "Deutungshoheit" schlicht und einfach keinen Sinn. Es ist auch zum Beispiel in der Musik so, dass mein persönlicher Geschmack eher der einer Minderheit ist. Es wäre völlig, vollkommen absurd davon zu sprechen, Florian Silbereisen hätte auf dem Gebiet der Musik die "Deutungshoheit" nur weil er andauernd im öffentlich-rechtlichen TV zu sehen ist.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:49)
Wäre mir neu, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk oder auch sonstige Leitmedien eine differenzierte Berichterstattung zum Thema des Klimawandels hätten. Wer berichtet denn in jenen Medien noch differenziert darüber?
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Man erwartet gemeinhin die Sintflut - jedoch nicht ohne deutsche Genehmigung.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 17:17)
Diese Differenziertheit wurde ganz schnell vom Ressortleiter einkassiert.
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ ... 15405.html
Alle, die den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Flutkatastrophe anzweifeln, sind also Klimaleugner und unwissenschaftliche Fabelerzähler. Damit sind dann hoffentlich alle im neuen Klimablättchen FAZ auf Linie gebracht und unterstützen künftige restriktive Klimamassnahmen.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Wenn Du das konsequent weiterdenkst ... dann landest Du bei dem Vorwurf, es gäbe gar keine demokratischen sondern nur noch "medial eingefädelte" und manipulierte und irgendwann dann "gestohlene" Wahlen. Lassen wir mal die Frage beseite ob und in welche Richtung die Medien in D tatsächlich eine "Schieflage" aufweisen. Wo kommst Du damit hin? Letztendlich zu der Behauptung, der Souverän ist gar nicht mehr der Souverän. Er sei zu dumm, diese Schieflage zu durchschauen. Schritt für Schritt ... schau es dir in Russland, Türkei oder Ungarn an ... gelangt man so unmerklich in die Autokratie. Parallel zu diesem Prozess gibt es in etlichen Ländern, auch der westlichen Welt, ja auch den Vorwurf gegen die unabhängige Justiz, sie sei "linkslastig". Sie müsse "kontrolliert" werden. Ja. Wird sie ja auch schon. Mehr und mehr sogar.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:49)
Beispielsweise wird dort relativ homogen die Meinung vertreten, die Flutkatastrophe im Ahrtal sei auf den Klimawandel zurückzuführen. Man kann ja gerne diese oder jene Meinung vertreten, zu einer ausgewogenen Berichterstattung würde aber auch die Darstellung anderer Meinungen gehören, sofern sie halbwegs begründet und vernünftig erscheinen. Selbst angeblich konservative Zeitungen sind voll auf den Klimazug aufgesprungen und sehen sich in dieser Hinsicht unkritisch und ohne Distanz als Vertreterinnen einer guten und richtigen Sache, quasi als Helferlein der Regierung bei der Umsetzung drakonischer Massnahmen.
Auch zu anderen Themen berichten deutsche Mainstream-Medien sehr homogen. Dies liegt wohl daran, dass Journalisten einen starken linksgrünen Drall haben, selbst bei angeblich konservativen Zeitungen. Selbst beim angeblichen konservativen "Cicero" liest man Meinungsartikel für die Frauenquote. Der Drang, im Sinne des linksgrünen Mainstreams zu berichten, ist also sehr gross.
Und ja, viele Journalisten sehen sich heute nicht mehr als neutrale Beobachter, sondern als Aktivisten für die gute Sache. Was und wie bei Tichys Einblick oder in der Jungen Freiheit berichtet wird, ist methodisch gesehen nichts anderes, nur dass dort für eine andere Sache gekämpft wird. Genau dies ermöglicht unter den gegebenen Umständen erst wieder eine gewisse Vielfalt. Leider besteht allerdings immer die Gefahr des "Deplatforming" für Vertreter von Meinungen, die nicht linksgrün sind, da Alphabet, Facebook & Co. als Sachwalter ausgelagerter staatlicher Zensur fungieren.
Wirklich objektiven Journalismus findet man heute leider kaum noch, weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Ich bin regelmässig bestürzt, wenn ich Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus den Achtzigerjahren sehe. Da gab es noch so etwas wie eine unaufgeregte, neutrale Berichterstattung - natürlich nicht immer und in allen Formaten, aber doch in vielen wichtigen Nachrichtensendungen und Reportagen. Heute macht man sich das beste Bild, indem man seine Informationen aus verschiedenen Quellen bezieht. Gerade für Deutsche empfehle ich auch den Konsum ausländischer Medien; da fallen vielen die Schuppen von den Augen, wie eng der Meinungskorridor deutscher Mainstream-Medien geworden ist.
Die Schieflage der deutschen Medienlandschaft ist das zentrale politische Problem in Deutschland für alle liberal und konservativ denkenden Menschen. Man kann mit liberalen und konservativen Positionen in Deutschland keine Wahlen gewinnen, solange man quasi alle Mainstream-Medien als Gegner hat. Gerade die CDU hat viel zu lange die linksgrüne Dominanz gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk akzeptiert, insbesondere bei den Programmen für Kinder und Jugendliche. Und dann wundert man sich, dass aus der Generation, die mit linksgrünen Formaten wie "Funk" aufwächst, linksgrüne Wähler werden.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Einer der erschreckenden Aspekte im Verhältnis zu den Medien besteht für mich in der Parallelität zur Zeit Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Man braucht "linkslastig" heute nur durch "verjudet" damals zu ersetzen. Dann wird einem diese Parallelität deutlich. Das was heute für Rechtskonservative die "linkslastigen Medien" waren, das war in Wien und Berlin die liberale, kosmopolitische "Judenpresse".
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Wenn ich also von "linkslastigen" Medien spreche, dann mache ich mich gleich mit den Nazis der Dreissigerjahre? Und ich dachte, hier ginge es um eine offene, faire Diskussion. Stattdessen ist dies offenbar ein weiterer Versuch, Kritiker der deutschen Medienlandschaft zu diffamieren. Dann wünsche ich viel Freude dabei, ich bin dann aber auf jeden Fall falsch hier.schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Sep 2021, 18:29)
Einer der erschreckenden Aspekte im Verhältnis zu den Medien besteht für mich in der Parallelität zur Zeit Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Man braucht "linkslastig" heute nur durch "verjudet" damals zu ersetzen. Dann wird einem diese Parallelität deutlich. Das was heute für Rechtskonservative die "linkslastigen Medien" waren, das war in Wien und Berlin die liberale, kosmopolitische "Judenpresse".
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Das ist in meinem Fall ein paar Wochen her:BlueMonday hat geschrieben:(12 Sep 2021, 13:20)
Da können wir ja mit der Selbstkritik beginnen: Wann hast du denn das letzte Mal bspw. bei "Tichys Einblick" einen mutigen Gegenwindkommentar hinterlassen?
Tichy hatte zu Corona getitelt: "DIE ISOLIERTE GESELLSCHAFT FÜHLT SICH WOHL"
Meine Anmerkung dazu: "Das scheint insbesondere für diejenigen zu gelten, der sich nicht impfen lassen wollen."
Tichy's Untertitel "Aber wann soll der Lockdown jemals enden, wenn nicht jetzt?"
Von mir dazu: "Wenn Sie auch ihre Leser davon überzeugt haben, daß es besser ist, sich impfen zu lassen."
Ich bekam die automatisierte Bestätigung, daß mein Kommentar angekommen sei und sich "in Prüfung" befinde. Er wurde aber kommentarlos nicht veröffentlicht. Obwohl es danach mindestens 100 weitere Kommentare zu dem Artikel gab.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Das habe ich nicht geschrieben! Ich habe lediglich auf Parellelen hingewiesen. Anfang der 30er empfanden nicht wenige Zeitgenossen die vergangenen 20er als ein Jahrzehnt der gesellschaftlichen Linksverschiebung. Angefangen von der Unterschreibung der Kapitulation durch Erzberger (der dann später dafür erschossen wurde), dem "Dolchstoß" für Deutschland über die einsetzende Emanzipation junger Frauen in Kultur und Berufsleben bis hin zu den ersten Sozialwohnungsbauten. "Judenpresse" ... das bedeutete in nicht wenigen Fällen das diffuse Gefühl, diee gesellschaftliche Linksverschiebung sei quasi "herbeigeschrieben" worden. Man stehe einem mehr oder weniger geschlossenen Meinungskartell gegenüber. Sowohl das "Berliner Tageblatt" wie auch die "Frankfurter Zeitung" gehörten zu den auflagenstärksten Zeitungen jener Zeit und wurden von Verlegern mit jüdischer Herkunft herausgegeben. Und sie waren in der Tat auch einflussreich. Von "Leitmedien" sprach man schon damals. Das was mir an Hetze über diese liberale Presse aus Berichten in Erinnerung ist, hört sich - natürlich nicht in der Ausrichtung gegen Juden - aber in ihrem Ton, in ihren Beschwerden über eine angebliche "Deutungshoheit", gegen die man nicht ankomme, doch in einigen Punkten ganz nach der "Anderswelt" von heute an.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 18:38)
Wenn ich also von "linkslastigen" Medien spreche, dann mache ich mich gleich mit den Nazis der Dreissigerjahre?
Davon mal abgesehen: Von einer "Deutungshoheit" zu sprechen ist für mich immer gleichzeitig auch das Eingeständnis der eigenen Unsouveränität. Logisch. Nix, was mir irgendwie Ehrfurcht einfkößen würde.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Ich selbst kann den Artikel hinter der Paywall nicht lesen, aber steht denn genau das mit Klimaleugner und Fabelerzähler drin? Ich würde so jemanden nicht so bezeichnen, aber Leuten versuchen zu erklären, wenn sie glauben, dass zwischen Klimawandel und Flutkatastrophen kein Zusammenhang besteht, sich vermutlich irren.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 17:17)
Alle, die den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Flutkatastrophe anzweifeln, sind also Klimaleugner und unwissenschaftliche Fabelerzähler.
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Gut, ich habe eine mögliche Erklärung dafür gegeben. In der Kürze der Zeit werden auch Zusammenhänge verkürzt dargestellt. Das kennt man auch von diesem Forum. Wer sich umfassend informieren will, der muss sich die Mühe machen, sich auch längere Berichte anzuschauen.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 17:23)
Ich schaue normalerweise kein ARD & ZDF. Was ich von jenen Sendern wahrnehme, ist nur das, was ich beispielsweise auf YouTube sehen kann. Das mag ein eingeschränkter Blickwinkel sein. Leider sehe ich bei dem Ausschnitt, den ich sehe, meine Vorurteile bestätigt.
Es wird ja nicht allem dem Klimawandel untergeordnet. Das erleben wir doch nun seit Bekanntwerden der Klimaproblematik, wie zögerlich das Verhalten ist, etwas zu ändern. Über die einzelnen Maßnahmen kann man sicher diskutieren, ich stehe für sowas auf Sachebene immer offen.Michael Alexander hat geschrieben:Alles soll dem Klimawandel untergeordnet werden, und jeder, der das Wort dagegen erhebt, ist ein Klimaleugner. Blosse wissenschaftliche Meinungen oder politische Verlautbarungen werden als reine, unangreifbare Wahrheiten ausgegeben. Milchmädchenrechnungen, etwa zur Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit von Solaranlagen, werden nicht hinterfragt.
Ich denke wissenschaftlich und rational und wende mich nicht mit Grauen ab.Michael Alexander hat geschrieben:So habe ich die Talkrunden und Duelle, die ich mir angetan habe, wahrgenommen. Jeder, der wissenschaftlich und rational denkt, muss sich hier mit Grauen abwenden.
Woher willst Du das wissen, wenn Du nie ARD und ZDF schaust? Ich kann Dir mindestens 5 Sendeformate nennen, die sehr umfangreich und differenziert über diese Themen berichten.Michael Alexander hat geschrieben:Es geht übrigens auch anders, etwa in der Schweiz mit der NZZ, oder in Österreich mit dem Talk im Hangar-7. In Deutschland weitgehend undenkbar.
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Ich habe vor einigen Jahren Kommentare auf Tichys Einblick geschrieben, weil man im Gegensatz zu anderen Seiten wie EIKE oder Achse des Guten eigentlich damit rechnen konnte, dass alle zulässigen Kommentare veröffentlicht werden. Das hat sich dann aber irgendwann gewandelt und das war für mich die Zeit, von dort zu gehen, weil es dann letztlich eine Filterblase wie jede andere wurde.Maikel hat geschrieben:(12 Sep 2021, 18:49)
Das ist in meinem Fall ein paar Wochen her:
Tichy hatte zu Corona getitelt: "DIE ISOLIERTE GESELLSCHAFT FÜHLT SICH WOHL"
Meine Anmerkung dazu: "Das scheint insbesondere für diejenigen zu gelten, der sich nicht impfen lassen wollen."
Tichy's Untertitel "Aber wann soll der Lockdown jemals enden, wenn nicht jetzt?"
Von mir dazu: "Wenn Sie auch ihre Leser davon überzeugt haben, daß es besser ist, sich impfen zu lassen."
Ich bekam die automatisierte Bestätigung, daß mein Kommentar angekommen sei und sich "in Prüfung" befinde. Er wurde aber kommentarlos nicht veröffentlicht. Obwohl es danach mindestens 100 weitere Kommentare zu dem Artikel gab.
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Nein, diese vorgebliche "Schieflage" ist das Problem von Menschen am rechten oder linkem Rand dieser Gesellschaft, die nicht damit klar kommen dass ihre politische Position nicht mehrheitsfähig ist.Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:49)
Die Schieflage der deutschen Medienlandschaft ist das zentrale politische Problem in Deutschland für alle liberal und konservativ denkenden Menschen.
Die Antwort auf diese armen Geister sind dann "KenFM", Tichy & Co:
Fake News Portale.
Wenn es zum Seelenheil beiträgt, ok. Ich befürchte nur Gegenteiliges wenn man die Realität dauerhaft ausblendet.
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Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Ich beginne mal mit dem positiven: Du schränkst deine Sicht auf die Medienlandschaft und politischen Probleme immerhin auf "liberal und konservativ denkende Menschen ein" und sprichst nicht einfach von "den Deutschen".Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:49)
Die Schieflage der deutschen Medienlandschaft ist das zentrale politische Problem in Deutschland für alle liberal und konservativ denkenden Menschen. Man kann mit liberalen und konservativen Positionen in Deutschland keine Wahlen gewinnen, solange man quasi alle Mainstream-Medien als Gegner hat. Gerade die CDU hat viel zu lange die linksgrüne Dominanz gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk akzeptiert, insbesondere bei den Programmen für Kinder und Jugendliche. Und dann wundert man sich, dass aus der Generation, die mit linksgrünen Formaten wie "Funk" aufwächst, linksgrüne Wähler werden.
Zitat aus einem aktuellen "Tichy"-Artikel:
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/ ... geblendet/Migration, zugewanderte Gewalt, milliardenteurer Asylmissbrauch: Das ist das Thema, das die Deutschen bewegt. Zu meinen, dass man der AfD das Wasser abgrabe, indem man diese Themen versiegelt und tabuisiert, zeugt von ausgesprochen begrenzter intellektueller Kompetenz, ja Ferne vom Volk.
Wer sagt denn, dass das Thema "Migration" bei den Wahlen für sämtliche Deutsche an oberster Stelle steht? Dass es so etwas wie eine mehr oder weniger einheitliche "Volksmeinung" oder einen "Volkswillen" gibt. Auch hier im Forum ist dieser Anspruch, die eigene Ansicht wäre wie selbstverständlich auch die Ansicht "aller" oder zumindest einer großen Mehrheit nicht unüblich.
Aber deine Argumentation ist doch widersprüchlich: Was hindert "liberal und konservativ denkende Menschen" daran, eine liberale und konservative Partei zu wählen? Das ist eine Denke, die wie selbstverständlich davon ausgeht: Die anderen sind dumm. Sie können sich aufgrund ihrer Dummheit ja gar keine eigene Meinung bilden. Man muss sie oder müsste sie also konsequent vom Einfluss der Medien fernhalten. Oder die "linksgrünen" Medien einfach verbieten bzw. auf Linie bringen. Und damit bist schon wirklich ein gutes Stück beim Orbanismus.
Das steckt ja letztendlich auch zumindest im Titel der wichtigsten NS-Propagandazeitung: "Völkischer Beobachter". Was sagt dieser Titel? Das politische Geschen nicht aus Sicht irgendeines Meinungskartells, irgendeiner "Elite" sondern (endlich einmal) aus "Sicht des Volkes" darzustellen. Für die NS-Herrscher bestand dieses "Meinungskartell" bis zu seiner Zerschlagung vor allem aus den jüdischen Zeitungsverlagen. Heute ist es irgendein vermeintlich "linksgrünes Kartell" oder der ÖRR, dessen "Macht" zu brechen ist.
Natürlich haben Meinungsbildungsprozesse ihre Eigendynamik. Die teilweise auch nach dem Prinzip "wo viele sind kommen noch mehr hin" funktioniert. Aber der Grundsatz Presse- und Meinungsfreiheit hat dies zu akzeptieren. Ohne jedes wenn und aber und ohne Ausnahme. Man braucht gar nicht weiter darüber oder über irgendeine "Kontrolle" (zentrales AfD-Axiom: "Die Medien müssen "kontrolliert" werden") nachdenken. Die Alternative läuft logischerweise immer auf so etwas wie "Verbot" oder "auf Linie bringen" und am Ende auf ein Ende der Pressefreiheit hinaus. Die Grenzen der Pressefreiheit sind ausschließlich durch Strafrecht und Grundgesetz gezogen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Re: Einblicke in die "Anderswelt"
Dieses "wir" und "das Volk", in dessen Namen man spricht, klingt faschistoid und nach gleichgeschalteter Presse, die im "Orbanismus" drohen würde. Aus Ärger und Wut darüber, dass in den Medien nicht tagtäglich gegen Migration gewettert wird und dort auch extrem Rechte nicht so häufig zu Wort kommen, schreibt man dann solche Frust-Kommentare in sein Online-Blättlein, aus dem du zitiert hast. Diese Autoren nennen sich selbst liberal und konservativ, obwohl sie sich davon schon meilenweit entfernt haben.schokoschendrezki hat geschrieben:(14 Sep 2021, 09:23)
Ich beginne mal mit dem positiven: Du schränkst deine Sicht auf die Medienlandschaft und politischen Probleme immerhin auf "liberal und konservativ denkende Menschen ein" und sprichst nicht einfach von "den Deutschen".
Zitat aus einem aktuellen "Tichy"-Artikel:
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/ ... geblendet/
Wer sagt denn, dass das Thema "Migration" bei den Wahlen für sämtliche Deutsche an oberster Stelle steht? Dass es so etwas wie eine mehr oder weniger einheitliche "Volksmeinung" oder einen "Volkswillen" gibt. Auch hier im Forum ist dieser Anspruch, die eigene Ansicht wäre wie selbstverständlich auch die Ansicht "aller" oder zumindest einer großen Mehrheit nicht unüblich.
Aber deine Argumentation ist doch widersprüchlich: Was hindert "liberal und konservativ denkende Menschen" daran, eine liberale und konservative Partei zu wählen? Das ist eine Denke, die wie selbstverständlich davon ausgeht: Die anderen sind dumm. Sie können sich aufgrund ihrer Dummheit ja gar keine eigene Meinung bilden. Man muss sie oder müsste sie also konsequent vom Einfluss der Medien fernhalten. Oder die "linksgrünen" Medien einfach verbieten bzw. auf Linie bringen. Und damit bist schon wirklich ein gutes Stück beim Orbanismus.
Das steckt ja letztendlich auch zumindest im Titel der wichtigsten NS-Propagandazeitung: "Völkischer Beobachter". Was sagt dieser Titel? Das politische Geschen nicht aus Sicht irgendeines Meinungskartells, irgendeiner "Elite" sondern (endlich einmal) aus "Sicht des Volkes" darzustellen. Für die NS-Herrscher bestand dieses "Meinungskartell" bis zu seiner Zerschlagung vor allem aus den jüdischen Zeitungsverlagen. Heute ist es irgendein vermeintlich "linksgrünes Kartell" oder der ÖRR, dessen "Macht" zu brechen ist.
Natürlich haben Meinungsbildungsprozesse ihre Eigendynamik. Die teilweise auch nach dem Prinzip "wo viele sind kommen noch mehr hin" funktioniert. Aber der Grundsatz Presse- und Meinungsfreiheit hat dies zu akzeptieren. Ohne jedes wenn und aber und ohne Ausnahme. Man braucht gar nicht weiter darüber oder über irgendeine "Kontrolle" (zentrales AfD-Axiom: "Die Medien müssen "kontrolliert" werden") nachdenken. Die Alternative läuft logischerweise immer auf so etwas wie "Verbot" oder "auf Linie bringen" und am Ende auf ein Ende der Pressefreiheit hinaus. Die Grenzen der Pressefreiheit sind ausschließlich durch Strafrecht und Grundgesetz gezogen.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz