Einblicke in die "Anderswelt"

Moderator: Moderatoren Forum 8

Antworten
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Einblicke in die "Anderswelt"

Beitrag von schokoschendrezki »

Michael Alexander hat geschrieben:(12 Sep 2021, 15:49)
Die Schieflage der deutschen Medienlandschaft ist das zentrale politische Problem in Deutschland für alle liberal und konservativ denkenden Menschen. Man kann mit liberalen und konservativen Positionen in Deutschland keine Wahlen gewinnen, solange man quasi alle Mainstream-Medien als Gegner hat. Gerade die CDU hat viel zu lange die linksgrüne Dominanz gerade im öffentlich-rechtlichen Rundfunk akzeptiert, insbesondere bei den Programmen für Kinder und Jugendliche. Und dann wundert man sich, dass aus der Generation, die mit linksgrünen Formaten wie "Funk" aufwächst, linksgrüne Wähler werden.
Ich beginne mal mit dem positiven: Du schränkst deine Sicht auf die Medienlandschaft und politischen Probleme immerhin auf "liberal und konservativ denkende Menschen ein" und sprichst nicht einfach von "den Deutschen".
Zitat aus einem aktuellen "Tichy"-Artikel:
Migration, zugewanderte Gewalt, milliardenteurer Asylmissbrauch: Das ist das Thema, das die Deutschen bewegt. Zu meinen, dass man der AfD das Wasser abgrabe, indem man diese Themen versiegelt und tabuisiert, zeugt von ausgesprochen begrenzter intellektueller Kompetenz, ja Ferne vom Volk.
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/ ... geblendet/
Wer sagt denn, dass das Thema "Migration" bei den Wahlen für sämtliche Deutsche an oberster Stelle steht? Dass es so etwas wie eine mehr oder weniger einheitliche "Volksmeinung" oder einen "Volkswillen" gibt. Auch hier im Forum ist dieser Anspruch, die eigene Ansicht wäre wie selbstverständlich auch die Ansicht "aller" oder zumindest einer großen Mehrheit nicht unüblich.

Aber deine Argumentation ist doch widersprüchlich: Was hindert "liberal und konservativ denkende Menschen" daran, eine liberale und konservative Partei zu wählen? Das ist eine Denke, die wie selbstverständlich davon ausgeht: Die anderen sind dumm. Sie können sich aufgrund ihrer Dummheit ja gar keine eigene Meinung bilden. Man muss sie oder müsste sie also konsequent vom Einfluss der Medien fernhalten. Oder die "linksgrünen" Medien einfach verbieten bzw. auf Linie bringen. Und damit bist schon wirklich ein gutes Stück beim Orbanismus.

Das steckt ja letztendlich auch zumindest im Titel der wichtigsten NS-Propagandazeitung: "Völkischer Beobachter". Was sagt dieser Titel? Das politische Geschen nicht aus Sicht irgendeines Meinungskartells, irgendeiner "Elite" sondern (endlich einmal) aus "Sicht des Volkes" darzustellen. Für die NS-Herrscher bestand dieses "Meinungskartell" bis zu seiner Zerschlagung vor allem aus den jüdischen Zeitungsverlagen. Heute ist es irgendein vermeintlich "linksgrünes Kartell" oder der ÖRR, dessen "Macht" zu brechen ist.

Natürlich haben Meinungsbildungsprozesse ihre Eigendynamik. Die teilweise auch nach dem Prinzip "wo viele sind kommen noch mehr hin" funktioniert. Aber der Grundsatz Presse- und Meinungsfreiheit hat dies zu akzeptieren. Ohne jedes wenn und aber und ohne Ausnahme. Man braucht gar nicht weiter darüber oder über irgendeine "Kontrolle" (zentrales AfD-Axiom: "Die Medien müssen "kontrolliert" werden") nachdenken. Die Alternative läuft logischerweise immer auf so etwas wie "Verbot" oder "auf Linie bringen" und am Ende auf ein Ende der Pressefreiheit hinaus. Die Grenzen der Pressefreiheit sind ausschließlich durch Strafrecht und Grundgesetz gezogen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Selina
Beiträge: 17527
Registriert: Do 29. Sep 2016, 15:33

Re: Einblicke in die "Anderswelt"

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(14 Sep 2021, 09:23)

Ich beginne mal mit dem positiven: Du schränkst deine Sicht auf die Medienlandschaft und politischen Probleme immerhin auf "liberal und konservativ denkende Menschen ein" und sprichst nicht einfach von "den Deutschen".
Zitat aus einem aktuellen "Tichy"-Artikel:
https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/ ... geblendet/
Wer sagt denn, dass das Thema "Migration" bei den Wahlen für sämtliche Deutsche an oberster Stelle steht? Dass es so etwas wie eine mehr oder weniger einheitliche "Volksmeinung" oder einen "Volkswillen" gibt. Auch hier im Forum ist dieser Anspruch, die eigene Ansicht wäre wie selbstverständlich auch die Ansicht "aller" oder zumindest einer großen Mehrheit nicht unüblich.

Aber deine Argumentation ist doch widersprüchlich: Was hindert "liberal und konservativ denkende Menschen" daran, eine liberale und konservative Partei zu wählen? Das ist eine Denke, die wie selbstverständlich davon ausgeht: Die anderen sind dumm. Sie können sich aufgrund ihrer Dummheit ja gar keine eigene Meinung bilden. Man muss sie oder müsste sie also konsequent vom Einfluss der Medien fernhalten. Oder die "linksgrünen" Medien einfach verbieten bzw. auf Linie bringen. Und damit bist schon wirklich ein gutes Stück beim Orbanismus.

Das steckt ja letztendlich auch zumindest im Titel der wichtigsten NS-Propagandazeitung: "Völkischer Beobachter". Was sagt dieser Titel? Das politische Geschen nicht aus Sicht irgendeines Meinungskartells, irgendeiner "Elite" sondern (endlich einmal) aus "Sicht des Volkes" darzustellen. Für die NS-Herrscher bestand dieses "Meinungskartell" bis zu seiner Zerschlagung vor allem aus den jüdischen Zeitungsverlagen. Heute ist es irgendein vermeintlich "linksgrünes Kartell" oder der ÖRR, dessen "Macht" zu brechen ist.

Natürlich haben Meinungsbildungsprozesse ihre Eigendynamik. Die teilweise auch nach dem Prinzip "wo viele sind kommen noch mehr hin" funktioniert. Aber der Grundsatz Presse- und Meinungsfreiheit hat dies zu akzeptieren. Ohne jedes wenn und aber und ohne Ausnahme. Man braucht gar nicht weiter darüber oder über irgendeine "Kontrolle" (zentrales AfD-Axiom: "Die Medien müssen "kontrolliert" werden") nachdenken. Die Alternative läuft logischerweise immer auf so etwas wie "Verbot" oder "auf Linie bringen" und am Ende auf ein Ende der Pressefreiheit hinaus. Die Grenzen der Pressefreiheit sind ausschließlich durch Strafrecht und Grundgesetz gezogen.
Dieses "wir" und "das Volk", in dessen Namen man spricht, klingt faschistoid und nach gleichgeschalteter Presse, die im "Orbanismus" drohen würde. Aus Ärger und Wut darüber, dass in den Medien nicht tagtäglich gegen Migration gewettert wird und dort auch extrem Rechte nicht so häufig zu Wort kommen, schreibt man dann solche Frust-Kommentare in sein Online-Blättlein, aus dem du zitiert hast. Diese Autoren nennen sich selbst liberal und konservativ, obwohl sie sich davon schon meilenweit entfernt haben.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Antworten