Diktatursozialisierung?

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Kevin Schildbürger
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kevin Schildbürger »

franzmannzini hat geschrieben: Was möchtest Du nicht ?
in eine Ecke
Von allen interessanten Gedanken schätze ich doch am meisten die interessanten
Schnitter
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Schnitter »

franzmannzini hat geschrieben:(30 Jul 2021, 21:23)

Was möchtest Du nicht ?
....einen Antisemiten zitieren nehme ich an....
franzmannzini

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von franzmannzini »

Schnitter hat geschrieben:(30 Jul 2021, 21:29)

....einen Antisemiten zitieren nehme ich an....
Was ziemlich schwierig werden könnte, wenn man aktuelle Antisemiten mal ausnimmt.
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BlueMonday
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

franzmannzini hat geschrieben:(30 Jul 2021, 20:35)

Wie passt das alles zusammen ?
Hast du so etwas mal im Osten gesehen -ohne "Westbeteiligung"?

Und das ist nur die sichtbare Spitze des Eisbergs.

Die begrifflliche Irrfahrt geht ja schon los, wenn man so etwas unter "rechts" einordnet.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 17:17)
Und wenn es in der DDR entsprechende Prozesse gab, dann kannst Du die doch hier sicher irgendwie verlinken oder darauf verweisen, oder? Bis Du das tust, glaube ich der herrschenden Meinung, dass die Entnazifizierung in der DDR (oder von mir aus SBZ) 1948 eingestellt wurde.
Das sollte selbst Dir nicht schwer fallen, diese Prozesse ausfindig zu machen:

https://www.bpb.de/geschichte/deutsche- ... er-sbz-ddr

https://de.wikipedia.org/wiki/NS-Prozes ... e_Republik

https://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/do ... r_S_60.pdf
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Selina
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

Kohlhaas hat geschrieben:(30 Jul 2021, 15:02)

Na, Du schreibst es doch selbst! Die 68er Generation hat ihre Eltern und Großeltern hart angefasst und nach deren Vergangenheit gefragt. In der BRD ging das. In der DDR auch? Noch 1985 hat Weizsäcker das zum Thema gemacht. Ist das in der DDR auch passiert? Genau darüber rede ich doch. In den westlichen Bundesländern war das immer Thema und ist es bis heute. Das wird in den Schulen gelehrt. In der DDR auch? Nein, eben nicht. Da wurde 1948 entschieden, dass die Entnazifizierung beendet sei. Und fortan wurde nicht mehr drüber geredet, geschweige denn irgendwas getan. Ich habe oben die Liste der prachtvollen Antifaschisten in der DDR verlinkt, die schon bei den Nazis in Amt und Würden standen. Über die hat nach 1948 kein Mensch mehr geredet. DAS muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Und in dieser Tradition fahren manche Menschen aus den neuen Bundesländern heute noch fort. Es wird einfach geleugnet, dass es ein Problem geben könnte. So wie man es 40 Jahre lang eingeübt hat. Wohin das führt, sieht man ja heute. Im Westen ist der völkische Flügel der AfD nirgendwo annähernd mehrheitsfähig. Im Osten sieht das anders aus. Aber das bilde ich mir sicher nur ein...
Ich bitte dich einfach, mal meine zwei Fragen zu beantworten, siehe mein Beitrag, den ich hier nochmal verlinke. Warum erst nach der Studentenbewegung eine gründliche Aufarbeitung? Und warum erst 1985 kein Reden mehr von Niederlage, sondern von Befreiung? Erst 1985! Hier noch mal mein Beitrag:

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p5040882

Und ja, auch in der DDR. Und wie. Wer wollte, konnte sich umfassend informieren und das tagtäglich und kontinuierlich. Und ja, es gab eine gründliche Aufarbeitung der Nazizeit. Wie jeder damit umging, war eine andere Sache. Ich tat das freiwillig und fühlte mich durch all die Literatur, die Theaterstücke, Spielfilme und Dokumentationen zum Thema, zum großen Teil auch in hoher Qualität, nicht belästigt oder bedrängt, nein, ich sah, hörte und las es, weil ich es wollte.
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JJazzGold
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Selina hat geschrieben:(31 Jul 2021, 11:24)

Ich bitte dich einfach, mal meine zwei Fragen zu beantworten, siehe mein Beitrag, den ich hier nochmal verlinke. Warum erst nach der Studentenbewegung eine gründliche Aufarbeitung? Und warum erst 1985 kein Reden mehr von Niederlage, sondern von Befreiung? Erst 1985! Hier noch mal mein Beitrag:

https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p5040882

Und ja, auch in der DDR. Und wie. Wer wollte, konnte sich umfassend informieren und das tagtäglich und kontinuierlich. Und ja, es gab eine gründliche Aufarbeitung der Nazizeit. Wie jeder damit umging, war eine andere Sache. Ich tat das freiwillig und fühlte mich durch all die Literatur, die Theaterstücke, Spielfilme und Dokumentationen zum Thema, zum großen Teil auch in hoher Qualität, nicht belästigt oder bedrängt, nein, ich sah, hörte und las es, weil ich es wollte.
Das ich mir lebhaft vorstellen, dass Sie alle möglichen Materialen, die Nationalsozialismus als Folge des Kapitalismus darstellten und sich in der Regel auf die Verfolgung von Kommunisten durch den Nationalsozialismus beschränkten verschlungen haben.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

JJazzGold hat geschrieben:(31 Jul 2021, 11:48)

Das ich mir lebhaft vorstellen, dass Sie alle möglichen Materialen, die Nationalsozialismus als Folge des Kapitalismus darstellten und sich in der Regel auf die Verfolgung von Kommunisten durch den Nationalsozialismus beschränkten verschlungen haben.
Ich bin in der DDR aufgewachsen und habe über den Nationalsozialismus mehr als das erfahren. Was wurde eigentlich in den westdeutschen Schulen über den Nationalsozialismus unterrichtet?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Ammianus hat geschrieben:(30 Jul 2021, 20:29)

@Kohlhaas

Du hast geschrieben:

"Und in der DDR? Da endete das alles im Jahr 1948. Danach passierte praktisch gar nichts mehr. Wie viele Menschen wurden hier im Westen noch in den vergangenen Jahren mit dem Rollstuhl in irgendwelche Gerichtssäle gekarrt, weil sie in irgendeinem KZ Leute umgebracht haben? Gab es in der DDR jemals so einen Prozess? Warum eigentlich nicht? Weil die ganzen Nazi-Verbrecher nach der Gründung der DDR tatsächlich alle in den Westen abgewandert sind? Ist doch wohl lächerlich, oder?"

Und das ist eben falsch. Es ist nicht schlimm, wenn man einen Fehler macht und daraus lernt.
Aber was du hier versuchst jetzt abzuziehen.
Na ja, sinnlos ...
Lieber Ammianus, lies doch einfach mal den verlinkten Text. Da steht klar drin, dass die weiteren Maßnahmen zur Entnazifizierung der ideologischen Stützung der DDR-Diktatur dienten. Zu dem Zweck wurden zum Teil sogar bewusst falsche Anschuldigungen erhoben. Zudem lief das alles noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In dem Text ist auch dargelegt, wie viele (besser: wie wenige!) Verfahren es nach 1950 gab. Es ging dabei nicht darum, die Nazi-Vergangenheit aufzuarbeiten. Es ging lediglich darum, das selbst angehängte Eitikett "antifaschistisch" zu belegen. Dass die Sowjets schon Ende der 1940er Jahre die Entnazifizierung für erfolgreich abgeschlossen erklärt haben, ist weiter oben belegt worden. Ich weiß wirklich nicht, was es da jetzt noch zu diskutieren gibt oder was ich hier angeblich "abziehen" will. Es ist einfach eine unbestreitbare Tatsache, dass die DDR-Führung ihr Land für "antifaschistisch" erklärt hat und aus propagandistischen Gründen ständig auf Ex-Nazis im Westen hingewiesen hat, um die DDR als das "bessere Deutschland" darzustellen. Zweifelst Du daran?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

franzmannzini hat geschrieben:(30 Jul 2021, 20:35)

Das ist das Problem, wenn man sich nicht so richtig mit dem Feind auskennt.



Das "Problem" ist doch bekannt, für den einen ist es ein Größeres für den anderen ein kleineres. Um das Ansprechen des "Problems" geht es gar nicht,
sondern darum auf welche Weise man das macht. Und nun nach 30 Jahren Einheit, eine besondere Bevölkerungsgruppe herauszustellen und diese
aufgrund ihrer Herkunft zu stigmatisieren, ist nicht das was ich mir unter "Problem" ansprechen vorstelle.
Schon klar, dass Du das so deutest. Du nimmst das halt persönlich.

Mach Dir aber bitte mal folgendes klar: Niemand empfindet es als Problem, dass Menschen in den neuen Bundesländern geboren wurden und aufgewachsen sind. Niemand "stigmatisiert" diese Menschen. Das "Problem", das hier angesprochen wird, ist ein ganz anderes. Nämlich der Umstand, dass in den neuen Bundesländern eine rechtsradikale Partei und auch noch ihr völkischer "Flügel" eine so große Anhängerschaft hat. Dass ich diese Situation für ein großes Problem halte und andere Menschen das vielleicht gar nicht als Problem empfinden, ist sicher richtig. Allerdings befinde ich mich mit meiner Meinung in guter Gesellschaft. Ich finde, dass man über diese Sache reden und damit umgehen muss. Das kann man nicht einfach beiseite schieben wollen mit dem Hinweis, dass sich da ja jemand in seinen Gefühlen verletzt fühlen könnte.
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Selina
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Selina »

JJazzGold hat geschrieben:(31 Jul 2021, 11:48)

Das ich mir lebhaft vorstellen, dass Sie alle möglichen Materialen, die Nationalsozialismus als Folge des Kapitalismus darstellten und sich in der Regel auf die Verfolgung von Kommunisten durch den Nationalsozialismus beschränkten verschlungen haben.
Nein, ich befasste mich mit allen Menschen, die unter den Nazis gelitten haben und auch ermordet worden sind: Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen, Kriegsgefangenen, Homosexuellen, Sinti und Roma. Und vor allem mit der industriemäßigen und geplanten Ermordung der Juden durch die Nazis, sechs Millionen.
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Ammianus
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

@Kohlhaas

Im Gegensatz zu dir habe ich den Text gelesen und bereits in einem Post vor deiner ersten Entgegnung auf die Instrumentalisierung der weiterhin stattgefundenen Nazi-Prozesse, wie sie mehr als deutlich - und zu recht - dort herausgearbeitet wurden. Das Beispiel des Vorgehens von 1953 gegen die eine Frau, welche anschließend hingerichtet wurde, kennt übrigens jeder, der sich etwas intensiver mit der DDR-Geschichte befasst hat. Ich glaube mich zu erinnern, dass sich die Story - in verlogener Form - auch bei einem der staats- und parteitreuen Schriftsteller der DDR findet.
Es ist aber typisch für das Verhalten so einiger in Foren, dass wenn sie etwas falsches Behaupten, dann mit den Realitäten konfrontiert endlos rumtricksen.
Hier noch mal, was du geschrieben hast und was so eben falsch ist:

"Und in der DDR? Da endete das alles im Jahr 1948. Danach passierte praktisch gar nichts mehr. Wie viele Menschen wurden hier im Westen noch in den vergangenen Jahren mit dem Rollstuhl in irgendwelche Gerichtssäle gekarrt, weil sie in irgendeinem KZ Leute umgebracht haben? Gab es in der DDR jemals so einen Prozess? Warum eigentlich nicht? Weil die ganzen Nazi-Verbrecher nach der Gründung der DDR tatsächlich alle in den Westen abgewandert sind? Ist doch wohl lächerlich, oder?"
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 12:52)
Es ist einfach eine unbestreitbare Tatsache, dass die DDR-Führung ihr Land für "antifaschistisch" erklärt hat und aus propagandistischen Gründen ständig auf Ex-Nazis im Westen hingewiesen hat, um die DDR als das "bessere Deutschland" darzustellen. Zweifelst Du daran?
Daran wird vermutlich niemand zweifeln, dass in der DDR die Aufarbeitung ideologisch geprägt war. Aber egal ob nun ideologisch geprägt oder nicht, eine Aufarbeitung hat stattgefunden. Über Qualität und Quantität kann man gerne streiten. Aber dann auch nicht nur auf mediale Äußerungen reduziert. Zur Aufarbeitung gehört auch die Frage, wie wurde das Naziherrschaft in der Schule aufgearbeitet und im Unterricht präsentiert. Ich habe das bundesdeutsche Bildungssystem erst 1990 erlebt, deshalb mal die Frage an die Mitleser, wie wurde das Thema im Geschichtsunterricht behandelt?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Man sollte Texte wirklich lesen, ehe man sie verlinkt und als Beweis für eine Behauptung darzustellen versucht.

Im Vorspann des ersten von Dir verlinkten Textes steht:
"Die Strafverfolgung der NS-Verbrecher verlief in Ostdeutschland im Spannungsfeld zwischen politischer "Säuberung" und willkürlichem Terror, zwischen der Ahndung von NS-Verbrechen und der Sowjetisierung Ostdeutschlands, zwischen Geheimhaltung und Propaganda im Ost-West-Konflikt. Bis heute ist dieses unübersichtliche Kapitel der ostdeutschen Nachkriegsgeschichte in der Öffentlichkeit wenig bekannt. "

Das sind genau die Knackpunkte: Geheimhaltung und Propagande, in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Aufarbeitung der Vergangenheit stelle ich mir anders vor!

In dem zweiten von Dir verlinkten Text steht:

"Bis 1956 sank die Zahl der verurteilten NS-Täter in der DDR auf Null. In den 1960er Jahren folgten einige spektakuläre Anklagen in Abwesenheit gegen ehemalige NSDAP-Angehörige, die in der Bundesrepublik in Staats- und Regierungsämter aufgestiegen waren "

Die "spektakulären Prozesse" wurden also nicht gegen DDR-Bürger geführt, sondern gegen Alt-Nazis im Westen. Im Osten gab es zu dem Zeitpunkt ja offiziell gar keine Nazis mehr.

Im übrigen geht es in den verlinkten Texten nur um die JURISTISCHE Aufabrbeitung von Naziverbrechen. Es geht genau nicht darum, das in der Gesamtgesellschaft zu thematisieren. Deshalb lief das ja zumeist unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab. Außer natürlich, man wollte den Klassenfeind im Westen bloßstellen! Dann lief das SEHR öffentlich!

Das ganze führt langsam etwas vom Thema weg, ist aber dennoch sehr bezeichnend für die aktuelle Diskussion. 40 Jahre lang ist krass wahrheitswidrig geleugnet worden, dass auch die DDR eine NS-Vergangenheit hatte. Und in genau dieser Tradition leugnen heute wieder einige Menschen, dass es in den neuen Bundesländern ein Faschismus-Problem gibt. Der Faschist Höcke und sein "Flügel" haben in der ehemaligen DDR nunmal eine große Anhängerschaft. Mancherorts sind diese Leute inzwischen fast mehrheitsfähig.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 13:12)

Daran wird vermutlich niemand zweifeln, dass in der DDR die Aufarbeitung ideologisch geprägt war. Aber egal ob nun ideologisch geprägt oder nicht, eine Aufarbeitung hat stattgefunden.
Jetzt kann ich langsam gar nicht mehr folgen. Genau das wird hier die ganze Zeit bezweifelt. Und es ist sehr fraglich, ob man von "Aufarbeitung" reden kann, wenn die "Aufarbeitung" unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und zudem dem ideologischen Ziel dient, die eigene "Republik" als das "bessere Deutschland" darzustellen.
Über Qualität und Quantität kann man gerne streiten. Aber dann auch nicht nur auf mediale Äußerungen reduziert. Zur Aufarbeitung gehört auch die Frage, wie wurde das Naziherrschaft in der Schule aufgearbeitet und im Unterricht präsentiert. Ich habe das bundesdeutsche Bildungssystem erst 1990 erlebt, deshalb mal die Frage an die Mitleser, wie wurde das Thema im Geschichtsunterricht behandelt?
Na, DU kannst über Qualität und Quantität ja offensichtlich nicht streiten, da Du das eigener Auskunft nach erst nach 1990 mitbekommen hast. Als ich in der Mittelstufe war (45 Jahre her!), war das Thema nicht nur im Geschichtsunterricht. Wie war das denn bei "Euch da drüben"? Habt Ihr mehr mitgeteilt bekommen als die Aussage, dass der Westen voller Nazis ist? Schon komisch, dass heute ausgerechnet dertraditionell antifaschistische Osten so Nazi-verseucht ist.
Slava Ukraini
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 13:23)

Man sollte Texte wirklich lesen, ehe man sie verlinkt und als Beweis für eine Behauptung darzustellen versucht.
Du scheinst da gerade etwas misszuverstehen. Das ist kein Beweis für eine Behauptung, sondern bin Deiner Aufforderung nachgekommen, Gerichtsprozesse nach 1948 zu nennen.

"Und wenn es in der DDR entsprechende Prozesse gab, dann kannst Du die doch hier sicher irgendwie verlinken oder darauf verweisen, oder?"

Dem bin ich nachgekommen.
Kohlhaas hat geschrieben:Das sind genau die Knackpunkte: Geheimhaltung und Propagande, in der Öffentlichkeit wenig bekannt. Aufarbeitung der Vergangenheit stelle ich mir anders vor!
Ja, ist bekannt, dass Du das so siehst. Ich muss jetzt meinen Standpunkt dazu auch nicht ständig wiederholen. :)
Kohlhaas hat geschrieben:"Bis 1956 sank die Zahl der verurteilten NS-Täter in der DDR auf Null. In den 1960er Jahren folgten einige spektakuläre Anklagen in Abwesenheit gegen ehemalige NSDAP-Angehörige, die in der Bundesrepublik in Staats- und Regierungsämter aufgestiegen waren "

Die "spektakulären Prozesse" wurden also nicht gegen DDR-Bürger geführt, sondern gegen Alt-Nazis im Westen. Im Osten gab es zu dem Zeitpunkt ja offiziell gar keine Nazis mehr.
Du solltest schon alles lesen, denn die Geschichte hörte nicht in den 60er Jahren auf: "1968 legte eine große Strafrechtsreform in der DDR alle Straftatbestände für NS-Verbrechen umfassend fest. Bis zur Wende von 1989 wurden danach weitere NS-Prozesse gegen offiziell etwa 10.000 Personen – zusätzlich zu den 3.000 Waldheim-Urteilen von 1950 – durchgeführt."
Kohlhaas hat geschrieben:Im übrigen geht es in den verlinkten Texten nur um die JURISTISCHE Aufabrbeitung von Naziverbrechen.
Ganz einfach, weil Du mich auch konkret nach Prozessen gefragt hast. :)
Kohlhaas hat geschrieben:Das ganze führt langsam etwas vom Thema weg, ist aber dennoch sehr bezeichnend für die aktuelle Diskussion. 40 Jahre lang ist krass wahrheitswidrig geleugnet worden, dass auch die DDR eine NS-Vergangenheit hatte. Und in genau dieser Tradition leugnen heute wieder einige Menschen, dass es in den neuen Bundesländern ein Faschismus-Problem gibt.
Wer denn zum Beispiel?
Sören74

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 13:33)

Jetzt kann ich langsam gar nicht mehr folgen. Genau das wird hier die ganze Zeit bezweifelt. Und es ist sehr fraglich, ob man von "Aufarbeitung" reden kann, wenn die "Aufarbeitung" unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und zudem dem ideologischen Ziel dient, die eigene "Republik" als das "bessere Deutschland" darzustellen.
Natürlich hat eine Aufarbeitung in der DDR stattgefunden. Ich habe das ja als Zeitzeuge selbst erlebt. Ob diese Art von Aufarbeitung gut genug war, steht nochmal auf einen ganz anderen Blatt. Das "unter Ausschluss der Öffentlichkeit" beziehst Du jetzt auf Gerichtsurteile, aber wie Du selbst bemerkt hast, gehört zur Aufarbeitung noch mehr. Ich habe als Schüler die Gedenkstätte KZ Dora besucht. Ich habe als Schüler mit einem Widerstandskämpfer dieser Zeit gesprochen. Wir haben u.a. "Nackt unter Wölfen" und "Die Abenteuer des Werner Holt" gelesen. Natürlich kann man die Frage aufwerfen, ob man es nicht auch anders und besser hätte machen können. Ja. Aber es war eine Aufarbeitung.
Kohlhaas hat geschrieben: Na, DU kannst über Qualität und Quantität ja offensichtlich nicht streiten, da Du das eigener Auskunft nach erst nach 1990 mitbekommen hast. Als ich in der Mittelstufe war (45 Jahre her!), war das Thema nicht nur im Geschichtsunterricht. Wie war das denn bei "Euch da drüben"?
Siehe oben.
Kohlhaas hat geschrieben: Habt Ihr mehr mitgeteilt bekommen als die Aussage, dass der Westen voller Nazis ist?
Ja.
Kohlhaas hat geschrieben: Schon komisch, dass heute ausgerechnet dertraditionell antifaschistische Osten so Nazi-verseucht ist.
Wie ich schon andeutete und hier explizit sage, ob der Antifaschismus der DDR dazu geeignet war, faschistisches Gedankengut in fast allen Köpfen der Menschen zu verhindern, das kann man bezweifeln. Da war vieles zu sehr ritualisiert und erstrebenswerte Werte des Antifaschismus gingen verloren, leider. Man könnte es auch so zusammenfassen, die BRD und DDR haben in der Aufarbeitung des Faschismus Fehler gemacht, allerdings unterschiedliche.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 12:34)

Ich bin in der DDR aufgewachsen und habe über den Nationalsozialismus mehr als das erfahren. Was wurde eigentlich in den westdeutschen Schulen über den Nationalsozialismus unterrichtet?
So viel, dass der Nationalsozialismus in zwei Fächern ein Bestandteil meines Abiturs war.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

JJazzGold hat geschrieben:(31 Jul 2021, 13:59)

So viel, dass der Nationalsozialismus in zwei Fächern ein Bestandteil meines Abiturs war.
Okay, Bestandteil kann erstmal vieles bedeuten.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

Ammianus hat geschrieben:(31 Jul 2021, 13:06)


"Und in der DDR? Da endete das alles im Jahr 1948. Danach passierte praktisch gar nichts mehr. Wie viele Menschen wurden hier im Westen noch in den vergangenen Jahren mit dem Rollstuhl in irgendwelche Gerichtssäle gekarrt, weil sie in irgendeinem KZ Leute umgebracht haben? Gab es in der DDR jemals so einen Prozess? Warum eigentlich nicht? Weil die ganzen Nazi-Verbrecher nach der Gründung der DDR tatsächlich alle in den Westen abgewandert sind? Ist doch wohl lächerlich, oder?"

Wobei nun sehr fraglich ist, ob jemand, der mit stolz geschwellter Brust herausstellt, dass "sein" Staat ("hier im Westen") noch bis zuletzt hochbetagte niedere Mitläufer verurteilte, um noch kurz vor dem Ableben jener ein Exempel zu statuieren, nun jemand ist, der hilfreich wäre, um Diktaturen zu verhindern. Jemand, der offenbar in der staatstragenden Bestrafung das wesentliche und erste Mittel sieht. Im staatstragenden "Zeichen setzen".

Gerade solche staatstragenden unkritischen Systemlinge sind ja nun der Grund, auf der jede Diktatur gedeiht, die der totalitären Entwicklung den Weg erst ebnen. Das sind Leute, die sich auch prima in der DDR und jedem anderen System eingeordnet und untergeordnet hätten und mitmarschiert wären und die Querlieger miteingefangen hätten... Da hat schokoschendrezki in seiner Threaderöffnung schon insofern recht. Es geht weit über eine "Sozialisierung" hinaus. Es geht um den grundsätzlicheren Charakterkern, der eben nicht an einem "sozialisierenden" System schicksalshaft hängt, sondern sich auch in Opposition zum Vorherrschenden begeben kann.

"Wen wundert es eigentlich, dass in dieser Lage die alten Mentalitätsmachthaber sich vor ihrer Ablösung noch einmal aufbäumen und ihre Schuld und ihre Unfreiheit mit letzter Anstrengung auf die Nachkommen zu legen versuchen? Sie wollen der eigenen Hypermoral ein riesiges Denkmal setzen, und sie wollen einmal noch, wie damals, als kein toter Diktator vor unserem Widerstand sicher war, zur Faschistenjagd aufbrechen."
--Sloterdijk
Zuletzt geändert von BlueMonday am Sa 31. Jul 2021, 14:20, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:14)

Okay, Bestandteil kann erstmal vieles bedeuten.
Schon blöd gell, wenn man eine Frage stellt und dann passt einem die Antwort nicht.
Ich habe meine umfangreiche Klausur in Politik- und Sozialkunde über den Nationalsozialismus geschrieben und die in Kunst und Kultur ebenfalls.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Teeernte »

JJazzGold hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:20)

Schon blöd gell, wenn man eine Frage stellt und dann passt einem die Antwort nicht.
Ich habe meine umfangreiche Klausur in Politik- und Sozialkunde über den Nationalsozialismus geschrieben und die in Kunst und Kultur ebenfalls.
Ja...das hat jeder Ossi bei Staatsbürgerkunde und Wandzeitung auch.. :D :D :D

(selbst die Kanzlerin..kannste fragen.)
Zuletzt geändert von Teeernte am Sa 31. Jul 2021, 14:23, insgesamt 1-mal geändert.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

JJazzGold hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:20)

Schon blöd gell, wenn man eine Frage stellt und dann passt einem die Antwort nicht.
Ich habe meine umfangreiche Klausur in Politik- und Sozialkunde über den Nationalsozialismus geschrieben und die in Kunst und Kultur ebenfalls.
Danke für die Antwort. :)
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:23)

Danke für die Antwort. :)
Jetzt könnten Sie listen, in welchen Ihrer Abiturfächer der Nationalsozialismus Bestandteil war.
Falls Sie noch zu DDR Zeiten Abitur gemacht haben.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 13:44)

Du scheinst da gerade etwas misszuverstehen. Das ist kein Beweis für eine Behauptung, sondern bin Deiner Aufforderung nachgekommen, Gerichtsprozesse nach 1948 zu nennen.

"Und wenn es in der DDR entsprechende Prozesse gab, dann kannst Du die doch hier sicher irgendwie verlinken oder darauf verweisen, oder?"

Dem bin ich nachgekommen.
Ja, bist Du. Hast nur nicht verstanden, was Du da eigentlich verlinkt hast. Ein Beispiel für fortlaufende "Entnazifizierung" war das jedenfalls definitiv nicht. Im Gegenteil!
Wer denn zum Beispiel?
Na, Du zum Beispiel. :D
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von BlueMonday »

JJazzGold hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:20)

Schon blöd gell, wenn man eine Frage stellt und dann passt einem die Antwort nicht.
Ich habe meine umfangreiche Klausur in Politik- und Sozialkunde über den Nationalsozialismus geschrieben und die in Kunst und Kultur ebenfalls.
Bekommst auch ein blaues Extrabienchen dafür...
Aber haltet ihr hier wirklich nun einen Überbietungswettbewerb ab, wer mehr "Antifaschist" ist/war? :rolleyes:

Passt auch gut dazu:
https://www.op-online.de/region/babenha ... 56509.html

Schlappe "76 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die Stadt Babenhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde aberkannt."
Zeichen setzen! 76 lange Jahre hat das Zeichen gebraucht, um an die Oberfläche zu kommen. Ein Zeichen, das man auch missdeuten könnte, dass der Wolf noch lange 76 Jahre babenhausener Ehrenbürger war. Aber doppelt entehrenbürgert hält besser, nicht. Man kann heutzutage gar nicht genug Zeichen setzen. Das scheint mittlerweile eh die Lieblingssportart unserer Altbundesbürger zu sein. Irgendwann hat man dann gar keine Zeit mehr, das Falsche zu tun, das Falsche zu sagen, das Falsche zu denken gar.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Michael_B »

Der gute Beck-Verlag hat vor einigen Tagen auch schon einige Jura-Standardtexte umbenannt, die nach Nazi-Juristen benannt waren:

https://www.tagesschau.de/inland/jura-s ... g-101.html

(Schönfelder, Palandt etc.).

Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass die Namensgeber Nazi-Juristen waren. Aber wie peinlich ist das denn?
Kohlhaas
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

BlueMonday hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:17)

Wobei nun sehr fraglich ist, ob jemand, der mit stolz geschwellter Brust herausstellt, dass "sein" Staat ("hier im Westen") noch bis zuletzt hochbetagte niedere Mitläufer verurteilte, um noch kurz vor dem Ableben jener ein Exempel zu statuieren, nun jemand ist, der hilfreich wäre, um Diktaturen zu verhindern. Jemand, der offenbar in der staatstragenden Bestrafung das wesentliche und erste Mittel sieht. Im staatstragenden "Zeichen setzen".
Wow! Was für eine Erkenntnis! Ich bin tief beeindruckt von Deiner überragenden moralischen Haltung.

Kurze Anmerkung: Mord verjährt nicht. Jedenfalls nicht in diesem Land. Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren auch nicht. Jedenfalls nicht in diesem Land. In der DDR wurde das anders gehandhabt, aber das war alles andere als vorbildlich.

Übrigens: Antwortest Du nochmal auf meine Frage nach Deiner von mir vermuteten KG- bzw ROZ-Vergangenheit?
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JJazzGold
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von JJazzGold »

BlueMonday hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:36)

Bekommst auch ein blaues Extrabienchen dafür...
Aber haltet ihr hier wirklich nun einen Überbietungswettbewerb ab, wer mehr "Antifaschist" ist/war? :rolleyes:

Es ging in der Frage um das Kapitel Nationalsozialismus im Bildungssystem.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

JJazzGold hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:26)

Jetzt könnten Sie listen, in welchen Ihrer Abiturfächer der Nationalsozialismus Bestandteil war.
Falls Sie noch zu DDR Zeiten Abitur gemacht haben.
Nein, ich hab schon in der Bundesrepublik Abitur gemacht. Aber schon zu meinen DDR-Zeiten beschäftigten wir uns in Heimatkunde, Geschichte, Musik, Kunst und Literatur mit dem Nationalsozialismus.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:35)

Ja, bist Du. Hast nur nicht verstanden, was Du da eigentlich verlinkt hast. Ein Beispiel für fortlaufende "Entnazifizierung" war das jedenfalls definitiv nicht. Im Gegenteil!
Ich verstehe was ich verlinkt habe und ich muss jetzt auch nicht ständig wiederholen, dass ich Deiner Aufforderung gefolgt bin.
Kohlhaas hat geschrieben: Na, Du zum Beispiel. :D
Nope. Aber Deine Behauptung darfst Du gerne hier belegen. :)
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:44)

Kurze Anmerkung: Mord verjährt nicht. Jedenfalls nicht in diesem Land. Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren auch nicht. Jedenfalls nicht in diesem Land. In der DDR wurde das anders gehandhabt, aber das war alles andere als vorbildlich.
Zumindest gab es 1964 ein Gesetz über die Nichtverjährung von Nazi- und Kriegsverbrechen. Mord konnte aber in der DDR nach 25 Jahren verjähren. 1979 hat man in der BRD die Verjährung von Mord abgeschafft.

https://www.bpb.de/politik/hintergrund- ... ngsdebatte
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:58)

Zumindest gab es 1964 ein Gesetz über die Nichtverjährung von Nazi- und Kriegsverbrechen. Mord konnte aber in der DDR nach 25 Jahren verjähren. 1979 hat man in der BRD die Verjährung von Mord abgeschafft.

https://www.bpb.de/politik/hintergrund- ... ngsdebatte
Was wolltest Du damit jetzt sagen? Widerspricht das in irgendeiner Weise dem, was ich geschrieben habe?

Ändert das etwas an der folgenden Aussage in dem von Dir selbst verlinkten Text: "Bis 1956 sank die Zahl der verurteilten NS-Täter in der DDR auf Null."
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

BlueMonday hat geschrieben:(31 Jul 2021, 14:17)

...

Das sind Leute, die sich auch prima in der DDR und jedem anderen System eingeordnet und untergeordnet hätten und mitmarschiert wären und die Querlieger miteingefangen hätten...

...
Ich habe ja, hier oder in einem anderen Strang jüngst auch auf Dr. K., wie Günter Kertzscher in Zeitungen seine Artikel unterschrieb, hingewiesen. Der hatte eindeutig eine Nazi-Vergangenheit und stieg dann zum Journalisten und Redakteur in der DDR auf. Bereitwillig schrieb der den Lügenartikel zur Biermann-Ausbürgerung und - wenn ich mich jetzt nicht irre - auch Hetzartikel gegen Pfarrer Brüsewitz, der sich öffentlich verbrannt hatte.

Angesprochen wurde hier auch bereits die von der SED gegründete Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NDPD). Eine Blockpartei, die als Auffangbecken für Ex-Nazis vorgesehen war. Hier konnte sich einordnen, wer bereitwillig Hemd und Fahne gewechselt hatte.

Auch muss man bedenken, dass die DDR ein durch und durch militaristischer Staat war. Im Prinzip setzte die Wehrerziehung bereits im Kindergarten ein, setzte sich dann über Schule und Berufsschule, Studium und Kampfgruppen systematisch fort. Dazu kommt auch die Uniformierung ab Schulbeginn bei den Jungpionieren, das Blauhemd der FDJ oder der Pflichtdienst in der Gesellschaft für Sport und Technik während der Lehrzeit - natürlich auch in entsprechenden Uniformen. Fanfarenzüge, Fahnenapelle, der Pioniergruß - all das prägte das Leben fast eines jeden DDR-Bewohners.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 16:10)

Was wolltest Du damit jetzt sagen? Widerspricht das in irgendeiner Weise dem, was ich geschrieben habe?

Ändert das etwas an der folgenden Aussage in dem von Dir selbst verlinkten Text: "Bis 1956 sank die Zahl der verurteilten NS-Täter in der DDR auf Null."
Und wie bitte geht der verlinkte Text des Wiki-Artikels dann weiter? Der ist dann nämlich noch nicht zu Ende.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Ammianus hat geschrieben:(31 Jul 2021, 16:12)

Und wie bitte geht der verlinkte Text des Wiki-Artikels dann weiter? Der ist dann nämlich noch nicht zu Ende.
Ändert das Folgende etwas am genannten Befund?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 16:10)

Was wolltest Du damit jetzt sagen? Widerspricht das in irgendeiner Weise dem, was ich geschrieben habe?
Das Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der DDR zum Teil nicht verjährten.
Kohlhaas hat geschrieben:Ändert das etwas an der folgenden Aussage in dem von Dir selbst verlinkten Text: "Bis 1956 sank die Zahl der verurteilten NS-Täter in der DDR auf Null."
Ich hatte Dir auch in diesem Punkt nicht widersprochen.
Sören74

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

@Kohlhaas, diese Teildebatte können wir ziemlich schnell beschließen, wenn Du einräumst, dass es auch in der DDR eine Aufarbeitung der Naziverbrechen gab. :)
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 16:54)

Das Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der DDR zum Teil nicht verjährten.
Und? Habe ich etwas anderes behauptet? Schau doch einfach nochmal nach, auf welchen Beitrag und auf welche Aussage ich geantwortet habe. Der Zusammenhang spielt halt gelegentlich eine Rolle. Ist ein ziemlich dummes Spiel, Aussagen aus dem Zusammenhang zu reißen und ganz neue Zusammenhänge zu unterstellen.
Ich hatte Dir auch in diesem Punkt nicht widersprochen.
Fein. Worüber willst Du dann überhaupt mit mir diskutieren?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 16:57)

@Kohlhaas, diese Teildebatte können wir ziemlich schnell beschließen, wenn Du einräumst, dass es auch in der DDR eine Aufarbeitung der Naziverbrechen gab. :)
Ich muss da nichts "einräumen", denn ich habe nie bestritten, dass es in der DDR eine Art von "Aufarbeitung" gegeben hat. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass die Entnazifizierung im Jahr 1948 offiziell für abgeschlossen erklärt wurde und dass danach nicht mehr viel passiert ist. Danach galt die Staatsdoktrin, dass die DDR nazifrei und antifaschistisch sei und dass es Nazis nur noch im Westen geben würde. Eine Doktrin, die offensichtlich heute noch in manchen Köpfen fest verankert ist. Das ist zwar nicht vereinbar mit den aktuellen Wahlergebnissen der Faschisten im Osten, aber macht ja nix. Die Doktrin entsprach noch nie der Realität. Warum sollte man sich also heute mit Realitäten auseinandersetzen? Ging ja bisher auch ohne.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 16:53)

Ändert das Folgende etwas am genannten Befund?
Es zeigt einfach nur wieder, dass deine Aussage falsch ist, du durch manipulierte Textauswahl vor dir selbst als der dastehen willst, der alles richtig weiss.

Das kommt davon, wenn man so realitätsfern ist, dass man eigene Fehler nicht eingestehen will.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 17:27)

Und? Habe ich etwas anderes behauptet?
Ja.

"Kurze Anmerkung: Mord verjährt nicht. Jedenfalls nicht in diesem Land. Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren auch nicht. Jedenfalls nicht in diesem Land. In der DDR wurde das anders gehandhabt, aber das war alles andere als vorbildlich."
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 17:34)

Ich muss da nichts "einräumen", denn ich habe nie bestritten, dass es in der DDR eine Art von "Aufarbeitung" gegeben hat.
Doch.

"...es ist sehr fraglich, ob man von "Aufarbeitung" reden kann, wenn die "Aufarbeitung" unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und zudem dem ideologischen Ziel dient, die eigene "Republik" als das "bessere Deutschland" darzustellen."

Wenn Du Deine Meinung geändert hast, okay, jeder lernt dazu. :)
Kohlhaas hat geschrieben:Danach galt die Staatsdoktrin, dass die DDR nazifrei und antifaschistisch sei und dass es Nazis nur noch im Westen geben würde. Eine Doktrin, die offensichtlich heute noch in manchen Köpfen fest verankert ist.
Ich kenne wirklich niemanden, der dieser Doktrin anhängt.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Ammianus hat geschrieben:(31 Jul 2021, 17:35)

Es zeigt einfach nur wieder, dass deine Aussage falsch ist, du durch manipulierte Textauswahl vor dir selbst als der dastehen willst, der alles richtig weiss.

Das kommt davon, wenn man so realitätsfern ist, dass man eigene Fehler nicht eingestehen will.
Ah, verstehe. Die Aussage ist also richtig, sie vorzutragen ist aber manipulativ...

Lies den Text nochmal in Gänze und bemühe Dich, ihn zu verstehen. Es wird dort klar gesagt, dass die Entnazifizierung im Osten sehr früh "beendet" wurde und dass sie anschließend nur noch aus ideologischen Gründen pro forma fortgesetzt wurde. Das lässt sich auch an der Tätigkeit der Justiz ablesen. Es wurden Leute angeklagt, die gar nicht in der DDR sondern in der BRD lebten. Und es wurden Leute zum Tode verurteilt, die vielleicht Nazis waren, aber definitiv nicht der angeklagten Taten schuldig waren. Die Prozesse, die geführt wurden, waren überwiegend politische Schauprozesse. Es ging dabei nicht um die Aufarbeitung der Faschismus-Geschichte. Es ging um die Legitimation des Anspruchs der DDR, antifaschistisch zu sein.

Das geht aus dem zitierten Text hervor.

Nebenbei: Wenn ich eine persönlich Meinung habe und vertrete, dann bedeutet das noch lange nicht, dass ich "alles richtig weiß". Es bedeutet nur, dass ich eine Meinung habe und die auch vertrete. Ist dagegen etwas einzuwenden? Meinst Du, ich müsste demütig niederknien und angebliche "Fehler" einräumen, bloß weil Du anderer Meinung bist? Nochmal: Hier sind ernstzunehmende und gut begründete Texte verlinkt worden, die belegen, dass die Entnazifizierung in der DDR/SBZ SEHR FRÜH eingestellt worden ist! Du darfst das gern weiter leugnen. Mit Realitätssinn hat das allerdings nichts zu tun.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

@Kohlhaas

Und immer noch steht am Anfang deine Grundaussage, die nun mal falsch ist. Auch in deinen weiteren Aussagen versuchst du dich freizutricksen. Dabei nimmst du aus vorliegenden Texten nur das, was scheinbar passt.
Klappt aber nicht ...
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Ammianus »

Sören74 hat geschrieben:
...

Ich kenne wirklich niemanden, der dieser Doktrin anhängt.
Im Muslim-Markt ist eine Frau Queck zugange, die diese Doktrin wie die DDR an sich vehement und seitenlang verteidigen würde. Zombies sind nun mal kein reines Fantasy-Produkt.
Allerdings ist der Kreis noch lebender Altstalinisten doch relativ überschaubar.

Gerade fällt mir ein, dass die Dame auch Josif Wissarionowitsch schon leidenschaftlich verteidigt hatte.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Sören74 hat geschrieben:(31 Jul 2021, 17:44)

Doch.

"...es ist sehr fraglich, ob man von "Aufarbeitung" reden kann, wenn die "Aufarbeitung" unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet und zudem dem ideologischen Ziel dient, die eigene "Republik" als das "bessere Deutschland" darzustellen."

Wenn Du Deine Meinung geändert hast, okay, jeder lernt dazu. :)
Das entspricht doch den Tatsachen. Warum sollte ich das nicht sagen dürfen? Und was sollte ich diesbezüglich "dazulernen"?
Ich kenne wirklich niemanden, der dieser Doktrin anhängt.
Dann hast Du offensichtlich jeglichen Bezug zur Realität verloren. Das war die Staatsdoktrin der DDR, in der Du aufgewachsen bist. Die Doktrin, die Du offenbar mit der Muttermilch eingesogen hast. Es tut mir leid für Dich, wenn es Dein Weltbild erschüttert, auf diese Tatsachen hingewiesen zu werden. Ist aber unvermeidlich. Es gibt nunmal heute im Osten Deutschlands ein ernsthaftes Faschismusproblem. Eine AfD und ein völkischer "Flügel", der annähernd mehrheitsfähig ist, ist definitiv ein Problem. Punkt. Dieses Problem gibt es nunmal nur im Osten. Im Westen haben wir das in dieser Form nicht. Punkt. Und es gibt offensichtlich Kontinuitäten hinsichtlich der Leugnungsstrategie, die sich bei manchen Leuten aus der DDR-Diktatur bis heute fortsetzen.

Du versuchst wortreich wegzudiskutieren, dass das Faschismus-Problem in der DDR verleugnet und totgeschwiegen wurde. Setz Dich doch lieber mal mit der Frage auseinander, warum Leute wie Höcke heute in den östlichen Bundesländern so viele Anhänger haben.
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Kohlhaas »

Ammianus hat geschrieben:(31 Jul 2021, 17:57)

@Kohlhaas

Und immer noch steht am Anfang deine Grundaussage, die nun mal falsch ist. Auch in deinen weiteren Aussagen versuchst du dich freizutricksen. Dabei nimmst du aus vorliegenden Texten nur das, was scheinbar passt.
Klappt aber nicht ...
Welche angeblich falsche Grundaussage meinst Du überhaupt?

Meine Grundaussage lautete, dass die Entnazifizierung in der DDR/SBZ früh eingestellt worden ist. Das ist keine bloße Behauptung, sondern gut belegt. Entsprechende Texte sind hier sogar verlinkt worden. Also wo "trickse" ich denn angeblich?
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Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 17:53)

Lies den Text nochmal in Gänze und bemühe Dich, ihn zu verstehen. Es wird dort klar gesagt, dass die Entnazifizierung im Osten sehr früh "beendet" wurde und dass sie anschließend nur noch aus ideologischen Gründen pro forma fortgesetzt wurde. Das lässt sich auch an der Tätigkeit der Justiz ablesen.
Du sprichst hier mehrfach von "Entnazifizierung". Die Aufarbeitung der Nazizeit beinhaltet aber wesentlich mehr, und das wurde hier auch schon genannt.
Kohlhaas hat geschrieben: Es wurden Leute angeklagt, die gar nicht in der DDR sondern in der BRD lebten.
Du erzeugst hier durch Weglassen von Informationen Falschaussagen. Lies doch endlich mal den Wiki-Artikel vollständig. "1968 legte eine große Strafrechtsreform in der DDR alle Straftatbestände für NS-Verbrechen umfassend fest. Bis zur Wende von 1989 wurden danach weitere NS-Prozesse gegen offiziell etwa 10.000 Personen – zusätzlich zu den 3.000 Waldheim-Urteilen von 1950 – durchgeführt." Willst Du denn ernsthaft behaupten, dass alle 10.000 Personen in der BRD lebten? :x
Kohlhaas hat geschrieben:Und es wurden Leute zum Tode verurteilt, die vielleicht Nazis waren, aber definitiv nicht der angeklagten Taten schuldig waren. Die Prozesse, die geführt wurden, waren überwiegend politische Schauprozesse. Es ging dabei nicht um die Aufarbeitung der Faschismus-Geschichte. Es ging um die Legitimation des Anspruchs der DDR, antifaschistisch zu sein.
Das es nicht auch nur um die Aufarbeitung ging, wird niemand bestreiten. Das es aber überhaupt nicht um die Aufarbeitung ging, halte ich für gewagt.
Kohlhaas hat geschrieben:Nebenbei: Wenn ich eine persönlich Meinung habe und vertrete, dann bedeutet das noch lange nicht, dass ich "alles richtig weiß". Es bedeutet nur, dass ich eine Meinung habe und die auch vertrete. Ist dagegen etwas einzuwenden?
Nö, warum auch? Ist bei mir genauso. :)
Kohlhaas hat geschrieben:Meinst Du, ich müsste demütig niederknien und angebliche "Fehler" einräumen, bloß weil Du anderer Meinung bist?
Habe ich das verlangt?
Kohlhaas hat geschrieben:Nochmal: Hier sind ernstzunehmende und gut begründete Texte verlinkt worden, die belegen, dass die Entnazifizierung in der DDR/SBZ SEHR FRÜH eingestellt worden ist! Du darfst das gern weiter leugnen. Mit Realitätssinn hat das allerdings nichts zu tun.
Und ich habe Dir Texte verlinkt, die zeigten, dass es in der DDR noch weiter ging. Jetzt magst Du vielleicht einräumen, dass das alles Schauprozesse waren, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass alle 10.000 Prozesse nach 1968 solche waren.
Sören74

Re: Diktatursozialisierung?

Beitrag von Sören74 »

Kohlhaas hat geschrieben:(31 Jul 2021, 18:05)

Das entspricht doch den Tatsachen. Warum sollte ich das nicht sagen dürfen? Und was sollte ich diesbezüglich "dazulernen"?
Du musst Dich schon mal entscheiden. Entweder Du streitest nicht ab, dass es in der DDR eine Aufarbeitung gab oder Du findest es fraglich, dass es eine Aufarbeitung gab.
Kohlhaas hat geschrieben:Dann hast Du offensichtlich jeglichen Bezug zur Realität verloren. Das war die Staatsdoktrin der DDR, in der Du aufgewachsen bist. Die Doktrin, die Du offenbar mit der Muttermilch eingesogen hast.
Lesen und verstehen. Ich schrieb: "Ich kenne wirklich niemanden, der dieser Doktrin anhängt." Ich habe nirgendwo geschrieben, dass es diese Doktrin damals nicht gab.
Kohlhaas hat geschrieben:Es gibt nunmal heute im Osten Deutschlands ein ernsthaftes Faschismusproblem.
Auch das streite ich nicht ab. Es gibt schließlich auch im Westen ein ernsthaftes Faschismusproblem.
Kohlhaas hat geschrieben: Eine AfD und ein völkischer "Flügel", der annähernd mehrheitsfähig ist, ist definitiv ein Problem. Punkt. Dieses Problem gibt es nunmal nur im Osten. Im Westen haben wir das in dieser Form nicht. Punkt.
Das halte ich für naiv zu glauben, dass der Flügel keine Auswirkungen auf den Westen hat. Flügelanhänger findest Du in den Vorständen aller Bundesländer. Wir können ja gerne über die Quantität diskutieren. Aber das Problem als solches ist in allen Bundesländern vorhanden.
Kohlhaas hat geschrieben: Du versuchst wortreich wegzudiskutieren, dass das Faschismus-Problem in der DDR verleugnet und totgeschwiegen wurde. Setz Dich doch lieber mal mit der Frage auseinander, warum Leute wie Höcke heute in den östlichen Bundesländern so viele Anhänger haben.
Jetzt nicht alles in einen Topf werfen. Ich habe gesagt, dass heute keiner ernsthaft ein Faschismus-Problem leugnet. In der DDR-Zeit war das natürlich anders.
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