'Anderssexualität'. Als heterosexueller weißer Mann, allerdings mit großer Faszination für polyamore Lebensmodelle und lebend in einer ménage à trois falle ich wohl darunter. Dabei gehöre ich eher zu einer Minderheit, die nicht wirklich auffällt und finde das erst einmal gar nicht so schlecht. Abwertende Kommentare der Richtung 'bindungsunfähig', 'gestört', 'oberflächlich' finde ich im Internet zur Genüge (witzigerweise gerne auch von Menschen, die in ihrer 15. Kurzzeit-'Beziehung' sind
) deshalb weis ich nicht, ob ich mein Privatleben an die große Glocke hängen sollte. Muss allerdings auch zugeben, dass ich mich von polyamoren 'communities' teils eher fern halte, denn die können ebenso intolerant und engstirnig sein wie manch (vermeintlich) monogamer Mensch.
Grundsätzlich finde ich alle Formen von Zusammenleben gut und gesund, die auf Einvernehmen und absoluter Ehrlichkeit, möglichst ohne Machtgefälle aufbauen. Dann ist es auch ganz egal, welches Modell (Single, monogam, offen, poly, asexuell, homosexuell etc.) man lebt. Gesunde Verhältnisse zu anderen Menschen zeichnen sich durch eine gewisse Selbstlosigkeit (absehen von dem ständigen Ich! Ich! Ich!), aber auch einen gesunden Selbstrespekt aus. Toxische Verhaltensweisen gibt es da in allen Lebensentwürfen und das hat mehr mit den Menschen in diesen Lebensformen zu tun als mit den Modellen selbst. Es gibt also keine 'besseren' Modelle sondern lediglich Modelle, die für manche Menschen funktionieren und für andere nicht.
Schön fände ich auch, wenn in einer liberalen Gesellschaft niemand mehr für seine private Andersartigkeit abgewertet würde. Da die Menschen allerdings so sind wie sind sollte man sich prophylaktisch ein dickes Fell zulegen. Ein Großteil der Menschheit findet dich auch ohne jeden Grund von vornherein blöd auch ganz unabhängig von deiner Sexualität. Schlecht wird es, wenn Outings sich tatsächlich negativ auf die Karriere auswirken, über diesen Punkt sollte unsere Gesellschaft eigentlich längst hinweg sein.