MEINE Krise der Demokratie

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Zeitzeuge
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MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Zeitzeuge »

Stecken wir in einer Krise der Demokratie oder handelt es sich nur um eine Herausforderung?
Was ist eigentlich genau der Unterschied? Ich fühle mich derzeit herausgefordert und nach 11 Monaten Homeoffice mit zwei Kindern im Homeschooling kann ich sagen...so langsam stecke ich in einer Krise. Vielleicht bin ich einer dieser Bedenkenträger, ein Schwarzmaler, ein Teufel-an-die-Wand-Maler?! Vielleicht sollte ich viel positiver sein! Doch wie? Ich erzähle euch was mir durch den Kopf geht und hoffe auf guten Gedankenaustausch:

Was ist los mit den Politikern? Im "Superwahljahr" 2021 präsentieren sich die Parteien in ihren Wahlprogrammen so indifferent, dass ich mich frage: Sind die alle nicht eh alle gleich? Wer bezieht Stellung zu Umweltschutz und hinterfragt das Nicht-Zusammenspiel aus Kapitalismus und Umweltschutz? Wer hinterfragt das Migrationsmanagement in Europa und Deutschland? Wer spricht über den Mangel an Personal und Ressourcen für frühkindlicher Bildung? Ich nehme nur das Ausmaß der Feindschaft zwischen den Lagern, das Unverständnis auf zwei Seiten über den jeweiligen Antagonisten, die Radikalisierung und die Irrationalität wahr. Politische Gegner werden als Feinde betrachtet und bekämpft, diffamiert und verhöhnt. Ekelhaft amerikanisch..

Dieser Graben zwischen Politik und Bevölkerung, der auch aus einer gewissen Abgehobenheit resultiert, etwa wenn bürgerlich gut situierten Parteivorsitzende auf die Polizei schimpft, während Bürger in prekären Wohnsituationen heilfroh sind, wenn die Ordnungsmacht ausreichend präsent ist. Dieser Graben verläuft nicht mehr nur zwischen Arm und Reich, sondern zwischen Stadt und Land, Akademikern und dem Rest. Dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer noch immer im Amt ist, ist ebenso bitter wie die Tatsache, dass Ursula von der Leyen ihren Posten nach der Berateraffäre nicht räumen musste, sondern EU-Kommissionspräsidentin werden konnte, also aufstieg.

Das Internet? Ein unkontrollierbarer Hort von Beleidigungen, Verleumdungen und Hetze geworden. Twitter und Facebook sind die Echokammern der politischen und sozialen Lager. Die Mehrheit der Bürger nutzen die Filterblasen dieser Medien zur Urteilsbildung. Sind erleichtert über die vorgefertigte Meinung aus Statusmeldungen und Hashtags und Like-Buttons. Es ist schließlich auch nicht leicht ein eigenes Urteil zu bilden, da steckt Zeit, Know-how und Anstrengung drin.

Was ist los mit den Bürgern? Die QAnon-Bewegung, deren Anhänger den Unsinn glauben, eine „Elite“ lasse Kinder einsperren und deren Blut abzapfen, um es dann selbst angeblich lebensverlängernd zu verwenden, hat nirgendwo außerhalb der englischsprachigen Welt so starken Zulauf wie in Deutschland. Doch die größte Gefahr kommt von nachvollziehbaren sowie vernunftwidrigen Untergangsängsten, die schamlos von Akteuren aller politischen Lager getriggert und nun durch das Coronavirus objektiv verstärkt werden - hier die angebliche Ausrottung der Christen durch Muslime, dort der vermeintliche Weltuntergang als Folge des Klimawandels. Wie in den USA und zig anderen Industriestaaten ist insbesondere als Folge von Digitalisierung und Globalisierung großer Druck auf Teile der Mittelschicht, allen voran der unteren, entstanden. Wer Sorgen hat, seine Familie nicht mehr ernähren zu können, läuft Politikern hinterher, die versprechen, die Uhr anzuhalten oder gar zurückzudrehen und die (angeblich) gute alte Zeit, in der (angeblich) alles besser war, zu erneuern.

Und auch jetzt spreche ich nur über die Anderen... was ist eigentlich mit mir? Wo bin ich in dieser Demokratie? Wenn ich von der Politik so übersehen werde, kann ich denn an ihr überhaupt partizipieren? ich bin müde von dieser Krise, in der wir vielleicht nicht mal stecken...sondern nur in einer Herausforderung.

Bin ich allein mit diesen Gedanken?
Meruem
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Meruem »

Zeitzeuge hat geschrieben:(28 Jan 2021, 14:01)

Stecken wir in einer Krise der Demokratie oder handelt es sich nur um eine Herausforderung?
Was ist eigentlich genau der Unterschied? Ich fühle mich derzeit herausgefordert und nach 11 Monaten Homeoffice mit zwei Kindern im Homeschooling kann ich sagen...so langsam stecke ich in einer Krise. Vielleicht bin ich einer dieser Bedenkenträger, ein Schwarzmaler, ein Teufel-an-die-Wand-Maler?! Vielleicht sollte ich viel positiver sein! Doch wie? Ich erzähle euch was mir durch den Kopf geht und hoffe auf guten Gedankenaustausch:

Was ist los mit den Politikern? Im "Superwahljahr" 2021 präsentieren sich die Parteien in ihren Wahlprogrammen so indifferent, dass ich mich frage: Sind die alle nicht eh alle gleich? Wer bezieht Stellung zu Umweltschutz und hinterfragt das Nicht-Zusammenspiel aus Kapitalismus und Umweltschutz? Wer hinterfragt das Migrationsmanagement in Europa und Deutschland? Wer spricht über den Mangel an Personal und Ressourcen für frühkindlicher Bildung? Ich nehme nur das Ausmaß der Feindschaft zwischen den Lagern, das Unverständnis auf zwei Seiten über den jeweiligen Antagonisten, die Radikalisierung und die Irrationalität wahr. Politische Gegner werden als Feinde betrachtet und bekämpft, diffamiert und verhöhnt. Ekelhaft amerikanisch..

Dieser Graben zwischen Politik und Bevölkerung, der auch aus einer gewissen Abgehobenheit resultiert, etwa wenn bürgerlich gut situierten Parteivorsitzende auf die Polizei schimpft, während Bürger in prekären Wohnsituationen heilfroh sind, wenn die Ordnungsmacht ausreichend präsent ist. Dieser Graben verläuft nicht mehr nur zwischen Arm und Reich, sondern zwischen Stadt und Land, Akademikern und dem Rest. Dass Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer noch immer im Amt ist, ist ebenso bitter wie die Tatsache, dass Ursula von der Leyen ihren Posten nach der Berateraffäre nicht räumen musste, sondern EU-Kommissionspräsidentin werden konnte, also aufstieg.

Das Internet? Ein unkontrollierbarer Hort von Beleidigungen, Verleumdungen und Hetze geworden. Twitter und Facebook sind die Echokammern der politischen und sozialen Lager. Die Mehrheit der Bürger nutzen die Filterblasen dieser Medien zur Urteilsbildung. Sind erleichtert über die vorgefertigte Meinung aus Statusmeldungen und Hashtags und Like-Buttons. Es ist schließlich auch nicht leicht ein eigenes Urteil zu bilden, da steckt Zeit, Know-how und Anstrengung drin.

Was ist los mit den Bürgern? Die QAnon-Bewegung, deren Anhänger den Unsinn glauben, eine „Elite“ lasse Kinder einsperren und deren Blut abzapfen, um es dann selbst angeblich lebensverlängernd zu verwenden, hat nirgendwo außerhalb der englischsprachigen Welt so starken Zulauf wie in Deutschland. Doch die größte Gefahr kommt von nachvollziehbaren sowie vernunftwidrigen Untergangsängsten, die schamlos von Akteuren aller politischen Lager getriggert und nun durch das Coronavirus objektiv verstärkt werden - hier die angebliche Ausrottung der Christen durch Muslime, dort der vermeintliche Weltuntergang als Folge des Klimawandels. Wie in den USA und zig anderen Industriestaaten ist insbesondere als Folge von Digitalisierung und Globalisierung großer Druck auf Teile der Mittelschicht, allen voran der unteren, entstanden. Wer Sorgen hat, seine Familie nicht mehr ernähren zu können, läuft Politikern hinterher, die versprechen, die Uhr anzuhalten oder gar zurückzudrehen und die (angeblich) gute alte Zeit, in der (angeblich) alles besser war, zu erneuern.

Und auch jetzt spreche ich nur über die Anderen... was ist eigentlich mit mir? Wo bin ich in dieser Demokratie? Wenn ich von der Politik so übersehen werde, kann ich denn an ihr überhaupt partizipieren? ich bin müde von dieser Krise, in der wir vielleicht nicht mal stecken...sondern nur in einer Herausforderung.

Bin ich allein mit diesen Gedanken?
Ich habe diese Problematik schon mal in einem anderen Theard versucht darzustellen woher kommt der Siegeszug des Hasses und der Verrohnung in den (a)sozialen Netzwerken wie in der gelebten gesellschaftlichen Wirklichkeit, woher kommt die Kluft zwischen jung und alt? arm und reich? Stadt und Land? woher die Polarisierung und der weitverbreitete ( bis in die bürgerliche Mittelschicht hinein) Verschwörungsmythosglaube etwa wie ihn QAnon predigt und warum zunehmend so erfolgreich? Ich glaube dass es daran liegt dass es allerorten eine sich verstärkende Überforderung gibt mit der Wirklichkeit und dass für eine zunehmende Anzahl von Menschen:

1. Zu komplex ist ( daher feierten und feieren Populisten a la Coloeur solche Erfolge da es im Wesen des Populismus liegt Sachverhalte zu "vereinfachen" natürlich nicht im Sinne der Wahrheir sondern je der jeweiligen Ideologie gemäß) viele durchschauen die Zusammenhänge nicht mehr.

2 . Wir in einer Welt und Zeit leben wo enorme Umbrüche und Veränderung zeitgleich passieren und dass die meisten verängstigt, ob nun die Coronavirus Pandemie, Migration und Flucht/ Globalisierung, Umweltzerstörung/Klimawandel, oder Digitalisierung und K.I./ technologischer Fortschritt. All diese Veränderungen werden nicht nur Profiteure hervorbringen sondern auch viele Verlierer , soziale Abstiegsangst lässt sich ja auch wunderbar politisch missbrauchen ( Trump und Co haben es vorgemacht, die AFD ist da ähnlich unterwegs Biodeutsche vs Migranten im Kamof um immer knapper werdende Ressourcen Stichwort Wohnungsmatkt, Arbeitsmarkt usw dann heißt es die oder wir) was soll mir all denen geschehen die Verlierer all dieser Ebteicklungen sein werden? Darauf sind die politisch Verantwortlichen bis heute antworten schuldig, dass erzeugt weithin Frust, Enttäuschung, Aggression über "die da oben, die abgehobene korrupte globale Elite des Geldes" die sowieso machen was sie wollen und das Gemisch bricht sich dann irgendwann Bahn, ob nun bei Kommentaren auf Twitter oder vor dem amerikanischen Kapitol.
Zuletzt geändert von Meruem am Do 28. Jan 2021, 14:30, insgesamt 1-mal geändert.
Sören74

Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Sören74 »

Zeitzeuge hat geschrieben:(28 Jan 2021, 14:01)

Was ist los mit den Politikern? Im "Superwahljahr" 2021 präsentieren sich die Parteien in ihren Wahlprogrammen so indifferent, dass ich mich frage: Sind die alle nicht eh alle gleich? Wer bezieht Stellung zu Umweltschutz und hinterfragt das Nicht-Zusammenspiel aus Kapitalismus und Umweltschutz?
Was ist mit ÖDP und die Klimaliste?
Zeitzeuge hat geschrieben: Wer hinterfragt das Migrationsmanagement in Europa und Deutschland?
Was ist mit AfD und LKR?
Zeitzeuge hat geschrieben:Wer spricht über den Mangel an Personal und Ressourcen für frühkindlicher Bildung?
Was ist mit Linke und SPD?
Zeitzeuge hat geschrieben: Das Internet? Ein unkontrollierbarer Hort von Beleidigungen, Verleumdungen und Hetze geworden. Twitter und Facebook sind die Echokammern der politischen und sozialen Lager. Die Mehrheit der Bürger nutzen die Filterblasen dieser Medien zur Urteilsbildung. Sind erleichtert über die vorgefertigte Meinung aus Statusmeldungen und Hashtags und Like-Buttons. Es ist schließlich auch nicht leicht ein eigenes Urteil zu bilden, da steckt Zeit, Know-how und Anstrengung drin.
Willkommen im 21.Jahrhundert. :)
Zeitzeuge hat geschrieben:Und auch jetzt spreche ich nur über die Anderen... was ist eigentlich mit mir? Wo bin ich in dieser Demokratie? Wenn ich von der Politik so übersehen werde, kann ich denn an ihr überhaupt partizipieren? ich bin müde von dieser Krise, in der wir vielleicht nicht mal stecken...sondern nur in einer Herausforderung.
Was hast Du bisher getan, um Dich in der Gesellschaft zu engagieren?
Zeitzeuge hat geschrieben: Bin ich allein mit diesen Gedanken?
Bestimmt nicht. Jammern ist menschlich und gerade wieder vogue. ;) Es gibt bestimmt viele Leute, die sagen, es ist alles schlimm, es wird alles schlechter, wir können nichts tun. Vielleicht ist richtig auskotzen mal ganz gut.
Stoner

Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Stoner »

Zeitzeuge hat geschrieben:(28 Jan 2021, 14:01)


Und auch jetzt spreche ich nur über die Anderen... was ist eigentlich mit mir? Wo bin ich in dieser Demokratie? Wenn ich von der Politik so übersehen werde, kann ich denn an ihr überhaupt partizipieren? ich bin müde von dieser Krise, in der wir vielleicht nicht mal stecken...sondern nur in einer Herausforderung.

Bin ich allein mit diesen Gedanken?
Vermutlich nicht. Bessere Politiker bekommen wir unter den gegenwärtigen verfassungs- und/oder staatsrechtlichen Bedingungen und Strukturen nicht, schlechtere dagegen jederzeit. Und "Keine Experimente" war schon einmal ein Slogan, der heute auch wieder zum Tragen kommt.

Man muss ja nicht wählen, das ist doch das Schöne. Und lieber ein schönes Buch lesen als eine Talkshow oder Nachrichten verfolgen, mit den Kindern was unternehmen. Und was die mediale Blödmaschinerie angeht: Der Bodensatz sowie die Eogmanen und Exhibitionisten sind dort mehrfach überrepräsentiert.
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tarkomed
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von tarkomed »

Zeitzeuge hat geschrieben:(28 Jan 2021, 14:01)

Und auch jetzt spreche ich nur über die Anderen... was ist eigentlich mit mir? Wo bin ich in dieser Demokratie? Wenn ich von der Politik so übersehen werde, kann ich denn an ihr überhaupt partizipieren? ich bin müde von dieser Krise, in der wir vielleicht nicht mal stecken...sondern nur in einer Herausforderung.

Bin ich allein mit diesen Gedanken?
Nein, du bist ganz sicher nicht allein mit diesen Gedanken. Es geht vielen so wie dir in dieser Ausnahmesituation und fast jeder kann nachvollziehen, wie es dir dabei geht, denn selten hat so viele das gleiche Schicksal ereilt wie dir.
Was ich allerdings für viel zu hochgegriffen halte, ist dein Nick. Es gibt kaum noch Zeitzeugen und ihre Geschichten kann man fast nur noch aus den Archiven herauskramen, aber gerade gestern war ein solcher Gedenktag und man hat wieder Zeitzeugen zu Wort kommen lassen, auch solche, die nicht mehr leben. Kannst du deine aktuelle Situation – und meine natürlich auch – mit den Geschichten dieser Leute auch nur ansatzweise vergleichen? Du hast sehr zutreffend deinen Beitrag damit abgeschlossen, dass wir eine Herausforderung durchleben, denn mehr als das ist es nicht.
Sollte die Welt in den nächsten Jahrzehnten um so viel besser geworden sein und keine neue Pandemie mehr die Welt wie heute herausfordert, dann können wir uns vielleicht auch als Zeitzeugen bezeichnen, die etwas Einmaliges erlebt haben und unsere Enkelkinder werden sich fassungslos unsere Geschichte anhören und uns für unsere Leidensfähigkeit bewundern. Glaubst du, dass es irgendwann eine solche Welt geben wird, für die wir als Zeitzeugen gelten werden? Ich glaube es nicht. Ich glaube viel eher, dass wir von unseren Enkelkindern dafür beneidet werden, weil wir in einer der besten Zeiten gelebt haben, rotz dieser Pandemie. Immer vorausgesetzt natürlich, sie nimmt in absehbarer Zeit ein Ende.
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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Ammianus
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Ammianus »

Ausnahmslos jeder Mensch ist ein Zeitzeuge, völlig gleichgültig an welchen Orten und zu welchen Zeiten ...
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Stoner

Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Stoner »

tarkomed hat geschrieben:(28 Jan 2021, 16:14)

[...] Ich glaube viel eher, dass wir von unseren Enkelkindern dafür beneidet werden, weil wir in einer der besten Zeiten gelebt haben, rotz dieser Pandemie. Immer vorausgesetzt natürlich, sie nimmt in absehbarer Zeit ein Ende.
Eine Aussage, die dann aber eine pessimistische Zukunftserwartung für jemanden Ihres Alters impliziert. ;)

Wenn die Pandemie nicht endet, wird es eine neue Normalität geben. Das Durchschnittsalter würde sinken, Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit usw. - also alle Risikofaktoren - würden vielleicht zurückgehen oder eine gnadenlose Auslese schaffen. Die dann durchaus auch politisch festgelegt werden könnte, ja müsste.

Ansonsten ist die Pandemie neben den lästigen individuellen Dingen, wie der Strangeröffner sie geschildert hat, doch auch ein Lehrstück, da sie ein paar Dinge über die Demokratie, also ihre Leistungsfähigkeit sowie ihre Möglichkeiten und Grenzen, und über die Menschen vor Augen geführt hat. Ob daraus was gelernt wird, ist die andere Frage.
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Meruem »

Stoner hat geschrieben:(28 Jan 2021, 16:31)

Eine Aussage, die dann aber eine pessimistische Zukunftserwartung für jemanden Ihres Alters impliziert. ;)

Wenn die Pandemie nicht endet, wird es eine neue Normalität geben. Das Durchschnittsalter würde sinken, Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit usw. - also alle Risikofaktoren - würden vielleicht zurückgehen oder eine gnadenlose Auslese schaffen. Die dann durchaus auch politisch festgelegt werden könnte, ja müsste.

Ansonsten ist die Pandemie neben den lästigen individuellen Dingen, wie der Strangeröffner sie geschildert hat, doch auch ein Lehrstück, da sie ein paar Dinge über die Demokratie, also ihre Leistungsfähigkeit sowie ihre Möglichkeiten und Grenzen, und über die Menschen vor Augen geführt hat. Ob daraus was gelernt wird, ist die andere Frage.
Naja vor allem und zu allererst ist diese Coronavirus Pandemie ein großes Lehrstück über den Homo sapiens an sich ( im guten wie im schlechten Sinne, aber da wo Licht ist auch eben immer auch Schatten) und sie zeigt auch gnadenlos die Schwachstellen und Unzulänglichkeiten moderner Zivilsationen trotz allem Fortschritt auf , wir waren eben nicht auf eine Virus Pandemie vorbereitet ( erst recht nicht hier in Europa oder den USA die Infektions- und Todeszahlen sprechen Bände im Vergleicg zu den Staaten Ostasiens oder selbst Afrikas) und eines ist so sicher wie der Tod, selbst bei vielen wirksamen Impfstoffen die dieses Virus seine Gefährlichkeit halbwegs nehmen würden, nach der Pandemie ist vor der nächsten Pandemie.
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tarkomed
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von tarkomed »

Stoner hat geschrieben:(28 Jan 2021, 16:31)

Eine Aussage, die dann aber eine pessimistische Zukunftserwartung für jemanden Ihres Alters impliziert. ;)
Gibt es einen Altersunterschied zwischen und beiden? Woraus schließen Sie das? ;)
Stoner hat geschrieben:(28 Jan 2021, 16:31)
Wenn die Pandemie nicht endet, wird es eine neue Normalität geben. Das Durchschnittsalter würde sinken, Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettleibigkeit usw. - also alle Risikofaktoren - würden vielleicht zurückgehen oder eine gnadenlose Auslese schaffen. Die dann durchaus auch politisch festgelegt werden könnte, ja müsste.

Ansonsten ist die Pandemie neben den lästigen individuellen Dingen, wie der Strangeröffner sie geschildert hat, doch auch ein Lehrstück, da sie ein paar Dinge über die Demokratie, also ihre Leistungsfähigkeit sowie ihre Möglichkeiten und Grenzen, und über die Menschen vor Augen geführt hat. Ob daraus was gelernt wird, ist die andere Frage.
Ja, es gibt einen Unterschied zwischen uns beiden, aber er ist nicht auf den Altersunterschied zurückzuführen. Im Gegensatz zu Ihnen, erwarte ich zwar auch, dass die Welt auf lange Sicht nicht besser wird, aber nicht wegen der Pandemie, sondern weil wir viel zulange in einer bequemen Zeit gelebt haben, in Frieden, Freiheit und Wohlstand und deshalb viel zu schnell auf die Knie gezwungen werden, weil wir eben keine Erfahrung mit schweren Krisen haben.
Und unsere Demokratie, der Sie so wenig zutrauen, hat mit dafür gesorgt, dass wir über die Jahrzehnte so behäbig geworden sind und die Zivilisationskrankheiten ein leichtes Spiel mit uns haben. Die gefährlichste Zivilisationskrankheit aus meiner Sicht ist jedoch unsere Unfähigkeit, die Vorzüge unserer Demokratie zu schätzen und je schlechter wir sie machen, umso eher wird sie so, wie wir sie verunglimpfen.
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Realist2014 »

Meruem hat geschrieben:(28 Jan 2021, 16:44)

Naja vor allem und zu allererst ist diese Coronavirus Pandemie ein großes Lehrstück über den Homo sapiens an sich ( im guten wie im schlechten Sinne, aber da wo Licht ist auch eben immer auch Schatten) und sie zeigt auch gnadenlos die Schwachstellen und Unzulänglichkeiten moderner Zivilsationen trotz allem Fortschritt auf , wir waren eben nicht auf eine Virus Pandemie vorbereitet ( erst recht nicht hier in Europa oder den USA die Infektions- und Todeszahlen sprechen Bände im Vergleicg zu den Staaten Ostasiens oder selbst Afrikas) und eines ist so sicher wie der Tod, selbst bei vielen wirksamen Impfstoffen die dieses Virus seine Gefährlichkeit halbwegs nehmen würden, nach der Pandemie ist vor der nächsten Pandemie.
Tja, nur gab es noch nie eine Zivilisation, die "besser" war als die heutige....
Vor allen Dingen in Bezug auf das abosolute Ergebnis für den Homo Sapiens.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Realist2014 »

tarkomed hat geschrieben:(28 Jan 2021, 17:11)
....................... Im Gegensatz zu Ihnen, erwarte ich zwar auch, dass die Welt auf lange Sicht nicht besser wird, a n......................................................
Sie ist doch in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich besser geworden.
Warum sollte dieser Prozess nicht weiter gehen?
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
Stoner

Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Stoner »

tarkomed hat geschrieben:(28 Jan 2021, 17:11)

Gibt es einen Altersunterschied zwischen und beiden? Woraus schließen Sie das? ;)
Normalerweise merke ich mir auch indirekte Bemerkungen der User hier - und ich meine, Sie hätten sich irgendwann einmal wo einsortiert, wo ich nicht mehr bin. :)
tarkomed hat geschrieben:(28 Jan 2021, 17:11)
Ja, es gibt einen Unterschied zwischen uns beiden, aber er ist nicht auf den Altersunterschied zurückzuführen. Im Gegensatz zu Ihnen, erwarte ich zwar auch, dass die Welt auf lange Sicht nicht besser wird, aber nicht wegen der Pandemie, sondern weil wir viel zulange in einer bequemen Zeit gelebt haben, in Frieden, Freiheit und Wohlstand und deshalb viel zu schnell auf die Knie gezwungen werden, weil wir eben keine Erfahrung mit schweren Krisen haben.
Und unsere Demokratie, der Sie so wenig zutrauen, hat mit dafür gesorgt, dass wir über die Jahrzehnte so behäbig geworden sind und die Zivilisationskrankheiten ein leichtes Spiel mit uns haben. Die gefährlichste Zivilisationskrankheit aus meiner Sicht ist jedoch unsere Unfähigkeit, die Vorzüge unserer Demokratie zu schätzen und je schlechter wir sie machen, umso eher wird sie so, wie wir sie verunglimpfen.
Das enthält ein paar Verwirrmomente: Sie erwarten im Gegensatz zu mir auch, dass die Welt auf lange Sicht nicht besser wird? Mhm, das klingt nicht ganz logisch ... aber ich kann noch einmal Auskunft geben, dann können Sie entscheiden, ob wir Unterschiedliches oder Gleiches erwarten.

Würde ich 200 Jahre alt, würde ich heute sagen: Die Welt wird nicht besser. Das hat aber nichts mit der Welt an sich und ihrer Entwicklung zu tun, sondern mit "meinen" Gewohnheiten, die wiederum konstitutiv für meine Hoffnungen, mithin vielleicht Erwartungen sind. Ich kann nur auf der Basis der individuellen Erfahrungen der Gesamtheit dessen, was war und was ist ein prospektives Urteil über eine bessere oder schlechtere Welt abgeben. Dabei weiß ich aber nicht, was meine Enkel, wenn es soweit ist, dann gelernt haben werden und als gut oder schlecht empfinden, woran sie sich gewöhnen und was ihnen Normalität bedeutet.

Ist das nachvollziehbar?

Punkt 2: Was ich der Demokratie zutraue. Es geht nicht darum, dass ich ihr "nichts" zutraue, sondern was ich ihr auf der Basis des Rechts einerseits und der Sozialisation ihrer Bürger andererseits zutraue - wobei "zutrauen" eigentlich ein falscher Begriff ist. Ich versuche, die Möglichkeiten zu den Notwendigkeiten in Beziehung zu setzen - und dabei fällt mir auf: Demokratie ist nichts für den Extrem-, den Sonder-, den Katastrophenfall, sondern etwas für den mittleren Zustand des Alltags. Mehr kann die Demokratie nicht leisten, und für mehr ist sich auch nicht konstruiert. Daher ist mir Ihr Vorwurf des Schlechtmachens nicht ganz einleuchtend: Das, wofür sie nicht gemacht ist, kann sie nicht leisten. Da müssen die Menschen eben notfalls Prioritäten setzen und sich überlegen, in welchen sauren Risikoapfel sie beißen möchten. Es wäre beispielsweise nicht verboten gewesen, eine mögliche Überlastung des Gesundheitssystems zu riskieren oder gar zu ignorieren, man hätte (verfassungsrechtlich) nur nicht vorschreiben dürfen, wer im Zweifelsfall zu retten ist und wer nicht. Umgekehrt, wie man sieht, kann man nicht einmal Daten aus Melderegistern abzapfen, um gefährdete Menschen zum Impfen einzuladen. Und das alles ist nur deskriptiv von meiner Seite zu verstehen. Ich versuche nur, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Demokratie auf der Basis ihrer Verfasstheit abzuschätzen. Nüchtern theoretisch, auch wenn ich mich über logistische Klöpse dann mal echauffiere.

Kurzum: Ich schätze die Vorzüge - ganz egoistisch. Die Babyboomer sind mächtig an Zahl, diesem Egoismus auch demokratisch Ausdruck zu verleihen. Ich habe die Demokratie lieber als jedes irgendwie gerartete Kollektivsystem - konfuzianisch, kommunistisch, sozialistisch, religiös oder säkular autokratisch, ethnisch- oder anderweitig nationalistisch, usw. Was nicht verhindert, dass ich bei selbstkritischer Reflexion nicht auch u.U. gravierende Nachteile sehe.
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Teeernte »

Zeitzeuge hat geschrieben:(28 Jan 2021, 14:01)

Stecken wir in einer Krise der Demokratie oder handelt es sich nur um eine Herausforderung?

Bin ich allein mit diesen Gedanken?
Ach was - andere haben Deine Blagen sonst den Ganzen Tag auf dem Hals ...mindestens 20 oder gar über 30...von DER Sorte.

Das Internet war schon immer so - Du hast nur mehr ZEIT.... die Du grad nicht sinnvoll nutzen kannst - sonst hättst Du schon ein Eigenes TV Programm mit extra Radiosender und Kinderprogramm....

Die Bekloppten haben ZULAUF ? ....und die ganz Bekloppten. (Asche zu Asche und Staub zu Staub.)

Hammer oder Amboss sein .... SELBST was schönes GESTALTEN - und nicht ......abwarten.

Viele haben Renoviert.. MACH was ! Eine Fotosession... Autocad lernen... oder - was Dir eben passt. (Photoshop...oder ein Musikprogramm ?)

Wenn Du auf die Darsteller auf der Bühne WARTEST... das DAUERT - wenn Du es selbst nicht bist.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Skull »

Zeitzeuge hat geschrieben:(28 Jan 2021, 14:01)

Dieser Graben zwischen Politik und Bevölkerung, der auch aus einer gewissen Abgehobenheit resultiert, etwa wenn ...
Das sehe ich nicht so.

Politiker sind ein Spiegelbild und auch Abbild der Gesellschaft und deren Veränderungen.
Da gibt es gute und schlechte Politiker. Schon immer.
Genauso wie (kaum erfüllbare) und immer weiter wachsende Ansprüche von Bürgern und Gruppen an die Politik.
Das ja eben oftmals auch noch unterschiedlich. Die Ergebnisse werden immer Kompromisse sein.

Die dann auch wieder alle kritisieren können. :D

Allgemeines Lamentieren und Pauschalkritik...hilft ... nix.

Einfachlösungen für Problemstellungen gibt es nicht.

mfg
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Skeptiker

Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von Skeptiker »

Zeitzeuge hat geschrieben:(28 Jan 2021, 14:01)
Stecken wir in einer Krise der Demokratie oder handelt es sich nur um eine Herausforderung?
...

Bin ich allein mit diesen Gedanken?
Hallo Zeitzeuge.

Nein, natürlich stehst du mit dem Eindruck, dass vieles in der Gesellschaft falsch läuft nicht alleine da. Die Frage ist allerdings, wie du dir eine Verbesserung vorstellst. Was sollte man anders/besser machen, und warum?
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tarkomed
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Re: MEINE Krise der Demokratie

Beitrag von tarkomed »

Stoner hat geschrieben:(28 Jan 2021, 17:38)

Normalerweise merke ich mir auch indirekte Bemerkungen der User hier - und ich meine, Sie hätten sich irgendwann einmal wo einsortiert, wo ich nicht mehr bin. :)
Wenn Sie eine evtl. von mir allgemein gehaltene Äußerung auf sich bezogen haben, iiich kann nichts dafür. :)
Stoner hat geschrieben:(28 Jan 2021, 17:38)
Das enthält ein paar Verwirrmomente: Sie erwarten im Gegensatz zu mir auch, dass die Welt auf lange Sicht nicht besser wird? Mhm, das klingt nicht ganz logisch ... aber ich kann noch einmal Auskunft geben, dann können Sie entscheiden, ob wir Unterschiedliches oder Gleiches erwarten.
Das Wort "zwar" haben Sie übersehen und anschließend folgte ein "aber", deshalb kommt es Ihnen unlogisch vor.
Stoner hat geschrieben:(28 Jan 2021, 17:38)
Würde ich 200 Jahre alt, würde ich heute sagen: Die Welt wird nicht besser. Das hat aber nichts mit der Welt an sich und ihrer Entwicklung zu tun, sondern mit "meinen" Gewohnheiten, die wiederum konstitutiv für meine Hoffnungen, mithin vielleicht Erwartungen sind. Ich kann nur auf der Basis der individuellen Erfahrungen der Gesamtheit dessen, was war und was ist ein prospektives Urteil über eine bessere oder schlechtere Welt abgeben. Dabei weiß ich aber nicht, was meine Enkel, wenn es soweit ist, dann gelernt haben werden und als gut oder schlecht empfinden, woran sie sich gewöhnen und was ihnen Normalität bedeutet.

Ist das nachvollziehbar?
Nein, es ist nicht nachvollziehbar, warum sie 200 Jahre alt werden müssen, um sich ein subjektives Urteil zu erlauben, ob die Welt besser oder schlechter wird. Sie leben nicht in einem Käfig und haben heute mehr denn je die Möglichkeit, den Zustand der Welt und die Richtung in die sie sich bewegt zu beurteilen. Mein subjektives Urteil und meine Kriterien dazu habe ich dargelegt und diese unterscheiden sich von Ihren. Das war der Gegensatz, den ich erwähnt habe.
Stoner hat geschrieben:(28 Jan 2021, 17:38)
Punkt 2: Was ich der Demokratie zutraue. Es geht nicht darum, dass ich ihr "nichts" zutraue, sondern was ich ihr auf der Basis des Rechts einerseits und der Sozialisation ihrer Bürger andererseits zutraue - wobei "zutrauen" eigentlich ein falscher Begriff ist. Ich versuche, die Möglichkeiten zu den Notwendigkeiten in Beziehung zu setzen - und dabei fällt mir auf: Demokratie ist nichts für den Extrem-, den Sonder-, den Katastrophenfall, sondern etwas für den mittleren Zustand des Alltags. Mehr kann die Demokratie nicht leisten, und für mehr ist sich auch nicht konstruiert. Daher ist mir Ihr Vorwurf des Schlechtmachens nicht ganz einleuchtend: Das, wofür sie nicht gemacht ist, kann sie nicht leisten. Da müssen die Menschen eben notfalls Prioritäten setzen und sich überlegen, in welchen sauren Risikoapfel sie beißen möchten. Es wäre beispielsweise nicht verboten gewesen, eine mögliche Überlastung des Gesundheitssystems zu riskieren oder gar zu ignorieren, man hätte (verfassungsrechtlich) nur nicht vorschreiben dürfen, wer im Zweifelsfall zu retten ist und wer nicht. Umgekehrt, wie man sieht, kann man nicht einmal Daten aus Melderegistern abzapfen, um gefährdete Menschen zum Impfen einzuladen. Und das alles ist nur deskriptiv von meiner Seite zu verstehen. Ich versuche nur, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Demokratie auf der Basis ihrer Verfasstheit abzuschätzen. Nüchtern theoretisch, auch wenn ich mich über logistische Klöpse dann mal echauffiere.
Die Antwort darauf könnte ich eigentlich in einem Satz zusammenfassen: Demokratie ist viel mehr als nur eine Momentaufnahme ihres Zustands.
Für Extrem-, Sonder- und Katastrophenfälle gibt es auch in der Demokratie die Möglichkeit den Notstand bzw. den Katastrophenfall auszurufen. Dieser sieht jedoch ganz anders aus als beispielsweise in China. Wenn Sie das meinen, dann stimmt es, dass unsere Demokratie nicht dafür konstruiert ist. In unserer Demokratie wird keine Region mit mehr als 10 Mio. Menschen kurzerhand in Quarantäne gesetzt oder wie kürzlich in Peking wegen ein paar Dutzend Infektionen 1,7 Mio. Menschen in Hausarrest versetzt.
Bei uns werden die Prioritäten, die sie erwähnen, nicht von einer Partei bestimmt, die nicht auf die Wählermeinung angewiesen ist, sondern in einem demokratischen Prozess entschieden und festgelegt, denn die Fehler, die dabei passieren, werden sehr bald vom Wähler quittiert.
Und ich betone es noch einmal: diese Momentaufnahme in einer Situation, für die es keine Vorlage gibt, was richtig oder falsch ist, bildet nicht unsere Demokratie ab. Wenn diese Phase beendet ist, werden wieder alle Maßnahmen rückgängig gemacht und wir werden wieder in unsere gewohnt demokratischen Strukturen zurückkehren. Die Chinesen werden weiterhin in ihrem zentralistisch autokratischen Unterdrückungssystem leben.
Stoner hat geschrieben:(28 Jan 2021, 17:38)
Kurzum: Ich schätze die Vorzüge - ganz egoistisch. Die Babyboomer sind mächtig an Zahl, diesem Egoismus auch demokratisch Ausdruck zu verleihen. Ich habe die Demokratie lieber als jedes irgendwie gerartete Kollektivsystem - konfuzianisch, kommunistisch, sozialistisch, religiös oder säkular autokratisch, ethnisch- oder anderweitig nationalistisch, usw. Was nicht verhindert, dass ich bei selbstkritischer Reflexion nicht auch u.U. gravierende Nachteile sehe.
Und schon sehe ich auch keinen Unterschied mehr zwischen uns beiden. Sogar bei den Nachteilen sind wir uns einig, denn von einem perfekten System war zu keinem Zeitpunkt die Rede, aber seien wir mal ehrlich: hätten wir ein perfektes System verdient? ;)
Gib dich nicht so, dass alle andern dich für etwas halten, was du nicht sein willst.
Wenn sie es trotzdem tun, dann bist du es...
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