
Was soll bitte die Diskussion über Verletzung der freien Meinungsäußerung durch soziale Medien - sogar unsere Bundeskanzlerin sieht's "problematisch".
Um Trump oder Merkel soll es hier aber bitte nicht gehen - sondern um den Umstand, dass scheinbar soziale Medien nutzende Menschen eine Verletzung ihres Grundrechts auf freie Meinungsäußerung erkennen, sollten sie bspw. aufgrund Verstoßes gegen Nutzungsbedingungen via Sperrung an der weiteren Nutzung sozialer Medien gehindert werden.
Ich persönlich nutze keines dieser sozialen Medien - Twitter, Facebook, Instagram, Snapchat, TikTok, Whatsapp usw. = habe ich noch nie und werde ich ganz bestimmt auch nie. Ich habe auch bis heute nicht begriffen, was daran so "nachahmenswert" sein soll. Was ich seit Jahren nur sehe ist, dass sich mein gesellschaftliches Umfeld ganz und gar in die Abhängigkeit eben dieser sozialen Medien begeben hat.
Vor Jahren sagte mal eine Arbeitskollegin zu mir, als ich verblüfft erfuhr, dass eine andere Arbeitskollegin gekündigt hatte: "Mein Gott, du kriegst ja echt gar nix mehr mit!" - Ich: "Öh - ja, weil immer weniger mit mir gesprochen wird, vielleicht!?" - Sie: "Dann schaff' dir halt endlich Whatsapp an!" = da musste ich mir aber gewaltig auf die Zunge beißen...

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Wenn dem tatsächlich so wäre, dass Sperrungen seitens Twitter & Co das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung verletzen, dann verletzen Twitter & Co seit Jahren mein Grundrecht auf freie Meinungsäußerung! Die lassen mich nämlich unverschämterweise nicht mitmachen... bitte, wie - bei Twitter & Co muss man sich registrieren, um vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung überhaupt erst Gebrauch machen zu können? Waaas? Ich muss bei Twitter & Co quasi bitten, ob sie mir die Gnade erweisen, mein Grundrecht auf freie Meinungsäußerung bei ihnen auszuüben? Ach, du himmelblauer See! Sind die sozialen Medien denn neuerdings die Herrscher über unsere freien Grundrechte? Ich bekomme scheinbar echt nix mehr mit!

Ich sehe es so: Überall dort, wo du dich (im Internet) erst anmelden, registrieren und/oder freigeschaltet werden musst - und sei es auch kostenfrei! - kann von "Freiheit" und "Grundrecht" eigentlich keine große Rede mehr sein = sondern nur noch von "(verpflichtenden!) Nutzungsbedingungen". Wie wir solchen bspw. hier im Forum auch unterliegen.
Das ist aber gar nicht schlimm. Es hat ja immernoch jedermensch das freie Eintscheidungsmöglichkeit, nonexistent erscheinende Grundrechtsauslegung nicht anzuerkennen, sich deshalb nicht bei Twitter & Co zu registrieren und stattdessen wieder mit seinen Mitmenschen direkt zu kommunizieren. Früher, als es noch keine sozialen Medien gab, ging das doch auch. Und keiner hat geheult, dass deswegen das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung nicht auszuüben wäre!

Wie sehr ihr das - die Gesellschaft übt ihr Grundrecht auf freie Meinungsäußerung immer mehr in sozialen Medien aus = soll deswegen bei Twitter & Co allumfassende Narrenfreiheit, oder einschränkende Nutzungsbedingungen herrschen? Ist eine Sperrung durch ein soziales Medium gleichbedeutend einer Verletzung des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung - oder nicht tatsächlich die Konsequenz aus der Verletzung von Nutzungsbedingungen eines sozialen Mediums? Kann/soll man virtuelle und reale Meinungsäußerung grundrechtlich gleichsetzen?