Dark Angel hat geschrieben:(17 Apr 2021, 17:26)
Ich denke schon, dass es da durchus andere Erklärungsansätze gibt, die nicht zwingend mit Tugendterror und linkem Lifestyle in Verbindung stehen, einer davon wäre, dass es sich um so genannte 1.Weltprobleme handelt um reine Wohlstandsprobleme.
Tugendterror und Lifestyle-Linke sind doch das Produkt von Wohlstandproblematik. Damit kann man so vieles erklären: Nenne die Rechtspopulisten dieser Zeit einfach in Lifestyle-Rechte um und schwubbs ist die Existenz und Stärke der AfD eines reines Wohlstandsproblem. Ebenso Fridays For Future, Querdenker, Metoo, Black Lives Matter usw. Wohlstandsproblematik findet man doch überall dort vor, wo einem unverzüglich nur folgende Frage zu einfällt: Haben wir denn sonst keine Probleme?
Wobei auffällig ist, dass der Kern aller Wohlstandsprobleme eigentlich nicht von der Hand zu weisen ist: Wirtschaftsflucht, Sexismus, Rassismus, Menschenrechtsverletzung, Umweltzerstörung usw. Dass diese Kerne nicht von jedermensch ernstgenommen werden (können!) dürfte wiederum darin begründet liegen, dass sie vernehmlich von jungen Menschen wie "Trends" (bspw. Vorsetzen von Hashtags) behandelt und inszeniert werden. Diese Trends werden dann wieder entweder vollkommen dramatisiert oder vollkommen verharmlost, woraus sich neue Konflikte entwickeln und neue (wohlstands-)Probleme entstehen: Zensur, Demokratiegefährdung, Verschwörungsdenken usw.
Es sind Probleme einer Generation, die selbst keine existenziellen Krisen, Bedrohungen erlebt hat, die dergleichen nur aus den Medien und/oder sozialen Netzwerken kennt,...
Seit einem Jahr durchleben wir ja eine weltweite Krise/Bedrohung, die nicht nur existenz- sondern auch lebensgefährlich ist. Aber es ist nicht dasselbe wie Krieg, Hunger oder Erdbeben & Co.
Schade, dass Corona kein Internetvirus ist. Stell' dir mal vor, was dann los wäre!
Obwohl das wiederum auch ein reines Wohlstandsproblem wäre, würde es defintiv die Welt verändern und nachhaltigen Eindruck auf die jüngeren Generationen machen. Und bestimmt nicht im negativen Sinne.
...junge und sehr junge Menschen, die mit den Anforderungen des Lebens überfordert sind.
Ich weiß nicht - überfordert? Von was? Vom zunehmenden Nichtüberfordertseinmüssen?
Was meinst du damit - in den heutigen Zeiten? Es gibt doch für alles und jeden zig Handy-Apps, diverse Youtube-Videos und wenn's gar nicht mehr anders geht, kann man sich alternativ in der unzähligen Filterblasen der sozialen Medien zurückziehen...
Klar, das Leben ist nicht nur vom Internet abhängig, aber selbiges wird dennoch eine immer stärker wachsende Voraussetzung dafür. Das habe ich persönlich schon tw. schmerzhaft erfahren müssen - ich bin kein Freund von sozialen Medien und werde es niemals werden. Aber genau deshalb habe ich schon einige liebe Freunde verloren, weil schlicht kein realer (also unabhängig vom Internet) Kontakt mehr möglich ist.
"Es geht nur noch um Gefühle. [...]
Die sozialen Medien haben da sicher keinen geringen Anteil. [...]
Das grundlegende Problem mit den sozialen Medien ist doch, dass sie nicht mehr das sind, wofür sie eigentlich mal gedacht waren. Es geht nicht mehr um zeit- und ortsunabhängige Kommunikation, sondern um geld- und machtfördernde Wirtschaftlichkeit.
Wenn bspw. ein Politiker die persönlichen Daten seiner Wähler an die Werbeindustrie verscherbeln würde und dadurch sein privates Konto aufbessert, wäre das für die Gesellschaft ein Skandal sondersgleichen; das ganze politische System würde in Frage gestellt werden.
Wenn ein Mark Zuckerberg die persönlichen Daten seiner Facebook-Nutzer an die Werbeindustrie verscherbelt und dadurch in die Riege der Multimilliardäre (
2021: 111,6 Milliarden USD) aufsteigt, interessiert das nicht mal die Politik so wirklich.
Die kürzliche "Maskenaffäre" bei CDU/CSU ist einfach nur ein Witz im Vergleich zu dem, was Mark Zuckerberg und andere abziehen. Aber das sind halt alles keine Politiker. Darum "dürfen" die "das". Und jene Menschen, die es ihnen im Prinzip gleichtun (= Influencer), sind die neuen gesellschaftlichen Vorbilder. Interessant ist hier die Person Donald Trump = ein Star aus den sozialen Medien im weißen Haus. Dass er tatsächlich Mitglied einer menschenverachtenden und realitätsfernen Geld- und Wirtschaftselite ist, wurde irrelevant, eben weil seine rege Nutzung von sozialen Medien ihn umso "volksnäher" wirken ließ.
Hier passt auch die Theorie von den Mikroaggressionen sehr gut hinein.
[...]
Womit wir dann allerdings doch wieder beim Tugendteror wären - tja.
Mein Gott, mit was sich die Wissenschaft alles beschäftigt...
Ich bin sehr dafür, dass mensch sich Gedanken macht - aber ich bin dagegen, dass mensch immer wieder meint, Gedanken auch bestimmen zu müssen...
Wir haben eine indonesische Kollegin, die aufgrund ihres Teints "Mogli" genannt wird. Ich selbst nenne sie aufgrund ihrer asiatischen Herkunft auch oft "Ob-ala-" (Obstsalat); bedient habe ich mich eines Sketches von der Comedienne Daphne de Luxe. Diese Kollegin würde jedermensch was husten, der ihr gegenüber behaupten würde, sie ließe sich diesbezüglich rassistisch beleidigen. Entsprechend ihrer Herkunft verfügt sie nämlich auch über ein ungeheures, fast schon beneidenswertes Temperament...
Mit Mikrobeleidigungen düfte es so ein, wie mit der Nadel im Heuhaufen - man muss sie erstmal finden. Tugendterror wäre geboten, wenn nachträglich eine Nadel in einen Heuhaufen versteckt werden würde - damit es überhaupt was zu suchen und zu finden gibt.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner