Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

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Selina
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Selina »

DarkLightbringer hat geschrieben:(15 Apr 2021, 23:24)

Es gibt eine Rechtsaußen-Partei, die förmlich damit wirbt, als einzige Tabu-Themen ansprechen zu können.
Sie ist dadurch die Schlange, die sich von Kaninchen anstarren lässt.
Wagenknecht weicht allerdings von der Kaninchen-Taktik ab.
Die AfD macht sogar Plakat-Werbung mit ihr, worauf sie jetzt Klage erhebt. Wie sie ihre Positionen bei Lanz erläuterte, sind sie viel eher nachzuvollziehen als das, was oft verknappt und ohne Kontext durch Dritte wiedergegeben wird... aus politischem Kalkül.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

PeterK hat geschrieben:(16 Apr 2021, 14:58)

Das ist - bei "personenbezogenen" Substantiven - ganz überwiegend nicht so. (Vater/Mutter, Sohn/Tochter, weibliches Suffix etc.). Es gibt allerdings viele Ausnahmen.
Das macht bei Personen, die ein natürliches Geschlecht haben ja auch Sinn, aber z.B. bei Berufsbezeichnungen schon nicht mehr und noch weniger Sinn macht es bei diesen Berugsbezeichnungen von "struktureller Diskriminierung" zu schwätzen.
Das ist doch bescheuert, ist das doch, aber sowas von ...
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von PeterK »

Dark Angel hat geschrieben:(16 Apr 2021, 16:17)
Das macht bei Personen, die ein natürliches Geschlecht haben ja auch Sinn, aber z.B. bei Berufsbezeichnungen schon nicht mehr und noch weniger Sinn macht es bei diesen Berugsbezeichnungen von "struktureller Diskriminierung" zu schwätzen.
Bei Berufsbezeichnungen wie z.B. "die Betrügerin" ist es schon sinnvoll. ;)
Das ist doch bescheuert, ist das doch, aber sowas von ...
Selbstverständlich ist es das, zumal der Quark ja keineswegs dazu beiträgt, echte Benachteiligungen (geschlechtsunabhängig) anzugehen und zu beseitigen.

Ich habe kein Problem mit "Sehr geehrte Damen und Herren" oder "Liebe Schülerinnen und Schüler". Aber diese unbeholfenen Versuche à la Gender-Schluckauf sind schlicht kontraproduktiv und vernebeln lediglich zum Teil vielleicht berechtigte Hinweise auf Ungleichbehandlungen. Darüber hinaus spielt der Unsinn den "ganz Rechten" in die Karten.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

odiug hat geschrieben:(16 Apr 2021, 13:52)

Bingo ... "nach unseren Vorstellungen zuzuweisen" .
Genau um diese Vorstellungen geht es ja.
Und ja ..."Der Status" ist männlich ... wie meist auch der Status der Frau sich von dem Status des Mannes ableitet.
Das zu ändern ist genau, um was es geht.
Nun gebe ich zu, dass im Vergleich zu den Vorstellungen des viktorianischen Zeitalters sich viel getan hat ... aber fertig sind wir noch lange nicht.
1. Was ist an "die Führungskraft" männlich?
2. Wer hat das Recht, Sprache zu ändern, sie vorzuschreiben?
3. Warum ist die Türkei mit ihrer vollkommen geschlechterlosen Sprache (auch keine Endungen) nicht weiter als wir? Nach Ihren Vorstellungen müsste dort das emanzipatorische Paradies herrschen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(16 Apr 2021, 14:20)

Der Mensch ist ebenfalls grammatisch maskulin und das obwohl es schon immer Männer und Frauen gab.
Das dürfte eigentlich das beste Beispiel dafür sein, dass grammatische Genera absolut nix mit natürlichem Geschlecht zu tun haben.
Du beschwerst dich darüber, dass der Beruf männlich ist, aber nicht darüber, dass die Berufung weiblich ist.
Merkste was?
Es geht auch nicht um DEN Maskulin für jedes x-beliebige Substantiv, sondern es geht um die, die ein sozioökonomisches Verhältnis beschreiben.
Der Löffel interessiert niemanden und die Gabel auch nicht.
Der Arzt : Die Krankenschwester aber schon.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

PeterK hat geschrieben:(16 Apr 2021, 16:33)

Bei Berufsbezeichnungen wie z.B. "die Betrügerin" ist es schon sinnvoll. ;)
Nuja - in "Grimms Märchen" taucht diese Bezeichnung tatsächlich auf und bei Hans Christian Andersen auch und wenn ich mir das recht überlege, gibt es die Unterscheidung zwischen Maskulinum und Femininum bei Berufsbezeichnungen schon seit Jahrhunderten - da ist von der Bäuerin die Rede, von der Schneiderin etc pp.
Das ist nun wirklich keine neue Erkenntnis, die man besonders betonen müsste

PeterK hat geschrieben:(16 Apr 2021, 16:33)Selbstverständlich ist es das, zumal der Quark ja keineswegs dazu beiträgt, echte Benachteiligungen (geschlechtsunabhängig) anzugehen und zu beseitigen.
Da kann ich nur uneingeschränkt zustimmen.
PeterK hat geschrieben:(16 Apr 2021, 16:33)Ich habe kein Problem mit "Sehr geehrte Damen und Herren" oder "Liebe Schülerinnen und Schüler". Aber diese unbeholfenen Versuche à la Gender-Schluckauf sind schlicht kontraproduktiv und vernebeln lediglich zum Teil vielleicht berechtigte Hinweise auf Ungleichbehandlungen. Darüber hinaus spielt der Unsinn den "ganz Rechten" in die Karten.
Habe ich auch nicht, ich sehe das schlicht als eine Form der Höflichkeit an und gut is.
Was den Rest angeht, damit wird doch das Ziel "Gechlecht unsichtbar zu machen" konterkariert.
Damit wird etwas, was im Alltag völlig irrelevant ist, dermaßen in den Vordergrund gerückt, dass alles andere, worauf es wirklich ankommt - ja - regelrecht verschwindet.
Mir is doch völlig wurscht, ob ich von einem Arzt oder einer Ärztin operiert werden, wichtig ist die Kompetenz und im Endeffekt ist es ohnehin ein Ärzteteam, das die OP durchführt und mir ist auch völlig wurscht ob mich eine Krankenschwester oder eine Krankenpflegerin - meinetwegen sogar ein Krankenpfleger - auf ITS umbettet.
Wer sich über sowas den Kopp zerbricht, dem geht es entweder zu gut oder er hat massive Minderwertigkeitskomplexe.
Es gibt da ein Sprichwort: "wer keine Sorgen hat, der macht sich welche" :D
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Stoner hat geschrieben:(16 Apr 2021, 17:01)

1. Was ist an "die Führungskraft" männlich?
2. Wer hat das Recht, Sprache zu ändern, sie vorzuschreiben?
3. Warum ist die Türkei mit ihrer vollkommen geschlechterlosen Sprache (auch keine Endungen) nicht weiter als wir? Nach Ihren Vorstellungen müsste dort das emanzipatorische Paradies herrschen.
Der Chef, Der Vorgesetzte, der Manager, usw usw usw.
Die Kraft, die Führung ... die Führungskraft.
Es setzt sich zusammen.
Und bitte ... man muss gar nicht das Türkische heranziehen.
Viel näher an unsren Verhältnissen ist das Englische.
Und ich hab dir denke ich schon mal geantwortet, dass das Gendern der Sprache für mich keine Lösung darstellt ... vor allem nicht als weibliches Anhängsel.
Es geht mir persönlich auch nicht um "Lösungen", weil ich denke, es gibt keine.
Zumindest keine, die "befriedigend" wäre.
Aber darüber nachdenken und sich das mal von der anderen Seite aus bewusst machen, das finde ich schon wichtig.
Und es kann sein, dass die Gesellschaft sich soweit entwickelt und die Gleichstellung so normal wird, dass Die Chef neben Der Chef kein Rechtschreibfehler mehr ist, auch wenn sich das in unsren Ohren jetzt falsch anhört.
Zuletzt geändert von odiug am Fr 16. Apr 2021, 17:20, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(16 Apr 2021, 17:03)

Es geht auch nicht um DEN Maskulin für jedes x-beliebige Substantiv, sondern es geht um die, die ein sozioökonomisches Verhältnis beschreiben.
Der Löffel interessiert niemanden und die Gabel auch nicht.
Der Arzt : Die Krankenschwester aber schon.
Wen interessiert das denn?
Normale Menschen, die durch ihren Beruf, ihre Familie, Hobbies und sonstiger Interessenlage ausgelastet sind, interessiert das mit Sicherheit nicht, denen geht sowas glatt am Arxxx vorbei.
Das interessiert nur Leute, die aus Mangel an anderem Nabelschau betreiben, die ein Problem mit sich selber haben und/oder an massiven Minderwertigkeitskomplexen leiden, die sich immer und überall benachteiligt und als Opfer fühlen.
Statt anderen mit ihrem Mist auf den Geist zu gehen, sollten sie sich professionelle Hilfe suchen oder wenigstens ein Hobby zulegen.
Da sindse beschäftigt.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(16 Apr 2021, 17:16)

Wen interessiert das denn?
Normale Menschen, die durch ihren Beruf, ihre Familie, Hobbies und sonstiger Interessenlage ausgelastet sind, interessiert das mit Sicherheit nicht, denen geht sowas glatt am Arxxx vorbei.
Das interessiert nur Leute, die aus Mangel an anderem Nabelschau betreiben, die ein Problem mit sich selber haben und/oder an massiven Minderwertigkeitskomplexen leiden, die sich immer und überall benachteiligt und als Opfer fühlen.
Statt anderen mit ihrem Mist auf den Geist zu gehen, sollten sie sich professionelle Hilfe suchen oder wenigstens ein Hobby zulegen.
Da sindse beschäftigt.
Also dieser Beitrag ziert eine/n Moderator/in jetzt aber nicht :p
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

odiug hat geschrieben:(16 Apr 2021, 17:21)

Also dieser Beitrag ziert eine/n Moderator/in jetzt aber nicht :p
Was stört dich daran?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Dark Angel hat geschrieben:(16 Apr 2021, 17:26)

Was stört dich daran?
Deine Küchenpsychologie.
Sollte man vermeiden, weil es gibt User (nicht mich), die nehmen das persönlich :eek:
Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

odiug hat geschrieben:(16 Apr 2021, 17:11)


Und es kann sein, dass die Gesellschaft sich soweit entwickelt und die Gleichstellung so normal wird, dass Die Chef neben Der Chef kein Rechtschreibfehler mehr ist, auch wenn sich das in unsren Ohren jetzt falsch anhört.
Ja, aber das ist dann die Totalbiologisierung der Sprache. Davon abgesehen dass dann die nächsten kommen, die sich weder auf dieses noch jenes Geschlecht festlegen lassen wollen und (natürlich dann zurecht) die Aufnahme von das Chef fordern. Und es könnte, ebenfalls legitimerweise (!) dann jemand sagen, er möchte überhaupt nicht, dass er irgendeinem Geschlecht zugeordnet wird, also weder die noch der noch das Chef sein möchte, sondern nur Chef. Also eine Type wie Lann Hornscheidt, die ja weder weiblich noch männlich noch nicht männlich und nicht weiblich und auch sonst nicht geschlechtstheoretisch angesprochen werden möchte. Und die Ex-Dame hätte recht, denn wenn das Geschlecht biologisch ist, dann kann sie sich aufs Grundgesetz berufen und sagen, sie dürfe aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Herkunft wegen nicht benachteiligt werden. Ich bin nicht Mann, nicht Frau und weder nicht Frau noch nicht Mann usw.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von PeterK »

Dark Angel hat geschrieben:(16 Apr 2021, 17:10)
Es gibt da ein Sprichwort: "wer keine Sorgen hat, der macht sich welche" :D
Jep. Das gilt in Bezug auf diesen Thread IMO für "rechts" wie "links": Viel Lärm um nichts.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

PeterK hat geschrieben:(16 Apr 2021, 18:01)

Jep. Das gilt in Bezug auf diesen Thread IMO für "rechts" wie "links": Viel Lärm um nichts.
Nun, viel Lärm um nichts, würde ich so nicht sagen, aber dass Minderheiten sehr viel Lärm um ihre Befindlichkeiten machen schon und dass sich Generation Schneeflocke durch alles und jedes eingeschränkt und diskriminiert fühlt auch.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Laertes »

Ich habe die Diskussion hier verpasst und bin wenig motiviert mich durch 64 Seiten zu lesen. Kam Meike Stoverook und ihr Buch 'Female Choice' schon zur Sprache?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Vongole »

Laertes hat geschrieben:(16 Apr 2021, 18:13)

Ich habe die Diskussion hier verpasst und bin wenig motiviert mich durch 64 Seiten zu lesen. Kam Meike Stoverook und ihr Buch 'Female Choice' schon zur Sprache?
Passt eigentlich nicht in denThread, weil es nichts mit Rassismus zu tun hat.
Dürfte aber für jede Menge männlicher Aufregung sorgen. ;)
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Laertes »

Vongole hat geschrieben:(16 Apr 2021, 18:20)

Passt eigentlich nicht in denThread, weil es nichts mit Rassismus zu tun hat.
Dürfte aber für jede Menge männlicher Aufregung sorgen. ;)
Da Frau Stoverook in der Einleitung erst mal 30 Seiten Abbitte bei der woke-Fraktion leistet, dass sie sich im Folgenden erdreisten wird die reale Existenz biologischer Geschlechter zum Fundament ihrer Argumentation zu machen, dachte ich es passt in den Kontext Sahra Wagenknecht (liegt noch ungelesen im Regal).

Ich als Mann fand Stoverooks Argumentationslinie in den ersten zwei Dritteln recht überzeugend und nachvollziehbar. Im letzten Drittel schwächelt das Buch, aber den grundsätzlicher Aspekt halte ich für ausgesprochen relevant.

Aber wenns am Thema vorbei ist: Wie stehts mit Carolin Fourest, 'Generation Beleidigt'? Wurde die schon durchgehechelt?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von PeterK »

Dark Angel hat geschrieben:(16 Apr 2021, 18:07)
Nun, viel Lärm um nichts, würde ich so nicht sagen, aber dass Minderheiten sehr viel Lärm um ihre Befindlichkeiten machen schon ...
Ja, die AfD-Heinis nerven mit ihrem Mimimi. Da gebe ich Dir recht. Aber auch das sollte man nicht überbewerten.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Vongole »

Laertes hat geschrieben:(16 Apr 2021, 18:31)

Da Frau Stoverook in der Einleitung erst mal 30 Seiten Abbitte bei der woke-Fraktion leistet, dass sie sich im Folgenden erdreisten wird die reale Existenz biologischer Geschlechter zum Fundament ihrer Argumentation zu machen, dachte ich es passt in den Kontext Sahra Wagenknecht (liegt noch ungelesen im Regal).

Ich als Mann fand Stoverooks Argumentationslinie in den ersten zwei Dritteln recht überzeugend und nachvollziehbar. Im letzten Drittel schwächelt das Buch, aber den grundsätzlicher Aspekt halte ich für ausgesprochen relevant.

(..)
Das wusste ich nicht, da ich bisher nur verschiedene Interviews mit ihr bzw. Besprechungen über das Buch gelesen habe. Insofern würde es schon passen.
Auf jeden Fall es mich so neugierig gemacht, dass ich's lesen werde.
Aber wenns am Thema vorbei ist: Wie stehts mit Carolin Fourest, 'Generation Beleidigt'? Wurde die schon durchgehechelt?
Ich glaube, ein User hat es mehrmals angesprochen, aber durchgehechelt wurde sie wohl nicht. Allerdings verfolge ich den Thread nur noch sporadisch.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von DarkLightbringer »

Selina hat geschrieben:(16 Apr 2021, 15:30)

Die AfD macht sogar Plakat-Werbung mit ihr, worauf sie jetzt Klage erhebt. Wie sie ihre Positionen bei Lanz erläuterte, sind sie viel eher nachzuvollziehen als das, was oft verknappt und ohne Kontext durch Dritte wiedergegeben wird... aus politischem Kalkül.
Muss ich mir erst ansehen, aber Danke für den Tipp.
Die AfD hat auch Lisa Eckhart zu nutzen versucht und diese hat ebenfalls geklagt.

Meine ja, man sollte nicht jede Nuance einer möglichen Zweitmeinung gleich in AfD-Nähe rücken. Denn das bläht diese Richtung künstlich auf.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

PeterK hat geschrieben:(16 Apr 2021, 18:33)

Ja, die AfD-Heinis nerven mit ihrem Mimimi. Da gebe ich Dir recht. Aber auch das sollte man nicht überbewerten.
Das Mimimi der Salonlinken nervt genauso.
Da nehmen sich beide "Fraktionen" nichts.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

Dark Angel hat geschrieben:(16 Apr 2021, 18:07)
Nun, viel Lärm um nichts, würde ich so nicht sagen, aber dass Minderheiten sehr viel Lärm um ihre Befindlichkeiten machen schon und dass sich Generation Schneeflocke durch alles und jedes eingeschränkt und diskriminiert fühlt auch.
Leben die Minderheiten nunmehr vielleicht die gleiche Art von vorurteilsbehaftem Misstrauen anderen gegenüber aus, wie sie sie selbst erfahren und lernen mussten - wenn ein Schwarzer kriminell ist, sind alle Schwarzen Kriminelle = wenn ein Weißer rassistisch ist, sind alle Weißen Rassiten? Ist es vielleicht eine ungewollte Ernte, die wir unbewusst gesät haben? Und jene, die du als "Generation Schneeflocke" betitelst, versuchen nur mittels fanatischer Schuldsuche und -zuweisung die ungewollte Ernte sinnvoll und langfristig zu verwerten (anstatt sie der Einfachheit halber zu vernichten)?

Ich meine damit, gibt es vielleicht noch eine andere Erklärungsmöglichkeit = fern von identitärem Tugendterror oder linkem Lifestyle?

Ansonsten fiele mir nur noch ein, dass Angehörige von Minderheiten nicht weniger Mensch sind, als Angehörige von Mehrheiten - und somit niemand weniger zum menschlichen Arschloch mutieren könne ganz unabhängig bestimmter Voraussetzungen = zu Realschulzeiten hatte ich einen schwulen Freund in der Clique, der aufgrund seiner Homosexualität das größte Mobbing-Opfer der Schule darstellte. Als jedoch eine neue Schülerin in unsere Klasse kam, die stark abstehende und noch dazu sehr große Ohren hatte, entpuppte er sich als ein ebensolches menschliches Arschloch, wie jene, die ihn aufgrund seines Schwulseins anfeindeten. Für mich ist seither klar, dass "Anderssein" nicht automatisch bedeutet, man ist auch ein "besserer" Mensch.

Man sollte die Menschen als das betrachten, was sie tatsächlich sind und immer sein werden: als MENSCHEN. Alles, was sie zu Minderheiten macht (= Sexualität, Hautfarbe, Nationalität, Glauben usw.), sind im Grunde nur unbedeutende "Accessoires".
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Uffhausen hat geschrieben:(17 Apr 2021, 13:13)

Leben die Minderheiten nunmehr vielleicht die gleiche Art von vorurteilsbehaftem Misstrauen anderen gegenüber aus, wie sie sie selbst erfahren und lernen mussten - wenn ein Schwarzer kriminell ist, sind alle Schwarzen Kriminelle = wenn ein Weißer rassistisch ist, sind alle Weißen Rassiten? Ist es vielleicht eine ungewollte Ernte, die wir unbewusst gesät haben? Und jene, die du als "Generation Schneeflocke" betitelst, versuchen nur mittels fanatischer Schuldsuche und -zuweisung die ungewollte Ernte sinnvoll und langfristig zu verwerten (anstatt sie der Einfachheit halber zu vernichten)?

Ich meine damit, gibt es vielleicht noch eine andere Erklärungsmöglichkeit = fern von identitärem Tugendterror oder linkem Lifestyle?
Ich denke schon, dass es da durchus andere Erklärungsansätze gibt, die nicht zwingend mit Tugendterror und linkem Lifestyle in Verbindung stehen, einer davon wäre, dass es sich um so genannte 1.Weltprobleme handelt um reine Wohlstandsprobleme.
Es sind Probleme einer Generation, die selbst keine existenziellen Krisen, Bedrohungen erlebt hat, die dergleichen nur aus den Medien und/oder sozialen Netzwerken kennt, Probleme einer Minderheit, die behütet bzw überbehütet aufgewachsen ist bzw aufwächst, von der alle Schwierigkeiten fern gehalten und die von allen schwierigen Entscheidungen entbunden worden ist, eine Generation bzw eine Minderheit in einer Generation, die gelernt (der suggeriert worden ist), dass sich alles nur um sie und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse und Erfüllung ihrer Wünsche geht - vorwiegend junge und sehr junge Menschen, die mit den Anforderungen des Lebens überfordert sind.

"Es geht nur noch um Gefühle. Erinnern Sie sich noch an den Song der 1970er Jahre: „Feelings, nothing more than feelings“? Wir sind in einer Gesellschaft angekommen, in der Gefühle mehr gelten, als Fakten. Meine Gefühle sind verletzt und anstatt mich zusammen zu reißen, tröste ich mich damit, diejenigen, die mir so etwas angetan haben, als Untermenschen anzusehen, die meine Zeit nicht wert sind. Das Problem ist nur, dass mit dem Fokus auf Gefühle die Logik am Ende verdunstet und der Scheinheiligkeit Tür und Tor geöffnet werden. Eine frustrierende Entwicklung.
Die sozialen Medien haben da sicher keinen geringen Anteil. Facebook kam in die Welt, als der Gründer Mark Zuckerberg ein Programm zur Bewertung der Attraktivität seiner Kommilitonen an der Harvard University schrieb. Für viele ist Facebook das Werkzeug, mit Familienmitgliedern in der ganzen Welt, alten Freunden und Kollegen über ein Netzwerk Kontakt aufzunehmen und zu halten. Die hässliche Kehrseite von Facebook und Twitter ist allerdings, dass die große Mehrheit ihrer Nutzer sich als Kämpfer für soziale Gerechtigkeit geriert, die jedermann zusetzen und mobben, der mit ihrem Weltbild nicht übereinstimmt."
Quelle


Hier passt auch die Theorie von den Mikroaggressionen sehr gut hinein.

"Vorurteile und Rassismus können auch in scheinbar harmlosen, oft gar nicht böse gemeinten Äußerungen stecken. Dafür hat sich der Begriff der Mikroaggression etabliert. Ein Psychologe plädiert nun dafür, den schwammigen Begriff abzuschaffen.
Sue beschreibt damit Mikrobeleidigungen oder -entwertungen, die die Identität des Gegenübers nicht ausreichend wertschätzen und denen es an Feinfühligkeit mangelt. Meist stecke nicht einmal eine böse Absicht dahinter bzw. sei die Äußerung eigentlich sogar nett gemeint.
Die aktuelle Kritik Lilienfelds zielt jedoch in eine andere Richtung. Ihm geht es nicht um die gesellschaftlichen Folgen, sondern um den Begriff bzw. das wissenschaftliche Konzept dahinter. Vor allem dessen Grundlagen stehen auf recht schwachen Beinen, meint er nach der Überprüfung der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur zum Thema.
Generell sei der Begriff sehr vage, im Extremfall sogar völlig subjektiv, schreibt Lilienfeld. So liegt laut Sue et al. Mikroaggression im Auge des Betrachters. „Wie aber kann etwas als aggressiv gelten, wenn es nicht ein gewisses Maß an Konsens darüber gibt, und zwar unter unabhängigen Beobachtern?“ fragt nun Lilienfeld."
Quelle


Womit wir dann allerdings doch wieder beim Tugendteror wären - tja.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Antonius »

Dark Angel hat geschrieben:(17 Apr 2021, 17:26)

Ich denke schon, dass es da durchus andere Erklärungsansätze gibt, die nicht zwingend mit Tugendterror und linkem Lifestyle in Verbindung stehen, einer davon wäre, dass es sich um so genannte 1.Weltprobleme handelt um reine Wohlstandsprobleme.
Es sind Probleme einer Generation, die selbst keine existenziellen Krisen, Bedrohungen erlebt hat, die dergleichen nur aus den Medien und/oder sozialen Netzwerken kennt, Probleme einer Minderheit, die behütet bzw überbehütet aufgewachsen ist bzw aufwächst, von der alle Schwierigkeiten fern gehalten und die von allen schwierigen Entscheidungen entbunden worden ist, eine Generation bzw eine Minderheit in einer Generation, die gelernt (der suggeriert worden ist), dass sich alles nur um sie und die Befriedigung ihrer Bedürfnisse und Erfüllung ihrer Wünsche geht - vorwiegend junge und sehr junge Menschen, die mit den Anforderungen des Lebens überfordert sind.

"Es geht nur noch um Gefühle. Erinnern Sie sich noch an den Song der 1970er Jahre: „Feelings, nothing more than feelings“? Wir sind in einer Gesellschaft angekommen, in der Gefühle mehr gelten, als Fakten. Meine Gefühle sind verletzt und anstatt mich zusammen zu reißen, tröste ich mich damit, diejenigen, die mir so etwas angetan haben, als Untermenschen anzusehen, die meine Zeit nicht wert sind. Das Problem ist nur, dass mit dem Fokus auf Gefühle die Logik am Ende verdunstet und der Scheinheiligkeit Tür und Tor geöffnet werden. Eine frustrierende Entwicklung.
Die sozialen Medien haben da sicher keinen geringen Anteil. Facebook kam in die Welt, als der Gründer Mark Zuckerberg ein Programm zur Bewertung der Attraktivität seiner Kommilitonen an der Harvard University schrieb. Für viele ist Facebook das Werkzeug, mit Familienmitgliedern in der ganzen Welt, alten Freunden und Kollegen über ein Netzwerk Kontakt aufzunehmen und zu halten. Die hässliche Kehrseite von Facebook und Twitter ist allerdings, dass die große Mehrheit ihrer Nutzer sich als Kämpfer für soziale Gerechtigkeit geriert, die jedermann zusetzen und mobben, der mit ihrem Weltbild nicht übereinstimmt."
Quelle


Hier passt auch die Theorie von den Mikroaggressionen sehr gut hinein.

"Vorurteile und Rassismus können auch in scheinbar harmlosen, oft gar nicht böse gemeinten Äußerungen stecken. Dafür hat sich der Begriff der Mikroaggression etabliert. Ein Psychologe plädiert nun dafür, den schwammigen Begriff abzuschaffen.
Sue beschreibt damit Mikrobeleidigungen oder -entwertungen, die die Identität des Gegenübers nicht ausreichend wertschätzen und denen es an Feinfühligkeit mangelt. Meist stecke nicht einmal eine böse Absicht dahinter bzw. sei die Äußerung eigentlich sogar nett gemeint.
Die aktuelle Kritik Lilienfelds zielt jedoch in eine andere Richtung. Ihm geht es nicht um die gesellschaftlichen Folgen, sondern um den Begriff bzw. das wissenschaftliche Konzept dahinter. Vor allem dessen Grundlagen stehen auf recht schwachen Beinen, meint er nach der Überprüfung der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur zum Thema.
Generell sei der Begriff sehr vage, im Extremfall sogar völlig subjektiv, schreibt Lilienfeld. So liegt laut Sue et al. Mikroaggression im Auge des Betrachters. „Wie aber kann etwas als aggressiv gelten, wenn es nicht ein gewisses Maß an Konsens darüber gibt, und zwar unter unabhängigen Beobachtern?“ fragt nun Lilienfeld."
Quelle


Womit wir dann allerdings doch wieder beim Tugendteror wären - tja.
Danke für diese ausführliche Information.
Ich muß zugeben, daß ich diese Sichtweise (in dieser Form) bisher noch nicht kannte.
Umso wichtiger ist sie für mich.
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Immanuel Kant (1724-1804)
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

Dark Angel hat geschrieben:(17 Apr 2021, 17:26)
Ich denke schon, dass es da durchus andere Erklärungsansätze gibt, die nicht zwingend mit Tugendterror und linkem Lifestyle in Verbindung stehen, einer davon wäre, dass es sich um so genannte 1.Weltprobleme handelt um reine Wohlstandsprobleme.
Tugendterror und Lifestyle-Linke sind doch das Produkt von Wohlstandproblematik. Damit kann man so vieles erklären: Nenne die Rechtspopulisten dieser Zeit einfach in Lifestyle-Rechte um und schwubbs ist die Existenz und Stärke der AfD eines reines Wohlstandsproblem. Ebenso Fridays For Future, Querdenker, Metoo, Black Lives Matter usw. Wohlstandsproblematik findet man doch überall dort vor, wo einem unverzüglich nur folgende Frage zu einfällt: Haben wir denn sonst keine Probleme?

Wobei auffällig ist, dass der Kern aller Wohlstandsprobleme eigentlich nicht von der Hand zu weisen ist: Wirtschaftsflucht, Sexismus, Rassismus, Menschenrechtsverletzung, Umweltzerstörung usw. Dass diese Kerne nicht von jedermensch ernstgenommen werden (können!) dürfte wiederum darin begründet liegen, dass sie vernehmlich von jungen Menschen wie "Trends" (bspw. Vorsetzen von Hashtags) behandelt und inszeniert werden. Diese Trends werden dann wieder entweder vollkommen dramatisiert oder vollkommen verharmlost, woraus sich neue Konflikte entwickeln und neue (wohlstands-)Probleme entstehen: Zensur, Demokratiegefährdung, Verschwörungsdenken usw.
Es sind Probleme einer Generation, die selbst keine existenziellen Krisen, Bedrohungen erlebt hat, die dergleichen nur aus den Medien und/oder sozialen Netzwerken kennt,...

Seit einem Jahr durchleben wir ja eine weltweite Krise/Bedrohung, die nicht nur existenz- sondern auch lebensgefährlich ist. Aber es ist nicht dasselbe wie Krieg, Hunger oder Erdbeben & Co.

Schade, dass Corona kein Internetvirus ist. Stell' dir mal vor, was dann los wäre! :D Obwohl das wiederum auch ein reines Wohlstandsproblem wäre, würde es defintiv die Welt verändern und nachhaltigen Eindruck auf die jüngeren Generationen machen. Und bestimmt nicht im negativen Sinne.
...junge und sehr junge Menschen, die mit den Anforderungen des Lebens überfordert sind.
Ich weiß nicht - überfordert? Von was? Vom zunehmenden Nichtüberfordertseinmüssen? :s

Was meinst du damit - in den heutigen Zeiten? Es gibt doch für alles und jeden zig Handy-Apps, diverse Youtube-Videos und wenn's gar nicht mehr anders geht, kann man sich alternativ in der unzähligen Filterblasen der sozialen Medien zurückziehen...

Klar, das Leben ist nicht nur vom Internet abhängig, aber selbiges wird dennoch eine immer stärker wachsende Voraussetzung dafür. Das habe ich persönlich schon tw. schmerzhaft erfahren müssen - ich bin kein Freund von sozialen Medien und werde es niemals werden. Aber genau deshalb habe ich schon einige liebe Freunde verloren, weil schlicht kein realer (also unabhängig vom Internet) Kontakt mehr möglich ist.
"Es geht nur noch um Gefühle. [...]
Die sozialen Medien haben da sicher keinen geringen Anteil. [...]
Das grundlegende Problem mit den sozialen Medien ist doch, dass sie nicht mehr das sind, wofür sie eigentlich mal gedacht waren. Es geht nicht mehr um zeit- und ortsunabhängige Kommunikation, sondern um geld- und machtfördernde Wirtschaftlichkeit.

Wenn bspw. ein Politiker die persönlichen Daten seiner Wähler an die Werbeindustrie verscherbeln würde und dadurch sein privates Konto aufbessert, wäre das für die Gesellschaft ein Skandal sondersgleichen; das ganze politische System würde in Frage gestellt werden.
Wenn ein Mark Zuckerberg die persönlichen Daten seiner Facebook-Nutzer an die Werbeindustrie verscherbelt und dadurch in die Riege der Multimilliardäre (2021: 111,6 Milliarden USD) aufsteigt, interessiert das nicht mal die Politik so wirklich.

Die kürzliche "Maskenaffäre" bei CDU/CSU ist einfach nur ein Witz im Vergleich zu dem, was Mark Zuckerberg und andere abziehen. Aber das sind halt alles keine Politiker. Darum "dürfen" die "das". Und jene Menschen, die es ihnen im Prinzip gleichtun (= Influencer), sind die neuen gesellschaftlichen Vorbilder. Interessant ist hier die Person Donald Trump = ein Star aus den sozialen Medien im weißen Haus. Dass er tatsächlich Mitglied einer menschenverachtenden und realitätsfernen Geld- und Wirtschaftselite ist, wurde irrelevant, eben weil seine rege Nutzung von sozialen Medien ihn umso "volksnäher" wirken ließ.
Hier passt auch die Theorie von den Mikroaggressionen sehr gut hinein.

[...]

Womit wir dann allerdings doch wieder beim Tugendteror wären - tja.
Mein Gott, mit was sich die Wissenschaft alles beschäftigt... :? Ich bin sehr dafür, dass mensch sich Gedanken macht - aber ich bin dagegen, dass mensch immer wieder meint, Gedanken auch bestimmen zu müssen... :dead:

Wir haben eine indonesische Kollegin, die aufgrund ihres Teints "Mogli" genannt wird. Ich selbst nenne sie aufgrund ihrer asiatischen Herkunft auch oft "Ob-ala-" (Obstsalat); bedient habe ich mich eines Sketches von der Comedienne Daphne de Luxe. Diese Kollegin würde jedermensch was husten, der ihr gegenüber behaupten würde, sie ließe sich diesbezüglich rassistisch beleidigen. Entsprechend ihrer Herkunft verfügt sie nämlich auch über ein ungeheures, fast schon beneidenswertes Temperament... :thumbup:

Mit Mikrobeleidigungen düfte es so ein, wie mit der Nadel im Heuhaufen - man muss sie erstmal finden. Tugendterror wäre geboten, wenn nachträglich eine Nadel in einen Heuhaufen versteckt werden würde - damit es überhaupt was zu suchen und zu finden gibt.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 14:56)


Mit Mikrobeleidigungen düfte es so ein, wie mit der Nadel im Heuhaufen - man muss sie erstmal finden.
Eins der Gebote der Identitätspolitik lautet: Du sollst beleidigt sein!
Skeptiker

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Skeptiker »

Hier ein paar recht passende Lesetipps:
Was war der Holocaust? Wenn bei Linken im Umgang mit der Geschichte alle Hemmungen fallen
https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 98851.html
Grüner Widerstand gegen „identitären Fundamentalismus“ im eigenen Lager
Nach der „Indianerhäuptling“-Kontroverse bei den Berliner Grünen rechnet eine neue Partei-Initiative mit der „Pervertierung“ richtiger Grundansätze ab: Identitätspolitik schlage um in „Selbstgerechtigkeit, Selbsterhöhung und neue Denkverbote“.
https://www.welt.de/politik/deutschland ... ismus.html

Das zeigt nochmal, wie stark verwoben auch die "Woke"-Denke schon in Deutschland ist. Es ist daher auch kein Zufall, dass das Thema "Kolonialismus" hier breit andiskutiert wurde. Es gehört zur DNA des Woke-Aktivismus.
Ebiker
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Ebiker »

Stoner hat geschrieben:(18 Apr 2021, 15:18)

Eins der Gebote der Identitätspolitik lautet: Du sollst beleidigt sein!
Wie grad in Frankreich, da hat sich doch ein Wasserabfüller erlaubt ausgerechnet am Beginn des Ramadan damit zu werben Waser zu trinken. Die üblichen Berufsempörten meldeten sich und die Entschuldigung folgte. Was die anderen Empörten herbeirief.
Folgen sie den Anweisungen
odiug

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von odiug »

Skeptiker hat geschrieben:(18 Apr 2021, 15:22)

Hier ein paar recht passende Lesetipps:

https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 98851.html


https://www.welt.de/politik/deutschland ... ismus.html

Das zeigt nochmal, wie stark verwoben auch die "Woke"-Denke schon in Deutschland ist. Es ist daher auch kein Zufall, dass das Thema "Kolonialismus" hier breit andiskutiert wurde. Es gehört zur DNA des Woke-Aktivismus.
Und zur DNA von ahistorischen Dummschwätzern gehört es zu sagen: "es war nicht alles schlecht".
Das ist "Autobahn" :rolleyes:
Stoner

Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Stoner »

Ebiker hat geschrieben:(18 Apr 2021, 15:24)

Wie grad in Frankreich, da hat sich doch ein Wasserabfüller erlaubt ausgerechnet am Beginn des Ramadan damit zu werben Waser zu trinken. Die üblichen Berufsempörten meldeten sich und die Entschuldigung folgte. Was die anderen Empörten herbeirief.
Da war Danone halt nicht woke.
Wobei mir auffällt: Woke reimt sich ja auf Joke. Ob das was bedeutet?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 14:56)

Tugendterror und Lifestyle-Linke sind doch das Produkt von Wohlstandproblematik. Damit kann man so vieles erklären: Nenne die Rechtspopulisten dieser Zeit einfach in Lifestyle-Rechte um und schwubbs ist die Existenz und Stärke der AfD eines reines Wohlstandsproblem. Ebenso Fridays For Future, Querdenker, Metoo, Black Lives Matter usw. Wohlstandsproblematik findet man doch überall dort vor, wo einem unverzüglich nur folgende Frage zu einfällt: Haben wir denn sonst keine Probleme?
Sicher sind Tugendterror und Lifestyle-Linke ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft - nicht der Wohlstandsproblematik - weil wir sonst keine Probleme haben und ja FFF ist genauso ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft, eben weil die sonst keine Sorgen haben. Die protestieren gegen die technischen Errungenschaften, die ihnen diesen Wohlstand erst ermöglichen. Gleiches gilt für Meetoo und in gewisser Weise auch für Black Lives Matter - es geht darum sich in den Vordergrund zu drängen, Aufmerksamkeit zu erlangen - nicht indem man etwas Besonderes geleistet hat - nein, indem man sich auf's hohe moralische Ross setzt und anderen vorschreibt/vorschreiben will, was die zu tun, zu sagen und zu denken haben.
Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 14:56)Wobei auffällig ist, dass der Kern aller Wohlstandsprobleme eigentlich nicht von der Hand zu weisen ist: Wirtschaftsflucht, Sexismus, Rassismus, Menschenrechtsverletzung, Umweltzerstörung usw. Dass diese Kerne nicht von jedermensch ernstgenommen werden (können!) dürfte wiederum darin begründet liegen, dass sie vernehmlich von jungen Menschen wie "Trends" (bspw. Vorsetzen von Hashtags) behandelt und inszeniert werden. Diese Trends werden dann wieder entweder vollkommen dramatisiert oder vollkommen verharmlost, woraus sich neue Konflikte entwickeln und neue (wohlstands-)Probleme entstehen: Zensur, Demokratiegefährdung, Verschwörungsdenken usw.
Zunächst mal: der Begriff lautet jedermann und wem der aus irgendwelchen verschwurbelten Gründen nicht passt, möge das "mann" weglassen und schlicht von "jeder" sprechen - einen Begriff jedermensch als Indefinitpronomen gibt es nicht!
Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung, Sexismus etc sind eher nicht Wohlstandsprobleme, sondern Probleme von Schwellen- und Enticklungsländern.
Und wieder ist es das Problem der Wohlstandgesellschaft - allen voran die jungen gesinnungsethischen Weltverbesserer, die die dringenden Probleme nicht sehen, gar nicht sehen wollen, denn dann müssten sie ja Verantwortungs- und Handlungsethik entwickeln und dazu müssten sie von dem moralischen Sockel, den sie sich selbst errichtet haben, herunter steigen.
Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 14:56)Seit einem Jahr durchleben wir ja eine weltweite Krise/Bedrohung, die nicht nur existenz- sondern auch lebensgefährlich ist. Aber es ist nicht dasselbe wie Krieg, Hunger oder Erdbeben & Co.

Schade, dass Corona kein Internetvirus ist. Stell' dir mal vor, was dann los wäre! :D Obwohl das wiederum auch ein reines Wohlstandsproblem wäre, würde es defintiv die Welt verändern und nachhaltigen Eindruck auf die jüngeren Generationen machen. Und bestimmt nicht im negativen Sinne.
Sorry, aber Covid19 ist weder eine Krise, noch eine Bedrohung, sondern eine Krankheit, gegen die wir noch keine Grundimmunität entwickelt haben und sie ist bei weitem nicht so tödlich, wie die so genannte spanische Grippe 1918/1919.
Das eigentliche Problem sind die Angst und Panik, die geschürt werden.
Wenn Covid19 ein Internetvirus wäre, würden wir 1-2-fix in der Steinzeit landen, weil dann weder Stromversorgung, Notfalleitstellen, noch Krankenhäuser oder Personenfern- und Nahverkehr funktionieren würden.
Es gibt da einen Roman der nennt sich "Rattentanz", in dem wird ein genau solches Szenario (Internetvirus) und seine Folgen beschrieben und ich kann diesen mit Sicherheit gar nichts Positives abgewinnen!
Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 14:56)
Ich weiß nicht - überfordert? Von was? Vom zunehmenden Nichtüberfordertseinmüssen? :s
Sorry, wenn du nicht weißt wie und wovon die jungen Generationen üerfordert sind, wenn du nicht weißt was mit !Anforderungen des Lebens gemeint ist, offensichtlich noch nichts von Helicoptereltern gehört hast, können wir die Diskussion an dieser Stelle abbrechen ...
...weil du dann auch nicht verstehst, was in un mit den verlinkten Artikeln ausgedrückt wird und werden soll
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von tarkomed »

Dark Angel hat geschrieben:(18 Apr 2021, 16:54)

Sicher sind Tugendterror und Lifestyle-Linke ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft - nicht der Wohlstandsproblematik - weil wir sonst keine Probleme haben und ja FFF ist genauso ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft, eben weil die sonst keine Sorgen haben. Die protestieren gegen die technischen Errungenschaften, die ihnen diesen Wohlstand erst ermöglichen. Gleiches gilt für Meetoo und in gewisser Weise auch für Black Lives Matter - es geht darum sich in den Vordergrund zu drängen, Aufmerksamkeit zu erlangen - nicht indem man etwas Besonderes geleistet hat - nein, indem man sich auf's hohe moralische Ross setzt und anderen vorschreibt/vorschreiben will, was die zu tun, zu sagen und zu denken haben.
Puh, das ist jetzt aber harter Tobak. Das dürfen meine Kinder nicht lesen, da würden meine Kommentare deiner Texte wie Streicheleinheiten wirken…
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Billie Holiday »

tarkomed hat geschrieben:(18 Apr 2021, 18:24)

Puh, das ist jetzt aber harter Tobak. Das dürfen meine Kinder nicht lesen, da würden meine Kommentare deiner Texte wie Streicheleinheiten wirken…
Hatten die denn schon mal schwerwiegende Probleme außerhalb Familiärem oder Schule?
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

Dark Angel hat geschrieben:(18 Apr 2021, 16:54)
Sicher sind Tugendterror und Lifestyle-Linke ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft - nicht der Wohlstandsproblematik...
Ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft wäre für mich etwas, was man gar nicht braucht - was man aber erschafft, damit einen die Langweile nicht überkommt = z. B. selbsteinkaufende Haushaltsgeräte. Im Grunde zählt für mich da alles dazu, wo menschliches Handeln durch technischen Fortschritt ersetzt wird. Das ist falscher Luxus: Nicht mehr arbeiten müssen, nicht mehr denken müssen, nichts mehr sagen müssen... Aber das kann man so oder so sehen. Die menschliche Bequemlichkeit kennt keine Grenzen.

Ein Produkt der Wohlstandsprobleme ist für mich eben eine jener schon erwähnten Gruppierungen - die sich und anderen Probleme einreden, welche sie aber tatsächlich gar nicht haben, weil es sie nicht persönlich betrifft = z. B. wie Schuld am Nationalsozialismus aufgrund des Umstands, dass man Deutsche/r ist oder Schuld am Kolonialismus aufgrund des Umstands, dass man weißer Hautfarbe ist. In meinen Augen wird hier fatalerweise Schuld mit Verantwortung verwechselt. Ob hier immer Absicht unterstellt werden kann, sei mal dahingestellt.
Zunächst mal: der Begriff lautet jedermann und wem der aus irgendwelchen verschwurbelten Gründen nicht passt, möge das "mann" weglassen und schlicht von "jeder" sprechen - einen Begriff jedermensch als Indefinitpronomen gibt es nicht!
:eek: Heeeeee - Sonntags ist keine Schule!!! :mad2:
Es gibt da einen Roman der nennt sich "Rattentanz", in dem wird ein genau solches Szenario (Internetvirus) und seine Folgen beschrieben und ich kann diesen mit Sicherheit gar nichts Positives abgewinnen!
Ich kenne den Roman nicht. Meinem Verständnis nach basiert unser jetziger Wohlstand auf eben jenen internetlosen ("Stein"-)Zeiten. Hätte es jene nicht gegeben, wären heute nicht da, wo wir jetzt sind. Viele, besonders junge Leute, tun so, als wäre ein Leben ohne Internet nicht möglich - nur, weil sie es nicht anders kennen. Diese Lebenseinstellung macht uns angreif- und verwundbar. Wer sagt denn, dass der nächste Krieg "steinzeitlich", via Gewehren, Panzer & Bomben stattfindet? Es geht heutzutage doch viel einfacher/billiger = bspw. durch eines Internetvirus. Wären wir darauf vorbereitet?
Sorry, wenn du nicht weißt wie und wovon die jungen Generationen üerfordert sind, wenn du nicht weißt was mit !Anforderungen des Lebens gemeint ist, offensichtlich noch nichts von Helicoptereltern gehört hast, können wir die Diskussion an dieser Stelle abbrechen ...
Nein, woher soll ich denn auch wissen, wie und wovon die heutigen jungen Generationen überfordert sind? Ich kenne einige junge Menschen und kann vielleicht auch ganz gut beurteilen, an was den denen mangelt usw. = aber: Wie soll ich deswegen ein allgemeines Urteil für die Gesamtheit der jungen Generation daraus bilden können?

Ich weiß, was die Anforderungen MEINES Lebens bislang waren und momentan sind = aber kann ich das einfach so bedenkenlos auf andere, nachfolgende Generationen übertragen? Sind die Anforderungen deines Leben den auch die meinen? Würdest du konkreter werden, könnten wir uns ja mal vergleichen.

Ja, von "Helikoptereltern" habe ich schon gehört, mich damit aber noch nicht tiefgründig auseinandergesetzt. Ich könnte dir jetzt viel aus meiner Kindheit mit alleinerziehendem Vater und Anfeindungen seitens Mütter aus der Nachbarschaft, persönlichen Beobachtungen und Gesprächen erzählen - alles, was eben in diese Richtung zielt. ich weiß aber nicht, was das bringen soll. Für mich kommt da ein höchst komplexes Bild zustande, welches ich nur in eigenen Worten interpretieren kann. Ob du dann was damit anfangen kannst, ob du verstehen kannst und willst, das wäre ausschlaggebend.
...weil du dann auch nicht verstehst, was in un mit den verlinkten Artikeln ausgedrückt wird und werden soll
:rolleyes: Ich verstehe es durchaus, meine Liebe.

Von entscheidender Bedeutung ist aber, dass jene, über die in deinen Links geschrieben wird, sich diesbezüglich überhaupt erstmal angesprochen fühlen. Über junge Menschen zu urteilen ist das einfachste der Welt. Sich bei ihnen Gehör zu verschaffen ist dagegen eine Mammutaufgabe.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Keoma hat geschrieben:(12 Apr 2021, 15:58)

Nun, ich finde, Englisch ist eine schwere Sprache.
Die musste ich erst lernen, Deutsch konnte ich schon als Kind.
Ja, ich gebe dir ja auch dieser implizit vermittelten Botschaft recht: Wenn es irgendetwas basal zu einer Gemeinschaft Verbindendes im Menschentum gibt, dann ist es die Muttersprache. Wir denken in der Muttersprache. Nationen sind wortwörtlich "Geburtsgemeinschaften". Sie sind dann im 19. Jahrhundert eigentlich erst im modernen Sinne das geworden, was man heute darunter versteht. Nie und nimmer hätten sich noch kurz davor Herrscherdynastien in ein und derselben "Geburtsgemeinschaft" gesehen mit den abhängigen Bauern oder steuerpflichtigen Bürgern, auch wenn sie aus derselben ethnischen Gemeinschaft kommen.

Aber Sprachgemeinschaften ... die gibt es tatsächlich. Die Sprache zeichnet dabei einfach historische und sozialgemeinschaftliche Prozesse nach. Dass im Ö-Deutsch Mais Kukuruz und Aprikosen Marillen heißen ... hat einfach damit zu tun, dass im Donau-Raum Agrarprodukte eher von der ansässigeren slawischsprachigen Bevölkerung kultiviert wurden. Daher der armenische Apfel und das Korn der Kuruzzen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Keoma »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Apr 2021, 09:43)

Ja, ich gebe dir ja auch dieser implizit vermittelten Botschaft recht: Wenn es irgendetwas basal zu einer Gemeinschaft Verbindendes im Menschentum gibt, dann ist es die Muttersprache. Wir denken in der Muttersprache. Nationen sind wortwörtlich "Geburtsgemeinschaften". Sie sind dann im 19. Jahrhundert eigentlich erst im modernen Sinne das geworden, was man heute darunter versteht. Nie und nimmer hätten sich noch kurz davor Herrscherdynastien in ein und derselben "Geburtsgemeinschaft" gesehen mit den abhängigen Bauern oder steuerpflichtigen Bürgern, auch wenn sie aus derselben ethnischen Gemeinschaft kommen.

Aber Sprachgemeinschaften ... die gibt es tatsächlich. Die Sprache zeichnet dabei einfach historische und sozialgemeinschaftliche Prozesse nach. Dass im Ö-Deutsch Mais Kukuruz und Aprikosen Marillen heißen ... hat einfach damit zu tun, dass im Donau-Raum Agrarprodukte eher von der ansässigeren slawischsprachigen Bevölkerung kultiviert wurden. Daher der armenische Apfel und das Korn der Kuruzzen.
Kennst du das, "Kruzitürken"?
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Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Tom Bombadil »

Keoma hat geschrieben:(19 Apr 2021, 09:50)

Kennst du das, "Kruzitürken"?
Das ist bestimmt voll rassisitisch, da müsste man mal einen Erweckten fragen :?:
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Keoma »

Tom Bombadil hat geschrieben:(19 Apr 2021, 09:51)

Das ist bestimmt voll rassisitisch, da müsste man mal einen Erweckten fragen :?:
Natürlich ist es rassistisch, aber nach wie vor ein beliebter Fluch.
Eine Alternative, wenn man keine heiligen Worte beim Fluchen in den Mund nehmen will.
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Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Keoma hat geschrieben:(19 Apr 2021, 09:50)

Kennst du das, "Kruzitürken"?
Natürlich ...

Es gibt für die Reaktion auf Rassismus und für die Aufarbeitung etwa auch einer kolonalistischen Vergangenheit zwei unterschiedliche Antworten: "Identität" und "Diversität". Die neu erwachte Identität lehne ich persönlich kategorisch ab. Auch wenn es sich um eine Identität Unterdrückter oder früher Unterdrückter handelt.

"Diversität" bzw. "Diversitätspolitik" ist für mich anders, positiv konnotiert.

In einem sehr berühmten und renommierten Opern-Haus ... der Pariser Oper nämlich .. läuft derzeit ein Programm der diversitätspolitischen Neuaufstellung. Klassische Opern wie etwa Aida, Otello oder Turandot sind geprägt von einer bestimmten Weltsicht der damals, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts prägenden globalen Weltmächte. Frankreich, Italien, UK, Deutschland. Der seit 2020 amtierende deutsche Intendant Alexander Neef will die einfach historisierende Aufführungspraxis aufbrechen. Und er hat Recht damit! Der Opernbesucher 2021 ist nicht einfach ein Zeitreisender ins 19. Jahrhundert. Sondern ein Zeitgenosse von heute. Und auch die Musiker und Darsteller sind nicht irgendwie lebendig gemachte Mumien sondern Zeitgenossen von heute.

In einer Neufführung von "Aida" an der Pariser Oper wird diese äthiopische Prinzessin als Puppe dargestellt, die von entsprechenden Schauspielern bewegt wird. Die ziemlich konservative NZZ spricht von "skurrilen Blüten". Ich finde diesen Ansatz ziemlich genial. Der historische Kontext gehört in zeitgenössischen Aufführungen aufgebrochen, neu durchdacht, neu interpretiert.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Apr 2021, 10:42)
Der Opernbesucher 2021 ist nicht einfach ein Zeitreisender ins 19. Jahrhundert. Sondern ein Zeitgenosse von heute.
Hm. Das wäre dann doch schon nicht mehr "divers", sondern "identitär". Ich meine, es wird über Menschen ein ganz bestimmtes Urteil gefällt, welches einer ganz bestimmten Betrachtungsweise zugrunde liegt.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Apr 2021, 10:42)



In einer Neufführung von "Aida" an der Pariser Oper wird diese äthiopische Prinzessin als Puppe dargestellt, die von entsprechenden Schauspielern bewegt wird. Die ziemlich konservative NZZ spricht von "skurrilen Blüten". Ich finde diesen Ansatz ziemlich genial. Der historische Kontext gehört in zeitgenössischen Aufführungen aufgebrochen, neu durchdacht, neu interpretiert.
Ich finde das bescheuert.

Verdi hat die Oper Aida komponiert und sie sollte im Geiste von Verdi aufgefuehrt werden. Menschen gehen nicht in die Oper wegen sozialkritischen Aspekten und skurrilen Interpretationen von linksverseichten Regisseuren, sondern um sich an der Musik und Kostuemen aus einer anderen Epoche zu erfreuen.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Uffhausen hat geschrieben:(19 Apr 2021, 11:43)

Hm. Das wäre dann doch schon nicht mehr "divers", sondern "identitär". Ich meine, es wird über Menschen ein ganz bestimmtes Urteil gefällt, welches einer ganz bestimmten Betrachtungsweise zugrunde liegt.
Ja. Gut. Künstler machen aber Angebote und bestimmen nicht.

Es ist nicht so, dass ich mir nicht auch eine konventionelle Othello/Otello-Aufführung anschauen würde. Wenn es denn überhaupt wieder öffentliche Veranstaltungen mit Musik gäbe, würde ich mir wahrscheinlich sogar ein Andrea-Berg-Konzert antun.Zum Kaffee am Morgen esse ich regelmäßig einen Keks aus einer Packung "Othello-Kekse" aus der Wittenberger Keksweltfabrik. Dunkel und mit viel Kakao. Eine Art kulinarisches Blackfacing. Ich finds aber in jedem Fall in Ordnung und spannend, dass diese westeuropäisch geprägte Kolonialreichweltsicht der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgebrochen und hinterfragt wird.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(19 Apr 2021, 11:54)

Ich finde das bescheuert.

Verdi hat die Oper Aida komponiert und sie sollte im Geiste von Verdi aufgefuehrt werden. Menschen gehen nicht in die Oper wegen sozialkritischen Aspekten und skurrilen Interpretationen von linksverseichten Regisseuren, sondern um sich an der Musik und Kostuemen aus einer anderen Epoche zu erfreuen.
Ja. Aber damit wird vielleicht ein ganz neues Publikum in die Oper gelockt. Das ist doch positiv!
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Apr 2021, 12:02)

Ja. Aber damit wird vielleicht ein ganz neues Publikum in die Oper gelockt. Das ist doch positiv!
Ich denke nicht. Man lockt vielleicht 10 neue Kunden an und verliert 100 Stammkunden. Schlechte Rechnung
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Apr 2021, 12:00)
Ja. Gut. Künstler machen aber Angebote und bestimmen nicht.
So sollte man das sehen - so sehen es aber nicht alle = Diverse wie Identitäre.

Mir ist nur wichtig zu erwähnen, dass Diversität nicht automatisch (freie) Vielfalt mit sich bringt, sondern schneller als gedacht auch "identitär" werden kann, wenn man den Menschen keine (freie) Wahl mehr lassen sollte.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

TheManFromDownUnder hat geschrieben:(19 Apr 2021, 12:09)

Ich denke nicht. Man lockt vielleicht 10 neue Kunden an und verliert 100 Stammkunden. Schlechte Rechnung
Ich weiß es nicht. Im Bereich Operette ist die Situation ja eigentlich noch extremer. Der "Zigeunerbaron" vom Walzerkönig Strauß etwa oder die Csárdásfürstin von Kálmán. Ich höre solches Zeug eigentlich ziemlich häufig. Ich bin aber andererseits auch hochgradig interessiert an historisch-kritischen Einsortierungen.

Der "Zigeunerbaron" zum Beispiel ist keineswegs irgendwie antiziganisch angelegt. Es ist auf der einen Seite Johann Strauß Juniors musikalisch vielleicht bestes Werk. Auf der anderen Seite ist es nationalpatriotisch verseucht. Nie und nimmer würde ich, wäre ich irgendwie an einer realen Aufführung beteiligt, diesen nationalpatriotischen Geist irgendwie historisch korrekt wiedergeben wollen. Ich würde irgendwie versuchen, den großartigen musikalischen gehalt zu würdigen, ebenso wie die eigentlich positive Sicht auf Romas, aber diesen nationalpatriotischen Gehalt als solchen herausstellen und denunzieren. Anders als geschriebene Literatur laden Theater und Bühne ein zu immer wieder Neu-Interpretationen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Dark Angel
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Dark Angel »

Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 22:44)

Ein Produkt der Wohlstandsgesellschaft wäre für mich etwas, was man gar nicht braucht - was man aber erschafft, damit einen die Langweile nicht überkommt = z. B. selbsteinkaufende Haushaltsgeräte. Im Grunde zählt für mich da alles dazu, wo menschliches Handeln durch technischen Fortschritt ersetzt wird. Das ist falscher Luxus: Nicht mehr arbeiten müssen, nicht mehr denken müssen, nichts mehr sagen müssen... Aber das kann man so oder so sehen. Die menschliche Bequemlichkeit kennt keine Grenzen.
Richtig und dieser Fortschritt schafft aber auch Bedürfnisse und er verführt dazu bestimmte Dinge, Handlungen etc als Selbstverständlichkeiten hinzunehmen bzw einzufordern, ohne zu begreifen, dass nichts wirklich selbstverständlich ist.
Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 22:44)Ein Produkt der Wohlstandsprobleme ist für mich eben eine jener schon erwähnten Gruppierungen - die sich und anderen Probleme einreden, welche sie aber tatsächlich gar nicht haben, weil es sie nicht persönlich betrifft = z. B. wie Schuld am Nationalsozialismus aufgrund des Umstands, dass man Deutsche/r ist oder Schuld am Kolonialismus aufgrund des Umstands, dass man weißer Hautfarbe ist. In meinen Augen wird hier fatalerweise Schuld mit Verantwortung verwechselt. Ob hier immer Absicht unterstellt werden kann, sei mal dahingestellt.
Nein diese Gruppierungen sind kein Produkt der Probleme einer Gesellschaft, sie sind das Produkt der Gesellschaft, die Probleme hat oder sich schafft oder einfach nur einredet.

Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 22:44):eek: Heeeeee - Sonntags ist keine Schule!!! :mad2:
Noch nie was von Sonntagsschule gehört? :p :D :D
Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 22:44)Ich kenne den Roman nicht. Meinem Verständnis nach basiert unser jetziger Wohlstand auf eben jenen internetlosen ("Stein"-)Zeiten. Hätte es jene nicht gegeben, wären heute nicht da, wo wir jetzt sind. Viele, besonders junge Leute, tun so, als wäre ein Leben ohne Internet nicht möglich - nur, weil sie es nicht anders kennen. Diese Lebenseinstellung macht uns angreif- und verwundbar. Wer sagt denn, dass der nächste Krieg "steinzeitlich", via Gewehren, Panzer & Bomben stattfindet? Es geht heutzutage doch viel einfacher/billiger = bspw. durch eines Internetvirus. Wären wir darauf vorbereitet?
Unser jetziger Wohlstand basiert auf Industrialisierung und technischem Fortschritt.
Einerseits basiert unser Wohlstand auf technischem Fortschritt, andererseits ist das Funktionieren unserer gesamten Gesellschaft mit all ihren Strukturen von den Errungenschaften dieses Fortschritts abhängig. Ohne sie funktiert gar nichts mehr.
Das fängt mit der Stromversorgung, der Steuerung der Kraftwerke an, setzt sich fort über Kommunikationsleitungen - und mittel, über den Zusammenbruch des gesamten Verkehrssystems - keine Ampel funktioniert mehr, keine Weichenstellung, kein Triebwagen - gar nichts, nicht mal die Öffnungsmechanismen der Türen.
Ein solches Szenario beschreibt der Roman - da wird mittel eines Internetvirus die weltweite Energieversorgung lahmgelegt.
Innerhalb von Minuten/Stunden kommt es zu einem Verkehrschaos, zu Flugzeugabstürtzen, zum Versagen medizinischer Intrumente und Vorrichtungen und und und - es bricht Panik aus, weil es keine Nachrichtenverbindungen mehr gibt.
Alle urbanen Zentren brechen in der entstehenden Anarchie, in der das Recht des Stärkeren gilt, zusammen. Innerhalb eines Tages gibt es Hunderttausende Tote.
Einzig in ländlichen Gebieten kann noch eine rudimentäre Organisation und Verwaltung aufrecht erhalten werden. Einige Jahre nach dem Zwischenfall haben sich gesellschaftliche Strukturen heraus geildet, die denen des Spätmittelalters ähneln.
Jaaa unsere hochtechnisierte Welt/Gesellschaft ist extrem zerbrechlich und verwundbar.
Da braucht es nicht einmal eines Internetvirus, um alles aus dem Fugen geraten und zusammen brechen zu lassen - da reicht ein massiver Sonnensturm. Dessen EMP legt unsere gesamte schöne Elektronik (einschließlich der Satelliten) lahm
Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 22:44)Nein, woher soll ich denn auch wissen, wie und wovon die heutigen jungen Generationen überfordert sind? Ich kenne einige junge Menschen und kann vielleicht auch ganz gut beurteilen, an was den denen mangelt usw. = aber: Wie soll ich deswegen ein allgemeines Urteil für die Gesamtheit der jungen Generation daraus bilden können?
Es ist ja auch nicht die ganze Generation - es sind einige, Tendenz steigend.
Das Problem ist nicht, dass es den jungen Menschen an etwas mangelt, sondern dass sie zu viel davon haben - nämlich an Fürsorge.
Das geht los mit "mach dich nicht schmutzig", "nimm dich in acht, sei vorsichtig, sonst fällst du", es geht damit weiter, dass Kinder nicht auch mal unbeaufsichtigt spielen, toben dürfen - da kreist Mama, wie ein Helicopter und passt auch, dass der Liebling ja keinen Kratzer abbekommt. Die Tage vieler Kinder sind durchorganisiert, ihre Terminkalender voller als die manches Erwachsenen - man will seinem Nachwuchs ja schließlich was bieten.
Und irgendwann kommt der Tag, da funktioniert das nicht mehr, weil die Eltern alt und die Kinder erwachsen geworden sind.
Mit der Situation, ihr Leben in die eigenen Hände nehmen zu müssen, eigene Entscheidungen zu treffen, sind viele der jungen Generation hoffnungslos überfordert und dann zeigt sich, dass gut gemeint, das Gegenteil von gut gemacht ist.
Viele junge Leute haben aber nur das "gut gemeint" kennen gelernt und wissen nicht, wie "gut gemacht" funktioniert, deshalb denken sie die Welt ließe sich mit "gut gemeint" ändern, deren Probleme auf diese Weise beseitigen und das bringt dann sowas wie Woke hervor.
Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 22:44)Ja, von "Helikoptereltern" habe ich schon gehört, mich damit aber noch nicht tiefgründig auseinandergesetzt. Ich könnte dir jetzt viel aus meiner Kindheit mit alleinerziehendem Vater und Anfeindungen seitens Mütter aus der Nachbarschaft, persönlichen Beobachtungen und Gesprächen erzählen - alles, was eben in diese Richtung zielt. ich weiß aber nicht, was das bringen soll. Für mich kommt da ein höchst komplexes Bild zustande, welches ich nur in eigenen Worten interpretieren kann. Ob du dann was damit anfangen kannst, ob du verstehen kannst und willst, das wäre ausschlaggebend.
Ich erlebe die bzw deren Verhalten regelmäßig - die bringen ihre Kinder nicht nur zum Schulbus, nein die werden die 500m bis zur Schule gefahren und ins Klassenzimmer begleitet. Bei Erst- und Zweitklässlern mag es noch "angehen", wenn die Mütter mit sanfter Gewalt des Klassenzimmers verwiesen werden müssen, bei Fünftklässlern wird das dann schon peinlich.
Uffhausen hat geschrieben:(18 Apr 2021, 22:44)Von entscheidender Bedeutung ist aber, dass jene, über die in deinen Links geschrieben wird, sich diesbezüglich überhaupt erstmal angesprochen fühlen. Über junge Menschen zu urteilen ist das einfachste der Welt. Sich bei ihnen Gehör zu verschaffen ist dagegen eine Mammutaufgabe.
Das Problem ist vielmehr, dass sie gar nicht zuhören wollen, dass sie vor allem nicht gesprächsbereit sind ...
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(19 Apr 2021, 15:34)
Unser jetziger Wohlstand basiert auf Industrialisierung und technischem Fortschritt.
Einerseits basiert unser Wohlstand auf technischem Fortschritt, andererseits ist das Funktionieren unserer gesamten Gesellschaft mit all ihren Strukturen von den Errungenschaften dieses Fortschritts abhängig. Ohne sie funktiert gar nichts mehr.
Das fängt mit der Stromversorgung, der Steuerung der Kraftwerke an, setzt sich fort über Kommunikationsleitungen - und mittel, über den Zusammenbruch des gesamten Verkehrssystems - keine Ampel funktioniert mehr, keine Weichenstellung, kein Triebwagen - gar nichts, nicht mal die Öffnungsmechanismen der Türen.
Ein solches Szenario beschreibt der Roman - da wird mittel eines Internetvirus die weltweite Energieversorgung lahmgelegt.
Innerhalb von Minuten/Stunden kommt es zu einem Verkehrschaos, zu Flugzeugabstürtzen, zum Versagen medizinischer Intrumente und Vorrichtungen und und und - es bricht Panik aus, weil es keine Nachrichtenverbindungen mehr gibt.
Alle urbanen Zentren brechen in der entstehenden Anarchie, in der das Recht des Stärkeren gilt, zusammen. Innerhalb eines Tages gibt es Hunderttausende Tote.
Einzig in ländlichen Gebieten kann noch eine rudimentäre Organisation und Verwaltung aufrecht erhalten werden. Einige Jahre nach dem Zwischenfall haben sich gesellschaftliche Strukturen heraus geildet, die denen des Spätmittelalters ähneln.
Jaaa unsere hochtechnisierte Welt/Gesellschaft ist extrem zerbrechlich und verwundbar.
Da braucht es nicht einmal eines Internetvirus, um alles aus dem Fugen geraten und zusammen brechen zu lassen - da reicht ein massiver Sonnensturm. Dessen EMP legt unsere gesamte schöne Elektronik (einschließlich der Satelliten) lahm
Im kleinen Maßstab gab es solche Szenarien ja bereits mehrfach. Bekannt geworden ist etwa der Vorfall an der Hochschule Gießen Ende 2019. Tagelang war der gesamte Hochschulbetrieb lahmgelegt. Natürlich kann man im einzelnen den jeweils genauen Hergang nachrecherchieren. Phishing Mails, das Emotet Virus, verseuchte Office Dokumente als Anhänge, schwache Passwörter usw. usf. Aber ich denke öfter darüber nach, was das eigentliche systemische Problem dieser gewachsenen Verletztlichkeit mit hohen Risiken ist.


Mindestens eines dieser systemischen Probleme dürfte im Smartness-Versprechen moderner Geräte liegen. Alles soll wie von Zauberhand von selbst geschehen. Aber die Frage ist, ob die Menschen mit der Abgabe von Entscheidungsverantwortung oder auch schlicht und einfach Mühsal und Aufwand tatsächlich glücklicher werden. Mindestens müsste zu einem solchen Versprechen eine Antwort auf die Frage gehören, was ich denn mit meiner Lebensenergie anstellen soll, wenn mein Kühlschrank für mich im Netz einkaufen geht und die Beregnungsanlage anspringt, wenn sie merkt, dass der Rasen Wasser braucht. Abgabe von Entscheidungsverantwortung ist der zentrale Punkt bei Vorfällen wie in Gießen. Öffne ruhig einen Anhang mit einem interessanten Foto. Das "System" wird schon wissen, ob das gut für dich ist, sonst hätte es dieses (vermeintliche) Foto dir ja nicht geschickt.

Man muss sich diesen Irrsinn einmal genau durchdenken. Bis ins Produktdesign hinein. Manuelle Bedienelemente werden soweit wie es nur irgendwie geht verborgen oder weggenommen. Das smarte Gerät weiß ja schließtlich selbst, wann und ob es sich ein- oder auszuschalten hat. Mit der Folge, dass man ausgerechnet bei einem ziemlich teuren Fahrradscheinwerfer den Einschaltknopf nicht findet. Einen Fahrradscheinwerfer braucht man in der Regel aber genau dann, wenn es draußen dunkel und finster ist. Das Produktdesign: Schwarzer Knopf auf schwarzem Hintergrund und möglichst ohne ertastbare Konturen. Es soll irgendwie suggerieren: Du brauchst mich eigentlich nicht! Ich denke ja für dich. Nein. Ich brauche diesen Einschaltknopf. Und zwar genau dann, wenn man Gegenstände nicht richtig sehen kann. Sie aber eben sehen muss.

Dieses Smartness-Versprechen hat auch wenig mit dem Wohlstandsversprechen der Wohlstandsökonomie zu tun. Ein Freund von mir schwärmte neulich von irgendeinem neuen Bediengerät für seine Fernsehanlage. Jetzt brauche er wirklich nur noch sprechen. Und ich hab' so gedacht: W. Dir würde es vielleicht ganz guttun, wenn du ab und zu ein paar Schritte zum Fernsehgerät machen müsstest.

Wenn alles wie durch Zauberhand und von selbst funktionieren soll, dann wird die Zauberhand eben auch mal selbst das Ruder übernehmen.
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Uffhausen
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von Uffhausen »

Dark Angel hat geschrieben:(19 Apr 2021, 15:34)
Das Problem ist nicht, dass es den jungen Menschen an etwas mangelt, sondern dass sie zu viel davon haben - nämlich an Fürsorge.
Woran könnte das liegen? Ging es der Elterngeneration als Kind denn so furchtbar schlecht? Oder sind es die Verlockungen des Fortschritts, die Eltern so irre machen? :s
Das geht los mit "mach dich nicht schmutzig", "nimm dich in acht, sei vorsichtig, sonst fällst du", es geht damit weiter, dass Kinder nicht auch mal unbeaufsichtigt spielen, toben dürfen - da kreist Mama, wie ein Helicopter und passt auch, dass der Liebling ja keinen Kratzer abbekommt. Die Tage vieler Kinder sind durchorganisiert, ihre Terminkalender voller als die manches Erwachsenen...
Prima, dass du das auch so kritisch siehst. Da könnte ich so viel drüber erzählen - die (alleinerziehenden) Mütter aus der Nachbarschaft sind der Wahnsinn, was das angeht...und wenn man die drauf anspricht, wie die ihr Verhalten begründen... :eek:

Ich habe mich letztens mal mit einer Kollegin, Mutter eines Kita-Kindes, darüber unterhalten. Ich fragte sie, ob es stimme, was dauernd in Medien behauptet wird - dass die Kinder aufgrund coronabedingter Schließungen von Schulen und Kitas zuhause "verhaltensauffällig" würden. Sie meinte ja und bestätigte desweiteren meine Thesen dazu vollumfänglich: Die Kinder sind es aufgrund Ganztagesbetreuung & Co schlicht nicht mehr gewohnt, zuhause mehr Zeit als nötig zu verbringen; weil sie gar nicht mehr wissen (können) was ein Zuhause ist - "Zuhause" ist nur noch ein Ort, wo sie sich aufhalten können, wenn sie bspw. nicht in der Ganztagesbetreuung sind; wo sie zu essen und zu trinken bekommen, wenn sie nicht in Schule oder Kita sind; wo sie ihre Eltern treffen, wenn diese nicht bei der Arbeit sind usw.
Und nunmehr sind sie an einem Ort "gefangen", den sie ihr Zuhause nennen (müssen?), den sie aber nicht als Zuhause begreifen, bzw. nie begreifen konnten, weil sie diesem schon mit bspw. einem Jahr entzogen und in Ganztagesbetreuung gesteckt wurden, weil die Eltern arbeiten wollten (oder mussten). Auch eine selbstverständliche innige Beziehung zu den Eltern war darum nicht wirklich möglich, wie auch umgekehrt seitens der Eltern zu ihren Kindern.

So beschrieb es auch meine Kollegin - sie, ihr Mann und ihr gemeinsames Kind würden sich durch Corona eigentlich erst "richtig" kennenlernen, mit allen Facetten und somit mit allerhand positiven und negativen Überraschungen. Man habe vor Corona immer leichtfertig von Familie gesprochen, aber man lerne erst jetzt, was Familie überhaupt bedeutet und wie sich Familie anfühlt.

Auch über Erziehung haben wir gesprochen: Darüber haben sie und ihr Mann sich nie wirklich Gedanken gemacht - selbige erfährt das Kind schließlich in der Ganztagesbetreuung! Man selbst muss ja Geld verdienen, hat wenig bis keine Zeit. Das Kind ist werktags so ab fünf, halb sechs zuhause, dann gibt's Abendbrot, eine Stunde Film/Serie oder spielen im Zimmer und dann ab ins Bett. Morgens Stress und Hektik, bis alle aus dem Haus sind. Wochenends ist das Kind viel bei Verwandten, weil sie Eltern auch mal Zeit für sich allein benötigen.

Ich finde das entsetzlich traurig furchtbar erschreckend! Da bin ich froh, dass ich selbst weniger "Wohlstand" erfahren habe - dafür aber "fest im Sattel des Lebens sitzen" lernte = zuhause, von den Eltern (in meinem Fall nur vom Vater). Ganztagesgedöns hatte ich nie; entweder war jemand zuhause, der für mich bspw. kochte, bis ich selbst für mich kochen konnte. Schule war für mich der Ort, wo ich hin musste, obwohl ich lieber zuhause geblieben wäre. Mein zweites Zuhause war die Stadtbibliothek, wo ich all das lernte, was man mir zuhause nicht beibringen konnte und in der Schule nicht beibringen wollte. Zum Glück gab's damals noch kein Internet (zumindest noch lange nicht so, wie wir es heute kennen), sonst wäre ich bestimmt zum Stubenhocker verkommen! :D
...man will seinem Nachwuchs ja schließlich was bieten.
Oooh, das würde ich nicht so sagen - eher will man sich selbst was bieten/anderen was beweisen.

Der Helikoptermutti, die ihr Kind am liebsten bis an den Platz in der Klasse fahren würde, geht es nicht um das Wohl ihres Kindes, sondern um den Eindruck, den sie damit bei anderen Helikoptermuttis hinterlässt: Seht her, wie sicherheitsbewusst ICH bin!

Der Helikopterpapi hat nicht den dicken SUV gekauft, weil er für sich und seine Lieben nur das Beste will, sondern weil er bei den anderen Helikopterpapis angeben will: Schaut her, was ICH mir leisten kann!

Die Helikoptereltern, die ihr Kind nach der Ganztagesbetreuung noch in unzählige Kurse oder Vereine stopfen, beabsichtigen nicht, dass ihr Kind irgendwann mal bessere Chancen im Leben hat, als sie selbst, sondern sie wollen ihrem Umfeld mitteilen: Nehmt euch an UNS ein Beipiel!

Überfürsorgliches Verhalten ggü. des Kindes, wie jenes der sogenannten Helikoptereltern, ist mMn zutiefst egozentrischer Natur. Es gibt Eltern, die versuchen sich selbst über ihre Kinder zu verwirklichen; bzw. ihren Kinder ihr persönliches, aber unerfüllt gebliebenes, Ideal von Kindheit aufzuzwängen = in eben diese Richtung schlägt das elterliche "helikoptern".
Viele junge Leute haben aber nur das "gut gemeint" kennen gelernt und wissen nicht, wie "gut gemacht" funktioniert, deshalb denken sie die Welt ließe sich mit "gut gemeint" ändern, deren Probleme auf diese Weise beseitigen und das bringt dann sowas wie Woke hervor.
Ich verstehe das voll und ganz, jedoch kann ich es schwer nachvollziehen - weil es eben, genauso wie du es darstellst, schlicht nicht logisch ist.

Was meinst du, wie könnte man was daran ändern?

Gegen Schimpf und Schande sind sie ja entweder völlig resistent oder nicht "von schlechten Eltern" (= verbal extremst ausufernd). Sachlicher Diskurs ist nicht weniger zwecklos - weil entweder wieder Resistenz oder "Überbildung" (= viel wissen, aber trotzdem keine Ahnung haben) die Reaktionen sind. Es wäre vielleicht förderlich, ihnen keinen Plattformen zu geben - aber die sozialen Medien sind übermächtig und unbeherrschbar.
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Re: Woke: Befreiung von Rassismus, oder identitärer Tugendterror?

Beitrag von TheManFromDownUnder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Apr 2021, 12:28)

Ich weiß es nicht. Im Bereich Operette ist die Situation ja eigentlich noch extremer. Der "Zigeunerbaron" vom Walzerkönig Strauß etwa oder die Csárdásfürstin von Kálmán. Ich höre solches Zeug eigentlich ziemlich häufig. Ich bin aber andererseits auch hochgradig interessiert an historisch-kritischen Einsortierungen.

Der "Zigeunerbaron" zum Beispiel ist keineswegs irgendwie antiziganisch angelegt. Es ist auf der einen Seite Johann Strauß Juniors musikalisch vielleicht bestes Werk. Auf der anderen Seite ist es nationalpatriotisch verseucht. Nie und nimmer würde ich, wäre ich irgendwie an einer realen Aufführung beteiligt, diesen nationalpatriotischen Geist irgendwie historisch korrekt wiedergeben wollen. Ich würde irgendwie versuchen, den großartigen musikalischen gehalt zu würdigen, ebenso wie die eigentlich positive Sicht auf Romas, aber diesen nationalpatriotischen Gehalt als solchen herausstellen und denunzieren. Anders als geschriebene Literatur laden Theater und Bühne ein zu immer wieder Neu-Interpretationen.
Ich bin alles andere als Operettenfan. Denke aber das viele die sich Operetten anhoeren/anschauen diesen Klischee Kitsch lieben.
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