Eschnapur hat geschrieben:(23 Jan 2021, 19:20)Und das gilt dann selbstverständlich für alle, außer für die, die in der Pflege arbeiten.
Wenn nun also ein Mensch mit bereits bestehender Autoimmunerkrankung sagt, nein, die Impfung ist ein zu großes Risiko, das gehe ich nicht ein, ist das in Ordnung.
Kommt dieser Mensch, der seinerseits ebenfalls weiter ein Risiko für andere Menschen ist, die sich nicht impfen lassen können, ins Krankenhaus, dann ist aber selbstverständlich der Pfleger, der ihn betreut in der Pflicht, eine Impfung zu haben, obwohl er selbst mehr Nachteile als Vorteile für sich sieht.
Aus dem einzigen Grund, weil er diesen Beruf hat.
Mit Arbeitsbedingungen, vor denen viele zurückschrecken und einer Bezahlung, die in keiner Weise der oben geforderten Verantwortlichkeit gerecht wird.
Bezüglich Bezahlung in den oberen Sphären, z.B. bei Politikern, wird sofort auf deren große Verantwortung hingewiesen, die dieses "Entgelt" rechtfertigt.
Darauf, dass sie Entscheidungen für die Bürger treffen müssen, dass sie oft lange Sitzungen haben, die sich bis in die Nacht hinziehen usw.
Auch die meisten Beamten sind sich in ihrem Urteil da oft erstaunlich einig.
All das wird vom einfachen Pfleger ebenfalls erwartet. Er soll klaglos Arbeitszeiten hinnehmen, die an Wochenenden, Feiertagen und in der Nacht liegen.
Die Nachtschichten bei uns sind ganz regulär 10 Stunden lang. Überstunden, keine Frage.
Nun soll er, mehr als sonst, Verantwortung für andere übernehmen, deren Risiko auf sich nehmen und schwerwiegende Entscheidungen betreff Allgemeinwohl fällen.
Zu einem lächerlichen Gehalt und einer traurigen Rente. Und das wird, um den Bock fett zu machen, auch noch von genau den Politikern erwartet und gefordert, die selbstredend ihre hohen Gehälter für gerechtfertigt und angemessen halten.
Wenn ein Pfleger tatsächlich solch eine Verantwortung tragen soll, seine eigene Gesundheit unter die seiner Patienten stellen soll, weniger Rechte als diese Patienten hat, dann steht ihm ein ungleich höheres Einkommen zu, als das, was bezahlt wird.
Dann entsprechen die Pflichten nämlich in keinster Weise den Rechten.
Das will natürlich niemand hören, geschweige denn darauf eingehen.
Gerade jetzt, wo ohnehin alles so teuer ist und wir über Generationen hinweg die Schulden werden abzahlen müssen.
Stattdessen treffen wir diese Menschen lieber da, wo es weh tut. Wir reden ihnen ein, sie müssten empathischer und viel altruistischer als andere sein, sonst sind sie "nicht geeignet für den Job".
Sie dürften sich nicht mal trauen so zu denken, sonst wären sie keine Berufenen mehr, sondern Kapitalisten.
Sie sollen jetzt sogar "Liebende" sein, das ist wirklich einzigartig (lächerlich).
Und die Krönung ist, dass dieses Pflichtbewusstsein bereits jetzt erwartet wird, wo noch überhaupt nicht sicher ist, dass der Pfleger den "armen Patienten" durch eine Impfung überhaupt schützen kann.
Alles was dafür spricht, wird unbesehen übernommen.
Jede kleinste Äußerung pro, die so gut wie immer im Konjunktiv steht, wird als Beweis gewertet.
Und jedes Contra, weil eben noch gar nichts sicher ist, wird als Unsinn, Verschwörungstheorie, Anti Impfkampagne und dergleichen hingestellt.
Weil das alles ja nur im Konjunktiv steht.
Und wenn man dann, als wirklich von allen Seiten gegängelte Pflegekraft die Nase voll hat und darauf hinweist, dass auch eine Pflegekraft "nur" einen Beruf ausübt, mit viel mehr Berufung als die meisten anderen Menschen, und auch ein Privatleben hat und eine Gesundheit, um die sie sich sorgt, dann:
ist man nicht für den Job geeignet, weil man gleicherweise an sich wie an die Patienten denkt
ist man nur am Geld interessiert, weil man zwar 24 Stunden an jedem Tag an das Wohl der Patienten denken sollte, als anständiger, berufener Mensch dafür aber natürlich keine adäquate Gegenleistung erwarten sollte außer dem guten Gefühl, das Richtige zu tun
klammert man sich an Schönheitsregeln, weil man gern hätte, dass die Grundrechte in gleicher Weise für Pflegekräfte gelten.
Zum Einen gibt es keine bekannten Indikationen, die gegen eine Impfung sprechen.
Tatsächlich wird jeder geimpft, dessen Heim gerade dran ist, sogar dann, wenn er so schwer erkrankt ist, dass er auf der Palliativstation liegt.
Es sollte also, in zunehmendem Maß, kein Ungeimpfter, der Angst vor einer Infektion hat, mehr ins Heim/in die Klinik kommen.
Entscheidet sich ein alter Mensch/Risikopatient bewusst gegen eine Impfung, weil er Nachteile für sich sieht, dann ist das sein gutes Recht.
Im Gegenzug hat der gesunde Pfleger ohne Risiko aber genau dasselbe Recht.
Aktuell ist absehbar, dass sich bis Ende des Jahres alle die impfen lassen können, die Angst vor Covid haben.
Sie können eigenverantwortlich handeln und sich selbst schützen.
Wollen sie das nicht, können sie diesen "Liebesbeweis" auch nicht von anderen erwarten.
Nebenbei, einen "Liebesbeweis" erbringe ich für meine Liebsten.
Den bin ich nicht der ganzen Welt schuldig, nur weil ich in der Pflege arbeite.
Aber das verdeutlicht wieder sehr anschaulich, wie die Gesellschaft der Pflege gegenüber eingestellt ist.
Wir sollen die liebeskranken Idioten geben und uns als Gegenleistung mit dem guten Gefühl zufrieden geben das Richtige zu tun.
Sehr bequem für die anderen.
Fragt sich nur, welcher junge Mensch heute noch so dämlich sein sollte, diesen Beruf zu ergreifen.