Ich gewinne den Eindruck, dass wir es mit einen anderen Typ von Denken zu tun haben. Es geht weniger um rationale Kritik an harten Quarantänemaßnahmen - die würde ich nicht den Verschwörungen zuordnen wollen. Es geht mehr darum, dass das gesellschaftliche Gebilde, welches sich da aktuell herauskristallisiert, den Eindruck erweckt, von antiaufklärerischem Denken geprägt zu sein.
Seit der Aufklärung sind wir es eigentlich gewohnt in logischen Kategorien zu denken und Ursache-/Wirkungsbeziehungen zur Grundlage von Handeln zu machen. Die genannte Gruppe jedoch nährt sich bevorzugt aus Quellen, die jedem rational denkenden Menschen sofort Unbehagen bereiten. Es ist kaum vorstellbar, dass dieses den Menschen nicht auffällt, sodass ich letztendlich gruppendynamische soziale Effekte darin sehe, wieso sich diese Menschen solidarisieren.
In der Welt ist ein schöner Meinungsartikel erschienen, welcher das Thema ebenfalls betrachtet. Hier ein Auszug (Bezahlartikel):
https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... inner.htmlENDE DER AUFKLÄRUNG
Verschwörungstheoretiker sind keine harmlosen Spinner
Früher gab es pro Dorf ein paar einsame Sonderlinge. Heute sind sie dank sozialer Medien vernetzt. Sie reden von „querdenken“. In Wahrheit suchen sie einfache Antworten auf komplexe Fragen – und sind schnell dabei, für alles einen Schuldigen zu finden.
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In der Szene berühren sich politische Ränder. Auf ihren Demos treffen sich Nazis mit Linksradikalen, Esoteriker und Homöopathen mit psychisch Verwirrten.
Neu dabei ist der Koch Attila Hildmann, er posiert auf Instagram mit Schusswaffen. Er ist ein Fall für beides: Polizei und Psychiater.
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Ich fürchte, dass wir nach dem Zeitalter der Aufklärung aller modernen Technologie zum Trotz in eine neue Zeit eintreten, in der sich die Menschen von Fakten und Wissenschaft abwenden. Erneut bevorzugen Millionen in der westlichen Welt einfache Antworten für komplexe Probleme.
Dass die Antworten erlogen sind, spielt keine Rolle. Hauptsache keine offenen Fragen mehr.
Der letzte Satz ist in meinen Augen sehr treffend. Menschen die keine offenen Fragen zulassen, sind in meiner Weltsicht grundsätzlich nicht in der Aufklärung angekommen. Sie denken eher in religiösen Kategorien, die Menschen ein geschlossenes Weltbild vermitteln sollen - offene Fragen funktionieren nicht in religiösen Weltsichten.
Führt also der Anteil der Bevölkerung, der "an die Hand genommen" werden müsste, nun durch Vernetzung zu einer ernsthaften politischen Kraft? Reichen die Mechanismen der offenen Gesellschaft, sich ausreichend gegen die "Macht der Spinner" zu wehren und die rationale Weltsicht zu verteidigen? Oder läutet das Informationszeitalter einen Wandel in der Gesellschaft ein, der letztendlich aufgeklärte Denkweisen nur noch als eine von vielen möglichen Denkweisen herabwürdigt.