Keinen_Faschismus! hat geschrieben:(20 Feb 2021, 10:13)
Interessant.
Wie man wohl mit so einer inneren Zerrissenheit klar kommt?
Das Gehirn versucht ja immer kognitive Dissonanz zu vermeiden. Das ist wohl auch ein wesentlicher Faktor bei der Generierung des „ich“-Gefühls.
Bedeutet das, dass schizoide Persönlichkeiten ein geringeres „Ich“ Gefühl haben?
Ist der Übergang zu einer dissoziativen Identitätsstörung dann leichter möglich oder sogar fließend?
Kann man eine dissoziative Identitätsstörung von außen induzieren? Z.B. über ein als traumatisch empfundenes Erlebnis?
Kann man das dann überhaupt als Störung bezeichnen, wenn z.B. die Funktionalität nicht eingeschränkt ist?
Oder ist das nicht eher eine natürliche Funktion des Gehirns um eben kognitive Dissonanz unter sehr widersprüchlichen Gegebenheiten zu eliminieren und trotzdem die Funktionalität zu erhalten?
Wenn das so ist, müsste man unter gewissen Druck bei fast jedem Menschen mehrere Persönlichkeiten erzeugen können?
Im Kleinen macht das ja auch jeder Mensch, da er sich ja in unterschiedlichen Situationen auch unterschiedlich verhält?
Oh, hier herrschen aber ganz falsche Begriffsverständnisse!
Bitte mal Wikipedia bemühen.
Nein, was du da beschreibst, wäre eine multiple Persönlichkeit.
Und nein, in der vollkommenen Schizoidität
bestünde die Welt nur noch aus dem eigenen Ich,
und alles um einen herum wäre eine Illusion,
oder eine unverständliche Projektion des eigenen selbst,
auf welche man sich nicht mehr, als nötig einlassen möchte.
Und richtig, der Begriff -Störung wie er im ICD-10 Katalog erscheint,
wäre trefflicher mit -Eigenart beschrieben.
Gewöhnlich hat jeder Mensch von allem etwas,
nur ist es eben unterschiedlich gewichtet.
Erst der totale Autist hat keinerlei Emotionen mehr,
und damit auch null Chance,
in Gesichtern seines Gegenübers
intuitiv Emotionen zu erkennen.
-Störung ist etwas erst dann,
wenn es eine erhebliche Minderung der eigenen Lebensqualität
und der eigenen lebenspraktischen Fähigkeiten,
oder eine Gefährdung anderer Menschen darstellt.
Umgekehrt ist das was Menschen an anderen Menschen als eine Störung wahrnehmen,
meist die eigene Verstörtheit über Eigenschaften,
die diese Menschen nicht begreifen können oder wollen.
Will man einen Menschen wirklich kennen lernen,
so sollte man dabei auch alle „Diagnosen“ erst mal weglassen.
Denn dies alles vernebelt einem den Blick und lässt einen Dinge eben so erscheinen,
wie es eben der eigenen Erwartung entspricht.
Man ist dann sehr schnell mit dem Hineindeuten,
oder Umdeuten von Eindrücken und Aussagen des anderen Menschen.
Eine Falle, in die meines Erachtens auch die meisten Psychologen hineintappen.
Ich spreche hier von meiner Erfahrung bei der Arbeit
in einem Team in einer psychosomatischen Klinik:
Passt irgendetwas nicht ins Bild,
dann ist man allzu schnell dabei,
die Norm, also den „Betriebssollbereich“
mittels psychoaktiven Substanzen wieder „herzustellen“.
Man sollte dabei aber nicht vergessen,
ohne gewisse autistische Tendenzen
hätte z.B. Einstein die Relativitätstheorie nicht entdeckt.
Auch hier lag eine gewisse Schizoidität vor.
(Vorsorglich: NEIN, ich messe mich nicht mit ihm!)
Grundsätzlich sind es die Menschen,
die weiter außerhalb der Normgrenzen stehen,
in der sich die meisten Menschen befinden,
welche die Streuung der Eigenschaften in der Gesellschaft etwas verbreitern.
Zugleich sind es die Menschen,
die eher ausgegrenzt werden,
weil sie für andere undurchsichtig, ja unnahbar erscheinen.