schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Nov 2019, 09:22)
O.K. Das (von mir Hervorgehobene) sehe ich durchaus ein. Das ist tatsächlich "Ökonomie" ("Haushaltung"). Die Begrifflichkeiten sind tatsächlich etwas verwirrend. Eigentlich wäre "Ökonomik" wohl eher der richtige Begriff für eine wissenschaftliche Beschäftigung damit. Ist es zu vermessen, von einer solchen Wissenschaft zu erwarten, dass sie realistische Vorhersagen macht? Dass sie die Entwicklungen wie die in UK oder Mazedonien aus Sicht der wirtschaftlichen Entwicklungen realistisch (und eben nicht nur "ökonomisch") prognostiziert?
Ökonomik ist eine soziologische Disziplin. "Prognosen" sind da schwieriger als das Wetter vorherzusagen. Ich sehe da auch nicht die Hauptaufgabe, eher in der Erklärung, Begriffsbildung, im Verstehen, was passiert. Deskription. Für zukünftige Entwicklungen geht es prinzipbedingt, auch nur um "Szenarien", vergleichbar mit der Klimathematik. Falls/Wenn ... dann. Die Prognose hängt dann also im Wesentlichen von den Annahmen/Prämissen ab.
Das Modell des "homo oeconomicus" hat nun auch nicht den Anspruch den Menschen vollständig zu beschreiben, sondern nimmt nur einen Aspekt heraus. Der Ökonom Ludwig von Mises hat dieses Konzept erweitert zum "homo agens", also zum handelnden Menschen. Ein Wesentliches ist dabei, dass der Mensch in Unsicherheit(Unkenntnis des zukünftigen Verlaufs) handelt und dass es um Prozesse, also um eine zeitliche Dimension geht. Nehmen wir dazu den Begriff der Rationalität. Was ist rationales Handeln? Aus der Sicht des homo agens ist rationales Handeln ein Handeln, das Mittel wählt, die das gewünschte Ziel wirklich bewirken können. Wobei "Mittel" und "Ziel" Denkformen sind. Dinge werden erst zu Mitteln durch den handelnden Menschen, durch seine Zuschreibung. Und die Dinge können für verschiedene Akteure zu verschwiedenen Mitteln für verschiedene Zwecke werden. D.h. es gibt einen potentiellen Konflikt über die Mittel. Die Ziele konkurrieren um die Dinge. Aber es gibt hingegen keine irrationalen Ziele. Ökonomik ist "wertfrei", was die Ziele betrifft. Wenn der Brexit kein Mittel zu etwas ist, sondern letztlich ein Ziel für manche Menschen, dann kann er nicht irrational sein. Er könnte nur irrational als Mittel sein. Irrational kann sein, wenn man bspw. die "durchschnittliche Globaltemperatur der erdnahen Atmosphäre" mittels CO2-Reduktion signifikant beeinflussen will, obwohl das gar nicht zu erwarten ist. Der winzige Tropfen Rationalität steckt dann in der Restwahrscheinlichkeit, das Gewünschte tatsächlich zu bewirken oder insgeheim etwas anderes damit bewirken zu wollen. Das Modell des homo agens stellt nun bewusst auf den Zeitablauf ab. Dass also sich bspw. gewählte Ziele ändern können, dass die Bewertung von Mitteln nicht fix ist, und dass sich so scheinbar widersprüchliches Handeln zeigt. Ein grundlegendes Beispiel: Ein Akteur präferiert Option A gegenüber B. Und er präferiert B gegenüber Option C. Das ergibt eine Rangfolge von 1 - A, 2 - B, 3 - C. Nun stellt man den Akteur aber vor der Wahl zwischen A und C und er entscheidet sich überraschend für C. Aus statisch logischer Sicht ist das widersprüchlich. Das Modell des homo agens schließt es aber ein, weil es bewusst macht, dass die Urteile prinzipbeidngt zu verschiedenen Zeitpunkten gefällt werden und sich natürlich zwischenzeitlich ändern können. Die Handlungslogik("Praxeologie") ist eine grundsätzlich andere als die statische Logik. Daher ist Ökonomik als Handlunsgwissenschaft eben auch keine Wissenschaft wie die klassische Physik, Okönomik ist keine "Mechanik".
Oder anders gesagt: der große Verdienst eines Ökonomens kann durchaus darin liegen, zu zeigen, wie wenig man vorhersagen und wie wenig man Wirtschaft steuern kann, dass es keine einfachen "Stellknöpfe" gibt, dass jeder Eingriff auch Störung ist und neue Probleme schaffen wird.
Das steht sicherlich dem entgegen, was man eigentlich erwartet, also Handlungsgrundlagen für die Politik, für die Intervention zu liefern. Aber damit sollte sich eigentlich jeder Wissenschaftler gleich welcher Disziplin schwertun.
ensure that citizens are informed that the vaccination is not mandatory and that no one is under political, social or other pressure to be vaccinated if they do not wish to do so;