https://www.stern.de/kultur/musik/bayre ... 21612.htmlEs war das Verhalten eines Teils der Zuschauer, die dem Abend einen üblen Beigeschmack gaben. Denn die Zuschauer buhten am Ende der mehr als dreistündigen Aufführung einen Darsteller aus: die Dragqueen Le Gateau Chocolat. Dass einzelne Akteure am Ende des Abends vom Publikum abgestraft werden, ist prinzipiell nicht unüblich. Etwa wenn den Zuschauern einzelne Gesangsdarbietungen nicht gefallen haben. Häufig bekommt auch der Regisseur den Unmut zu spüren, da häufig die Inszenierungen moderner ausfallen, als es den konservativen Wagnerianern gefällt.
Dass die zahlenden Gäste den Künstlern ihre Meinung kundtun, ist ein normaler Vorgang in der Opernwelt. Doch die Ablehnung, die Le Gateau Chocolat zu spüren bekam, war ausschließlich gegen seine Person gerichtet. Denn der 37-Jährige hatte gar keine Gesangsrolle. Die Buhrufe galten also seinem Wesen: schwarz, schrill und queer. Offenbar gibt es Zuschauer, die der Meinung sind, solche Menschen hätten in Bayreuth keinen Platz.
Es geht hier also nicht um die Performance des Künstlers, sondern einzig darum, dass dieser als schrille schwarze Dragqueen auftrat. Dieser zeigt sich - zurecht - enttäuscht:
Ich finde das schon bemerkenswert. Niemals würde ich auf die Idee kommen jemanden aufgrund seiner Identität auf der Bühne auszubuhen. Sind es wirklich schlicht rechte Hohlköpfe, Spießer aus einer alten Welt, die sich nun trauen auf den Putz zu hauen?Weiter schrieb Le Gateau Chocolat: "Ich repräsentiere eine Identität, die offensichtlich vielen von euch fremd war/ist." Es sei aber eine Identität, die Tannhäuser Freude, Erleichterung und Ablenkung verschafft habe und die die Antithese zum Establishment sei. In der Inszenierung gehört der Travestiekünstler zur lustvoll-lüsternen Welt der Venus, die der hehren Kultur der edlen Ritter entgegengestellt ist.
Am Ende des Postings stellte er den Zuschauern die Frage: "Was genau buht Ihr da aus?", und antwortete: "Welch elende Schande."
Oder steckt etwas anderes dahinter? Werden solche Inszinierungen von manchen bereits als Aufdringlichkeit wahrgenommen, die man sich sparen kann? Kennt jemand das Stück - passt es in die Handlung, oder stört die Verpackung den Inhalt der Aufführung, so wie ein Mephisto gespielt von einem finnischen Zwerg?
Ich vermute eher einen gesellschaftlichen als kulturellen Dissenz. Haben die User eine Meinung?