Offizielles "Wording"
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Offizielles "Wording"
Ich bin gerade beim durchlesen eines Artikels auf das mir bis dato im deutschen Sprachgebrauch unbekannte englische Wort "Wording" gestoßen, was auf deutsch übersetzt nichts anderes bedeutet als "Wortlaut" und stattdessen benutzt wurde.
Frage: WARUM?
Warum benutzt man - z. B. im deutschen Sprachgebrauch - bspw. englische Wörter, wenn die deutsche Sprache bereits entsprechend passende oder dafür vorgesehene eigene Wörter besitzt?
Warum sagt man im deutschen Sprachgebrauch eher "Fake News", statt "Falschnachricht"? Oder nur noch "Sale" statt "Schlußverkauf" Oder lieber "Freak" statt "Spinner"? Oder "easy" statt "einfach"? Usw.
Es mag Bereiche geben, in welchen "globalisierte Sprache" vielleicht nützlich, weil vereinfachend ist - z. B. im technischen Bereich. Aber im gesellschaftlichen Alltag? "Hi Sweety (Hallo Süße), deine neuen Boots (Stiefel) sind ja voll nice (nett)! What the hell, I like it! (Was zur Hölle, mir gefällt das)" - kein erfundener Satz, den habe ich ganz genauso erst vergangenen Winter gehört, als sich zwei (deutsche!) Arbeitskolleginnen in der Pause unterhielten...
Vor einigen Monaten habe ich mal auf Youtube einen Videobericht einer US-Amerikanerin auf Deutschlandbesuch gesehen, die sich darin sehr verwundert äußerte, dass in der deutschen Öffentlichkeit so viele englischsprachige Worte zu lesen sind - z. B. "Shop/Store" statt "Laden/Geschäft" oder "Open/Closed" statt "Geöffnet/Geschlossen" oder "Tasted it!" statt "Probier' mal" usw.
Ist das eine Folge der Globalisierung - die Welt wächst zusammen, also auch die Sprachen - aber müsste das dann nicht bedeuten, dass bspw. im englischen Sprachgebrauch auch immer mehr bspw. deutsche Worte Verwendung finden? Ist das nur ein zeitlich einzuordnender Trend, so wie bspw. ein bestimmter Kleidungsstil? Oder ist es was dauerhaftes - stirbt die deutsche Sprache aus? Betrifft das nur Deutschland/deutschsprachige Länder, oder sind auch andere Länder (in Europa und weltweit) und deren Sprachen von dieser Entwicklung betroffen?
Oder will man sich mit dem Gebrauch englischer Wörter nur persönlich von anderen Mitmenschen absondern, der eigenen Meinung mehr Bedeutung beimessen, einen modernen, welterfahrenen Eindruck erwecken?
Interessanterweise habe ich gestern in einem anderen Artikel beiläufig erfahren, dass Island zur Wahrung seiner Landessprache anscheinend sogar behördlich gegen den Einfluß von Fremdwörtern, besondern aus dem Englischen, vorgeht. Ganz ehrlich, für die deutsche Sprache würde ich mir sowas bei uns auch wünschen... Bitte nicht unter einem rassistischen Standpunkt bewerten, ich will einfach nur aus logischer Sicht verstehen, warum man deutsche durch bspw. englische Wörter ersetzt - obwohl es in den allermeisten Fällen gar nicht notwendig ist.
Frage: WARUM?
Warum benutzt man - z. B. im deutschen Sprachgebrauch - bspw. englische Wörter, wenn die deutsche Sprache bereits entsprechend passende oder dafür vorgesehene eigene Wörter besitzt?
Warum sagt man im deutschen Sprachgebrauch eher "Fake News", statt "Falschnachricht"? Oder nur noch "Sale" statt "Schlußverkauf" Oder lieber "Freak" statt "Spinner"? Oder "easy" statt "einfach"? Usw.
Es mag Bereiche geben, in welchen "globalisierte Sprache" vielleicht nützlich, weil vereinfachend ist - z. B. im technischen Bereich. Aber im gesellschaftlichen Alltag? "Hi Sweety (Hallo Süße), deine neuen Boots (Stiefel) sind ja voll nice (nett)! What the hell, I like it! (Was zur Hölle, mir gefällt das)" - kein erfundener Satz, den habe ich ganz genauso erst vergangenen Winter gehört, als sich zwei (deutsche!) Arbeitskolleginnen in der Pause unterhielten...
Vor einigen Monaten habe ich mal auf Youtube einen Videobericht einer US-Amerikanerin auf Deutschlandbesuch gesehen, die sich darin sehr verwundert äußerte, dass in der deutschen Öffentlichkeit so viele englischsprachige Worte zu lesen sind - z. B. "Shop/Store" statt "Laden/Geschäft" oder "Open/Closed" statt "Geöffnet/Geschlossen" oder "Tasted it!" statt "Probier' mal" usw.
Ist das eine Folge der Globalisierung - die Welt wächst zusammen, also auch die Sprachen - aber müsste das dann nicht bedeuten, dass bspw. im englischen Sprachgebrauch auch immer mehr bspw. deutsche Worte Verwendung finden? Ist das nur ein zeitlich einzuordnender Trend, so wie bspw. ein bestimmter Kleidungsstil? Oder ist es was dauerhaftes - stirbt die deutsche Sprache aus? Betrifft das nur Deutschland/deutschsprachige Länder, oder sind auch andere Länder (in Europa und weltweit) und deren Sprachen von dieser Entwicklung betroffen?
Oder will man sich mit dem Gebrauch englischer Wörter nur persönlich von anderen Mitmenschen absondern, der eigenen Meinung mehr Bedeutung beimessen, einen modernen, welterfahrenen Eindruck erwecken?
Interessanterweise habe ich gestern in einem anderen Artikel beiläufig erfahren, dass Island zur Wahrung seiner Landessprache anscheinend sogar behördlich gegen den Einfluß von Fremdwörtern, besondern aus dem Englischen, vorgeht. Ganz ehrlich, für die deutsche Sprache würde ich mir sowas bei uns auch wünschen... Bitte nicht unter einem rassistischen Standpunkt bewerten, ich will einfach nur aus logischer Sicht verstehen, warum man deutsche durch bspw. englische Wörter ersetzt - obwohl es in den allermeisten Fällen gar nicht notwendig ist.
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Re: Offizielles "Wording"
Weil das aus dem Business Englisch kommt.Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 19:55)
Ich bin gerade beim durchlesen eines Artikels auf das mir bis dato im deutschen Sprachgebrauch unbekannte englische Wort "Wording" gestoßen, was auf deutsch übersetzt nichts anderes bedeutet als "Wortlaut" und stattdessen benutzt wurde.
Frage: WARUM?
- Ein Terraner
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Re: Offizielles "Wording"
Das Wort Wording drückt mehr aus als einfach nur Wortlaut, es geht dabei um Kommunikationsstrategie.
Re: Offizielles "Wording"
Wenn jemand "mehr ausdrücken" will, als das deutsche Wort dafür hergibt - in Ordnung. Aber ist das die Regel?Ein Terraner hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:06)
Das Wort Wording drückt mehr aus als einfach nur Wortlaut, es geht dabei um Kommunikationsstrategie.
Wenn ich meinen besten Freund anspreche, reicht doch auch ein "Kumpel" - wieso soll ich ihn stattdessen mit "Buddy" (= Kumpel) oder noch besser mit "Bro" (Brother = Bruder!) ansprechen?
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Re: Offizielles "Wording"
Weil es ihm gefällt?Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:18)
Wenn jemand "mehr ausdrücken" will, als das deutsche Wort dafür hergibt - in Ordnung. Aber ist das die Regel?
Wenn ich meinen besten Freund anspreche, reicht doch auch ein "Kumpel" - wieso soll ich ihn stattdessen mit "Buddy" (= Kumpel) oder noch besser mit "Bro" (Brother = Bruder!) ansprechen?
Re: Offizielles "Wording"
Dieses Wörding ist mir schon früher aufgefallen. Witzigerweise kam es aus den Mündern von absolutli Fuhls und breinwascht Iditots:
"Du musst öfter auf dein Wörding achten."
"röff, röff, röff" wäre mein ungarischer Kommentar dazu ...
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"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
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Re: Offizielles "Wording"
Das Wort ist mir auch aus den Business English bekannt, habe ich aber selber erst vor ein paar Jahren beruflich im Zusammenhang mit der Einführung eines Warenwirtschaftssystems
zum ersten Mal gehört. Man hätte in diesem Zusammenhang auch "Sprachregelung" sagen können, denn das war gemeint: "Eine Sprachregelung ist eine Anweisung oder Übereinkunft, wie bestimmte Dinge zu bezeichnen sind, wenn die Sprache an sich verschiedene Möglichkeiten zuließe." (Wikipedia)
Spart Arbeit und Rückfragen, so eine Sprachregelung. (oder Wording)
zum ersten Mal gehört. Man hätte in diesem Zusammenhang auch "Sprachregelung" sagen können, denn das war gemeint: "Eine Sprachregelung ist eine Anweisung oder Übereinkunft, wie bestimmte Dinge zu bezeichnen sind, wenn die Sprache an sich verschiedene Möglichkeiten zuließe." (Wikipedia)
Spart Arbeit und Rückfragen, so eine Sprachregelung. (oder Wording)
Re: Offizielles "Wording"
Und wenn es ihm nicht gefällt und ich es trotzdem tue? Dann knallt er mir ein "Done!" entgegen und unsere Freundschaft ist beendet, oder was?
Benutzt du englische Worte statt deutschen, nur weil sie dir gefallen? Fragst du Menschen, bevor du mit ihnen sprichst, ob ihnen englische Wortwahl statt deutscher gefällt?
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Re: Offizielles "Wording"
Manches ist einfacher manches nicht, vieles wurde eingedeutscht. Vor allem im IT Bereich kommt man um Anglizismen nicht herum.Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:32)
Und wenn es ihm nicht gefällt und ich es trotzdem tue? Dann knallt er mir ein "Done!" entgegen und unsere Freundschaft ist beendet, oder was?
Benutzt du englische Worte statt deutschen, nur weil sie dir gefallen? Fragst du Menschen, bevor du mit ihnen sprichst, ob ihnen englische Wortwahl statt deutscher gefällt?
Re: Offizielles "Wording"
Ich benutze "Wording" schon seit Ende der 90er.
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Re: Offizielles "Wording"
Auch "Fake News" drückt mehr aus als "Falschnachricht"Ein Terraner hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:06)
Das Wort Wording drückt mehr aus als einfach nur Wortlaut, es geht dabei um Kommunikationsstrategie.
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Re: Offizielles "Wording"
Derlei habe ich ja schon oben angedeutet.Ein Terraner hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:33)
Vor allem im IT Bereich kommt man um Anglizismen nicht herum.
Mir geht es aber - und eben deshalb auch hier im Gesellschaftsforum - vorrangig um den fragwürdigen Gebrauch englischer statt deutscher Wort im Alltag.
Eben warum "Sale" statt Schlußverkauf, oder warum "Mum/Dad" statt "Mama/Papa" oder "crazy" statt "verrückt".
Und ich möchte gerne wissen, ob das allein ein deutsches/deutschsprachiges Phänomen ist, oder ob es in anderen Ländern auch mittlerweile "so üblich" ist.
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Re: Offizielles "Wording"
Was verstehst du besser an "Fake News" als an "Falschnachricht"?3x schwarzer Kater hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:40)
Auch "Fake News" drückt mehr aus als "Falschnachricht"
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Re: Offizielles "Wording"
Yo man, aber das Highlight ist und bleibt, unseren Kickern beim PUBLIC VIEWING standing ovations zu geben.
Das ist so nice und cool, obwohl es eigentlich bullshit ist ...
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Re: Offizielles "Wording"
Das geht es auch um Kommunikationsstrategie.3x schwarzer Kater hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:40)
Auch "Fake News" drückt mehr aus als "Falschnachricht"
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Re: Offizielles "Wording"
Falschnachricht ist eine eindeutige Beurteilung, klipp und klar, fake news klingt nach game, nicht so schlimm ....Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:45)
Was verstehst du besser an "Fake News" als an "Falschnachricht"?
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Re: Offizielles "Wording"
Hm. Also du benutzt englische statt deutscher Worte, weil sie anders "klingen"?ThorsHamar hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:51)
Falschnachricht ist eine eindeutige Beurteilung, klipp und klar, fake news klingt nach game, nicht so schlimm ....
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Re: Offizielles "Wording"
Ich meine, daß in unserem Sprachgebrauch "wording" nicht nur "Wortlaut" meint, sondern auch eine an die Botschaft angepaßte Wortwahl. Um Ihnen das mit zu teilen, ist hier nun ein ganzer Satz notwendig. Wenn also "wording" von einem Fachmann für Sprache gesagt wird, dann setzt er Ihr Verständnis des Begriffs voraus. Ein Fachbegriff für Leute, die beruflich mit der Sprache umgehen... etwa Journalisten oder Medienwissenschaftler. Leider schließt diese Verwendung des Worts "wording" seinen gedankenlosen Einsatz nicht aus.ich will einfach nur aus logischer Sicht verstehen, warum man deutsche durch bspw. englische Wörter ersetzt - obwohl es in den allermeisten Fällen gar nicht notwendig ist.
Und so ähnlich wird sich die Sache auch mit anderen Anglizismen verhalten, die von einer speziellen Fachverwendung in unsere Umgangssprache einfließen. Gern werden überflüssige Anglizismen auch benutzt, um der staunenden Umgebung den Eindruck von Weltläufigkeit zu vermitteln. Nun ja, das ist dann ein zweischneidiges Schwert... weil so mancher Mitmensch diese Absicht auch erkennt und innerlich lächelt.
Re: Offizielles "Wording"
Für mich sind "fake news" absichtsvoll in die Irre führende Nachrichten, während eine Falschmeldung nur falsch ist, der Fehler also kurzerhand berichtigt werden kann.Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:45)
Was verstehst du besser an "Fake News" als an "Falschnachricht"?
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Re: Offizielles "Wording"
Nein, ich benutze Worte je nach dem, was ich mit wem bespreche, was ich sagen will und zwar so, dass es verstanden wird.Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:54)
Hm. Also du benutzt englische statt deutscher Worte, weil sie anders "klingen"?
Ich spreche und denke in english ähnlich schlecht wie in Deutsch und benutze gelegentlich auch beide Sprachen, wenn ich davon ausgehen kann, dass mein Gegenüber zweifelsfrei erkennen kann, was ich meine.
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Re: Offizielles "Wording"
Eine Falschnachricht kann auch auf einem Irrtum basieren, ist also nicht zwangsläufig eine bewusst in Umlauf gebrachte falsche Nachricht mit dem Ziel die öffentliche Meinung zu manipulieren.. Das ist es aber, was der Begriff Fake News aussagt.. Eine Falschnachricht könnte auch ein Hoax sein.Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:45)
Was verstehst du besser an "Fake News" als an "Falschnachricht"?
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Re: Offizielles "Wording"
Sorry ( ) aber "fake" ist nicht nur "absichtlich in die Irre führen", sondern steht ebenso für Das, was in diesem Kontext im Deutschen für "falsch" steht. "FAKE" steht auch für künstlich, nachgemacht, oder für sowas wie Imitation.H2O hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:59)
Für mich sind "fake news" absichtsvoll in die Irre führende Nachrichten, während eine Falschmeldung nur falsch ist, der Fehler also kurzerhand berichtigt werden kann.
Einer Falschmeldung kann natürlich ein Irrtum zugrunde liegen, aber als Muttersprachler erkennt man ja den Kontext, in dem es um Lüge geht.
Das Gleiche gilt für fake news.
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Re: Offizielles "Wording"
Ist die englische Sprache also "fachlicher" als die deutsche?H2O hat geschrieben:(03 Jul 2019, 20:54)
Ich meine, daß in unserem Sprachgebrauch "wording" nicht nur "Wortlaut" meint, sondern auch eine an die Botschaft angepaßte Wortwahl. Um Ihnen das mit zu teilen, ist hier nun ein ganzer Satz notwendig. Wenn also "wording" von einem Fachmann für Sprache gesagt wird, dann setzt er Ihr Verständnis des Begriffs voraus. Ein Fachbegriff für Leute, die beruflich mit der Sprache umgehen... etwa Journalisten oder Medienwissenschaftler. Leider schließt diese Verwendung des Worts "wording" seinen gedankenlosen Einsatz nicht aus.
Englisch wurde doch irgendwann von irgendwem zur global anerkannten und gängigen Sprache gemacht, erklärt, bestimmt - was auch immer. Erscheint Englisch vielleicht nur deswegen "fachlicher", aufgrund seiner (selbstverständlichen) Internationalität? Würde man von der deutschen (oder einer anderen) Sprache dasselbe behaupten, wäre sie statt Englisch "Weltsprache" geworden?
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Re: Offizielles "Wording"
ThorsHamar hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:06)
Sorry ( ) aber "fake" ist nicht nur "absichtlich in die Irre führen", sondern steht ebenso für Das, was in diesem Kontext im Deutschen für "falsch" steht. "FAKE" steht auch für künstlich, nachgemacht, oder für sowas wie Imitation.
Einer Falschmeldung kann natürlich ein Irrtum zugrunde liegen, aber als Muttersprachler erkennt man ja den Kontext, in dem es um Lüge geht.
Das Gleiche gilt für fake news.
Nach dieser Erläuterung frage ich mich, weshalb Sie meiner Erklärung des Begriffs "fake news" widersprechen."FAKE" steht auch für künstlich, nachgemacht, oder für sowas wie Imitation.
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Re: Offizielles "Wording"
Nein einfacher und primitiver, that's the recipe for success.Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:09)
Ist die englische Sprache also "fachlicher" als die deutsche?
Re: Offizielles "Wording"
Manchmal wohl, weil jemand beruflich international unterwegs ist - oder weil der englische Begriff jemandem passender erscheint. Schön ist das nicht.Uffhausen hat geschrieben: Warum benutzt man - z. B. im deutschen Sprachgebrauch - bspw. englische Wörter, wenn die deutsche Sprache bereits entsprechend passende oder dafür vorgesehene eigene Wörter besitzt?
Schlimmer finde ich aber fast die Verhunzung der deutschen Sprache so à la (französisch, pardon):
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Re: Offizielles "Wording"
Nun ja, weil sie mein(t)en, dass fake news eben absichtliche Fehlinformationen seien, Falschmeldungen dagegen "nur falsch".H2O hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:14)
Nach dieser Erläuterung frage ich mich, weshalb Sie meiner Erklärung des Begriffs "fake news" widersprechen.
Sie schrieben, ich zitiere Sie :"Für mich sind "fake news" absichtsvoll in die Irre führende Nachrichten, während eine Falschmeldung nur falsch ist, der Fehler also kurzerhand berichtigt werden kann."
Das mag für Sie ja ein subjektiver modus sein, mit dem Sie Nachrichten ordnen können. Objektiv, also linguistisch geltend, liegen Sie aber eben falsch, wrong .... Und darauf wollte ich hinweisen. Immerhin können solche Fehler zu Missverständnissen führen, gerade wenn man Beiträge anderer User bewertet. Also, nix Schlimmes, nur Vorbeugung durch Aufklärung.
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Re: Offizielles "Wording"
Yeah man, you've got it!Ein Terraner hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:15)
Nein einfacher und primitiver, that's the recipe for success.
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Re: Offizielles "Wording"
... oder sowas wiePeterK hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:16)
Manchmal wohl, weil jemand beruflich international unterwegs ist - oder weil der englische Begriff jemandem passender erscheint. Schön ist das nicht.
Schlimmer finde ich aber fast die Verhunzung der deutschen Sprache so à la (französisch, pardon):
"Hans und Ilse kennen sich seit 30 Jahren."
"Das macht Sinn"
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Re: Offizielles "Wording"
Das ist wiederum ein Anglizismus .
"Hans und Ilse kennen sich seit 30 Jahren." ist einfach nur schlechtes/beklopptes Deutsch.
Re: Offizielles "Wording"
Ja klar, Sie sind der Sache ziemlich hart auf den Fersen: Das Englische ist als Weltsprache mehr oder weniger Allgemeingut geworden, wenn auch nicht unbedingt in der Qualität seiner Muttersprachler. Darüber hinaus dient diese Weltsprache auch dem grenzenlosen Austausch wissenschaftlicher Erkenntnisse. Diese Rolle hat Englisch dem Lateinischen entrissen. Damit haben sich unsere Altvorderen beeindruckt und ihre hohe Bildung zu erkennen gegeben. Na gut, eine französische Zwischenzeit hat es auch noch gegeben, als Frankreich der mächtigste und volkreichste Staat in Europa war. Als Älterem ist mir aus meiner Jugendzeit derlei von den alten Leuten sprachlich in Erinnerung. Manches davon nachlesbar in Wilhelm Buschs Werken.Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:09)
Ist die englische Sprache also "fachlicher" als die deutsche?
Englisch wurde doch irgendwann von irgendwem zur global anerkannten und gängigen Sprache gemacht, erklärt, bestimmt - was auch immer. Erscheint Englisch vielleicht nur deswegen "fachlicher", aufgrund seiner (selbstverständlichen) Internationalität? Würde man von der deutschen (oder einer anderen) Sprache dasselbe behaupten, wäre sie statt Englisch "Weltsprache" geworden?
Und heute dringt eben das Englische auf vielen Wegen in unseren Sprachgebrauch ein. Manches Wort bekommt so seine zweite Bedeutung und Erweiterung, ist also eine Bereicherung unserer Ausdrucksfähigkeit, manches andere ist schlicht überflüssig, macht sich aber im Gespräch ganz kolossal. Mit anderen Worten: Es gibt keinen guten Grund gegen das Englische in unserer Muttersprache vor zu gehen, aber seine gut überlegte Verwendung kann gar nicht schaden.
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Re: Offizielles "Wording"
Jogginghose
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Re: Offizielles "Wording"
Kindergarten.ThorsHamar hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:33)
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Re: Offizielles "Wording"
Ich bitte um Aufklärung.PeterK hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:27)
"Hans und Ilse kennen sich seit 30 Jahren." ist einfach nur schlechtes/beklopptes Deutsch.
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Re: Offizielles "Wording"
Hans und Ilse kennen sich 30 Jahre.
Oder eben
Hans und Ilse kennen sich seit 1989
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Re: Offizielles "Wording"
"Hans und Ilse kennen sich seit 30 Jahren." besagt, dass Hans sich seit 30 Jahren kennt und dass Ilse sich seit 30 Jahren kennt. Das ist keine große Überraschung.Brainiac hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:38)
Ich bitte um Aufklärung.
Gemeint ist aber "Hans und Ilse kennen einander seit 30 Jahren."
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Re: Offizielles "Wording"
Dieser fröbelsche Begriff ist aber ein Germanismus, nicht?
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Re: Offizielles "Wording"
Ja; und davon gibt es IMO so einige im Englischen.ThorsHamar hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:45)
Dieser fröbelsche Begriff ist aber ein Germanismus, nicht?
Re: Offizielles "Wording"
Nein. Das ist gruselig schlechtes Deutsch. Sie kennen einander.3x schwarzer Kater hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:41)
Hans und Ilse kennen sich 30 Jahre.
Oder eben
Hans und Ilse kennen sich seit 1989
Zuletzt geändert von PeterK am Mi 3. Jul 2019, 21:49, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Offizielles "Wording"
Na ja. Das hängt davon ab, worauf das "sich" bezogen wird, auf die Einzelperson oder auf die Gruppe. Als Beispiel für den Niedergang der deutschen Sprache finde ich das eher ungeeignet.PeterK hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:44)
"Hans und Ilse kennen sich seit 30 Jahren." besagt, dass Hans sich seit 30 Jahren kennt und dass Ilse sich seit 30 Jahren kennt. Das ist keine große Überraschung.
Gemeint ist aber "Hans und Ilse kennen einander seit 30 Jahren."
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Re: Offizielles "Wording"
Ja, Wunderkind z.B. ... heisst übrigens auch in Russisch Wunderkind
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Re: Offizielles "Wording"
Warum hat man Wort wie Portemonnaie, Trottoir, Mayonnaise und so genutzt resp. nutzt sie immer noch?Uffhausen hat geschrieben:(03 Jul 2019, 19:55)Warum benutzt man - z. B. im deutschen Sprachgebrauch - bspw. englische Wörter, wenn die deutsche Sprache bereits entsprechend passende oder dafür vorgesehene eigene Wörter besitzt?
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft
Re: Offizielles "Wording"
Ja, dem kann ich zustimmen; ich hatte den Bock auch nicht erkannt. Aber ist es denn nicht so, daß ein unsauberer Gebrauch einer Redewendung sozusagen in sprachliches Allgemeingut über geht? Mir wäre im Traum nicht eingefallen, daß "sich" sich nicht auf beide gleichzeitig bezieht. Wenn man etwas Pech hat, dann ist diese Redewendung in dem einen oder anderen deutschen Sprachgebiet völlig verwurzelt, gehört also zum deutschen Sprachvorrat.PeterK hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:44)
"Hans und Ilse kennen sich seit 30 Jahren." besagt, dass Hans sich seit 30 Jahren kennt und dass Ilse sich seit 30 Jahren kennt. Das ist keine große Überraschung.
Gemeint ist aber "Hans und Ilse kennen einander seit 30 Jahren."
Re: Offizielles "Wording"
Mich macht traurig, dass so schöne, treffende Worte und Formulierungen nach und nach verschwinden. Ein weiteres Beispiel ist das allmähliche Verschwinden des Konjunktivs und des Genitivs.Brainiac hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:49)
Na ja. Das hängt davon ab, worauf das "sich" bezogen wird, auf die Einzelperson oder auf die Gruppe. Als Beispiel für den Niedergang der deutschen Sprache finde ich das eher ungeeignet.
Re: Offizielles "Wording"
Habe ich weiter oben zu erklären versucht:Misterfritz hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:51)
Warum hat man Wort wie Portemonnaie, Trottoir, Mayonnaise und so genutzt resp. nutzt sie immer noch?
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4510465
Re: Offizielles "Wording"
Das haben Sie wundebar in Worte gefasst - aber ich möchte gerne darüber hinausgehen.H2O hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:30)
Es gibt keinen guten Grund gegen das Englische in unserer Muttersprache vor zu gehen, aber seine gut überlegte Verwendung kann gar nicht schaden.
Ich glaube nämlich nicht - und Sie bestimmt auch nicht - dass man mit Ihrem obigen Satz, bspw. einem Jugendlichen eine nachvollziehbare Antwort entlocken kann, wenn man wissen will, warum dieser ein Mädchen, welches ihm gefällt, als "geile Bitch" (u. a. "Schlampe") bezeichnet.
Und es geht mir nicht darum, dass man etwas bspw. mittels einem englischsprachigen Begriff auch "so oder so" verstehen kann. Es geht mir nur darum, warum man englische statt deutscher Begriffe benutzt. Vornehmlich im gesellschaftlichen Alltag und nicht vorrangig in diversen Fachbranchen. Letzteres erklärt sich nämlich fast schon von selbst.
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Re: Offizielles "Wording"
Stimmt,H2O hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:56)
Habe ich weiter oben zu erklären versucht:
https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 0#p4510465
ich habe das halt noch mit Beispielen "unterfüttert"
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft
Re: Offizielles "Wording"
Möge des Verschwindens Genüge getan seyn.PeterK hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:54)
Mich macht traurig, dass so schöne, treffende Worte und Formulierungen nach und nach verschwinden. Ein weiteres Beispiel ist das allmähliche Verschwinden des Konjunktivs und des Genitivs.
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.
Re: Offizielles "Wording"
"Genüge tun" verlangt den Dativ (also "dem Verschwinden").Brainiac hat geschrieben:(03 Jul 2019, 21:59)
Möge des Verschwindens Genüge getan seyn.
Re: Offizielles "Wording"
Ich weiß.PeterK hat geschrieben:(03 Jul 2019, 22:03)
"Genüge tun" verlangt den Dativ (also "dem Verschwinden").
History doesn't repeat itself, but it often rhymes (Twain). Unfortunately, we can't predict the rhyme.