Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

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Diestel
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Diestel »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Nov 2019, 18:40)

Es wird nicht als Bedrohung aufgefasst kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen - nein, die Bedrohung ist sie reden oder schreiben zu lassen.
Das hast du gut erkannt.
Stoner

Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

Skeptiker hat geschrieben:(15 Nov 2019, 18:40)



Ich habe mich noch nie so sehr wie in einem Land schrulliger Einfallspinsel gefühlt, wie derzeit. Es scheint einen wahren Wettlauf der Tugendhaftigkeit zum Schaden der Freiheit zu geben, der in meinen Augen dringend durch eine Besinnung auf demokratische Tugenden begegnet werden muss.
Das ist jetzt widersprüchlich, wenn es einerseits einen Wettlauf um Tugendhaftigkeit gibt und im nächsten Gedanken eine Rückkehr zu demokratischen Tugenden gefordert wird. Das Problem ist doch gerade, dass alle Tugenden zugunsten von Werten abgeschafft wurden! Redner nicht auftreten oder Bücher nicht zuzulassen ist ein Bekenntnis zu Werten.
Skeptiker

Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Skeptiker »

MäckIntaier hat geschrieben:(15 Nov 2019, 19:05)
Das ist jetzt widersprüchlich, wenn es einerseits einen Wettlauf um Tugendhaftigkeit gibt und im nächsten Gedanken eine Rückkehr zu demokratischen Tugenden gefordert wird. Das Problem ist doch gerade, dass alle Tugenden zugunsten von Werten abgeschafft wurden! Redner nicht auftreten oder Bücher nicht zuzulassen ist ein Bekenntnis zu Werten.
Die Tugenden in denen man sich ereifert sind keine demokratischen Tugenden. Demokratische Tugenden ermuntern zum Diskurs - das was die Eiferer als Tugenden bezeichnen ist auf eine Zerstörung des Diskurses ausgelegt - auf eine Verengung auf die eigene Position. Die "Grenzen des Anstandes" werden so weit nach innen geschoben, bis die Menschen endlich so "anständig" sind nur noch die "richtige" Meinung zu vertreten. Meinungen außerhalb dieser Grenzen werden dann "unerträglich", womit dieses Attribut auch auf die Menschen übergeht die diese Vertreten.

Nuhr ist ein sehr schönes Beispiel dafür.
Skeptiker

Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Skeptiker »

Diestel hat geschrieben:(15 Nov 2019, 18:44)
Das hast du gut erkannt.
Danke für die Bestätigung, dass Du das genau so vertrittst.
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Selina
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

Ich finde die als "tugendhaft" beschriebenen Kommentare, die hier sehr rar sind, in jedem Falle interessanter als dieses ständige larmoyante Beklagen, man könne nicht mehr alles sagen. Es ist so oft zu lesen, was es ist, was man angeblich nicht mehr sagen kann, dass kaum noch ein ungesagter Rest bleibt. Wie ausgewickelte Schokolade. Oder besser: Ein abgelutschtes Bonbon. Reizlos.
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3x schwarzer Kater
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Selina hat geschrieben:(15 Nov 2019, 19:40)

. Es ist so oft zu lesen, was es ist, was man angeblich nicht mehr sagen kann, dass kaum noch ein ungesagter Rest bleibt. .
Ja, es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.
„Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.“ (Karl Valentin)
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Fliege
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Fliege »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(15 Nov 2019, 12:21)
Das ist eine Schlussfolgerung von dir, die sich aus dem Artikel so nicht rauslesen lässt.
Wie lautet deine Interpretation in dieser Sache?
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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3x schwarzer Kater
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von 3x schwarzer Kater »

Fliege hat geschrieben:(15 Nov 2019, 22:56)

Wie lautet deine Interpretation in dieser Sache?
Wieso sollte ich hier was interpretieren? Ich lese nur was dort steht.
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Fliege
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Fliege »

Selina hat geschrieben:(15 Nov 2019, 13:08)
Der Nuhr ist in den letzten Jahren in dieselbe Richtung gewandert wie Lengsfeld und co.
Was du sagst, höre ich gern, denn regierungshörige Kabarettisten und Kommentatoren braucht es nun wirklich nicht mehr in Deutschland.
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Selina
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

Fliege hat geschrieben:(15 Nov 2019, 23:06)

Was du sagst, höre ich gern, denn regierungshörige Kabarettisten und Kommentatoren braucht es nun wirklich nicht mehr in Deutschland.
"Regierungshörige Kabarettisten"? Wer bitte soll das sein?
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Stoner

Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

3x schwarzer Kater hat geschrieben:(15 Nov 2019, 19:45)

Ja, es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem.
Wenn dann wirklich jeder alles gesagt hat, gibt's noch immer die, die nichts verstanden haben. Davon abgesehen wird's auch immer weniger, was alle sagen - jedenfalls aus kulturpessimistischer Sicht. Der Optimist dagegen glaubt oft schon, es sei alles gesagt, wenn einer gesprochen hat, wie er selbst gesprochen haben würde.
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naddy
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von naddy »

Selina hat geschrieben:(15 Nov 2019, 23:12)

"Regierungshörige Kabarettisten"? Wer bitte soll das sein?
"Regierungshörig" ist etwas unglücklich gewählt, vielleicht kann der Autor das verbessern. Ich verstehe es so, dass die Aufgabe des Kabarettisten ist, den Zeitgeist aufs Korn zu nehmen. Denn nur so kann er dem Publikum einen Spiegel vorhalten und im günstigsten Fall zum Nachdenken über eigene Vorurteile, Macken und Einfältigkeiten bringen. Stattdessen haben sich die meisten aktuellen Matadoren darauf verlegt, sich besagtem Zeitgeist unterzuordnen und auf sichere Lacher beim Mainstreampublikum zu setzen. Vermutlich weil ihnen die Durchdringungstiefe abgeht.

Die Zeit der Kabarettisten von Format scheint langsam aber sicher zu Ende zu gehen. Dieter Hildebrandt ist tot, Georg Schramm hat sich zurückgezogen, übrig geblieben sind eine ganze Reihe von belanglosen Fuzzys und ein paar Einäugige unter den Blinden, wie beispielsweise der erwähnte Dieter Nuhr. Der kürzlich einen Shitstorm erlebte, weil er sich ein paar Witzchen über die Säulenheilige Greta erlaubt hatte. Nebst früheren Morddrohungen für seine Anmerkungen zum Islam. Dass durchaus vergleichbare Bemerkungen zum Christentum folgenlos blieben, verdanken wir wohl nur der hier durchgesetzten Trennung von Religion und Staat. Auch wenn es für Einige schier unerträglich ist: Sowas darf Kabarett nicht nur, das muß es sogar. Wenn es nicht zur Selbstaffirmationsinstanz für das politisch korrekte Bürgertum degenerieren will.

"Die Satire hat auszugraben, was das Pathos zugeschüttet hat." (Lec).
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
Stoner

Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

naddy hat geschrieben:(16 Nov 2019, 00:43)

"Regierungshörig" ist etwas unglücklich gewählt, vielleicht kann der Autor das verbessern. Ich verstehe es so, dass die Aufgabe des Kabarettisten ist, den Zeitgeist aufs Korn zu nehmen. Denn nur so kann er dem Publikum einen Spiegel vorhalten und im günstigsten Fall zum Nachdenken über eigene Vorurteile, Macken und Einfältigkeiten bringen. Stattdessen haben sich die meisten aktuellen Matadoren darauf verlegt, sich besagtem Zeitgeist unterzuordnen und auf sichere Lacher beim Mainstreampublikum zu setzen. Vermutlich weil ihnen die Durchdringungstiefe abgeht.

Die Zeit der Kabarettisten von Format scheint langsam aber sicher zu Ende zu gehen. Dieter Hildebrandt ist tot, Georg Schramm hat sich zurückgezogen, übrig geblieben sind eine ganze Reihe von belanglosen Fuzzys und ein paar Einäugige unter den Blinden, wie beispielsweise der erwähnte Dieter Nuhr. Der kürzlich einen Shitstorm erlebte, weil er sich ein paar Witzchen über die Säulenheilige Greta erlaubt hatte. Nebst früheren Morddrohungen für seine Anmerkungen zum Islam. Dass durchaus vergleichbare Bemerkungen zum Christentum folgenlos blieben, verdanken wir wohl nur der hier durchgesetzten Trennung von Religion und Staat. Auch wenn es für Einige schier unerträglich ist: Sowas darf Kabarett nicht nur, das muß es sogar. Wenn es nicht zur Selbstaffirmationsinstanz für das politisch korrekte Bürgertum degenerieren will.

"Die Satire hat auszugraben, was das Pathos zugeschüttet hat." (Lec).
:thumbup:

Ach, mit Lec überfordern Sie manchen hier :D
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Zunder
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Zunder »

"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen."
Karl Valentin

Er soll auch gesagt haben:
"Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische."
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Selina
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

naddy hat geschrieben:(16 Nov 2019, 00:43)

"Regierungshörig" ist etwas unglücklich gewählt, vielleicht kann der Autor das verbessern. Ich verstehe es so, dass die Aufgabe des Kabarettisten ist, den Zeitgeist aufs Korn zu nehmen. Denn nur so kann er dem Publikum einen Spiegel vorhalten und im günstigsten Fall zum Nachdenken über eigene Vorurteile, Macken und Einfältigkeiten bringen. Stattdessen haben sich die meisten aktuellen Matadoren darauf verlegt, sich besagtem Zeitgeist unterzuordnen und auf sichere Lacher beim Mainstreampublikum zu setzen. Vermutlich weil ihnen die Durchdringungstiefe abgeht.

Die Zeit der Kabarettisten von Format scheint langsam aber sicher zu Ende zu gehen. Dieter Hildebrandt ist tot, Georg Schramm hat sich zurückgezogen, übrig geblieben sind eine ganze Reihe von belanglosen Fuzzys und ein paar Einäugige unter den Blinden, wie beispielsweise der erwähnte Dieter Nuhr. Der kürzlich einen Shitstorm erlebte, weil er sich ein paar Witzchen über die Säulenheilige Greta erlaubt hatte. Nebst früheren Morddrohungen für seine Anmerkungen zum Islam. Dass durchaus vergleichbare Bemerkungen zum Christentum folgenlos blieben, verdanken wir wohl nur der hier durchgesetzten Trennung von Religion und Staat. Auch wenn es für Einige schier unerträglich ist: Sowas darf Kabarett nicht nur, das muß es sogar. Wenn es nicht zur Selbstaffirmationsinstanz für das politisch korrekte Bürgertum degenerieren will.

"Die Satire hat auszugraben, was das Pathos zugeschüttet hat." (Lec).
Satire hat linke Wurzeln und keine rechten. Es geht um Gesellschaftskritik. Was Rechtsaußen macht, hat mit wirklicher Gesellschaftskritik nichts zu tun. Diese Leute wollen einfach eine Diskursverschiebung in Richtung "man wird ja noch mal sagen dürfen". Sie stricken an ihrer merkwürdigen und durchschaubaren Legende nach dem Motto "die Deutungshoheit im Land muss endlich mal jemand beim Namen nennen". Es geht gegen Migranten, Klima-Aktivisten, Linke und "Linksgrünversiffte". Das hat mit Satire im herkömmlichen Sinne nichts zu tun. "Rechte Satire" ist genauso paradox wie der Begriff "Rechtsintellektuelle". Und mit Leuten im Parkett zu sitzen und sich mit denen zusammen auf die Schenkel vor Freude zu schlagen, die sich über Greta Thunberg und ihre Bewegung lustig machen, das fiele mir nicht im Traum ein. Da würde ich Ekelblasen kriegen, neben solch einem Publikum zu sitzen, das solch einem "Kabarettisten" zujubelt. Ist ja auch ein sehr überschaubarer Prozentsatz von Leuten, die Nuhr gut finden.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Skeptiker »

naddy hat geschrieben:(16 Nov 2019, 00:43)

"Regierungshörig" ist etwas unglücklich gewählt, vielleicht kann der Autor das verbessern. Ich verstehe es so, dass die Aufgabe des Kabarettisten ist, den Zeitgeist aufs Korn zu nehmen. Denn nur so kann er dem Publikum einen Spiegel vorhalten und im günstigsten Fall zum Nachdenken über eigene Vorurteile, Macken und Einfältigkeiten bringen. Stattdessen haben sich die meisten aktuellen Matadoren darauf verlegt, sich besagtem Zeitgeist unterzuordnen und auf sichere Lacher beim Mainstreampublikum zu setzen. Vermutlich weil ihnen die Durchdringungstiefe abgeht.

Die Zeit der Kabarettisten von Format scheint langsam aber sicher zu Ende zu gehen. Dieter Hildebrandt ist tot, Georg Schramm hat sich zurückgezogen, übrig geblieben sind eine ganze Reihe von belanglosen Fuzzys und ein paar Einäugige unter den Blinden, wie beispielsweise der erwähnte Dieter Nuhr. Der kürzlich einen Shitstorm erlebte, weil er sich ein paar Witzchen über die Säulenheilige Greta erlaubt hatte. Nebst früheren Morddrohungen für seine Anmerkungen zum Islam. Dass durchaus vergleichbare Bemerkungen zum Christentum folgenlos blieben, verdanken wir wohl nur der hier durchgesetzten Trennung von Religion und Staat. Auch wenn es für Einige schier unerträglich ist: Sowas darf Kabarett nicht nur, das muß es sogar. Wenn es nicht zur Selbstaffirmationsinstanz für das politisch korrekte Bürgertum degenerieren will.

"Die Satire hat auszugraben, was das Pathos zugeschüttet hat." (Lec).
Sehr gut auf den Punkt gebracht.

Es ist leider nicht verwunderlich, dass Selinas Antwort sinnbildlich besagt: „Alle Fahnen müssen rot sein. Sind sie nicht rot, sind sie keine Fahnen“
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Selina
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2019, 10:03)

Sehr gut auf den Punkt gebracht.

Es ist leider nicht verwunderlich, dass Selinas Antwort sinnbildlich besagt: „Alle Fahnen müssen rot sein. Sind sie nicht rot, sind sie keine Fahnen“
Nö. Sie dürfen gerne auch grün, violett, gelb, rosa und regenbogenfarben sein. Nur nicht braun. Das hatten wir schon mal.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 10:29)

Nö. Sie dürfen gerne auch grün, violett, gelb, rosa und regenbogenfarben sein. Nur nicht braun. Das hatten wir schon mal.
Ist Nuhr braun? Er ist bestimmt nicht grün, violett, gelb, rosa oder regenbogenfarben.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Ammianus »

Herr Obermeister, Verwahrraum 117 mit 12 Umerziehungszöglingen belegt.
Es meldet Umerziehungszögling Nuhr.
"Ich möchte an einem Ort sein, an dem es keine Politik gibt, keine Waffen, keine Religion."
Libanesin Anfang August 2020
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2019, 10:33)

Ist Nuhr braun? Er ist bestimmt nicht grün, violett, gelb, rosa oder regenbogenfarben.
Meine Antwort bezog sich auf deine Worte "Es ist leider nicht verwunderlich, dass Selinas Antwort sinnbildlich besagt: ,Alle Fahnen müssen rot sein. Sind sie nicht rot, sind sie keine Fahnen'" Und was diesen Nuhr anbelangt: Der macht eine Art bürgerliches Warenhaus-Kabarett nach dem Motto "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Mit Satire hat das nichts zu tun, höchstens mit Saturiertheit. Bekämpft wird, was nicht in die kleinkarierte heile Welt passt.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Tom Bombadil »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2019, 10:33)

Ist Nuhr braun?
Er ist zumindest nicht knallrot, also muss er ein böser Mensch sein. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit von linksaußen.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Skeptiker »

Tom Bombadil hat geschrieben:(16 Nov 2019, 10:54)

Er ist zumindest nicht knallrot, also muss er ein böser Mensch sein. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit von linksaußen.
Mir gruselt es bei der Vorstellung, man würde es „schaffen“, dass tatsächlich jemand, den irgendwer als „braun“ diffamiert, mundtot gemacht würde.

Wer braun ist, das entscheiden hier die Gerichte, und keine Gesinnungshilfstruppen, welche den Menschen vorschreiben wer was zu sagen oder zu denken hat. Mir scheint, dass manche sich nie so recht an dieses Prinzip gewöhnen konnten. Verbaler Lynchmob ist inakzeptabel.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Tom Bombadil »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2019, 11:14)

Mir gruselt es bei der Vorstellung, man würde es „schaffen“, dass tatsächlich jemand, den irgendwer als „braun“ diffamiert, mundtot gemacht würde.
Tja, dazu werden mittlerweile schwerste Geschütze aufgefahren und an der Shoah rumgefummelt, die Nazikeule alleine reicht schon nicht mehr.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2019, 11:14)

Mir gruselt es bei der Vorstellung, man würde es „schaffen“, dass tatsächlich jemand, den irgendwer als „braun“ diffamiert, mundtot gemacht würde.

Wer braun ist, das entscheiden hier die Gerichte, und keine Gesinnungshilfstruppen, welche den Menschen vorschreiben wer was zu sagen oder zu denken hat. Mir scheint, dass manche sich nie so recht an dieses Prinzip gewöhnen konnten. Verbaler Lynchmob ist inakzeptabel.
Nicht übertreiben! Ich habe Nuhr nicht als braun bezeichnet. Dieses Farben-Geplänkel hast du selbst eröffnet, indem du mir mit irgendeiner roten Fahne vor der Nase herumwedeltest :D

Zu Nuhr hab ich weiter oben das hier geschrieben:

Und was diesen Nuhr anbelangt: Der macht eine Art bürgerliches Warenhaus-Kabarett nach dem Motto "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Mit Satire hat das nichts zu tun, höchstens mit Saturiertheit. Bekämpft wird, was nicht in die kleinkarierte heile Welt passt.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von JJazzGold »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2019, 10:33)

Ist Nuhr braun? Er ist bestimmt nicht grün, violett, gelb, rosa oder regenbogenfarben.
Nein, er überspitzt, er fordert heraus, er ist anteilig sowohl Kabarettist, als auch Komiker und da er sprachgewandt ist, benötigt es manchmal einer Pause, bis das Publikum das Gesagte begreift. ;)
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Stoner

Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

JJazzGold hat geschrieben:(16 Nov 2019, 12:22)

Nein, er überspitzt, er fordert heraus, er ist anteilig sowohl Kabarettist, als auch Komiker und da er sprachgewandt ist, benötigt es manchmal einer Pause, bis das Publikum das Gesagte begreift. ;)
Ich habe mir gestern in der Mediathek das hier im Strang verlinkte Programm angesehen. Für sein Thema brauchte er dabei nicht einmal auf Komik zurückgreifen. Die Wirklichkeit übertrifft immer häufiger jede Komik - es ist ein Hase-Igel-Rennen, bei dem der Igel für die Realität steht. Der letale Ausgang für den Hasen ist bekannt, Ähnliches darf auch für Komik&Satire angenommen werden. Das Herz pumpt schon rasend.
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naddy
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von naddy »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 09:54)

Satire hat linke Wurzeln und keine rechten.
Kommt im politischen Kontext drauf an, wer gerade das Sagen hat. Da das im Nachkriegsdeutschland über Jahrzehnte die von Ex- und Nicht-Ex-Nazis durchsetzten Konservativen (heute: "Rechte") waren, siehe beispielsweise Hans Globke, ergab sich die Stoßrichtung von selbst. Grundsätzlich richtet sich Satire aber gegen jeden absoluten Wahrheitsanspruch, die sogenannten "Linken" sind also auch nicht sakrosant, wenn sie den erheben. Dazu noch ein Lec: "Spartakus wollte nicht die Abschaffung der Sklaverei, sondern die Umkehr der Herrschaftsverhältnisse" (ich hoffe aus dem Gedächtnis richtig zitiert).
Es geht um Gesellschaftskritik.
Auch. Deshalb hat sich der gerade zitierte Lec auch mit bissigen Kommentaren gegen die stalinistisch geprägte Meinungsdiktatur in seinem Herkunftsland Polen gewandt. Dazu gehört vor allem Eines: Viel Mut. Nebst einem scharfen Verstand.
Und mit Leuten im Parkett zu sitzen und sich mit denen zusammen auf die Schenkel vor Freude zu schlagen, die sich über Greta Thunberg und ihre Bewegung lustig machen, das fiele mir nicht im Traum ein. Da würde ich Ekelblasen kriegen...
Dein gutes Recht. Allerdings gibt es jede Menge Leute, denen Gleiches bei anderen Themen - beispielsweise religiösen - widerfährt. Denen kann man insgesamt nur raten solchen Veranstaltungen fernzubleiben - falls sie keinen ausgeprägten Hang zum Masochismus haben. Aber das hast du ja schon selber erkannt und die richtigen Konsequenzen daraus gezogen.

Zum Abschluß noch ein Lec: "Schont die Sockel wenn ihr die Denkmäler stürzt, sie werden noch gebraucht.".
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Skeptiker »

JJazzGold hat geschrieben:(16 Nov 2019, 12:22)

Nein, er überspitzt, er fordert heraus, er ist anteilig sowohl Kabarettist, als auch Komiker und da er sprachgewandt ist, benötigt es manchmal einer Pause, bis das Publikum das Gesagte begreift. ;)
Er geht dahin, wo es weh tut. In einem Fußballspiel von Demokraten gegen Totalitaristen, macht ihn das zu unserem besten Mann und dem schlimmsten Alptraum der ignoranten Verbieterfraktion.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

Kluger Kommentar zum Thema "Warum rechte Satire nicht funktionieren kann":

Ausschnitt:

In seinem soeben erschienen Buch »Satire ist nur ein Affe im Hirn« stellt der Kabarettist Henning Venske fest: »Im Gegensatz zur realen Politik sind für die Satire die Reichen, die Mächtigen und die Hierarchen Ziel und Opfer. Geschriebene und gespielte Satiren richten sich von ›unten links‹ gegen ›oben rechts‹.« Womit er meint: gegen Regierung, Machtapparate, Freiheitsbeschränkungen. Deswegen habe es noch nie »ein funktionierendes ›rechtes‹ Kabarett gegeben«: Das findet nämlich in der breiten Bevölkerung kein Publikum. Auch ein »Regierungskabarett« hält er für undenkbar… Funktionierende Satire müsste also immer in der aufklärerischen Tradition von Dieter Hildebrandt und Co. stehen. Aber was ist dann mit genanntem Dr. Pröbstl?

Oder nehmen wir den mittlerweile verbotenen Nazitrupp »Besseres Hannover«, der ebenfalls versuchte witzig zu sein. In Youtube-Videos ist ein »Abschiebär« zu sehen, ein Mensch in einem Bärenkostüm, der vermeintliche Ausländer in Dönerläden besucht oder in Parks anspricht. Dabei wünscht er ihnen offenbar »Gute Heimreise«, tanzt fröhlich um sie herum und zeigt den Hitlergruß. Dem normalen Betrachter erschließt sich kein Witz. Vermutlich wird er nicht einmal verstehen, was der Quatsch soll. Rechte lachen darüber, die Nazi-Gruppe gehörte zum NPD-Umfeld. Gerichtlich ist mittlerweile entschieden: Das ist keine Satire.

Satire, die nach Schwächeren tritt, funktioniert nicht

Der Berliner Kulturwissenschaftler Klaus Cäsar Zehrer hat mit einer Dissertation zur »Dialektik der Satire« promoviert. Er versucht zu erklären, wie Satire funktioniert. Seiner Meinung nach tritt Satire nie nach Schwächeren, also nie nach unten. Da ist er sich mit dem Kabarettisten Venske einig. Wer nach unten tritt, erledigt das Geschäft der Mächtigen, ist also ihr Handlanger oder Propagandist. Mit Satire hat das dann nichts mehr zu tun.

Oliver Maria Schmitt, jahrelanger Chefredakteur der »Titanic« sagt: »Satire hat keine Macht, daher ist es ihr einziger Zweck, Macht und Machtverhältnisse infrage zu stellen.« Aber Dr. Alfred Pröbstl kritisiert ja die Mächtigen und ihre »Ausländerpolitik«. Ist er also ein rechter Satiriker in bester Tradition? Ein genauer Blick zeigt, dass er und seine Zuhörer die Realität verdrehen. Obwohl demokratisch gewählt, haben die Herrschenden aus seiner Sicht (und der seiner ausländerfeindlichen Fangemeinde) das Volk entmachtet. Daraus folgt, dass die Volksvertreter immer gegen den Volkswillen handeln. Das entrechtete Volk muss sich nun gegen dieses Unrecht wehren. »Wir sind das Volk« meint »Wir sind die Macht!« Und: »Wir sind die Mehrheit und im Recht!« Ihre Sicht ist eine verschwörungstheoretische.


https://www.neues-deutschland.de/artike ... itzig.html
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
Skeptiker

Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Skeptiker »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 13:30)
Kluger Kommentar zum Thema "Warum rechte Satire nicht funktionieren kann":

Ausschnitt:

In seinem soeben erschienen Buch »Satire ist nur ein Affe im Hirn« stellt der Kabarettist Henning Venske fest: »Im Gegensatz zur realen Politik sind für die Satire die Reichen, die Mächtigen und die Hierarchen Ziel und Opfer. Geschriebene und gespielte Satiren richten sich von ›unten links‹ gegen ›oben rechts‹.« Womit er meint: gegen Regierung, Machtapparate, Freiheitsbeschränkungen. Deswegen habe es noch nie »ein funktionierendes ›rechtes‹ Kabarett gegeben«: Das findet nämlich in der breiten Bevölkerung kein Publikum. Auch ein »Regierungskabarett« hält er für undenkbar… Funktionierende Satire müsste also immer in der aufklärerischen Tradition von Dieter Hildebrandt und Co. stehen. Aber was ist dann mit genanntem Dr. Pröbstl?

Oder nehmen wir den mittlerweile verbotenen Nazitrupp »Besseres Hannover«, der ebenfalls versuchte witzig zu sein. In Youtube-Videos ist ein »Abschiebär« zu sehen, ein Mensch in einem Bärenkostüm, der vermeintliche Ausländer in Dönerläden besucht oder in Parks anspricht. Dabei wünscht er ihnen offenbar »Gute Heimreise«, tanzt fröhlich um sie herum und zeigt den Hitlergruß. Dem normalen Betrachter erschließt sich kein Witz. Vermutlich wird er nicht einmal verstehen, was der Quatsch soll. Rechte lachen darüber, die Nazi-Gruppe gehörte zum NPD-Umfeld. Gerichtlich ist mittlerweile entschieden: Das ist keine Satire.

Satire, die nach Schwächeren tritt, funktioniert nicht

Der Berliner Kulturwissenschaftler Klaus Cäsar Zehrer hat mit einer Dissertation zur »Dialektik der Satire« promoviert. Er versucht zu erklären, wie Satire funktioniert. Seiner Meinung nach tritt Satire nie nach Schwächeren, also nie nach unten. Da ist er sich mit dem Kabarettisten Venske einig. Wer nach unten tritt, erledigt das Geschäft der Mächtigen, ist also ihr Handlanger oder Propagandist. Mit Satire hat das dann nichts mehr zu tun.


https://www.neues-deutschland.de/artike ... itzig.html
Und zu gefühlt 100000. Mal der Versuch, völlig deplazierte Diffamierungen gegen Andersdenkende, wie Nuhr, zu rechtfertigen, indem man ihn suggestiv als Person in einen Topf mit Rechtsaußen schmeisst.

Wer verteidigt denn hier die genannten "humoristischen" Auswüchse irgendwelcher Hassideologen? Wieder und wieder und wieder, wirfst Du alles vollkommen undifferenziert durcheinander und bestätigst damit meine Argumentation, dass bestimmte Leute hier im Forum nicht in der Lage sind den kategorischen Imperativ auf sich selber anzuwenden. Jede eigene Verfehlung hat stets gute Gründe, ist zu sehen in einem größeren Kontext, ist niemals Ausdruck von primitivem Hass oder von totalitärer Gesinnung - nein, diese erkennt man nur bei den anderen. Da ist man dann auch nicht zimperlich und hält ungeniert mit Nazikeule drauf - kommt nicht so drauf an, trifft ja die Richtigen.

Die Gesellschaft versteht solches Verhalten immer besser und reift dadurch. Nach einer Phase der totalen Polarisierung wird irgendwann die Phase kommen, in der man die Extremisten zum Teufel wünscht und sich wieder auf freiheitliche, demokratische und tolerante Wurzeln besinnt. Ich sollte dieser Entwicklung gelassener entgegensehen - sie wird Personen wie Dich stark erschüttern, ich dagegen freue mich darauf. Dauerhaft lässt sich keine Gesellschaft den Mund verbieten und sich dann zynisch hinterherrufen, dass halt derjenige sich zu "benehmen" wisse, der endlich die Klappe hielte. Diese Gesinnung hat 89 einen mächtigen Tritt in den Arsch bekommen - manche haben den dennoch nie verstanden ... .
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Unité 1 »

odiug hat geschrieben:(25 Oct 2019, 18:45)

Eben!
Wenn ich sage, dass ich mich zu bestimmten Themen eher vorsichtig äußere, so tu ich das nicht, weil ich Zensur oder Kritik fürchte, sondern weil ich mir bewusst bin, dass manche Themen heikel sind, dass es da viele berechtigte Sensibilitäten gibt, die ich nicht unnötig verletzen will.
Das heißt beileibe nicht, dass ich mit meiner Meinung zurückhalten werde, sondern nur, dass ich nicht unbeabsichtigt provozieren will.
Das sollte eigentlich normal sein.
Das.
Und dass ich nicht mit jedem Klaus über alles diskutiere, manche Diskussionen will ich mir einfach nicht ans Bein binden.
Und dass "vorsichtig" viele Bedeutungen haben kann. Ich fahre auch vorsichtig. Im Sinne von umsichtig, nicht im Sinne von ängstlich.
Klar, es mag ein paar geben, die sich tatsächlich "eingeschüchtert" fühlen. Ich würde ja auch nicht im Fanblock von FC Energie Cottbus eine Diskussion über Rechtsextremismus im Fussball beginnen.

Für mich liest sich die Interpretation durch viele Foristen wie Wunschdenken: Sie wünschen, dass sich andere eingeschüchtert fühlen. Nicht persönlich, sondern um ein reales Argument für ihre gefühlte Realität zu erhalten. Anders lässt sich für mich schwer erklären, warum komplett ausgeblendet wird, was nicht in die eigene Deutung passt.
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Selina
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2019, 14:13)

Und zu gefühlt 100000. Mal der Versuch, völlig deplazierte Diffamierungen gegen Andersdenkende, wie Nuhr, zu rechtfertigen, indem man ihn suggestiv als Person in einen Topf mit Rechtsaußen schmeisst.

Wer verteidigt denn hier die genannten "humoristischen" Auswüchse irgendwelcher Hassideologen? Wieder und wieder und wieder, wirfst Du alles vollkommen undifferenziert durcheinander und bestätigst damit meine Argumentation, dass bestimmte Leute hier im Forum nicht in der Lage sind den kategorischen Imperativ auf sich selber anzuwenden. Jede eigene Verfehlung hat stets gute Gründe, ist zu sehen in einem größeren Kontext, ist niemals Ausdruck von primitivem Hass oder von totalitärer Gesinnung - nein, diese erkennt man nur bei den anderen. Da ist man dann auch nicht zimperlich und hält ungeniert mit Nazikeule drauf - kommt nicht so drauf an, trifft ja die Richtigen.

Die Gesellschaft versteht solches Verhalten immer besser und reift dadurch. Nach einer Phase der totalen Polarisierung wird irgendwann die Phase kommen, in der man die Extremisten zum Teufel wünscht und sich wieder auf freiheitliche, demokratische und tolerante Wurzeln besinnt. Ich sollte dieser Entwicklung gelassener entgegensehen - sie wird Personen wie Dich stark erschüttern, ich dagegen freue mich darauf. Dauerhaft lässt sich keine Gesellschaft den Mund verbieten und sich dann zynisch hinterherrufen, dass halt derjenige sich zu "benehmen" wisse, der endlich die Klappe hielte. Diese Gesinnung hat 89 einen mächtigen Tritt in den Arsch bekommen - manche haben den dennoch nie verstanden ... .
Niemand verbietet irgendjemandem den Mund. Das ist pure Dichtung, dass das geschehe. Kritik hat nichts mit Mund-Verbieten zu tun. Und ja, die tolerant, freiheitlich, liberal und demokratisch denkenden Menschen sind immer noch in der Mehrheit. Die brauchen keinerlei "Phasen", wie du sie dir wünschst. Hier ist immer noch alles in Ordnung und ausgeglichen. Und immer mehr vernünftige Menschen werden sich im Laufe der Zeit von den Pseudo-Ideen neurechten Ursprungs wieder verabschieden. Dann nämlich, wenn diese Höckes und co. endgültig ihre Masken fallen lassen.
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naddy
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von naddy »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 13:30)

Kluger Kommentar zum Thema "Warum rechte Satire nicht funktionieren kann":

Ausschnitt:

In seinem soeben erschienen Buch »Satire ist nur ein Affe im Hirn« stellt der Kabarettist Henning Venske fest: »Im Gegensatz zur realen Politik sind für die Satire die Reichen, die Mächtigen und die Hierarchen Ziel und Opfer.
Fehlen: Die ideologisch Verblendeten jedweder Couleur. Wie ich bereits erwähnt habe, wandte sich Lec mit seiner Satire gegen die stalinistische Meinungsdiktatur in seinem Herkunftsland. Ist das dann "rechts"?
Seiner Meinung nach tritt Satire nie nach Schwächeren, also nie nach unten. Da ist er sich mit dem Kabarettisten Venske einig.


Und die von Dir mit "Ekelblasen" so leidenschaftlich kritikimmunisierte "Greta" zählt dann aus deiner Sicht - trotz ihrer zig-millionen "Follower" - offenbar zu den "Schwächeren", oder? Merke: Die "Mächtigen" sind nicht zwingend die, welche ein politisches Amt bekleiden, das gilt spätestens und insbesondere im Internet-Zeitalter. Siehe Rezo. Außerdem "tritt" Satire nicht in irgendeine Richtung, sie deckt auf und demaskiert. Das Treten bleibt politischen Agitatoren überlassen.
Funktionierende Satire müsste also immer in der aufklärerischen Tradition von Dieter Hildebrandt und Co. stehen.
Ja, den erwähnte ich bereits. Aber wenn es dir aus dem Munde von Henning Venske besser gefällt: Auch gut.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 14:44)

Niemand verbietet irgendjemandem den Mund. Das ist pure Dichtung, dass das geschehe. Kritik hat nichts mit Mund-Verbieten zu tun. Und ja, die tolerant, freiheitlich, liberal und demokratisch denkenden Menschen sind immer noch in der Mehrheit. Die brauchen keinerlei "Phasen", wie du sie dir wünschst. Hier ist immer noch alles in Ordnung und ausgeglichen. Und immer mehr vernünftige Menschen werden sich im Laufe der Zeit von den Pseudo-Ideen neurechten Ursprungs wieder verabschieden. Dann nämlich, wenn diese Höckes und co. endgültig ihre Masken fallen lassen.
Zwei ähnliche Sätze: Niemand verbietet irgendwem ... Niemand hat die Absicht ...

Ob die toleranten, freiheitlichen, liberalen und demokratischen Menschen in der Mehrheit sind? Da möchte man lieber keine Probe aufs Exempel machen, das könnte böse enden.

Schön dagegen ist, dass alles in Ordnung und ausgeglichen ist - da darf man dann auf den Grafen Schulenburg und seine Sentenz von der Ruhe als erster Bürgerpflicht zurückgreifen. In diesem Sinne ist eben darauf zu achten, dass nur amtlich vorgegebene Melodien gepfiffen werden. Der neuteutonische Geist hat seine Heimat in der Volksmusik gefunden, wo's komplexer würde, begänne das Subversive.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 12:11)

Nicht übertreiben! Ich habe Nuhr nicht als braun bezeichnet. Dieses Farben-Geplänkel hast du selbst eröffnet, indem du mir mit irgendeiner roten Fahne vor der Nase herumwedeltest :D

Zu Nuhr hab ich weiter oben das hier geschrieben:

Und was diesen Nuhr anbelangt: Der macht eine Art bürgerliches Warenhaus-Kabarett nach dem Motto "Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen". Mit Satire hat das nichts zu tun, höchstens mit Saturiertheit. Bekämpft wird, was nicht in die kleinkarierte heile Welt passt.
Nun, schon vor hundert Jahren hat Erich Mühsam in eine ähnliche Kerbe wie Nuhr gehauen und sich seinerzeit in seinen "Unpolitischen Erinnerungen" vergleichbare Gedanken aus dem damals noch nicht-bürgerlichen Warenhaus geholt:
Heutzutage führen in bürgerlichen Häusern verliebte Mütter sorgfältig Tagebuch über die frühen Ausstrahlungen des unverkennbaren Genies ihres Lieblings. Der arglose Besucher freut sich an der natürlichen Aufgewecktheit des spielenden Kindes und bekommt plötzlich zu Kaffee und Kuchen eine Sturzflut noch nicht dagewesener Beobachtungen, Randbemerkungen, kritischer Betrachtungen, psychologischer Finessen, dazu stoßweise Zeichnungen, Gedichte und sonstige Wunderwerke des kleinen Phänomens serviert. Man glaubt dann wirklich, den großen Philosophen, Dichter, Maler oder Reformator der künftigen Menschheit vor sich zu sehen und läßt sich erst nach genossener Gastfreundschaft auf dem Nachhausewege von dem Gedanken ernüchtern, daß, seit das Buchführen über die geistigen Emanationen der Kinder in Mode geraten ist, reichlich viele latente Genies auf den Tummelplätzen der öffentlichen Anlagen aus Sand Kuchen backen.
Ganz neu ist also nicht, was Nuhr in etwas verschärfterer Form vortrug.

Fragt sich nun, inwiefern es heute etwas geben könnte, was nicht im bürgerlichen Warenhaus zu finden wäre? Wie sieht denn ein nicht-bürgerliches Warenhaus aus? Schließlich gibt's ja sogar schon Gretas Panik in diesem bürgerlichen Warenhaus, das noch den subversiven Gedanken seiner Abschaffung erfolgreich zu einem Geschäftsmodell entwickelt hat - ja sogar links-reaktionäres Spießertum im Sortiment führt.
Zuletzt geändert von Stoner am Sa 16. Nov 2019, 17:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

MäckIntaier hat geschrieben:(16 Nov 2019, 16:41)

Zwei ähnliche Sätze: Niemand verbietet irgendwem ... Niemand hat die Absicht ...

Ob die toleranten, freiheitlichen, liberalen und demokratischen Menschen in der Mehrheit sind? Da möchte man lieber keine Probe aufs Exempel machen, das könnte böse enden.

Schön dagegen ist, dass alles in Ordnung und ausgeglichen ist - da darf man dann auf den Grafen Schulenburg und seine Sentenz von der Ruhe als erster Bürgerpflicht zurückgreifen. In diesem Sinne ist eben darauf zu achten, dass nur amtlich vorgegebene Melodien gepfiffen werden. Der neuteutonische Geist hat seine Heimat in der Volksmusik gefunden, wo's komplexer würde, begänne das Subversive.
Nun mal Butter bei die Fische: Welche "amtlich vorgegebenen Melodien" meinen Sie? Welche Aussagen sind Ihrer Meinung nach "komplexer" und damit "subversiv" in den Augen der anderen und dürfen angeblich nicht mehr öffentlich geäußert werden?
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 17:06)

Nun mal Butter bei die Fische: Welche "amtlich vorgegebenen Melodien" meinen Sie? Welche Aussagen sind Ihrer Meinung nach "komplexer" und damit "subversiv" in den Augen der anderen und dürfen angeblich nicht mehr öffentlich geäußert werden?
Hatte ich behauptet, es dürfe etwas nicht mehr geäußert werden? Lesen Sie noch einmal, was da steht.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

MäckIntaier hat geschrieben:(16 Nov 2019, 17:09)

Hatte ich behauptet, es dürfe etwas nicht mehr geäußert werden? Lesen Sie noch einmal, was da steht.
Noch mal: Welche "amtlich vorgegebenen Melodien" meinen Sie? Welche Aussagen sind Ihrer Meinung nach "komplexer" und damit "subversiv" in den Augen der anderen?
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 17:30)

Noch mal: Welche "amtlich vorgegebenen Melodien" meinen Sie? Welche Aussagen sind Ihrer Meinung nach "komplexer" und damit "subversiv" in den Augen der anderen?
Irgendwie scheint Sie schon der bloße Gedanke, es könnte nicht, wie Sie das ausdrücken, »alles in Ordnung und ausgeglichen« sein, furchtbar zu beunruhigen, weil er die Grenzen der Ordnung, wie Sie sie verstehen, überschreitet. So groß ist die Beunruhigung, dass Sie außerstande sind, den puer robustus in seinen sehr unterschiedlichen Formen wahrzunehmen, dass plötzlich Satire doch nicht mehr alles darf und sich stattdessen ihre Legitimation von einem in Ihrer Diktion längst überalterten weißen Mann (Venske) und einem Kulturwissenschaftler - ausgerechnet Sie führen diese hochverdächtige Spezies ins Feld - "amtlich" bestätigen lassen muss.

Sie wissen schon, warum Mystiker so unbeliebt in allen Buchreligionen sind?
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Keoma »

Manche lachen halt nur dann, wenn Witze über die AfD gemacht werden.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

MäckIntaier hat geschrieben:(16 Nov 2019, 19:26)

Irgendwie scheint Sie schon der bloße Gedanke, es könnte nicht, wie Sie das ausdrücken, »alles in Ordnung und ausgeglichen« sein, furchtbar zu beunruhigen, weil er die Grenzen der Ordnung, wie Sie sie verstehen, überschreitet. So groß ist die Beunruhigung, dass Sie außerstande sind, den puer robustus in seinen sehr unterschiedlichen Formen wahrzunehmen, dass plötzlich Satire doch nicht mehr alles darf und sich stattdessen ihre Legitimation von einem in Ihrer Diktion längst überalterten weißen Mann (Venske) und einem Kulturwissenschaftler - ausgerechnet Sie führen diese hochverdächtige Spezies ins Feld - "amtlich" bestätigen lassen muss.

Sie wissen schon, warum Mystiker so unbeliebt in allen Buchreligionen sind?
Was haben Sie nur? Mich beunruhigt hier überhaupt nichts. Satire darf so gut wie alles, nur nicht menschenfeindlich (z. B. rassistisch, xenophob, behindertenfeindlich etcpp) sein. Warum wohl gibt es so viele Klagen gegen frauen-, schwulen- und ausländerfeindliche so genannte Satire so genannter Kabarettisten? Alles irgendwie aus einer Laune heraus "beunruhigte" Leute, die sich in ungerechtfertigter Weise angegriffen fühlen? Oder die keinen Humor haben? In Deutschland gibt es leider nicht viel gutes Kabarett, schon gar nicht im Fernsehen. Wenn schon, dann auf der Bühne vereinzelt, ohne TV-Präsenz. Und der erwähnte Herr gehört halt nicht zu den Guten, weder "technisch" noch inhaltlich. Der hat seine Claquere, mehr nicht. Das ist bei dem im Laufe der Jahre auch eher schlechter geworden statt besser.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 19:43)

Was haben Sie nur? Mich beunruhigt hier überhaupt nichts. Satire darf so gut wie alles, nur nicht menschenfeindlich (z. B. rassistisch, xenophob, behindertenfeindlich etcpp) sein. Warum wohl gibt es so viele Klagen gegen frauen-, schwulen- und ausländerfeindliche so genannte Satire so genannter Kabarettisten? Alles irgendwie aus einer Laune heraus "beunruhigte" Leute, die sich in ungerechtfertigter Weise angegriffen fühlen? Oder die keinen Humor haben? In Deutschland gibt es leider nicht viel gutes Kabarett, schon gar nicht im Fernsehen. Wenn schon, dann auf der Bühne vereinzelt, ohne TV-Präsenz. Und der erwähnte Herr gehört halt nicht zu den Guten, weder "technisch" noch inhaltlich. Der hat seine Claquere, mehr nicht. Das ist bei dem im Laufe der Jahre auch eher schlechter geworden statt besser.
Das kann man überwiegend so stehen lassen, denn es ist eine eindrucksvolle Selbst- und Wirklichkeitsanzeige. Auch auf die Gefahr hin, fälschlicherweise als Nuhrianer zu laufen: Ein blinder Bekloppter muss halt doch Pilot werden können. Weil's weder lustig ist noch falsch sein darf.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von naddy »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 17:30)

Noch mal: Welche "amtlich vorgegebenen Melodien" meinen Sie? Welche Aussagen sind Ihrer Meinung nach "komplexer" und damit "subversiv" in den Augen der anderen?
Wenn ich - unberufenerweise - mal in die Bresche springen darf?

Wann ist beispielsweise das sehr subjektive Gefühl "Haß" zu einem strafrechtlich relevanten, objektivierbaren Sachverhalt mutiert? Wer entscheidet, was "Haß" ist? Die Regierung? Die moralisch Integren? Und resultiert daraus eine Verpflichtung zur "Liebe"? "Hassen" nur "Rechte"? Oder finden sich in der Diskreditierung nicht geteilter Meinungen durch permanent wiederholte Begrifflichkeiten wie "neurechts" nicht auch schon Spuren von "Haß", wenn auch nur in homöopathischer Dosierung?

Die immer schon "amtlich vorgegebene Melodie" lautet: Auf dem einmal identifizierten "Feind" darf man nach Belieben herumtrampeln, der verliert alle Rechte. Das waren bei den Nazis die Juden, bei den Islamisten sind es die Ungläubigen und bei den Linken eben die "Neurechten". Falls die AfD weiter hinzugewinnt, werden es demnächst dann wohl die "Altlinken" sein. Höchste Zeit, endlich Diffamierung, Agitation, Propaganda und Demagogie durch vernünftigen Diskurs zu ersetzen. Meinst du nicht auch?
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

MäckIntaier hat geschrieben:(16 Nov 2019, 19:50)

Das kann man überwiegend so stehen lassen, denn es ist eine eindrucksvolle Selbst- und Wirklichkeitsanzeige. Auch auf die Gefahr hin, fälschlicherweise als Nuhrianer zu laufen: Ein blinder Bekloppter muss halt doch Pilot werden können. Weil's weder lustig ist noch falsch sein darf.
Ja, das kann man so stehenlassen als "eindrucksvolle Selbst- und Wirklichkeitsanzeige". Und: Ich finde das sehr lustig. Ich sehe den Ohrensessel, die karierten Pantoffeln und die Krachlederne mit dem fein gestickten Spruch "Gsund samma" förmlich vor mir.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Selina »

naddy hat geschrieben:(16 Nov 2019, 20:00)

Wenn ich - unberufenerweise - mal in die Bresche springen darf?

Wann ist beispielsweise das sehr subjektive Gefühl "Haß" zu einem strafrechtlich relevanten, objektivierbaren Sachverhalt mutiert? Wer entscheidet, was "Haß" ist? Die Regierung? Die moralisch Integren? Und resultiert daraus eine Verpflichtung zur "Liebe"? "Hassen" nur "Rechte"? Oder finden sich in der Diskreditierung nicht geteilter Meinungen durch permanent wiederholte Begrifflichkeiten wie "neurechts" nicht auch schon Spuren von "Haß", wenn auch nur in homöopathischer Dosierung?

Die immer schon "amtlich vorgegebene Melodie" lautet: Auf dem einmal identifizierten "Feind" darf man nach Belieben herumtrampeln, der verliert alle Rechte. Das waren bei den Nazis die Juden, bei den Islamisten sind es die Ungläubigen und bei den Linken eben die "Neurechten". Falls die AfD weiter hinzugewinnt, werden es demnächst dann wohl die "Altlinken" sein. Höchste Zeit, endlich Diffamierung, Agitation, Propaganda und Demagogie durch vernünftigen Diskurs zu ersetzen. Meinst du nicht auch?
Ich gestatte mir zu korrigieren: Bei den Demokraten von Rot über Rosa und Grün bis Gelb und Schwarz sinds "eben die Neurechten". Kleiner aber feiner Unterschied :D
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Stoner »

naddy hat geschrieben:(16 Nov 2019, 20:00)

Wenn ich - unberufenerweise - mal in die Bresche springen darf?

Wann ist beispielsweise das sehr subjektive Gefühl "Haß" zu einem strafrechtlich relevanten, objektivierbaren Sachverhalt mutiert? Wer entscheidet, was "Haß" ist? Die Regierung? Die moralisch Integren? Und resultiert daraus eine Verpflichtung zur "Liebe"? "Hassen" nur "Rechte"? Oder finden sich in der Diskreditierung nicht geteilter Meinungen durch permanent wiederholte Begrifflichkeiten wie "neurechts" nicht auch schon Spuren von "Haß", wenn auch nur in homöopathischer Dosierung?

Die immer schon "amtlich vorgegebene Melodie" lautet: Auf dem einmal identifizierten "Feind" darf man nach Belieben herumtrampeln, der verliert alle Rechte. Das waren bei den Nazis die Juden, bei den Islamisten sind es die Ungläubigen und bei den Linken eben die "Neurechten". Falls die AfD weiter hinzugewinnt, werden es demnächst dann wohl die "Altlinken" sein. Höchste Zeit, endlich Diffamierung, Agitation, Propaganda und Demagogie durch vernünftigen Diskurs zu ersetzen. Meinst du nicht auch?
Hobbes hatte sich über den puer robustus ja unmissverständlich geäußert, ein Dialog war da nicht mehr nötig.

Für linke Hobbesianer und Schmittianer (die sind das oft mehr unbewusst), gilt das einschränkungslos. Anders gesprochen: Im Grunde genommen ist auch für den bürgerlich kostümierten Neu-Neu-Linken jede anarchische Form unterschiedslos noch immer jener Trotzkismus, der dann, wenn auch unter neuen Begriffen, auf jeden angewandt werden darf, der als puer robustus daherkommt, sich also dem amtlich erwünschten Jargon verweigert. Das gilt, wie gelesen, auch im Satirischen, wo Satire natürlich alles darf, was amtlich genehm ist und den Richtigen wehtut. Und wer die Richtigen von den Falschen unterscheidet? Wer auf Seite der Richtigen steht.

Wenn die Wirklichkeit Satire überholt, wäre es dann nicht besser, aus Entlastungs- und Humorgründen im Satirischen zu verharren? Ein falsches Leben im falschen zu führen statt ein richtiges im richtigen?
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Bolero »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 13:30)

Kluger Kommentar zum Thema "Warum rechte Satire nicht funktionieren kann":

https://www.neues-deutschland.de/artike ... itzig.html
Welch ein linksversifftes Drecksblatt!!!
Deine Stammlektüre, was? ;)
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von naddy »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 20:04)

Ja, das kann man so stehenlassen als "eindrucksvolle Selbst- und Wirklichkeitsanzeige". Und: Ich finde das sehr lustig. Ich sehe den Ohrensessel, die karierten Pantoffeln und die Krachlederne mit dem fein gestickten Spruch "Gsund samma" förmlich vor mir.
Oh, neue Zielgruppe fürs "haten"? Hoffentlich erkrankt die ob deines Humors nicht an "Ekelblasen".
Ich gestatte mir zu korrigieren: Bei den Demokraten von Rot über Rosa und Grün bis Gelb und Schwarz sinds "eben die Neurechten".
Ich sehe, du hast die "amtlich vorgegebene Melodie" verinnerlicht. Ich habe allerdings noch nie von einem konservativen CDU/CSU-ler das Wort "Neurechte" gehört, wahrscheinlich weil es sich bei denen gewöhnlich um "Altrechte" handelt. Besonders bei CSU-lern dürfte übrigens dein Spott über "karierte Pantoffeln" und "Krachlederne" denkbar schlecht ankommen. Aber die hatten ja immer schon Probleme mit dem Demokratieverständnis der "Roten". Und erst die FDP! Aber schön für dich, dass du dich trotzdem mit Allen in einem Boot wähnst. Der identifizierte Außenfeind schweißt halt eine gewisse Zeit zusammen, das wußte schon Hitler und die GRÜNEN und LINKEN haben es auch erfahren, als sie in den Bundestag einzogen. Meine Prognose: Nach Ablauf einer gewissen Schamfrist wird die CDU/CSU aus reiner Not mit der AfD koalieren, schon heute gibt es ja erste zarte Ansätze indem es nicht mehr Tabu ist, zwischen Meuthen und Höcke zu differenzieren. Der völlig Verstrahlten wird sich die AfD auf Dauer entledigen, genauso wie sich die LINKEN erst von ihren SED-Altkadern verabschieden mußten um salonfähig zu werden. Und siehe da, inzwischen taugt Ramelow sogar zum Ministerpräsidenten. Und dann? Ja dann mußt du dir entweder eine neue Zielgruppe zum "haten" suchen, oder dich sachlich und argumentativ mit Politik auseinandersetzen. Nach meinem bisherigen Eindruck wird dir das Erstere leichter fallen.
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von Fliege »

Skeptiker hat geschrieben:(16 Nov 2019, 12:55)
Er geht dahin, wo es weh tut. In einem Fußballspiel von Demokraten gegen Totalitaristen, macht ihn das zu unserem besten Mann und dem schlimmsten Alptraum der ignoranten Verbieterfraktion.
Um in deinem Gleichnis zu bleiben: Totalitaristen versuchen die Schiedsrichter dahingehend zu manipulieren, dass von Demokraten geschossene Tore nicht mehr als Tore gezählt werden. (Das geschieht derzeit verstärkt an Universitäten, um dort die Meinungsfreiheit einzuschränken bis auszuschalten.)
"Unsere Erde ist vielleicht ein Weibchen." – "Da der Mensch toll werden kann, so sehe ich nicht ein, warum es ein Weltsystem nicht auch werden kann" (Georg Christoph Lichtenberg).
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Re: Mehrheit der Deutschen äußert sich in der Öffentlichkeit nur vorsichtig

Beitrag von McKnee »

Selina hat geschrieben:(16 Nov 2019, 09:54)

Satire hat linke Wurzeln und keine rechten.
Satire hat ihre Wurzel da, wo es diese Differenzierung in der Art nicht gab.

Es gibt also keinen Satiriker, der rechts der Mitte steht?
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

.....er wusste es :D
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