Unternehmungen in Entwicklungsländer

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Dridulino

Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Dridulino »

Hallo zusammen

Gerne möchte ich Eure Meinung wissen, welche Schwierigkeiten es geben könnte, bei der Errichtung einer straff geführten und zugleich qualitativ hochwertigen Produktion in einem Entwicklungsland.
Hierbei ist sicherlich interessant zu untersuchen, wieso in Mitteleuropa das Qualitäts- bzw. Verantwortungsbewusstsein sehr hoch ist, was man hingegen von den Entwicklungsländern nicht behaupten kann.
Bitte beachtet folgende Punkte bei Eurer Ansicht, die jeweilig Ergänzt werden können.

- Kultur
- Religion
- Mentalität
- Ausbildungsstand
- Verantwortungsbewusstsein / Qualitätsverständnis
- Weltverständnis
- Einstellung zu Arbeit
- Disziplin und Gehorsamkeit
- Sorgfalt

Rein hypothetisch müsste es möglich sein, in jedem Land eine „x-beliebige Produktion“ aufzustellen. Leider ist es in der Praxis leider mehrheitlich nicht der Fall.
Was wären Eure Vorschläge, wie man die Probleme beheben könnte, damit ein Unternehmen auch in einem Entwicklungsland funktionieren könnte? Oder stimmt die alte These, dass die Menschen arbeitsscheu sind und zur Arbeit gezwungen werden müssen?

Ich freue mich von Eurer Meinung zu hören und hoffe auf spannende Diskussionen.

Freundliche Grüsse

Dridulino
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Tom Bombadil
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Tom Bombadil »

Das klingt sehr nach Hausaufgaben :D
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Maikel
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Maikel »

Die von dir genannten Punkte beziehen sich hauptsächlich auf die Mitarbeiter.
Mir fällt zusätzlich z.B. die unsichere Stromversorgung in vielen Gebieten Afrikas ein.

Ich habe für einige Projekte Geld gegeben, die für dortige Unternehmen, Schulen und Privathaushalte Solaranlagen anbieten und aufstellen, um eine Stromversorgung unabhängig vom unzuverlässigen öffentlichen Stromnetz (falls überhaupt vorhanden) zu gewährleisten.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
Dridulino

Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Dridulino »

Zur Info:
Nein, es sind keine Hausaufgaben. Ich bin 27 Jahre alt und in einem Anstellungsverhältnis.

Es geht hier um die Sozialen Unterschiede. Interessante Ansätze, wieso sich gewisse Gesellschaften in die eine, und andere in die andere entwickeln.
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Maltrino
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Maltrino »

Tom Bombadil hat geschrieben:(27 Nov 2018, 17:29)

Das klingt sehr nach Hausaufgaben :D
Aber dafür ist ein Forum doch da, dass man dumme Fragen stellt, die man auch selber beantworten können müsste, aber warum schwer wenn es auch spaßig geht, mit kostenloser Unterhaltung....

Dridulino hat geschrieben:(27 Nov 2018, 17:25)

[*]
Hierbei ist sicherlich interessant zu untersuchen, wieso in Mitteleuropa das Qualitäts- bzw. Verantwortungsbewusstsein sehr hoch ist, was man hingegen von den Entwicklungsländern nicht behaupten kann.
Bitte beachtet folgende Punkte bei Eurer Ansicht, die jeweilig Ergänzt werden können.

- Kultur
- Religion
- Mentalität
- Ausbildungsstand
- Verantwortungsbewusstsein / Qualitätsverständnis
- Weltverständnis
- Einstellung zu Arbeit
- Disziplin und Gehorsamkeit
- Sorgfalt
[*]
Also ganz offensichtlich gibt es sogar in den selben Familien und innerhalb derselben Länder Unterschiede in der "Mentalität" und "Kultur"... Hierauf möchte ich nicht eingehen, aber ich möchte einen Punkt nennen, der auf den ersten Blick vielleicht heikel erscheint, aber... Ich fang einfach mal an:

Rein subjektiv ist mir aufgefallen, dass Menschen in Ländern in denen das Leben und die Natur "hart" ist, dass die nicht so viel Jammern, so wie wir Deutschen und Europäer. Man betrachte zum Beispiel einige Szenen aus diesen Videos über die "Sentinelesen" als die "Weißen" ihnen Kokusnüsse zuwarfen. Auffällig: Einer Frau wird (aus Versehen) eine Kokusnuss an den Kopf geworden. Man hört aus dem Hintergrund besorgte Rufe weil die Weißen denken sie haben jetzt einen Krieg ausgelöst. Aber nichts da. Die Frau sammelt weiter die Nüsse ein als wäre nichts passiert. Ist ja auch nichts. Eine große Frucht ist auf den Kopf gefallen, so wie es wahrscheinlich jeden Tag im Wald passiert. Anderes Beispiel: In bestimmten Gegenden in Zentralasien da gibt es Leute deren Vorfahren seid Jahrtausenden da leben obwohl es im Winter sehr kalt ist. Die beschweren sich nicht wegen Kälte, nicht wegen Regen, nicht wegen Sonne und wenn da eine Frau mit dem Baby auf dem Arm im Auto mitfährt und ein Schlagloch die ganzen Insassen an die Wagendecke schmeißt, dann wird nur gelacht. Fazit: Jemand der ein hartes Leben gewohnt ist, der Jammert nicht darüber. Das ist natürlich etwas total positives, da diese Menschen so hart sind, dass sie die harte Natur überleben und auch einigermaßen glücklich die harten Umstände beurteilen, aber das negative: Sie haben keinen Antrieb die Situation zu verbessern, da sie es nicht als so schlimm empfinden. Der "mangelnde Antrieb" die Situation zu verbessern ist also eigentlich in der Stärke dieser Menschen begründet.

Anders hingegen wenn Europäer in solche Gegenden kommen. Die sind sowas nicht gewohnt und jammern sofort, deshalb wollen sie alles besser machen. Siehe auch Amerika: Die Indianer waren die Natur gewöhnt und haben noch "im Einklang" mit ihr gelebt. Die Weißen haben natürlich sofort Häuser und Schutz vor der Witterung gebraucht.

Ich weiß nicht ob es exakt das ist was du meinst, aber ich glaube oft ist es wichtig zu erkennen, dass das was wir zum Beispiel als "fehlende Sorgfalt" wahrnehmen, dass das in Wirklichkeit ein Zeichen der Stärke ist. Außerdem: "Sorgfalt" muss man sich auch leisten können. Wenn ich zum Beispiel einen Menschen in der Wüste habe, der es gewohnt ist 500 km zum Markt zu fahren, dann auf dem Markt etwas kaufen muss und dann 500km zurück zu seiner Familie... Dann ist wichtig, dass er ankommt, dass er halbwegs die Sachen kriegt die er braucht, und dass er überlebt und zurückkommt. "Sorgfalt" wäre da oft sogar lebensbedrohlich. Man muss sich auf das Konzentrieren was wirklich wichtig ist. Und wenn das Auto wackelt und Kratzer hat, aber fährt, dann ist das ok. Wenn der Typ aber in der Wüste, 250 km vom nächsten Wasser entfernt, anhalten würde und "sorgfältig" dem Wackeln auf der Spur sein würde... Dann würde er sterben.

Es gibt sicherlich ganz viele Aspekte, auch ist es sicherlich ein Unterschied ob die Menschen im "Paradies" oder in "harter Natur" leben, aber ich glaube wirklich dass häufig übersehen wird, dass diese typische europäische "Sorgfalt" auch ein Zeichen von Schwäche ist, die zwar dazu geführt hat, dass wir glatte Straßen und Plastik ohne Weichmacher (weil gefährlich!!!) haben, die aber eigentlich nur zustande kommt weil wir Jammern.
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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jack000
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von jack000 »

Maikel hat geschrieben:(27 Nov 2018, 18:16)

Die von dir genannten Punkte beziehen sich hauptsächlich auf die Mitarbeiter.
Mir fällt zusätzlich z.B. die unsichere Stromversorgung in vielen Gebieten Afrikas ein.
Das und auch noch andere Sachen wo es fehlt:
- Verkehrsinfrastruktur
- Materialverfügbarkeit
- Fachkräftemangel (=Wer repariert die hochwertige Produktionsmaschine?)
- ggf. regionale Konflikte/Kriminalität
- Unattraktivität der Lebensumgebung (Für den Austausch weltweit müssen ja MA der Mutterfirma vor Ort sein)
- Unzuverlässigkeit/Korruption von Behörden
- Mangelnde Rechtssicherheit
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Maltrino
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Maltrino »

Hier auch ein interessanter Artikel, wo es zwar nicht um Entwicklungsländer geht, aber trotzdem:

https://www.deutschlandfunk.de/andere-l ... _id=116731

Zitat: "„Die Tschechen waren in der Vergangenheit darauf angewiesen, dass sie in einer kritischen Situation aus wenigen Mitteln das beste machen, das ist die kommunistische Erfahrung. Die hat sich tief eingebrannt und viele sind stolz auf ihr Improvisationstalent. Wenn sie jetzt in einer deutschen Firma ein Problem schnell und unbürokratisch lösen, können sie einfach nicht verstehen, dass der Chef sie nachher dafür kritisiert. Sie sehen nicht, dass die deutschen Firmen schon historisch stärker auf Standards und feste Regeln achten.“"

Was also wenn in einer Fabrik das Dach ein Loch hat? Nach der oben beschriebenen Arbeitsmentalität würde man vielleicht Socke und Kaufummi nehmen, das Loch abdichten und schnell weiterarbeiten. Dass es nun aber eine "bessere Arbeitsmentalität" ist wenn eine ordentliche Meldung macht, den Betrieb stilllegt und erstmal 4 Monate das Dach neu deckt bevor man weiterarbeitet, das muss man auch erstmal wissen. Man muss also auch wissen was das Ziel ist. Ist das Ziel den Plan zu erfüllen, der vorsieht morgen fertig zu sein, so dass hingewurschtelt wird, oder ist das Ziel Perfektion, auch wenn das bedeutet, dass man erst in 5 Monaten fertig ist? Also ich finde das ist ein schwieriges Thema. Vielleicht sollte der Fragesteller mal sagen was er denn wirklich "bemängelt".
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Tom Bombadil
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Tom Bombadil »

jack000 hat geschrieben:(27 Nov 2018, 19:40)

- Mangelnde Rechtssicherheit
Das ist imho der Kernpunkt.
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Maltrino
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Maltrino »

Ich schreib hier einfach mal weiter meine Gedanken hin solange bis jemand drauf eingeht...
jack000 hat geschrieben:(27 Nov 2018, 19:40)

[*]
- Mangelnde Rechtssicherheit
Auch dies muss nicht unbedingt mit "Faulheit" zu tun haben. Wenn mit "Rechtssicherheit" sowas wie "Beständigkeit" gemeint ist, dann kann es zum Beispiel so sein, dass eine "Übereifrigkeit" der örtlichen Behörden eher Investoren vertreiben kann. Beispiel: In einem rohstoffreichen Land wird ein Gesetz erlassen, dass nur einheimische Firmen schürfen dürfen. Kurz danach erkennt man den Fehler und ändert das Gesetz, so dass der Markt wieder offen ist. In der Mentalität vor Ort kann dieses schneller Reagieren vielleicht sogar angesehen sein. Aber aus westlicher Sicht wirkt es "unstetig". Wenn zur "Rechtssicherheit" vor allem "Beständigkeit" gehört, dann gehört dazu offenbar auch, dass man selbst schlechte Gesetze mal ein paar Jahrzehnte so lässt, damit "die Wirtschaft" sich darauf einstellen kann. Sowas muss man natürlich auch erstmal wissen... Ich warne nur davor vorschnell irgendwas von "Die arbeiten zu wenig" in den Raum zu werfen. Wenn man die hektische Betriebsamkeit in manchen Entwicklungsländern sich ansieht und dem dann einen sturen norddeutschen Kaufmann gegenüberstellt, der irgendwas von "Ruhe, Gelassenheit, Ordnung" faselt, aber tausendmal mehr Umsatz hat als ein herumwuselnder Händler auf dem Markt in Marokko...
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jack000
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von jack000 »

Maltrino hat geschrieben:(27 Nov 2018, 20:07)
Auch dies muss nicht unbedingt mit "Faulheit" zu tun haben.
Habe ich ja auch nicht behauptet.
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von streicher »

Dridulino hat geschrieben:(27 Nov 2018, 17:25)

- Kultur
- Religion
- Mentalität
- Ausbildungsstand
- Verantwortungsbewusstsein / Qualitätsverständnis
- Weltverständnis
- Einstellung zu Arbeit
- Disziplin und Gehorsamkeit
- Sorgfalt

Rein hypothetisch müsste es möglich sein, in jedem Land eine „x-beliebige Produktion“ aufzustellen. Leider ist es in der Praxis leider mehrheitlich nicht der Fall.
Was wären Eure Vorschläge, wie man die Probleme beheben könnte, damit ein Unternehmen auch in einem Entwicklungsland funktionieren könnte? Oder stimmt die alte These, dass die Menschen arbeitsscheu sind und zur Arbeit gezwungen werden müssen?
Ich würde erstmal fragen, warum eine bestimmt Produktion überhaupt aufgestellt werden sollte. Vielleicht ist man vor Ort schon zufrieden, wenn die eigene Landwirtschaft wieder funktioniert und das Land aufgrünt und man die eigenen Maschinen selbst basteln und erhalten kann. Vielleicht braucht es keine globale Marktanbindung.
Die Zukunft ist Geschichte.
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Maltrino
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Maltrino »

streicher hat geschrieben:(04 Dec 2018, 20:40)

Ich würde erstmal fragen, warum eine bestimmt Produktion überhaupt aufgestellt werden sollte. [*]
Tja, das würden wir wohl alle gerne wissen, leider kommt ja keine Rückmeldung mehr vom Fragesteller, obwohl das Thema sicher interessant ist.
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von imp »

Man stellt da her, wo es günstig geht. Kleine Hersteller werden vermutlich sich da ansiedeln wo der chef seinen lebensmittelpunkt hat. Ab einer gewissen Größe kann es auch funktionieren, die Produktion von anderen Geschäftsabläufen zu trennen und dahin zu gehen, wo Mietobjekte, Strom oder Arbeitskräfte billig und reichlich verfügbar sind.
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von schokoschendrezki »

Das grundlegende Problem im Eingangsbeitrag besteht darin, dass gar nicht erst nach Externalisierungen gefragt wird. Dass vorausgesetzt wird, dass der Erfolg eines Unternehmens in einem Entwicklungsland von den internen Bedingungen und mehr oder weniger nur davon abhängt.

Man kann ein ganz typisches Beispiel hernehmen und anhand dieses Beispiels die Situation heute genau studieren: Die Geflügelwirtschaft in Ghana. https://www.deutschlandfunk.de/das-maer ... _id=339778 Mindestens ebenso wie eigene und selbstgemachte Probleme zerstört die EU-Politik die Geflügelwirtschaft in Ghana. So klar und eindeutig muss man es benennen. Das hat mit der EU-Agrarpolitik zu tun und damit, dass - mir immer unerklärbar - Europäer irgendwie nur das völlig idootische monoton und gleichförmig schmeckende Hähnchenbrustfleisch und nicht die viel höherwertigeren und schmackhafteren Teile essen wollen. Natürlich hat es auch mit der Selbstbejammerungsmentalität in diesen Ländern zu tun. Beides! Und natürlich ganz allgemein, damit, dass in der globalisierten Welt eben Zusammenhänge entstanden sind, die dazu führen, dass interne Entscheidungen und Gegebenheiten mehr und mehr sekundär werden.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von immernoch_ratlos »

Ja schokoschendrezki mit solchen Argumenten (die lassen sich über andere landwirtschaftliche Produkte wie z.B. simple Zwiebeln problemlos erweitern) kommt man bei diesen Typen die nur sich selbst für das wichtigste auf dieser Welt halten, wohl kaum durch. Da ist es immer der "dumme Neger" der nichts auf die Reihe kriegt - keinesfalls sind es die Knebelverträge die eine übermächtige EU mit deren unfähigen oder korrupten Regierungen abgeschlossen haben. :mad2:

Es könnte ja sein das die über fünfzig "afrikanischen Länder" sich sehr, sehr voneinander unterscheiden - besonders jene, die ganz oben auf der Ausbeutungsliste "interessierter Staaten" stehen, die meist nicht das geringste Interesse an wohl organisierten Staaten haben, da sich die "leider" nicht so einfach über den Tisch ziehen lassen. Daher vermeide ich es auch trotz einen mehrjährigen beruflichen Aufenthalt im Dienst eines afrikanischen Landes unzulässig zu verallgemeinern.

Was die Bewohner angeht, wie die "interagieren" geht "uns" eigentlich einen feuchten Dreck an. In sozialer Hinsicht ließe sich da noch einiges sehr positives dazulernen. In den allermeisten Fällen ist die geäußerte Kritik mit einem meist unterschwelligem Rassismus verbunden. Außer der schwarzen Hautfarbe, konnte ich selbst keine wirklich "trennenden" Unterschiede feststellen. Was Improvisation angeht, also auch mit äußerst widrigen Lebensumständen umzugehen, um zu überleben, das fehlt "uns" inzwischen nahezu völlig. Ich kann das durchaus noch beurteilen - nach 45 sah es für mehrere Jahre in D sehr ähnlich wie heute in Teilen Afrikas aus. Nur "wir" hatten eine sehr gebildete Bevölkerung (jedenfalls was davon übriggeblieben war), plus starker Hilfe von außen, die durchaus "selbstsüchtig" war.

Was die Bildung und die künstlichen Grenzverläufe angeht, dürfte das der größte Mangel sein. Ersteres begünstigt den massive Anstieg der Bevölkerung. Wer nicht eine Mindestzahl von Kindern "besitzt" (wovon ein Teil an den banalsten Ursachen gewöhnlich wegstirbt), kann kaum überleben. Was bei uns die "Energiesklaven" sind, wird dort in den meisten Fällen durch eigene Kinder, die "von klein auf" arbeiten müssen, ersetzt. "Sozialstaatliche Zustände" fehlen dort meist völlig. Das muss durch reichlich Kinder ersetzt werden. Fehlende medizinische Versorgung (Kinder sterben u.U. "wie die Fliegen") löst den selben Effekt aus. Wer seine Kinder ganz normal "groß" werden sieht, verzichtet völlig normal auf die dann überflüssigen Mitesser. All das gibt es in zahlreichen Untersuchungen zum Thema zu lesen.

Doch dumme Sprüche über die "ach so unfähigen Neger" lassen wesentlich leichte in die Welt setzen, als sich eigene notwendiges Wissen anzueignen.
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von streicher »

Maltrino hat geschrieben:(05 Dec 2018, 00:19)

Tja, das würden wir wohl alle gerne wissen, leider kommt ja keine Rückmeldung mehr vom Fragesteller, obwohl das Thema sicher interessant ist.
Es gibt ja die Anekdote von dem Afrikaner, der auf einer Entwicklungskonferenz die Frage gestellt hat: "Warum sollen wir uns überhaupt entwickeln?" Und dabei ist er auf absolutes Unverständnis gestoßen.
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imp
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von imp »

Die Digitalfotografie hat für die Entwicklungsländer einen Strukturwandel bedeutet, der zunächst mit Steuerrückgängen und Arbeitslosigkeit verbunden war. Heute sind viele Entwicklungsländer berühmte Ziele für Urlaube und andere Unternehmungen. Zu viel chemische Industrie würde da nur stören.
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Enas Yorl
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Re: Unternehmungen in Entwicklungsländer

Beitrag von Enas Yorl »

- Kultur/ Religion / Mentalität / Weltverständnis

Die muss man nun einmal berücksichtigen. Umgangsformen, Hierarchien, Streit- und Kommunikationskultur kann sich je nach Kultur gewaltig unterscheiden. Da gilt es lokale Unterschiede zu berüksichtigen, hier kulturfremde Standards zu erzwingen, scheitert in aller Regel.

- Ausbildungsstand

Der limitiert natürlich die Möglichkeiten eines Unternehmens mit lokalen Mitarbeiters zu arbeiten. Man kann natürlich auch selbst ausbilden, kostet halt und dauert.

- Verantwortungsbewusstsein / Qualitätsverständnis / Sorgfalt / Einstellung zu Arbeit / Disziplin und Gehorsamkeit

Die gilt es zu auszubilden, von allein kommt die nicht, auch nicht in Deutschland. Organisation, Kommunikation und Mitarbeiterführung sind hier das A und O, das gilt global und kulturübergreifend. Und verlangt viel Arbeit und Disziplin gerade vom Führungspersonal.
And it's been completely "demagnetised" by Stephen Hawking himself!
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