DarkLightbringer hat geschrieben:(14 Jan 2019, 16:00)
also, wenn Adenauer hitler gewählt hätte, wäre er ein nazi gewesen und wenn Stalin auf den großen Terror verzichtet hätte, wäre er ein Wohltäter der Unterschicht gewesen. so ungefähr.
nun, in der Theorie war die linke immer gut, allein, es hapert an der Praxis.
Die NSDAP erreichte bei den Wahlen 1928 gerade mal unbedeutende 2,6 %. Im Jahr 1929 erfolgte die groß angelegte Kampagne gegen den Young-Plan seitens der Rechtsnationalen.
die kpd ereiferte sich ebenfalls gegen den Young-plan.
der aufschwungphase folgte das Krisenjahr 1929. und im September 1930 hatte die NSDAP dann plötzlich 18,3 %.
these: das zwillingsverhalten der republikgegner 1929 trug zum ende der ersten Demokratie bei.
Adenauer hat bis zu einem bestimmten Punkt zur Zeit der Weimarer Republik sogar mit der NSDAP zusammengearbeitet. Die Zentrumspartei hat sich meines Wissens sogar freiwillig auflösen lassen. Gegen die Reparationsforderungen wiederum haben so gut wie alle Parteien in Deutschland gewettert. Selbst die SPD. Aber die Wähler, die den Abstieg fürchteten, haben dann doch eher das Original gewählt. Die Schande der KPD in der Weimarer Republik wiederum besteht wohl eher darin, dass sie sich hat widerstandslos zerstören lassen. Nur der dem Kommunismus nahestehende Georg Elser hat es gewagt, ein Attenntat auf Hitler auszuführen. Wie viele Menschenleben hätten jedoch gerettet werden können, wenn die Kommunisten damals mehr Widerstand hätten zeigen können? Oder anders formuliert: Wenn Hitler in den 1930ern durch eine Bombe eines Kommunisten getötet worden wäre, dann wäre die Geschichte etwas anders verlaufen(?).
Stalin interessiert hier nicht. Viele KPD-Mitglieder sind im Dritten Reich im KZ gelandet. Umgekehrt sind viele Naziunterstützer in der DDR nicht im Gulag gelandet, sondern haben wohl dort Karriere gemacht. Aber darum ging es mir auch gar nicht.
Meine These war: Wer sich einen gesellschaftlichen Aufstieg erhofft oder eine Verbesserung seiner persönlichen Situation, der wählt heutzutage links. Rechts dagegen wählen solche Leute, die einen eigenen gesellschaftlichen Abstieg befürchten. In den 1970ern war das gesellschaftliche Klima links, weil viele Leute dachten, dass die Durchlässigkeit zwischen den gesellschaftlichen Schichten und Klassen immer besser werden würde. Die Mittelschicht wählte die damals noch links stehende SPD. Heutzutage sieht die Lage anders aus. In den harten Zeiten des Neoliberalismus ahnen die Leute, dass es mit dem gesellschaftlichen Aufstieg nicht mehr so leicht wird. Die Klassen- und Schichtzugehörigkeit wirkt eher wieder zementiert. Zudem haben viele Leute nicht nur keine realen Aufstiegschancen mehr. Sondern sie fürchten den gesellschaftlichen Abstieg. Und diese Teile der Mittelschicht wählen heute wieder die Rechtsknaller. Und so stimmt die These des von mir erwähnten Soziologen eben immer noch, dass der Faschismus der Extremismus der Mitte sei. Die These von der "nivellierten Mittelstandsgesellschaft" ist heute jedenfalls wohl weitgehend Geschichte. Der gesellschaftliche Fahrstuhl fährt nicht immer nur nach oben, wenn man sich nur genug anstrengt, fleißig ist und einen möglichst hohen Bildungsgrad erstrebt. Viele Leute fürchten hierzulande, aber auch weltweit, eine Verschlechterung ihrer eigenen Situation. Und da wählen sie dann halt faschistisch, rechtsradikal, rechtspopulistisch oder was auch immer dem ähnelt.
Es ist poltisch links, in Zeiten der "Panama Papers" Widerstand zu zeigen gegen die Missstände in Deutschland und der Welt, um die Situation zu verbessern. Rechts dagegen ist das Prinzip, nach oben zu buckeln und nach unten zu treten.