MäckIntaier hat geschrieben:(08 Nov 2018, 21:02)Sie reduzieren den Humanismus halt arg aufs Politische, und ob der Humanismus, den es ja nicht erst seit 1945 gibt, da so anti-barbarisch war, kann man mit Gründen anzweifeln. Es scheint jedenfalls völlig andere Weltbilder und sogar altertümliche Religionen zu geben, die es denen, die den Humanismus auf den Lippen führen, zu keiner Zeit in der Barbarei gleichgetan haben. Vielleicht kommen wir, wenn der Strangeröffner vielleicht etwas über Hararis Kritik erzählt, noch etwas tiefer ins Thema (ich würde dann noch einmal ein wenig über Gray erzählen und vielleicht ein paar Gedanken Foucaults noch einmal nachlesen - zu letzterem gibt es auch im Wiki-Eintrag einiges nachzulesen). Aber wie gesagt: Sie reduzieren ihn auf die politischen Ableitungen, aber der Humanismus will mehr leisten, will den ganzen Menschen und sein Wesen festlegen.
Wir haben offensichtlich verschiedene Definitionen des Begriffs "Humanismus". Ich selbst verstehe unter Humanismus das Prinzip "Leben und leben lassen". Der Humanismus ist folglich eine Grundbedingung, die Zivilisation und ihre Werte zu stützen. Das Gegenteil davon ist inhumanes und menschenverachtendes Verhalten, welches zu Barbarei führt.
Natürlich gibt es auch noch die europäische Idee des Humanismus, welche viel älter ist. Diese beinhaltet die Hinwendung zum Mitmenschen, während der mittelalterliche Mensch noch voll auf seinen Gott konzentriert war. Erste Anfänge des europäischen Humanismusgedankens gab es natürlich schon in der griechischen Antike. Wenn der Humanismus der Renaissance und der späteren Aufklärung einen Anspruch erhebt, dass der Mensch sich auch kulturell und ethisch-moralisch bilden soll, so habe ich damit keine großen Probleme.
Jedenfalls, wie gesagt: Wenn ein echter Humanist sich für Kultur interessiert und versucht, sich menschenfreundlich zu verhalten, dann habe ich damit keine Probleme. Wenn man sich dagegen wie mancher KZ-Chef aufführt und sich gebildet gibt bzw. auch klassische Musik hört, die ihm die KZ-Insassen vorspielen dürfen, um nicht ebenfalls umgebracht zu werden, dann ist das für mich zynische Menschenverachtung.
Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges waren vielleicht die Geschwister Scholl als Humanisten zu benennen. Oder aber auch die couragierten Leute, die heimlich Juden versteckt hatten. Irgendwelche Professoren, die öffentlich Hitler unterstützten, zählen da nicht dazu.