schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Sep 2018, 09:12)
Zunächst einmal hat es auch nicht wenig mit der geographischen Verteilung von traditionell katholischen und tradtionell reformierten Regionen zu tun. Wie von User H2O schon beschrieben: Während Künstler-Biografien wie die des Film-Regisseurs Andrzej Wajda oder des Jazz/Rock-Musikers Czesław Niemen in der provinziell-miefigen DDR nahezu undenkbar waren, war eben Nackbaderei für Polen im allgemeinen undenkbar.
"Brot und Spiele" heute in der westlichen Welt ... ein Phänomen von umfassender Selbstorganisation und in keinster Weise von irgendeiner staatlichen Vorgelegtheit. Auch Google, Facebook & Co. sind nicht "die Bösen" sondern bestehen als Phänomen zu gleichen Teilen aus sich selbst und ihren Nutzern. Da ist keiner Opfer oder Täter. Wenn man das kritisch sieht, muss man ganz anders herangehen.
Erstens hat es auch in der DDR Künstler-Biografien gegeben, die alles andere als grau-in-grau aussahen. Und es gab ein Künstler-Leben, das zum Teil sehr frei und kreativ war. Ich kenne bildende Künstler, Schauspieler und Literaten von damals, die seit der Wende nicht anders arbeiten und leben, als sie es vorher taten, heute "nur" mit einer schwierigeren sozialen Situation. Und damit meine ich wahrlich keine "staatsnahen" Leute. Nee, ganz "normale" Künstler, zum Teil auch sehr gesellschaftskritische. Und zweitens trifft auf die von dir oft benutzte Formulierung "provinziell-miefige DDR" genau das zu, was du selbst an anderer Stelle sagtest: Alles, was nicht den stets und ständig wiederholten und eingeübten Floskeln und Wertungen entspricht (in diesem Falle "provinziell-miefige DDR"), wirkt eher irritierend auf viele Leute. Deshalb dürfte es dich ebenfalls irritieren, wenn ich sage, es gab durchaus sehr viele Momente, Situationen und Umstände in meinem DDR-Leben und dem meiner Leute, die waren absolut nicht "provinziell-miefig". Im Gegenteil, ich finde vieles heute viel provinzieller und miefiger. Dieses ausschließliche Schauen auf Konsum und Besitz, diese Glückseligkeit beim Anhäufen von Reichtum und dieses Wohlfühlen in der kuscheligen "Mitte", möglichst "unpolitisch", wirkt oftmals sehr viel kleinkarierter, provinzieller und miefiger, als ich es damals erlebt habe. Obwohl es natürlich auch da massenhaft Kleinkariertheit gab, aber diese Erscheinungen sind denen von heute nur zu ähnlich. Die eine Kleinkariertheit war zehn Pfennige, die andere nen Groschen wert (ich weiß gar nicht, obs den Spruch auch in Euro und Cent gibt
