Antisemitismus

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Dark Angel
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Oct 2020, 09:59)

Man sollte auch in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass "Antisemitismus" - ursächlich jedenfalls - mit real lebenden jüdischen Menschen eigentlich nix zu tun hat. Antisemitische Stereotype sind reine Fiktionen in den Köpfen von Antisemiten. Oder auch - und das würde ich beim Antisemitismus von Stalin in der SU der 50er Jahre als Hauptmotiv vermuten - politisches Kalkül. So wie es auch die vorbehaltlose Unterstützung der Staatsgründung Israels durch Stalin und wie es auch die Wandlung dieser Unterstützung zur Feindschaft war.
Es ist nicht mehr zum Aushalten, Du bastelst dir die Welt wirklich, wie sie dir gefällt! :mad:
Selbstverständlich hat Antisemitismus - insbesondere in der "Stalinzeit" nach dem WK2 - mit real lebenden jüdischen Menschen etwas zu tun - sehr viel sogar.
Informiere dich bitte über die "zweite Säuberungswelle, von der fast ausschließlich Juden (jüdische Wissenschaftler und Funktionäre jüdischer Herkunft) betroffen waren. Die zweite Säuberungswelle, die auch von der SMAD in der SBZ durchgesetzt waren, bei der vornehmlich deutsche Kommunisten bzw Angehörige der SED jüdischer Herkunft sowie jüdische Emigrationsrückkehrer ins "Fadenkreuz" gerieten und mit fadenscheinigen Begründungen inhaftiert wurden (Buchenwald, Sachsenhausen). Die SED-Führung war dabei willfähriger Helfer. Diese zweite Säuberungswelle dauerte in der UdSSR bis zu Stalins Tod, in der DDR noch etwas länger.
Sorry, aber noch mehr Geschichtsrevisionismus und Antisemitismusrelativierung geht gar nicht mehr. :mad2:
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Oct 2020, 12:46)

Es ist nicht mehr zum Aushalten, Du bastelst dir die Welt wirklich, wie sie dir gefällt! :mad:
Selbstverständlich hat Antisemitismus - insbesondere in der "Stalinzeit" nach dem WK2 - mit real lebenden jüdischen Menschen etwas zu tun - sehr viel sogar.
Informiere dich bitte über die "zweite Säuberungswelle, von der fast ausschließlich Juden (jüdische Wissenschaftler und Funktionäre jüdischer Herkunft) betroffen waren. Die zweite Säuberungswelle, die auch von der SMAD in der SBZ durchgesetzt waren, bei der vornehmlich deutsche Kommunisten bzw Angehörige der SED jüdischer Herkunft sowie jüdische Emigrationsrückkehrer ins "Fadenkreuz" gerieten und mit fadenscheinigen Begründungen inhaftiert wurden (Buchenwald, Sachsenhausen). Die SED-Führung war dabei willfähriger Helfer. Diese zweite Säuberungswelle dauerte in der UdSSR bis zu Stalins Tod, in der DDR noch etwas länger.
Sorry, aber noch mehr Geschichtsrevisionismus und Antisemitismusrelativierung geht gar nicht mehr. :mad2:
Eine solche Argumentation läuft letztendlich darauf hinaus, dass Juden für das Phänomen Antisemitismus selbst mitverantwortlich sind. Sind sie nicht.

Natürlich richteten sich die Säuberungswellen in der SU und in der DDR gegen real lebende Menschen jüdischer Herkunft. Mit allen Konsequenzen. Aber dennoch: ursächlich sind antisemitische Stereotype Fiktionen in den Köpfen von Antisemiten, die mit realen Juden absolut nix zu tun haben. Würde man das anders sehen, müsste man zu dem Schluss kommen, dass der Kampf gegen Antisemitismus Aufgabe der Juden wäre. Absurd.

Diese Erkenntnis, diese Denkfigur sozusagen ist aber eigentlich ein alter Hut und wird von kaum jemandem ernsthaft bezweifelt. Es handelt sich um eine fundamentale Frage: Ist der Antisemitismus - egal ob der des christlichen Abendlands oder der des arabisch-persischen Kulturbereichs - mit der realen Existenz von realen Juden erklärbar? Das würde ich mal entschieden verneinen. Zur Not, wie in Japan der 40er Jahre, geht Antisemitismus auch ganz und gar ohne Juden.


Was speziell Stalin anbetrifft: Diese sogenannte "Ärzteverschwörung" war Teil des kalten Kriegs in den 50er Jahren. Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass es dem Diktator plötzlich in den Sinn gekommen ist, Juden nicht zu mögen und zu verfolgen, nachdem er 1947/48 aktiv die Gründung des Staates Israel unterstützte. Judenhass in der SU war politisches Kalkül für den Machterhalt. Und eine logische Schlussfolgerung von seiten jüdischer Menschen - natürlich nicht hinsichtlich der Folgen - aber hinsichtlich der Ursachen wäre für mich nachvollziehbar und erklärlich, wenn sie darauf hinausliefe: Was geht es mich an? Was hab ich mit diesen Fiktionen und diesem politischen Machtkalkül zu tun?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(22 Oct 2020, 12:15)

Ja, wurde wahrgenommen: https://www.politik-forum.eu/viewtopic. ... 7#p4851327
Ja, sorry, das hab' ich übersehen.

Der verwiesene Artikel in "br-klassik" ist übrigens ziemlich gut.

Die "Entschuldigungsseite" der SZ beginnt so:
Die Süddeutsche Zeitung hat am 16. Oktober im Feuilleton einen subjektiven, stellenweise sehr polemischen Text über Igor Levit veröffentlicht. Unter der Überschrift "Igor Levit ist müde" geht es darin um Levit als Pianisten sowie um sein politisches Engagement und seine Äußerungen in sozialen Netzwerken.

Viele unserer Leserinnen und Leser kritisieren diese Veröffentlichung scharf und sind empört. Manche empfinden den Text als antisemitisch, etliche sehen Levit als Künstler und Menschen herabgewürdigt. Auch er selbst sieht das so. Das tut uns leid, und deswegen bitten wir Igor Levit persönlich wie auch unsere Leserinnen und Leser um Entschuldigung.
"Autsch" sage ich mal. Sprachlich-Logisch. Was tut der "SZ" leid? Dass man die abgedruckte Kritik als Herabwürdigung sieht? So steht es jedenfalls geschrieben. Und nicht, dass ihnen die Herabwürdigung selbst leid tut. Und das bei einem der bürgerlichen Leitmedien. Die SZ sieht sich selbst vermutlich als einsame Verteidigerin von "Gebildetheit" in einem irgendwie bürgerlichen Sinn. Wozu traditiionellerweise nicht nur Klavierunterricht sondern auch eine gewisse Virtuosität in der Sprachbeherrschung gehört.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Oct 2020, 13:56)

Eine solche Argumentation läuft letztendlich darauf hinaus, dass Juden für das Phänomen Antisemitismus selbst mitverantwortlich sind. Sind sie nicht.
Hää? Aber sonst geht's dir noch gut? :mad:
schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Oct 2020, 13:56)
Natürlich richteten sich die Säuberungswellen in der SU und in der DDR gegen real lebende Menschen jüdischer Herkunft. Mit allen Konsequenzen. Aber dennoch: ursächlich sind antisemitische Stereotype Fiktionen in den Köpfen von Antisemiten, die mit realen Juden absolut nix zu tun haben. Würde man das anders sehen, müsste man zu dem Schluss kommen, dass der Kampf gegen Antisemitismus Aufgabe der Juden wäre. Absurd.
Selbstverständlich hat Antisemitismus etwas mit realen Menschen zu tun, andernfalls wären sie nicht verbalen und tätlichen Angriffen ausgesetzt. Morddrohungen, Mordversuche, Körperverletzung etc richten sich gegen reale Menschen und nicht gegen irgend etwas abstraktes.
Antisemitismus - in der Gesamtgesellschaft - ist keine Fiktion und entspringt auch keiner Fiktion "Köpfen von Antisemiten", sondern beruht auf ideologisch erzeugter Antipathien ganz normaler (realer) Menschen, gegen reale Menschen!
Der Kampf gegen Antisemitismus kann NUR aus der Mitte der Gesellschaft kommen, in der der Antisemitismus verwurzelt ist.
Und dieser Kampf besteht in Aufklärung einerseits und aktivem Vorgehen gegen alle Anzeichen von Antisemitismus innerhalb der Gesellschaft.
schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Oct 2020, 13:56)Diese Erkenntnis, diese Denkfigur sozusagen ist aber eigentlich ein alter Hut und wird von kaum jemandem ernsthaft bezweifelt. Es handelt sich um eine fundamentale Frage: Ist der Antisemitismus - egal ob der des christlichen Abendlands oder der des arabisch-persischen Kulturbereichs - mit der realen Existenz von realen Juden erklärbar? Das würde ich mal entschieden verneinen. Zur Not, wie in Japan der 40er Jahre, geht Antisemitismus auch ganz und gar ohne Juden.
Das, was du hier gerade zusammen faselst, ist weder eine Erkenntnis, noch ein "alter Hut, [der] wird von kaum jemandem ernsthaft [bezweifelt wird], sondern existiert lediglich in deinem Hirn und stellt einen weiteren Versuch dar, Antiemitismus zu mrginalisieren.
Nochmal: JA - Antisemitsmus - entstanden aus Antijudaismus IST mit der Existenz realer Juden erklärbar! Und nur mit ihrer realen Existenz als Volk, als das sie sich zu allen Zeiten verstanden haben - auch während er zweiten Diaspora.
schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Oct 2020, 13:56)Was speziell Stalin anbetrifft: Diese sogenannte "Ärzteverschwörung" war Teil des kalten Kriegs in den 50er Jahren. Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass es dem Diktator plötzlich in den Sinn gekommen ist, Juden nicht zu mögen und zu verfolgen, nachdem er 1947/48 aktiv die Gründung des Staates Israel unterstützte. Judenhass in der SU war politisches Kalkül für den Machterhalt. Und eine logische Schlussfolgerung von seiten jüdischer Menschen - natürlich nicht hinsichtlich der Folgen - aber hinsichtlich der Ursachen wäre für mich nachvollziehbar und erklärlich, wenn sie darauf hinausliefe: Was geht es mich an? Was hab ich mit diesen Fiktionen und diesem politischen Machtkalkül zu tun?
NEIN - die zweite Säuberungswelle (von der die so genannte Ärzteverschwörung nur ein Teil war) war NICHT Teil des Kalten Krieges in den fünfziger Jahren, weil die bereits in den vierziger Jahren begann und mit Stalins Tod 1953 endete - zumindest in der UdSSR.
Und NEIN, dem Diktator ist es NICHT plötzlich in den Sinn gekommen, Juden nicht zu mögen, weil sie während der gesamten Zeit der Stalindiktatur und auch vorher, massiven Repressalien ausgesetzt waren, die in der zweiten Säuberungswelle "lediglich" ihren traurigen Höhepunkt fanden.
Politisches Kalkül hingegen war Anerkennung des Staates Israel.
Stalin (die UdSSR) hat die Gründung des Staates Israel NICHT aktiv unerstützt, sonder nur die Kommunistische Partei Israels, weil er sich einen Staat nach dem Muster der Staaten in seinem europäischen Machtbereich erhoffte.
Bezüglich der Geschichte Israels solltest du mal beginnen, dich mit der einschlägigen Fachlitertur zu beschäftigen, statt irgendwelchen verschwurbelten Unsinn - gespeist aus marxistischer bzw SED-Propaganda - von dir zu geben.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Oct 2020, 13:56)


Was speziell Stalin anbetrifft: Diese sogenannte "Ärzteverschwörung" war Teil des kalten Kriegs in den 50er Jahren. Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass es dem Diktator plötzlich in den Sinn gekommen ist, Juden nicht zu mögen und zu verfolgen, nachdem er 1947/48 aktiv die Gründung des Staates Israel unterstützte.
Das war doch immer ein Kalkül der "Antisemiten" die Juden irgendwie loswerden, sie zu deportieren, zu "evakuieren", umzusiedeln. Eine Option ist da ein "Judenstaat" - auf fremden Gebiet - möglichst weit weg, um Himmels Willen nicht auf dem eigenen (etwa auf der Krim, nicht wahr). So eine Staatsgründung ist im 20. Jahrhundert keine leichte Aufgabe, da es praktisch kein unbesiedeltes wie lohnenswertes Fleckchen mehr auf der Erde gibt. Selbst so eine kahle Wüste im Nahen Osten war und ist umkämpft wie nichts. Sprich, man wird militärische Gewalt brauchen, um so einen Staat zu gründen und zu erhalten. And so we're here.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Oct 2020, 13:56)
Was speziell Stalin anbetrifft: Diese sogenannte "Ärzteverschwörung" war Teil des kalten Kriegs in den 50er Jahren. Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass es dem Diktator plötzlich in den Sinn gekommen ist, Juden nicht zu mögen und zu verfolgen, nachdem er 1947/48 aktiv die Gründung des Staates Israel unterstützte. Judenhass in der SU war politisches Kalkül für den Machterhalt. Und eine logische Schlussfolgerung von seiten jüdischer Menschen - natürlich nicht hinsichtlich der Folgen - aber hinsichtlich der Ursachen wäre für mich nachvollziehbar und erklärlich, wenn sie darauf hinausliefe: Was geht es mich an? Was hab ich mit diesen Fiktionen und diesem politischen Machtkalkül zu tun?
Hier mal einige Fakten, die deinen verschwurbelten Unsinn bezüglich Stalins Haltung gegenüber den Juden:

"Die arabischen Länder erkannten die Entscheidung der UNO nicht an. Sie waren höchst überrascht über die Position der Sowjetunion. Die arabischen kommu-nistischen Parteien, die gewöhnt waren gegen den britischen und amerikanischen Zionismus zu kämpfen, waren schockiert, dass die sowjetische Position sich so schlagartig verändert hatte. Aber Stalin interessierte die Reaktionen der arabischen Länder und der örtlichen kommunistischen Parteien nicht. Ihm war viel wichtiger, Israel als Stachel gegen die Engländer zu nutzen, den diplomatischen Erfolg gegen den Westen zu haben und dass die Möglichkeit bestand, den zukünftigen jüdischen Staat ins Lager des Sozialismus zu ziehen.

Dazu wurde in der UdSSR eine Regierung für die palästinischen Juden vorbereitet. Als Premierminister des neuen Staates war Solomon Abramowitsch Losowski, Mitglied des ZK der KPdSU, ehemaliger Vertreter des Volkskommissariats für internationale Beziehungen und Direktor des sowjetischen Informationsbüros vorgesehen. Der Held der Sowjetunion und Panzeroffizier David A.Dragunski sollte Verteidigungsminister werden und Gregori Gulman, Offizier des sowjetischen Geheimdienstes, Flotten-Minister.

Ende 1947 erklärte der Vorsitzende der Verwaltung für den Nahen- und Fernen Osten im Komitee, Andrej Otroschtschenko, bei einer operativen Zusammenkunft, dass Stalin die Aufgabe gestellt hat, den zukünftigen jüdischen Staat auf die Seite der engsten Verbündeten der UdSSR zu ziehen. Dazu sei es unbedingt erforderlich, die Verbindung der israelischen Bevölkerung zu den amerikanischen Juden zu unter-binden. Die Aufstellung der dazu einzusetzenden Agenten sei beim Chef der Verwal-tung illegale Aufklärung."
Quelle


"Hinter Stalins Unterstützung für Israel standen mehrere Ziele, allen voran ein machtpolitisches Kalkül: Die offizielle und noch durch Lenin vorgegebene Politik sah nach der Oktoberrevolution für die „jüdischen Frage“ die vollständige Assimilation und keine separate jüdische Sowjetrepublik analog zur russischen, ukrainischen, und so weiter vor. Stalin selbst sprach den Jüd:innen bereits in den 1910ern ab ein eigenes Volk zu sein.2 Die spätere Gründung eines autonomen jüdischen Siedlungsgebiets in den 1930ern war allenfalls den sowjetischen Bemühungen, dem „westlichen“ Zionismus, sprich der Abwanderung sowjetischer Jüd:innen nach Palästina, einen Riegel vorzuschieben, geschuldet und schließlich gescheitert. Das „sowjetische Zion“ in der kalten Einöde Sibiriens konnte sich in der Realität nicht gegen Herzls weit verbreiteten Traum einer Rückkehr in die jüdische Heimstätte im Nahen Osten durchsetzen.
Anerkennung Israels und die Waffenlieferungen waren also eine logische Konsequenz aus Stalins macht- und weltpolitischem Vorhaben, den sowjetischen Sozialismus über den gesamten Globus zu exportieren und gegen die ehemaligen Alliierten in Stellung zu bringen."
Quelle


So viel zum Thema aus welchen Gründen er die Gründung eines Staates Israel unterstützte.
Menschen die Zugehörigkeit zu einem Volk abzusprechen hat - nach deiner Lesart - natürlich nichts mit realen Menschen zu tun.
Ja, womit denn sonst?
Von Menschen (eines Volkes) die vollständige Assimilation - heißt Augabe ihrer Glaubensvorsellungen, Sitten, Gebräuche, Traditionen zu verlangen hat - nach deiner Lesart - natürlich nichts mit realen Menschen zu tun.
Womit denn sonst?

"Die erste Krise erlebten die sowjetisch-israelischen Beziehungen Anfang 1953 im Zusammenhang mit Stalins antisemitischer Wahnidee von einer „Ärzteverschwörung“, derzufolge „zionistische Spione“ der Sowjetführung nach dem Leben trachteten. Stalin starb im März 1953. Sein Nachfolger Nikita Chruchtschow entlarvte das Ärztegerücht als Lüge und nahm die zwischenzeitlich unterbrochenen Beziehungen zu Israel wieder auf. Im Unterschied zu Stalin verfolgte Chruschtschow jedoch eine konsequent pro-arabische Linie, die den Anti-Israelismus in diesem neuen Kontext stärkte.[10] Die großen Wende der sowjetischen Nahostpolitik fand im September 1955 statt, als Ägypten erstmals Waffenlieferungen mit der Sowjetunion und der Tschechoslowakei vereinbarte."
Quelle


Du hättest das wohl gerne, dass Juden Antisemitismus als etwas Abstraktes, nicht gegen sie gerichtet betrachten würden, damit du deinen latenten Antisemitsmus besser tarnen kannst.
Keine Sorge Juden ziehen schon die richtigen Schlüsse bezüglich Ursachen und Richtung des Antisemitismus. Das sind jedoch ganz andere als du ziehst.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(22 Oct 2020, 18:14)
Du hättest das wohl gerne, dass Juden Antisemitismus als etwas Abstraktes, nicht gegen sie gerichtet betrachten würden, damit du deinen latenten Antisemitsmus besser tarnen kannst.
Keine Sorge Juden ziehen schon die richtigen Schlüsse bezüglich Ursachen und Richtung des Antisemitismus. Das sind jedoch ganz andere als du ziehst.
Dieser "Tarnungsvorwurf" ist übrigens auch ein typisch antisemitisches Stereotyp. "Der Jude" tarnt sich.

Alle deine vorgebrachten Zitate belegen eigentlich nur das, was ich geschrieben habe. Antisemitismus ist eine Fiktion in den Köpfen der Antisemiten und wird oder wurde - zum Beispiel von Stalin - als politisches Kalkül für den Machterhalt benutzt. Dass er sich gegen reale jüdische Menschen richtet, dass sie real davon betroffen sind ... wer würde so dumm sein, dies zu bestreiten?

Dass Antisemitismus absolut nichts ursächlich mit dem realen Verhalten, Tun und Lassen, Sagen und Schreiben von realen Juden zu tun hat, ist ein so wichtiger Punkt zum Thema Antisemitismus, dass ich mir eine Erwiderung deiner personenbezogenen Attacke nicht sparen kann. Gäbe es einen solchen ursächlichen Zusammenhang, müsste oder könnte man für das Phänomen Antisemitismus reale Juden mitverantwortlich machen. Der Kampf gegen Antisemitismus hier in Deutschland ist aber ganz allein unsere eigene Angelegenheit.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(22 Oct 2020, 15:34)

Das war doch immer ein Kalkül der "Antisemiten" die Juden irgendwie loswerden, sie zu deportieren, zu "evakuieren", umzusiedeln. Eine Option ist da ein "Judenstaat" - auf fremden Gebiet - möglichst weit weg, um Himmels Willen nicht auf dem eigenen (etwa auf der Krim, nicht wahr). So eine Staatsgründung ist im 20. Jahrhundert keine leichte Aufgabe, da es praktisch kein unbesiedeltes wie lohnenswertes Fleckchen mehr auf der Erde gibt. Selbst so eine kahle Wüste im Nahen Osten war und ist umkämpft wie nichts. Sprich, man wird militärische Gewalt brauchen, um so einen Staat zu gründen und zu erhalten. And so we're here.
Stalin hat die Schwester seiner zweiten Ehefrau ohne Skrupel in den Gulag geschickt, nachdem diese angekündigt hatte, die Memoiren dieser Ehefrau zu schreiben. Diese hatte sich 1932 selbst getötet. Und von diesen Geschichten gibt es noch mehr. Dieser Mensch kannte nix. Gar nix. Außer seinem Machtwillen. Selbst für so etwas wie "Judenhass" braucht es igrendetwas wie die Fähigkeit zu emotionaler Beteiligung. Ich denke mal, das unterscheidet ihn von überzeugten Judenhassern in der deutschen NS-Zeit.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von conscience »

Der spezifische sowjetische Antisemitismus in der späten Stalin-Zeit ist m.E. nach Innen gerichtet, eine "Säuberungskampagne" um den Apparat von Staat und Partei in Atem zu halten, gegeneinander auszuspielen, um führende Politiker der Sowjetunion, Kulturschaffende, Wissenschaftler und deren Familien (beispielsweise) einer antisemitischen Verfolgung auszusetzen, und das Ganze angelegt in einer übergeordneten Aktion gegen den westlichen Imperialismus. Die frühe Anerkennung Israels durch die UdSSR zusammen mit den Waffenlieferungen durch die Tschechoslowakei stellt den Versuch da, auf die amerikanische Innenpolitik Einfluss zu nehmen, aber als klar wurde, dass sich Israel an die USA orientiert und sich die jüdischen Verbandsorganisationen in den USA nicht im sowjetischen Sinne beeinflussen ließen, war es mit der sowjetischen Freundlichkeit gegenüber Israel vorbei. Stalins Zorn auf die sowjetischen Juden dürfte eventuell dadurch ausgelöst worden sein. Die Repression gegen die sowjetische Juden begann eben schon vor der Gründung des Staates Israel und daher halte ich die nach Außen gerichtete Zielsetzung der sowjetischen Politik gegenüber den eigenen, jüdischen Bevölkerung für marginal.
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Moses
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Hier müssen einige Beiträge genauer geprüft werden. Solange ist hier erst mal zu.

Moses
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Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

HINWEIS DER MODERATION:

Bei der Beurteilung, ob eine Aussage oder ein Beitrag als antisemitisch zu werten ist, legen wir in diesem Forum unser Regelwerk zu Grunde.
Des Weiteren orientieren wir uns an der, auch von der Bundesregierung anerkannten, Antisemitismusdefinition der international holocoust remembranse alliance (IHRA)

Eine, wie auch immer geartete Definition nach eigenem Gutdünken, sowie eine Diskussion darüber wird in Zukunft hier nicht mehr tolleriert.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von RemaRema »

Antisemitismus geht gar nicht.
Holocaustleugner und ähnliches Geschmeiß gehören so lange mit den Taten der Nazis konfrontiert, bis sie einlenken.
Alternative:Knast bis sie schimmelig werden.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Liegestuhl »

RemaRema hat geschrieben:(30 Oct 2020, 07:07)

Antisemitismus geht gar nicht.
Holocaustleugner und ähnliches Geschmeiß gehören so lange mit den Taten der Nazis konfrontiert, bis sie einlenken.
Alternative:Knast bis sie schimmelig werden.
Stand heute bei uns in der Zeitung: Ein 16-jähriger Heranwachsender ist bei Hakenkreuz-Schmierereien erwischt wurden. Der Richter auf dem Amtsgericht hat ihn dazu verknackt, das Konzentrationslager Esterwegen (Emslandlager) zu besuchen und einen Aufsatz darüber zu schreiben. Vielleicht hilft es bei ihm.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Uffhausen »

Liegestuhl hat geschrieben:(30 Oct 2020, 09:11)

Stand heute bei uns in der Zeitung: Ein 16-jähriger Heranwachsender ist bei Hakenkreuz-Schmierereien erwischt wurden. Der Richter auf dem Amtsgericht hat ihn dazu verknackt, das Konzentrationslager Esterwegen (Emslandlager) zu besuchen und einen Aufsatz darüber zu schreiben. Vielleicht hilft es bei ihm.
Wäre es nicht logischer gewesen, ihn einen Aufsatz darüber schreiben zu lassen, WARUM er sich sich der Hakenkreuz-Schmiererei bedient? Der 16jährige müsste sich dadurch selbst hinterfragen. Und vielleicht käme er dadurch selbst zu der Erkenntnis, dass sein Tun mehr als nur jugendlichen Leichtsinn ist.

Als ich 16 war, musste ich mal mit der ganzen Klasse ein Museum besuchen und hernach sollten wir jeder einen Aufsatz darüber schreiben - ALLE fanden das Museum schrecklich langweilig und ALLE haben in ihren Aufsätzen Interesse vorgeheuchelt - warum? Darum: Die Benotung sollte gut werden und der Lehrer gefälligst Ruhe geben.

Die Chance ist groß, dass der Heranwachsende von oben der Strafe Folge leistet, aber hinterher ledigleich den Schein wahrt, weil eben dieser verlangt wird. Damit ist im Kampf gegen Antisemitismus überhaupt nichts gewonnen.
"Man kann auf seinem Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen." Erich Kästner
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Billie Holiday »

Uffhausen hat geschrieben:(30 Oct 2020, 10:30)

Wäre es nicht logischer gewesen, ihn einen Aufsatz darüber schreiben zu lassen, WARUM er sich sich der Hakenkreuz-Schmiererei bedient? Der 16jährige müsste sich dadurch selbst hinterfragen. Und vielleicht käme er dadurch selbst zu der Erkenntnis, dass sein Tun mehr als nur jugendlichen Leichtsinn ist.

Als ich 16 war, musste ich mal mit der ganzen Klasse ein Museum besuchen und hernach sollten wir jeder einen Aufsatz darüber schreiben - ALLE fanden das Museum schrecklich langweilig und ALLE haben in ihren Aufsätzen Interesse vorgeheuchelt - warum? Darum: Die Benotung sollte gut werden und der Lehrer gefälligst Ruhe geben.

Die Chance ist groß, dass der Heranwachsende von oben der Strafe Folge leistet, aber hinterher ledigleich den Schein wahrt, weil eben dieser verlangt wird. Damit ist im Kampf gegen Antisemitismus überhaupt nichts gewonnen.
Dein Einwand ist berechtigt.
Das Warum wäre in der Tat interessant gewesen, wobei ein 16jähriger klug genug ist, sich auf Gruppendruck zu berufen und nicht auf innere Einstellung.
„Wer mich beleidigt, bestimme ich.“ (Klaus Kinski)

„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Uffhausen »

Billie Holiday hat geschrieben:(30 Oct 2020, 10:53)

Dein Einwand ist berechtigt.
Das Warum wäre in der Tat interessant gewesen, wobei ein 16jähriger klug genug ist, sich auf Gruppendruck zu berufen und nicht auf innere Einstellung.

Die Tat als Folge eines Gruppendrucks darzustellen, ist aber keine logische Erklärung, sondern vielmehr ein Davonlaufen vor Verantwortung.

Aber man könnte hinterher wenigstens festellen, dass man da einen gehörigen Feigling vor sich hat - immernoch besser, als einer, der Verständnis und Einsicht vorheuchelt und sich auf diesem Wege - gar mit Belobigung des Richers! - aus der Verantwortung rausschlawienert...
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

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Re: Antisemitismus

Beitrag von oga »

Die Welt ist aus den Fugen... :rolleyes:
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Liegestuhl »

Das ist alles nicht ganz neu. Ich kann mich daran erinnern, dass es dieses Bekenntnis schon unter der ollen Nahles gab.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von conscience »

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Liegestuhl hat geschrieben:(30 Nov 2020, 20:20)

Das ist alles nicht ganz neu. Ich kann mich daran erinnern, dass es dieses Bekenntnis schon unter der ollen Nahles gab.
Ja, aber nicht als Schwesterverband - das ist schon nochmal ein Schritt weiter . . . aber ja, die Jusos waren schon immer klassisch-links-antisemitisch.
Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Senexx »

Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen.

Steinmeier legt gern Kränze vor Terroristengräbern nieder.

Und Schulz fand dessen Epigonen und seine antisemitische Hetzrede im EU-Parlament einst "inspiring".
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Teeernte
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Teeernte »

conscience hat geschrieben:(30 Nov 2020, 20:25)

Die SPD ist nicht mehr wählbar klick
unglaublich....
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
Skeptiker

Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Skeptiker »

Im Cicero gibt es einen interessanten Artikel zu einer Initiative namhafter Kulturinstitutionen, die sich gegen (potentiell) vorschnelle Vorwürfe des Antisemitismus richtet.

Aus dem Artikel:
INITIATIVE GG 5.3 WELTOFFENHEIT

Namhafte deutsche Kulturinstitutionen warnen vor einer Einschränkung der Debatten über Antisemitismus. In einem öffentlichen Plädoyer kritisierten sie den BDS-Beschluss des Deutschen Bundestages sowie die Kritik an Achille Mbembe. Sie befürchten einen Verlust von Meinungsfreiheit.

Die offene Gesellschaft erobert sich ihren Debattenraum zurück. Nachdem der Deutsche Bundestag im Mai 2019 einem Antrag von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen zugestimmt hatte, der die Bundesregierung dazu auffordert, die transnationale Kampagne „Boycott, Divestment and Sanctions“ (BDS) zu verurteilen und Veranstaltungen der als antisemitisch eingestuften Bewegung oder verbundener Gruppen nicht zu unterstützen, flammte besonders in Teilen der Kulturszene Widerspruch auf.

War diese Einstufung von BDS als antisemitisch gänzlich gerechtfertigt? Sollte mit der Verurteilung der Kampagne nicht vielleicht sogar die Kritik an der gegenwärtigen Politik der Regierung Netanjahu oder an der anhaltenden Strategie des israelischen Siedlungsbaus unterbunden werden? Und wurden hier nicht wieder einmal Antisemitismus und Israelkritik miteinander kurzgeschlossen, wie dies etwa auch schon in den 90er-Jahren in den Auseinandersetzungen um die sogenannten „Neuen Historiker“ um Tom Segev oder Benny Morris geschehen war?

...

Die Initiative GG 5.3 Weltoffenheit
Die Erinnerung an diesen einstmals vielleicht offeneren Diskursraum scheint nun auch ein breites Bündnis aus Leiterinnen und Leitern deutscher Kultureinrichtungen übermannt zu haben. Etwas mehr als 30 von ihnen, darunter die Direktoren von Goethe Institut, Berliner Festspiele, der Stiftung Humboldt Forum, dem Haus der Kulturen der Welt sowie der Kulturstiftung des Bundes haben sich nun in der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ zusammengeschlossen, um ihre „Kompetenzen und Kräfte [zu] bündeln“ und um sich so „für die Verteidigung eines Klimas der Vielstimmigkeit, der kritischen Reflexion und der Anerkennung von Differenz einzusetzen.“ Dieses offene Klima nämlich, so heißt es in einem gestern von der Initiative vorgestellten Plädoyer, sei besonders bei der Debatte um Achille Mbembe und bei dem Beschluss des Deutschen Bundestages zur Kampagne BDS bedroht gewesen.

„Nähmen wir als Wissenschaftseinrichtung diesen Beschluss wörtlich“, so etwa die Historikerin und Rektorin des Berliner Wissenschaftskollegs Barbara Stollberg-Rilinger während der gestrigen Vorstellung des gemeinsamen Plädoyers auf einer Pressekonferenz im Deutschen Theater, „dann könnten wir viele jüdische und palästinensisch-israelische Wissenschaftler nicht mehr einladen, die etwa gegen Menschenrechtsverletzungen ihrer eigenen Regierung Stellung nehmen.“

...
https://www.cicero.de/kultur/initiative ... erklaerung

Wie ist nun also diese Initiative zu bewerten? Gibt es tatsächlich eine Störung der freien Diskussion - sogar mit breitem Parteienbündnis im Bundestag - , oder ist das ein hochkarätiger Angriff auf Juden - und damit Antisemitismus?
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Vongole
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Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Vongole »

Eigentlich gehört das Thema in den Antisemitismus-Strang.

Meine Meinung dazu hat Jacques Schuster in der Welt direkt auf den Punkt gebracht:
(..)Allein mit dieser Resolution hat der Bundestag als eines der ersten Parlamente der westlichen Welt deutlich gemacht: Antizionismus ist eine Form des Antisemitismus.
Genau dagegen wendet sich der Zusammenschluss der Kulturinstitutionen, der sich „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ in Anspielung auf Artikel fünf des Grundgesetzes über die Meinungsfreiheit nennt. Denn der Initiative geht es in Wahrheit nicht um die Sorge vor einer eingeschränkten Debattenfreiheit, sie will sich das eigene Weltbild nicht zerstören lassen.

Seit Ende des Sechstagekrieges sind die Juden in ihrer zionistischen Version für den eher linken deutschen Kulturbetrieb zu einem Ausbund des Kolonialismus geworden. Ihn darf man nach Kräften attackieren. So wurde der Antizionismus allmählich zu einem gerechtfertigten Antisemitismus. „Er ist“, wie der Philosoph Pascal Bruckner schreibt, „die Erlaubnis, demokratischer Antisemit zu sein“. Die Resolution des Bundestages weist letztlich darauf hin. Sie empört nun diejenigen, die sich angesprochen fühlen.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... ismus.html
Es handelt sich um eine Initiative, Judenfeindschaft zu freien Meinung zu erklären, oder wie Zwi Rex so böse wie treffend bemerkte, die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.
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Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von conscience »

BDS ist die direkte, nur modernisierte Fortsetzung der Nazi Kampagne von 1933: "Kauft nicht bei Juden."

BDS ist mir so was von unsympathisch... es wird einem Schlecht dabei.
Skeptiker

Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Skeptiker »

conscience hat geschrieben:(11 Dec 2020, 17:57)
BDS ist die direkte, nur modernisierte Fortsetzung der Nazi Kampagne von 1933: "Kauft nicht bei Juden."

BDS ist mir so was von unsympathisch... es wird einem Schlecht dabei.
Ja, der BDS fordert Sanktionen um Ziele durchzusetzen, die Palästinensern zugute kommen. Er wird als antizionistisch eingestuft und es gibt offensichtlich viele Antisemiten unter seinen Vertretern. Der Bundestag hat den BDS als antisemitisch eingestuft. Ich sehe das eher als politische Entscheidung - ob man ihn grundsätzlich als Antisemitisch einstufen kann, sollte oder müsste, das ist wohl eine Entscheidung, die einem der Bundestag nicht abnehmen kann.

Ich sehe im Staat Israel nicht "die Juden", sondern einen größtenteils jüdischen Staat. Eine "Kauft nicht bei Juden"-Kampagne sehe ich da nicht, weil es nicht explizit um Juden, sondern um die Politik des Staates Israel geht. Da mag man sagen, dass dies mehr oder weniger ein Feigenblatt ist, aber Tatsache ist auch, dass viele Unterstützer des BDS nunmal die öffentlichen Ziele des BDS unterstützen. Wären das andere, dann wäre der BDS eben auch nicht so öffentlichkeitswirksam.

Es geht hier aber nicht alleine um den BDS. Es geht um eine Initiative, welche offensichtlich Defizite im Diskurs rund um den Staat Israel sieht. Brisant daran ist, dass die Unterstützer relativ hochrangig sind. Wären das schlicht Antisemiten, dann müsste sich daraus eigentlich eine Debatte über Antisemitismus in der deutschen Kulturszene ergeben. In dem Fall hätten diese Leute sich aber wohl garnicht aus der Deckung gewagt.

Also was ist dran an der Behauptung, dass der Diskurs über Israel so problematisch sein soll?
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Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Skeptiker »

Hier, zur Info, das Plädoyer der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“:
https://www.humboldtforum.org/wp-conten ... enheit.pdf
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Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Vongole »

Im 35er gibt's jede Menge Stränge, die sich um Israel-Bashing drehen, auch um BDS.
Das Thema hat im 8er nicht zu suchen, außer im Antisemitismus-Thread.
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Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(11 Dec 2020, 19:08)
Im 35er gibt's jede Menge Stränge, die sich um Israel-Bashing drehen, auch um BDS.
Das Thema hat im 8er nicht zu suchen, außer im Antisemitismus-Thread.
Hm, da sind wir nun also im Antisemitismusstrang angekommen.

Allerdings handelt es sich bei der Initiative, um eine Initiative für Weltoffenheit und freien Diskurs. Daher hatte ich den Strang im Gesellschaftsforum angelegt. Das nun in den Antisemitismusstrang zu verschieben, ist auch irgendwie ein Statement. :|
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Vongole
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Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Dec 2020, 19:20)

Hm, da sind wir nun also im Antisemitismusstrang angekommen.

Allerdings handelt es sich bei der Initiative, um eine Initiative für Weltoffenheit und freien Diskurs. Daher hatte ich den Strang im Gesellschaftsforum angelegt. Das nun in den Antisemitismusstrang zu verschieben, ist auch irgendwie ein Statement. :|
Es handelt sich bei der Initiative um einen Versuch, Antizionimus zu legitimieren, sprich zur freien Meinungsäußerung zu erklären, trotzdem der BT parteiübergreifend diese Ideologie als antisemitisch eingestuft hat.
Jede Menge Erläuterungen über Hintergründe, Mitglieder, Unterstützer etc. findest du im 35er.
BDS ist, wie schon conscience anführte, das "Kauft nicht beim Juden" 2.0
Am Yisrael Chai

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Skeptiker »

Vongole hat geschrieben:(11 Dec 2020, 19:27)
Es handelt sich bei der Initiative um einen Versuch, Antizionimus zu legitimieren, sprich zur freien Meinungsäußerung zu erklären, trotzdem der BT parteiübergreifend diese Ideologie als antisemitisch eingestuft hat.
Ach so. Dann ist ja schon entschieden was man sagen darf, und was nicht. Oder entscheidet das nicht der Bundestag? :rolleyes:
Jede Menge Erläuterungen über Hintergründe, Mitglieder, Unterstützer etc. findest du im 35er.
Da habe ich aber zu Initiative GG 5.3 Weltoffenheit nichts gefunden. Könntest du mir das mal verlinken? Ich möchte die Diskussion gerne aufgreifen.
BDS ist, wie schon conscience anführte, das "Kauft nicht beim Juden" 2.0
Kann ich nicht beurteilen. Bestimmt gibt es jede Menge Initiativen die sich gegen die Siedlungspolitik Israels wenden und nicht pauschal als antizionistisch und antisemitisch bezeichnet werden.
Stoner

Re: Antisemitismus

Beitrag von Stoner »

Vongole hat geschrieben:(11 Dec 2020, 19:27)

Es handelt sich bei der Initiative um einen Versuch, Antizionimus zu legitimieren, sprich zur freien Meinungsäußerung zu erklären, trotzdem der BT parteiübergreifend diese Ideologie als antisemitisch eingestuft hat.
Jede Menge Erläuterungen über Hintergründe, Mitglieder, Unterstützer etc. findest du im 35er.
BDS ist, wie schon conscience anführte, das "Kauft nicht beim Juden" 2.0
Zwei Anmerkungen dazu: Was der Bundestag wie einstuft, ist so eine Sache. Es ist ja ein Werturteil, und als solches könnte es auch gegenteilig ausfallen. Und dann?

Aber sonst hat conscience trotzdem einen guten Punkt gemacht.
Eulenwoelfchen

Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Dec 2020, 18:49)
...
Es geht hier aber nicht alleine um den BDS. Es geht um eine Initiative, welche offensichtlich Defizite im Diskurs rund um den Staat Israel sieht. Brisant daran ist, dass die Unterstützer relativ hochrangig sind. Wären das schlicht Antisemiten, dann müsste sich daraus eigentlich eine Debatte über Antisemitismus in der deutschen Kulturszene ergeben. In dem Fall hätten diese Leute sich aber wohl garnicht aus der Deckung gewagt.

Also was ist dran an der Behauptung, dass der Diskurs über Israel so problematisch sein soll?
Zum Tema BDS, der nicht nur antizionistisch, sondern klar antisemitisch ist, bzw. sich von Antisemitismus nicht abgrenzt, gibt es im Israel-Sub bereits einen Thread.

Was die hochrangige Unterstützung dieser Initiative angeht, zeigt dies keine Brisanz, die etwa ein tatsächliches Debattendefizit bezüglich der Meinungsfreiheit in Deutschland sichtbar macht.

Im Gegenteil.
Es ist vielmehr ein Beleg dafür, wie sehr Antisemitismus, besonders gerne als Antizionismus-/Israelkritik verkleidet in der Mitte der Gesellschaft Normalität (geworden) ist. Es ist überhaupt nicht mehr gewagt, sich mit sog. "Israelkritik" aus den Löchern zu trauen.

Und nicht brisant, dafür erschreckend ist, dass dieser verdeckte Antisemitismus gerade im linken bzw. linksliberealen Bildungsbürgertum/Avantgardezirkeln mittlerweile nicht mehr nur Normalität ist, sondern dieser Besorgtebürger-Antisemitismus besonders abgefeimt auch noch zu einem Ringen um Freiheits- und Grundrechte verdreht wird. Daß derlei Initiativen auch konservativen und rechtsdrehenden diesbezüglichen Gesinnungsbrüdern und -schwestern ebenso wohlgefällig zusagt, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. In gewissen Dingen gibt es durchaus lagerübergreifenden Konsens. In diesem, unserem Lande.

Es wird angeblich dringend notwendiger Beistand für unser Grundgesetz und eine gefährdete Weltoffenheit erklärt , weil dieses ausgerechnet durch den jüdischen Staat Israel (und weltweit einzigen, sicheren, Zufluchtsort aller Juden) bedroht sei oder werde.

Durch dessen Unfähigkeit, berechtigte Israelkritik ertragen zu können. Man wirft dem Staat Israel damit - raffiniert unterschwellig - eine als ungeheuerlich empfundene jüdische Anmaßung vor, eines der elementarsten Grund- und Freiheitsrechte Deutschlands!!, das der Meinungsfreiheit, beschneiden zu wollen.
Und damit verbunden auch andere Errungenschaften im Geiste des GG, wie die Weltoffenheit, zu bedrohen.

Der Antisemitismus vor der einsetzenden Hitlerzeit wurde ja auch ganz besonders in den gebildeten, bürgerlich-linken oder anderselitären Diskussionszirkeln saloonfähig und dieser intellektuellen Speerspitze folgend später breiter Konsens. Normalität. In der Mitte bester Gesellschaft.

Diese widerliche und geistig unappetitliche Initiative hat schon unübersehbare Querdenkerzüge. :dead: :dead:
Zuletzt geändert von Eulenwoelfchen am Fr 11. Dez 2020, 20:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von PeterK »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Dec 2020, 18:49)
Ja, der BDS fordert Sanktionen um Ziele durchzusetzen, die Palästinensern zugute kommen.
Wärest Du bereit, willens und in der Lage zu erklären, wen Du mit "Palästinensern" meinst?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von conscience »

Die Nazis schwafelten 1933 von einem "Abwehrboykott" und "demonstrierten" vor jüdischen Geschäften.
Und heute? BDS macht das gleiche unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung und fordert einen Boykott Israelischer Waren.

Pfui deibel.
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Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Skeptiker »

PeterK hat geschrieben:(11 Dec 2020, 20:27)
Wärest Du bereit, willens und in der Lage zu erklären, wen Du mit "Palästinensern" meinst?
Ich hab da mal einen Link für dich:
https://klexikon.zum.de/wiki/Pal%C3%A4stina

Gern geschehen :)
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Re: Antisemitismus?

Beitrag von PeterK »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Dec 2020, 21:11)

Ich hab da mal einen Link für dich:
https://klexikon.zum.de/wiki/Pal%C3%A4stina

Gern geschehen :)
Interessant zu lesen, woher Du Deine Informationen beziehst. Was ist mit der jüdischen Bevölkerung Palästinas (z.B. in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts)? Sind oder waren das keine "Palästinenser"?
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Tom Bombadil
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Re: Antisemitismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

PeterK hat geschrieben:(11 Dec 2020, 21:27)

Was ist mit der jüdischen Bevölkerung Palästinas (z.B. in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts)? Sind oder waren das keine "Palästinenser"?
Selbstverständlich nicht. Weil es keinen Staat Palästina gegeben hat, bis heute nicht. Das palästinensische Volk ist eine Idee Arafats, vorher waren das Araber.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Skeptiker »

Hier noch ein Ausschnitt aus einem Interview mit Susan Neiman im Deutschlandfunk:
Die Diskussion wird verkürzt
Susan Neiman, die Philosophin und Direktorin des Einstein-Forums Potsdam, sagte, die Folgen des Bundestagsbeschlusses seien nach der Debatte um Achille Mbembe spürbar gewesen. Sie habe sich Sorgen gemacht, nachdem der Direktor des Jüdischen Museums, Peter Schäfer, habe zurücktreten müssen, nachdem eine Mitarbeiterin einen Tweet veröffentlicht hatte, der einen Bezug zum BDS gehabt habe. Eine Wiederholung müsse unbedingt verhindert werde. Als Jüdin werde sie wütend, wenn die Mehrheit der jüdischen Diskussionen weltweit hier gar nicht zu Wort kämen, sondern allein sehr konservative Stimmen. Kritik an der israelischen Regierung müsse möglich sein: „Nach der Logik des BDS-Beschlusses würde weder Albert Einstein noch Hannah Arendt in Deutschland einen Vortrag halten dürfen, weil sie beide, obwohl sie den Staat Israel unterstützt haben, extrem kritisch waren, was das Unrecht gegenüber den Palästinensern angeht.“
https://www.deutschlandfunk.de/initiati ... _id=489048

Demnach kommen hier verstärkt konservative jüdische Stimmen zu Wort. Ich kann das nicht beurteilen, aber das wäre ja nicht so prickelnd.

Ist es vielleicht eine in Israel viel kontroverser geführte Debatte, wie der Staat Israel mit dem Palästinathema umgehen soll?
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Zunder
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Re: Antisemitismus?

Beitrag von Zunder »

Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Dec 2020, 21:44)

Selbstverständlich nicht. Weil es keinen Staat Palästina gegeben hat, bis heute nicht. Das palästinensische Volk ist eine Idee Arafats, vorher waren das Araber.
Doch.
"Palestinian" war die provisorische Staatsbürgerschaft des Mandatsgebietes und umfaßte Juden und Araber gleichermaßen.
Als Volk wurden die Palästinenser erst von Arafat erfunden, als der Versuch, die Juden ins Meer zu treiben, wiederholt gescheitert war. Die Erfindung des palästinensischen Volkes war ein Versuch, den jüdischen Staat zu delegitimieren.
Zuletzt geändert von Zunder am Fr 11. Dez 2020, 22:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antisemitismus?

Beitrag von PeterK »

Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Dec 2020, 21:44)
Selbstverständlich nicht. Weil es keinen Staat Palästina gegeben hat, bis heute nicht. Das palästinensische Volk ist eine Idee Arafats, vorher waren das Araber.
Naja:
Als Palästinenser galten ursprünglich alle Bewohner im gesamten Völkerbundsmandat für Palästina.
(Wiki)

Ansonsten stimme ich Dir zu: Das "palästinensische Volk" ist ein Propaganda-Begriff, auf den auch heute noch viele hereinfallen (wie man an dem Beitrag @Skeptikers sieht).
Zuletzt geändert von PeterK am Fr 11. Dez 2020, 21:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antisemitismus?

Beitrag von PeterK »

Zunder hat geschrieben:(11 Dec 2020, 21:57)
Doch.
"Palestinian" war die provisorische Staatsbürgerschaft des Mandatsgebietes und umfaßte Juden und Araber gleichermaßen.
Als Volk wurden die Palästinenser erst von Arafat erfunden, als der Versuch, die Juden ins Meer zutreiben, wiederholt gescheitert war. Die Erfindung des palästinensischen Volkes war ein Versuch, den jüdischen Staat zu delegitimieren.
Korrekt.
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Re: Antisemitismus?

Beitrag von Tom Bombadil »

Zunder hat geschrieben:(11 Dec 2020, 21:57)

"Palestinian" war die provisorische Staatsbürgerschaft des Mandatsgebietes und umfaßte Juden und Araber gleichermaßen.
Das ist richtig, trotzdem gab es keinen Staat "Palästina" und dementsprechend auch keine "richtige" Staatsbürgerschaft. MW. war der Reisepass auch ein "British Passport" mit dem Zusatz "Palestine".
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Re: Antisemitismus?

Beitrag von Zunder »

Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Dec 2020, 22:22)

Das ist richtig, trotzdem gab es keinen Staat "Palästina" und dementsprechend auch keine "richtige" Staatsbürgerschaft. MW. war der Reisepass auch ein "British Passport" mit dem Zusatz "Palestine".
Ja. Diese Diskussion hatten wir ziemlich ausführlich mit so einem "israelkritischen" Völkerrechtsexperten im 35er.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

Das ist für Geschichtsfans ja auch alles ganz interessant, Auswirkung auf heute hat das nicht mehr, dazwischen ist viel zu viel passiert.
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Re: Antisemitismus?

Beitrag von PeterK »

Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Dec 2020, 22:22)
Das ist richtig, trotzdem gab es keinen Staat "Palästina" und dementsprechend auch keine "richtige" Staatsbürgerschaft. MW. war der Reisepass auch ein "British Passport" mit dem Zusatz "Palestine".
Es gibt auch keinen Staat "Friesland". Dennoch gibt es Friesen.

BTT: Der Begriff "Palästinenser" ist- so wie er häufig gebraucht wird - nicht korrekt, weil er insinuiert, dass nur die arabische Bevölkerung Palästinas "palästinensisch" sei. Und das ist IMO Unsinn. Wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung in Palästina allein von 1918 bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts ansieht, erkennt man eine massive arabische Einwanderung in das Gebiet. Man kann da also nicht von jüdischen Einwanderern vs. arabischer "schon-immer-da"-Bevölkerung sprechen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Könntet ihr bitte wieder zum Thema zurück kommen? Danke!

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Re: Initiative GG 5.3 Weltoffenheit: Initiative für Meinungsfreiheit oder Antisemitismus?

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Skeptiker hat geschrieben:(11 Dec 2020, 19:20)

Hm, da sind wir nun also im Antisemitismusstrang angekommen.

Allerdings handelt es sich bei der Initiative, um eine Initiative für Weltoffenheit und freien Diskurs. Daher hatte ich den Strang im Gesellschaftsforum angelegt. Das nun in den Antisemitismusstrang zu verschieben, ist auch irgendwie ein Statement. :|
Auszug aus der der PDF des Humboldforums:

Vor diesem Hintergrund bereitet uns auch die Anwendung der BDS- Resolution des Bundestages große Sorge. Da wir den kulturellen und wissenscha li- chen Austausch für grundlegend halten, lehnen wir den Boykott Israels durch den BDS ab. Gleichzeitig halten wir auch die Logik des Boykotts, die die BDS-Resolution des Bundestages ausgelöst hat, für gefährlich. Unter Berufung auf diese Resolution werden durch missbräuchliche Verwendungen des Antisemitismusvorwurfs wichtige Stimmen beiseitegedrängt und kritische Positionen verzerrt dargestellt.

Was soll diese Schwurbelei heissen, die BDS-Resolution des Bundestages hätte eine Logik dieses BDS-Boykotts in gefährlicherweise ausgelöst? - Mehr Hirnriß geht nur noch sehr schwer.

Die Logik des BDS ist und war immer unverhohlen antisemitisch unter dem Vorwand von sog. Israelkritik oder andersverpackter "kritischer" Rechtfertigungslogik wie Antizionismus-Diskursen auf rein sachlich-historischer Wissenschaftsebene usw. - Die Resolution des Bundestages hat hier gar nichts ausgelöst, sondern endlich festgestellt, dass der BDS nicht israelkritisch sondern antisemitisch bis auf die Knochen ist. Und das halten die Verfasser dieser Initiative für gefährlich...

Nicht die BDS-Resolution des Bundestags ist gefährlich, sondern die Haltung und Denkweise dieser Initiative. :dead:
Sören74

Re: Antisemitismus

Beitrag von Sören74 »

Ohne mich jetzt zu BDS äußern zu wollen, aber ich habe schon den Eindruck, dass zu einem gewissen Teil der Vorwurf des Antisemitismus genutzt wird, Aussagen und Leistungen zu diskreditieren. Konnte man auch im Fall Lisa Eckhart sehen, die mit Sicherheit umstritten ist, aber auch zeigt, dass der Vorwurf des Antisemitismus bei ihr nun gar nicht einhellig geteilt wird.
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