Antisemitismus

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Vongole
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

PeterK hat geschrieben:(04 Feb 2020, 20:56)

Nachtigall, ick hör Dir trapsen. Mir ist die religiös oder politisch begründete Weltanschauung eines Antisemiten - zumindest in Bezug auf das Thema des Threads - egal
Mir auch. Ich mag nur nicht die Augen davor verschließen, dass sich Judenfeindschaft in allen Schichten, egal welcher politischen Einstellung, findet.
Der permanente Fingerzeig auf "nur die Rechten" ist beim Kampf gegen Antisemitismus eher nicht förderlich und soll in der Regel von dem in den jeweils eigenen Reihen ablenken.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Liberty »

Ammianus hat geschrieben:(03 Feb 2020, 17:02)
Hier sollte man dann auch deutlich auf diese Thematik aufmerksam machen und vielleicht dann auch so manchen zur Beschäftigung mit dem Thema anregen.
Ich behaupte mal 99,9% aller Besucher der Kirche in Wittenberg erkennen die Judensau-Darstellung überhaupt nicht bzw. wissen gar nicht, dass es sich um eine "Judensau" handelt. Das ist eher was für historisch/kunsthistorisch bewanderte Personen, die bewusst solche Reliefs an Kirchengebäuden studieren und sich mit deren Bedeutung beschäftigen.
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imp
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Liberty hat geschrieben:(04 Feb 2020, 22:16)

Ich behaupte mal 99,9% aller Besucher der Kirche in Wittenberg erkennen die Judensau-Darstellung überhaupt nicht bzw. wissen gar nicht, dass es sich um eine "Judensau" handelt. Das ist eher was für historisch/kunsthistorisch bewanderte Personen, die bewusst solche Reliefs an Kirchengebäuden studieren und sich mit deren Bedeutung beschäftigen.
Es steht eine erklärende Tafel drunter.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Liberty »

imp hat geschrieben:(04 Feb 2020, 22:17)
Es steht eine erklärende Tafel drunter.
Ja aber ohne die Tafel würden ausser ein paar Kunst- und Kirchenhistorikern kein Mensch dieses Reflief überhaupt wahrnehmen und als "Judensau" erkennen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Liberty hat geschrieben:(04 Feb 2020, 22:42)

Ja aber ohne die Tafel würden ausser ein paar Kunst- und Kirchenhistorikern kein Mensch dieses Reflief überhaupt wahrnehmen und als "Judensau" erkennen.
Das möchte ich nicht beurteilen. Ich habe mir das angesehen und es ist abstoßend.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Liberty »

imp hat geschrieben:(04 Feb 2020, 22:45)
Das möchte ich nicht beurteilen. Ich habe mir das angesehen und es ist abstoßend.
Ich habe es mir auch angesehen. Ohne Erklärung hätte ich das Relief gar nicht wahrgenommen und schon gar nicht als antijudaistisch erkannt.

Ich finde aktuellen Antisemitismus, wie die linke "Kauft nicht bei Juden"-Boykotthetze des BDS wesentlich abstossender und gefährlicher als eine 700 Jahre alte, kaum als solche erkennbare antijudaistische Judensau-Darstellung aus dem Mittelalter.
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Zunder
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Zunder »

schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Feb 2020, 11:02)

Das ist schon richtig. Der (streitbare) israelische Soziologe Moshe Zuckermann spricht denn auch vom paradoxen Phänomen der "Antisemitismus-Euphorie". Findet man ein Beispiel, das den Antisemitismus irgendeiner nicht geliebten Menschengruppe belegt, nennt man es denn auch schon mal "wunderbar". Wie user Tom weiter oben.
http://www.hagalil.com/2010/02/islamisc ... itismus/2/
Die behauptete "Antisemitismus-Euphorie" ist weder ein Phänomen noch paradox. Sie ist einfach nur eine Denunziation ohne jeglichen Erkenntnisgewinn.
Richtig ist, daß die Antideutschen eine dezidiert pro-israelische Position vertreten (was nicht zuletzt ein Verdienst des kürzlich verstorbenen Konkret-Herausgebers Hermann L. Gremliza ist). Dafür gibt es gewichtige Gründe, die nahezu ausnahmslos mit der deutschen Geschichte zu tun haben.

Und wenn man an eine Denunziation anknüpft, schiebt man gleich noch eine Denunziation hinterher. Paßt halt grad so schön.
Daß das "wunderbar" von Tom Bombadil eher sarkastisch gemeint war, allerdings unzutreffend, macht nix.

Im übrigen hat das, was du als "Moshe Zuckermann hat geschrieben" zitiert hast, nicht Moshe Zuckermann geschrieben, sondern Thomas Schmidinger.
schokoschendrezki hat geschrieben:(04 Feb 2020, 11:02)
Sobald Leute zusammenkommen und sich zu einem hohen Grad als Teil einer Gemeinschaft sehen und dann noch eine gewisse Mindestakzeptanz für antisemitische Stereotype haben ... entsteht die Gefahr der Entflammbarkeit. Ob das nun eine Kneipenrunde ist, die Gemeinschaft irgendeiner heiligen oder unheiligen Nation, der Panarabismus oder die beschworene Welt-Gemeinschaft der Muslime. Ich behaupte: Der liberale Individualismus und Antikollektivismus ist eine zuverlässige Impfung gegen jede Art Antisemitismus. Ein Individuum, das sich zuallererst als Individuum und nicht als Teil einer Gemeinschaft sieht, ist absolut immun gegen Antisemitismus. Auch unabhängig von seiner politischen Einstellung solange sich diese im Rahmen von Humanismus, Demokratie und LIberalität bewegt.
Wer sich "im Rahmen von Humanismus, Demokratie und LIberalität bewegt" wird gegen Antisemitismus weitgehend gefeit sein.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von McKnee »

Liberty hat geschrieben:(04 Feb 2020, 22:59)

Ich habe es mir auch angesehen. Ohne Erklärung hätte ich das Relief gar nicht wahrgenommen und schon gar nicht als antijudaistisch erkannt.
Nur zm besseren Verständnis. Dann wilst du es anderen zum Vorwurf machen? Was kritisierst du? Oder ist es keine Kritik?
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

.....er wusste es :D
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conscience
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Re: Antisemitismus

Beitrag von conscience »

Die Tafel an der Kirche ist ein Symbol aber auch ein Relikt einer vergangenen Epoche des deutschen kirchlichen Antisemitismus - und jetzt zu einem Bildersturm aufzurufen, halte ich persönlich für verkehrt. Über den Hintergrund und den Zusammenhang der Tafel aufzuklären, ist ein notwendiges Gebot. Einen Kampf um dieses Symbol zu führen, dürfte meines Erachtens nicht weiterhelfen, verdeckt dieser doch die notwendige Auseinandersetzung mit den alten politischen Antisemitismus von Rechts und Links sowie den Kampf gegen den neuen - importierten - Antisemitismus islamistischer Prägung.

Es ist eine Auseinandersetzung, die an mehreren Fronten geführt wird und ich möchte nicht wissen, wie sich unsere jüdischen Mitbürger in der Lage der Anfeindungen durch drei Seiten fühlen müssen, in Anbetracht der Situation größeren Hasses und größerer Gefahr für sich, Familie und Gemeinden.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

conscience hat geschrieben:(05 Feb 2020, 07:12)

Die Tafel an der Kirche ist ein Symbol aber auch ein Relikt einer vergangenen Epoche des deutschen kirchlichen Antisemitismus - und jetzt zu einem Bildersturm aufzurufen, halte ich persönlich für verkehrt. Über den Hintergrund und den Zusammenhang der Tafel aufzuklären, ist ein notwendiges Gebot.
Das sehe ich auch so. Es muss auf solche Symbole hingewiesen und sie müssen den Besuchern der Kirchen erklärt werden und man muss auch den Zusammenhang mit der Shoa aufzeigen. Ohne den sowieso latent vorhandenen und weit verbreiteten Antisemitismus unter Christen wäre die Shoa vielleicht nicht möglich gewesen.
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imp
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Zunder hat geschrieben:(04 Feb 2020, 23:51)

Die behauptete "Antisemitismus-Euphorie" ist weder ein Phänomen noch paradox. Sie ist einfach nur eine Denunziation ohne jeglichen Erkenntnisgewinn.
Richtig ist, daß die Antideutschen eine dezidiert pro-israelische Position vertreten (was nicht zuletzt ein Verdienst des kürzlich verstorbenen Konkret-Herausgebers Hermann L. Gremliza ist). Dafür gibt es gewichtige Gründe, die nahezu ausnahmslos mit der deutschen Geschichte zu tun haben.
Antideutsch klingt schon wieder recht radikal. Die meisten Linken in Deutschland sind Sozialdemokraten oder Grüne und träumen am Stammtisch vielleicht von irgendeiner Art Sozialismus, der dann aber irgendwie demokratisch und liberal sein will - falls es sowas gibt. Mit dem Tun irgendwelcher Randgruppen dürfte das wenig zu tun haben. Soweit ich weiß, hat das Heft Konkret eine Auflage von wenigen Tausend.

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Ob Eigenbrötler oder Gemeinschaftsmensch ist dabei unerheblich.
Hoffentlich. Denn das sind die meisten Menschen in Deutschland, egal ob und was sie wählen, jedenfalls meistens.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

conscience hat geschrieben:(05 Feb 2020, 07:12)

Die Tafel an der Kirche ist ein Symbol aber auch ein Relikt einer vergangenen Epoche des deutschen kirchlichen Antisemitismus - und jetzt zu einem Bildersturm aufzurufen, halte ich persönlich für verkehrt.
Soweit ich das sehe, fordert niemand einen Bildersturm. Auch der Kläger möchte nur, dass die Darstellung nicht an der Kirche bleibt. Gegen eine Aufstellung in geeigneterem Kontext wurde nichts gesagt. Ich verstehe auch die Position, dass die Darstellung bleiben soll wo sie ist und besser erklärt werden muss. Ich sehe da auf beiden Seiten das Bemühen um kritische Auseinandersetzung und um Abwendung von Antisemitismus.
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Ammianus
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ammianus »

imp hat geschrieben:(04 Feb 2020, 22:45)

Das möchte ich nicht beurteilen. Ich habe mir das angesehen und es ist abstoßend.
Natürlich sehen wir das heute als abstoßend an. Unsere Weltvorstellungen haben sich gewandelt. Die meisten Menschen, konfrontierte man sie mit derartigen Darstellungen, würden nur eine Schwein sehen unter dessen Bauch irgenwelche Zwerge irgend etwas tun. Ein Bekannter von mir bekam einmal den Auftrag, bildliche Darstellungen in einer Kirche zu fotografieren. Unter das Bild der Heiligen Jungfrau mit dem Jesusknaben schrieb er: "Junge Frau mit Kind". Das ist natürlich ein Extremfall.
Interessant im Zusammenhang mit Darstellungen des Antijudaismus in Kirchen ist auch dies:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ecclesia_und_Synagoge

Aber auch das werden nur Leute kennen, die sich mit derartigen Dingen befassen. Ein Großteil der Leute interessiert sich weder für Politik noch Geschichte oder Kunst. Das ist einfach so. Die kann man auch nicht zwingen.
Wir müssen mit unserer Geschichte leben. Und das ist ein Teil davon.

Nachtrag:

Habe mir gerade den "Kulturzeit"-Beitrag in der ZDF-Mediathek angesehen. Der bringt das ganze eigentlich sehr gut. So wie die Kirche in Wittenberg damit umgeht, die beiden Tafeln vor Ort unterhalb der Judensau-Darstellung, ist es genau richtig. Düllmann ist für mich nichts weiter als ein Wichtigtuer der sich in seine Aufgeregtheit hineinsteigert. Kann man nichts machen.
Zuletzt geändert von Ammianus am Mi 5. Feb 2020, 10:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Ammianus hat geschrieben:(05 Feb 2020, 10:45)

Natürlich sehen wir das heute als abstoßend an. Unsere Weltvorstellungen haben sich gewandelt. Die meisten Menschen, konfrontierte man sie mit derartigen Darstellungen, würden nur eine Schwein sehen unter dessen Bauch irgenwelche Zwerge irgend etwas tun.
Das ist in meinen Augen nicht vollständig ausreichend. Jedenfalls, wenn wir über diese eine Plastik hinausgehen. Häufig werden Karikaturisten und andere, die Darstellungen schaffen, kritisiert, wenn sie antisemitische Stereotype versehentlich oder mutmaßlich absichtsvoll aufgreifen. Auch wenn diese Kritik manchmal vielleicht über das Ziel hinaus schießt, ist sie doch im Grunde gut und richtig. Wer mit einem halbwegs brauchbaren Abschluß heute die Schule verlässt und besonders wer Medien in Umlauf bringt, wird heute in der Regel wissen, dass es antisemitische Stereotype gibt und dass die prominentesten dieser von einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung auch begriffen und erkannt werden. Würde die Mehrheit solche Codes heute nicht mehr begreifen, wäre die öffentliche Diskussion darum überflüssig - Sind Bilder, die der Sender nicht intendierte und der Empfänger nicht versteht, überhaupt noch diskutabel oder handelt es sich lediglich um Gleichheit der Form mit etwas, das mal ein Bild war und verstanden wurde? Diese Frage haben wir hier nicht unbedingt. Viele antisemitische Codes werden verstanden und deshalb ist ihre Verwendung in Versehen oder Absicht durchaus zu kritisieren.

Bleibt, ob die Mehrheit konkret die Plastik in Wittenberg begreifen würde. Spätestens mit der Erklärung darunter würde ich sagen: Ja.

Ich bin froh, dass wir uns - jedenfalls die meisten meistens - dahin entwickelt haben, dass uns solche Darstellungen heute abstoßen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Zunder hat geschrieben:(04 Feb 2020, 23:51)

Die behauptete "Antisemitismus-Euphorie" ist weder ein Phänomen noch paradox. Sie ist einfach nur eine Denunziation ohne jeglichen Erkenntnisgewinn.
Richtig ist, daß die Antideutschen eine dezidiert pro-israelische Position vertreten (was nicht zuletzt ein Verdienst des kürzlich verstorbenen Konkret-Herausgebers Hermann L. Gremliza ist). Dafür gibt es gewichtige Gründe, die nahezu ausnahmslos mit der deutschen Geschichte zu tun haben.

Und wenn man an eine Denunziation anknüpft, schiebt man gleich noch eine Denunziation hinterher. Paßt halt grad so schön.
Daß das "wunderbar" von Tom Bombadil eher sarkastisch gemeint war, allerdings unzutreffend, macht nix.

Im übrigen hat das, was du als "Moshe Zuckermann hat geschrieben" zitiert hast, nicht Moshe Zuckermann geschrieben, sondern Thomas Schmidinger.

Wer sich "im Rahmen von Humanismus, Demokratie und LIberalität bewegt" wird gegen Antisemitismus weitgehend gefeit sein.
Ob Eigenbrötler oder Gemeinschaftsmensch ist dabei unerheblich.
Der Zusammenhang zwischen Kollektivismus, Nationalismus, starkem Bezug auf soziale Klassen (aus der linken Ecke), Religionsgemeinschaften (Christentum wie auch Islam) auf der einen und Antisemitismus auf der anderen Seite ist so trivial nicht. Mir erscheint nach wie vor die These, dass die Bereitschaft zur Externalisierung von Konflikten innerhalb der eigenen Gemeinschaft ("irgendjemandem, irgendeiner Menschengruppe die 'Schuld an allem' zu geben") zusammen mit dem Vorhandensein jahrhundertealter Stereotype gegenüber Juden, sagen wir es vorsichtig, die Wahrscheinlichkeit für eine sozialpsychologische Disposition zu Antisemitismus, signifikant erhöht. Sowohl der Panarabismus als Ideologie im 20. Jahrhundert als auch die extrem rechtskonservativ-nationalistische Philosophie eines Alexander Dugin führen nahezu zwangsläufig in einen Mechanismus der Überhöhung und "Reinhaltung" der eigenen Nation. Für alles Schlechte muss ein zu benennder Schuldiger gefunden werden. Und es wundert nicht, dass es in beiden Fällen vornehmlich die Juden waren bzw. sind.

Der türkischstämmige Journalist (und Mitglied der auf Völkerverständigung ausgerichteten muslimischen Alhambra-Gesellschaft) weist in einem politischen Feuilleton von gestern, Mittwoch ("Holocaust und Erinnerungskultur") auf folgendes hin:
Die Pogrome gegen jüdische Minderheiten Ende der 20er-, Anfang der 30er-Jahre in den Regionen Thrakien und nördliche Ägäis hatten handfeste, nationalstaatliche strategische Motive, wurden aber mit dem Instrument der religiösen Aufwiegelung betrieben. Gleiches gilt in Bezug auf die September-Pogrome gegen die christlichen Minderheiten in Istanbul 1955, denen auch Juden und Armenier zum Opfer fielen. Die politisch Verantwortlichen werden bis heute, und insbesondere unter dem jetzigen Regime, als Helden verehrt.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ho ... _id=469395

Es war die aus der westlichen Kultur bezogene Idee des Nationalstaats, die aus den Juden als einer marginalisierten und unterdrückten Minderheit (unter mehreren) die Fiktion eines an-allem-Schuld-seienden Phänomens machte und die Einforderung von Zahlungsverpflichtungen in eine eliminatorische Verfolgung realer Menschen im Namen der "Reinheit der Nation", des modernen "Türkentums" zum Beispiel machte.

Ja. Das Zitat aus dem Einleitungstext zu "Islamisierung des Antisemitismus" stammt nicht von Zuckermann sondern von Schmidinger. Danke. In einem späteren Abschnitt der Artikelfolge (http://www.hagalil.com/2010/02/islamisc ... itismus/3/) heißt es ganz nüchtern:
In den seriösen Forschungsarbeiten zum Antisemitismus in arabischen und islamischen Gesellschaften unterscheiden sich grob zwei Tendenzen. Während Autoren wie Bernard Lewis oder Shlomo Dov Goitein bezüglich des Antisemitismus in der arabischen Welt eher von einem modernen Import aus dem Westen ausgehen, der nur wenig mit den mittelalterlichen Diskriminierungen gegen Angehörige von nichtislamischen Buchreligionen zu tun habe, legen Frederick M. Schweitzer und Marvin Perry größeren Wert auf die antijüdischen Passagen im Quran und in den Hadithen, den Aussprüchen des Propheten, von denen sie eine eigenständige Kontinuität antisemitischer Traditionen im Islam herleiten. Die Frage nach dem Import oder der eigenständigen Entwicklung des arabischen und islamischen Antisemitismus ist bis heute umstritten, jedoch letztlich auch eine Frage der Gewichtung.
Eine politische Analyse "sine ira et studio" heißt übrigens soviel wie eine Analyse "ohne Zorn und Eifer".
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(04 Feb 2020, 19:42)

Ja gut, das ist aber das, was Menschen machen - sie versammeln sich entlang gemeinsamer Interessen zu Kollektiven, die gegenüber anderen Kollektiven eine kollektive Identität darstellen, vom Einzelnen abstrahieren und gemeinsame Interessen durchsetzen helfen. Ob das jetzt so schlau ist, sich ausgerechnet eine Religion oder Nationalität auszusuchen als sein hervorstehendes Interesse, na gut, da kann man schon mal drüber reden. Andererseits gerade beim Antisemitismus geht es oft nicht darum, was man selber denkt sondern was andere denken, wo sie dich reinsortieren sollen.
Es ist manchmal ganz trivial. Das letztemal wurde ich mit offenem Antisemitismus in einem nordwestungarischen Thermalbad konfrontiert, als eine Runde von badenden österreichischen Rentnern etwas zuviel Wein getrunken hatte und weinselig erst gemeinsam "Panzer rücken in Afrika vor" und dann noch Schlimmeres sang. Es ist vielen Menschen offenbar in die Wiege gelegt, aus dem Schutz der Gemeinschaft heraus irgendjemanden finden und benennen zu wollen, der eben nicht dazu gehört. Und der Schuld an allem ist. Dieser psychologische Mechanismus spielt sich nicht selten auch in politischen Diskussionen ab. Externalisiere irgendjemanden, um deine Stellung in der Gemeinschaft zu festigen. Sätze wie "Unser Verrückter vom Dienst lässt mal wieder seine verworrenen Ideen heraus". Es wirkt auf den, der es schreibt wie auch auf die, an die es sich richtet, wie ein wohliges Bad in warmem Wasser.

Passende laute Bemerkung meines Kumpels in dem Thermalbad damals übrigens: "Du, A., ich glaub meine Hämorrhoiden lösen sich gerade auf" ;)
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2020, 09:18)

Es ist manchmal ganz trivial. Das letztemal wurde ich mit offenem Antisemitismus in einem nordwestungarischen Thermalbad konfrontiert, als eine Runde von badenden österreichischen Rentnern etwas zuviel Wein getrunken hatte und weinselig erst gemeinsam "Panzer rücken in Afrika vor" und dann noch Schlimmeres sang. Es ist vielen Menschen offenbar in die Wiege gelegt, aus dem Schutz der Gemeinschaft heraus irgendjemanden finden und benennen zu wollen, der eben nicht dazu gehört. Und der Schuld an allem ist. Dieser psychologische Mechanismus spielt sich nicht selten auch in politischen Diskussionen ab. Externalisiere irgendjemanden, um deine Stellung in der Gemeinschaft zu festigen. Sätze wie "Unser Verrückter vom Dienst lässt mal wieder seine verworrenen Ideen heraus". Es wirkt auf den, der es schreibt wie auch auf die, an die es sich richtet, wie ein wohliges Bad in warmem Wasser.

Passende laute Bemerkung meines Kumpels in dem Thermalbad damals übrigens: "Du, A., ich glaub meine Hämorrhoiden lösen sich gerade auf" ;)
Die Generation, die solche Lieder noch gelernt hat, ist aber nun schon arg betagt. Die werden voraussichtlich nicht mehr umlernen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(06 Feb 2020, 09:31)

Die Generation, die solche Lieder noch gelernt hat, ist aber nun schon arg betagt. Die werden voraussichtlich nicht mehr umlernen.
Ja. Aber dass "Ausgrenzung" grundsätzlich immer auch "Eingrenzung", sprich: Stärkung des eigenen Gemeinschaftsgefühls bedeutet .... das wissen auch heute schon die jüngsten auf den Schulhöfen. Ausgrenzung als Teil einer Selbstdefinition, der die eigentlichen Inhalte fehlen. Und wenns nur die des eigenen Körpers ist. "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen" hieß es bei Kollegah & Farid.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Selina »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2020, 10:50)

Ja. Aber dass "Ausgrenzung" grundsätzlich immer auch "Eingrenzung", sprich: Stärkung des eigenen Gemeinschaftsgefühls bedeutet .... das wissen auch heute schon die jüngsten auf den Schulhöfen. Ausgrenzung als Teil einer Selbstdefinition, der die eigentlichen Inhalte fehlen. Und wenns nur die des eigenen Körpers ist. "Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen" hieß es bei Kollegah & Farid.
Und in Thüringen feiern sie schon wieder fröhliche Urständ. Ich vermisse dich in den entsprechenden Threads.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Selina hat geschrieben:(06 Feb 2020, 12:16)

Und in Thüringen feiern sie schon wieder fröhliche Urständ. Ich vermisse dich in den entsprechenden Threads.
Das sollte hier nicht mit reingetragen werden.

Schon wieder antisemitische Schmierer am Werk.

https://web.de/magazine/regio/hessen/an ... l-34404462
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(06 Feb 2020, 19:16)

Das sollte hier nicht mit reingetragen werden.

Schon wieder antisemitische Schmierer am Werk.

https://web.de/magazine/regio/hessen/an ... l-34404462
Der tägliche Antisemitismus ... könnte man da zynisch sagen.

Wer sich über längere Zeit politisch bewusst irgendwie im geographischen Raum des ehemaligen k.u.k.-Reichs bewegt hat, kennt das zu Genüge. Erst sage und schreibe 2016 war in Wien die Auseinandersetzung um den erzantisemitischen ehemaligen Bürgermeister Karl Lueger, um Straßenbenennung und Gedächtnistafel endlich halbwegs zufriedenstellend abgeschlossen. Die Gesellschaften sind in paradoxer Weise gespalten. Einerseits stimmt auch in Österreich (ähnlich wie in Deutschland) ungefähr ein Drittel der Befragten solchen stereotypen Aussagen zu wie "Juden haben zuviel Einfluss in Wirtschaft und Gesellschaft". Andererseits stimmen aktuell nicht weniger als etwa 75 Prozent der Aussage zu, dass Antisemitismus in Österreich in jüngerer Zeit zunehme und ein ernstes Problem darstell. (https://fra.europa.eu/de/news/2019/anti ... s-vorgehen)

Ich will das nicht herunterspielen, aber die direkte militärische Bedrohung Israels ist wohl ein Stück ernster zu nehmen. Wiederum ist aus den Reaktionen der palästinensischen Führungskräfte (namentlich Abbas) auf den amerikanischen Nahostplan zu entnehmen, dass man dieses eigentlich flächenmäßig ziemlich kleine Land nach wie vor für eine Art unnatürlichen Eindringling und "Fremdkörper" in so etwas wie die arabisch-persische Welt hält. In der offiziellen Ablehnung heißt es
Er entspreche "nicht dem Minimum an Rechten und Aspirationen des palästinensischen Volkes".
https://www.derstandard.at/story/200011 ... barungseid
Hat er wirklich "Aspirationen" gesagt? Ich bin mir nicht sicher, ob der original verwendete englische Begriff "aspirations" eins zu eins den Aspirationen als "Absaugungen"/"Ansaugungen" entspricht. Man könnte entschiedener dagegen argumentieren, wenn der Urheber dieses Nahostplans nicht selbst Vertreter einer
"die eigene Nation zuerst"-Politik wäre. Von einer liberal gesinnten westlichen Führungsmacht ist im Moment ebensowenig übrig geblieben wie von der in Gründerzeiten Israels wesentlich mittragenden linksliberalen bis linkssozialistischen Kibbuzbewegung. Sie steht an ihrem Ende.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Feb 2020, 14:06)

Der tägliche Antisemitismus ... könnte man da zynisch sagen.
Wenn man zynisch wäre, würde man sagen, das ist nicht links genug, das ist nicht islamisch genug, das ist die Sorte Antisemitismus, über die wir hier lieber schweigen wollen. Aber das wäre natürlich arg und unangemessen wäre es auch.
Einerseits stimmt auch in Österreich (ähnlich wie in Deutschland) ungefähr ein Drittel der Befragten solchen stereotypen Aussagen zu wie "Juden haben zuviel Einfluss in Wirtschaft und Gesellschaft". Andererseits stimmen aktuell nicht weniger als etwa 75 Prozent der Aussage zu, dass Antisemitismus in Österreich in jüngerer Zeit zunehme und ein ernstes Problem darstell. (https://fra.europa.eu/de/news/2019/anti ... s-vorgehen)
Das sind auch zwei verschiedene Fragen, ob man Antisemitismus insgesamt schlimm findet oder ob man einzelne antisemitische Ideen und Handlungsmuster nicht los wird.

Ich will das nicht herunterspielen, aber die direkte militärische Bedrohung Israels ist wohl ein Stück ernster zu nehmen.
Ich würde den Geist Nahostkonflikt in der zugehörigen Flasche Forum 35 lassen. Hier dreht es sich doch eher um den Antisemitismus in Deutschland-Österreich.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(07 Feb 2020, 14:13)

Wenn man zynisch wäre, würde man sagen, das ist nicht links genug, das ist nicht islamisch genug, das ist die Sorte Antisemitismus, über die wir hier lieber schweigen wollen. Aber das wäre natürlich arg und unangemessen wäre es auch.


Das sind auch zwei verschiedene Fragen, ob man Antisemitismus insgesamt schlimm findet oder ob man einzelne antisemitische Ideen und Handlungsmuster nicht los wird.
Ich zitiere mal aus einer historischen Einschätzung der Rolle Karl Luegers um 1900 herum auch für die späteren Entwicklungen in Österreich und speziell in Wien:
Karl Lueger hatte einen ausgeprägten Spürsinn für demagogische Parolen und entschied sich aus taktischen Überlegungen für eine antisemitische Haltung. In der Christlichsozialen Partei wurde der Antisemitismus zum politischen Instrument der Massenmobilisierung. Lueger entwickelte einen xenophoben und antisemitischen kulturellen Code, der für seine Anhängerschaft zur identitätsstiftenden Werthaltung wurde. Indem Luegers populistische Rhetorik Juden und Jüdinnen als Außenseiter stereotypisiert, konnten ‚die Wiener‘ in Abgrenzung dazu eine „imagined community“ bilden.
https://www.habsburger.net/de/service-kontakt/impressum
Das ist für mich der zentrale sozialpsychologische Mechanismus, der aus der klassischen Judenfeindschaft den modernen Antisemitismus zumindest im Bereich des ehemaligen k.u.k.-Reichs entstehen ließ. Der Unterschied zu sonstigem Hass auf verschiedene Menschengruppen wird in dem Lueger zugesprochenen Ausspruch "Wer Jude ist bestimme ich" deutlich.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Feb 2020, 14:32)

Ich zitiere mal aus einer historischen Einschätzung der Rolle Karl Luegers um 1900 herum auch für die späteren Entwicklungen in Österreich und speziell in Wien:
https://www.habsburger.net/de/service-kontakt/impressum
Das ist für mich der zentrale sozialpsychologische Mechanismus, der aus der klassischen Judenfeindschaft den modernen Antisemitismus zumindest im Bereich des ehemaligen k.u.k.-Reichs entstehen ließ. Der Unterschied zu sonstigem Hass auf verschiedene Menschengruppen wird in dem Lueger zugesprochenen Ausspruch "Wer Jude ist, bestimme ich" deutlich.
Ich bitte dich. Es stimmt vieles, das du sagst, aber - ohne das gleichsetzen zu wollen - natürlich sind auch ausgrenzende Rollenbilder wie "Asoziale" oder "Terrormusel", "Messermänner" von den Ausgrenzenden selbst konstruiert und willkürlich.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(07 Feb 2020, 14:36)

Ich bitte dich. Es stimmt vieles, das du sagst, aber - ohne das gleichsetzen zu wollen - natürlich sind auch ausgrenzende Rollenbilder wie "Asoziale" oder "Terrormusel", "Messermänner" von den Ausgrenzenden selbst konstruiert und willkürlich.
Ich hatte vor einigen Wochen diesen Hörsaal-Vortrag auf DLF Nova von Monika Schwarz-Friesel gehört. Der Autorin des aktuellen Buchs "Judenhass im Internet". Eine ihrer Grundthesen lautet, dass Antisemitismus grundsätzlich nicht dasselbe sei wie Rassismus. Bei allen Formen von Rassismus, Xenophobie, Fremdenfeindlichkeit handele es sich um (Originalzitat) "induktive Übergeneralisierungen". Bei Antisemitismus dagegen handele es sich um ein hundertprozent und rein auf Phantasmen beruhendes jahrhundertealtes Kulturphänomen. Es sei hier alles erdichtet und nix angedichtet. Im Falle des zentralen Stereotyps des Gottesmords, Heilandsmords, Christusmords (Paulus) leuchtet einem das eigentlich auch ein. Das bedeutet keineswegs, dass eine übergeneralisierte Behauptung wie etwa "Sinti und Roma sind Diebe" auch nur irgendwie auf einem rationalen Kern beruhe. Die Autorin spricht davon, dass, wenn man beides nicht auseinanderhalte, man bei "Kraut und Rüben" lande. https://www.deutschlandfunkkultur.de/an ... _id=454279

Was ich bei dieser Autorin nach wie vor nicht einsehe - oder auch einfach nicht verstehe: Dass es keine sozialen oder sozialpsychologischen Kriterien geben soll, die etwas über die Wahrscheinlichkeit besagen, dass jemand antisemitische Stereotype aufgreift. Dass das Internet und speziell die von ihrer Forschergruppe untersuchten Leserkommentare in Zeitungen voll von immer aggresiverem und offenerem Antisemitismus sind, glaube ich dagegen sofort. Aber ist das nicht Teil einer allgemein laufenden allgemeinen Enttabuisierung? Afd- oder FPÖ-Politiker zum Beispiel stellen immer wieder gewissermaßen eine Schuhspitze in den Spalt einer Tür, die lange Zeit fest verschlossen war.Und die nun nicht mehr zugeht. Andere, radikalere und anonym bleibende Leute im Internet übernehmen gern das Geschäft, diese Türen weiter und weiter zu öffnen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Feb 2020, 15:48)

Ich hatte vor einigen Wochen diesen Hörsaal-Vortrag auf DLF Nova von Monika Schwarz-Friesel gehört. Der Autorin des aktuellen Buchs "Judenhass im Internet". Eine ihrer Grundthesen lautet, dass Antisemitismus grundsätzlich nicht dasselbe sei wie Rassismus. Bei allen Formen von Rassismus, Xenophobie, Fremdenfeindlichkeit handele es sich um (Originalzitat) "induktive Übergeneralisierungen". Bei Antisemitismus dagegen handele es sich um ein hundertprozent und rein auf Phantasmen beruhendes jahrhundertealtes Kulturphänomen. Es sei hier alles erdichtet und nix angedichtet.
Das sehe ich im Falle des Antisemitismus genauso - jedoch frage ich mich, was an Fremdenfeindlichkeit da anders sein soll. Auch die beruht auf reinen Gespinsten - wie übrigens auch Nationalität, aber das ist ein anderes Thema.

Dass das Internet und speziell die von ihrer Forschergruppe untersuchten Leserkommentare in Zeitungen voll von immer aggresiverem und offenerem Antisemitismus sind, glaube ich dagegen sofort.
Wenn man liest, was in Onlinekommentaren auf Zeitungs-Seiten steht und stehengelassen wird, da wird einem schlecht. Da wird etwa der Politikerin König abgesprochen, dass sie eine Frau sei, es wird seitenweise über ihre angeblich fehlende Körperhygiene geschrieben, es werden Tiervergleiche gezogen. So etwas findet auch gegenüber Juden statt, viele tausend mal wahrscheinlich jeden Tag. Das kannte man früher so nicht.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Adam Smith »

imp hat geschrieben:(07 Feb 2020, 16:40)

Das sehe ich im Falle des Antisemitismus genauso - jedoch frage ich mich, was an Fremdenfeindlichkeit da anders sein soll. Auch die beruht auf reinen Gespinsten - wie übrigens auch Nationalität, aber das ist ein anderes Thema.
Jeremy Corbyn könnte darauf eine Antwort geben.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Adam Smith hat geschrieben:(07 Feb 2020, 17:11)

Jeremy Corbyn könnte darauf eine Antwort geben.
Man hört, der habe jetzt viel Zeit?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

schokoschendrezki hat geschrieben:(07 Feb 2020, 15:48)

(..)

Was ich bei dieser Autorin nach wie vor nicht einsehe - oder auch einfach nicht verstehe: Dass es keine sozialen oder sozialpsychologischen Kriterien geben soll, die etwas über die Wahrscheinlichkeit besagen, dass jemand antisemitische Stereotype aufgreift. Dass das Internet und speziell die von ihrer Forschergruppe untersuchten Leserkommentare in Zeitungen voll von immer aggresiverem und offenerem Antisemitismus sind, glaube ich dagegen sofort. Aber ist das nicht Teil einer allgemein laufenden allgemeinen Enttabuisierung? Afd- oder FPÖ-Politiker zum Beispiel stellen immer wieder gewissermaßen eine Schuhspitze in den Spalt einer Tür, die lange Zeit fest verschlossen war.Und die nun nicht mehr zugeht. Andere, radikalere und anonym bleibende Leute im Internet übernehmen gern das Geschäft, diese Türen weiter und weiter zu öffnen.
Schwarz-Friesel geht sehr wohl auf auf soziale Kriterien ein, besonders in dem Buch, das ich als Standard-Werk zum Antisemitismus bezeichnen würde:
So schreibt sie beispielsweise:
"Beim modernen Antisemitismus gehen kognitive, emotionale, kulturelle und soziale Aspekte ineinander über."
"In der Regel liegt einer antisemitischen Haltung eine von negativen Emotionen und Stereotypen determinierte Konzeptualisierung von Juden zugrunde"
Quelle: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert.

Es reicht halt nicht, nur mal zu einem Vortrag zu gehen, oder ein Interview zu lesen/hören, Frau Schwarz-Friesel hat zum Thema Judenfeindschaft nämlich nicht nur ein Buch geschrieben.
In allen finden sich Querverweise zu ihren oder Forschungsergebnissen anderer WissenschaftlerInnen, warum sollte sie in einem Buch, das sich speziell mit Netzkultur befasst, alles wiederholen?
Oder eine Frage im Interview beantworten, die ihr nicht gestellt wurde?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Vongole hat geschrieben:(07 Feb 2020, 17:36)

Schwarz-Friesel geht sehr wohl auf auf soziale Kriterien ein, besonders in dem Buch, das ich als Standard-Werk zum Antisemitismus bezeichnen würde:
So schreibt sie beispielsweise:
"Beim modernen Antisemitismus gehen kognitive, emotionale, kulturelle und soziale Aspekte ineinander über."
"In der Regel liegt einer antisemitischen Haltung eine von negativen Emotionen und Stereotypen determinierte Konzeptualisierung von Juden zugrunde"
Quelle: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert.

Es reicht halt nicht, nur mal zu einem Vortrag zu gehen, oder ein Interview zu lesen/hören, Frau Schwarz-Friesel hat zum Thema Judenfeindschaft nämlich nicht nur ein Buch geschrieben.
Ja, Sie hat in jüngerer Zeit auch ein Buch geschrieben, in welchem sie mehrere tausend Briefe an den Zentralrat der Juden in Deutschland und die israelische Botschaft analysierte. Und auch der Titel "Die Sprache der Judenfeindschaft" weist darauf hin, dass sie als Linguistin natürlich in ganz besonderem Maße in der Lage ist, Indikatoren für zunächst nicht offen vorgetragene Judenfeindschaft in sprachlicher Form benennen zu können. Das betrifft insbesondere den (verkappten oder auch unbewussten) Antisemitismus der sogenannten bürgerlichen Mitte. Also Äußerungen, die in etwa so beginnen "Ich als Mensch mit einer humanistischen Gesinnung und Bildung, dem jede Art von gruppenbezogener Feindschaft fernliegt ...." und dann in etwa so weitergehen "möchte doch aber mal darauf hinweisen, dass ...blabla" und dann kommen eben doch die tiefsitzenden juden- bzw. israelfeindlichen Äußerungen. Aber die Frage bleibt: Was liegt wiederum, im zweiten Schritt diesen "negativen Emotionen" und der Konzeptualisierung antisemitischer Stereotype zugrunde? Die sind doch nicht einfach so da oder werden mit der Atemluft oder der Muttermilch eingesaugt. Sondern stellen in vielen Fällen die vermeintliche "Lösung" eines sozialpsychologischen Konflikts dar: Zum Beispiel dem zwischen einer autoritären Persönlichkeit, die Kritik an sich selbst und vor allem auch an der als eigene Gemeinschaft wahrgenommen Gruppe nicht zulässt einerseits ... und dem tatsächlichen Vorhandensein von allen möglichen realen Problemen andererseits. Die "Lösung" besteht bei manchen Menschen darin, eine nicht direkt greifbare Gruppe zu finden, einen Namen für irgendein etwas, das Schuld an allem ist. Die JUden sind schuld. Israel ist schuld. Gerade der gesamte Nahe Osten ist bis oben hin voll von allen möglichen Problemen. Wird die Identifikation mit dem Arabischsein oder dem Muslimischsein als essenziell gesehen, braucht man in der KUlturgeschichte nicht lange suchen, um auf die antisemitischen Stereotype zu treffen.

Im übrigen scheint es mir nützlicher für den Erkenntnisgewinn zu sein, sich statt in eine bestimmte Sichtweise weiter zu vertiefen, auch einmal alternative Sichtweisen kennenzulernen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(07 Feb 2020, 16:40)
Das sehe ich im Falle des Antisemitismus genauso - jedoch frage ich mich, was an Fremdenfeindlichkeit da anders sein soll. Auch die beruht auf reinen Gespinsten - wie übrigens auch Nationalität, aber das ist ein anderes Thema.
Es gibt natürlich eine MInderheit von hartgesottenen grundsätzlich fremdenfeindlichen Menschen. Aber Fremdenfeindlichkeit als "induktive Übergeneralisierung" oder einfach gesagt als Angewohnheit, von Einzelfällen oder Medienaufbauschaungen fahrlässig aufs Allgemeine zu schließen, lassen sich sehr häufig durch objektive Berichterstattung oder direkte Kontakte zumindest relativieren.

Anders bei Antisemitismus. Man könnte den Bewohnern im Gaza-Streifen, denen von der Hamas tagtäglich der Kampf gegen Israel eingeimpft wird, versuchen klarzumachen, dass ein nicht geringer Teil der Hamas-Führer in Saus und Braus lebt, indirekt von Zuwendungen internationaler Organisationen und selbst noch von den Schmuggelgeschäften über die Tunnel ... Die, die Israelfeindschaft und Judenhass als Teil der Gemeinschaftszugehörigkeit über dieses seltsame, "Identität" genannte Konstrukt zu einem Teil ihrer Persönlichkeit gemacht haben, werden diese Richtigstellungen nicht als wohlmeinende Aufklärung verstehen sondern als Angriff auf ihre eigene Persönlichkeit. Und entsprechend harsch mit Widerstand reagieren. So wie selbst schwerst vernachlässigte Kinder noch ihre asozialen Eltern verteidigen. (Insofern ist das Konzept "Identität" eine Form von freiwilliger Infantilisierung, aber auch ein anderes Thema).

Interessiert man sich nicht nur für eine Analyse und nicht nur für eine Indikation von Antisemitismus und grenzt man den Kampf dagegen nicht auf eine polizeiliche Bekämpfung entsprechender Straftaten ein, so stellt sich hier die Frage nach einem Konzept. Ein vermeintliches Konzept lautet: Setze den Judenfeinden einfach als Alternative einen anderen Feind vor, an dem sie ihren Frust auslassen und den sie für alles Schlechte verantwortlich machen können. Den Sunniten zum Beispiel die Schiiten. Aber erstens klappt das nur oberflächlich und nicht wirklich und tiefgehend und zweitens ist es moralisch fragwürdig. Am Ende können nur selbständig denkende und unabhängige und vor allem rigoros selbstkritische Menschen den Spuk durchschauen.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Feb 2020, 14:00)

Es gibt natürlich eine MInderheit von hartgesottenen grundsätzlich fremdenfeindlichen Menschen. Aber Fremdenfeindlichkeit als "induktive Übergeneralisierung" oder einfach gesagt als Angewohnheit, von Einzelfällen oder Medienaufbauschaungen fahrlässig aufs Allgemeine zu schließen, lassen sich sehr häufig durch objektive Berichterstattung oder direkte Kontakte zumindest relativieren.

Anders bei Antisemitismus. Man könnte den Bewohnern im Gaza-Streifen, denen von der Hamas tagtäglich der Kampf gegen Israel eingeimpft wird, versuchen klarzumachen, dass ein nicht geringer Teil der Hamas-Führer in Saus und Braus lebt, indirekt von Zuwendungen internationaler Organisationen und selbst noch von den Schmuggelgeschäften über die Tunnel ... Die, die Israelfeindschaft und Judenhass als Teil der Gemeinschaftszugehörigkeit über dieses seltsame, "Identität" genannte Konstrukt zu einem Teil ihrer Persönlichkeit gemacht haben, werden diese Richtigstellungen nicht als wohlmeinende Aufklärung verstehen sondern als Angriff auf ihre eigene Persönlichkeit. Und entsprechend harsch mit Widerstand reagieren. So wie selbst schwerst vernachlässigte Kinder noch ihre asozialen Eltern verteidigen. (Insofern ist das Konzept "Identität" eine Form von freiwilliger Infantilisierung, aber auch ein anderes Thema).

Interessiert man sich nicht nur für eine Analyse und nicht nur für eine Indikation von Antisemitismus und grenzt man den Kampf dagegen nicht auf eine polizeiliche Bekämpfung entsprechender Straftaten ein, so stellt sich hier die Frage nach einem Konzept. Ein vermeintliches Konzept lautet: Setze den Judenfeinden einfach als Alternative einen anderen Feind vor, an dem sie ihren Frust auslassen und den sie für alles Schlechte verantwortlich machen können. Den Sunniten zum Beispiel die Schiiten. Aber erstens klappt das nur oberflächlich und nicht wirklich und tiefgehend und zweitens ist es moralisch fragwürdig. Am Ende können nur selbständig denkende und unabhängige und vor allem rigoros selbstkritische Menschen den Spuk durchschauen.
Erst mal vielen Dank, das war sehr umfangreich und auch sehr interessant.
So ganz glücklich bin ich mit diesen Ausführungen aber nicht. Antisemitismus ist also etwas, das weniger kluge Leute nicht loswerden können? Und was hat die Hamas, die irgendwo da unten tätig ist, damit zu tun, dass in Deutschland Menschen Juden hassen? Denn dass der Israelkonflikt für Deutschland nicht das Primäre sein kann, das ist ja klar.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Chajm »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Feb 2020, 11:47)

(VZ)
Im übrigen scheint es mir nützlicher für den Erkenntnisgewinn zu sein, sich statt in eine bestimmte Sichtweise weiter zu vertiefen, auch einmal alternative Sichtweisen kennenzulernen.
Frau Schwarz-Friesel hat nicht nur "in juengster Zeit" ein Buch geschrieben - Sie sollten sich, bevor Sie sich anmassen, die Arbeiten einer anerkannten Wissenschaftlerin zu beurteilen, mit deren Werken auseinandersetzen.
Und zwar nicht anhand von Rezensionen, Radio-Interviews und Kommentaren zu ihren Werken, sondern am besten im Original, also dem jeweiligen Buch oder Aufsatz.
Und was Ihren letzten Satz betrifft - das ist wirklich im Wortsinn das Letzte!
Ich sag es Ihnen als der Jude Chajm Silbermann - es gibt zur Sichtweise auf den Antisemitismus keinerlei Alternative!*


*Es sei denn, man moechte mit einer solchen "alternativen Sichtweise" den Antisemitismus relativieren und verharmlosen!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(11 Feb 2020, 14:12)

Erst mal vielen Dank, das war sehr umfangreich und auch sehr interessant.
So ganz glücklich bin ich mit diesen Ausführungen aber nicht. Antisemitismus ist also etwas, das weniger kluge Leute nicht loswerden können?
Naja. Unabhängig und selbskritikfähig auf der einen und "klug" auf der anderen Seite ... das sind ja zwei verschiedene Dinge. Es gibt ein Interview mit Henryk M. Broder unter der Überschrift "Antisemitismus ist nicht heilbar". (https://www.weser-kurier.de/deutschland ... 66748.html) Darin Broder wörtlich
Nein, es ist nicht therapierbar. Es ist ja auch kein Phänomen, das nur bei dummen oder ungebildeten Leuten vorkommt. Und dumme Juden provozieren Antisemitismus genauso wie gebildete, arme ebenso wie reiche, linke wie rechte.
Der israelische Erziehungswissenschaftler Meron Mendel ist Leiter der Bildungsstätte "Anne Frank". Der wird das naturgemäß anders sehen. Sonst würde er diesen Posten wohl nicht angenommen haben.

Der erklärt den Unterschied zwischen Rassismus und Antismeitismus übrigens wie folgt:
Antisemitismus hat eine ganz andere Geschichte als Rassismus, und nur eine relativ kurze Zeit des Antisemitismus ist durch Rassismus geprägt. Es gibt einen grundlegenden Unterschied. In der Regel betrachtet der Rassist andere als minderwertig: Sie sind dümmer, schmutziger und ungebildeter als seine eigene Gruppe. Beim Antisemitismus funktioniert das anders: Im Zentrum steht die Angst vor den Juden, die angeblich hinter den Kulissen alles beherrschen, weil sie schlauer, aber auch gefährlicher sind. Ihnen werden unsichtbare und unkontrollierbare Strukturen und eine Weltverschwörung unterstellt. Beim kolonial geprägten Rassismus geht es darum, die anderen zu beherrschen. Die logische Konsequenz von Antisemitismus ist Auschwitz: Wenn es die Vorstellung einer jüdischen Weltverschwörung gibt, gibt es keine andere Möglichkeit, als die Juden komplett aus der Welt zu tilgen.
https://taz.de/Meron-Mendel-ueber-Antis ... /!5466150/
Auf den Punkt gebracht. Ein kluger Mensch. Rassismus speist sich in der Regel aus Überlegenheitsgefühlen. Einer fiktiven Gruppe "Schuld an allem" zu geben impliziert zumindest die Einräumung eines wenn auch feindseligen Machtpotenzials.

Da haben wir schon mal zwei Positionen.
Und was hat die Hamas, die irgendwo da unten tätig ist, damit zu tun, dass in Deutschland Menschen Juden hassen? Denn dass der Israelkonflikt für Deutschland nicht das Primäre sein kann, das ist ja klar.
Wir haben in Deutschland den Antiemitismus ganz gewiss nicht aus dem Nahen Osten importiert. Aber dass wir mit den Polarisierungen dort hier gar nix zu tun haben und nicht konfrontiert sind, das glaube ich nicht. Wir leben hier in Deutschland unter zig-Millionen Roger-Waters-Hörern und Henning-Mankell-Lesern und haben uns allein schon von daher zu populären Israel-Boykott-Aufrufen zu positionieren.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Chajm hat geschrieben:(11 Feb 2020, 14:43)

Frau Schwarz-Friesel hat nicht nur "in juengster Zeit" ein Buch geschrieben - Sie sollten sich, bevor Sie sich anmassen, die Arbeiten einer anerkannten Wissenschaftlerin zu beurteilen, mit deren Werken auseinandersetzen.
Und zwar nicht anhand von Rezensionen, Radio-Interviews und Kommentaren zu ihren Werken, sondern am besten im Original, also dem jeweiligen Buch oder Aufsatz.
Und was Ihren letzten Satz betrifft - das ist wirklich im Wortsinn das Letzte!
Ich sag es Ihnen als der Jude Chajm Silbermann - es gibt zur Sichtweise auf den Antisemitismus keinerlei Alternative!*


*Es sei denn, man moechte mit einer solchen "alternativen Sichtweise" den Antisemitismus relativieren und verharmlosen!
Die Verhamlosung oder sogar Leugnung von Antisemitismus ist auch eine "Sichtweise auf den Antisemitismus". Was Sie (vermutlich) meinen: Zu dieser (oder jener) "Sichtweise auf den Antisemitismus".

Ich habe Frau Schwarz-Friesel über eine Stunde aufmerksam und wohlwollend zugehört. Und gehöre damit selbst in diesem Kreis von politisch Interessierten möglicherweise noch zu einer Minderheit. Muss ich mich wirklich rechtfertigen, darüber hinaus - bis auf Besprechungen, Artikel und Interviews sonst nix von ihr gelesen zu haben?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Feb 2020, 14:56)
Wir haben in Deutschland den Antiemitismus ganz gewiss nicht aus dem Nahen Osten importiert. Aber dass wir mit den Polarisierungen dort hier gar nix zu tun haben und nicht konfrontiert sind, das glaube ich nicht. Wir leben hier in Deutschland unter zig-Millionen Roger-Waters-Hörern und Henning-Mankell-Lesern und haben uns allein schon von daher zu populären Israel-Boykott-Aufrufen zu positionieren.
Das bezweifle ich. Die wenigsten Romanleser wissen um die politische Meinung irgendwelcher Autoren. Das müssen sie auch gar nicht. Es ist sicher nicht verkehrt, sich mit diesen Meinungen zu beschäftigen aber es kann nicht notwendig sein. Was denkt eigentlich S. King so? Oder Rosamunde Pilcher?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

imp hat geschrieben:(11 Feb 2020, 15:19)

Das bezweifle ich. Die wenigsten Romanleser wissen um die politische Meinung irgendwelcher Autoren. Das müssen sie auch gar nicht. Es ist sicher nicht verkehrt, sich mit diesen Meinungen zu beschäftigen aber es kann nicht notwendig sein. Was denkt eigentlich S. King so? Oder Rosamunde Pilcher?
Vielleicht nicht. Aber Menschen, die sich für politisch interessiert halten, sollten es zumindest wissen. Von den entsprechenden Boykott-Kampagnen jedenfalls hat man sicher schon gehört.

"Wie denken und fühlen Antisemitien" ist übrigens auch der Titel des dem Vortrag von Schwarz-Friesel folgenden Interviews mit der Moderatorin der Hörsaal-Reihe bei DLF Nova. Es gibt kein Manuskript dazu. Wens interessiert: https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dra ... f5f473.mp3 ab etwa Minute 43. Darin bestreitet die Autorin explizit die von vielen anderen Autoren behauptete Disposition zu Antisemitismus aus einer sozialen und sozialpsychologischen Gegebenheit heraus. (Zum Beispiel in Form von "Neid" oder "Angst"). Sie spricht anstelle dessen von einer Art jahrhundertelangem, kulturbedingten unspezifischen Hass-Kontinuum. Und lässt die Interviewpartnerin in einer sichtlichen Verwirrung zurück, die ich eben einfach nachvollziehen kann. Weil sie das - zumindest in diesem Interview - mit rein empirischen Befunden aus Korpusstudien (Briefe, Internet usw.) belegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass damit Ergebnisse aus sovielen früheren Jahren zum Thema einfach widerlegt sein können.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

schokoschendrezki hat geschrieben:(11 Feb 2020, 14:58)

Muss ich mich wirklich rechtfertigen, darüber hinaus - bis auf Besprechungen, Artikel und Interviews sonst nix von ihr gelesen zu haben?
Nein, aber du solltest dich nicht an einer Zusammenfassung in zwei knappen Sätzen versuchen, ohne das Buch gelesen zu haben.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von schokoschendrezki »

Tom Bombadil hat geschrieben:(11 Feb 2020, 15:56)

Nein, aber du solltest dich nicht an einer Zusammenfassung in zwei knappen Sätzen versuchen, ohne das Buch gelesen zu haben.
Gut. Ich korrigiere mich. Wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe, tut es mir leid. Es geht (nur) um genau diesen oben verwiesenen Vortrag und das anschließende Interview.
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Tom Bombadil »

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Ebiker »

Wie nennt man diese spezielle Form von Humor wenn auf einer Demo gegen rääächts und Antisemitismus Juden dazu aufgefordert werden ihre Fahnen zu verbergen und ihnen Gewalt angedroht wird ?

https://www.butenunbinnen.de/nachrichte ... l-100.html

https://antideutsch.org/2020/02/22/die- ... -existenz/

Ich hoffe der zweite Link verstößt nicht gegen irgendwelche Forenregeln
Folgen sie den Anweisungen
BenJohn

Re: Antisemitismus

Beitrag von BenJohn »

Antisemitischer Karneval in Spanien.
Das ist nicht zu fassen. Wenn mir das jemand erzählen würde, ich würde es nicht glauben.

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Re: Antisemitismus

Beitrag von Liegestuhl »

BenJohn hat geschrieben:(26 Feb 2020, 08:24)

Antisemitischer Karneval in Spanien.
Das ist nicht zu fassen. Wenn mir das jemand erzählen würde, ich würde es nicht glauben.

Campo de Criptana? Wohnte da nicht unsere alte Foren-Freundin Tanja Krienen?
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
BenJohn

Re: Antisemitismus

Beitrag von BenJohn »

Liegestuhl hat geschrieben:(26 Feb 2020, 10:59)

Campo de Criptana? Wohnte da nicht unsere alte Foren-Freundin Tanja Krienen?
Kenne ich nicht. Inwiefern ist das relevant?
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Vongole »

Auch der Aalster Karneval (Belgien) fand an widerlichen judenfeindlichen Motivwagen nichts, was zu kritisieren wäre. :dead:
https://www.domradio.de/themen/karneval ... ei-aalster

In Deutschland scheint zumindest die Berliner Generalstaatsanwältin erkannt zu haben, dass die Justiz ein Problem mit antisemitischen Taten hat:

Motiv Antisemitismus soll klar benannt werden. Generalstaatsanwältin Koppers appelliert an Richter, den Begriff nicht mehr zu umschreiben.
Der Appell ist offenbar nötig. Bisher würden in vielen Gerichtsverfahren klar erkennbare antisemitische Motive als solche nicht bezeichnet. Das stellen Claudia Vanoni und Margarete Koppers, die Generalstaatsanwältin von Berlin, gemeinsam fest. Dass in diesem Punkt eine Änderung eintreten soll, das ist die wichtigste Botschaft, als sie am Mittwoch gemeinsam die Bilanz der Antisemitismusbeauftragten für den Zeitraum 1. September 2018 bis 31. Dezember 2019 vorstellen.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/es-r ... 86858.html

Der Appell wird hoffentlich nicht nur in Berlin gehört!
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Re: Antisemitismus

Beitrag von imp »

Liegestuhl hat geschrieben:(26 Feb 2020, 10:59)

Campo de Criptana? Wohnte da nicht unsere alte Foren-Freundin Tanja Krienen?
Es war der Name ihrer "Zeitung", glaube ich. Aber ist lange her.
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BenJohn

Re: Antisemitismus

Beitrag von BenJohn »

https://www.mena-watch.com/tuerkei-coro ... -komplott/
„Corona ist ein zionistisches Komplott“
War ja klar, dass das bei den üblichen Verdächtigen die Runde macht.
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Moses
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Re: Antisemitismus

Beitrag von Moses »

Dieser Strang dient nicht dazu Urteile der deutschen Justiz zu bewerten. Entsprechende Beiträge werden entfernt.

Moses
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Der Herr gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich nicht hinnehmen kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
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McKnee
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Re: Antisemitismus

Beitrag von McKnee »

Vongole hat geschrieben:(27 Feb 2020, 16:50)

In Deutschland scheint zumindest die Berliner Generalstaatsanwältin erkannt zu haben, dass die Justiz ein Problem mit antisemitischen Taten hat:

Motiv Antisemitismus soll klar benannt werden. Generalstaatsanwältin Koppers appelliert an Richter, den Begriff nicht mehr zu umschreiben.
Der Appell ist offenbar nötig. Bisher würden in vielen Gerichtsverfahren klar erkennbare antisemitische Motive als solche nicht bezeichnet. Das stellen Claudia Vanoni und Margarete Koppers, die Generalstaatsanwältin von Berlin, gemeinsam fest. Dass in diesem Punkt eine Änderung eintreten soll, das ist die wichtigste Botschaft, als sie am Mittwoch gemeinsam die Bilanz der Antisemitismusbeauftragten für den Zeitraum 1. September 2018 bis 31. Dezember 2019 vorstellen.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/es-r ... 86858.html

Der Appell wird hoffentlich nicht nur in Berlin gehört!
Nur kann und darf das außerhalb der reinen Wahrnehmung keine Wirkung entfalten. Nicht mehr als bei anderen Motiven auch.
Der Hauptgrund für Stress ist der tägliche Kontakt mit Idioten.

Es ist mir egal, ob es ein Albert-Einstein-Zitat ist ...

.....er wusste es :D
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H2O
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Re: Antisemitismus

Beitrag von H2O »

Warum nicht auch einmal etwas Erfreuliches im Zusammenhang mit dem Kampf gegen den beklagten Antisemitismus ansprechen:

https://www.deutschlandfunk.de/antisemi ... id=1114287

Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Klein, hat das jüdische Leben in Deutschland als blühend bezeichnet.

Klein sagte der Katholischen Nachrichtenagentur, kürzlich sei in Konstanz eine neue Synagoge eröffnet worden, und in Lübeck stehe demnächst eine Wiedereröffnung bevor. Juden kämen gern nach Deutschland, um hier zu leben, vor allem aus Israel. Dass Juden Vertrauen in Deutschland hätten, sei nach der Schoah etwas ganz Besonderes.

Klein warb zugleich für eine europäische Vernetzung im Kampf gegen Antisemitismus. Deutschland werde dazu während seiner EU-Ratspräsidentschaft ab Juli die Initiative ergreifen.
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