Stille Post aus Afrika

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Der Neandertaler
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Stille Post aus Afrika

Beitrag von Der Neandertaler »

Wenn wir so abends am Lagerfeuer saßen, hat mein Vater eimal fast beläufig erzählt, daß er mitbekommen hat, sein Vater hätte von seinem Großvater erfahren, usw., usw., ... (so was kannten auch wir schon - es nennt sich "Stille Post"), daß die modernen, ach so verständigen und schlauen Menschen, die aus einsichtigen Motiven ihr Heimatland Afrika verlassen haben, daß diese nicht die ersten derer waren, die in Asien oder gar Europa ihr Glück versuchten.
  • (der Erfolg kam allerdings erst später)
Meine Großmutter konnte ihm nur beipflichten, da ihr Vater von seinem Vater, usw., ..., gehört hat, seine Vorfahren würden nicht aus Ostafrika stammen, aus dem "Großen Afrikanischen Grabenbruch", sondern aus Marokko, nordwestlich von Marrakesch. Einer seiner Vorfahren, so hatte er gehört, hatte es vor etwa 200.000 Jahren bis Griechenland geschaft hat, wo er es sich in der Apidima-Höhle, im südlichen Peloponnes, gemütlich gemacht hat.

Diese Vorfahren gehörten zu jenen Spezies von Hominiden, die man in späteren Erzählungen "homo erectus" ("der aufgerichtete Mensch") nennt, und müssen Afrika, aufgrund ihre Aufrichtigkeit, schon vor rund 1,5 Millionen Jahren verlassen haben. Ihr letztes Refugium befand sich auf der Insel Java im Flußtal Ngandong.

Geärgert hatte seinen Vater zudem, daß spätere "homo sapiens"-Auswanderungs-Generationen den "Homo floresiensis", besser bekannt als der rätselhaft kleinwüchsige "Hobbit"-Mensch von der indonesischen Insel Flores, zu ihren gleichzeit-lebenden Verwandten konstruiert haben, wohl aus Unwissenheit.
  • ... oder hochmut?
Wobei immer vehement erkärt wurde, er litt einfach nur an einem Gendefekt oder sogar dem Downsyndrom. Leute, laßt euch sagen:
  • "es-war-eine-eigene-Menschenart!"
    • er war ein Nachfolger von "homo erectus"
Schon ca. 40.000 Jahren bevor durch "homo sapiens" der Tourismus auf den Inseln Indonesiens begann (der Nachzügler traute sich erst vor rund 50.000 Jahren dorthin), hatten sich Verwandte des "homo erectus" vom Festland dorthin verabschiedet.

Auch als der "moderne" Mensch dann über Tianyuan (Zhuzhou) in China nach Sibieren einwanderte, erschien er uns nicht mehr so schlau, wie sein Name verrät, eher blau. Der etwa 50.000 Jahre alte Zehenknochen aus der Denisova-Höhle dürfte wohl einem Nachkommen dieses "verständigen" Menschen sein.
  • (.. er ist ihm wohl abgefroren)
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H2O
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von H2O »

Der Roman "Robinson Crusoe" beschrieb Kannibalismus der Menschen, die Robinsons Insel besuchten. Das waren im Sinne der Geschichten hier "moderne Menschen". Auch in Afrika könnte es das gegeben haben... etwa den Missionar im großen Kochtopf in Witzblättern.

Nun habe ich nachgeschlagen mit Suchtext "steinzeitlicher Kannibalismus in Europa"... und siehe da, an mindestens 3 Plätzen Europas wurden Überreste von Menschen gefunden, mit Spuren von scharfen Werkzeugen an den Knochen, die offenbar zur Ernährung ihrer Jäger gedient hatten.

https://www.geo.de/wissen/21675-rtkl-wa ... len-wurden

Eine Höhle im Rhonetal, eine in Kroatien und eine in Spanien... da ist der Text unscharf, ob es gleich mehrere Lagerfeuer und Höhlen gegeben hat, wo Neandertaler einander wie Jagdbeute auf aßen.
Vor einigen Jahren hatten Forscher bereits errechnet, dass die Menge an Fleisch der sechs toten Neandertaler eine Sippe von 15-25 Menschen etwa zwei bis vier Tage ernährt haben könnte.
Zur Ehrenrettung der Neandertaler: Solche Jagdstrecken waren auch dem "modernen Menschen" nicht fremd... wer auch immer am Lagerfeuer darüber berichtet haben mag.
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Der Neandertaler
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo mein Freund.
Kannibalismus? JA! Das ist mir auch schon zu Ohren gekommen. Warum sollte es also Kannibalismus unter Neanderthalern und "homo sapiens" nicht gegeben haben?
  • ... obwohl wir versucht haben, dem "verständigen" Menschen Mannieren und Moral beizubringen, er sollte es eben besser machen und besser haben, als wir.
    • (kommt mir irgendwie bekannt vor)
Funde in Mittel- oder Mittel-Ost-Europa sind meines Wissens auf Zeiten der archaischen Neanderthaler datiert - es war also vor der "Neanderthaler-Hochzeit". Zu Zeiten von Hominden und Homo-Anfangszeiten waren Mitmenschen, auch als Aas, nunmal leichtere Beute als Tiere, denen man hinterherhetzen mußte. So wurde im westfälischen Kreis Warendorf 1995 ein Schädelfragment eines Neanderthaler gefunden, das auf vor etwa 60 000 Jahre datiert wurde. Ob dabei allerdings Neanderthaler oder "homo sapiens" als Täter in Frage kommt, kann nicht nachgewiesen werden, da beide Gruppen in dieser Zeit und diesen Breiten wohl über 10 000 Jahre zusammenlebten und sich so ihren Lebensraum teilten.

Zur Rufwiederherstellung von Neanderthaler sei angemerkt, daß die Neanderthaler ihre Verstorbenen bestatteten, wobei bei einem Teil der Verstorbenen das Gewebe von den Knochen getrennt und die Knochen aufgebrochen wurde, was allerdings eher Teil eines religiösen Rituals war.

Bei den Funden in Spanien und umliegende Gegenden muß man ebenfalls den zeitlichen Zusammenhang festhalten. So identifizierten Cosimo Posth und Christoph Wißing von der Universität Tübingen, sowie Forscher vom Tübinger "Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment" (SHEP), Professor Hervé Bocherens und Professor Johannes Krause, 99 bisher unbestimmte Knochenfragmente der Fundsammlung aus der "Troisième caverne" von Goyet (Belgien) zwar eindeutig als Überreste von Neandertaler, die ebenso eindeutig menschengemachte Veränderungen wie Schnitt- und Schlagspuren aufzeigten. Diese wurde auf ein Alter von ca. 40.500 bis 45.500 Jahren bestimmt. Also dies fiel einerseits in eine Zeit des "Neanderthaler-Rückzuges", andererseits waren dies daher "Rückzugsgebiete". Allerdinga waren auch unter diesen Funden klare Belege für intentionelle Schlachtungen vorhanden. Die Forscher erklärten dazu:
  • "Ob die menschlichen Überreste im Rahmen symbolischer Handlungen bearbeitet worden seien oder ob die Mitmenschen ausschließlich als Nahrung dienten, sei allerdings nicht möglich zu bestimmen."
Auch wiesen einige der Skelettüberreste Gebrauchsspuren auf, da schon vorher nachgewiesen wurde, daß diese späten Neandertaler die Knochen ihrer Mitmenschen teils auch als Werkzeuge verwendeten, mit denen sie etwa Steinwerkzeuge nachbearbeiteten, oder dergleichen.
  • (Stichwort: "Lissoirs" - Schleifwerkzeuge zur Lederbearbeitung, welches noch heute teils Verwendung findet. Knochen sind dazu besser geeignet, als Steine.)
JA! Kannibalismus gab es schon immer, nur, heute ist erst rechtlich und moralisch weitgehend tabu. Wobei das Gesetz nunmal hinterherhinkt. Auch kann ich mir schwer vorstellen, wozu Menschen in Extremsituationen fähig sind. Im positiven wie im negativen Sinn. So manche Expedition oder sonstige aussichtslose Situation endete mit Kannibalismus.
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Quatschki
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von Quatschki »

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Verzehr heutiger Menschen noch gesund ist.
Vielleicht ungeimpfte Bio-Veganer vom Metzelmetzger des Vertrauens, wenn sie noch nicht zu alt sind und gut durchgegart werden.
Zuletzt geändert von Quatschki am So 17. Okt 2021, 11:48, insgesamt 1-mal geändert.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Tom Bombadil
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von Tom Bombadil »

Das wäre vllt ein Weg, der Überbevölkerung Herr zu werden :D SCNR.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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H2O
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(17 Oct 2021, 11:47)

Das wäre vllt ein Weg, der Überbevölkerung Herr zu werden :D SCNR.
Ach, warum nur so mörderisch? Etwas zivilisierter wäre doch auch vieles möglich!

Vielleicht sollte man verfahrenstechnisch anknüpfen an die Kükenauslese pränatal, die doch inzwischen in Gesetze gefaßt wurde? Unterstützt durch Vasektomie, falls doch einmal ein männlicher Nachkomme den Weg ins Dasein geschafft haben sollte. Dann können wir in 100 Jahren den Lebensraum Europa besenrein an weniger einsichtige Menschen übergeben. Darüber müssen wir uns hier und heute keine Gedanken mehr machen. Ein bißchen schade wäre es um dieses Forum... :p
franzmannzini

Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von franzmannzini »

Sind Menschen überhaupt Nahrhaft ?
https://www.nationalgeographic.de/gesch ... r-nahrhaft
„Wenn man uns mit anderen Tieren vergleicht, sind wir wirklich nicht besonders nahrhaft“, sagt der Autor der Studie James Cole von der Universität von Brighton,
der seine Arbeit am Donnerstag im „Scientific Reports“ veröffentlicht hat.
Laut seiner Schätzung liefert jedes Pfund Muskelfleisch von Wildschwein und Biber beispielsweise 1.800 Kalorien, beim modernen Menschen wären es nur 650 Kalorien.
So bleibt wohl Kannibalismus ein Notbehelf in schlechten Zeiten, also erst wenn alles andere aufgegessen oder nicht verfügbar ist.
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H2O
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von H2O »

Vor einigen Jahren hatten Forscher bereits errechnet, dass die Menge an Fleisch der sechs toten Neandertaler eine Sippe von 15-25 Menschen etwa zwei bis vier Tage ernährt haben könnte.
Die Leute werden sich doch... rein wissenschaftlich betrachtet... bei solchen Aussagen etwas gedacht haben, oder?
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Der Neandertaler
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo mein Freund.
H2O hat geschrieben:Die Leute werden sich doch... rein wissenschaftlich betrachtet... bei solchen Aussagen etwas gedacht haben, oder?
Davon kannst Du ausgehen, allerdings ist dies womöglich nur eine Beispielrechnung.

Knochen und Zähne, Skelettreste allgemein, verroten nicht, sie versteinern. Diese kann man auf Spuren untersuchen - auf Kratzspuren. Aus diesen Kratzspuren kann man etwa herauslesen, ob das Fleisch von diesem Knochen etwa durch Bisse entfernt, oder fein säuberlich abgeschabt wurde. Aber was Du nicht erkennen kannst, ob dieses "fein säuberlich abgschabt" wurde, um es zu verspeisen. Und wenn es verspeist wurde, wurde es im Rahmen einer rituellen, religiösen Zeremonie verspeist?
  • (deswegen sind etwa Moorleichen eine reine Fundgrube für Archäologen, weil diese komplett konservieren. ... mit allem Drum und Dran. Sie erzählen uns alles: von der Herkunft, wie auch, wovon und wie er sich ernährt hat.)
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Adam Smith
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(16 Oct 2021, 19:23)

Eine Höhle im Rhonetal, eine in Kroatien und eine in Spanien... da ist der Text unscharf, ob es gleich mehrere Lagerfeuer und Höhlen gegeben hat, wo Neandertaler einander wie Jagdbeute auf aßen.

Zur Ehrenrettung der Neandertaler: Solche Jagdstrecken waren auch dem "modernen Menschen" nicht fremd... wer auch immer am Lagerfeuer darüber berichtet haben mag.
Wieso wird der Mensch als Jäger der Neandertaler ausgeschlossen?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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H2O
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Re: Stille Post aus Afrika

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(18 Oct 2021, 21:13)

Wieso wird der Mensch als Jäger der Neandertaler ausgeschlossen?
Wer schließt hier Menschenjagd warum aus? In einem anderen Strang wurde schon festgestellt, daß beide Menschenarten zu gleicher Zeit in Europa siedelten. Denen wird auch nichts "Menschliches" fremd gewesen sein. Warum auch?
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