Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

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georges cadoudal

Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von georges cadoudal »

Max73 » Mo 29. Apr 2013, 14:22 hat geschrieben:...

Gibt es so etwas wie das kollektive Unbewusste?...
ja, wiki - für Linksgenossen. Bei denen erfüllt sie sogar die Funktion des Schwarmgehirns :eek:
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Cat with a whip
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Cat with a whip »

odiug » Mi 8. Mai 2013, 17:37 hat geschrieben: 'Dann lies den obersten Beitrag auf dieser Seite von mir, dass ist ein C.G. Jung Zitat.
Aber ich wiederhole das gerne nochmals hier:
Das kenne ich. Wo ist das was sie meinen hier zu finden? Einfach mal markieren bitte.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von odiug »

Cat with a whip » Mi 8. Mai 2013, 17:16 hat geschrieben:
Das kenne ich. Wo ist das was sie meinen hier zu finden? Einfach mal markieren bitte.
Archetypen ist doch nur ein Fremdwort fuer Muster.
Also eine Abstraktion, von der ich aus dem Allgemeinen auf das Spezielle schliesse.
Man koennte auch sagen Urbild ... zb die Mutter aller Muetter, also jenes Bild einer Mutter, aus dem sich alle Vorstellungen von Muettern ableiten.
ZB in diesem Fall, die Venus von Willendorf.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c ... orf_01.jpg
Gut ... entspricht nun nicht mehr unsrem aktuellen Schoenheitsideal ...aber ist ja auch ein Archetyp.
Und als Abstraktion, die noch dazu Allgemeingueltigkeit beansprucht, ist ein Archetyp eine kulturelle Leistung.
Da mag mit C. G. Jung nun widersprechen, aber ich halte meine Ansicht fuer stichhaltig, also muesste er mich schon vom Gegenteil ueberzeugen.
Und ich halte die Vererbung von kulturellen Leistungen fuer fragwuerdig, weil nur ueber die Vererbung kann ich ja ein kollektives Unbewusstes ueberhaupt postulieren, da es sich ja um Erfahrungen nach C. G. Jung handelt, die unpersoenlich sein sollen.
Waeren sie persoenlich, dann waeren sie nicht mehr unbewusst, sondern ich haette sie bewusst wahrgenommen mit hin gelernt.
Ich vertrete also eher den Standpunkt, dass die Verhaltensmuster, auf die C G Jung sich bezieht, viel einfacher mit dem Begriff Instinkt umschrieben werden koennen, als dass ich ein kollektives Unbewusstsein postulieren muesste.
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Cat with a whip
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Cat with a whip »

Als Muster kann man es begreifen. Bei Jung hat der Archetyp aber selbst keine Form. Es ist ein Abstraktum, ein Prinzip. Der Mutterarchetyp ist kein kein komplexes Muster wie eine kulturelle Leistung. Es ist einfach das was als Ursprung für Leben abstrahiert wird. Bei Jung kann der Archetyp der Mutter sogar mit jeder beliebigen Hohlform aus der etwas geschöpft werden kann symbolisiert werden, die z.B. in Träumen erscheint. Es werden keine Erinnerungen vererbt.

Meine Meinung ist, dass das Konzept des kollektiven Unterbewussten nach Jung eine unwissenschaftliche Arbeitsthese ist. Es ist derart wischi-waschi, dass man alles hineinprojizieren oder herausziehen kann was man will.

Umgekehrt lässt sich auch fragen, wie Jung überhaupt dazu kam so etwas wie das k. U. zu postulieren. Es drängt sich der Verdacht auf, daß Jung da in sein Modell der menschlichen Psyche ein Untermodell geschaffen hat, wo er mit kausalen Erklärungen als Psychologe in der täglichen Arbeit scheiterte und dieses Untermodell erklärt ihm dann das Verhalten des Patienten so, wie er das gerade als Therapeut haben will.

Früher machten die Schamanen sowas mit Knochen, die sie in die Luft warfen um dann daraus die Zukunft zu lesen. Jung macht ähnliches mit dem von ihn erfundenen Archetypen, um dem Patienten die zu ihm kamen zu helfen. Das ist Obskurantismus in Reinform.

Naja. Jung hat auch ganz seltsame Ideen darüber wie sich die Psyche zur Welt verhält. Stichwort Synchronizität. :D
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Mi 8. Mai 2013, 20:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Adlerauge »

Die Wissenschaft weiß schon länger, dass Krebs , Diabetes und andere Erbkrankheiten vererbt werden können.
Liegt vermutlich an den Genen.
Ob das mit dem K.Unterbewusstsein zu tun hat, kann ich nicht sagen.
Recht muss Recht bleiben, dem Unrecht muss das Recht entzogen werden!
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Daylight »

Cat with a whip » Di 7. Mai 2013, 02:14 hat geschrieben:
Sie waren bei Synapsen und DNA. Sie müssten eine Erklärung zwischen den Beiden Begriffen herstellen. Bitte folgenden Zusammenhang exakt an den Begriffen DNA und Synapsen erklären.
Reize über Generationen hinweg --> Lehre <-- Synapsenbildung infolge Erfahrung --> evolutionäre Anpassung/Korrektur --> DNS --> kollektive (art,-gruppenspezifische) Veränderung konsolidiert sich (hoher Zeitfaktor)
Ähnlich der sukzessiven Rückbildung körperlicher Behaarung über die evolutionäre Fortentwicklung menschlichen Agierens, ..Erfahrung --> Lehre <-- Bekleidung versus Kälte und Schutz vor äußerlicher Verletzung.
Zuletzt geändert von Daylight am Do 9. Mai 2013, 03:35, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Cat with a whip »

Daylight » Do 9. Mai 2013, 03:27 hat geschrieben: <-- Synapsenbildung infolge Erfahrung -->
Das ist erheblich komplexer.
http://www.gehirnlernen.de/gehirn/plastizit%C3%A4t/
http://dasgehirn.info/denken/gedaechtni ... e-zu-zelle
<-- Synapsenbildung infolge Erfahrung --> evolutionäre Anpassung/Korrektur --> DNS --
Das ist nicht der Zwischenschritt der genauer erklärt werden müsste, damit Ihre Behauptung schlüssig wird. Sie haben hier lediglich einen nicht näher beschriebenen evolutionären Prozess angeführt.

Was für Ihre Behauptung erklärt werden müsste ist: Wie wird individuelle Erfahrung, also neuronale Muster, genetisch codiert. Und wie wird diese Erbinformation wieder in neuronale Muster/Erfahrung in anderen Individuen ausgedrückt.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Do 9. Mai 2013, 04:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von odiug »

Cat with a whip » Mi 8. Mai 2013, 19:47 hat geschrieben:Als Muster kann man es begreifen. Bei Jung hat der Archetyp aber selbst keine Form. Es ist ein Abstraktum, ein Prinzip. Der Mutterarchetyp ist kein kein komplexes Muster wie eine kulturelle Leistung. Es ist einfach das was als Ursprung für Leben abstrahiert wird. Bei Jung kann der Archetyp der Mutter sogar mit jeder beliebigen Hohlform aus der etwas geschöpft werden kann symbolisiert werden, die z.B. in Träumen erscheint. Es werden keine Erinnerungen vererbt.

Meine Meinung ist, dass das Konzept des kollektiven Unterbewussten nach Jung eine unwissenschaftliche Arbeitsthese ist. Es ist derart wischi-waschi, dass man alles hineinprojizieren oder herausziehen kann was man will.

Umgekehrt lässt sich auch fragen, wie Jung überhaupt dazu kam so etwas wie das k. U. zu postulieren. Es drängt sich der Verdacht auf, daß Jung da in sein Modell der menschlichen Psyche ein Untermodell geschaffen hat, wo er mit kausalen Erklärungen als Psychologe in der täglichen Arbeit scheiterte und dieses Untermodell erklärt ihm dann das Verhalten des Patienten so, wie er das gerade als Therapeut haben will.

Früher machten die Schamanen sowas mit Knochen, die sie in die Luft warfen um dann daraus die Zukunft zu lesen. Jung macht ähnliches mit dem von ihn erfundenen Archetypen, um dem Patienten die zu ihm kamen zu helfen. Das ist Obskurantismus in Reinform.

Naja. Jung hat auch ganz seltsame Ideen darüber wie sich die Psyche zur Welt verhält. Stichwort Synchronizität. :D
Wenn ein Abstraktes keine Form hat, dann kann man es hoechtens als Idee beschreiben.
Wie sich eine Idee vererben kann, das muesste mir C. G. Jung erklaeren.
Und von komplexen Mustern sprach ich ja nicht.
Ich uebernahm mit Muster nur eine Definition von Wiki fuer Archetyp.
Urbild gefaellt mir besser als Synonym fuer Archetyp.
Zuletzt geändert von odiug am Do 9. Mai 2013, 07:01, insgesamt 2-mal geändert.
odiug

Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von odiug »

Wenn man sich die Definition der Archetypen der analytischen PsychologieC G Jungs auf WIKI durchliest:
Es gibt in der analytischen Psychologie eine begrenzte Anzahl von Archetypen oder Urfiguren, aber eine unbegrenzte Anzahl von archetypischen Bildern, also Urbildern, die als Symbole erscheinen. Ein archetypisches Symbol zeichnet sich dadurch aus, dass es ein mehrdeutiges Gebilde ist, welches Assoziationen zu geistigen Ideen auslöst, beispielsweise das Kind, der Krieger, der Wanderer, der Beschützer, der Heilsbringer, Jugend, Alter, Armut, Angst, Früchte, Hausbau, Feuer und Brand, ein Fluss, ein See. Hierbei gibt es Grundassoziationen, die sich in vielen Kulturen stark ähneln und das kollektive Element des archetypischen Symbols ausmachen (das von vielen oder allen Menschen unbewusst mit einer Idee oder einem Prinzip assoziiert wird).
Dann wuerde das kollektive Unbewusste eine Art Reservoir bilden,aus dem sich die Ideen unbewusst formen.
Ich wuerde dagegen die Frage stellen, warum C G Jung eine Ebene zwischen der unmittelbaren Wahrnehmung und der Bildung einer Idee einfuehren muss.
Die Aehnlichkeit der verschiedenen Kulturen und ihrer Archetypen scheint mir leichter erklaerbar in der Aehnlichkeit der fundamentalen Lebenserfahrung und Lebensbedingungen der Menschen, unabhaengig ihrer kulturellen Herkunft zu liegen.
Jeder Mensch ist mit gleichen Organen ausgestattet und hegt aehnliche Grundbeduerfnisse.
Es waere viel ueberaschender, wenn sich die Archetypen in den verschiedenen Kulturen zu sehr von einander unterscheiden wuerden.
Das wuerde ja auf eine unterschiedliche biologische Verfasstheit der Menschen in verschiedenen Kulturkreisen schliessen lassen.
Unterschiede in den Archetypen scheinen mir schwieriger Erklaerbar, als ihre Uebereinstimmung.
Zuletzt geändert von odiug am Do 9. Mai 2013, 16:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Officer Barbrady »

Adlerauge » Mi 8. Mai 2013, 23:17 hat geschrieben:Die Wissenschaft weiß schon länger, dass Krebs , Diabetes und andere Erbkrankheiten vererbt werden können.
Liegt vermutlich an den Genen.
Ob das mit dem K.Unterbewusstsein zu tun hat, kann ich nicht sagen.
Das ist aber nichts Besonderes, interessanter ist die Frage ob sich auch erworbene Eigenschaften vererben, Stichwort Epigenetik..
Leute, hört auf das, was der kleine grüne Mann euch sagt!

http://m.youtube.com/watch?v=BQ4yd2W50No
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von odiug »

Officer Barbrady » Do 9. Mai 2013, 16:19 hat geschrieben:
Das ist aber nichts Besonderes, interessanter ist die Frage ob sich auch erworbene Eigenschaften vererben, Stichwort Epigenetik..
Aber muss ich deswegen gleich ein kollektives Unbewusstes unterstellen, oder reicht da nicht der Begriff Instinkt, sofern es um menschliche Verhaltensmuster geht.
Zuletzt geändert von odiug am Do 9. Mai 2013, 17:58, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Officer Barbrady »

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich immer noch nicht kapiert habe was das sein soll, "Kollektives Unbewusstes".

Aber klar unsere Gehirne sind ähnlich strukturiert, deswegen ist es nicht verwunderlich, wenn es da ein paar gemeinsame Denkmuster gäbe, auch solche, die uns nicht "bewusst" werden.
Zuletzt geändert von Officer Barbrady am Do 9. Mai 2013, 19:01, insgesamt 2-mal geändert.
Leute, hört auf das, was der kleine grüne Mann euch sagt!

http://m.youtube.com/watch?v=BQ4yd2W50No
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von GG146 »

Max73 » Mo 29. Apr 2013, 14:22 hat geschrieben:Die meisten werden den Begriff kennen. Er wird vor allem mit den Forschungsarbeiten von C.G. Jung in Verbindung gebracht.

Vor vielen Jahren lieh ich mir ein kleines Taschenbuch mit einer sehr langen Rede von C.G. Jung in der Stadtbibliothek aus, in der er sich mit dem kollektiven Unbewussten Deutschlands beschäftigte und dabei verblüffend genau die gesellschaftliche und politische Entwicklung ab den 30er Jahren in Deutschland beschrieb.

Das Dumme, die Erstausgabe dieser Rede stammt aus dem Jahr 1920/21.

Was meint Ihr?

Gibt es so etwas wie das kollektive Unbewusste?

Wenn ja, was ist das genau?

Wie zeigt es sich?
Jedenfalls gibt es sowas wie kollektive Bewusstlosigkeit, das beweisen die meisten deutschen Wahlergebnisse der vergangenen 30 Jahre.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Cat with a whip »

Officer Barbrady » Do 9. Mai 2013, 18:04 hat geschrieben:Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich immer noch nicht kapiert habe was das sein soll, "Kollektives Unbewusstes".

Aber klar unsere Gehirne sind ähnlich strukturiert, deswegen ist es nicht verwunderlich, wenn es da ein paar gemeinsame Denkmuster gäbe.
Das ist keine Schande. Ich auch nicht wirklich. Hier sind jetzt bereits 2 Leute im Strang die das k. U. möglichst nahe an den worten von Jung verstehen möchten, und die sind der Meinung, dass das was da Jung behauptet real gar nicht existiert.

Bzw. alternativ eine wohlmeinende Interpreation anhand von Bekanntem wie Instinkt oder sowas vornehmen. Naja.
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Do 9. Mai 2013, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Absurd »

Cat with a whip hat geschrieben:(09 May 2013, 18:49)Das ist keine Schande. Ich auch nicht wirklich. Hier sind jetzt bereits 2 Leute im Strang die das k. U. möglichst nahe an den worten von Jung verstehen möchten, und die sind der Meinung, dass das was da Jung behauptet real gar nicht existiert.
Keine Ahnung wie Jung es definiert hat, aber die Trennung zwischen Genen und Erlerntem ist immer schwer bis unmöglich.
Bekanntlich besteht ein Hirn aus 100000000000000 Synapsen, (bei Kindern doppelt so viele von denen ein Großteil sich während der frühkindlichen Erziehung zurückbildet).

Der Stand der Neurowissenschaften ist, dass sich 25% der Persönlichkeitsentwicklung durch die Gene definieren, 25% entstehen während der Schwangerschaft, 20%
(irreversibel) bei der frühkindlichen Erziehung, 20% (irreversibel) bei der pubertären Erziehung und die restlichen 20% entstehen während des Erwachsenenalters
(durch entsprechenden private und berufliche Kontakte, Berufe Hobbies Partnertreffen usw.).
Welche von den Billionen Synapsen davon schon im Kindesalter genetisch als "kollektives Bewusstsein" vererbt wurden ist unmöglich zu beurteilen und bleibt ewige
Spekulation (aber auch unerheblich, da sich im Erwachsenenalter eh nicht soo viel am Gehirn verändern lässt).
Die Absurdität des Lebens schafft bisweilen eine unerträgliche kognitive Dissonanz... http://www.denkwerkzukunft.de/downloads ... zinger.pdf
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von schokoschendrezki »

Absurd hat geschrieben:(18 Oct 2021, 16:58)

Keine Ahnung wie Jung es definiert hat, aber die Trennung zwischen Genen und Erlerntem ist immer schwer bis unmöglich.
Bekanntlich besteht ein Hirn aus 100000000000000 Synapsen, (bei Kindern doppelt so viele von denen ein Großteil sich während der frühkindlichen Erziehung zurückbildet).

Der Stand der Neurowissenschaften ist, dass sich 25% der Persönlichkeitsentwicklung durch die Gene definieren, 25% entstehen während der Schwangerschaft, 20%
(irreversibel) bei der frühkindlichen Erziehung, 20% (irreversibel) bei der pubertären Erziehung und die restlichen 20% entstehen während des Erwachsenenalters
(durch entsprechenden private und berufliche Kontakte, Berufe Hobbies Partnertreffen usw.).
Welche von den Billionen Synapsen davon schon im Kindesalter genetisch als "kollektives Bewusstsein" vererbt wurden ist unmöglich zu beurteilen und bleibt ewige
Spekulation (aber auch unerheblich, da sich im Erwachsenenalter eh nicht soo viel am Gehirn verändern lässt).
Letzteres ist aber, soweit ich es verstanden habe laut neueren Forschungen ein Irrtum. Die Neuroplastizität des Gehirns bleibt bis ins hohe Alter erhalten. Du kannst dich mit 65 dazu entschließen, Klavierspielen zu erlernen. Und wenn Du dabei selbst Erfolg verspürst (muss natürlich nicht sein, ein bissel Begabung und musikalisches Gespür brauchst Du schon) dann bilden sich Strukuren im Gehirn um bzw. überhaupt erst aus. Das ganze funktioniert über Botenstoffe. Wenn mans mal mit Computern vergleicht: Es wird keineswegs einfach nur eine neue Software geladen. Es wird die Hardware umstrukturiert! Grundlegend. Man kann sich zeitlebens selbst und durch eigenen Willen umstrukturieren.
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von schokoschendrezki »

odiug hat geschrieben:(09 May 2013, 17:53)

Aber muss ich deswegen gleich ein kollektives Unbewusstes unterstellen, oder reicht da nicht der Begriff Instinkt, sofern es um menschliche Verhaltensmuster geht.
Bevor es ein kollektives Unbewusstes gibt, sollte es vielleicht erstmal ein kollektives Bewusstes geben. Ich will nicht irgendeinen Unsinn schreiben und versuche zumindest, genau darüber nachzudenken. Völlig klar und fraglos gibt es ein kollektives Bewusstes in Form einer gemeinsam mit vielen anderen Menschen benutzten Muttersprache. Allein dies transportiert durch Begriffe, Redewendungn einen ganz allgemeinen Sprachduktus eine Unmenge an bewussten und unbewussten Haltungen. Französische Babies verhalten sich anders und haben letztendlich auch andere Gehirne als deutsche Babies allein deshalb weil die französische Sprache einen etwas anderen Betonungsrhytmus hat als die deutsche Sprache. Französisch ist endbetont, andere Sprachen sind konsequent anfangsbetont und deutsch ist irgendwie bei der Betonung diffus auf der Suche nach dem Wesenskern. Es gibt im Deutschen halt "übersetzen" (aus einer Fremdsprache) und "übersetzen" (mit einer Fähre ans andere Flussufer). Aus dem Betonungsrhythmus heraus auf unterschiedliche Semantiken zu schließen ... nur weil man Teil der einen und selben Sprachgemeinschaft ist ... ja: Das ist doch ziemlich klar etwas, das auf ein kollektives Unterbewusstes schließen lässt. In anderen Sprachen führen wiederum unterschiedlich lang ausgehaltene Vokale und auch Konsonanten zu ganz unterschiedlichen Wortbedeutungen. Mit der Folge, dass es so gut wie keine "Slangs" gibt. Alle sprechen mehr oder weniger hochsprachlich. Weil man sonst gar nicht verstanden wird. Auch das dürfte letztendlich zu einem kollektiven Unterbewussten führen. Ich denke eine ganze Menge über solche Fragestellungen nach. Zum Beispiel die Berliner Mundart. Eines der Merkmale ist hier die Aufweichung, die Weichkochung des "z" zu "ß". "Berliner ßeitung". In "ßeika" (für "zeig mal") wird auch noch das "mal" zu "a" verkürzt. Bloß nicht anstrengen!! Es erscheint mir völlig logisch, dass der Gebrauch solcher Mundarten auch mit irgendeinem kollektiven Unterbewussten verbunden ist. Bei der Berliner Mundart würde ich das als irgendwie so eine Art schlaff herunterhängender Schulter umschreiben. Im Ungarischen, als Gegenbeispiel, wird extrem klar und konzentriert gesprochen. Denn fast gleich klingende WÖrter können ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Und natürlich entsprechen diese unterschiedlichen Sprachhaltungen auch unterschiedliche kollektive Unterbewusstheiten.
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Aldemarin
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Aldemarin »

Da gibt es doch das Global Consciousness Experiment.
Corella
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Corella »

Kulturaspekte, Neigungen, von mir aus auch memes können potenziell genetische Grundlage haben. "Erweiterter Phänotyp" würde sowas in der Evolutionsbiologie genannt. Das passt finde ich gut zu dem obigen über Archetypen.
Aber warum sollten die Phänomene überindividuell sein, an bittschön welche Strukturen gebunden? Das gehört in die Esotherik.
Oliver Krieger
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Re: Gibt es ein kollektives Unbewusstes?

Beitrag von Oliver Krieger »

Es gibt das kollektive Unbewusste, und das kollektive Bewusste. Indes hat nicht der Psychologe C.G. Jung, sondern der Soziologie Émile Durkheim, und der Literaturwissenschaftler, Anthropologe und Religionsphilosoph René Girard die Vorarbeit zu seiner Erkenntnis geleistet, denn der kollektive Gehalt ist, bevor er individuell bewusst wird, sozial:

Siehe hierzu insbesondere, aber nicht nur:
Émile Durkheim, " Die Regeln der soziologischen Methode", Deutsch von René König. 7. Auflage. Luchterhand, Neuwied/ Berlin 2011, ISBN 978-3-518-28064-5
René Girard, "Das Ende der Gewalt. Analyse eines Menschheitsverhängnisses", Verlag Herder 1. Auflage 2021, ISBN: 978-3-451-39085-2

Auch ist eine Methode zur Erarbeitung der Inhalte des kollektiven Gehaltes originell, aber darum nicht unwissenschaftlich:

Exzerpt aus dem dt. Wikipedia Artikel "Écriture automatique":
"Der französische Ausdruck Écriture automatique (dt.: Automatisches Schreiben, Automatischer Text) bezeichnet eine Methode des Schreibens, bei der Bilder, Gefühle und Ausdrücke (möglichst) unzensiert und ohne Eingreifen des kritischen Ichs wiedergegeben werden sollen. Das Schreiben erfolgt dabei klassischerweise als manuelles Schreiben mit einem Schreibgerät. Unter Verzicht auf Absichtlichkeit und Sinnkontrolle dürfen sowohl Sätze, Satzstücke, Wortketten als auch einzelne Wörter geschrieben werden. Was ansonsten in Hinsicht auf Orthografie, Grammatik oder Interpunktion als fehlerhaft gilt, kann unter diesen Bedingungen erwünscht und zielführend sein."
Ich füge hinzu, dass das Schreibgerät auch eine Tastatur sein kann, und dass jede Korrektur, oder Zensur durch das willensgeleitete Bewusstsein unbedingt unterbleiben muss. Die auf diese Weise produzierten Inhalte sind nur schlechterdings skurril, und bisweilen kollektiven Ursprungs.
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Wichtiger, als die Frage, ob und wann Skepsis angemessen ist, ist die Erkenntnis, wo sie regelmäßig endet.
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