Heilung mit Bakterien.

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Frank_Stein
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Heilung mit Bakterien.

Beitrag von Frank_Stein »

Es gibt schlechte und weniger schlechte Bakterien.
Bakterien haben die Eigenschaft, dass sie sich bei günstigen Bedingungen alle 20-30 min verdoppeln können.
Nun würde man binnen 24 Stunden bei dieser Teilungsrate schnell das Maximum erreichen - aber was bremst das Wachstum?
Es sind die anderen Bakterien, die sich um die gleichen Ressourcen streiten - und das tun sie mit unterschiedlichen Methoden. So entwickeln manche Bakterien ein Gift, was sie nach einiger Zeit tötet, wenn sie keine Nahrung finden, mit deren Hilfe sie ein Gegengift produzieren. Auf diese Weise drosseln sie ihr Wachstum in Abhängigkeit des Nahrungsangebotes und können dadurch länger überleben - andere Arten wie z.B. Streptococcus salivarius K12produziert ein Eiweiß namens BLIS, dass die Bakterienhülle ihrer Konkurrenten zerstört und diese somit sterben.

Letztere Bakterienart - die für die meisten Menschen unschädlich ist - hat man in Neuseeland isoliet und verkauft sie dort als Tabletten - gegen Karies ...

Ich sehe in der Idee - mit Platzhalterbakterien die Ansiedlung schädlicher Bakterien zu verhindern - künftige Behandlungsmöglichkeiten - gerade nach einer Antibiotika-Behandlung - als Begleittherapie.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
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Perdedor
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Re: Heilung mit Bakterien.

Beitrag von Perdedor »

Es handelt sich hierbei prinzipiell um eine Entwicklung von der physikalischen über die chemische zur biologischen Kriegsführung. Die Systeme werden dabei immer komplexer und daher potentiell wirkungsvoller, da sie dynamischer reagieren können. Andererseits werden sie auch immer schwieriger zu kontrollieren, da komplexe Systeme nur unter erheblichen Aufwand vorhergesagt werden können.
Man kann diese Entwicklung an vielen Stellen beobachten. Z.B. auch bei der Schädlingsbekämpfung. Zuerst physikalisch (totschlagen), dann chemisch (Pestizide) und dann biologisch (z.B. Viren oder Bakterien). Bereits bei der zweiten Stufe traten einige unvorhergesehene Komplikationen auf (z.B. nützliche Arten werden in Mitleidenschaft gezogen), aber natürlich führte es trotzdem zu erheblichen Effizienzsteigerungen.
Mit fortschreitender Technologie werden die Vorgänge aber immer besser kontrollierbar und daher wird die Entwicklung in Richtung "biologische Kriegsführung" weitergehen. Letztendlich geht es ja ohnehin darum die belebte Natur zu kontrollieren und da bekämpft man am besten Feuer mit Feuer. Die Gentechnik (und möglicherweise die Nanotechnologie) wird dies in der Zukunft ermöglichen.
Vermute ich mal.
Ich persönlich warte ja schon seit Langem auf eine wirksame biologische Mückenabwehr. Ich denke da z.B. an eine Bakterienart, die auf der menschlichen Haut siedelt und eine landende Mücke sofort anfällt und tötet.
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Frank_Stein
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Re: Heilung mit Bakterien.

Beitrag von Frank_Stein »

Perdedor hat geschrieben: Ich persönlich warte ja schon seit Langem auf eine wirksame biologische Mückenabwehr. Ich denke da z.B. an eine Bakterienart, die auf der menschlichen Haut siedelt und eine landende Mücke sofort anfällt und tötet.
Ich hörte mal, dass Knoblauch helfen soll.

Zu den Bakterien, die BAkterien töten. Es gibt ja Menschen, die sich nie die Zähne putzen - und trotzdem gesunde Zähne habe. Diese Menschen (c.5% der Bevölkerung) haben diese Bakterien im Mund.
Das wurde vom Neuseeländer John Tagg untersucht und er identifizierte diesen Bakterienstamm und fand diesen Mechanismus der biologischen Kriegsführung zwischen den Baks.
Mich wundert nur, warum es BLIS nicht auch in Deutschland zu kaufen gibt. Momentan kann man das nur übers Internet bestellen von Direktimporteuren.
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Perdedor
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Re: Heilung mit Bakterien.

Beitrag von Perdedor »

theoderich hat geschrieben: Ich hörte mal, dass Knoblauch helfen soll.
Soweit ich weiß haben die ganzen "Haus"mittel bestenfalls ein Placebowirkung (man weiß ja nicht wie oft man ohne Anwendung gestochen worden wäre). Das einzig halbwegs wirksame Mittel ist offenbar das Insektenabwehrmittel DEET (z.B. in manchen Autan Produkten enthalten). Wobei noch nicht ganz geklärt ist, warum es eigentlich wirkt.
theoderich hat geschrieben: Das wurde vom Neuseeländer John Tagg untersucht und er identifizierte diesen Bakterienstamm und fand diesen Mechanismus der biologischen Kriegsführung zwischen den Baks.
Mich wundert nur, warum es BLIS nicht auch in Deutschland zu kaufen gibt. Momentan kann man das nur übers Internet bestellen von Direktimporteuren.
Im konkreten Fall kann ich es nicht sagen, aber i.A. liegt es an
- Technologiefeindlichkeit oder
- fehlendem Unternehmergeist oder aber auch an
- berechtigtem Zweifel an der Wirksam- und Unbedenklichkeit.
- Oder natürlich an der großen Verschwörung von Pharmaindustrie, Zahnäzten und Krankenkassen.
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Cat with a whip
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Re: Heilung mit Bakterien.

Beitrag von Cat with a whip »

theoderich hat geschrieben:Es gibt schlechte und weniger schlechte Bakterien.
Es gibt sogar nützliche Bakterien, ohne die der Mensch bei normaler Ernährungsweise verhungern würde, wenn er sie nicht im Darm hätte, da sie bei der Verdauung wichtig sind. Bakterien wirken an der Darmschleimhaut für unser Immunsystem unterstützend. Eine beschädigte Darmflora kann zu Vitaminmangelerscheinungen führen. Auch eine antientzündliche Wirkung bestimmter Bakerienarten wird bei Morbus-Crohn diskutiert, wenn diese Bakterien fehlen.
http://www.aerztezeitung.de/medizin/?sid=517207
Letztere Bakterienart - die für die meisten Menschen unschädlich ist - hat man in Neuseeland isoliet und verkauft sie dort als Tabletten - gegen Karies ...
Streptococcus salivarius K12 ist ein natürlicher Besiedler der Mundhöhle. Wirkt auch gegen bakt. Entzündungen im Hals und Rachenbereich.
Ich sehe in der Idee - mit Platzhalterbakterien die Ansiedlung schädlicher Bakterien zu verhindern - künftige Behandlungsmöglichkeiten - gerade nach einer Antibiotika-Behandlung - als Begleittherapie.
Sofern der Einsatz von Probiotika vom Artzt begleitet wird...problematisch ist eher die wildwüchsige Bewerbung dieser bei Lebensmittelzusätzen oder als Pillen auf dem freien Markt. Dort wird überwiegend Scharlatanerie mit der Erwartungshaltung der Gutgläubigen getrieben. Der größte Nutzen besteht dort darin, daß die Geldbörsen der Käufer etwas leichter werden und diese dann weniger zu schleppen haben.

Man sich diese sparen, wenn man sich vernünftig ernährt. Selbst Karies ist eine Zivilisationskrankheit, die erst auftrat, als man begann überwiegend weiche, stark behandelte Nahrungsmittelprodukte aus Getreide zu essen. Wenn man so will sind Getreideprodukte mit ihrem Kohlehydraten ein Präbiotikum für Streptococcus mutans im negativen Sinne. Drängte man Zuckerschleckereien oder Getreideprodukte aus dem Nahrungsplan zurück, hätte sich warscheinlich auch heute schon das mit der Karies "gegessen".
http://www.innovations-report.de/html/b ... 47821.html
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Papaloooo
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Re: Heilung mit Bakterien.

Beitrag von Papaloooo »

Mal wieder ein "altes" Thema ausgegraben.
Mehr und mehr schaut man inzwischen auf ein gesundes Mikrobiom.
Es geht um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Stämmen von Bakterien, Pilzen und Phagen.
Mit Antibiotika erzeugt man Resistenzen und bringt zusätzlich das Mikrobiom in ein Missverhältnis.
Dies ist im Notfall erforderlich und auch mal lebensrettend.
Oftmals kann aber die Verbesserung des Mikrobioms zu ähnlichen, oder gar besseren Ergebnissen führen,
solange die Infektion im Wesentlichen auf der Haut oder auf sonstigen Epithelzellen stattfindet.
Wir sind doch hier nicht im Trollhouse!
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