Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

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Thomas I
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Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von Thomas I »

"Unternehmen preisen tiefgefrorene Stammzellen aus Nabelschnurblut als "Notfallpaket fürs Leben" an und locken werdende Eltern mit großen Versprechen. Im Internet findet sich "gesundheitliche Aufklärung" zum Thema - doch auch die wird oft von privaten Zellbanken finanziert.

Es ist der Alptraum aller Eltern: Ein Kind, zweieinhalb Jahre jung, soll am Darm operiert werden. Während der Vorbereitung der Operation kommt es zu Komplikationen, das Herz hört auf zu schlagen. Das Gehirn des Kindes ist eine Zeit lang ohne Sauerstoff. Das Kind überlebt, doch bleibt es nach der Operation im Wachkoma, es entwickelt spastische Lähmungen an Armen und Beinen. So geschehen in einer Klinik in Bochum im Jahr 2008.
Die Eltern entscheiden sich für eine äußerst seltene Therapie: Die Transplantation von Stammzellen, gewonnen aus dem Nabelschnurblut des Kindes. Es war gleich nach der Geburt entnommen und vom Unternehmen Vita 34 in Leipzig tiefgefroren worden. Was danach geschah, ist für beide ein Glücksfall - zuallererst für das Kind, aber auch für Vita 34. In den Wochen nach der Transplantation hörte es erst auf zu wimmern, dann reagierte es wieder auf die Außenwelt, zudem gingen die spastischen Lähmungen zurück.

Seit einigen Jahren bieten öffentliche und private Anbieter Eltern die Möglichkeit, Nabelschnurblut einzufrieren. Mit den Stammzellen aus dem Blut wollen Mediziner in Zukunft Krankheiten wie Parkinson, Diabetes und Herzinfarkt heilen - und womöglich sogar einmal neue Organe züchten. Ob das tatsächlich einmal gelingen wird, ist völlig ungewiss. [....]
Ganz anders klingt das aber in der Werbung der privaten Nabelschnurblut-Lagerer: Vita 34, nach eigenen Angaben mit inzwischen rund 62.000 eingelagerten Proben Marktführer unter den privaten Anbietern in Deutschland, macht auf seiner Internetseite auf den Fall des hirnkranken Kindes aufmerksam. Oben auf der Seite werden Stammzellen aus Nabelschnurblut als "Notfallpaket fürs Leben" angepriesen, unten wird über das Kind berichtet. Überschrift: "Medizinische Erfolge", Hintergrund des Textes: Grün - die Farbe der Hoffnung. "

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 48,00.html

Mich würde mal inteessieren was das denn nun die Eltern wirklich kostet?
Denn selbst wenn man jetzt noch nicht sicher sein kann, dass man aus den Stammzellen in Zukunft mal etwas machen kann was heute noch nicht heilbare Krankheiten heilt, so sollte m.E. alleine die begründete Möglichkeit, dass das so sein könnte doch ein guter Grund sein dem eigenen Kind diese Chance zu geben.
Ich finde den Spiegel-Artikel da etwas zu negativ im Tenor, ohne dass man aus dem Artikel wirklich handfeste Gründe dafür entnehmen kann.
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Mithrandir
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Re: Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von Mithrandir »

Thomas I hat geschrieben:Mich würde mal inteessieren was das denn nun die Eltern wirklich kostet?
Steht im Artikel: Etwa 2000 Euro plus jährliche Lagerungsgebühr.

Da das Potential schwer einzuschätzen ist, handelt es sich um eine eher spekulative Investition zur Risikoabsicherung.

Das Beispiel zeigt, dass eine medizinische Nützlichkeit gegeben sein kann. Das Leben ist allerdings voller Risiken. Ob die teure Einlagerung von Stammzellen sinnvoll ist, hängt vor allem davon ab, wie nützlich sie im Vergleich zu anderen Maßnahmen zur Abschwächung von Lebensrisiken ist.
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Thomas I
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Re: Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von Thomas I »

Mithrandir hat geschrieben: Steht im Artikel: Etwa 2000 Euro plus jährliche Lagerungsgebühr.

Da das Potential schwer einzuschätzen ist, handelt es sich um eine eher spekulative Investition zur Risikoabsicherung.

Das Beispiel zeigt, dass eine medizinische Nützlichkeit gegeben sein kann. Das Leben ist allerdings voller Risiken. Ob die teure Einlagerung von Stammzellen sinnvoll ist, hängt vor allem davon ab, wie nützlich sie im Vergleich zu anderen Maßnahmen zur Abschwächung von Lebensrisiken ist.
:blush: Muss ich wohl überlesen haben... :oops:

Sofern das eine nachweisbare medizinische Nützlichkeit hat, sehe ich bei den Kosten das Problem eher in einer möglicherweise daraus entstehenden Zwei-Klassen-Medizin.
Zuletzt geändert von Thomas I am Sa 8. Aug 2009, 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Mithrandir
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Re: Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von Mithrandir »

Thomas I hat geschrieben:Sofern das eine nachweisbare medizinische Nützlichkeit hat, sehe ich bei den Kosten das Problem eher in einer möglicherweise daraus entstehenden Zwei-Klassen-Medizin.
Diese »Zwei-Klassen-Medizin« wirst Du immer haben, weil es nach oben hin kaum eine Grenze gibt, was gemacht werden kann, was aber so gut wie unmöglich für die Allgemeinheit zu finanzieren ist.
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Papaloooo
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Re: Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von Papaloooo »

Man schafft es immer besser,
alle mögliche Zelltypen in andere Zelltypen umzuwandeln.

Einerseits kann man ja auch beim Erwachsenen zumindest noch Pluripotente Stammzellen gewinnen.

Aber bereits 2010 schufen Wissenschaftler in der kanadischen McMaster Universität aus Hautzellen, ohne große Umwege Blutzellen.

Nabelschnurblut wird man nicht mehr benötigen.
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H2O
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Re: Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von H2O »

Was in schnödes Alltagsdeutsch übersetzt heißen dürfte, daß eine so hoffnungsvoll gestartete Geschäftsidee wie Vita 34 im Treibsand der Wissenschaften untergegangen ist?
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Papaloooo
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Re: Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von Papaloooo »

H2O hat geschrieben:(09 Mar 2021, 21:04)

Was in schnödes Alltagsdeutsch übersetzt heißen dürfte, daß eine so hoffnungsvoll gestartete Geschäftsidee wie Vita 34 im Treibsand der Wissenschaften untergegangen ist?
Das ist korrekt.
Ich war in einem Vortrag,
von einem Professor, der in der Nähe von Nürnberg (Rummelsberg)
aus adulten Stammzellen vom Spender durch Stöße auf eine Petrischale Knorpelzellen erzeugt,
und diese dann auf einer Knochenmatrix ansiedelt,
und dann wieder in die arthrotische Gelenke des Spenders einsetzt.
Erstmals wird so Arthrose ohne ein künstliches Gelenk geheilt.
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H2O
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Re: Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von H2O »

Papaloooo hat geschrieben:(10 Mar 2021, 06:28)

Das ist korrekt.
Ich war in einem Vortrag,
von einem Professor, der in der Nähe von Nürnberg (Rummelsberg)
aus adulten Stammzellen vom Spender durch Stöße auf eine Petrischale Knorpelzellen erzeugt,
und diese dann auf einer Knochenmatrix ansiedelt,
und dann wieder in die arthrotische Gelenke des Spenders einsetzt.
Erstmals wird so Arthrose ohne ein künstliches Gelenk geheilt.
Das ist eine seht erfreuliche Nachricht! Hat der Vortragende eine Art Altersbegrenzung für den Erfolg dieser Operation genannt? Fehlt nur noch die dazu passende mikroinvasive Operationstechnik, wie sie von Operationen an der Gallenblase oder am Blinddarm seit vielen Jahren bekannt sind.
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Papaloooo
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Re: Stammzellen: Mit Angst Geld machen?

Beitrag von Papaloooo »

H2O hat geschrieben:(10 Mar 2021, 07:36)

Das ist eine seht erfreuliche Nachricht! Hat der Vortragende eine Art Altersbegrenzung für den Erfolg dieser Operation genannt? Fehlt nur noch die dazu passende mikroinvasive Operationstechnik, wie sie von Operationen an der Gallenblase oder am Blinddarm seit vielen Jahren bekannt sind.
Nein so weit ist weiß, gab es keine Altersbegrenzung.
Aber das liegt dann eher an den Kassen:
Wenn ein Patient bereits in Rente ist,
dann ist die Bereitschaft sehr teure Behandlungen, aber mit voraussichtlich dauerhafter Genesung, zu bezahlen,
eher gering.

Ich hatte bislang einen Patienten,
das war ein berufsmäßiger Tennislehrer,
bei dem das erfolgreich angewendet worden ist.
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