Kritikaster hat geschrieben:(20 Mar 2021, 06:58)
Auszuschließen ist das nicht, sonst würde sich Huschenbeth damit nicht befassen. Fallen funktionieren halt immer nur, wenn der Gegner hinein tappt.
Wer seinen Gegner mit Schwarz nach
1. e4 e5
2. Sf3 ...
wirklich überraschen und dabei auch noch die Schachtheorie voranbringen möchte, anstatt seit Ewigkeiten ausgetretene italienische und spanische Pfade zum xxxxxten Mal abzuwandern, der traut sich, mit
2. ... f5 !?
ins Lettische Gambit zu gehen.
Ja, damit kann man Spieler aus dem Konzept bringen. Ich habe nachgeschaut, im Turnier hatte ich die Stellung nur einmal auf dem Brett mit Weiß. Ich wusste nur noch ganz schwach, dass einer der beiden Schlagzüge richtig ist, ich entschied mich aber für den "falschen" 3.exf5. Interessant ist, dass die Computerprogramme trotzdem Vorteil für Weiß sehen. Ging dann weiter mit:
3. ... e5
4. De2. Kann man auch spielen, aber damals haben die Engines Se5 vorgeschlagen. Jetzt aber sagen Stockfish und Fritz, dass Sd4 besser ist und Weiß guten Vorteil hat. Generell sehen die Computerprogramme beim Lettischen Gambit Weiß vorne, aber das muss nicht viel bedeuten, wenn natürliche "Dummheit" am Brett sitzt. Die Partie selbst habe ich noch verloren.
Generell finde ich es faszinierend, wie Magnus Carlsen es schafft, nach wenigen Zügen von der Theorie abzuweichen, und trotzdem sehr spielbare Stellungen zu ekommen. Er scheut sich mit Schwarz nicht 1.e4 d5 2.exd5 Dxd5 3.Sc3 die Dame wieder zurück auf d8 zu ziehen. Oder bei der letzten WM kam Russisch aufs Brett und zog mit Weiß nach 1.e4 e5 2.Sf3 Sf6 3.Sxe5 d6 nicht wie jeder Normalo Sf3, sondern den Springer nach d3. Meine alten Computer-Eröffnungsbücher kannten diesen Zug gar nicht.