Also um mal wieder auf die grundsächliche Fragestellung zurück zu kommen.
Bei uns gab es einen Professor für Kultur und Geistesgeschichte, Wagner, der den Erstsemetlern sein Mantra einbläute, Kunst ist Kommunikation.
Mit dieser Banalität nervten die dann alle anderen in der Mensa, denn eigentlich ist das eine Erkenntnis, die schon im Kunstkurs an der Grundschule vermittelt werden sollte.
Das gesagt, ist es dennoch richtig, wie das Banale eben so oft richtig ist.
Nur was heißt das jetzt ?
Weiter gedacht ist Kunst eine Sprache ... wenn auch eine, die ihren eigenen Regeln folgt und im besten Fall diese erst erschafft.
Wir haben also Kunst, die etwas ausdrücken will und Kunst, die sich damit beschäftigt, wie sich etwas ausdrücken lässt.
Mit all den Schattierungen zwischen dem was und wie, die sich nur denken lassen und in wirklich relevanten Fällen, fällt beides zusammen.
Nehmen wir mal
Les Demoiselles d'Avignon
Konzept ist klar: Zerschlagung der Zentralperspektive um einen autonomen, also von der illusionistischen Darstellung sich abwenden Bildraum zu schaffen.
Nehmen wir ein anderes Beispiel:
Grande Odalisque von Ingres, ein Bild des französischen Klassizismus.
Scheinbar das komplette Gegenteil in der Auffassung von Darstellung.
Jedoch: anatomisch, bzw perspektivisch ist die Darstellung des Aktes falsch.
Die Darstellung des linken Beins ist anatomisch nicht möglich ... die Stellung ergibt perspektivisch keinen Sinn in einer zentral-perspektivischen Darstellung.
Dennoch gehen wir mal davon aus, dass das kein "Fehler" von Ingres war ... der Mann wusste was er tat und war auch versiert genug in seiner Kunst, um die Regeln von Perspektive und Anatomie des menschlichen Körpers verinnerlicht zu haben.
Also warum malte er das so ?
Warum dieser Bruch mit den klaren Regeln ?
Das Photo gibt das nur beschränkt her, man müsste vor dem Original im Louvre stehen ... geht aber nicht gerade
Im Groben geht es um die Autonomie des Bildraums gegenüber dem realen Raum ... also um Fragen der Komposition.
Dieser Bruch wird im Kubismus radikalisiert, zum Prinzip der Darstellung erhoben und nicht als Mittel der Darstellung.
Und an dieser Gegenüberstellung zweier Werke lässt sich die Aufgabe von Kunst darlegen.
Man kann das auch an
Der Knabe mit der roten Weste von Cezanne und dem Kommentar von Max Liebermann :"ein so schön gemalter Arm kann gar nicht lang genug sein" darlegen.
Es geht weniger um das was, sondern um das wie im Kontext der Kunst.
Weil nackte Mädels malen mag zwar Spaß machen, ist aber für sich genommen eben keine Kunst.
Und diese Fragestellungen werden im Verlauf der Moderne immer weiter durchgespielt und erweitert auf andere Bereiche der Kunst.
Das kann sich auf formale Fragen, wie im genannten Beispiel beschränken, oder auf gesellschaftlich Fragen erweitern, wie zB bei der Pop Art.