Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

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BlueMonday
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von BlueMonday »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jul 2021, 14:29)

Merkst Du nicht, dass Du - im wörtlichen Sinne! - bei den Privaten verkauft wirst.
Und bei der ÖR-Gegenseite ist dein "Merk"-Fühler eingefahren oder wie? Echte Multiperspektivität kann man nicht per Zwangskontribution und ÖRR herstellen. Dazu braucht es voneinander unabhängige Medien. Dass dir persönlich die Finanzierungsbasis irgendeines Angebots nicht gefällt oder der Inhalt oder die dort eingenommene Perspektive, liegt dann ja in der Natur der Sache, da du natürlich auch positioniert bist, deinen "bias" hast und entsprechende Inhalt und Abhängigkeiten präferierst. Darfst du ja auch, wenn du deinen Mitmenschen dies auch einräumst und dazu braucht es tatsächliche mediale Vielfalt und eben auch eine Wahlfreiheit, einschl. der Freiheit des Beitrags, also auch die Möglichkeit der Ablehnung eines Angebots.

Wie sieht es da bei der BBC aus?
"Die Hauptquelle der Finanzierung der BBC besteht in TV-Lizenzen, die jeden britische Haushalt £145,50 (etwa 165 Euro) pro Jahr kosten (seit April 2010). ... Der Preis für die Lizenz wird von der Regierung festgelegt und über das Strafrecht durchgesetzt." Q: wikipedia

Was ist das für ein Betragen? Da wirst du nicht nur "verkauft", sondern gegen deinen Willen gegen Strafandrohung abgezogen. In der Zivilsphäre nannte sich so etwas "Drückerkolonne". Jene Herrschaften, die alte Ommas überrumpelt und zum Abonnement genötigt haben. Diese Gauner haben sich wenigstens noch selbst die Finger schmutzig gemacht und nicht den Staatsapparat für ihre Zwecke eingespannt.
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Kohlhaas
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

Skeptiker hat geschrieben:(20 Feb 2021, 13:02)

Okay, da mag dann jeder selber seine Einschätzung zu abgeben.

Ich bin ganz klar NICHT der Meinung, dass die Emma vergleichbar zur heutigen Emma wäre, wenn die Redaktion aus Männern anstatt aus Frauen bestände. Und ich bezweifle keinesfalls die journalistischen Standards bei der Emma.

Selbst wenn man Männer mir ausgesprochen feministischer Einstellung finden würde, so ist die Wahrnehmung von Männern anders als die von Frauen. Das hat immer auch Auswirkung auf unser Bewusstsein. Artikel werden nicht von Robotern geschrieben. Es ist absurd zu glauben innere Einstellungen und Wahrnehmungen hätten keine Auswirkung auf das Geschriebene.
Und damit liegst Du vollkommen richtig!

Neben den "journalistischen Standards" gibt es nämlich auch noch die Meinungsfreiheit und den Tendenzschutz.

Ich nenne noch andere, ganz ähnlich gelagerte Beispiele: Die traditionsreiche SPD-Zeitschrift "Vorwärts" wäre nicht mehr sie selbst, wenn verlangt werden könnte, dass der "Vorwärts" NPD-Mitglieder beschäftigt, solange die sich nur an "journalistische Standards" halten. Die katholische Kirche wäre nicht mehr sie selbst, wenn sie in ihren Lehr- und Ausbildungseinrichtungen auch buddhistisches oder muslimisches Personal beschäftigen müsste. Kann sich jemand einen arbeitgeberorientierten Anwalt im DGB vorstellen? Gleiches gilt für die "Emma". Es wäre völlig lächerlich, wenn jemand von dieser ausgeprägt feministischen Zeitschrift eine "Quotenregelung" für die Besetzung der Redaktion fordern würde.

Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes besagt, dass jeder "Herausgeber" eines journalistischen Erzeugnisses eine "Tendenz" vorgeben darf. Dieser Artikel 5 besagt letztlich, dass jeder "Herausgeber" ganz willkürlich entscheiden darf, welche potenziellen Mitarbeiter diese vorgegebene "Tendenz" vertreten können. Für diese "Tendenzträger" sind dann sogar die sonst üblichen Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte außer Kraft gesetzt.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es in Deutschland einen "uniform besetzten Journalismus" gibt. Es gibt nämlich in Deutschland keine staatlich verordnete "Tendenz". Das Gegenteil ist der Fall! Jeder beliebige "Verleger" kann sich seine ganz eigene Tendenz aussuchen. Deshalb existieren in Deutschland so Medien wie "Emma" und "Mens Health" ganz einträchtig nebeneinander. Deshalb gibt es Publikationen wie den "Vorwärts" und "Parteiorgane" der CDU. Deshalb gibt es Publikationen, die bevórzugt über die Bekleidungsgewohnheiten oder die Genealogie des englischen Königshauses berichten. Oder über Hunderassen. Oder über die Paarungsgewohnheiten afrikanischer Zierfische. Die Bandbreite ist endlos!

Es gibt einfach keinen "uniform besetzten" Journalismus in Deutschland. Hier darf buchstäblich JEDER Mensch journalistisch tätig werden. Er gibt eine "Staatsprüfungen". Aber egal wer tätig wird und egal wo er tätig wird: Er hat sich an journalistische Standards zu halten. Hält er sich nicht daran, kann man ihn belangen. Man kann ihn aber nicht belangen für die "Tendenz", für die er sich entschieden hat. Die ist grundgesetzlich geschützt!

Aber letztlich geht es doch hier um was anderes. Es geht doch um die immer wieder von AfD-Seite erhobene Behauptung, dass die politische Berichterstattung in den "etablierten" Medien "gleichgeschaltet" sei. Niemand, der das je behauptet hat, hat erklären können, wie diese "Gleichschaltung" in unserem politischen System eigentlich technisch vor sich gehen soll. Es gibt dafür überhaupt keine Instrumente. Es handelt sich einfach um eine Propagandabehauptung.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Fliege »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 15:44)

Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes besagt, dass jeder "Herausgeber" eines journalistischen Erzeugnisses eine "Tendenz" vorgeben darf. Dieser Artikel 5 besagt letztlich, dass jeder "Herausgeber" ganz willkürlich entscheiden darf, welche potenziellen Mitarbeiter diese vorgegebene "Tendenz" vertreten können. Für diese "Tendenzträger" sind dann sogar die sonst üblichen Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte außer Kraft gesetzt.
Die von dir in Tüttelchen angeführten Begriffe kann ich in GG-Artikel 5 nicht finden.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Jul 2021, 14:56)

Und bei der ÖR-Gegenseite ist dein "Merk"-Fühler eingefahren oder wie? Echte Multiperspektivität kann man nicht per Zwangskontribution und ÖRR herstellen. Dazu braucht es voneinander unabhängige Medien. Dass dir persönlich die Finanzierungsbasis irgendeines Angebots nicht gefällt oder der Inhalt oder die dort eingenommene Perspektive, liegt dann ja in der Natur der Sache, da du natürlich auch positioniert bist, deinen "bias" hast und entsprechende Inhalt und Abhängigkeiten präferierst. Darfst du ja auch, wenn du deinen Mitmenschen dies auch einräumst und dazu braucht es tatsächliche mediale Vielfalt und eben auch eine Wahlfreiheit, einschl. der Freiheit des Beitrags, also auch die Möglichkeit der Ablehnung eines Angebots.

Wie sieht es da bei der BBC aus?
"Die Hauptquelle der Finanzierung der BBC besteht in TV-Lizenzen, die jeden britische Haushalt £145,50 (etwa 165 Euro) pro Jahr kosten (seit April 2010). ... Der Preis für die Lizenz wird von der Regierung festgelegt und über das Strafrecht durchgesetzt." Q: wikipedia

Was ist das für ein Betragen? Da wirst du nicht nur "verkauft", sondern gegen deinen Willen gegen Strafandrohung abgezogen. In der Zivilsphäre nannte sich so etwas "Drückerkolonne". Jene Herrschaften, die alte Ommas überrumpelt und zum Abonnement genötigt haben. Diese Gauner haben sich wenigstens noch selbst die Finger schmutzig gemacht und nicht den Staatsapparat für ihre Zwecke eingespannt.
Keine Sorge. Ich bin und bleibe in jeder Richtung skeptisch.

Was die BBC anbetrifft: Frage ich dich einmal, warum eigentlich diesen öffentlich-rechtlichen Medien gerade von rechtskonservativen bis autoritären Politiken wie Johnson, Trump, Orbán oder Kaczynski und - ganz besonders übrigens - Erdogan ein solcher Hass entgegenschlägt. Wenn sie demokratisch gewählt wurden und eine Mehrheit hinter ihnen steht ... warum müssen sie Journalisten verfolgen, abhören, einsperren, denunzieren. Sie könnten sie doch einfach schreiben und reden lassen.

Das mit den Beiträgen ... mein Gott ... ich zahl im moment 937 Euro monatlich Krankenkassenbeitrag. Und in den letzten acht Jahren habe ich außer kürzlich einer Covid-Impfung keinerlei nennenswerte Leistungen dafür erhalten. Bitte ja. Gern geschehen. Der Idee einer solchen Gemeinschaftsfinanzierung von Medien anstelle einer letztendlich ja doch Werbefinanzierung stehe ich uneingeschränkt positiv gegenüber. Ich sehe das Problem eher darin, dass diese gemeinschaftsfinanzierten Medien dann doch mit den kommerziellen Medien auf denselben Felden (Sport, Serien) konkurrieren. Wenn ich im Ausland per Internet Tagesthemen schaue und in der Sportberichterstattung die Meldung lese (sinngemäß) "Diese Bilder können aus rechtlichen Gründen nicht gezeigt werden" ... dann! überkommt mich der Ärger. Wie kann das sein? Wie, bitteschön, kann das sein. Auch wenn mich die Sportberichterstattung in aller Regel gar nicht interessiert. Ich hab dafür bezahlt. Und die politischen Meldungen bekomme ich auch. Aber die Sportberichterstattung nicht. Wie kann das sein? Es hat damit zu tun, dass die Sportverbände in Wirklichkeit die entscheidenden Machtzügel in der Hand haben. Das muss geändert werden. Sport hat Sache des Privat-TVs zu sein.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 15:44)

Und damit liegst Du vollkommen richtig!

Neben den "journalistischen Standards" gibt es nämlich auch noch die Meinungsfreiheit und den Tendenzschutz.

Ich nenne noch andere, ganz ähnlich gelagerte Beispiele: Die traditionsreiche SPD-Zeitschrift "Vorwärts" wäre nicht mehr sie selbst, wenn verlangt werden könnte, dass der "Vorwärts" NPD-Mitglieder beschäftigt, solange die sich nur an "journalistische Standards" halten. Die katholische Kirche wäre nicht mehr sie selbst, wenn sie in ihren Lehr- und Ausbildungseinrichtungen auch buddhistisches oder muslimisches Personal beschäftigen müsste. Kann sich jemand einen arbeitgeberorientierten Anwalt im DGB vorstellen? Gleiches gilt für die "Emma". Es wäre völlig lächerlich, wenn jemand von dieser ausgeprägt feministischen Zeitschrift eine "Quotenregelung" für die Besetzung der Redaktion fordern würde.

Artikel 5 des deutschen Grundgesetzes besagt, dass jeder "Herausgeber" eines journalistischen Erzeugnisses eine "Tendenz" vorgeben darf. Dieser Artikel 5 besagt letztlich, dass jeder "Herausgeber" ganz willkürlich entscheiden darf, welche potenziellen Mitarbeiter diese vorgegebene "Tendenz" vertreten können. Für diese "Tendenzträger" sind dann sogar die sonst üblichen Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte außer Kraft gesetzt.

Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es in Deutschland einen "uniform besetzten Journalismus" gibt. Es gibt nämlich in Deutschland keine staatlich verordnete "Tendenz". Das Gegenteil ist der Fall! Jeder beliebige "Verleger" kann sich seine ganz eigene Tendenz aussuchen. Deshalb existieren in Deutschland so Medien wie "Emma" und "Mens Health" ganz einträchtig nebeneinander. Deshalb gibt es Publikationen wie den "Vorwärts" und "Parteiorgane" der CDU. Deshalb gibt es Publikationen, die bevórzugt über die Bekleidungsgewohnheiten oder die Genealogie des englischen Königshauses berichten. Oder über Hunderassen. Oder über die Paarungsgewohnheiten afrikanischer Zierfische. Die Bandbreite ist endlos!

Es gibt einfach keinen "uniform besetzten" Journalismus in Deutschland. Hier darf buchstäblich JEDER Mensch journalistisch tätig werden. Er gibt eine "Staatsprüfungen". Aber egal wer tätig wird und egal wo er tätig wird: Er hat sich an journalistische Standards zu halten. Hält er sich nicht daran, kann man ihn belangen. Man kann ihn aber nicht belangen für die "Tendenz", für die er sich entschieden hat. Die ist grundgesetzlich geschützt!
Ja natürlich. Damit muss man einfach auch mal aufhören. Dass ich mich zum Zeitungsladen begeben und eventuell auch 3,25 oder wiviel auch immer, keine Ahnung bzw. isr mir egal zahlen muss, um die Ausgabe einer rechtskonservativ bis rechtsextremen Zeitung wie die Junge Freiheit zu lesen ... ist kein Argument. Das ist die völlig normale totale Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik. Soll man, nur weil einem das was in der JF steht, nicht als Schlager vertont in der Badewanne vorgesungen wird, von "Meinungsunterdrückung" reden?
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

PersonalFreedom hat geschrieben:(25 Feb 2021, 16:20)

Wenigstens beim Westdeutschen Rundfunk, beim Bayerischen Rundfunk und beim Hessischen Rundfunk weiß ich, dass es regelmäßig Aktionen für "Geschlechtergerechte Sprache und Inhalte" usw. gibt. Dabei übernimmt man die Forderungen einer bestimmten (linken) politischen Richtung.
Quotierungen, Beförderungen nach Geschlecht etc. sind dort auch absolut üblich. "Bei (formal) gleicher Qualifikation werden weibliche und schwerbehinderte Bewerber bevorzugt"
Und was ist daran auszusetzen? Es gibt in Deutschland Gesetze, die Gleichstellung von Männern und Frauen vorschreiben. Und es gibt Gesetze, in denen eine Pflicht zur Beschäftigung von Schwerbehinderten geregelt ist. Was soll das mit einer angeblich "linken" politischen Richtung zu tun haben, wenn eine (formal) gleiche Qualifikation angenommen werden kann? So liest es sich, als würden Personalentscheidungen in dem Bereich der Förderung linker Ideologie dienen. Ausgehend von der Rechtslage, die nicht von den "Linken" geschaffen wurde, dienen sie aber nur dazu, Menschen annähernd gleich zu behandeln, die bislang diskriminiert wurden.

Da wird der Presse das "Gendern" und das Nachdenken über "geschlechtergerechte Sprache" zur Last gelegt. Warum eigentlich? Bezüglich der Presse wird sowas plötzlich kontrovers diskutiert und einer "links-grünen Strömung" zugeschrieben. Laut geltendem Recht ist es längst Pflicht, dass zum Beispiel Stellenausschreibungen geschlechtsneutral formuliert werden müssen. Ganze Heerscharen von Anwälten leben nur von den Abmahnverfahren, die wegen Verstößen gegen solche Gesetze angestrengt werden. Ist natürlich alles links-grün angehaucht...
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

Vongole hat geschrieben:(26 Feb 2021, 17:12)Dass bei (formal) gleicher Qualifikation Frauen bevorzugt werden, dafür hätte ich gerne einen Beleg, insbesondere dafür, dass Frauen lediglich formal der Qualifikation genügen müssen.
Bei den öffentlich-rechtlichen ist es tatsächlich so, dass bei Einstellungen weibliche Bewerber bei "(formal) gleicher Qualifikation" bevorzugt werden. Das liegt daran, dass Frauen in den Belegschaften nach wie vor in der Minderheit sind. Warum der Begriff "formal" da in Klammern steht, verstehe ich auch nicht so ganz. Das hat möglicherweise wieder mit dem Tendenzschutz zu tun.

Es geht also nicht darum, dass Frauen lediglich formal irgendwelchen Anforderungen genügen müssen. Es geht vielmehr darum, dass bei Einstellungen im Medienbereich die "weichen sozialen Kriterien" (Geschlecht, Herkunft, Grad der Behinderung, Anzahl unterhaltspflichtiger Kinder, Lebensalter... etc) nur "formale Nebenkriterien" sind. Das Hauptkriterium ist die Frage: Genügt der Bewerber oder die Bewerberin den Tendenzvorgaben des Arbeitgebers? Klartext: Der Medien-Arbeitgeber hat das grundgesetzlich verbriefte Recht, einen "tendenzkonformen" Mitarbeiter einzustellen, selbst wenn der (formal) weniger qualifiziert ist als eine nicht so "tendenzkonforme" Bewerberin. Dafür wieder ein Beispiel abseits der Medienlandschaft: Laut Grundgesetz kann es der katholischen Kirche nicht zugemutet werden, an einer Klosterschule eine muslimische Lehrerin zu beschäftigen --- ganz egal wie hoch die "formale" Qualifikation dieser Frau ist.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

PersonalFreedom hat geschrieben:(26 Feb 2021, 19:07)

Das „formal“ steht natürlich nicht drin. Aber wie glaubst Du messen die die Qualifikation? De facto ist das meist Ausbildung und Dienstalter.

Bei interner Weiterbildung zur Beförderung schreibt etwa der WDR:

„ Für die Teilnahme an FörderungsmaßnahmenfürFührungskräfte werden gezielt Frauen angesprochen und bevorzugt berücksichtigt, sofern sie die Kriterien erfüllen.“

Die genannten „Kriterien“ sind ebenfalls formal.
Na klar. Beim WDR findet ja keine Leistungskontrolle mehr statt. Der Arbeitgeber hat ja weder die Fähigkeit noch auch nur den Wunsch, zu beurteilen, ob Beschäftigte die Leistung erbringen, für die sie bezahlt werden. Das wird alles nach der Form der Nase oder auf Basis der Körbchengröße entschieden.

Ausbildung und Dienstalter sind nur zwei ganz randständige Faktoren für die Bemessung von "Qualifikation". Das wichtigste Kriterium ist: Leistung! Bei Beförderungen im eigenen Haus kann der Arbeitgeber die Leistung eines Bewerbers selbst beurteilen. Bei der Einstellung von "Externen" kann er sich auf Zeugnisse und kontrollierbare berufliche Tätigkeit stützen.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

Skeptiker hat geschrieben:(26 Feb 2021, 19:37)
Aber das ist natürlich üüüüüberhaupt kein Hinweis darauf, dass man etwa Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugen würde.
Skandaaaal!

Obwohl: Der Skandal liegt doch wohl eher darin, dass interessante berufliche Positionen auch heutzutage noch überwiegend mit Männern besetzt sind, obwohl es so viele Frauen gibt, die die gleiche Qualifikation mitbringen. Der Skandal liegt darin, dass Frauen für gleiche Arbeit auch heute noch signifikant schlechter bezahlt werden als Männer.

Es geht dabei nicht darum, den Frauen einen unzumutbaren Vorteil zu verschaffen. Es geht darum, endlich langsam jahrzehntelang unbeachtete Nachteile auszugleichen. Das beruht auch alles nicht auf willkürlichen Entscheidungen irgendwelcher "links-grünen Feministen". Grundlage dafür sind rechtsgültige deutsche Gesetze.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

Billie Holiday hat geschrieben:(27 Feb 2021, 18:05)

Inwiefern sind eigentlich Schauspielerinnen Quotenfrauen? Hätte ihre Rollen auch ein Mann spielen können?
Unfassbar, wer sich alles ins Licht rückt.
Oh, so "unfassbar" ist das gar nicht. Siehe hier:

https://www.fr.de/rhein-main/reine-maen ... 95730.html

Frauen auf der Bühne galten als "obszön". Ist zum Glück lange her. Auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass es unter den Männern noch viele "Romantiker" gibt, die dem vergangenen Ruhm prähistorischer Mammut-Jagden nachtrauern... ;)
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 17:50)

Na klar. Beim WDR findet ja keine Leistungskontrolle mehr statt. Der Arbeitgeber hat ja weder die Fähigkeit noch auch nur den Wunsch, zu beurteilen, ob Beschäftigte die Leistung erbringen, für die sie bezahlt werden. Das wird alles nach der Form der Nase oder auf Basis der Körbchengröße entschieden.

Ausbildung und Dienstalter sind nur zwei ganz randständige Faktoren für die Bemessung von "Qualifikation". Das wichtigste Kriterium ist: Leistung! Bei Beförderungen im eigenen Haus kann der Arbeitgeber die Leistung eines Bewerbers selbst beurteilen. Bei der Einstellung von "Externen" kann er sich auf Zeugnisse und kontrollierbare berufliche Tätigkeit stützen.
Die Journalisten, die ich kenne, und die auch publizieren und auch gelesen werden und auch für wichtig und relevant gehalten werden .... waren allesamt mal irgendwann "eingestellt" und sind seit mehreren Jahren freiberuflich tätig, wenn auch mit abgesicherten, regelmäßigen und eigentlich auch nicht schlechten Einkommen bei unter anderem ihren früheren Arbeitgebern. Da spielt aber auf jeden Fall Geschlecht, Herkunft usw. keine Rolle mehr! Die müssen "nur" gute Beiträge abliefern.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Billie Holiday »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:06)

Oh, so "unfassbar" ist das gar nicht. Siehe hier:

https://www.fr.de/rhein-main/reine-maen ... 95730.html

Frauen auf der Bühne galten als "obszön". Ist zum Glück lange her. Auch wenn man manchmal den Eindruck hat, dass es unter den Männern noch viele "Romantiker" gibt, die dem vergangenen Ruhm prähistorischer Mammut-Jagden nachtrauern... ;)
Ja? Wer trauert denn Shakespeares Zeiten nach? Wieviele Männer mögen es sein, die Männer in Frauenrollen sehen wollen?
Wieviele mögen heute Frauen auf Bühnen obszön finden? Und wer von denen ist geistig gesund?
Keine Ahnung von deinem Umfeld, ich kenne solche Männer nicht. Klingt ein wenig nach Klischee oder die Mammutjäger laufen in S-H nicht rum.
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„Just because you’re offended, doesn’t mean you’re right.“ (Ricky Gervais)
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

BlueMonday hat geschrieben:(26 Jul 2021, 14:56)

Und bei der ÖR-Gegenseite ist dein "Merk"-Fühler eingefahren oder wie? Echte Multiperspektivität kann man nicht per Zwangskontribution und ÖRR herstellen. Dazu braucht es voneinander unabhängige Medien. Dass dir persönlich die Finanzierungsbasis irgendeines Angebots nicht gefällt oder der Inhalt oder die dort eingenommene Perspektive, liegt dann ja in der Natur der Sache, da du natürlich auch positioniert bist, deinen "bias" hast und entsprechende Inhalt und Abhängigkeiten präferierst. Darfst du ja auch, wenn du deinen Mitmenschen dies auch einräumst und dazu braucht es tatsächliche mediale Vielfalt und eben auch eine Wahlfreiheit, einschl. der Freiheit des Beitrags, also auch die Möglichkeit der Ablehnung eines Angebots.
Bist Du "merkfähig" genug, Deinen eigenen Beitrag kritisch unter die Lupe zu nehmen?

Beantworte mal folgende Fragen:

- Gibt es in Deutschland keine Medien die voneinander unabhängig sind? Wenn Du mit "ja" antwortest, hätte ich dafür gern Belege.
- Wie könnte der Diskussionsteilnehmer "entsprechende Inhalte und Abhängigkeiten" (interessante Wortwahl übrigens!) präferieren, wenn es solche Angebote aufgrund fehlender Vielfalt gar nicht gibt?
- Wie kann "Zwangskontribution" unterstellt werden, wenn es eben DOCH alternative Angebote geben würde (deren Exitenz Du ja selbst unterstellst, indem Du die Nutzung des ÖRR vorwurfsvoll beklagst)?
- Siehst Du es tatsächlich so, dass die Nutzung des ÖRR automatisch die Ablehnung der Nutzung anderer Angebote bedeutet? Dass die bloße Existenz des ÖRR eine Einschränkung Deiner Wahlfreiheit darstellt?

Irgendwie kommen mir Wortwahl und Impetus Deiner Argumentationsweise bekannt vor. Im ersten Seminar an der Uni hat mich dieses betont intellektualisierte Auftreten noch sehr beeindruckt. :cool:
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

Fliege hat geschrieben:(26 Jul 2021, 16:06)

Die von dir in Tüttelchen angeführten Begriffe kann ich in GG-Artikel 5 nicht finden.
Sorry, aber Du wirst im Grundgesetz keinen einzigen Artikel finden, der irgendwie rechtsgültig vor Gericht angeführt werden könnte. Alle diese Artikel sind in geltenden Gesetzen näher ausgelegt und bestimmt. Wenn Du den Artikel 5 GG googeln konntest, kannst Du auch ganz sicher Gesetzestexte finden, in denen zum Beispiel der "Tendenzschutz" näher bestimmt ist. Wenn Du die gefunden und verstanden hast, wird Dir sicher klar, warum ich bestimmte Begriffe in Tüddelchen gesetzt habe.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Fliege »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:33)

Alle diese Artikel sind in geltenden Gesetzen näher ausgelegt und bestimmt.
Dann solltest du dich auf diese Quellen beziehen, indem du sie zitierst.
Skeptiker

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 17:57)

Der Skandal liegt darin, dass Frauen für gleiche Arbeit auch heute noch signifikant schlechter bezahlt werden als Männer.
Kannst du das belegen? Ich meine nicht, ob es Einzelfälle gibt, die gibt es bestimmt. Ich wüsste gerne ob es belegt ist, dass es einen „signifikanten“ bereinigten GPG gibt.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

schokoschendrezki hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:12)

Die Journalisten, die ich kenne, und die auch publizieren und auch gelesen werden und auch für wichtig und relevant gehalten werden .... waren allesamt mal irgendwann "eingestellt" und sind seit mehreren Jahren freiberuflich tätig, wenn auch mit abgesicherten, regelmäßigen und eigentlich auch nicht schlechten Einkommen bei unter anderem ihren früheren Arbeitgebern. Da spielt aber auf jeden Fall Geschlecht, Herkunft usw. keine Rolle mehr! Die müssen "nur" gute Beiträge abliefern.
Wenn es "nur" das wäre, müssten wir über dieses Thema nicht reden. Es geht um mehr als "nur gute Beiträge". Ich habe mal in einer Redaktion gearbeitet, in die der Chefredakteur bevorzugt Frauen geschickt hat. Die wurden - wie der Teufel es wollte - nach und nach alle schwanger. Und irgendwann hat sich jener Chefredakteur mir gegenüber dann verplappert. Er meinte flapsig, dass da wohl irgendwas im Wasser sein müsse und dass er dort nie wieder eine Redakteurin hinschicken würde.

Es ist einfach nicht so, dass Männer und Frauen gleiche Zugangsvoraussetzungen haben. Besonders nicht in diesem Beruf. Wie gesagt: In den meisten anderen Branchen können Betriebsräte prüfen, ob bei Einstellungen Geschlechtergerechtigkeit eingehalten wird, ob Schwerbehinderung ausreichend berücksichtigt wurde... Im Journalismus ist das Mitbestimmungsrecht bei personellen Einzelentscheidungen ausgesetzt. Auch deshalb sind Frauen da nach wie vor unterrepräsentiert (insbesondere in Führungsrollen!). Und deshalb ist es keine "Bevorzugung von Frauen", wenn z.B. der WDR eine freiwillige Selbstverpflichtung eingeht, diese Diskriminierung endlich zu beseitigen.

Ich denke, an der Stelle sind wir beide uns aber gar nicht uneinig.
Slava Ukraini
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

Billie Holiday hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:20)

Ja? Wer trauert denn Shakespeares Zeiten nach?
Wen interssiert das, wer da trauert und ob da jemand trauert? Du hattest angedeutet, dass man männliche Schauspieler nicht in Frauenkostüme stecken könne. Ich habe ein historisches Beispiel dafür vorgebracht, dass genau das schon passiert ist.
Wieviele Männer mögen es sein, die Männer in Frauenrollen sehen wollen?
Keine Ahnung. Je weniger es sind, desto besser. Die Männer sind aber nicht aufgrund von Selbstreflexion zu ihrer Abkehr von dieser Sichtweise gekommen. Das passierte, weil sich die Frauen irgendwann gewehrt haben. Die Frage müsste also lauten: Wie viele Männer wären es heute, wenn sich die Frauen damals nicht gewehrt hätten?
Keine Ahnung von deinem Umfeld, ich kenne solche Männer nicht. Klingt ein wenig nach Klischee oder die Mammutjäger laufen in S-H nicht rum.
Bist Du sicher, dass Du noch verstehst, was ich geschrieben habe?

Mir ist völlig egal, was für Männer Du kennst und wo die wohnen. Fakt ist, dass Frauen heute ganz selbstverständlich Rechte haben, die sie früher nicht hatten. Und dazu muss man gar nicht bis in die Steinzeit zurückgehen. Vermutlich jeder von uns kennt noch Frauen, die persönlich von solchen diskriminierenden Gesetzen betroffen waren. Wenn Du das nicht nachvollziehen kannst, freut mich das für Dich. Ist dann wohl die "Gnade der späten Geburt". Du kannst bei Gelegenheit ja einfach mal mit Deiner Mutter oder Deiner Oma sprechen. Zum Beispiel ist es erst seit 1958 gesetzlich zulässig, dass Frauen ihr eigenes Vermögen selbst verwalten dürfen. Erst seit 1977 dürfen Frauen ohne Zustimmung ihres Ehemanns berufstätig sein.

Du scheinst ganz viele Sachen für selbstverständlich zu halten, die noch gar nicht so lange selbstverständlich sind. Wenn ein Gespräch mit Mama oder Oma nicht möglich ist, vermittelt ja vielleicht der folgende Text einen Eindruck:

https://www.humanresourcesmanager.de/ne ... jahre.html

Wir sind weit gekommen hinsichtlich Gleichstellung. Wir sind vom Ziel aber noch weit entfernt. Deshalb bin ich der Meinung, dass noch viel zu tun ist und dass Anstrengungen in dieser Richtung nicht als unzulässige Bevorzugung von Frauen diffamiert werden dürfen. Wenn Du das anders siehst, kannst Du Dich ja gern mit den Dir bekannten Männern darüber austauschen. Ich empfehle trotzdem ein Gespräch mit Mama oder Oma.
Slava Ukraini
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

Fliege hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:37)

Dann solltest du dich auf diese Quellen beziehen, indem du sie zitierst.
Kannst Du nicht selbst googeln?

Ich habe geschrieben, dass all das auf Artikel 5 des Grundgesetzes fußt. Das war meine Aussage, und die ist korrekt. Für Deine politische Bildung bin ich nicht verantwortlich.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Kohlhaas »

Skeptiker hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:40)

Kannst du das belegen? Ich meine nicht, ob es Einzelfälle gibt, die gibt es bestimmt. Ich wüsste gerne ob es belegt ist, dass es einen „signifikanten“ bereinigten GPG gibt.
Wiki wird als Quelle zwar gern angezweifelt, aber mehr Mühe mag ich mir nicht machen. Immerhin sollten ja auch Leute, die die Existenz von GPG anzweifeln, ihre Zweifel zu belegen versuchen. Also von mir nur das hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gender-Pay-Gap

Wer Wiki nicht vertrauen mag, kann sich auch diese Aussagen eines Bundesministeriums anschauen:

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gle ... echtigkeit
Slava Ukraini
Skeptiker

Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Skeptiker »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 19:18)

Wiki wird als Quelle zwar gern angezweifelt, aber mehr Mühe mag ich mir nicht machen. Immerhin sollten ja auch Leute, die die Existenz von GPG anzweifeln, ihre Zweifel zu belegen versuchen. Also von mir nur das hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Gender-Pay-Gap

Wer Wiki nicht vertrauen mag, kann sich auch diese Aussagen eines Bundesministeriums anschauen:

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gle ... echtigkeit
Auf was beziehst du dich nun? Den GPG, oder den bereinigten GPG? Letzterer wird mit 2-7% angegeben. Da kann man durchaus darüber streiten ob der wirklich signifikant ist, oder nicht. Es wäre dann ja auch die Frage wie die Bereinigung vonstatten geht, und welche Effekte auch da vielleicht aussen vor bleiben.

Der GPG - also der unbereinigte - wird nur von Scharlatanen zitiert. Und da wäre es mir vollkommen egal wen du mir dazu nennst - der unbereinigte GPG ist ein reines Propagandainstrument.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von Billie Holiday »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 19:08)

Wen interssiert das, wer da trauert und ob da jemand trauert? Du hattest angedeutet, dass man männliche Schauspieler nicht in Frauenkostüme stecken könne. Ich habe ein historisches Beispiel dafür vorgebracht, dass genau das schon passiert ist.


Keine Ahnung. Je weniger es sind, desto besser. Die Männer sind aber nicht aufgrund von Selbstreflexion zu ihrer Abkehr von dieser Sichtweise gekommen. Das passierte, weil sich die Frauen irgendwann gewehrt haben. Die Frage müsste also lauten: Wie viele Männer wären es heute, wenn sich die Frauen damals nicht gewehrt hätten?


Bist Du sicher, dass Du noch verstehst, was ich geschrieben habe?

Mir ist völlig egal, was für Männer Du kennst und wo die wohnen. Fakt ist, dass Frauen heute ganz selbstverständlich Rechte haben, die sie früher nicht hatten. Und dazu muss man gar nicht bis in die Steinzeit zurückgehen. Vermutlich jeder von uns kennt noch Frauen, die persönlich von solchen diskriminierenden Gesetzen betroffen waren. Wenn Du das nicht nachvollziehen kannst, freut mich das für Dich. Ist dann wohl die "Gnade der späten Geburt". Du kannst bei Gelegenheit ja einfach mal mit Deiner Mutter oder Deiner Oma sprechen. Zum Beispiel ist es erst seit 1958 gesetzlich zulässig, dass Frauen ihr eigenes Vermögen selbst verwalten dürfen. Erst seit 1977 dürfen Frauen ohne Zustimmung ihres Ehemanns berufstätig sein.

Du scheinst ganz viele Sachen für selbstverständlich zu halten, die noch gar nicht so lange selbstverständlich sind. Wenn ein Gespräch mit Mama oder Oma nicht möglich ist, vermittelt ja vielleicht der folgende Text einen Eindruck:

https://www.humanresourcesmanager.de/ne ... jahre.html

Wir sind weit gekommen hinsichtlich Gleichstellung. Wir sind vom Ziel aber noch weit entfernt. Deshalb bin ich der Meinung, dass noch viel zu tun ist und dass Anstrengungen in dieser Richtung nicht als unzulässige Bevorzugung von Frauen diffamiert werden dürfen. Wenn Du das anders siehst, kannst Du Dich ja gern mit den Dir bekannten Männern darüber austauschen. Ich empfehle trotzdem ein Gespräch mit Mama oder Oma.
Wir reden aneinander vorbei. Ich zweifle nicht an der Fähigkeit, als Mann in Frauenrollen zu schlüpfen. Ich zweifle am Quotenfrauendasein von Schauspielerinnen, da weibliche Rollen ja wohl mit Frauen besetzt werden, handelt es sich nicht um explizite Rollen, wo Männer Frauenrollen spielen müssen. Jede normale Frauenrolle in Filmen wird mit Frauen besetzt.
Die Selbstbezeichnung Quotenfrau fand ich etwas dramatisch, als ob man sich einreihen will, um im Gespräch zu bleiben.
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Re: Wie vielschichtig denkt und berichtet uniform besetzter Journalismus?

Beitrag von schokoschendrezki »

Kohlhaas hat geschrieben:(26 Jul 2021, 18:47)

Wenn es "nur" das wäre, müssten wir über dieses Thema nicht reden. Es geht um mehr als "nur gute Beiträge". Ich habe mal in einer Redaktion gearbeitet, in die der Chefredakteur bevorzugt Frauen geschickt hat. Die wurden - wie der Teufel es wollte - nach und nach alle schwanger. Und irgendwann hat sich jener Chefredakteur mir gegenüber dann verplappert. Er meinte flapsig, dass da wohl irgendwas im Wasser sein müsse und dass er dort nie wieder eine Redakteurin hinschicken würde.

Es ist einfach nicht so, dass Männer und Frauen gleiche Zugangsvoraussetzungen haben. Besonders nicht in diesem Beruf. Wie gesagt: In den meisten anderen Branchen können Betriebsräte prüfen, ob bei Einstellungen Geschlechtergerechtigkeit eingehalten wird, ob Schwerbehinderung ausreichend berücksichtigt wurde... Im Journalismus ist das Mitbestimmungsrecht bei personellen Einzelentscheidungen ausgesetzt. Auch deshalb sind Frauen da nach wie vor unterrepräsentiert (insbesondere in Führungsrollen!). Und deshalb ist es keine "Bevorzugung von Frauen", wenn z.B. der WDR eine freiwillige Selbstverpflichtung eingeht, diese Diskriminierung endlich zu beseitigen.

Ich denke, an der Stelle sind wir beide uns aber gar nicht uneinig.
Im Bereich IT-Profis, das kann ich dir versichern, gibt es schon seit einiger Zeit auch nicht die allerkleinsten, allerminimalsten Unterschiede. Sowohl in Richtung objektive Eignung als auch in Hinsicht auf subjektive Bevorzugung. Da brauchst du mit nix mehr kommen. Weder mit der Beklagung über die Bevorzugung der einen noch mit der Beklagung über die Nichtbefähigung der anderen. Wenn es - zum Beispiel - einen Hack oder auch nur eine Schwachstelle gibt, musst du die Ursachen finden. Egal. Finde sie und beseitige sie. Dasselbe gilt für Kleinigkeiten wie ein versehentlich falsch eingegebenes Hochkomma in einem Personennamen. Heute.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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