jack000 hat geschrieben:(17 Nov 2019, 23:11)
Wie dieses Missverhältnis zu legitimieren ist und aufrechterhalten werden kann? Eine gute Frage ohne eine gute Antwort..
Ich versuch's nochmal. Die Begründung der Antwort steht im zitierten Text ein paar Zeilen davor, nämlich:
Sie waren zu dem Ergebnis gekommen, dass ARD, ZDF und Deutschlandfunk unter jüngeren Zuschauern keinen Blumentopf mehr gewinnen.
Bekanntermaßen "informiert" sich diese Zielgruppe vorwiegend über eine unbekannte Anzahl von Internetkanälen, mit völlig unterschiedlicher, in den meisten Fällen auch unbekannter Intention. Scheinbar gleichwertig nebeneinander stehen da glaubwürdige Nachrichtenformate, Verschwörungstheoretiker, Obskurantisten und zig-tausende "Influencer", die für alle Lebenslagen die passenden Ratschläge präsentieren, von der Weltanschauung über Modefragen bis zu Kack-Gewohnheiten. Und niemand ist für das verantwortlich zu machen, was er da präsentiert, so lange er nicht gegen hier geltendes Recht verstößt. Selbst das ist kein Problem, wenn er seine Server in Kaukasien betreibt. Das bedeutet schlicht und ergreifend, es gibt keine Kontrolle über das, was da verbreitet wird, auch keinen Anlaß zur Selbstkontrolle. Jeder kann also jeden beliebigen Blödsinn verbreiten, ohne dass das jemandem auffallen müßte.
Und das ist bei öffentlich-rechtlichen Medien eben anders. Wie ich bereits weiter oben schrieb:
"Man weiß in der Regel wer dahinter steckt. Oder kann es zumindest herausfinden. Und somit bei offensichtlichen Falschmeldungen die Verantwortlichen in einer öffentlichen Diskussion stellen. Das ist den Medienvertretern durchaus bewußt und hat in den letzten Jahren zu etlichen Selbstreinigungsprozessen geführt.".
Damit die Anzahl der Uninformierten, Abgedrehten und Esoteriker zukünftig nicht ins Astronomische steigt sollte also dringend dafür gesorgt werden, dass die Öffentlich-Rechtlichen auch "...unter jüngeren Zuschauern wieder Blumentöpfe" gewinnen können. Wie auch schon gesagt könnte eine Überarbeitung des Programms dabei durchaus hilfreich sein.
...warum alle Bürger für ein Angebot bezahlen sollen, das nur wenige nutzen.
Das habe ich mich bei der Umstellung auch gefragt, allerdings aus rechtsdogmatischen Gründen. Denn die Rechtmäßigkeit des sogenannten "Rundfunkbeitrags" wurde mit "der
Möglichkeit des Empfangs" begründet. Das verstößt aus meiner Sicht eindeutig gegen geltende Rechtsprinzipien, denn für ein nicht in Anspruch genommenes Angebot muß ich auch nicht zahlen. Nach dieser Logik könnte man auch Fußgänger verpflichten Monatstickets zu kaufen, oder Nichtschwimmer zum Kauf von Freibad-Dauerkarten, denn die
Möglichkeit zur Nutzung wird ja angeboten. Da wurde mit Sicherheit im Hintergrund was gewurschtelt. Dem Bürger steht ja prinzipiell die Klage gegen sowas zu, da es sich wie gesagt aber um eine Frage von erheblicher rechtsdogmatischer Bedeutung handelt, dürfte die letztinstanzliche Entscheidung des EuGH frühestens in 10 Jahren zu erwarten sein. Dazu fehlt mir der Masochismus. Und wahrscheinlich auch die Lebenserwartung. Etliche Zeitgenossen sahen das optimistischer und haben geklagt. Ein paar tausend Verfahren schmoren immer noch zwischen den Instanzen, andere sind durch Haarspaltereien "...handelt es sich um eine Abgabe? Eine Steuer? Eine Gemeinlast? Eine Gebühr ? Einen Beitrag ? Oder was?" in den Sickergruben des justiziellen Alltags versackt. Immerhin ernähren sie da in Form von Anwälten, Gutachtern, Richtern und sonstigem involvierten Personal ihren Mann/ihre Frau.
"Das gefährliche an der Dummheit ist, daß sie die dumm macht, die ihr begegnen." (Sokrates).