Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

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Tom Bombadil
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Tom Bombadil »

jack000 hat geschrieben:(24 Jan 2018, 16:13)

Wieder wunderbares Bildungsfernsehen auf Kosten der GEZ-Zahler für die Zielgruppe 3 - 13-jähriger Kinder :thumbup:
Gehört alles zum "Lehrauftrag": http://www.politik-forum.eu/viewtopic.php?f=15&t=60328
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von SirToby »

Rot-Grüner Staatsfunk at its best:



Es wäre ehrlicher vom ÖR endlich mal sagen, dass man sich als Sprachrohr grün-roter Inhalte versteht und nicht als unabhängige Journalisten.
Daniel Patrick Moynihan: "Sie haben ein Recht auf ihre eigene Meinung! Sie haben kein Recht auf ihre eigenen Fakten!"
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Brainiac
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

SirToby hat geschrieben:(29 Jan 2018, 11:40)

Rot-Grüner Staatsfunk at its best:



Es wäre ehrlicher vom ÖR endlich mal sagen, dass man sich als Sprachrohr grün-roter Inhalte versteht und nicht als unabhängige Journalisten.
Aber sowas von. :rolleyes:
Die SPD quält sich vor dem Sonderparteitag am kommenden Sonntag mit den Ergebnissen der GroKo-Sondierung. Auch in der Bevölkerung gibt’s keine guten Noten: Martin Schulz gilt als führungsschwach, die SPD konnte sich in der Flüchtlings- und Gesundheitspolitik nicht durchsetzen. Dies ergibt eine repräsentative Umfrage von infratest dimap für das ARD-Politmagazin report München. 
http://www.br.de/fernsehen/das-erste/se ... index.html
Es ist ein politisches Erdbeben. Die SPDerleidet den Infarkt. Noch nie haben Sozialdemokraten in ihrer "Herzkammer" Nordrhein-Westfalen ein so schlechtes Ergebnis eingefahren. Die Grünen können froh sein, überhaupt noch im Landtag zu sitzen. Das politische NRW ist ein völlig anderes geworden.

Warum haben die Wähler SPD und Grüne derart abgestraft? Die schnelle Antwort: Rot-Grün hat die Quittung bekommen für eine schlechte Regierungsbilanz.

https://www1.wdr.de/nachrichten/landesp ... l-100.html

etc.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von SirToby »

Was sollen mir die Links bitte schön sagen?

Dass die ÖR eine reine, sachliche Berichterstattung liefern?

Nur weil dieses Malheur ab und an mal passiert, sollte man da keine Methode vermuten.
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Brainiac
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

SirToby hat geschrieben:(29 Jan 2018, 12:18)

Was sollen mir die Links bitte schön sagen?

Dass die ÖR eine reine, sachliche Berichterstattung liefern?

Nur weil dieses Malheur ab und an mal passiert, sollte man da keine Methode vermuten.
:D

Danke für den Hinweis, ich werde hinter Ihren Beiträgen dann auch keine sachliche Herangehensweise mehr vermuten, wenn diese versehentlich mal so ausfallen. Offensichtlich können Sie weder rot noch grün leiden, und wenn sich eine ÖR-Vertreterin mal positiv zu einer dieser Richtungen, bzw. deren Neuorientierung, äußert, machen Sie daraus einen "rot-grünen Staatsfunk". Hier, für Ihr seelisches Gleichgewicht:
Kommentar
Die Anbetung des Robert Habeck

In Hannover haben die Grünen ein neues Führungsduo gewählt. Zukünftig werden Annalena Baerbock und Robert Habeck die Partei führen. Beide stehen auch für einen Generationswechsel, aber möglicherweise auch für einen Themenwechsel bei der Umweltpartei, auch wenn es dazu wenig Konkretes gab.

[...]

Ein guter Vorsatz, doch es fehlen bisher bei den Grünen wie auch bei den anderen Parteien überzeugende Konzepte gegen Zukunftsangst im Zeitalter der sozialen Netzwerke, des Internets, der Start-ups und der Automatisierung der Produktion.

[...]

Und da funktioniert bisher die Selbstinszenierung des Robert Habeck inklusive eigenem Youtube-Kanal.

Sein Erfolg als Umweltminister in Schleswig-Holstein gibt ihm Recht. Wenn es ihm wie angekündigt noch gelingt, der Partei die moraline Attitüde zu nehmen gegenüber jedem, der nicht ins grüne Weltbild passt, könnten die Grünen auch in anderen politischen Revieren wildern.
https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ ... r-100.html

Staatsfunk, aha.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Du magst Dich daran stören, dass soetwas dann rot-grüner-Staatsfunk genannt wird. Das ist so auch ganz sicher nicht zutreffend. Ich kenne aber sehr viele Leute, welche sich von den ÖR in einer Art Umerziehungsberichterstattung belehrt fühlen (und nein, ich sitze hier nicht mit Springerstiefeln und Bomberjacke).

Wie kann das nur kommen? Was läuft in deren Wahrnehmung falsch? Oder sollte es einen mittlerweile einfach nicht mehr stören, wenn ideologische Kampfbegriffe wie "Homophob" und "Islamophob" in den typischen Wortschatz der Moderatoren von heute-journal und tagesthemen eingegangen sind? Geht es wirklich nur mir so, dass ich feststelle, dass anstelle einer distanzierten an der Sache orientierten Berichterstattung oftmals ein in Gut und Böse von vornherein unterteilende Berichterstattung getreten ist (Die AfD hat was böses gesagt, die bösen Russen sind irgendwo einmarschiert, Erdogan läuft Amok, Trump ist blöd, ... komischerweise auffallend oft immer die gleiche Richtung - oder nicht?).

Wie ist der Wahrheitsgehalt der AfD-Äußerung? Was war die Motivation sie zu bringen? Was waren strategische Rahmenbedingungen zu einem Einmarsch irgendwo, geschweige denn Risiken oder Alternativen? Wieso macht Erdogan das was er macht? Welche Folgen hat eine Entscheidung von Trump - ist mir doch Schnuppe ob der einen hat fahren lassen ...

Ich würde mir gerne die Dinge neutral anschauen und mir dann eine eigene Meinung bilden. Auf viele Dinge kann man auch kommen, ohne dass einem der Herr Lehrer/Frau Lehrererin sagt wie man es zu bewerten hat, indem er sich gleich emphatisch auf eine Seite stellt.

Die Manipulation sehe ich darin, dass dem "Normalo" der sich nur das heute-journal anschaut, das Thema schon aus linksliberaler Perspektive vorgesetzt wird. Wer sich dann die Mühe macht sich weitere Hintergründe zu holen wird fündig - aber das sind leider eben nur die wenigsten. Ziel erreicht, die Mehrheit wird "abgeholt".

Ist Dein Empfinden über die Berichterstattung im ÖR tatsächlich so, dass dieses dem Ideal einer neutralen Berichterstattung nahe kommt?
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

Skeptiker hat geschrieben:(29 Jan 2018, 22:17)

Du magst Dich daran stören, dass soetwas dann rot-grüner-Staatsfunk genannt wird. Das ist so auch ganz sicher nicht zutreffend. Ich kenne aber sehr viele Leute, welche sich von den ÖR in einer Art Umerziehungsberichterstattung belehrt fühlen (und nein, ich sitze hier nicht mit Springerstiefeln und Bomberjacke).

Wie kann das nur kommen? Was läuft in deren Wahrnehmung falsch? Oder sollte es einen mittlerweile einfach nicht mehr stören, wenn ideologische Kampfbegriffe wie "Homophob" und "Islamophob" in den typischen Wortschatz der Moderatoren von heute-journal und tagesthemen eingegangen sind? Geht es wirklich nur mir so, dass ich feststelle, dass anstelle einer distanzierten an der Sache orientierten Berichterstattung oftmals ein in Gut und Böse von vornherein unterteilende Berichterstattung getreten ist (Die AfD hat was böses gesagt, die bösen Russen sind irgendwo einmarschiert, Erdogan läuft Amok, Trump ist blöd, ... komischerweise auffallend oft immer die gleiche Richtung - oder nicht?).

Wie ist der Wahrheitsgehalt der AfD-Äußerung? Was war die Motivation sie zu bringen? Was waren strategische Rahmenbedingungen zu einem Einmarsch irgendwo, geschweige denn Risiken oder Alternativen? Wieso macht Erdogan das was er macht? Welche Folgen hat eine Entscheidung von Trump - ist mir doch Schnuppe ob der einen hat fahren lassen ...

Ich würde mir gerne die Dinge neutral anschauen und mir dann eine eigene Meinung bilden. Auf viele Dinge kann man auch kommen, ohne dass einem der Herr Lehrer/Frau Lehrererin sagt wie man es zu bewerten hat, indem er sich gleich emphatisch auf eine Seite stellt.

Die Manipulation sehe ich darin, dass dem "Normalo" der sich nur das heute-journal anschaut, das Thema schon aus linksliberaler Perspektive vorgesetzt wird. Wer sich dann die Mühe macht sich weitere Hintergründe zu holen wird fündig - aber das sind leider eben nur die wenigsten. Ziel erreicht, die Mehrheit wird "abgeholt".

Ist Dein Empfinden über die Berichterstattung im ÖR tatsächlich so, dass dieses dem Ideal einer neutralen Berichterstattung nahe kommt?
Ok, dann hole ich auch mal etwas weiter aus.

Zum einen denke ich tatsächlich, dass aktuell Anhänger des rot-grünen Spektrums in der Medienlandschaft stärker repräsentiert sind, als in der Bevölkerung. Ich erinnere mich dunkel an irgendeine Erhebung zum Wahlverhalten von Journalisten, die das auch so bestätigte. Ich denke, dass der 68er Marsch durch die Institutionen an dieser Stelle erfolgreich war. Das sind aber auf längere Sicht Wellenbewegungen, und das Pendel wird auch wieder in die andere Richtung ausschlagen, da derzeit rechts eine stärkere Politisierung stattfindet als links (ua. dank Sarrazin und Flüchtlingskrise).

Und dass die Berichterstattung im Durchschnitt der politischen Haltung des Durchschnitts der Medienschaffenden entspricht, sollte niemanden überraschen. Die Betonung liegt aber auf "Durchschnitt", wozu es Ausreißer in beiden Richtungen gibt, und mit "staatlich gesteuert" hat das erst mal wenig zu tun. Oder haben wir im Bund eine rot-grüne politische Mehrheit, das wäre mir neu.

Zum anderen hat es mich schon immer gestört, dass viele politische TV-Formate, sagen wir zum Beispiel mal Anne Will, stark dazu neigen, unter dem Vorwand einer neutralen Berichterstattung richtig und falsch schon durch das Design der Sendung vorzugeben bzw zu suggerieren, sei es durch die mengenmässige Zusammenstellung von Talkgästen, durch tendenziöse Vorberichte oder durch Claqueure im Studio. Ich beobachte das aber schon relativ lange und die Frage ist, ob das jemals besser war. Zu Zeiten der 68er gab es beispielsweise auch eine tendenziöse Berichterstattung, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Ich denke, man muss (und musste immer) viele Quellen einbeziehen, genau hinsehen und selbständig denken. Das nimmt einem keiner ab, der ÖR auch nicht.

Von daher beantwortete ich deine letzte Frage mit nein. Mich stören nur tatsächlich solche absurden polemischen Zuspitzungen wie "Rot-grüner Staatsfunk". Das Problem ist das: Wenn man zu leichtfertig mit solchen Begriffen umgeht, verliert man das Maß und das rationale einordnende Urteil und erkennt einen tatsächlichen Staatsfunk, oder andere Merkmale eines totalitären Systems, nicht mehr.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Julian »

Brainiac hat geschrieben:(29 Jan 2018, 23:03)

Ok, dann hole ich auch mal etwas weiter aus.

Zum einen denke ich tatsächlich, dass aktuell Anhänger des rot-grünen Spektrums in der Medienlandschaft stärker repräsentiert sind, als in der Bevölkerung. Ich erinnere mich dunkel an irgendeine Erhebung zum Wahlverhalten von Journalisten, die das auch so bestätigte. [...]
Zwar schon etwas älter (2010), aber dennoch informativ: Parteipräferenz von Politikjournalisten
Grüne 26,9%
SPD 15,5%
CDU/CSU 9%
FDP 7,4%
Die Linke 4,2%
Keine Partei 36,1%
https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Brainiac hat geschrieben:(29 Jan 2018, 23:03)

Ok, dann hole ich auch mal etwas weiter aus.

Zum einen denke ich tatsächlich, dass aktuell Anhänger des rot-grünen Spektrums in der Medienlandschaft stärker repräsentiert sind, als in der Bevölkerung. Ich erinnere mich dunkel an irgendeine Erhebung zum Wahlverhalten von Journalisten, die das auch so bestätigte. Ich denke, dass der 68er Marsch durch die Institutionen an dieser Stelle erfolgreich war. Das sind aber auf längere Sicht Wellenbewegungen, und das Pendel wird auch wieder in die andere Richtung ausschlagen, da derzeit rechts eine stärkere Politisierung stattfindet als links (ua. dank Sarrazin und Flüchtlingskrise).

Und dass die Berichterstattung im Durchschnitt der politischen Haltung des Durchschnitts der Medienschaffenden entspricht, sollte niemanden überraschen. Die Betonung liegt aber auf "Durchschnitt", wozu es Ausreißer in beiden Richtungen gibt, und mit "staatlich gesteuert" hat das erst mal wenig zu tun. Oder haben wir im Bund eine rot-grüne politische Mehrheit, das wäre mir neu.

Zum anderen hat es mich schon immer gestört, dass viele politische TV-Formate, sagen wir zum Beispiel mal Anne Will, stark dazu neigen, unter dem Vorwand einer neutralen Berichterstattung richtig und falsch schon durch das Design der Sendung vorzugeben bzw zu suggerieren, sei es durch die mengenmässige Zusammenstellung von Talkgästen, durch tendenziöse Vorberichte oder durch Claqueure im Studio. Ich beobachte das aber schon relativ lange und die Frage ist, ob das jemals besser war. Zu Zeiten der 68er gab es beispielsweise auch eine tendenziöse Berichterstattung, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Ich denke, man muss (und musste immer) viele Quellen einbeziehen, genau hinsehen und selbständig denken. Das nimmt einem keiner ab, der ÖR auch nicht.

Von daher beantwortete ich deine letzte Frage mit nein. Mich stören nur tatsächlich solche absurden polemischen Zuspitzungen wie "Rot-grüner Staatsfunk". Das Problem ist das: Wenn man zu leichtfertig mit solchen Begriffen umgeht, verliert man das Maß und das rationale einordnende Urteil und erkennt einen tatsächlichen Staatsfunk, oder andere Merkmale eines totalitären Systems, nicht mehr.
Das sehen wir dann wohl ähnlich. Die Studie von Fleischhauer ist mir auch in Erinnerung geblieben (http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 95095.html) - denke, die meintest Du. Die erklärt für mich auch vieles und schärft die Wahrnehmung.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

Julian hat geschrieben:(29 Jan 2018, 23:20)

Zwar schon etwas älter (2010), aber dennoch informativ: Parteipräferenz von Politikjournalisten
Grüne 26,9%
SPD 15,5%
CDU/CSU 9%
FDP 7,4%
Die Linke 4,2%
Keine Partei 36,1%
https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/
Ja, das war es wohl. Jetzt gibt es natürlich den relativ hohen Anteil von über 1/3 Neutralen, aber in erster Näherung kann man deren Wahlverhalten, werden ja nicht alles tatsächliche Nichtwähler sein, wohl aus dem Rest extrapolieren.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Julian hat geschrieben:(29 Jan 2018, 23:20)

Zwar schon etwas älter (2010), aber dennoch informativ: Parteipräferenz von Politikjournalisten
Grüne 26,9%
SPD 15,5%
CDU/CSU 9%
FDP 7,4%
Die Linke 4,2%
Keine Partei 36,1%
https://de.statista.com/statistik/daten ... utschland/
Uups, zuvorgekommen.
Die von Fleischhauer hat aber nochmal extremere Werte. Deine Werte von Statistica.com kannte ich noch nicht.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

Skeptiker hat geschrieben:(29 Jan 2018, 23:26)

Das sehen wir dann wohl ähnlich. Die Studie von Fleischhauer ist mir auch in Erinnerung geblieben (http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 95095.html) - denke, die meintest Du. Die erklärt für mich auch vieles und schärft die Wahrnehmung.
Passt auch, ich hatte aber eher die von Julian verlinkte Statistik im Kopf. (Ich mag Fleischhauer, aber diese Kolumne zähle ich nicht zu seinen besten, und "Studie" würde ich das auch nicht nennen. :D)
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Dampflok94 »

Skeptiker hat geschrieben:(29 Jan 2018, 22:17)

Du magst Dich daran stören, dass soetwas dann rot-grüner-Staatsfunk genannt wird. Das ist so auch ganz sicher nicht zutreffend. Ich kenne aber sehr viele Leute, welche sich von den ÖR in einer Art Umerziehungsberichterstattung belehrt fühlen (und nein, ich sitze hier nicht mit Springerstiefeln und Bomberjacke).
Da ist was dran. Aber ist es falsch? Meines Erachtens gehört für mich zu den Aufgaben der ÖR auch das Einstehen für die Demokratie. Das hat Folgen. Insbesondere für jene, die Gegner unserer Demokratie sind. Denn natürlich werden die sich angegriffen fühlen. Weil ihre Haltung bei den ÖR nicht vorkommt oder nur negativ. Aber das halte ich z. B für völlig richtig. Und das kann man dann als Umerziehung mißverstehen.

Nun ergibt sich automatisch die Frage, wer denn diese Gegner sind. Da liegt es in der Natur der Sache, daß man das unterschiedlich beurteilen kann. Und daher diskutiert werden muß. Am Ende muß aber jeder selber entscheiden.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Dampflok94 hat geschrieben:(30 Jan 2018, 10:08)
Da ist was dran. Aber ist es falsch?
Das kommt darauf an wie sich der Umerziehungsauftrag versteht. Versteht er sich als Umerziehung von Verfassungsfeinden, dann meinetwegen. Versteht er sich als Umerziehung Andersdenkender, nein, da muss man sich dagegen stellen.
Dampflok94 hat geschrieben:(30 Jan 2018, 10:08)
Meines Erachtens gehört für mich zu den Aufgaben der ÖR auch das Einstehen für die Demokratie. Das hat Folgen. Insbesondere für jene, die Gegner unserer Demokratie sind. Denn natürlich werden die sich angegriffen fühlen. Weil ihre Haltung bei den ÖR nicht vorkommt oder nur negativ. Aber das halte ich z. B für völlig richtig. Und das kann man dann als Umerziehung mißverstehen.
Du hälst eine tendenziöse Berichterstattung produziert von einer sich selbst offenbar so empfindenden intellektuellen Elite für einen Dienst an der Demokratie? DAS sehe ich fundamental anders. Demokratie ist nicht linksliberale Gleichschaltung bis sich keiner mehr traut aufzumucken. Demokratie ist Teilhabe aller Menschen am politischen Prozess eines Landes, incl. dem Meinungsbildungsprozess. Ist das für Teilbereiche gestört, dann ist die Demokratie in dem Land auch gestört.

Das vielbeschriebene Wandern der 68er durch die Institutionen ist kein demokratischer Prozess. Es ist ein Prozess der Unterwanderung demokratischer Institutionen zum Zwecke der Veränderung der Gesellschaft hin zu einem Ideal einer damaligen Minderheit. Das war sehr erfolgreich. Das hat uns aber nicht demokratischer gemacht, wenn ich betrachte wie mit Gift und Galle gesprüht wird, wenn eine kleine Minderheit von Menschen abweichende Meinungen öffentlich vertritt.

Ende 2015 habe ich von sehr vielen Menschen gehört, sie würden sich nicht mehr trauen den Mund auf zu machen. Die ÖR haben damit für mich gesellschaftlich und journalistisch total versagt.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Dampflok94 »

Skeptiker hat geschrieben:(30 Jan 2018, 21:37)

Das kommt darauf an wie sich der Umerziehungsauftrag versteht. Versteht er sich als Umerziehung von Verfassungsfeinden, dann meinetwegen. Versteht er sich als Umerziehung Andersdenkender, nein, da muss man sich dagegen stellen.


Du hälst eine tendenziöse Berichterstattung produziert von einer sich selbst offenbar so empfindenden intellektuellen Elite für einen Dienst an der Demokratie? DAS sehe ich fundamental anders. Demokratie ist nicht linksliberale Gleichschaltung bis sich keiner mehr traut aufzumucken. Demokratie ist Teilhabe aller Menschen am politischen Prozess eines Landes, incl. dem Meinungsbildungsprozess. Ist das für Teilbereiche gestört, dann ist die Demokratie in dem Land auch gestört.

Das vielbeschriebene Wandern der 68er durch die Institutionen ist kein demokratischer Prozess. Es ist ein Prozess der Unterwanderung demokratischer Institutionen zum Zwecke der Veränderung der Gesellschaft hin zu einem Ideal einer damaligen Minderheit. Das war sehr erfolgreich. Das hat uns aber nicht demokratischer gemacht, wenn ich betrachte wie mit Gift und Galle gesprüht wird, wenn eine kleine Minderheit von Menschen abweichende Meinungen öffentlich vertritt.
In meinen Augen siehst Du hier Geister, und die werde ich dir kaum ausreden können. Wenn Du da tendenziöse Berichterstattung siehst, so kann ich die im generellen nicht erkennen. Im einzelnen schon, da aber in jede Richtung. Und das wird sich niemals gänzlich vermeiden lassen.
Ende 2015 habe ich von sehr vielen Menschen gehört, sie würden sich nicht mehr trauen den Mund auf zu machen.
Und warum haben die sich nicht mehr getraut? Weil dann die Männer in den Ledermänteln kommen und einen einknasten, oder was? Das ist doch Nonsens. Das hat was von diesem "Das wird man doch wohl mal sagen dürfen...". Und fast alles, was unter diesem Motto gesagt wurde, durfte man natürlich sagen. Auch schon vorher. Und immer noch. Auch wenn man so tat, als würde man ein Tabu brechen. So durfte z.B. ein Herr Sarrazin seinen unsäglichen Mist unter das Volk bringen. Und niemand ging ihm ans Leder. Wir leben was die Meinungsfreiheit angeht in einem der freiesten Länder der Erde. Aber manche verwechseln Meinungsfreiheit damit, seine Meinung unwidersprochen unter die Leute pusten zu dürfen. Und dieses Recht gibt es nicht.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Dampflok94 hat geschrieben:(31 Jan 2018, 11:17)
In meinen Augen siehst Du hier Geister, und die werde ich dir kaum ausreden können. Wenn Du da tendenziöse Berichterstattung siehst, so kann ich die im generellen nicht erkennen. Im einzelnen schon, da aber in jede Richtung. Und das wird sich niemals gänzlich vermeiden lassen.
Wie Du schon schreibst, da sind und bleiben wir unterschiedlicher Meinung. Egal wieviele Beispiele man bringt, man kann immer welche dagegen halten. Es geht auch nicht darum, dass es nicht auf beiden Seiten negative Beispiele gibt, sondern wie die Perspektive der Berichterstattung ist. Wer flach schürft bekommt die Meinung verkauft, der tief schürft bekomme differenzierte Inhalte. Effektive politische Manipulation versucht nicht differenzierte Inhalte zu unterdrücken, es reicht vollkommen aus die Masse der politisch wenig interessierten abzuholen. Genau das wird gemacht.

Man kann das sehr gut im Vergleich unterschiedlicher Systeme sehen. Niemand würde behaupten Russland wäre ein Land in dem eine faires demokratisches Klima herrscht. Wer nun aber glaubt man könne ich Russland seine Meinung nicht sagen, der kennt das System nicht. Man kann in Russland sehr frei seine Meinung sagen - solange man damit die herrschende Clique nicht in Bedrängnis bringt. Repression fängt da an, wo die Meinungskundgebung eine größere Öffentlichkeit hat. Da zeigt das System dann seine Zähne. Die Masse der Leute wird durch Stimmungsmache abgeholt. Sagen darf jeder alles, solange sich niemand dafür interessiert ...

In Deutschland läuft das subtiler. Wie in der Studie unten dargestellt ist eine Mehrheit der Journalisten schon politisch vorgeprägt. Sie schaffen sich ihr eigenes Biotop. Denen muss man nicht erzählen sie sollen "Homophob" für Demonstranten benutzen die für ein konservatives Familienbild demonstrieren - da kommen die von alleine drauf. Hier gibt es keine direkte politische Einflussnahme (jedenfalls keine nachgewiesene), aber die Sichtweise ist dennoch fest vorgeprägt.
Dampflok94 hat geschrieben:(31 Jan 2018, 11:17)
Und warum haben die sich nicht mehr getraut? Weil dann die Männer in den Ledermänteln kommen und einen einknasten, oder was? Das ist doch Nonsens.
Natürlich ist DIESE Vorstellung Nonsens. Habe ich etwas anderes behauptet? Es geht mir nicht um offene staatlich angeordnete Repression. Aber mit Verlaub, Manipulation in hochentwickelten demokratischen Gesellschaften kommt doch nicht so banal daher ...
Dampflok94 hat geschrieben:(31 Jan 2018, 11:17)
Das hat was von diesem "Das wird man doch wohl mal sagen dürfen...".
Vielen Dank für dieses Beispiel. Das ist genau die Methode Menschen mundtot zu machen. Natürlich darf man legal alles das sagen - die Gesellschaft hat ja vorgesorgt, dass diejenigen die es tun ihre Belohnung durch gesellschaftliche Ächtung erfahren.

Nehmen wir mal Deinen Satz "Das wird man doch wohl mal sagen dürfen...". Ja, den habe ich sehr oft gehört. Von Menschen, die damit sehr sachliche Argumente genannt haben. In den Medien, auch insbesondere ÖR Medien, aber wurde dieser Satz in direkten Zusammenhang gebracht mit primitiven Deppen die sich kaum artikulieren können und wütend Unsinn verbreiten mit dem Satz dahinter, dass man das ja wohl noch sagen dürfe. Das ist eine zweckgebundene, keine zufällige, Assoziaton.

Mit dieser Methode hat man in der Zeit nach der Grenzöffnung 2015 systematisch Andersdenkende stigmatisiert, indem man jeden der sich konträr in die Debatte zu Migranten einbringen wollte zum Pegidisten abgestempelt hat. Der besitzt für mich absolut Symbolcharakter. Warum sagt denn jemand diesen Satz? Offensichtlich weil er sich beim äußern seiner Meinung gefährdet fühlt.
Dampflok94 hat geschrieben:(31 Jan 2018, 11:17)
Wir leben was die Meinungsfreiheit angeht in einem der freiesten Länder der Erde. Aber manche verwechseln Meinungsfreiheit damit, seine Meinung unwidersprochen unter die Leute pusten zu dürfen. Und dieses Recht gibt es nicht.

Alle Nase lang werden in Deutschland Menschen mit konservativer (Eva Hermann) oder migrationskritischer (Thilo Sarrazzin) Meinung einem Shitstorm mit nachfolgendem Karriereende unterzogen. Ich frage mich ob Deine Meinung über die Qualität unserer Meinungsfreiheit so bliebe, wenn alle Nase lang linksliberale Menschen von einem rechten Mob erfolgreich mit entsprechenden Maßnahmen überzogen würden.
In diesem Zusammenhang sehe ich die Rolle der ÖR eben nicht neutral und Deiner Ansicht, dass dieses Verhalten okay ist, kann ich ebenfalls nicht zustimmen.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Dampflok94 »

Skeptiker hat geschrieben:(31 Jan 2018, 15:03)
Alle Nase lang werden in Deutschland Menschen mit konservativer (Eva Hermann) oder migrationskritischer (Thilo Sarrazzin) Meinung einem Shitstorm mit nachfolgendem Karriereende unterzogen. Ich frage mich ob Deine Meinung über die Qualität unserer Meinungsfreiheit so bliebe, wenn alle Nase lang linksliberale Menschen von einem rechten Mob erfolgreich mit entsprechenden Maßnahmen überzogen würden.
In diesem Zusammenhang sehe ich die Rolle der ÖR eben nicht neutral und Deiner Ansicht, dass dieses Verhalten okay ist, kann ich ebenfalls nicht zustimmen.
Recht zur freien Meinungsäußerung heißt nicht, daß die Meinungsäußerung keine Konsequenzen hat. Natürlich kann es die haben. Wer sich mit steilen Thesen an die Öffentlichkeit wagt, der muß mit Gegenwind rechnen. Genauso wie man mit dem Karriereknick rechnen darf, wenn man dem Chef mal so richtig die Meinung geigt. Und wenn man das in der Öffentlichkeit tut, kann das eben auch den Karriereknick zur Folge haben.
Herr Sarrazin ist intelligent. Der wußte ganz genau was er tat und was das bedeutet. Um den mußt Du dir keine orgen machen. Bei der Intelligenz von Frau Hermann bin ich mir da nicht so sicher. Kann schonsein, daß die einfach blöd rumgequatscht hat. Macht die Sache auch nicht besser. Und deswegen hatte sie bei den ÖR eben auch nichts mehr zu suchen.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von frems »

Brainiac hat geschrieben:(29 Jan 2018, 23:31)

Ja, das war es wohl. Jetzt gibt es natürlich den relativ hohen Anteil von über 1/3 Neutralen, aber in erster Näherung kann man deren Wahlverhalten, werden ja nicht alles tatsächliche Nichtwähler sein, wohl aus dem Rest extrapolieren.
Vor allem sagt es nichts über den Einfluss. Ein BILD-Chefredakteur hat nun einmal eine andere Stelle als ein junger Volontär bei der Einbecker Morgenpost.
Labskaus!

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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Julian »

Dampflok94 hat geschrieben:(31 Jan 2018, 19:28)

Recht zur freien Meinungsäußerung heißt nicht, daß die Meinungsäußerung keine Konsequenzen hat. Natürlich kann es die haben. Wer sich mit steilen Thesen an die Öffentlichkeit wagt, der muß mit Gegenwind rechnen. Genauso wie man mit dem Karriereknick rechnen darf, wenn man dem Chef mal so richtig die Meinung geigt. Und wenn man das in der Öffentlichkeit tut, kann das eben auch den Karriereknick zur Folge haben.
Herr Sarrazin ist intelligent. Der wußte ganz genau was er tat und was das bedeutet. Um den mußt Du dir keine orgen machen. Bei der Intelligenz von Frau Hermann bin ich mir da nicht so sicher. Kann schonsein, daß die einfach blöd rumgequatscht hat. Macht die Sache auch nicht besser. Und deswegen hatte sie bei den ÖR eben auch nichts mehr zu suchen.
Also bist du für die Entlassung des KiKA-Moderators, der zum Mord an "Nazis" aufgerufen hat?

Warum wird das nicht passieren, wie wir beide wissen, und warum werden Leute wie Sarrazin, die keinesfalls wie jener Moderator gehetzt haben, gegangen?

Gib doch wenigstens zu, dass du und diese Gesellschaft mit doppeltem Maas messen.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

frems hat geschrieben:(31 Jan 2018, 19:45)

Vor allem sagt es nichts über den Einfluss. Ein BILD-Chefredakteur hat nun einmal eine andere Stelle als ein junger Volontär bei der Einbecker Morgenpost.
Das ist natürlich richtig. Belastbare Statistiken über die Präferenzen der Führungsetage dürften allerdings schwer zu finden sein. Wenn man aber mal davon ausgeht, dass es einen gewissen Zusammenhang zwischen Wahlergebnissen und Regierungszusammensetzungen einerseits und Besetzungen von hochrangigen ÖR-Funktionen andererseits (sowohl auf auf Bundes- als auch auf Länderebene) geben dürfte, sind die Grünen auf oberer Hierarchieebene wohl kaum so stark vertreten wie in den oben zitierten Umfragen.
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Skeptiker

Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Dampflok94 hat geschrieben:(31 Jan 2018, 19:28)
Recht zur freien Meinungsäußerung heißt nicht, daß die Meinungsäußerung keine Konsequenzen hat. Natürlich kann es die haben. Wer sich mit steilen Thesen an die Öffentlichkeit wagt, der muß mit Gegenwind rechnen. Genauso wie man mit dem Karriereknick rechnen darf, wenn man dem Chef mal so richtig die Meinung geigt. Und wenn man das in der Öffentlichkeit tut, kann das eben auch den Karriereknick zur Folge haben.
Herr Sarrazin ist intelligent. Der wußte ganz genau was er tat und was das bedeutet. Um den mußt Du dir keine orgen machen. Bei der Intelligenz von Frau Hermann bin ich mir da nicht so sicher. Kann schonsein, daß die einfach blöd rumgequatscht hat. Macht die Sache auch nicht besser. Und deswegen hatte sie bei den ÖR eben auch nichts mehr zu suchen.
Ich habe durchaus verstanden was Du meinst. Du schreibst, das Gesetz ist der Rahmen, was die Leute im ÖR in diesem Rahmen daraus machen ist Banane.

Ich denke aber, es ist Dir gerade so lange Banane, wie Deine Meinung zu den unterstützten Meinungen gehört. Ist sie aber bei den sanktionierten Meinungen zu finden, dann wirst Du es gar nicht mehr lustig finden was mit diesen Leuten geschieht.

Stell Dir vor die AfD kommt an die Macht und räumt im ÖR auf. Danach gibt's nur noch Lederhosenfilme und N24-Sendungen über nordische Kulte. Wer Feminismus propagiert wird aus dem ÖR gefeuert. Gut so - wie ich Deinem Beitrag entnehme - die sollen sich halt nicht mit den Chefs anlegen. Also, Welt in Ordnung - oder etwa nicht?
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Raskolnikof »

Hin und wieder mal einen schönen deutschen Heimatfilm im ÖR a la "Unterm Dirndl wird gejodelt" ... was spricht dagegen?
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Dampflok94 »

Skeptiker hat geschrieben:(31 Jan 2018, 21:31)

Ich habe durchaus verstanden was Du meinst. Du schreibst, das Gesetz ist der Rahmen, was die Leute im ÖR in diesem Rahmen daraus machen ist Banane.

Ich denke aber, es ist Dir gerade so lange Banane, wie Deine Meinung zu den unterstützten Meinungen gehört. Ist sie aber bei den sanktionierten Meinungen zu finden, dann wirst Du es gar nicht mehr lustig finden was mit diesen Leuten geschieht.

Stell Dir vor die AfD kommt an die Macht und räumt im ÖR auf. Danach gibt's nur noch Lederhosenfilme und N24-Sendungen über nordische Kulte. Wer Feminismus propagiert wird aus dem ÖR gefeuert. Gut so - wie ich Deinem Beitrag entnehme - die sollen sich halt nicht mit den Chefs anlegen. Also, Welt in Ordnung - oder etwa nicht?
Da hast Du mich wohl mißverstanden. (Oder wolltest Du es?)

Natürlich erwarte ich einen ÖR, der völlig unabhängig ist von der jeweiligen Regierung. Was wahrscheinlich 100%ig nie funktionieren wird. Aber doch annähernd. Wenn ich hingegen hier so lese, bekommt man das Gefühl einige glauben jeden Morgen rufen alle Redakteure, Moderatoren etc. erst mal beim Regierungssprecher an und holen sich ihren Tagesbefehl ab.

Mag ja sein, daß dieser oder jener gerne andere Nachrichten hören wollte. Also die, welche ihm persönlich gefallen würden. Dafür ist das ÖR aber nicht gedacht. Diese sollen darüber berichten was passiert ist und nicht darüber was manche Menschen gerne hätten was hätte passieren sollen. Dafür gibt es genug Seiten im Netz, die sich um diese alternativen Fakten kümmern. Daß die ÖR auch Fehler machen, liegt in der Natur der Sache.
Zuletzt geändert von Dampflok94 am So 4. Feb 2018, 15:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

[MOD] Das Thema dieses Stranges ist der Öffentlich-rechtliche Rundfunk und nicht Frau Herman, bitte beachten.
Aufräummaßnahmen vorbehalten.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

Brainiac hat geschrieben:(01 Feb 2018, 21:12)

[MOD]
Aufräummaßnahmen vorbehalten.
Diese besteht jetzt darin, dass ich den Exkurs zu Eva Herman komplett versenkt habe. Zum einen, weil keinerlei Argumente ausgetauscht wurden - wer hier seitens des ÖR ein totalitäres Verhalten oder gar Nazi-Methoden sieht, sollte das konkret und ausführlich begründen, und Primitivbashing gegen Frau Herman ist auch nicht besser -, zum anderen aufgrund des (nicht mehr vorhandenen) Diskussionsniveaus.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Die Schweiz scheint eine Volksabstimmung über die Finanzierung des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks abzuhalten.
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 30552.html

Schöner Gedanke solche Fragen einfach ganz unaufgeregt und gleichberechtigt zu entscheiden.
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Alster
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alster »

Dabei wird übersehen, dass die Schweizer bereits 2014 für ein Neuerung der Rundfunkabgabe gestimmt haben. Dabei wurden bereits m.E. relativ akzeptable Regelungen eingeführt (Edit: Information war unzutreffend) und die Gebührenexplosion deutlich begrenzt. Tritt m.W. irgendwann um 2019 rum in Kraft, falls nicht durch die jetzt laufende Abstimmung obsolet.

Rechts- und sozialstsaatswidrige Regelungen, wie in D standen und stehen in CH nie zur Debatte.

Edit: Fehler tlw. korrigiert, s. a. Folgebeitrag
Zuletzt geändert von Alster am Di 6. Feb 2018, 21:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Charles »

[youtube][/youtube]

Staatsfunk hetzt gegen Behinderte.
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schelm
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von schelm »

Charles hat geschrieben:(05 Feb 2018, 22:23)

[youtube][/youtube]

Staatsfunk hetzt gegen Behinderte.
Zwei gute Kommentare dazu :

http://www.achgut.com/artikel/hauptsach ... _hat_spass

https://www.tichyseinblick.de/meinungen ... os-stellt/
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Alster
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alster »

Sorry Leute, mein Beitrag vom Mo 5. Feb 2018, 21:15 bedarf der Berichtigung. Richtig ist, dass der Nationalrat mit Änderung vom 26.Sep.2014 Neuerungen im TV Gesetz wirksam zum 1.1.2019 beschlossen hat. Anders als meinerseits vermutet hat auch die in der Schweiz avisierte Neuregelung Steuercharakter nach deutschem Muster.

Aber selbst dann, wenn die neue schweizer Regelung Bestand haben sollte, werden klare Unterschiede zwischen Ch und D deutlich:

(1) der Schweizer hat im Gegensatz zum Deutschen Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit:

D: Der Begriff "Haushaltsabgabe" dient der Täuschung der Öffentlichkeit. Schwammige Formulierungen in §3 RBStV, halten der Inkasso offen nach Belieben auch die "Inhaber" einzelner Zimmer abzuziehen.
Ch: Der Begriff "Haushaltsabgabe" ist ernst gemeint. Das Gesetz verweist klar auf die melderechtliche Definition.

D: keine öffentliche Diskussion
CH: erhebliche öffentliche Diskussion bis hin zum Volksentscheid

D: Verbreitung eines Märchens von der Aufkommensneutralität, dafür massive Erhöhung der Einnahmen nach Einführung der Rundfunksteuer
CH: Deckelung der Einnahmen der Anstalt und deutliche Reduktion der Abgabe je Haushalt, keine Täuschung der Öffentlichkeit.


(2) die Schweizer wahrt noch einen gewissen sozialen Gedanken:

D: Mehrfachabzocke von Pendlern mit Zweitwohnungen
CH: Zweitwohnung ist im Haushalt enthalten

D: Mehrfachabzocke von Freiberuflern
CH: Belastung von Firmen nach Umsatz, und erst am SFr 1/2 Mio.

Fazit: unabhängig vom Ausgang des jetzt laufenden Volksbegehrens zeigt sich doch bereits jetzt schön der Unterschied zwischen einem Land, das sich die Demokratie selbst erarbeitet hat und einem, das die Demokratie aufgesetzt bekommen hat.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von schokoschendrezki »

Sagt mal: Gibts irgendein Gesetz, eine Verordnung oder dergleichen, das öffentlche TV wegen Vorenthaltung der normalen politischen Tagesnachrichten nach einem anstrengendem Arbeitstag als Anspruch trotz Gebührenzahlung wegen eines idiotischen Fußballspiels, also einem Spezialinteressenthema wie Goldfischhaltung oder Karpfenzucht zu verklagen? :s
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Brainiac
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

Alster hat geschrieben:(06 Feb 2018, 21:21)

Sorry Leute, mein Beitrag vom Mo 5. Feb 2018, 21:15 bedarf der Berichtigung. Richtig ist, dass der Nationalrat mit Änderung vom 26.Sep.2014 Neuerungen im TV Gesetz wirksam zum 1.1.2019 beschlossen hat. Anders als meinerseits vermutet hat auch die in der Schweiz avisierte Neuregelung Steuercharakter nach deutschem Muster.

Aber selbst dann, wenn die neue schweizer Regelung Bestand haben sollte, werden klare Unterschiede zwischen Ch und D deutlich:

(1) der Schweizer hat im Gegensatz zum Deutschen Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit:

D: Der Begriff "Haushaltsabgabe" dient der Täuschung der Öffentlichkeit. Schwammige Formulierungen in §3 RBStV, halten der Inkasso offen nach Belieben auch die "Inhaber" einzelner Zimmer abzuziehen.
Ch: Der Begriff "Haushaltsabgabe" ist ernst gemeint. Das Gesetz verweist klar auf die melderechtliche Definition.

D: keine öffentliche Diskussion
CH: erhebliche öffentliche Diskussion bis hin zum Volksentscheid

D: Verbreitung eines Märchens von der Aufkommensneutralität, dafür massive Erhöhung der Einnahmen nach Einführung der Rundfunksteuer
CH: Deckelung der Einnahmen der Anstalt und deutliche Reduktion der Abgabe je Haushalt, keine Täuschung der Öffentlichkeit.


(2) die Schweizer wahrt noch einen gewissen sozialen Gedanken:

D: Mehrfachabzocke von Pendlern mit Zweitwohnungen
CH: Zweitwohnung ist im Haushalt enthalten

D: Mehrfachabzocke von Freiberuflern
CH: Belastung von Firmen nach Umsatz, und erst am SFr 1/2 Mio.

Fazit: unabhängig vom Ausgang des jetzt laufenden Volksbegehrens zeigt sich doch bereits jetzt schön der Unterschied zwischen einem Land, das sich die Demokratie selbst erarbeitet hat und einem, das die Demokratie aufgesetzt bekommen hat.
Ich finde Kritik am ÖR und seiner staatlichen Implementierung in D berechtigt und völlig in Ordnung, aber was mich echt oft nervt, ist die Maßlosigkeit derselben. Das kann ich dann einfach nicht mehr ernst nehmen.

1. Volksentscheide sind NICHT "demokratischer" als die repräsentative Demokratie - nur eben anders. In Deutschland kann jede Partei den Umbau des ÖR als politisches Ziel formulieren, und jeder könnte eine solche Partei wählen. Im Ergebnis kann genau dasselbe entschieden wie in der Schweiz, oder auch nicht. Selbst wenn die Demokratie nur "aufgesetzt" wurde.
2. "Keine öffentliche Diskussion". Was genau machen wir hier gerade? :rolleyes:
3. "Der Deutsche hat keine Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit" - was soll man dazu noch sagen.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alexyessin »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2018, 22:33)

Sagt mal: Gibts irgendein Gesetz, eine Verordnung oder dergleichen, das öffentlche TV wegen Vorenthaltung der normalen politischen Tagesnachrichten nach einem anstrengendem Arbeitstag als Anspruch trotz Gebührenzahlung wegen eines idiotischen Fußballspiels, also einem Spezialinteressenthema wie Goldfischhaltung oder Karpfenzucht zu verklagen? :s
Wir wissen doch, das du nix von Fussball hälst. Aber es ist nicht so ein Spezialthema wie Fischzucht. Und es gibt genug Möglichkeiten im ÖR normal Nachrichten zu schauen ohne sich Fussball geben zu müssen.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alster »

schokoschendrezki hat geschrieben:(06 Feb 2018, 22:33)

Sagt mal: Gibts irgendein Gesetz, eine Verordnung oder dergleichen, das öffentlche TV wegen Vorenthaltung der normalen politischen Tagesnachrichten nach einem anstrengendem Arbeitstag als Anspruch trotz Gebührenzahlung wegen eines idiotischen Fußballspiels, also einem Spezialinteressenthema wie Goldfischhaltung oder Karpfenzucht zu verklagen? :s
Dieses Gesetz ist nicht nur nichtexistent, der Rechtsweg ist Dir ZUSÄTZLICH per Urteil explizit abgeschnitten:

vgl. hierzu BVerfg 119, 181 <218>: "von der Freiheit ödffentlichrechtlichen Rundfunks ist seine Programmautonomie umfasst. Die Entscheidung über die zur Erfüllung des Funktionsauftrages als nötig angesehenen Inhalte und Formen des Programms steht den Rundfunkanstalten zu ..."

VG Hamburg schreibt: "Soweit der Rundfunkbeitragspflichtige dies als einen Verstoß gegen Programmgrundsätze wahrnimmt ist er gehalten sich durch Programmbeschwerden Gehör zu verschaffen."

Brainiac hat geschrieben:(06 Feb 2018, 22:51)"Der Deutsche hat keine Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit" - was soll man dazu noch sagen.
Du vermeidest es leider auf meinen konkreten Punkt einzugehen. Der Begriff "Wohnung" im Sinne des §3 RBStV ist so gehalten, dass die Inkasso jederzeit für einzelne Zimmer, Abstellräume etc. Beiträge kassieren kann (selbstverständlich auch rückwirkend). Im Ergebnis wird auf maximale Entrechtung des Bürgers hin optimiert. Der Zahler besitzt keinerlei Rechtssicherheit. Wie willst du das mit rechtsstaatlichem Denken vereinbaren?

Brainiac hat geschrieben:(06 Feb 2018, 22:51)Volksentscheide sind NICHT "demokratischer" als die repräsentative Demokratie - nur eben anders.
Wegen der personellen Verstrickungen Parteien-BVerfG-ÖR versagt die repräsentative Demokratie hier.

Brainiac hat geschrieben:(06 Feb 2018, 22:51)"Keine öffentliche Diskussion". Was genau machen wir hier gerade? :rolleyes:
wir führen eine private Diskussion. Auch das muss sein, sollte in einem Staat, der sich demokratisch nennt aber nicht alles sein.
In der Schweiz hat dagegen allein der Steuercharakter der für 2019 avisierten Rundfunkabgabe große öffentliche Empörung erregt. Mit den im deutschen RBStV (meinerseits oben dargelegten) Verstößen gegen die Rechtsstatlichkeit hat es der Schweizer Nationalrat ja gleich gar nicht versucht.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von schokoschendrezki »

Alexyessin hat geschrieben:(07 Feb 2018, 09:21)

Wir wissen doch, das du nix von Fussball hälst. Aber es ist nicht so ein Spezialthema wie Fischzucht. Und es gibt genug Möglichkeiten im ÖR normal Nachrichten zu schauen ohne sich Fussball geben zu müssen.
An der Wortwahl wird Dir der eher polemische Charakter meines Beitrags sicherlich nicht entgangen sein...

Und dennoch. Es ist wahrhaftig nicht besonders schwer, seriöse sehr kritische Stimmen zum Problem des Übertragungs-Gebührenwettbewerbs zwischen Privat-TV und ÖR-TV zu finden, der dazu führt, dass zumindest Teile der sich aus dem Programmauftrag des ÖR-TVs ergebenden Sendegestaltung schlicht und einfach nicht mehr finanzieren lassen.

Der Sport-Koordinator des ARD selbst voriges Jahr zur Olympiade-Übertragung:
„Der Kampf um Rechte hat eine neue Dimension erfahren“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky zum Olympia-Aus. Der Discovery-Deal über 1,3 Milliarden Euro belege „nachdrücklich, dass der angebliche Vorsprung öffentlich-rechtlicher Sender durch Beitragsgelder bei der Vergabe von Sportrechten eine Mär ist“.
Und die Frage steht ganz ernsthaft, ob die Gebührenzahler für diesen harten Wettbewerb zur Kasse gebeten und ungefragt mit hineingezogen werden sollen/dürfen/müssen.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

Alster hat geschrieben:(07 Feb 2018, 10:12)
Du vermeidest es leider auf meinen konkreten Punkt einzugehen. Der Begriff "Wohnung" im Sinne des §3 RBStV ist so gehalten, dass die Inkasso jederzeit für einzelne Zimmer, Abstellräume etc. Beiträge kassieren kann (selbstverständlich auch rückwirkend). Im Ergebnis wird auf maximale Entrechtung des Bürgers hin optimiert. Der Zahler besitzt keinerlei Rechtssicherheit. Wie willst du das mit rechtsstaatlichem Denken vereinbaren?
Ich bin deshalb nicht auf deinen konkreten Punkt eingegangen, weil ich an der Stelle gar keine Einwände habe. Ich habe mich mit dieser steuer- und abgabenrechtlichen Fragestellung nicht im Detail beschäftigt, und was du hier bislang dazu geschrieben hast, erscheint mir durchaus plausibel. Es sehen ja auch offensichtlich ein paar andere Leute so ähnlich wie du.

Mir geht es um deine absurde Verallgemeinerung "der Schweizer hat im Gegensatz zum Deutschen Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit". Jetzt kann es ja sein, dass du das nur bezogen auf das ÖR-Finanzierungsthema meinst. Ist dem so? So wie es formuliert es, wirkt es wie ein allgemeiner Rundumschlag gegen die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland. Diese ist in Deutschland aber auf so vielen Ebenen (Verfassung, Gesetze, Verwaltungsvorschriften etc.) verankert und auch umgesetzt, dass man aus seiner (angenommenen oder wirklichen) Verletzung im Falle der ÖR-Finanzierung kaum auf ein allgemeines Defizit schließen kann. Dafür wird insgesamt viel zu viel für den Rechtsstaat getan.

In der Schweiz wurde 2011 publik, dass die Behörden Staatstrojaner eingesetzt haben bzw. einzusetzen planten, im Lichte des Rechtsstaatsprinzips ein sehr fragwürdiger Vorgang. Hat somit "der Schweizer keine Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit"? Nein, das ist natürlich Unsinn, da an äußerst vielen anderen Punkten die Schweiz den Rechtsstaat vorbildlich verwirklicht. Man sollte einfach mal ab und zu die Kirche im Dorf lassen.

Wegen der personellen Verstrickungen Parteien-BVerfG-ÖR versagt die repräsentative Demokratie hier.
Personelle Verstrickungen sind ein Schwachpunkt jeglicher Demokratieform. Was verhindert eigentlich, dass beim jetzt anstehenden Volksentscheid in der Schweiz zur Billag eine mit massivem publizistischen Einsatz agierende Koalition von Politik und dortigem ÖR (existent aufgrund von personellen Verstrickungen) diesen Volksentscheid massiv beeinflußt und in die gewünschte Richtung lenkt? Richtig, nichts.

Ich bin durchaus ein Freund der direkten Demokratie, die in D auch auf Bundesebene eingeführt werden sollte. Man muss sich aber einfach immer wieder klar machen, dass überhaupt nicht bewiesen und auch nicht beweisbar ist, dass der Volkswille dadurch insgesamt besser verwirklicht werden würde. Welche Themen zum Volksentscheid gelangen, ist durchaus zufällig und wird von aktuellen politischen Ereignissen sowie von medienmächtigen Interessengruppen bestimt, also ist in keiner Weise gewährleistet, dass wirklich über die wichtigsten Themen abgestimmt wird. Vielleicht sind der Mehrheit der Bürger viele andere Dinge wichtiger, als wie der ÖR finanziert wird?

Des weiteren ist gerade der ÖR ein gutes Beispiel, dass es alles andere als trivial ist, dem Volk hierzu die richtige Frage zu stellen. Wenn man fragt "sollen die Zwangsgebühren abgeschafft werden?", findet sich natürlich eine klare Mehrheit, da dies von der Qualität "sollen in Deutschland die Steuern sinken?" ist. Würde man fragen, ob das heutige Angebot von ARD, ZDF und den sonstigen ÖR-Anstalten, zwecks finanzieller Entlastung der Bürger von steuerähnlichen Zwangsabgaben, reduziert werden soll, incl. Tagesschau, Heute-Journal, Free-TV zu Fußball WM und EM, Brennpunkte, Bildungssendungen, Kinderprogramm, Tatorte etc., würde ein anderes Ergebnis herauskommen. Was ist denn nun der Volkswille?

Oder nehmen wir die Forderung der NoBillag-Initiative, dass der Bund grundsätzlich keine Radio- und Fernsehstationen subventionieren soll. Ist das wirklich der Wille von jedem, der gegen die Billag in der heutigen Form ist? Oder gibt es vielleicht auch viele, die gegen die staatliche Beteiligung gar nichts haben, sondern sich nur eine geringere, sozialere und besser auf die tatsächliche Nutzung abhebende Beitragspolitik wünschen? Diese Alternative steht dummerweise nicht zur Wahl (ist auch schwierig, denn wie quantifiziert man "geringer" etc.?). Das kann man genauso als undemokratisch ansehen. Es gibt viele Argumente dafür, dass eine repräsentative Demokratie komplexe Fragestellungen mit vielen Entscheidungsalternativen besser und eher im Sinne des Volkes abbilden kann, als die direkte Demokratie.

Fazit: Aus der fehlenden Möglichkeit eines Volksentscheids über den ÖR ein grundsätzliches Demokratiedefizit der Deutschen abzuleiten, weil man die Demokratie ja nur "aufgesetzt" bekommen habe, ist ebenso eine absurde Verallgemeinerung, wie die obige zur Rechtsstaatlichkeit.

wir führen eine private Diskussion. Auch das muss sein, sollte in einem Staat, der sich demokratisch nennt aber nicht alles sein.
In der Schweiz hat dagegen allein der Steuercharakter der für 2019 avisierten Rundfunkabgabe große öffentliche Empörung erregt. Mit den im deutschen RBStV (meinerseits oben dargelegten) Verstößen gegen die Rechtsstatlichkeit hat es der Schweizer Nationalrat ja gleich gar nicht versucht.
Ich weiß ja nicht, was du unter einer "öffentlichen Diskussion" - von der du behauptet hast, dass es sie hier zum ÖR nicht gebe - verstehst. Dieses Forum wird nicht staatlich betrieben, sondern von einem sich aus Privatpersonen zusammensetzenden Verein, das ist richtig. Allerdings kann jeder in Deutschland lesen, was wir hier schreiben, und es kann auch jeder mitdiskutieren. Und wir hier sind ja nur ein kleines Licht im Vergleich zu Facebook oder den Kommentarspalten großer Medien, für die dasselbe gilt. Es gibt reichlich Pro- und Contra Artikel und Kommentare zu diesem Thema in Medien jeglicher Art. Das Thema ist durchaus en vogue (wie man ja auch an diesem Strang sieht). Was in aller Welt ist eine "öffentliche Diskussion", wenn nicht das?
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Charles
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Charles »

Alexyessin hat geschrieben:(07 Feb 2018, 09:21)
Und es gibt genug Möglichkeiten im ÖR normal Nachrichten zu schauen ohne sich Fussball geben zu müssen.
Es gibt auch genug Möglichkeiten Nachrichten und Fussball im privaten TV zu schauen. Sogar gleichzeitig. :)
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alexyessin »

Charles hat geschrieben:(07 Feb 2018, 21:12)

Es gibt auch genug Möglichkeiten Nachrichten und Fussball im privaten TV zu schauen. Sogar gleichzeitig. :)
Ich werde das mit dir nicht weiter diskutieren.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Charles »

Brainiac hat geschrieben:(07 Feb 2018, 17:17)
Des weiteren ist gerade der ÖR ein gutes Beispiel, dass es alles andere als trivial ist, dem Volk hierzu die richtige Frage zu stellen. Wenn man fragt "sollen die Zwangsgebühren abgeschafft werden?", findet sich natürlich eine klare Mehrheit, da dies von der Qualität "sollen in Deutschland die Steuern sinken?" ist. Würde man fragen, ob das heutige Angebot von ARD, ZDF und den sonstigen ÖR-Anstalten, zwecks finanzieller Entlastung der Bürger von steuerähnlichen Zwangsabgaben, reduziert werden soll, incl. Tagesschau, Heute-Journal, Free-TV zu Fußball WM und EM, Brennpunkte, Bildungssendungen, Kinderprogramm, Tatorte etc., würde ein anderes Ergebnis herauskommen. Was ist denn nun der Volkswille?
Die Frage könnte neutral lauten:"Sind Sie dafür, die verpflichtende Haushaltsabgabe für den ÖRR abzuschaffen und den ÖRR als Programmangebot auf freiwilliger Basis für die Bürger zur Verfügung zu stellen?"

Alles andere würde dann ja in einem Wahlkampf um dieses Thema diskutiert werden.

Dass das Programm der ÖRR reduziert werden muss, ist gar nicht die zwingende Folge. Wenn das Programm so gut ist, wie behauptet, würden ja alle weiterhin freiwillig den Beitrag bezahlen und das Programm konsumieren. Nur wenn das Programm halt Schrott ist bzw. dem Preis nicht angemessen, müsste man sich Gedanken darüber machen, dass der ÖRR freiwillig nicht mehr abonniert wird und man Abstriche beim Programm machen müsste.

Wahlkämpfe werden aber immer auch populistisch geführt. Man würde natürlich den ganzen Rentnern einreden, dass man ihnen die Kochsendung am Nachmittag und den Seniorenkrimi am Abend wegnehmen will. Und die würden sicher fast alle für die Beibehaltung der Zwangsgebühren stimmen, damit sie wie gewohnt das auf die Zielgruppe Ü60 ausgerichtete Unterhaltungsprogramm der ÖR sehen können.

Die "Generation Netflix" würde wahrscheinlich für die Abschaffung der Zwangsgebühren stimmen, einfach weil sie es gewohnt ist sich ihr Programm über digitale Medien selbst zusammenzustellen und per Streaming on demand zu schauen bzw. zu hören.

Ich denke eine Volksabstimmung würde aktuell auch in Deutschland pro Zwangsgebühren ausgehen, weil die Generationen, die mit dem klassischen ÖRR-Fernsehen aufgewachsen sind noch die Mehrheit stellen und die junge Generation, die mit der neuen Medienwelt aufwächst, noch in der Minderheit ist.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

Charles hat geschrieben:(07 Feb 2018, 22:03)

Die Frage könnte neutral lauten:"Sind Sie dafür, die verpflichtende Haushaltsabgabe für den ÖRR abzuschaffen und den ÖRR als Programmangebot auf freiwilliger Basis für die Bürger zur Verfügung zu stellen?"

Hier bliebe unklar, ob es den ÖR, incl. der für ihn konstitutiven staatlichen Beteiligung und Subventionierung, überhaupt noch geben darf, oder nicht. (So wie das in der Schweiz formuliert ist, nicht.) Wie von mir einen Absatz unterhalb des og. Zitats ausgeführt, entfiele hier auch die Möglichkeit einer niedrigeren und/oder verursachungsgerechteren Variante der Beitragserhebung.
Alles andere würde dann ja in einem Wahlkampf um dieses Thema diskutiert werden.

Eine Volksabstimmung ist keine Wahl, aber geschenkt. Und ja, es würde sicher eine breite Diskussion aller Facetten geben, das löst aber nicht das Problem, dass die Abstimmung selbst, ihrem Wesen nach, eine binäre ja/nein-Entscheidung betreffen muss. In der Diskussion kann sich dann durchaus herausstellen, dass die Frage falsch gestellt ist - weil es aber ein ziemlich hoher Aufwand war, so weit zu kommen, wird man den Entscheid auf Teufel komm raus durchziehen wollen.
Dass das Programm der ÖRR reduziert werden muss, ist gar nicht die zwingende Folge. Wenn das Programm so gut ist, wie behauptet, würden ja alle weiterhin freiwillig den Beitrag bezahlen und das Programm konsumieren.

Das steht keineswegs fest.
Nur wenn das Programm halt Schrott ist bzw. dem Preis nicht angemessen, müsste man sich Gedanken darüber machen, dass der ÖRR freiwillig nicht mehr abonniert wird und man Abstriche beim Programm machen müsste.

Siehe oben.
Wahlkämpfe werden aber immer auch populistisch geführt. Man würde natürlich den ganzen Rentnern einreden, dass man ihnen die Kochsendung am Nachmittag und den Seniorenkrimi am Abend wegnehmen will. Und die würden sicher fast alle für die Beibehaltung der Zwangsgebühren stimmen, damit sie wie gewohnt das auf die Zielgruppe Ü60 ausgerichtete Unterhaltungsprogramm der ÖR sehen können.

Die "Generation Netflix" würde wahrscheinlich für die Abschaffung der Zwangsgebühren stimmen, einfach weil sie es gewohnt ist sich ihr Programm über digitale Medien selbst zusammenzustellen und per Streaming on demand zu schauen bzw. zu hören.

Ich denke eine Volksabstimmung würde aktuell auch in Deutschland pro Zwangsgebühren ausgehen, weil die Generationen, die mit dem klassischen ÖRR-Fernsehen aufgewachsen sind noch die Mehrheit stellen und die junge Generation, die mit der neuen Medienwelt aufwächst, noch in der Minderheit ist.
Auch das ist möglich, das wäre dann aber doch der aktuelle Volkswille, oder? Der ist eben zeitlich keine Konstante. Ein interessantes Gedankenspiel hinsichtlich der allgemeinen Brauchbarkeit der direkten Demokratie wäre übrigens auch die Frage, ob die Renten gekürzt und/oder der Renteneintritt nach hinten geschoben werden sollte. :p
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Brainiac hat geschrieben:(07 Feb 2018, 17:17)
...
Ich bin durchaus ein Freund der direkten Demokratie, die in D auch auf Bundesebene eingeführt werden sollte. Man muss sich aber einfach immer wieder klar machen, dass überhaupt nicht bewiesen und auch nicht beweisbar ist, dass der Volkswille dadurch insgesamt besser verwirklicht werden würde. Welche Themen zum Volksentscheid gelangen, ist durchaus zufällig und wird von aktuellen politischen Ereignissen sowie von medienmächtigen Interessengruppen bestimt, also ist in keiner Weise gewährleistet, dass wirklich über die wichtigsten Themen abgestimmt wird. Vielleicht sind der Mehrheit der Bürger viele andere Dinge wichtiger, als wie der ÖR finanziert wird?

Des weiteren ist gerade der ÖR ein gutes Beispiel, dass es alles andere als trivial ist, dem Volk hierzu die richtige Frage zu stellen. Wenn man fragt "sollen die Zwangsgebühren abgeschafft werden?", findet sich natürlich eine klare Mehrheit, da dies von der Qualität "sollen in Deutschland die Steuern sinken?" ist. Würde man fragen, ob das heutige Angebot von ARD, ZDF und den sonstigen ÖR-Anstalten, zwecks finanzieller Entlastung der Bürger von steuerähnlichen Zwangsabgaben, reduziert werden soll, incl. Tagesschau, Heute-Journal, Free-TV zu Fußball WM und EM, Brennpunkte, Bildungssendungen, Kinderprogramm, Tatorte etc., würde ein anderes Ergebnis herauskommen. Was ist denn nun der Volkswille?
...
Das ist genau der Punkt. Es geht also darum, wie man die in der Bevölkerung wahrgenommene Nachfrage nach ÖR Medien in ein entsprechendes Angebot umsetzt.

Dabei ist mir die Diskussion ehrlich gesagt oft zu staatstragend. Weder wünsche ich mir eine Abschaffung, noch, dass ausschließlich eine Gruppe von Politikern und Medienschaffenden das unter sich ausmacht. Das kann weit darunter gehandhabt werden, KANN aber genau das WILL man nicht.

Warum bündelt man, neben einem fixen Grundangebot, Nischenangebote nicht in Paketen die man ab- oder zubuchen kann? Ist doch klar, weil dann ein Großteil der Überversorgung sofort transparent werden würde. Also schützt man diese Institution indem es immer nur um ganz oder garnicht geht und das immer schön in Hinterzimmern entschieden wird.

Ich bin der Meinung wir haben ein ganz ordentliches ÖR Fernsehen, aber wir haben deutlich zuviel davon und es erfüllt nicht mehr den Neutralitätsanspruch, den ich mir für ein öffentlich finanziertes Fernsehen vorstelle. Die aktuelle Art und Weise der Reglementierung - die eigentlich keine ist - entspricht eher einer Subvention eines nicht angreifbaren Staatskonzerns, durchgeführt von einer Clique von Politikern, die in einem offenen Interessenkonflikt zwischen den Bürgern und ihrer eigenen parteipolitischen Einflussnahme stehen.
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Brainiac
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Brainiac »

Skeptiker hat geschrieben:(07 Feb 2018, 22:46)
Warum bündelt man, neben einem fixen Grundangebot, Nischenangebote nicht in Paketen die man ab- oder zubuchen kann?

Dieser Grundgedanke ist sicher ok, und wenn man sowas konzipiert, sollten man auch gleich die Onlineangebote großer Medien, die ja seit einigen Jahren immer mehr bepreist werden, mit bedenken.

Bei 17,50 € mtl. stellt sich mir allerdings die Frage der Verhältnismäßigkeit, wenn dieser Betrag jetzt noch mit viel Verwaltungsaufwand in viele einzelne optionale Teilbeiträge aufgedröselt werden soll, die dann teilweise im Cent-Bereich liegen dürften.
Ist doch klar, weil dann ein Großteil der Überversorgung sofort transparent werden würde. Also schützt man diese Institution indem es immer nur um ganz oder garnicht geht und das immer schön in Hinterzimmern entschieden wird.

Den letzten Satz verstehe ich rein logisch nicht ganz, man schützt die Institution dadurch, dass es immer nur um alles oder nichts geht? In der Schweiz geht es beim NoBillag genau darum, und nicht um die Institution zu schützen, im Gegenteil.
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Alster
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Alster »

Charles hat geschrieben:(07 Feb 2018, 21:12)

Es gibt auch genug Möglichkeiten Nachrichten und Fussball im privaten TV zu schauen. Sogar gleichzeitig. :)
... wobei man dazu nicht mal TV braucht. Nachrichten hole ich mir einfach über SPON.
dies ist keine Rechtsberatung sondern nur meine persönliche Meinung
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Brainiac hat geschrieben:(08 Feb 2018, 07:18)
Bei 17,50 € mtl. stellt sich mir allerdings die Frage der Verhältnismäßigkeit, wenn dieser Betrag jetzt noch mit viel Verwaltungsaufwand in viele einzelne optionale Teilbeiträge aufgedröselt werden soll, die dann teilweise im Cent-Bereich liegen dürften.
Ich denke es würde dabei herauskommen, dass für viele Nischenprodukte schlicht nur eine extrem kleine Zuschauerschaft da ist, die teures Fernsehen quersubventioniert vom verpflichteten Gebührenzahler bekommen. An der Stelle dient sich das System selber, indem jede Nische ohne Rücksicht auf Wirtschaftlichkeit bedient wird.

Die Frage ist also: Wo endet die Grundversorgung? Aktuelle Antwort: Da wo die Medienanstalten selber es nicht mehr bedienen wollen (und da man damit gutes Geld verdient ist diese Grenze sehr weit ausgelegt)
Ich denke die Frage der Grundversorgung läßt sich sehr differenziert beantworten, aber bitteschön von den Menschen und nicht von Institutionen und Verbänden mit Eigeninteressen.

Ich würde eher ein System bevorzugen, welches sich auf Quoten stützt. Wenn irgendetwas nunmal im Schnitt von weniger als x% der Bevölkerung geschaut wird, dann kann man halt auch ganz darauf verzichten. Nicht weil es nicht vielleicht interessant wäre und das Angebot bereichern würde, sondern einfach, weil es keine gesellschaftliche Relevanz mehr hat, wenn es keiner schaut.

Es sollte nachgewiesen werden müssen, dass das Programm einen relevanten Anteil in der Bevölkerung in der Zielregion auch erreicht (nicht nur erreichen kann). Dem kann man gerne ein paar kulturelle Rahmenvorgaben machen, aber die Existenz der Programme/Sender sollte von deren Akzeptanz bestimmt werden.
Brainiac hat geschrieben:(08 Feb 2018, 07:18)
Den letzten Satz verstehe ich rein logisch nicht ganz, man schützt die Institution dadurch, dass es immer nur um alles oder nichts geht? In der Schweiz geht es beim NoBillag genau darum, und nicht um die Institution zu schützen, im Gegenteil.
Ja, der Satz ist Quatsch. Ich wollte schreiben, dass die Diskussion um Sein oder Nichtsein der ÖR, solange es auf der politischen Ebene entschieden wird, immer zugunsten des Bestehens der ÖR entschieden wird. Das endet dann immer in den Hinterzimmerentscheidungen zum Rundfunkbeitrag.
Als Bürger habe ich den Eindruck ein System bezahlen zu müssen über dessen Inhalt ich keine Gewalt habe und das sich die Aufgaben selber gibt. Das befeuert natürlich Debatten um Finanzierung und Existenz der ÖR. Dabei könnte man das wie oben beschrieben auch viel einfacher über Angebot und Nachfrage regeln, plus ein paar Rahmenvorgaben, aber eben nicht vollkommener Narrenfreiheit.
Charles
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Charles »

Alster hat geschrieben:(08 Feb 2018, 10:56)
... wobei man dazu nicht mal TV braucht. Nachrichten hole ich mir einfach über SPON.
Nachrichten hole ich mir grundsätzlich aus dem Internet. Meistens lese ich über google news quer und dann hole ich mir Infos aus verschiedenen Web-Portalen und den digitalen Angeboten der Printmedien. Zudem lese ich bei Twitter, Facebook und in verschiedenen Blogs.

Wenn ich nebenebei den Fernseher mal laufen habe, dann meist N-TV, wenn es z.B. um Live-Berichterstattung über aktuelle Ereignisse oder einen Nachrichtenüberblick für Zwischendurch geht.

Bundestagsdebatten schaue ich online, entweder live oder als Aufzeichnung abends bei youtube.
Charles
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Charles »

Am Mittwoch erwartet uns der nächste volkspädagogische Propagandafilm im Staatsfunk.
Aufbruch ins Ungewisse

Ende der 2020er-Jahre ist die Europäische Union zerfallen, in den ehemaligen Mitgliedsstaaten regieren Nationalisten. In Deutschland werden politische Gegner und Minderheiten als „Feinde des deutschen Volkes“ massiv verfolgt, auf den Straßen herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände.

Nachdem er denunziert wurde, fürchtet Mietrechtsanwalt Jan Schneider erneute Verhaftung und Folter, weil er die Opfer staatlicher Enteignungen vertreten hatte. Er, seine Frau Sarah und ihre beiden Kinder Nora und Niki fliehen überstürzt auf einem Frachtschiff, das sie nach Südafrika bringen soll. Doch sie werden auf dem Meer in Schlauchbooten ausgesetzt und kentern an der namibischen Küste. Der siebenjährige Niki ist seitdem verschollen.

In Namibia werden europäische Flüchtlinge in ihre Herkunftsländer abgeschoben, weil diese zu sicheren Herkunftsstaaten deklariert wurden. Deshalb entzieht sich die Familie der Registrierung und lässt sich von Schleppern nach Südafrika bringen. Sie kommen in einem Flüchtlingslager unter. Dort wird ihr Antrag auf Asyl abgelehnt, weil die Mutter in Namibia von der Polizei registriert worden war, als sie Niki als vermisst gemeldet hatte. Der Familie droht die Deportation.

Kurz darauf taucht ein schwer verletzter Junge auf, bei dem Nikis Jacke mit dessen Ausweis gefunden wird. Es stellt sich heraus, dass er dem toten Niki die Jacke abgenommen hatte, weil er fror. Die Familie erklärt offiziell, dass es sich bei dem Kind um ihres handelt, um der Abschiebung doch noch zu entgehen: Der Junge kann nicht abgeschoben werden, da für ihn in Namibia keine angemessene medizinische Versorgung gewährleistet werden kann. Damit ist auch seine Familie vor einer Abschiebung geschützt.
Die Intention des Films ist selbst für einfache Gemüter leicht zu durchschauen.
Nach weniger als zehn Minuten hat auch der Letzte begriffen, worum es den Filmemachern, ihren Geld- und Auftraggebern geht. Die Zuschauer sollen im fiktiven Los der Schneiders das reale Schicksal der nach Europa einströmenden Afrikaner erkennen. In einem zweiten Schritt sollen sie es als Möglichkeit auf sich beziehen und im dritten Schritt zu der Erkenntnis kommen, daß die Politik der offenen Grenzen aus humanitären Gründen wie aus potentiellem Eigennutz richtig ist. Mit Lessing gesprochen: Durch auf sich selbst bezogenes Mitleid sollen sie zur Katharsis gelangen!
https://jungefreiheit.de/kultur/2018/di ... usbleiben/

Anschliessend "Diskussion" bei Maischberger über den Film. Mal sehen, ob dort auch kritische Gäste eingeladen werden.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich bin sehr skeptisch, ob dieser angekündigte Film künstlerisch-ästhetisch aber auch politisch-philosophisch auf allzuhohem Niveau stehen wird. Aber immerhin: Vielleicht wird der Hass auf das öffentlich-rechtliche TV so groß, dass sich die Mehrheit der Deutschen dann sogar weigert, dort Fußballspiel- und sonstige Großveranstaltungsübertragungen anzuschauen. Naive Illusion. Abere ein solches Totalboykott ist dem ÖR nur zu wünschen. Das Privat-TV wünscht nix lieber, als dieses Großveranstaltungsübertragungsrechtsgeschäft komplett (und nicht nur halb) an sich zu reißen. Ja Gott. Sollen sie doch! Was spricht gegen Arbeitsteilung? Was spricht gegen Konkurrenz und Marktwirtschaft? Nix! Jeder Fußballfan kann im Privat-TV ausführlichst dann sämtliche Spiele 24 mal 7 und mit allen Hintergrundinformationen schauen. Was bitte, um Gottes Willen, spricht denn dagegen?

Großveranstaltungsevents, insbesondere Sport und insbesondere Fußball sind darauf angelegt, Kasse zu machen. Und ich hab' nicht das Mindeste Problem damit. Weil sich das ganz harmonisch und friedlich mit dem Interesse der Privat-TV-Anstalten trifft, ebenfalls Kasse zu machen. Was ist daran problematisch? Eigentlich nix! Nur, dass es eben nicht so läuft.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Skeptiker »

Charles hat geschrieben:(11 Feb 2018, 20:05)
Am Mittwoch erwartet uns der nächste volkspädagogische Propagandafilm im Staatsfunk.

Die Intention des Films ist selbst für einfache Gemüter leicht zu durchschauen.

https://jungefreiheit.de/kultur/2018/di ... usbleiben/

Anschliessend "Diskussion" bei Maischberger über den Film. Mal sehen, ob dort auch kritische Gäste eingeladen werden.
Vielleicht gibt es ja zum Ausgleich die nächsten Wochen irgendwann eine Art zurück in die Zukunft, in der Münchner aus dem Jahr 1953 in das Jahr 2018 befördert werden. Was wäre wohl deren erster Gedanke ... ?

Danach dann Debatte über "Volksaustausch" und "Islamisierung" - na, wäre das was? :thumbup: Nö, wäre es nicht! :mad2:

Auf dem Niveau etwa sehe ich diese Veranstaltung. Es werden erst die einprägsamen Bilder gemacht, die empathisch jeden abholen. Die langweilige Diskussion danach - naja, manche tun sich die an. Und wieder mal habe ich 80% abgeholt und die 20% Aufrechten die sich die Diskussion antun - wen interessieren die schon.

Aber alles supi, nach Außen hin korrekt - bloß lieber nicht die Gegenprobe machen ...
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von Selina »

Charles hat geschrieben:(11 Feb 2018, 20:05)

Am Mittwoch erwartet uns der nächste volkspädagogische Propagandafilm im Staatsfunk.

Die Intention des Films ist selbst für einfache Gemüter leicht zu durchschauen.
Wieso Propagandafilm? In Sachsen schwadroniert die AfD schon längst davon, bei der nächsten Landtagswahl stärkste Kraft zu werden und somit den Ministerpräsidenten zu stellen. Nach dem BTW-Ergebnis in diesem Bundesland durchaus denkbar. Dann das nächste Bundesland... das übernächste und so weiter und so fort. Ein rechtsextremistisch geführtes Deutschland, eine Horrorvision, aber offenbar schon fest in diesen kranken Hicke-Köpfen verankert.
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Re: Sammelstrang: ÖR (Öffentlich-rechtlicher Rundfunk)

Beitrag von schelm »

Charles hat geschrieben:(11 Feb 2018, 20:05)

Am Mittwoch erwartet uns der nächste volkspädagogische Propagandafilm im Staatsfunk.



Die Intention des Films ist selbst für einfache Gemüter leicht zu durchschauen.



https://jungefreiheit.de/kultur/2018/di ... usbleiben/

Anschliessend "Diskussion" bei Maischberger über den Film. Mal sehen, ob dort auch kritische Gäste eingeladen werden.
Ich hege gewisse Zweifel daran, ob überhaupt der prinzipielle Unterschied heraus gearbeitet wird. Während in der Vision politische Gründe für die Flucht verantwortlich wären, ist die heutige Realität im großen Umfang einfach nur Ergebnis der Perspektivlosigkeit der Überbevölkerung in den entsprechenden Ländern.
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