syna hat geschrieben:(26 Oct 2019, 08:25)
Ja genau - es gibt immer die Tendenz, dass Politiker, Sponsoren und Lobbyisten Einfluss nehmen, wo sie nur können.
So funktionieren "Beziehungen" und "Networking" nunmal.
Für einen funktionierenden und korruptionsfreien Staat müssen aber gewisse Grenzen eingezogen werden.
So ist es beispielsweise ausgeschlossen, dass Politiker - qua ihres Einflusses oder ihrer Macht - in ein Gerichtsverfahren
eingreifen (obiges Beispiel Gewaltenteilung).
Beim heutigen ÖRR wird die derzeitige Gebührenfinanzierung immer wieder mit der "nötigen Staatsferne" der ÖRR
begründet. Und dennoch nehmen Vertreter des Staates über die KEF (=Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten)
Einfluss. Nicht direkt, indem sie etwas anweisen. Aber indirekt, in dem sie bei der Diskussion über den
Finanzbedarf "Duftmarken" setzen, Andeutungen (natürlich keine Drohungen!) machen und dort lenken und walten.
Daher kann ich die Begründung für die Gebührenfinanzierung nicht nachvollziehen. Man könnte - wenn man
ein entsprechendes Gesetz aufstellen würde - viel besser ein solide Steuerfinanzierung beschließen, und ein
großer Streitpunkt über den ÖRR (man denke an die ganzen GEZ-Eintreiber früherer Jahre oder auch nur den
heutigen Verwaltungsaufwand der aktuellen "ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice") würde bereinigt werden.
Fast bin ich sicher, daß immer dann, wenn eine Organisation oder eine Gruppe von Menschen vom Wohlwollen derer abhängt, die letztendlich über die Zuteilung von Mitteln entscheiden, daß eben immer dann auch eine Abhängigkeit aufgebaut wird. Mein ehemaliger Vorgesetzter sagte mir einmal: "Man schießt nicht auf den Weihnachtsmann!" Da hatte er sicher Recht, wie so oft!
Die Gebührenordnung ist immerhin ein Gesetz, das man nicht kurz 'mal eben ändern kann. Natürlich kann man den Mißbrauch dieser übertragenen Verantwortung abwürgen; also kurz 'mal eben mehr Gebühren zu verlangen, das geht nämlich auch nicht. Da hatte es doch neulich gequalmt.
Aber im Rahmen dieser Gebührenordnung und des Rundfunkgesetzes sind die Rundfunkanstalten schon etwas unabhängiger, als wenn in jedem Haushaltsjahr erneut um jeden Euro gerungen werden müßte. Dann gibt es schon eher "wenn, dann"-Beziehungen.
Wir sind ja auch schon einmal Zeugen einer weit überzogenen Staatsferne des ÖRR geworden. Da hatte sich durch Gleichgültigkeit der Stellenbesetzung in einer Rundfunkanstalt eine ganze Gruppe Gleichgesinnter gefunden, vom Intendanten bis in die Redaktion, die nun ihre Funktion in ihrem Sinne voller Inbrunst ausübten. Als dann der zuständige Rundfunkrat nach Ablauf des Zeitvertrags des Intendanten diesen nicht mehr in seiner Funktion bestätigte, da brach doch ein wahrer Sturm im Wasserglas los. Die Truppe wollte entsprechende Mahnungen der "Politik" zur Mäßigung und Ausgewogenheit nicht wahrnehmen... und dann kehrt eben bei nächstbester formaler Möglichkeit der eiserne Besen. Bei unmittelbarer Zuteilung von Steuergeldern hätte diese Falle schon vorher zugeschnappt.
Aber ansonsten haben Sie Recht; der Unterschied besteht nur im Grad der Unabhängigkeit. Und unter uns Steuerzahlern: Das wäre ja ein Stück aus dem Tollhaus, wenn eine Truppe in einer Rundfunkanstalt auf Kosten der Gemeinschaft der Zahlenden ihren höchst persönlichen politischen Zielen nachgehen könnte, mit Pensionsberechtigung.
Als steuerzahlender Bürger (und Gebührenzahlender natürlich auch) meine ich, daß man den ÖRR erheblich beschneiden sollte. Weniger ist mehr. Es bringt keine Vielfalt, wenn viele Stunden lang auf zig Sendern Klassik oder Pop oder Jazz abgedudelt wird, oder sich die Kommentare nur so aneinander reihen. Nach dem dritten Kommentar weiß ich meist nicht mehr, wovon der erste handelte... na ja, mein Alter!
Und ich würde mir von dem eingesparten Geld mehr Eigenproduktionen anstatt zugekaufter Seifenopern wünschen. Fromme Wünsche: Qualität statt Quantität; Können vor lauter Lachen.