immernoch_ratlos hat geschrieben:(24 Nov 2016, 22:49)
Nehmen wir mal für einen Moment an die Zukunft - jedenfalls die unserer Kinder (in meinem Fall wohl eher Enkel) hängt von dem "digitalen Bildungsstand" der aktuellen Lehrerschaft ab.
Hat irgendwer Zahlen - harte Fakten - wer aus diesem Bereich so unschön unter den Begriff "digitale Analphabeten" fällt ? Oder ist das nur das spätpubertäre Lehrerbashing als Rache für angetane Schmach ?
Das war nur eine Frage (s. Fragezeichen) zur Einleitung des Themas. Der Begriff der "digitalen Analphabeten" -- gerne mal bei Google eingeben -- kommt in der Diskussion häufiger vor, genau wie "digitale Nomaden" für Personen, die viel in der "digitalen Welt" (ältere Personen würden "Neuland" sagen) unterwegs sind, oder "digital natives" (
https://de.wikipedia.org/wiki/Digital_Native), die mit diesen Medien aufwuchsen, wozu heute alle Schüler in Deutschland gehören.
Deutsche Schulen stehen bei der Computernutzung im internationalen Vergleich am Ende der Liste. Die Leiterin der ICILS- Studie, Birgit Eickelmann, erstaunt das nicht.
ZEIT ONLINE: Bei der Computernutzung im Unterricht ist Deutschland Schlusslicht. Hätten Sie das für möglich gehalten?
Birgit Eickelmann: Mit diesem schlechten Ergebnis haben wir nicht gerechnet. Aber wenn man sich die Ausstattung der Schulen mit Computern oder die geringe Bedeutung des Themas in der Pädagogenausbildung anschaut, dann ist klar: Viel besser hätten wir im internationalen Vergleich nicht abschneiden können. [...]
ZEIT ONLINE: Die deutsche Lehrer aber nicht kennen?
Eickelmann: Woher auch? In der Lehrerausbildung kommt der Einsatz digitaler Technologien nur am Rande vor. Es hängt sozusagen vom Zufall ab, an welcher Universität man studiert und welche Seminare man besucht, ob man mit dem Thema überhaupt in Kontakt kommt. In der Weiterbildung sieht es nicht besser aus. Im internationalen Vergleich besuchen Lehrkräfte in Deutschland nur selten Fortbildungskurse zu digitalen Medien, am seltensten übrigens, wenn sie am Gymnasium unterrichten.
http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/ ... ettansicht
Lehrerbashing ist da kein Motiv, falls Du mir das bei der Eröffnung des Strangs erstellen möchtest. Ich hab nur Lehrer im Familien- und Freundeskreis, die mir manchmal von ihrer Ausstattung und ihren Kollegen erzählen, wo ich nicht für möglich hielt, dass sowas heutzutage noch unterrichtet. Ich selbst hatte viel Glück mit dem Bereich Technik, was auch an vielen engagierten Eltern lag, die die Lehrer unterstützten und mal nachmittags Lehrangebote schufen. Schon zum Ende der Grundschule haben wir mal Spiele auf einer Platine gebaut ("Der heiße Draht"), das Löten gelernt und Radios gebaut, worauf kurz danach der EDV-Unterricht begann und wir Schüler programmieren mussten. Nur scheint diese Ausnahme noch heute eine zu sein. Etwas schockiert war ich kürzlich auch über eine Runde bei Anne Will (
http://www.stern.de/kultur/tv/tv-kritik ... 25950.html), wo jemand forderte, am besten sollten Schüler erst mit 16 in Kontakt mit digitalen Medien und Technologien kommen ("Computerkenntnisse braucht man nicht"). Vorher solle man sie davon mit allen Mitteln fernhalten. Das wirkt etwas realitätsfern, wenn man heute schon von vielen Azubis erwartet, dass sie mit komplexen EDV-Anwendungen umgehen können.
Wenn es stimmen sollte, dass ein großer Teil der Lehrerschaft freundlich formuliert "ungeeignet" ist, was tun ? Hardware muss in kompetente und auch "willige" Hände gelangen oder es ist einfach Elektronikschrott vom Feinsten.
Bei der Geschwindigkeit mit dem sich die digitale Welt verändert - übrigens weiter exponentiell - wird es einfach zu lange dauern bis der geeignete Nachwuchs geschult und dann hoch motiviert in das Geschehen eingreift.
Was tun? Weiterbildung. Und so sehr hat sich C++ nicht in den letzten Jahrzehnten geändert.
Der sichere Umgang mit einer Programmiersprache lässt einen auch leichter neuere Sprachen lernen. Zudem geht's ja auch um die Nutzung der Technik an sich. Warum nicht im Mathe-Unterricht mal Matlab für Numerik oder SPSS für Stochastik verwenden? Wer die Lizenzgebühren scheut, kann auch auf freie Software zurückgreifen. Das hilft dem Verständnis und der Kompetenz immens, selbst wenn in zehn Jahren andere Softwareprodukte dominieren.
Die Welt der tollen Apps auf völlig undurchsichtigen Smartphones und Tabletts, sind Tools für digitale Analphabeten. Außer dem, was da bunt aufpoppt und einen bestimmten Zweck erfüllt, kann man an eine nicht "gerooteten" Gerät dieser Klasse (außer dem Handling) absolut nichts lernen. Da lob ich mir einen PC, da muss man wenigstens von Zeit zu Zeit die Fehler beheben, was durchaus Lerneffekte hat.
Nutzt man die Technologie als Mittel zum "e-learning" kann eine entsprechende "Plattform" am lokalen Lehrer vorbei das Mittel zum Zweck sein. Durch den alleinigen Umgang mit Smartphones und Tablett werden sich wohl kaum die gewünschten Lerneffekte einstellen.
Der anderswo bereits erwähnte "Watson" braucht keine Kompetenz am "receiving end"....
Wer redete denn davon, dass es nur um die Nutzung von "bunten" Smartphone-Apps geht?
Medienkompetenz ist natürlich wichtig, damit die Schüler wissen, was sie tun und welche Konsequenzen es haben kann. Damit tun sich Erwachsene ja häufig schwer, Stichwort "Mausrutscher". Aber IT-Unterricht und die sinnvolle Nutzung von Computern ist etwas mehr.