Du liebe Güte, ja, man mag darauf achten, aber es sind eben alles Menschen.Sören74 hat geschrieben:(24 Jun 2019, 23:48)
Das finde ich ehrlich gesagt eine Unterstellung zu sagen, wenn jemand eine bestimmte politische Ausrichtung besitzt, dann seine journalistische Arbeit genauso politisch ausgerichtet ist. Das wäre ungefähr so, als wenn man einen Professor vorwirft, dass er diejenigen Studenten guten Noten gibt, die er auch persönlich sympathisch findet. Gerade in Berufen, wo es um Objektivität ankommt, achtet man selbst wesentlich mehr darauf, dass die persönliche Präferenz die eigene Arbeit nicht überlagert.
Schönes Beispiel das mit dem Professor. Zeige mir einen Lehrer der nicht offen zugibt, dass Sympathie letztendlich zu besseren Noten führt. Du versuchst hier eine Welt zu malen die es nur in idealisierten Träumen gibt. Menschen waren, sind und werden immer subjektive Wesen sein.
Um es anders zu formulieren: Auf dem Parteitag er Grünen nehmen die Menschen die Welt anders wahr als auf dem Parteitag der AfD. Die Menschen mögen sich da noch so viel Mühe um Objektivität geben, aber deren Wahrnehmung liegt meilenweit auseinander. Das äußert sich doch auch immer wieder in den vorgebrachten Beispielen, die dann hier immer wieder als Einzelfälle bezeichnet oder ignoriert werden.
Nochmal: Deine Meinung wäre ganz ganz sicher eine andere, wenn die politische Färbung der Journalisten nicht zufällig deiner eigenen entgegenkommen würde. Ja, das ist eine Behauptung - da soll doch jeder selber mal in sich gehen und einschätzen wieviel Wahrheit in der Aussage steckt. Ich persönlich empfinde es als massive Heuchelei eine politische Färbung der Journalistenschaft zu verniedlichen wenn es der eignen Position dient, dann aber zu verdammen wenn der politische Gegner Kapital daraus schlagen würde.
Ich jedenfalls habe nun gelernt, dass der Austausch kritischer Journalisten durch wohlgefällige Journalisten (Standardrepertoire jeder Autokratie) im Prinzip okay ist, weil man ja daraus noch nicht schließen kann, dass deren Berufsethos irgendwie drunter leiden würde. Erdogan wird sich bestätigt fühlen.
Es muss wohl enorm schwierig sein die Maßstäbe die man immerzu an die Verhaltensweisen des "gegnerischen" Auslands stellt, in ähnlicher Weise auch zur Bewertung des eigenen Ladens heranzuziehen. Wir sind ganz sicher keine Autokratie! Unser Journalismus, insbesondere auch im öffentlich rechtlichen Bereich, hat aber mE Defizite die auch links der Mitte gerne zur Kenntnis genommen werden dürfen. Diese Defizite tragen in meinen Augen ganz erheblich zur gesellschaftlichen Spaltung bei.