Die deutschen Autohersteller scheinen wohl zu akzeptieren, dass sie fernab von Schummelsoftware den Anschluss verloren haben. Dabei ist man ja stets dafür bekannt gewesen, immer große Ankündigungen für die Aktionäre hinauszuposaunen, aber dann nichts zu liefern. Und statt in Forschung zu investieren, erwartet man nun, dass die öffentliche Hand viel Steuergeld in die Hand nimmt. Was für ein Theater.
Noch 2014 waren es die Autobosse, die dem Bundesminister die Hölle heiß gemacht hatten. Google, Uber und andere schickten sich an, die Platzhirsche der Branche zu attackieren. Mit der Dieselkrise drohte der Branche ein Abwärtsstrudel. Die Manager bedrängten persönlich den Minister, bei manchem Treffen brüllten, tobten sie sogar und klagten über langsame Bürokratie: Dobrindt und sein Apparat sollten endlich die Rahmenbedingungen schaffen, damit Daimler, BMW und Co. das autonome Auto auf den Markt bringen könnten.
Die Vision vom digitalen Autofahren suggerierte jene Modernität, die auch die Politik liebt, und versprach, gleich noch etwas für die Umwelt zu tun: So würden geringere Stau- und Fahrzeiten helfen, 400.000 Tonnen C02 pro Jahr in Deutschland, den USA und China einzusparen, warb die Branche.
Der Lauteste war BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. 2016 noch erklärte er, BMW werde bis 2021 ein erstes Roboterauto vorstellen. Das automatisierte Fahren, so warb der Branchenverband VDA längst, werde „Hilfsmittel auf dem Weg zu einer mobilen Welt ohne Verkehrsunfälle sein“. [...]
Das heißt, die Ampel muss etwa per Funk parallel das entsprechende Signal ans Auto senden. Dazu aber müssten alle Ampeln mit entsprechenden Funkstationen ausgestattet werden. „Das ist einer der Gründe, warum das autonome Fahren nicht beliebig möglich ist: Ohne eine flächendeckende Funkkommunikation geht es nicht“, sagt Dietmayer. Da Autobahnen ohne Ampeln und andere Komplexitäten auskommen, dienen sie als gutes Erprobungsfeld für die Hersteller, weshalb als Nächstes der Autobahnassistent in die Fahrzeuge Einzug halten dürfte.
In der Stadt aber wäre es kostspielig und langwierig, bis überall Infrastruktur zur Verfügung steht. Erst dann aber könnte der Traum Wirklichkeit werden, den die Branche seit gut 50 Jahren träumt, wie Dietmayer sagt: ein Fahrzeug, dass automatisch fährt und Insassen transportiert. „Es ist das Auto zu Ende gedacht.“
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