Matthias Pochmann » Sa 6. Jul 2013, 12:01 hat geschrieben:@ Thomas I
(mir wird das zu unübersichtlich, deshalb versuche ich die Argumente zu bündeln)
1. E-mobilität und Reichweite
Hier wird in den nächsten Jahren sehr viel passieren.
250 km Reichweite wird ganz sicher erreicht - und für den innerstädtischen Verkehr ist das vollkommen ausreichend.
Bei einem solchen Carsharing-Konzept können ja ganz verschiedene Fahrzeuge vorgehalten werden. Für kurze Strecken in der Stadt Elektroautos und für Fahrten aufs Land welche mit Verbrennungsmotor. (und Transporter, wenn man mal was größeres kauft)
Das würde die Zahl ungenutzt herumstehender Fahrzeuge gerade außerhalb der Rush-Hour noch zunehmen lassen....
Matthias Pochmann » Sa 6. Jul 2013, 12:01 hat geschrieben:
2. Die Entwicklung des Car-Sharing-Marktes (basierend auf selbstfahrenden Fahrzeugen)
Wenn das Angebot einmal da ist und Fahrzeuge jederzeit verfügbar sind und das bei einem hohen Level an Komfort, dann wird das ganz sicher genutzt.
Eine jederzeitige Verfügbarkeit wird aber ökonomisch außerhalb der Kerngebiete grosser Städte nicht machbar sein.
Dafür muss nicht nach jeder Fahrt eine Reinigung stattfinden, das reicht auch zwei mal die Woche. [/quote]
Sicher, aber dann haben wir schon wieder das Problem der Nutzer die Dinge die nicht ihr Eigentum sind eben doch meist weniger pfleglich beahndeln..
Matthias Pochmann » Sa 6. Jul 2013, 12:01 hat geschrieben:
Wenn sich dieser Markt zu entwickeln beginnt, werden sich viele Bürger überlegen, ob ein Neukauf eines PKWs wirklich notwendig ist. Vor allem wird die Anzahl der Zweitwagen sehr schnell zurückgehen. Ich denke der Bedarf an selbstfahrenden Car-Sharing wird deshalb kontinuierlich wachsen. Einhergehend damit wächst natürlich auch die Anzahl der Fahrzeuge, die zeitweise wiederum nur herumstehen. Dafür werden dann aber sicher eigene Parkhäuser eingerichtet. Die Fahrzeuge werden also weniger auf den Straßen stehen. (und das wird die Mehrheit der Bevölkerung begrüßen)
Dann kann man auch noch'n ein paar Parkhäuser für den Indivualverkehr heutigen Typus bauen.
In Zeiten zunehmend geforderter Flexiilität kann man dem Individualfahrzeug nur mit zwei Maßnahmen begegnen: Mit merklich kürzerer Reisezeit oder merklich günstigeren Preisen.
Schneller wird der Verkehr mit Car-Sharing nach deiner Idee nicht, denn die Zahl der zeitgleich verkehrenden Fahrzeuge reduziert sich dadurch nicht. Und billiger wird es allenfalls in einer kleinen Zahl sehr kleiner Gebiete.
Matthias Pochmann » Sa 6. Jul 2013, 12:01 hat geschrieben:
Es ist immer noch ein Unterschied, ob ich aus der Haustür heraustrete und direkt in ein vorgefahrenes Fahrzeug einsteige, das mich dann dahin fährt, wo ich hin will - als Bus und Bahn zu nutzen.
Das wird außerhalb der Kerngebiete der Metropolen kaum zu realisieren sein. Schon in den Vororten und Randlagen wirst du auch bei optimalster Umsetzung deines Modeels sicher gut 10 - 15min auf das nächste Fahrzeug warten müssen. Das ist halt das zehnfache der Zeit die du brauchst um dein eigenes Fahrzeug aus dem Carport fahren zu lassen.
Außerdem dürfte bei unserem steigenden Verkehrsbedürfnis der ÖPNV vermutlich selbst wenn man mal 300 - 500m zur nächsten haltestelle läuft unter dem Strich schneller sein. Je nach Antriebskonzept der selbstfahrenden Autos auch preisgünstiger, ökologischer ohnehin...
Matthias Pochmann » Sa 6. Jul 2013, 12:01 hat geschrieben:
3. Ländliche Gebiete
Selbst hier werden sich Car-Sharing-Konzepte etablieren. Es gibt auch hier einen Bedarf dafür. Bisher konnten sich solche Konzepte in ländlichen Gebieten kaum entwickeln. Wenn allerdings die Fahrzeuge selbständig direkt bis vor die Tür fahren, dann wird es wohl in jedem kleinen Dorf ein oder zwei solche Fahrzeuge geben.
Sicher, und wenn morgends die Dörfler zur Arbeit fahren und zeitgleich deren PartnerInnen die Kinder zu Schule und Kindergarten fahren willst du mit 1 -2 Autos auskommen???? Du hast nie auf dem Land gelebt stimmt?
Das Konzept eines zeitnah (unter 5min) vorfahrenden Selbstfahrers ist nicht realisierbar außerhalb der Kerngebiete der Metropolen. Das mag in den Innenstädten von Köln, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg oder Berlin funktionieren, in 27367 Sottrum oder 61117 Limburgerhof funktioniert das sowenig wie in 17109 Demmin oder 94249 Bodenmais...
Matthias Pochmann » Sa 6. Jul 2013, 12:01 hat geschrieben:
Ich habe dieses Thema aber auch aus einem weiteren Grund begonnen. Ich will damit aufzeigen, dass Automatisierung sehr viele Gesichter hat. Selbstfahrende Fahrzeuge automatisieren den Kraftfahrer. D.h. es braucht weder Taxi-Fahrer noch LKW-Fahrer, wenn Fahrzeuge sicherer als Menschen durch den Verkehr kommen. Automatisierung ist ein zentrales Thema der nächsten Jahre - nur leider verschläft die Politik dieses Thema. (Sie wird zu spät erwachen, wie Frau Merkel nun plötzlich feststellt, dass sich das Internet entwickelt hat)
Eine Automatisierung von ÖP(N)V und Flugverkehr wären prinzipiell noch einfacher zu bewerkstelligen, wird ja auch teilweise (U-Bahn Nürnerberg, Paris u.a.) schon gemacht. Du solltest dabei aber auch die Ängste der Menschen nicht unterschätzen. Sei es die Angst um den Arbeitsplatz (der auch wenn es Massen betrifft zu politischem Druck führen kann) oder die Angst vor der Technik oder die Angst vor dem Kontrollverlust...
...im übrigen ist es das eine ein Fahrzeug automatisch fahren zu lassen, das andere ein System aufzubauen das auch sicher ist. Es darf eben kein Computervirus dazu führen dass plötzlich alle Autos auf den Gehweg fahren oder mitten in der Nacht einfach mal stehenbleiben...
Unsere Infrastruktur ist eh schon viel zu gefährdet durch sowas, das auszuweiten muß nicht nur ein Vorteil sein.
Matthias Pochmann » Sa 6. Jul 2013, 12:01 hat geschrieben:
Insgesamt ist das nichts, was sich von heute auf morgen radikal verändert. Aber langfristig wird sich die Einstellung der Menschen zur Mobilität ändern.
Die Menschen sind im Laufe der Zeit immer mobiler geworden. Das Bedürfnis schnell und bequem irgendwo anders hinzukommen wird sich kaum ändern.
Sicher, mal angenommen der PC deines Selbstfahrers stürzt ab während du hinten besoffen döst und er rauscht in eine Menschenmenge - wer haftet für den Schaden?