Kamikaze hat geschrieben:(05 Aug 2021, 14:37)
Das ist alles eine Frage der Anwendungsforschung. Jede beliebige Technologie, die heute ganz normal ist, war anfangs "unwirtschaftlich" [/Zitat]
Nur weil Sie sich das aktuell nicht vorstellen können heißt das nicht, dass es niemals so sein kann.
Noch vor 20 Jahren wurde felsenfest behauptet mehr als 3% EE sei im deutschen Strommix nie und nimmer realisierbar.
Es gibt bereits sowohl vollelektrische Schiffe, Panzer LKW und Schiffe - wenn auch noch nicht in den von Ihnen definierten Größenordnungen.
Es mag ja sein, dass es irgendwann elektrisch betriebene Verkehrsflugzeuge geben wird. Ändert nichts daran, dass es gegenwärtig keine denkbare Technologie dafür gibt. Ob es so eine Technologie in 100 oder 500 Jahren mal geben wird, ist irrelevant. Wir brauchen JETZT eine Lösung.
Um das auf zu fangen gibt es Freiflächen-PV und Windkraftanlagen.
Es ist halt fraglich, ob die Flächen in Deutschland ausreichen werden. Ich habe mal ein Interview mit einer Wissenschaftlerin einer H2-Initiative geführt, die das für möglich hielt. Als Beispiel nannte sie die Möglichkeit, alle deutschen Autobahnen mit Solarzellen zu "übedachen". Bestechende Idee! Es handelt sich um bereits überbaute Flächen, kein zusätzlicher Flächenverbrauch, vorhandene Infrastruktur, eine riesige potenzielle Fläche... Ich wäre sofort dafür. Dann bleibt aber immer noch das "Problem", dass man all die so erzeugte Energie irgendwie speichern muss. Wie soll das passieren? Mit riesigen Batterien? Wie stellt man die gespeicherte Energie denn dann Containerschiffen oder Verkehrsflugzeugen zur Verfügung?
Korrekt. Stellt sich nur die Frage wo der Vorteil gegenüber z.B. einer Wärmepumpe wäre?
Schlussendlich sollen alle Heizungen etc. auf der Grundlage EE-Strom arbeiten. Welchen Vorteil böte da der Umweg über E-Fuels samt der damit verbundenen Wandlungsverluste? Wäre da jemand, der um den Faktor 5-15 mehr Energie für die gleiche Heizlast braucht nicht total dämlich?
Der Vorteil liegt doch auf der Hand. Mittels Wasserstofftechnologie (Karbonisierung) kann ich meine bestehende und fast neue Erdgasheizung weiter betreiben und muss nicht zehntausende Euro für die Anschaffung einer Wärmepumpe aufwenden. Was die "Wandlungsverluste" betrifft: Wenn die 5 bis 15 Prozent betragen, wäre das doch toll. Derzeit belaufen sich die Verluste auf 100 Prozent, weil die Erzeugungsanlagen einfach abgeschaltet werden, wenn sie besonders effektiv produzieren können. Welche Lösung ist wohl dämlicher?
Auch hier wieder: Man kann den EE-Strom direkt tanken und mit einer Effizienz von rund 80% (Generator->Rad) nutzen oder man wandelt den Strom in E-Fuels um und braucht dann um Faktoren mehr.
Natürlich mag es Nischen geben, wo sowas sinnvoll ist (z.B. Notstrom-Generatoren die die meiste Zeit stehen), aber die breite Masse wird sich das schlicht nicht leisten können fürchte ich.
Diese "Effizienz-Argumente" halte ich für vorgeschoben. Wir haben seit vielen Jahrzehnten kein Problem damit, dass Verbrennungsmotoren nichtmal 30 Prozent der Energie des eingesetzten Kraftstoffs nutzen. Bezüglich Wasserstofftechnologie soll es aber plötzlich ein Ausschlusskriterium sein, dass es Effizienzverluste gibt? Übrigens sind diese Verluste auch längst nicht mehr so hoch wie sie mal waren.
Ich fürchte da haben Sie mich missverstanden. Natürlich ist es absolut möglich Energie (in welcher Form auch immer) im großen Maßstab zu importieren. Was ich anzweifle ist die wirtschaftliche Klugheit dahinter.
1. macht man sich mit solchen Energieimporten abhängig und damit auch erpressbar (sieht man ja aktuell sehr gut)
2. unterstützt man damit (mindestens) fragwürdige Regime (falls man bei den klassischen Energieländern bleibt)
3. ginge es auch problemlos ohne Energieimporte, wenn man nur will (da sehe ich aktuell die größten Hindernisse)
Nein, ich habe Dich nicht missverstanden. Ich habe nirgendwo behauptet, dass es wirtschaftlich klug wäre, Energie zu importieren. Klüger wäre es selbstverständlich, die Energie selbst zu erzeugen. Hier kommt jetzt allerdings die normative Kraft des Faktischen zum tragen! Deutschland erzeugt heute nicht die Energie, die in Deutschland gebraucht wird. Wir importieren das Zeug. Deutschland unterstützt damit zweifellos zweifelhafte Regime. Das ist heute Realität. Ob wir wollen oder nicht. Es ist so. Was wäre jetzt also verwerflich daran, wenn wir statt dem umweltschädlichen Öl, das wir heute von zweifelhaften Regimen kaufen, regenerativ erzeugten Wasserstoff von denen kaufen würden? Ich habe nichtmal gesagt, dass wir das müssen. Ich habe nur angemerkt, dass es problemlos möglich wäre, wenn unsere eigene Produktionskapazität nicht ausreichen sollte.
Zu Deinem Spiegelstrich Nummer 3: Ich bin nicht sicher, dass es problemlos möglich wäre, ohne Energieimporte auszukommen. Schön wäre es ja, aber Belege dafür gibt es derzeit nicht. Es ist unbestreitbar, dass in der Sahara mehr Solarstrom "geerntet" werden kann als in Deutschland. Ebenso unbestreitbar ist, dass es dort sehr viel mehr "Produktionsflächen" gibt als in Deutschland.
Mir ist nicht klar geworden, um welche Speichertechnologie es da gehen soll. Geht es um die Speicherung in unterirdischen Kavernen? Wozu sollte das notwendig sein? Mit Erdgas muss man das zum Teil so machen, um strategische Reserven vorzuhalten. Das hat aber nichts mit dem Thema zu tun. Nirgendwo ist belegt, dass ein Wasserstofftanker auf dem Weg von Arabien nach Deutschland täglich zwei Prozent der Fracht "aussickern" lassen würde. Wasserstoff ist sehr flüchtig, aber es gibt sehr gut erprobte Technologien, das Zeug trotzdem sicher "verpacken" zu können.
Weil die gar nicht so furchbar energieintensive Umwandlung in E-Fuel das Zeug SPEICHERBAR macht. Und weil die Umwandlung in E-Fuel diese Energie zudem noch nutzbar macht für Zwecke, die rein elektrisch vielleicht erst in ein paar hundert Jahren umsetzbar sind. Ein Stromkabel kann Energie nicht speichern. Das Erdgasnetz kann das sehr wohl.