Antonius hat geschrieben:(06 Aug 2020, 18:14)
Tomas Avenarius hat am 12.7.2020 in der SZ einen interessanten Artikel geschrieben, in dem die gegenwärtige Politik der Türkei analysiert wird.
https://www.sueddeutsche.de/politik/hag ... -1.4964543
- Mit der Umwandlung der Hagia Sophia vom Museum in eine Moschee hat der türkische Staatspräsident Erdogan eine Grenze überschritten.
Er zwingt seinem Land - und der Welt - einen Richtungswandel auf, der die moderne Türkei verändern wird.
Ob Erdogan dies aus strategischer Überlegung heraus getan hat oder ob er nur von seinem innenpolitischen Tief ablenken will
- Wirtschaftskrise, Korruption, Corona - , spielt keine Rolle:
Das Verhältnis der Türkei zum muslimischen Teil der Welt wird ein anderes sein.
Aber auch die Beziehungen zu Europa, zur EU und den USA werden sich wandeln, und das leider nicht zum Besseren....
https://www.islaminstitut.de/2020/tuerk ... mpfansage/
Was sollte die Antwort der EU auf diesen Schritt Erdogans sein?
Die Antwort wird Herr Erdogan nicht in erster Linie aus Europa erhalten, sondern aus der Türkei.
Ich widerspreche dem zitierten Kommentar insoweit, dass die Erdogan-Türkei Europa oder die gar die Welt zu genau gar nichts zwingt oder zwingen kann.
Wir haben das gesehen, als "Erdo" plötzlich herausposaunte, dass die Grenzen der Türkei zu Europa "offen" seien. Als er mutwillig Flüchtlinge an die europäischen Grenzen gekarrt hat. Das Ergebnis sah so aus, dass er die Leute alle zurückholen musste.
Wir haben genau das gleiche gesehen, als "Sultan Erdo" ein Explorationsschiff mit einer Eskorte von 15 Kriegsschiffen zu einer griechischen Insel geschickt hat. Er musste all diese Schiffe zurückholen.
Europa und die Welt haben bewiesen, dass der Sultan eben NICHT alles machen kann was er will. Er drängelt permanent, um die Grenzen seiner Drängelei zu ergründen. Jetzt hat er diese Grenzen zweimal aufgezeigt bekommen. Und er hat zweimal den Schwanz eingekniffen.
Das war in beiden Fällen außenpolitisch motiviert. Erdogan versucht, nach dem Vorbild Putins möglichst rücksichtslos von Gewalt Gebrauch zu machen. Im Gegensatz zu Putin hat Erdogan aber kaum Drohpotenzial. Wer fürchtet sich schon vor der Türkei?? Nichtmal Griechenland! Da gibt es ja immer noch die EU und die Nato.
Immer dann, wenn Erdogan seine Drohpolitik einer glaubwürdigen Drohung gegenübersieht, zieht der Feigling den Schwanz ein. Wer erinnert sich nicht daran, wie der "Sultan" auf Knien nach Moskau gerutscht ist, um sich für den "heldischen" Abschuss eines russischen Flugzeugs zu entschuldigen?
Alles, was die EU tun muss, um Erdogans Kriegsdrohungen zu beantworten, ist die glaubwürdige "Mitteilung", dass Europa locker und jederzeit bereit und fähig ist, diesen Krieg zu führen. Genau jetzt ist eine deutsche Fregatte auf dem Weg ins Mittelmeer, um dort das Waffenembargo gegen Libyen durchzusetzen. Ich bin mal gespannt, ob wieder türkische Kriegsschiffe irgendwelche dubiosen Frachter vor solchen Kontrollen "schützen" wollen. Das kann gut passieren, aber mit jeder weiteren Nation, die Schiffe dorthin entsendet, wird der Versuch schwieriger und gefährlicher!
Erdogan hat den Bogen überspannt. Er ist an einem Punkt angelangt, von dem aus es nicht mehr weiter geht.
Im Moment spürt er das nur außenpolitisch. Die Türkei hat fast keine Verbündeten mehr. Deshalb versucht er, sich innenpolitisch mit so Aktionen wie der Umwidmung der Hagia Sophia Rückhalt in seiner islamistischen Anhängerschaft zu verschaffen. Es gibt in der Türkei aber eine große Zahl von vorwiegend jungen Menschen, die demnächst erstmals wählen dürfen und mit dieser osmanisch-nationalistischen Scheiße so gar nichts am Hut haben!
Warten wir mal ab, wie die Türkei in fünf Jahren aussieht. Hoffentlich entfacht der Sultan bis dahin keinen Krieg. Aber so blöd ist der Mann nicht. Dem geht es im Grunde nur um seinen eigenen Hintern.