Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuche

Moderator: Moderatoren Forum 3

Gesperrt
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuche

Beitrag von schokoschendrezki »

Der Historienschinken "Fetih 1453" (Die Eroberung von 1453), die teuerste Filmproduktion der Türkei aller Zeiten ist Ausdruck und gleichzeitig Auslöser eines wahrhaften Osmanenbooms in der Türkei. Selbst auf den Märkten der modernen Stadt Istanbul finden Geschichtsdevotionalien oder Osmanenturbane oder anklebbare Schnurrbärte reißenden Absatz. Präsident Erdogan will unter allen Umständen die osmanische Sprache (eine Art gehobenes Verwaltungstürkisch mit iranischen und arabischen Anleihen) in Gymnasien einführen.

Ich würde gern Eure Meinung über dieses Phänomen nicht nur in Bezug auf die Türkei sondern auf den weltweit in vielen Ländern stattfindenden Nationalitätsrevival kennenlernen. Die Wiederaufnahme des Besuchs des Yasukuni-Schreins durch den japanischen Premier Abe 2013 sind ein Politikum. China antwortet seinerseits mit nationalistischen Protestmärschen. In Ungarn findet seit Jahren ein völlig absurder und obskurer und auch von Regierungsseite untersützter Kult um den "Turulvogel" und die ungarische Landnahme statt. Ereignisse irgendwann im Dunkel der Vergangenheit wie die Kiewer Rus oder die Schlacht auf dem Ameslfeld müssen als Motivationshilfe für gegenwärtige Agressionen herhalten. Und der Haarkranz der Tymoschenko ist geradezu eine symbolische neuzeitliche Ikone für das geworden, was sich am treffendsten im Namen der zeitweilig bestehenden patriotisch-rechtsnationalen EU-Parlamentsfraktion spiegelt:"ITS". "Identität, Tradition, Souveränität".
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mo 9. Mär 2015, 11:38, insgesamt 1-mal geändert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Excellero
Beiträge: 971
Registriert: So 16. Nov 2014, 12:32
user title: Abgehängter AfD Wähler

Re: Die Türkei im Osmanenfieber

Beitrag von Excellero »

Und warum ist das so? Weil die Leute erkennen daß Zentralismus schädlich für sie ist. Hoffentlich wachen auch in Deutschland immer mehr auf.
Um fremden Wert willig und frei anzuerkennen, muß man eigenen haben.
-Immanuel Kant
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die Türkei im Osmanenfieber

Beitrag von schokoschendrezki »

Excellero » Mo 9. Mär 2015, 11:47 hat geschrieben:Und warum ist das so? Weil die Leute erkennen daß Zentralismus schädlich für sie ist. Hoffentlich wachen auch in Deutschland immer mehr auf.

Dass patriotischer Nationalismus a la AKP der Gegenpol von Zentralismus ist ... diese Logik erschließt sich mir nicht im Geringsten. Wenn Erdogan eigenmächtig - als personifizierte Macht - an allen demokratischen Entscheidungswegen vorbei - mit starker Hand für Osmanischunterricht an den Schulen sorgt - was ist das dann? Äh ... Zentralismus vielleicht?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Marie-Luise

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Marie-Luise »

Erdogan möchte doch so gern Sultan werden. Daher forciert er alles, was mit dem alten osmanischen Reich zusammenhängt.
Benutzeravatar
Excellero
Beiträge: 971
Registriert: So 16. Nov 2014, 12:32
user title: Abgehängter AfD Wähler

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Excellero »

Wenn das einer einfach "macht" führt das ins nichts. Er braucht dazu Unterstützung auch aus dem Volk. Zentralismus ist villeicht nicht das richtige Wort...
Um fremden Wert willig und frei anzuerkennen, muß man eigenen haben.
-Immanuel Kant
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von schokoschendrezki »

Excellero » Mo 9. Mär 2015, 15:21 hat geschrieben:Wenn das einer einfach "macht" führt das ins nichts. Er braucht dazu Unterstützung auch aus dem Volk. Zentralismus ist villeicht nicht das richtige Wort...
Er hat die Unterstützung. Der oft im Zusammenhang mit Ländern wie Türkei, Ungarn oder Russland ins Spiel gebrachte Begriff "Diktatur der Mehrheit" (nach Tocqueville) scheint mit diesem Vergangenheits- und Nationalkult korreliert zu sein. Umso wichtiger wäre ein abgesichtertes Minimum an kultureller Heterogenität für eine funktionierende Demokratie.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Antonius
Beiträge: 4740
Registriert: Mo 9. Jun 2008, 23:57
user title: SURSUM CORDA
Wohnort: BRD

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Antonius »

schokoschendrezki » Mo 9. Mär 2015, 15:43 hat geschrieben: Er hat die Unterstützung. Der oft im Zusammenhang mit Ländern wie Türkei, Ungarn oder Russland ins Spiel gebrachte Begriff "Diktatur der Mehrheit" (nach Tocqueville) scheint mit diesem Vergangenheits- und Nationalkult korreliert zu sein. Umso wichtiger wäre ein abgesichtertes Minimum an kultureller Heterogenität für eine funktionierende Demokratie.
Völlig einverstanden.
Jede Gemeinschaft, die sich nicht ihrer Wurzeln bewußt ist, ist letztlich dem Untergang geweiht.
Daher ist - aus meiner Sicht - (kritischer) Geschichts-Unterricht so immens wichtig....

In Europa wissen wir, daß unsere Werte auf griechischer Vernunft, römischem Recht, jüdischer Überlieferung und christichem Glauben fußen.
Das Bewußtsein unserer Werte ist die starke Quelle unserer Kraft.

Wenn die Türkei langfristig Bestand haben will, wird sie nicht umhin kommen, ihre Geschichte kritisch aufzuarbeiten.
Denn die Osmanen waren um 1920, nach nur etwa fünf Jahrhunderten, am Ende.
(Und dann noch diese monströse Unterdrückung und Vernichtung der Armenier, Aramäer, Griechen....)
Verglichen mit dem Reich von Byzanz, das immerhin 1100 Jahre bestand, war das eine sehr kurze Geschichts-Periode.

Welche Werte bildeten die Grundlage der Osmanen-Herrschaft?
SAPERE AUDE - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Immanuel Kant (1724-1804)
palulu
Beiträge: 4437
Registriert: Mo 2. Jun 2008, 15:14
user title: Ich mag Ostdeutsche

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von palulu »

Antonius » Fr 24. Apr 2015, 13:12 hat geschrieben:Völlig einverstanden.
Jede Gemeinschaft, die sich nicht ihrer Wurzeln bewußt ist, ist letztlich dem Untergang geweiht.
Daher ist - aus meiner Sicht - (kritischer) Geschichts-Unterricht so immens wichtig....

In Europa wissen wir, daß unsere Werte auf griechischer Vernunft, römischem Recht, jüdischer Überlieferung und christichem Glauben fußen.
Das Bewußtsein unserer Werte ist die starke Quelle unserer Kraft.

Wenn die Türkei langfristig Bestand haben will, wird sie nicht umhin kommen, ihre Geschichte kritisch aufzuarbeiten.
Denn die Osmanen waren um 1920, nach nur etwa fünf Jahrhunderten, am Ende.
(Und dann noch diese monströse Unterdrückung und Vernichtung der Armenier, Aramäer, Griechen....)
Verglichen mit dem Reich von Byzanz, das immerhin 1100 Jahre bestand, war das eine sehr kurze Geschichts-Periode.

Welche Werte bildeten die Grundlage der Osmanen-Herrschaft?
Die Osmanen waren also nach "nur" einem halben Jahrtausend am Ende. Zwar hast Du mal ein Jahrhundert einfach so unterschlagen und die den Osmanen vorangehenden Seldschuken vergessen, aber es ist immer wieder schön zu lesen, wie objektiv und frei von implizitem Rassismus dein Geschreibsel über Osmanen/Türken ist. Türken leben zudem seit 1000 Jahren in Anatolien. Dass ihr sie wiederum nicht christianisieren konntet, stößt dir sauer auf, ich weiß.
Zuletzt geändert von palulu am So 26. Apr 2015, 04:11, insgesamt 2-mal geändert.
JFK
Beiträge: 10685
Registriert: Di 13. Jan 2015, 16:19
Wohnort: München

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von JFK »

palulu » So 26. Apr 2015, 02:35 hat geschrieben: Die Osmanen waren also nach "nur" einem halben Jahrtausend am Ende. Zwar hast Du mal ein Jahrhundert einfach so unterschlagen und die den Osmanen vorangehenden Seldschuken vergessen, aber es ist immer wieder schön zu lesen, wie objektiv und frei von implizitem Rassismus dein Geschreibsel über Osmanen/Türken ist. Türken leben zudem seit 1000 Jahren in Anatolien. Dass ihr sie wiederum nicht christianisieren konntet, stößt dir sauer auf, ich weiß.
Ein Volk wie die Türken, die dann auch noch den säkularen Islam verkörpern, schmeckt den Moslemhetzern gar nicht, zudem alle wissen das die Vorfahren der Türken Tausende Jahre neben anderen Ethien und Religionen zusammenleben konnten, die Steuer oder wie einige Hater gepflegt behaupten "Schutzgeld" für andersgläubige war notwendig, den auch Moslems mit gutem Einkommen mussten diese auch Bezahlen, den sogenannten "Zekât".

Es ist ja kein Zufall das die Orthodoxen Zuflucht beim Sultan gesucht haben, Woanders waren es Heiden, und dem Tode geweiht, dieses verkrampfte Moslem/Türken Bashing, und die lächerlichen Strohhalme wie Armänier und Griechen sind wirklich nicht mehr als Komplexe einiger Christen/Rassisten die sich damit aufwerten wollen.

Schlussendlich waren doch alle Bücher gut als Leitfaden des Lebens, bis Heute.

Ich habe Letzens wieder etwas Bibel gelesen, steht doch tatsächlich da, du sollst kein Schwein Essen :D

@ Antonius
Du glaubst ja an das Zeug, obwohl sowelche sachen im NT stehen wündert es mich warum du nicht Mohamedaner bist:

Johannes 14, 15
Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten, und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben damit er in Ewigkeit bei euch sei

Ist halt für Menschen die nicht an Zufälle glauben
Oder an die ET, wo ist den übrigens Publiceya unser geistiger. :D
»Menschen, weigert euch, Feinde zu sein« (Römer 12)
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Die Türkei im Osmanenfieber

Beitrag von Adam Smith »

Excellero » Mo 9. Mär 2015, 11:47 hat geschrieben:Und warum ist das so? Weil die Leute erkennen daß Zentralismus schädlich für sie ist. Hoffentlich wachen auch in Deutschland immer mehr auf.
Die BRD ist doch schon ein föderaler Staat. Oder was ist hier gemeint?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von schokoschendrezki »

schokoschendrezki » Mo 9. Mär 2015, 15:43 hat geschrieben: Der oft im Zusammenhang mit Ländern wie Türkei, Ungarn oder Russland ins Spiel gebrachte Begriff "Diktatur der Mehrheit" (nach Tocqueville) scheint mit diesem Vergangenheits- und Nationalkult korreliert zu sein. Umso wichtiger wäre ein abgesichtertes Minimum an kultureller Heterogenität für eine funktionierende Demokratie.
Antonius » Fr 24. Apr 2015, 13:12 hat geschrieben: Völlig einverstanden.
Jede Gemeinschaft, die sich nicht ihrer Wurzeln bewußt ist, ist letztlich dem Untergang geweiht.
Daher ist - aus meiner Sicht - (kritischer) Geschichts-Unterricht so immens wichtig....
Nichts gegen ein kritisches Geschichtsbewusstsein. Im Gegenteil. Aber mein Plädoyer für kulturelle Heterogenität und gegen genau das, was sich im Namen der rechtspopulistischen ehemaligen EU-Parlamentsfraktion "Identiät, Tradition, Souveränität" widerspiegelt und dein Plädoyer für Gemeinschaft und Wurzelbewusstsein ... das ist ja nun durchaus nicht dasselbe!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Córdoba
Beiträge: 1382
Registriert: Di 23. Sep 2014, 08:58

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Córdoba »

schokoschendrezki » Mo 9. Mär 2015, 10:16 hat geschrieben:
Ich würde gern Eure Meinung über dieses Phänomen nicht nur in Bezug auf die Türkei sondern auf den weltweit in vielen Ländern stattfindenden Nationalitätsrevival kennenlernen.
Wenn Türken stolz auf ihre osmanische Geschichte sind, stört mich das nicht im geringsten, ein gesunder Nationalismus ist im grünen Bereich und völlig in Ordnung.

Die Russen, die USA, die Franzosen, die Briten, alle machen das.
Und wenn die Türken das auch machen, mein Gott, warum nicht......................

Man darfs nur nicht übertreiben, in Sachen Religionsfreiheit, oder in Sachen Minoritätenpolitik gegenüber den Kurden.
Minoritätenrechte, wie in Südtirol, oder in der Schweiz, und die Kurden können sich mit der Türkei arrangieren.

Na gut, auch in Südtirol sind die "Los von Rom" Leute präsent, aber wir haben dort keinen Bürgerkrieg, sondern friedliche Zustände.
Und die Südtiroler haben Rechte, wie sie sie in Österreich nicht hätten.
Reinhold Messner ist vollkommen glücklich damit, wie es ist, so wie es ist.

Es hat ja keiner vor, die Integrität der Grenzen der Türkei infrage zu stellen.
Das entspricht im übrigen auch internationalen Standards, ich meine die Integrität der Grenzen...........
Marie-Luise

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Marie-Luise »

palulu » So 26. Apr 2015, 02:35

Dass ihr sie wiederum nicht christianisieren konntet, stößt dir sauer auf, ich weiß.
"Uns" stoßen die Morde an Christen sauer auf.
JFK
Beiträge: 10685
Registriert: Di 13. Jan 2015, 16:19
Wohnort: München

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von JFK »

Marie-Luise » So 26. Apr 2015, 12:51 hat geschrieben:
"Uns" stoßen die Morde an Christen sauer auf.
Und was ist mit den Opfern der Kreuzzüge, oder der Nationalsozialisten, die Tausende Minenopfer in Afganistan? Wieso muss du so ständig differenzieren?
Wenn du so Emphatie vorgibt, warum dann nicht für alle?
»Menschen, weigert euch, Feinde zu sein« (Römer 12)
Marie-Luise

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Marie-Luise »

JFK » So 26. Apr 2015, 13:03

Und was ist mit den Opfern der Kreuzzüge, oder der Nationalsozialisten, die Tausende Minenopfer in Afganistan? Wieso muss du so ständig differenzieren?
Wenn du so Emphatie vorgibt, warum dann nicht für alle?
Fang nicht mit den Kreuzzügen an, wenn Du nicht über die Eroberungsfeldzüge der Muslime unter Mohammed und später unter anderen eingehst, die vorher stattgefunden hatten.

Oder weißt Du das gar nicht?
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von schokoschendrezki »

Córdoba » So 26. Apr 2015, 10:03 hat geschrieben:
Wenn Türken stolz auf ihre osmanische Geschichte sind, stört mich das nicht im geringsten, ein gesunder Nationalismus ist im grünen Bereich und völlig in Ordnung.
Als die Quotenrekordserie "Wunderbares Jahrhundert" den osmanischen Sultan Suleyman noch so darstellte wie ihn Erdogan und die sonstigen "gesund nationalistischen" Türken sehen wollten, dem Bild "30 Jahre im Sattel" entsprechend, war alles o.k. Als die Serie begann, historisch korrekt zu zeigen, wie aus den Jahren im Sattel zunehmend Jahre im Harem wurden, drohte Erdogan mit der Justiz und die Serie wurde vorzeitig abgebrochen. So sieht er aus, der Stolz auf die osmanische Geschichte. Und ähnlich siehts mit der Geschichtsvermittlung in Russland, Japan, Ungarn und vielen andern Gegenden aus.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
JFK
Beiträge: 10685
Registriert: Di 13. Jan 2015, 16:19
Wohnort: München

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von JFK »

Marie-Luise » So 26. Apr 2015, 13:09 hat geschrieben:
Fang nicht mit den Kreuzzügen an, wenn Du nicht über die Eroberungsfeldzüge der Muslime unter Mohammed und später unter anderen eingehst.
Ok lassen wir alles bei Seite, wieso willst du Christen im Mittelmeer ersaufen lassen? du hast doch ein Herz für Christen!
»Menschen, weigert euch, Feinde zu sein« (Römer 12)
Marie-Luise

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Marie-Luise »

JFK » So 26. Apr 2015, 13:11

Ok lassen wir alles bei Seite, wieso willst du Christen im Mittelmeer ersaufen lassen? du hast doch ein Herz für Christen!
Was phantasierst Du denn? Ich will niemand im Mittelmeer ersaufen lassen.

Schau doch mal auf den Threadtitel. Siehst Du, dass da das Osmanische Reich erwähnt wird? Also, darauf habe ich geantwortet und schon Arminius vor mir.
JFK
Beiträge: 10685
Registriert: Di 13. Jan 2015, 16:19
Wohnort: München

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von JFK »

schokoschendrezki » So 26. Apr 2015, 13:10 hat geschrieben:
Als die Quotenrekordserie "Wunderbares Jahrhundert" den osmanischen Sultan Suleyman noch so darstellte wie ihn Erdogan und die sonstigen "gesund nationalistischen" Türken sehen wollten, dem Bild "30 Jahre im Sattel" entsprechend, war alles o.k. Als die Serie begann, historisch korrekt zu zeigen, wie aus den Jahren im Sattel zunehmend Jahre im Harem wurden, drohte Erdogan mit der Justiz und die Serie wurde vorzeitig abgebrochen. So sieht er aus, der Stolz auf die osmanische Geschichte. Und ähnlich siehts mit der Geschichtsvermittlung in Russland, Japan, Ungarn und vielen andern Gegenden aus.
Die Serie hat kein Historischen Wert, das ist voll die Soap.
»Menschen, weigert euch, Feinde zu sein« (Römer 12)
JFK
Beiträge: 10685
Registriert: Di 13. Jan 2015, 16:19
Wohnort: München

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von JFK »

Marie-Luise » So 26. Apr 2015, 13:14 hat geschrieben:
Was phantasierst Du denn? Ich will niemand im Mittelmeer ersaufen lassen.

Schau doch mal auf den Threadtitel. Siehst Du, dass da das Osmanische Reich erwähnt wird? Also, darauf habe ich geantwortet und schon Arminius vor mir.
Es geht um deine unglaubwürdige Empathie für Christen, das die Armänier für dich nicht mehr sind als ein Hetz- Instrument.
»Menschen, weigert euch, Feinde zu sein« (Römer 12)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von schokoschendrezki »

JFK » So 26. Apr 2015, 13:16 hat geschrieben:
Die Serie hat kein Historischen Wert, das ist voll die Soap.
Natürlich ist es eine Soap-Serie. Umso bezeichnender ist es, wenn ein Regierungschef oder Präsident meint, selbst hier kraft seines Amtes für das "richtige", das gewollte und offizielle Geschichtsbild sorgen zu müssen.

Es bleibt die ureigenste Aufgabe der Intelligenzia, diese gewünschten Bilder von Türkentum, Russentum, Deutschtum usw. durch unablässige Hinweise auf die reale Geschichte systematisch zu diskreditieren.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Córdoba
Beiträge: 1382
Registriert: Di 23. Sep 2014, 08:58

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Córdoba »

schokoschendrezki » So 26. Apr 2015, 12:10 hat geschrieben: Als die Serie begann, historisch korrekt zu zeigen, wie aus den Jahren im Sattel zunehmend Jahre im Harem wurden, drohte Erdogan mit der Justiz und die Serie wurde vorzeitig abgebrochen
Das ist dann ein spezifisches Problem in der Türkei.

In Russland hat man kein Problem damit, daß Katharina II. eine ausschweifende Männerwirtschaft betrieb.
Und hierzulande wird die Mätressenwirtschaft des Adels eher mit wohlwollendem Interesse als mit keuscher Abwehr betrachtet.
In China stört sich keiner daran, daß in der verbotenen Stadt in Peking der einzig zeugungsfähige Mann der Kaiser war, und sein Geschlechtsleben mit seinem Harem minutiös protokolliert wurde.

Heutzutage lebt man ja in der Illusion, daß die sexuelle Befreiung erst in den 60ern kam, und davor die Welt streng keusch war.
Das ist historisch falsch.............
Benutzeravatar
Kardux
Beiträge: 3042
Registriert: Fr 29. Mär 2013, 16:48
user title: کوردستان زیندووە

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Kardux »

JFK hat geschrieben:Ein Volk wie die Türken, die dann auch noch den säkularen Islam verkörpern, schmeckt den Moslemhetzern gar nicht, zudem alle wissen das die Vorfahren der Türken Tausende Jahre neben anderen Ethien und Religionen zusammenleben konnten, die Steuer oder wie einige Hater gepflegt behaupten "Schutzgeld" für andersgläubige war notwendig, den auch Moslems mit gutem Einkommen mussten diese auch Bezahlen, den sogenannten "Zekât".
Es gibt einen Unterschied zwischen der Kopfsteuer (Jiziya) und der Vermoegenssteuer (Zekat). Sie brauchen das auch nicht relativieren. Die Kopfsteuer musste jeder Nicht- Muslim zahlen, egal ob reich oder nicht. Abgesehen davon wird der sogenannte Zekat von den Muslimen ueberhaupt nicht korrekt ausgelegt...die sogenannte Kopfsteuer war nicht so flexibel gehandhabt wie die Vermoegenssteuer. Schon die Tatsache das Menschen wegen ihrer Ueberzeugung mehr Geld an den Staat zahlen muessen ist Rassismus. So ist eben das Wesen des Islams...das Christentum ist in der Hinsicht aber nicht viel besser...
Make Kurdistan Free Again...
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von schokoschendrezki »

Córdoba » So 26. Apr 2015, 13:41 hat geschrieben:
Das ist dann ein spezifisches Problem in der Türkei.

In Russland hat man kein Problem damit, daß Katharina II. eine ausschweifende Männerwirtschaft betrieb.
Richtig. Es geht aber auch überhaupt nicht um die konkreten Formen willentlich positiv geformter Geschichtsbilder unabhängig von der tatsächlichen Historie. Der Film "Die Schlacht von Algier" von 1966 durfte selbst im Mutterland der Demokratie Frankreich vor allem infolge der Drohungen von Veteranenverbänden erst etwa 40 Jahre nach Erstellung gezeigt werden, einfach weil er nicht dem Geschichts-Bild eines nationalstolzen Frankreichs entsprach. Hier, wo es immer eine starke und unabhängige Intelligenzia gab und gibt müsste man nochmal verschärfter nach einer unabhängigen Intellgenziaminderheit in der eigenen Gruppe rufen, die sich selbst gegen eine kluge, aber eben gegenüber der eigenen Nationalgeschichte zu nachgiebigen Mehrheit wendet und das Banner der unnachgiebigen Kritik hochhält.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
JFK
Beiträge: 10685
Registriert: Di 13. Jan 2015, 16:19
Wohnort: München

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von JFK »

Kardux » So 26. Apr 2015, 18:29 hat geschrieben:
Es gibt einen Unterschied zwischen der Kopfsteuer (Jiziya) und der Vermoegenssteuer (Zekat). Sie brauchen das auch nicht relativieren. Die Kopfsteuer musste jeder Nicht- Muslim zahlen, egal ob reich oder nicht. Abgesehen davon wird der sogenannte Zekat von den Muslimen ueberhaupt nicht korrekt ausgelegt...die sogenannte Kopfsteuer war nicht so flexibel gehandhabt wie die Vermoegenssteuer. Schon die Tatsache das Menschen wegen ihrer Ueberzeugung mehr Geld an den Staat zahlen muessen ist Rassismus. So ist eben das Wesen des Islams...das Christentum ist in der Hinsicht aber nicht viel besser...
Dem wil ich auch gar nicht wiedersprechen, es waren aber Moslems, der man das Reichtum verhindert hat, außer den Paschas und den Schah, konnte sich so gut wie keine andere Familie sozial aufwerten, das hatte der Sultan schon zu verhindern gewusst, eher eine Vetternwirtschaft, aber mit einigermaßen Faieren Herrscher.
Die Armänier, die diese Steuern immer aufbringen konnte , irgendwann andere Ambitionen pflegte, die dem moslem nicht so schmeckten, weil er gelernt hat das Mehrarbeit nicht lohnt, alles nicht so einfach.
»Menschen, weigert euch, Feinde zu sein« (Römer 12)
Benutzeravatar
Antonius
Beiträge: 4740
Registriert: Mo 9. Jun 2008, 23:57
user title: SURSUM CORDA
Wohnort: BRD

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Antonius »

JFK » So 26. Apr 2015, 13:19 hat geschrieben: Es geht um deine unglaubwürdige Empathie für Christen, das die Armänier für dich nicht mehr sind als ein Hetz- Instrument.
Bist Du Dir dessen bewußt, daß das eine böswillige Unterstellung ist? :?:

Es geht um den Wertekanon der universalen Menschenrechte: Freiheit, Gleichheit, Solidarität....

Welchen Wertekanon hatten denn die Osmanen während ihrer etwa 500 jährigen Machtperiode?
SAPERE AUDE - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Immanuel Kant (1724-1804)
Benutzeravatar
Antonius
Beiträge: 4740
Registriert: Mo 9. Jun 2008, 23:57
user title: SURSUM CORDA
Wohnort: BRD

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Antonius »

JFK » Mo 27. Apr 2015, 10:35 hat geschrieben:
Dem wil ich auch gar nicht wiedersprechen, es waren aber Moslems, der man das Reichtum verhindert hat, außer den Paschas und den Schah, konnte sich so gut wie keine andere Familie sozial aufwerten, das hatte der Sultan schon zu verhindern gewusst, eher eine Vetternwirtschaft, aber mit einigermaßen Faieren Herrscher.
Die Armänier, die diese Steuern immer aufbringen konnte , irgendwann andere Ambitionen pflegte, die dem moslem nicht so schmeckten, weil er gelernt hat das Mehrarbeit nicht lohnt, alles nicht so einfach.
Dieser Einschätzung will ich sogar zustimmen.
Es ist die Crux des mohammedanischen Wirtschaftens, daß diese Art nicht innovativ ist.

Um so seltsamer mutet es an, daß jetzt "die Türkei ins Osmanenfieber" verfällt. ;)
SAPERE AUDE - Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.
Immanuel Kant (1724-1804)
JFK
Beiträge: 10685
Registriert: Di 13. Jan 2015, 16:19
Wohnort: München

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von JFK »

Antonius » Mo 27. Apr 2015, 10:43 hat geschrieben:Bist Du Dir dessen bewußt, daß das eine böswillige Unterstellung ist? :?:
Ist es nicht,
wenn "uns" dann ermordete Christen sauer aufstoßen, wo man mit dem Finger auf den Moslem zeigen kann, aber es "uns" nicht sauer aufstößt, Flüchtlinge im Mittelmeer aufzusammeln und die zürück schicken, das ist heuchlerie.
»Menschen, weigert euch, Feinde zu sein« (Römer 12)
JFK
Beiträge: 10685
Registriert: Di 13. Jan 2015, 16:19
Wohnort: München

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von JFK »

Antonius » Mo 27. Apr 2015, 10:55 hat geschrieben:Dieser Einschätzung will ich sogar zustimmen.
Es ist die Crux des mohammedanischen Wirtschaftens, daß diese Art nicht innovativ ist.

Um so seltsamer mutet es an, daß jetzt "die Türkei ins Osmanenfieber" verfällt. ;)
Es ist schon klar, das der Finanz- Islam den Kapitalismus weit unterlegen ist.
»Menschen, weigert euch, Feinde zu sein« (Römer 12)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von schokoschendrezki »

Marie-Luise » Mo 9. Mär 2015, 15:15 hat geschrieben:Erdogan möchte doch so gern Sultan werden. Daher forciert er alles, was mit dem alten osmanischen Reich zusammenhängt.
Auch in diesem Punkt gibt es bemerkenswerte Überschneidungen mit Entwicklungen anderswo in der Welt. Mit der am 1. Januar 2012 in Kraft getretenen neuen ungarischen Verfassung heißt die ehemalige "Republik Ungarn" nunmehr nur noch "Ungarn". Und eine "Republik" ist als Begriff historisch gesehen vor allem eins: Das Gegenmodell zur "Monarchie". An sich hätte sich Viktor Orbán an diesem Tag zum "König von Ungarn" krönen lassen müssen.

Das vielleicht absurdeste an der Aufhübschung der Osmanenhistorie ist die von Erdogan erst jüngst wieder aufgegriffene Legende, Osmanen hätten Jahrhunderte vor Kolumbus Amerika entdeckt und in Havanna eine Moschee errichtet. Er will dies sogar in Schulbücher hineinschreiben lassen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Marie-Luise

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Marie-Luise »

schokoschendrezki » Mi 29. Apr 2015, 11:37

Das vielleicht absurdeste an der Aufhübschung der Osmanenhistorie ist die von Erdogan erst jüngst wieder aufgegriffene Legende, Osmanen hätten Jahrhunderte vor Kolumbus Amerika entdeckt und in Havanna eine Moschee errichtet. Er will dies sogar in Schulbücher hineinschreiben lassen.
Wie dumm kann man eigentlich sein?

Zudem kitzelte es meinen Lachnerv, als Erdogan seine "Osmanische Garde" vorzeigte.
Benutzeravatar
Córdoba
Beiträge: 1382
Registriert: Di 23. Sep 2014, 08:58

Re: Die Türkei im Osmanenfieber, die Welt auf Identitätssuch

Beitrag von Córdoba »

JFK » Mo 27. Apr 2015, 09:35 hat geschrieben:
Dem wil ich auch gar nicht wiedersprechen, es waren aber Moslems, der man das Reichtum verhindert hat, außer den Paschas und den Schah, konnte sich so gut wie keine andere Familie sozial aufwerten, das hatte der Sultan schon zu verhindern gewusst, eher eine Vetternwirtschaft, aber mit einigermaßen Faieren Herrscher.
Die Armänier, die diese Steuern immer aufbringen konnte , irgendwann andere Ambitionen pflegte, die dem moslem nicht so schmeckten, weil er gelernt hat das Mehrarbeit nicht lohnt, alles nicht so einfach.
Vielleicht ist hier eine Oberschicht über die Jahrhunderte verweichlicht..............

Der europäische Adel ist ja auch durch Verweichlichung, Auszuckerung und Inzucht irgendwann vom Bürgertum abgelöst worden........

......sowas in der Art jedenfalls, ist doch möglich? Nur so eine Idee............
Gesperrt