Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

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frems
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Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von frems »

Es ist noch gar nicht lange her, da produzierte sich die Türkei selbstbewusst als natürliche Führungsmacht im Nahen Osten. Nach den Verwerfungen des Arabischen Frühling begannen in der Region neue islamistische Regime emporzuschießen, die dem Land freundlich gesinnt gegenüber standen. Wann immer der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan seinen Fuß auf arabische Erde setzte, wurde er von einer bewundernden Menschenmenge umringt.

Doch mittlerweile ist der Einfluss, den die Türkei auf die Region ausübt, auf einen Tiefpunkt gesunken. Und zwar ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem die USA und ihre Verbündeten im Kampf gegen den Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat in Irak, Syrien und darüber hinaus am meisten auf die Hilfe der Regierung in Ankara angewiesen wären.

Ehrgeizige politische Ziele, bei denen die Anziehungskraft des politischen Islam überschätzt und die Zählebigkeit der alten politischen Ordnung im Nahen Osten verkannt wurden, haben die Türkei in der Region weitestgehend zum Außenseiter gemacht. Mit der Ausnahme der irakischen Kurden steht mittlerweile kaum noch eine Regierung im Nahen Osten auf gutem Fuß mit Ankara.

„Wir kamen von einer Politik, bei der wir null Probleme mit unseren Nachbarn hatten. Und jetzt haben wir mit fast allen Probleme“, urteilt Ümit Pamir, ein Diplomat im Ruhestand, der als türkischer Botschafter bei den Vereinten Nationen, der Nato und in Griechenland gedient hatte.
http://www.wsj.de/nachrichten/SB1191213 ... 1514862018

Daß die Bestrebungen der Westintegration, um an der Entwicklung der EU teilzuhaben, zurückgegangen sind, brauchen wir wohl nicht weiter auszudiskutieren. Da suchte sich die Türkei zunehmend Alternativen in ihrer Region, aber scheint sich vielerorts (Opposition Syriens, Muslimbrüder in Ägypten, Umgang mit Israel, Eingriffe in den Irak, ...) gewaltig verschätzt zu haben. Nebenbei ging das Vorhaben eines Sitzes im Sicherheitsrat ziemlich in die Hose:
Dass der regionale Einfluss der Türkei schrumpft, zeigte sich unter anderem darin, dass es dem Land in diesem Monat nicht gelungen war, einen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu ergattern. War das Land im Jahr 2008 noch mit den Stimmen von 151 Ländern mit wehenden Fahnen in das Gremien eingezogen, wurde der zuvor so siegessichere türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu dieses Mal bitter enttäuscht. Die Türkei konnte sich lediglich 60 Stimmen sichern und wurde von Spanien übertrumpft – eine Niederlage, die zum Teil auf die Lobbyarbeit Ägyptens und Saudi-Arabiens zurückzuführen ist.
(selber Artikel)

Wie seht Ihr die Entwicklung der Türkei und insbesondere ihrer Außenpolitik? Hat sie sich etwas übernommen bei ihren Bestrebungen, ihren Einfluß auszubauen? Oder wird das alles derzeit etwas überschätzt und die Türkei kann sich, z.B. über wirtschaftliche Erfolge, ihre Rolle im Nahen Osten mittelfristig ausbauen?
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Teeernte
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Teeernte »

D macht dort "Sotialamt, KV, RV" & EU - Tor. ...ohne das - wär Türkei wie jedes andere Land da unten.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Subutai
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Subutai »

Wenn es nach der westlichen Journalie geht verleirt die Türkei, an Einfluss im Nahen Osten, seit sie nicht die gleichen Ziele verfolgt wie der Westen, bzw. nicht nach deren Pfeiffe tanzt. Die Ziele des Westens sind der Erhalt der Dikturen in Syrien und Ägypten, weil diese die Interessen des Westens vertreten oder die "Islamisten" von der Macht fernhalten, die ja die Interessen des Westen stören würden.

Die westliche Journalie versteht unter "Einfluss" auch, dass die Türkei eine Vorbildfunktion für die nahe-östlichen Staaten haben sollte, was auch Unsinn ist. Einfluss bedeutet nicht, dass man einen Beliebtheitswettbewerb gewinnt, sondern dass man fähig ist seinen Willen den anderen aufzuzwingen. Deshalb ist unteranderem die USA einflussreich und Deutschland nicht.

Wenn man Einfluss so definiert, wie er eben richtigerweise zu definieren ist, sieht man, dass die Türkei nicht an Einfluss verloren hat. Ihr Einfluss war, relativ gesehen, am Anfang des arabischen Frühlings geringer als Jetzt, da der Iran und der Irak sehr viel stärker waren. Ich möchte es nicht so offen ausdrücken aber die Aktivitäten des IS haben den Irak, Iran, Syrien und die Kurden geschwächt und die Türkei relativ zu diesen Mächten gestärkt. Innerhalb einer Dekade werden schon faktisch große Teile des Iraks und Syriens unter türkischem Einfluss stehen. ;)
Zuletzt geändert von Subutai am Mo 3. Nov 2014, 21:16, insgesamt 1-mal geändert.
Marie-Luise

Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Marie-Luise »

Subutai » Mo 3. Nov 2014, 22:15

Wenn es nach der westlichen Journalie geht verleirt die Türkei, an Einfluss im Nahen Osten, seit sie nicht die gleichen Ziele verfolgt wie der Westen, bzw. nicht nach deren Pfeiffe tanzt. Die Ziele des Westens sind der Erhalt der Dikturen in Syrien und Ägypten, weil diese die Interessen des Westens vertreten oder die "Islamisten" von der Macht fernhalten, die ja die Interessen des Westen stören würden.

Die westliche Journalie versteht unter "Einfluss" auch, dass die Türkei eine Vorbildfunktion für die nahe-östlichen Staaten haben sollte, was auch Unsinn ist. Einfluss bedeutet nicht, dass man einen Beliebtheitswettbewerb gewinnt, sondern dass man fähig ist seinen Willen den anderen aufzuzwingen. Deshalb ist unteranderem die USA einflussreich und Deutschland nicht.

Wenn man Einfluss so definiert, wie er eben richtigerweise zu definieren ist, sieht man, dass die Türkei nicht an Einfluss verloren hat. Ihr Einfluss war, relativ gesehen, am Anfang des arabischen Frühlings geringer als Jetzt, da der Iran und der Irak sehr viel stärker waren. Ich möchte es nicht so offen ausdrücken aber die Aktivitäten des IS haben den Irak, Iran, Syrien und die Kurden geschwächt und die Türkei relativ zu diesen Mächten gestärkt. Innerhalb einer Dekade werden schon faktisch große Teile des Iraks und Syriens unter türkischem Einfluss stehen. ;)
Leider falsch, Subutai.

Wenn die AKP (die Türkei) es sich mit seinen Nachbarn verscherzt, sucht sie nun nach Schuldigen. Armselig. Selbst schuld, sage ich da nur.
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Subutai
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Subutai »

Marie-Luise » Mo 3. Nov 2014, 21:26 hat geschrieben:
Leider falsch, Subutai.

Wenn die AKP (die Türkei) es sich mit seinen Nachbarn verscherzt, sucht sie nun nach Schuldigen. Armselig. Selbst schuld, sage ich da nur.
Wer redet hier vom Schuld? Es geht um Geopolitik. :rolleyes:
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frems
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von frems »

Subutai » Mo 3. Nov 2014, 21:15 hat geschrieben:Wenn es nach der westlichen Journalie geht verleirt die Türkei, an Einfluss im Nahen Osten, seit sie nicht die gleichen Ziele verfolgt wie der Westen, bzw. nicht nach deren Pfeiffe tanzt. Die Ziele des Westens sind der Erhalt der Dikturen in Syrien und Ägypten, weil diese die Interessen des Westens vertreten oder die "Islamisten" von der Macht fernhalten, die ja die Interessen des Westen stören würden.
"Der Westen" will Assad und co. um jeden Preis halten? Ich glaub, da verrennst Du Dich gerade etwas. Aber wie erklärst Du Dir, daß die Türkei sich bei ihrer Bewerbung um den Platz im Sicherheitsrat so hat vorführen lassen? :?:
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Liegestuhl »

Hat nicht erst der innerarabische Konflikt in Syrien die Männerfreundschaft zwischen Erdogan und Assad beendet?
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King Kong 2006
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von King Kong 2006 »

Ankara hat mit Erdogan klar auf die sunnitisch-islamische und auch auf die islamistische Schiene gesetzt, um die Rolle der Türkei in der Region neu zu definieren. D.h. im Falle Ägyptens auf die Muslimbrüder. Diese wurden durch primär saudische Bemühungen und US-amerikanischem Wohlwollen torpediert. Auch Israel wird darüber froh sein, eine Involvierung würde mich nicht wundern. Im Falle Syriens setzte Erdogan ebenfalls auf die islamistische Opposition. Auch die FSA kann man nicht als säkular bezeichnen. Assad kann sich halten und die IS ist für den Westen keine Alternative. Weder in Syrien noch im Irak. In der Tat ist bis auf die weiterhin guten Beziehungen zur kurdischen Autonomiebehörde die türkische Außenpolitik schwer ins Trudeln gekommen. Auch hinsichtlich Israels. Die Beziehungen zum Iran waren schon besser. Das ist im Detail nicht verwunderlich, verwundert nach dem guten Start unter Erdogan mit seinen Nachbarn aber dennoch. Das lief gut an. Gute (geschäftliche) Beziehungen sind im Moment auf Arbil reduziert worden.

Das Paradoxe daran ist, daß die zu erwartenden guten Beziehungen zu den Kurden im Irak und Syrien der Türkei sehr gefährlich werden können. Im eigenen Land. Ankara überschlägt sich auch nicht mit Hilfe für die Kurden. Das wird sehr viel Fingerspitzengefühl erfordern. Unter Erdogan ist eine Verbesserung mit Kairo und Damaskus nicht zu erwarten. Bagdad und Teheran bleibt abzuwarten. Riad ist schwierig wegen Kairo. Und Teheran wegen Syrien und Irak.

Die Türkei mußte eine neue Rolle nach dem Ende des Kalten Krieges finden. Dazu kommt, daß ein EU-Beitritt praktisch nicht möglich ist. Theoretisch schon. Somit muß sich die Türkei auch mal in andere Richtungen umsehen. Mit Erdogan geht das primär über die sunnitisch-Islamis(ti)sche Schiene. Damit sind Konflikte mit den Nachbarn unvermeidlich.
Wenn man zuviel weiß, wird es immer schwieriger, einfache Entscheidungen zu treffen.
Wissen stellt eine Barriere dar, die einen daran hindert, etwas in Erfahrung zu bringen.
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Kardux
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Kardux »

Subutai hat geschrieben:Ich möchte es nicht so offen ausdrücken aber die Aktivitäten des IS haben den Irak, Iran, Syrien und die Kurden geschwächt und die Türkei relativ zu diesen Mächten gestärkt. Innerhalb einer Dekade werden schon faktisch große Teile des Iraks und Syriens unter türkischem Einfluss stehen.
Sagen Sie doch gleich das der IS ein Instrument der Tuerkei ist :D
Was ich lustig finde an Ihrer "Argumentation" ist das Sie den Sinn fuer die Realitaet vollkommen verloren haben. Wenn wir irgendwas aus diesem Konflikt verstanden haben, dann wohl das die Kurden die LETZTEN sind die aus diesem Konflikt geschwaecht hervor gehen. Ich finde es schon amuesant wie Sie den Spiess umdrehen wollen. Immerhin geht die PKK gestaerkt aus diesem Konflikt hervor, das sage nicht ich, sondern der Parteivorsitzende der MHP (zweitgroessten tuerkischen Oppositionspartei), Devlet Bahceli. Ich moechte mal nicht von der Rolle der Kurden im Irak sprechen, die stehen kurz vor der Unabhaengigkeit - so viel zur Schwaechung der Kurden...

Alleine das die Kurden als die geheimen Sieger dieses Konflikts hervor gehen ist eine herbe Niederlage fuer die Tuerkei. So nehme ich einfach die kurdophobe Einstellung der tuerkischen Gesellschaft auf...

Inwieweit der Iran hier geschwaecht hervor geht wuerde mich auch interessieren...

Fuer mich ist der Iran einer der grossen Gewinner in diesem Konflikt...aber man kann mich auch gerne eines Besseren belehren. Die Tuerkei sehe ich als den grossen Verlierer...
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Kardux
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Kardux »

A. von Dahlenberg hat geschrieben:Was hat Iran denn gewonnen? Können Sie da einige Punkte aufzählen?
Der Iran hat großen Einfluß in der Region gewonnen. Sie bewegen sich fast frei von Teheran, Baghdad, über Damaskus bis in den Libanon. Ich denke zwar nicht das die USA im Iran einen zukünftigen Partner sehen, und ich denke das der Iran über kurz oder lang mit seiner Aussenpolitik auf die Schnauze fallen wird, aber derzeit läuft es für sie nicht so schlecht. Man muss sich einfach nur vorstellen wie der Iraner Qasem Sulaimani von Basra bis in den Norden des Iraks frei agiert und das vor den Augen der USA. Da gibt es wohl einen vorläufigen Konsens zwischen beiden. Wie es aussieht wird Bashar Assad wohl auch nicht abdanken - und das wohl auch nur weil der Iran ihn gestützt hat. Ausser in der Kurdenfrage haben die Iraner fast überall ihren Willen durchgesetzt - wahrscheinlich auch weil sie aussenpolitisch raffinierter agieren wie die Türkei. Als gutes Beispiel dient hier die "quasi- Absetzung" von Maliki. Der Iran wollte zwar "seinen Mann" Maliki halten, aber sah das dies nicht mehr möglich war, dementsprechend pragmatisch agierten sie und einigten sich wohl mit den USA auf Abadi. Interessant wird es aber bei der Personalie Hadi Amiri (der Chef der Badr- Brigaden), da gab es Spannungen zwischen dem Iran und den USA. Die USA verhinderten das Amiri Verteidigungsminister des Iraks wurde - nur wird sich zeigen wo er am Ende landen wird...

Was jedoch hat die Türkei erreicht ?
Das Image der Türkei ist beschädigt. In diversen Sozialnetzwerken kursieren immer mehr Fotos und Videos welche die Unterstützung der Türkei (und damit meine ich auch die türkische Gesellschaft) beweisen. Darüberhinaus, wird Erdogans "Ex-Freund" Assad nicht das Feld räumen. Die von der Türkei- gepuschte FSA wurde massiv geschwächt, weil die Türkei gleichzeitig extremistische Islamisten unter den "Widerstandskämpfern" bevorzugte. Die moderaten sunnitischen Syrier sind geschwächt, die Türkei muss sie wieder aufbauen. Die PKK und sein Ableger, die YPG, haben sich in der Welt einen Namen geschaffen, das Image der Terroristen hat sich ein wenig verändert. Viele Menschen weltweit sympathisieren nun mit den Kurden (aus allen Teilen). Abgesehen davon ist die türkische Aussenpolitik in Nordafrika auch nicht so erfolgreich verlaufen wie man es sich vorgestellt hat, speziell in Lybien und in Ägypten.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Wasteland »

Subutai » Mo 3. Nov 2014, 22:15 hat geschrieben: Einfluss bedeutet nicht, dass man einen Beliebtheitswettbewerb gewinnt, sondern dass man fähig ist seinen Willen den anderen aufzuzwingen.
Das bedeutet dann wohl das die USA sehr grossen Einfluss auf die Türkei hat und sie zu einem Kurswechsel gegen ihren Willen zwingen konnte?
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Subutai
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Subutai »

Kardux » Di 4. Nov 2014, 12:51 hat geschrieben:
Sagen Sie doch gleich das der IS ein Instrument der Tuerkei ist :D
Was ich lustig finde an Ihrer "Argumentation" ist das Sie den Sinn fuer die Realitaet vollkommen verloren haben. Wenn wir irgendwas aus diesem Konflikt verstanden haben, dann wohl das die Kurden die LETZTEN sind die aus diesem Konflikt geschwaecht hervor gehen. Ich finde es schon amuesant wie Sie den Spiess umdrehen wollen. Immerhin geht die PKK gestaerkt aus diesem Konflikt hervor, das sage nicht ich, sondern der Parteivorsitzende der MHP (zweitgroessten tuerkischen Oppositionspartei), Devlet Bahceli. Ich moechte mal nicht von der Rolle der Kurden im Irak sprechen, die stehen kurz vor der Unabhaengigkeit - so viel zur Schwaechung der Kurden...

Alleine das die Kurden als die geheimen Sieger dieses Konflikts hervor gehen ist eine herbe Niederlage fuer die Tuerkei. So nehme ich einfach die kurdophobe Einstellung der tuerkischen Gesellschaft auf...

Inwieweit der Iran hier geschwaecht hervor geht wuerde mich auch interessieren...

Fuer mich ist der Iran einer der grossen Gewinner in diesem Konflikt...aber man kann mich auch gerne eines Besseren belehren. Die Tuerkei sehe ich als den grossen Verlierer...
Der Iran hatte sehr großen Einfluss über den Irak und Syrien, er verliert weil die Schiiten die Herrschaft über den gesamten Irak verloren haben und Assad auch nur noch über einen Bruchteil von Syrien herrscht. Syrien wird am Ende des Konflikts gänzlich von Sunniten beherrscht werden, dafür werden wir schon sorgen. Der Irak ist schon drei-geteilt und der Iran wird nur einen Einfluss über den Schiitischen Bereich haben. Die Kurden sind geschwächt, weil sie erstens militärisch durch die ISIS bloßgestellt wurden und zweitens weil sie Gebiete in Syrien verloren haben und vermutlich noch mehr verlieren werden, vielleicht sogar alle gebiete in Syrien.

Falls es zu einem Kurdistan in Nordirak kommen sollte, wird es nicht in der Lage sein selbstständig zu existieren. Man hat gesehen, dass die Araber hier in Form der ISIS die Kurden ohne äußere Unterstützung leicht zerlegen können, sobald sie sich einigermaßen konsolidiert haben. Deshalb werden die Kurden in Nordirak ein Protektorat von irgendjemandem werden, die beste Option für sie wäre eine amerikanische, aber die wollen sich aus dem Nahen Osten mittel bis langfristig zurückziehen, die zweitbesste wäre ein Türkisches Protektorat.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Subutai »

Wasteland » Di 4. Nov 2014, 18:09 hat geschrieben:
Das bedeutet dann wohl das die USA sehr grossen Einfluss auf die Türkei hat und sie zu einem Kurswechsel gegen ihren Willen zwingen konnte?
Richtig erkannt, ohne die USA wäre der Assad schon längst gestürzt.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von frems »

Subutai » Di 4. Nov 2014, 19:14 hat geschrieben: Richtig erkannt, ohne die USA wäre der Assad schon längst gestürzt.
Da hat Obama dem Putin aber ganz schön 'n Strich durch die Rechnung gemacht, nachdem Putin mit seinen Verbündeten kurz vor einem Einmarsch war, aber Obama (wie eigentlich?) es noch verhindert hat, oder?
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Subutai »

A. von Dahlenberg » Di 4. Nov 2014, 22:50 hat geschrieben:
Sie reden immer nur darüber, was in Zukunft sein wird und nicht darüber, dass Erdogan bis heute nichts erreicht hat, Ok, die Türkei hat grosse Erfolge erzielt, indem Millionen Syrer in die Türkei umgezogen sind. War das der Wunsch der Türken, so viele leere Bäuche zu füllen? Ein politischer Erfolg sieht anders aus.
Die Entmachtung des Militärs und der alten Elite, die Vertreibnung der Gülenisten, die Verdreifachung des türksichen Sozialproduktes, und die Erweiterung der Eigenproduktion von Militärgütern, die die Abhängigkeit der Türkei gegenüb. der USA verringert hat und in zukunft noch weiter verringern wird.
Auch die Anbindung des Nordiraks war ein großer Erfolg und wird die Türkei im Energiebereich unabhängiger machen. Das alles hat die AKP herbeigeführt, der türkischen Opposition traue ich dagegen nichts zu, die würden -nach deren Kritik zu beurteilen- eigentlich absolut nichts machen.
Zuletzt geändert von Subutai am Di 4. Nov 2014, 23:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Wasteland »

Subutai » Mi 5. Nov 2014, 00:03 hat geschrieben: Die Entmachtung des Militärs und der alten Elite, die Vertreibnung der Gülenisten, die Verdreifachung des türksichen Sozialproduktes, und die Erweiterung der Eigenproduktion von Militärgütern, die die Abhängigkeit der Türkei gegenüb. der USA verringert hat und in zukunft noch weiter verringern wird.
Auch die Anbindung des Nordiraks war ein großer Erfolg und wird die Türkei im Energiebereich unabhängiger machen. Das alles hat die AKP herbeigeführt, der türkischen Opposition traue ich dagegen nichts zu, die würden -nach deren Kritik zu beurteilen- eigentlich absolut nichts machen.
Aber trotzdem war Erdogans Syrien-Strategie eine Bauchlandung oder siehst du das anders? Erdogan ist ziemlich schnell an seine Grenzen gestossen bei dem Versuch die Türkei zur Grossmacht aufzubauen.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Kardux »

Subutai hat geschrieben:Der Iran hatte sehr großen Einfluss über den Irak und Syrien, er verliert weil die Schiiten die Herrschaft über den gesamten Irak verloren haben und Assad auch nur noch über einen Bruchteil von Syrien herrscht. Syrien wird am Ende des Konflikts gänzlich von Sunniten beherrscht werden, dafür werden wir schon sorgen. Der Irak ist schon drei-geteilt und der Iran wird nur einen Einfluss über den Schiitischen Bereich haben. Die Kurden sind geschwächt, weil sie erstens militärisch durch die ISIS bloßgestellt wurden und zweitens weil sie Gebiete in Syrien verloren haben und vermutlich noch mehr verlieren werden, vielleicht sogar alle gebiete in Syrien.
Das Assad weite Gebiete in Syrien verloren hat ist nicht zu leugnen, trotzdem wurde er nicht entmachtet ! Das Ziel der tuerkischen Syrienpolitik war der Sturz von Bashar Assad um einen sunnitischen Marionettenstaat zu installieren. Von grosser Bedeutung ist an erster Stelle die Westkueste Syriens und der Sueden um dadurch dann Einfluss auf die gesamte Levante zu haben. Die weiten Gebiete die jetzt in der Hand der sunnitischen Araber sind, sind zumeist nur Wuestengebiete, wobei man aber auch sagen muss das ISIS 12 von 16 Oelquellen in Syrien besitzt und die paar Staedte am Euphrates auch nicht unwichtig sind (u.a. Raqqa). Nichtsdestotrotz konnte sich Assad (leider) halten, und das ist eine grosse Niederlage fuer Erdogan, ob sie nun wollen oder nicht.

Ob Syrien am Ende gaenzlich von Sunniten beherrscht werden wird liegt bestimmt nicht in der Hand der Tuerkei. Russland wird niemals das alawitische Kerngebiet an der Westkueste den Tuerken ueberlassen - und das hat Erdogan wohl verstanden...
Ob auch wirklich Israel damit einverstanden ist das sich die AKP- Tuerkei im Sueden Syriens ausbreitet - das wage ich ebenfalls zu bezweifeln.

Der Einfluss des Irans ist noch mehr gestiegen als vor dem Konflikt, die irakischen Schiiten haetten ohne den Iran schon Baghdad verloren, von Assad brauch ich wohl gar nicht anfangen. Wenn Damaskus und Baghdad vor 2011 unter starken Einfluss Tehrans standen so sind sie heute noch mehr auf die "Befehle" Tehrans angewiesen. Das der Irak drei geteilt wird ist schon richtig, aber das Gebiet das die Schiiten derzeit fuer sich beanspruchen ist enorm !! Nicht erst seit heute werden Sunniten (sowohl kurdische als auch arabische) systematisch aus Baghdad vertrieben. Baghdad wird in einigen Jahren eine schiitisch- gepraegte Stadt sein. Die Demographie Baghdads wurde auf den Kopf gestellt ! Abgesehen davon liegen die groessten Oelfelder des "Iraks" in Basra...
Der einzige Nachteil ist derzeit nur das die Provinz Anbar die an Syrien angrenzt groesstenteils vom IS kontrolliert wird. Aber auch hier wird sich die schiitisch- irakische Armee wohl einen Korridor freikaempfen um eine Verbindung zu Assad zu haben.

Abgesehen davon hat der Iran auch grossen Einfluss in Suedkurdistan, zumindest im PUK- Einflussgebiet.

Die Kurden wurden militaerisch gewiss blossgestellt - da gibt es keine zwei Meinungen, aber das heisst nicht das sie am Ende dadurch geschwaecht hervor gingen. Ich erinnere da nur an Kuwait 1991...
Das die Kurden in Syrien alle ihre Gebiete verlieren werden, das ist mehr als nur unrealistisch ! Alleine die Entsendung der Peshmerga spricht hier eine andere Sprache. Die Kurden in Syrien werden ihr Kanton in Kobane zurueck gewinnen, und das vor den Augen der Tuerkei, weil die USA es so will. Wie sonst konnten 150 Peshmerga durch die Tuerkei marschieren um die YPG in Kobane zu entlasten. Die Zahl der Peshmerga hoert sich zwar marginal an, aber die Bedeutung hinter diesem Einsatz ist einmalig in der kurdischen Geschichte. Und das hat auch die tuerkische Opposition erkannt :D
Subutai hat geschrieben:Falls es zu einem Kurdistan in Nordirak kommen sollte, wird es nicht in der Lage sein selbstständig zu existieren. Man hat gesehen, dass die Araber hier in Form der ISIS die Kurden ohne äußere Unterstützung leicht zerlegen können, sobald sie sich einigermaßen konsolidiert haben. Deshalb werden die Kurden in Nordirak ein Protektorat von irgendjemandem werden, die beste Option für sie wäre eine amerikanische, aber die wollen sich aus dem Nahen Osten mittel bis langfristig zurückziehen, die zweitbesste wäre ein Türkisches Protektorat.
Kurdistan ist landlocked, wir werden immer von jemandem abhaengig sein, das steht ausser Frage. Aber merken Sie denn nicht wie Sie sich widersprechen ? Sie sprechen von einer Schwaechung der Kurden aber im gleichen Atemzug erwaehnen Sie die Moeglichkeit das es zu einem Kurdistan kommt :D

Falls es im Nordirak zu einem Kurdistan kommt, dann kann es von mir aus tuerkisches Protektorat werden, glauben Sie aber das danach die Kurdenfrage in der Tuerkei unter den Teppich gekehrt werden kann ? Wohl kaum...
Das die Kurden ein Protektorat von irgendjemanden werden sehe ich aus heutiger Sicht nicht als "Schwaechung" der Kurden...
Wir Kurden wollen an erster Stelle unsere Identitaet gewahrt sehen, und das wird mit der Errichtung Kurdistans (auch wenn amerikanisches Protektorat) gewaehrleistet. Wir Kurden haben kleine Ansprueche, wir haben nicht den Anspruch die Welt zu regieren wie so mancher Neo- Osmane...
Die Tatsache das in Suedkurdistan amerikanische Basen gebaut werden ist nicht gerade ein schlechtes Signal fuer die Kurden.

Ich sehe absolut keine Schwaechung der Kurden. Die Tatsache das die Kurden im Irak obwohl sie nur eine autonome Region sind von Staaten wie Frankreich, UK, USA, Deutschland, und und militaerisch ausgebildet und ausgeruestet werden ist einmalig in unserer Geschichte. Die ganze Welt solidarisiert sich derzeit mit den Kurden, ja mit den Peshmerga ! Wann hat sich jemand mit Mehmetciks solidarisiert ?? Ja, waehrend dem Koreakrieg - das ist aber jetzt 60 Jahre her.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Kardux »

Wasteland hat geschrieben:Aber trotzdem war Erdogans Syrien-Strategie eine Bauchlandung oder siehst du das anders? Erdogan ist ziemlich schnell an seine Grenzen gestossen bei dem Versuch die Türkei zur Grossmacht aufzubauen.
Sie haben es kurz und knapp erklaert ! Ich verstehe nicht wie einige Menschen glauben das die Tuerkei aus diesem Konflikt gestaerkt hervor geht. Ich moechte es aber verstehen. Nur erhalte ich hierfuer keine Argument...
Was ich erkennen kann, sind einfach nur die vielen Grenzen an die Erdogan gestossen ist, wie Sie es so treffend beschrieben haben.
A. von Dahlenberg hat geschrieben:Einen Vorteil für Iran kann ich durch die Erfolge des ISIS nicht erkennen, aber viele Nachteile, u. a führt der Landweg vom Iran über Irak nach Damaskus durch ISIS-Gebiete, das ist nicht unbedingt ein Vorteil für den Iran, der Assad in Damaskus und Hizbollah im Libanon mit allen möglichen Sachen beliefert.
Da haben Sie schon Recht. Aber viele sunnitische Staemme in Anbar (Albu Nimr u.a.) kaempfen schon heute wieder an der Seite der irakischen Armee (=Schiiten). Die Schiiten werden sich ueber kurz oder lang einen Korridor frei kaempfen.
A. von Dahlenberg hat geschrieben:Welches Image der Türkei? Das Land war lange Jahre eine Militärdiktatur, bis es inzwischen unter Erdogan sukzessive in eine islamistische Diktatur übergegangen ist. An ein positives Image der Türkei kann ich mich nicht erinnern.
:D

Ich kann mich auch an kein positives Image der Tuerkei erinnern. Davon sprach ich aber auch nicht. Die kemalistische Tuerkei (bzw. die Militaerdiktatur) hatte jedoch trotz ihrer Zypernpolitik, Kurdenpolitik und der Leugnung des Armeniergenozids kein wirklich schlechtes Image, da sie als Bollwerk gegen den Islamismus und Kommunismus galten. Der Westen sah ueber Alles hinweg...
Aber das die Tuerkei heute den extremistischen Islamismus hofiert das war doch ein Schritt zu viel.
A. von Dahlenberg hat geschrieben:Das glaube ich nicht. Terrorismus hat nämlich immer ein schlechtes Image. Die politischen Ziele der PKK sind meines Erachtens richtig, ich respektiere das Anliegen der PKK, aber nicht ihre Methoden.
Meine Meinung diesbezueglich ist ident mit Ihrer. Das politische Anliegen der PKK ist legitim aber die Methoden nicht. Man muss sich aber auch hier die Frage stellen von welchen Methoden noch die Rede ist. Die PKK hat sich veraendert, so viel steht fest - nicht grundlegend, aber ich kann mich an keine Terroraktion der PKK in den letzten Jahren erinnern. Man darf mich aber auch hier gerne belehren. Natuerlich hat Terrorismus immer ein schlechtes Image, aber wie terroristisch ist die PKK im Jahr 2014 noch ?

Sie werden mir wohl Recht geben wenn ich sage das sich Massenbewegungen im Laufe der Zeit veraendern und sich ihr Standing auch verbessert. War die PLO nicht auch eine Terrororganisation ? Und heute ?

Was ich aber mitbekomme ist, das sich viele Menschen im Westen und ueberall auf der Welt (der nichtmuslimischen Welt) mit der YPG solidarisieren. Auch deshalb weil die PKK mit ihrer frauenfreundlichen Politik ein Zeichen gegen die frauenverachtenden Islamisten setzt.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Subutai »

Wasteland » Di 4. Nov 2014, 23:35 hat geschrieben:
Aber trotzdem war Erdogans Syrien-Strategie eine Bauchlandung oder siehst du das anders? Erdogan ist ziemlich schnell an seine Grenzen gestossen bei dem Versuch die Türkei zur Grossmacht aufzubauen.
WAs genau hätte Erdogan in Syrien anders machen können, dass jetzt die Türkei besser dastehen lassen würde? Ich bin schon sehr gespannt auf die Antowort.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von palulu »

Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Man müsste die Frage in einer kurzfristigen und langfristigen Perspektive beantworten; man müsste nicht nur Parallelen zwischen jetzt und vor 5 Jahren ziehen, sondern auch die 90er Jahre, also die Zeit vor Erdogan, betrachten; man müsste die Differenzen, aber eben auch die "stille"/informelle Zusammenarbeit berücksichtigen und man müsste untersuchen, welche langfristigen Ziele der türkischen Außenpolitik eigentlich nun irreparabel beschädigt sind.

Die Beschreibungen und Abgesänge auf die türkische Außenpolitik beschränken sich meist auf die letzten 2 Jahre. Das ist zu wenig. Was viele auch zudem kaum in ihren Rechnungen berücksichtigen, ist der zur Leitlinie erhobene Pragmatismus der türkischen Außenpolitik. Sie ist gar nicht so starr wie die meisten annehmen.

Z.B.:

Thema Kurdistan:

• Zu den Kurden im Nordirak verbindet eine exzellente Partnerschaft; die syrischen Kurden überlässt man ihrem Schicksal.

Thema Ägypten Sisi/Muslimbrüder:

• Kemalisten, Kurden, Nationalisten und Muslime verurteilten offiziell einhellig den Putsch. Die eigene Geschichte der Türkei - die Historie der AKP selber - zeigt, dass Militärregierungen irgendwann fallen werden; egal, wie stark sie auch im Sattel sitzen mögen. Tatsächlich ist die türkische Regierung hier eine Wette eingegangen. Auf der Straße ist sie sehr beliebt.

Thema Iran:

• So unterschiedlich beide Staaten in ihren Zielvorstellungen bezgl. der Neuordnung im Nahen Osten sind, so schnell können sie sich wieder einig werden. Sobald die nordirakische Kurdenregierung ernsthaft gegen die Interessen den Türkei vorgeht, wird man sich wieder an Teheran wenden und gemeinsam dagegen vorgehen, denn schlußendlich hat der Iran aus heutiger Perspektive keinerlei Interesse an einem Kurdenstaat.

Thema Israel:

• Israel = Terrorstaat -- meint Erdogan. Die Realität: Während israelische Kampfjets Ziele im Gazastreifen bombardiert haben, hat Israel über 1500 Tonnen Treibstoff für eben diese Jets aus der Türkei bezogen. Tja.
-> http://www.todayszaman.com/anasayfa_tur ... 58014.html

Das sind nur paar Beispiele, die das Problem der Einschätzung der türkischen Außenpolitik gut darlegen. Man fährt immer zweigleisig und wird trotz punktueller Rückschläge solange auf dem einen Gleis weiterfahren, bis ersichtlich wird, dass man wechseln muss. So verzwickt die Lage auch sein mag, eine Hintertür lässt man sich offen. Daher kann ich diese Frage erst in ein paar Jahren rückwirkend beantworten.
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Kardux
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Kardux »

@Palulu

Mag sein das die türkische Aussenpolitik pragmatisch ist, aber welche Aussenpolitik ist das nicht ??
Sie schreiben einen ellenlangen Beitrag über die Aussenpolitik der Türkei und erwähnen nicht ein einziges mal Syrien, ISIS, Bashar Assad... :D

Dafür aber schön ausgewichen:
palulu hat geschrieben:Die Beschreibungen und Abgesänge auf die türkische Außenpolitik beschränken sich meist auf die letzten 2 Jahre.
Der Unterschied zwischen der pre- Erdogan- Türkei und der Erdogan- Türkei ist die Haltung der Türkei innerhalb der arabischen Welt. Vor Erdogan hat sich die Türkei so gut wie möglich aus allen Konflikten heraus gehalten. Erdogan wolte und will die Türkei aber zum "Regional- player" machen, er hat sich im arabischen Frühling eingemischt und ist Stand heute auf die Schnauze gefallen. Er wollte Bashar Assad stürzen und auch das hat nicht geklappt. Keine türkische Regierung vor ihm hat aussenpolitisch so viele Fehler gemacht. Meine Intention ist es nun nicht Erdogan kategorisch schlecht zu reden, weil er die Türkei gewiss voran getrieben hat und deutlich besser regiert als seine kemalistischen Vorgänger. In diesem Thread geht es jedoch darum ob sich die Türkei isoliert. Es geht um die türkische Aussenpolitik, es geht um den Neo- Osmanismus der AKP. Es geht um die vielen Niederlagen und Eingeständnisse welche die Türkei tätigen musste.

Die Türkei und die Kurden im Irak verbindet keine exzellente Partnerschaft ! Es ist eine Zweckpartnerschaft, man profitiert von einander. Die Türken sind auch gar nicht mehr in der Lage die kurdische Frage zu bremsen, ergo muss man sich irgendwie mit den Kurden arrangieren - ja das ist Pragmatismus. Dazu gehören aber auch Kompromisse, u.a. das kurdische Peshmerga durch türkische Städte ziehen und gefeiert werden. In solch eine Lage wurde die Türkei manövriert. Als ISIS- Unterstützer werden sie bis in alle Ewigkeit in die Geschichtsbücher gehen.

Die Türkei versucht schon heute wieder die Kurden im Irak zu schwächen und knüpft wieder Verbindungen zu schiitischen Politikern (Jafari) im Irak. Die Frage ist nur ob der Westen die Kurden diesmal im Stich lässt oder nicht. Wenn er es nicht tut, dann sollte sich die Türkei sehr warm anziehen...
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BattalGazi
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von BattalGazi »

Die Frage ist nur ob der Westen die Kurden diesmal im Stich lässt oder nicht. Wenn er es nicht tut, dann sollte sich die Türkei sehr warm anziehen...
Die selben Kurden die die halbe Welt um Unterstützung und Waffen angebettelt hat, weil sie gegen eine Hand voll Terroristen nicht ankommt- vor denen soll sich die Türkei warm anziehen?

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nichtkorrekt
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von nichtkorrekt »

Ich schätze die Türkei steht zwischen allen Stühlen, Türken sind weder Araber noch Perser. Araber dürften nicht gut auf die Türkei zu sprechen sein, weil sie lange durch das osmaniche Reich unterdrückt wurden und die Türkei Teil der NATO ist, Perser (Iraner) dürften nicht gut auf die Türkei zu sprechen sein weil sie mehrheitlich sunnitisch ist, bzw. von einem radikal-sunnitischen Führer regiert wird und Teil der NATO ist. Vom Verhältnis Türken/Kurden ganz zu schweigen. Lange Rede kurzer Sinn, eigentlich mag niemand die Türken.
Zuletzt geändert von nichtkorrekt am Mi 26. Nov 2014, 21:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von BattalGazi »

nichtkorrekt » Mi 26. Nov 2014, 21:51 hat geschrieben:Ich schätze die Türkei steht zwischen allen Stühlen, Türken sind weder Araber noch Perser. Araber dürften nicht gut auf die Türkei zu sprechen sein, weil sie lange durch das osmaniche Reich unterdrückt wurden und die Türkei Teil der NATO ist, Perser (Iraner) dürften nicht gut auf die Türkei zu sprechen sein weil sie mehrheitlich sunnitisch ist, bzw. von einem radikal-sunnitischen Führer regiert wird und Teil der NATO ist. Vom Verhältnis Türken/Kurden ganz zu schweigen. Lange Rede kurzer Sinn, eigentlich mag niemand die Türken.
Wer keine Ahnung hat, sollte einfach mal... naja

Welche Araber mögen nicht die Türkei? Komischer Weise jene Diktatoren, die von westlichen Regimes unterstützt werden. Dazu zählt Ägypten mittlerweile auch, seit dem ein brutaler General den ersten und einzigen demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens mit Gewalt gestürzt, seine Anhänger Wochenlang abschlachten ließ ohne jegliche Kritik aus dem Westen oder gar Sanktionen. Erinnert ein wenig an die Zeit nach dem Schah und vor den Mullahs im Iran...

Im übrigen würden 50 Prozent aller Araber von heute auf Morgen Erdogan zu ihrem Staatsoberhaupt wählen, das nur mal am Rande erwähnt...
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Diskutator »

BattalGazi hat geschrieben:
Wer keine Ahnung hat, sollte einfach mal... naja

Welche Araber mögen nicht die Türkei? Komischer Weise jene Diktatoren, die von westlichen Regimes unterstützt werden. Dazu zählt Ägypten mittlerweile auch, seit dem ein brutaler General den ersten und einzigen demokratisch gewählten Präsidenten Ägyptens mit Gewalt gestürzt, seine Anhänger Wochenlang abschlachten ließ ohne jegliche Kritik aus dem Westen oder gar Sanktionen. Erinnert ein wenig an die Zeit nach dem Schah und vor den Mullahs im Iran...

Im übrigen würden 50 Prozent aller Araber von heute auf Morgen Erdogan zu ihrem Staatsoberhaupt wählen, das nur mal am Rande erwähnt...

Ja, der erste demokratisch gewählte Präsident, der nichts anderes getan hat als gleich mal das Fundament für einen Gottesstaat zu etablieren, fünfzig Jahre hat die Moslem-Bruderschaft darauf gewartet für die Menschen in Ägypten zu sprechen und kaum zahlt sich ihre Geduld aus, zeigen sie und ihr Präsendt ihr wahres Gesicht. Eigenartig das ein großteil des Volkes sofort verstanden hat das ein Gottes-Staat dieser Bauart noch schlimmer als die Militärdiktatur sein würde...einmal im Kreis gelaufen würde ich sagen.

Das die Araber und der ganze Rest aller Gruppierung, die ihre Religion definitiv zu ernst nehmen, sich hinter einem Schreihals wie Erdogan versammeln verwundert nicht, schließlich tut er gut so als wäre er DER neue starke Mann, mit seinen markigen Spüchen, seinem ständigen, plumpen gepolter in Richtung Europa. Aber wenn es drauf ankommt und er die anderen Staatschefs lange genug genervt hat, wird er vor ihnen Kuschen müssen, denn ohne Rückendeckung ist auch Erdogan nur ein alter Sack der nicht mehr weiß wie man das Loch am vorderen Endes Kopfes schließt.
Dies ist eine Signatur, sie soll Untstreichen wie der Benutzer tickt.
Erwarten Sie also keine Biografie im Kurzformat, schließlich bin ich nur eine Signatur und kein gesammeltes Werk über zwei Dekaden.
Nun lesen Sie schon endlich weiter, hier gibt es soviel interessantere Sachen...
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Kardux »

BattalGazi hat geschrieben:Die selben Kurden die die halbe Welt um Unterstützung und Waffen angebettelt hat, weil sie gegen eine Hand voll Terroristen nicht ankommt- vor denen soll sich die Türkei warm anziehen?

Ach herrlich, selten so gelacht...
Ich musste auch lachen als kurdische Kämpfer über "türkisches" Hoheitsgebiet nach Kobane gefahren sind. Die Strassenzüge wo kurdische Flaggen von Silopi bis Urfa gehisst wurden sind mir noch in Erinnerung. Das alles wurde der Türkei aufgezwungen! Wenn ich schreibe das sich die Türkei warm anziehen soll meine ich an erster Stelle die Kurden in der Türkei. Die Türkei hatte vor einiger Zeit ja einen kleinen Vorgeschmack bekommen zu was die Kurden innerhalb der Türkei fähig sind, wenn sie bis aufs Äusserste gereizt werden.

Abgesehen davon ist ISIS keine Handvoll Terroristen. Unter ihren Reihen sind kampferprobte Jihadisten aus Tschetschenien, Indonesien, Pakistan, etc. und darüberhinaus wurde ISIS speziell im Irak von ehemaligen Offizieren der republikanischen Garde von Saddam Hussein unterstützt. Diese Offiziere haben ebenfalls Kampferfahrung (siehe Iran- Irak- Krieg). Und wollen wir nicht vergessen das ISIS von einigen Staaten unterstützt wird, u.a. von einem Nato- Mitglied, Sie wissen schon...
Ich glaube es wurmt Türken Ihres Schlages noch immer das die Kurden im Irak nicht im Stich gelassen wurden. Natürlich wird gebettelt. Was sonst ? Die Türkei, welche Mitglied der G-20 ist hat wohl nie um Waffen gebettelt ? Erinnern Sie sich noch an die Drohnen- Geschichte ? Da wurde auch viel gebettelt - ohne Erfolg (auch wenn die Türkei am Ende Drohnen selber gebaut hat, sind diese qualitativ nicht mit den amerikanischen oder israelischen zu vergleichen). Was wollen Sie mit Ihrer Rhetorik bezwecken ? Die Kurden haben derzeit nur eine autonome Region, abgesehen davon haben wir viel kleinere Ansprüche als die Türkei oder der Iran.
BattalGazi hat geschrieben:Im übrigen würden 50 Prozent aller Araber von heute auf Morgen Erdogan zu ihrem Staatsoberhaupt wählen, das nur mal am Rande erwähnt...
Die Hamas stellen nicht 50 Prozent aller Araber...und nicht einmal die würden Erdogan als ihr Staatsoberhaupt wählen.

Aber hauptsache schreiben:
BattalGazi hat geschrieben:Wer keine Ahnung hat, sollte einfach mal... naja
Wer keine Ahnung hat, sind wohl eher Sie ! Lesen Sie erst osmanische Geschichte, bevor Sie anderen Usern etwas abschreiben wollen. Die arabischen Aufstände gegen die Türken sind ein Faktum ! Kein Araber hat die türkische Unterdrückung vergessen. Das man derzeit türkische Hilfe annimmt ist nur Pragmatismus. Kein Araber möchte wieder ein Knecht der Türken sein. Die Türkei versucht verzweifelt eine Leaderposition einzunehmen. Erst wollte man die zentralasiatischen Turkstaaten dominieren und nachdem dieses Projekt (Turan) schief ging versuchte man sich wieder bei den Arabern und Kurden - ohne Erfolg...

Die Türkei will einfach nicht kapieren das es global gesehen viel stärkere "player" gibt. Sogar den Iran sehe ich über der Türkei. Wenn die Türkei solch ein Embargo wie der Iran aufgedrückt bekommt würde die Türkei wohl in wenigen Monaten in sich zusammenfallen...
nichtkorrekt hat geschrieben:Lange Rede kurzer Sinn, eigentlich mag niemand die Türken.
Kurz und knapp :D
Ich würde das eigentlich sogar streichen. Ich würde nicht behaupten das die Türken kein Potential hätten, aber solange dieser großkotzige Nationalismus in der Gesellschaft existiert, und solange die Türken sich nach Großmachtsansprüchen sehnen werden sie regional wenig Sympathien bekommen. Die Türken haben eine schwarze Geschichte und wollen dies bis heute nicht aufarbeiten.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Demolit »

Kurz und knapp :D
Ich würde das eigentlich sogar streichen. Ich würde nicht behaupten das die Türken kein Potential hätten, aber solange dieser großkotzige Nationalismus in der Gesellschaft existiert, und solange die Türken sich nach Großmachtsansprüchen sehnen werden sie regional wenig Sympathien bekommen. Die Türken haben eine schwarze Geschichte und wollen dies bis heute nicht aufarbeiten.
kurz und bündig und richtig. Die Türkentümler, die hier in D durch die Gegend latschen können wir auch nicht brauchen...die intergrieren wir nie..und das ist gut so.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von BattalGazi »

Diskutator » Do 27. Nov 2014, 11:40 hat geschrieben:

Ja, der erste demokratisch gewählte Präsident, der nichts anderes getan hat als gleich mal das Fundament für einen Gottesstaat zu etablieren, fünfzig Jahre hat die Moslem-Bruderschaft darauf gewartet für die Menschen in Ägypten zu sprechen und kaum zahlt sich ihre Geduld aus, zeigen sie und ihr Präsendt ihr wahres Gesicht. Eigenartig das ein großteil des Volkes sofort verstanden hat das ein Gottes-Staat dieser Bauart noch schlimmer als die Militärdiktatur sein würde...einmal im Kreis gelaufen würde ich sagen.

Das die Araber und der ganze Rest aller Gruppierung, die ihre Religion definitiv zu ernst nehmen, sich hinter einem Schreihals wie Erdogan versammeln verwundert nicht, schließlich tut er gut so als wäre er DER neue starke Mann, mit seinen markigen Spüchen, seinem ständigen, plumpen gepolter in Richtung Europa. Aber wenn es drauf ankommt und er die anderen Staatschefs lange genug genervt hat, wird er vor ihnen Kuschen müssen, denn ohne Rückendeckung ist auch Erdogan nur ein alter Sack der nicht mehr weiß wie man das Loch am vorderen Endes Kopfes schließt.
Es ist sehr interessant, wie Sie einen derart blutigen Putsch schönreden können. Ich glaube daran, dass ein Volk selber entscheiden können muss in welch einer Art von Staat es leben möchte. Mursi und seine Regierung hat nichts getan, was die Massaker, unter anderem Schüsse auf betende Menschen rechtfertigen oder entschuldigen könnte. Sisi und seine Bande haben sich nicht viel anders aufgeführt als das ISIS Pack in Irak/Syrien.

Die Araber und und andere Gruppierungen stellen sich nicht hinter Erdogan weil er ein Schreihals wäre (was er definitiv nicht ist), sondern weil er Brücken geschlagen hat, die Türken mit den Arabern versöhnt hat. Seinem Versuch den nahen Osten in eine Nah-Ost-Union zu führen ist im ersten Anlauf gescheitert, aber dies sind die Dinge die den Menschen Mut machen und auf echten Frieden und Zusammenhalt hoffen lassen.

Warten wir ab, wann der nächste Versuch kommt.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von BattalGazi »

Ich musste auch lachen als kurdische Kämpfer über "türkisches" Hoheitsgebiet nach Kobane gefahren sind. Die Strassenzüge wo kurdische Flaggen von Silopi bis Urfa gehisst wurden sind mir noch in Erinnerung. Das alles wurde der Türkei aufgezwungen! Wenn ich schreibe das sich die Türkei warm anziehen soll meine ich an erster Stelle die Kurden in der Türkei. Die Türkei hatte vor einiger Zeit ja einen kleinen Vorgeschmack bekommen zu was die Kurden innerhalb der Türkei fähig sind, wenn sie bis aufs Äusserste gereizt werden.
Die Türkei hat mit Kurden keine Probleme, wohl aber mit der PKK. Diese möchten wir nicht unterstützen und werden es auch nie. Das Dreckspack, das unschuldige Menschen angegriffen und ermordet hat kann sich nur darüber freuen, dass der Türkei die Friedensverhandlungen wichtiger sind, als das man eine Eskalation riskieren möchte. Zu was das türkische Militär in der Lage ist dürften Sie wohl auch wissen.
Abgesehen davon ist ISIS keine Handvoll Terroristen. Unter ihren Reihen sind kampferprobte Jihadisten aus Tschetschenien, Indonesien, Pakistan, etc. und darüberhinaus wurde ISIS speziell im Irak von ehemaligen Offizieren der republikanischen Garde von Saddam Hussein unterstützt. Diese Offiziere haben ebenfalls Kampferfahrung (siehe Iran- Irak- Krieg). Und wollen wir nicht vergessen das ISIS von einigen Staaten unterstützt wird, u.a. von einem Nato- Mitglied, Sie wissen schon...
Jetzt musste ich wieder lachen, Sie entschuldigen das Versagen bzw die Unfähigkeit der Kurden ohne Hilfe gegen den ISIS vorzugehen und weiter oben glauben Sie, dass ein kurdischer Angriff gegen die Türkei eine Chance hätte? Es gibt im übrigen keinen einzigen Beweis dafür, dass die Türkei den ISIS unterstützt. Dass der ein oder andere ISIS-Terrorist als FSA-Soldat in der Türkei geschult und trainiert worden ist, ist unschwer vorstellbar. Aber Ihre Behauptung muss man als Lüge betrachten, ganz gleich wenn Sie damit nicht alleine stehen.
Ich glaube es wurmt Türken Ihres Schlages noch immer das die Kurden im Irak nicht im Stich gelassen wurden. Natürlich wird gebettelt. Was sonst ? Die Türkei, welche Mitglied der G-20 ist hat wohl nie um Waffen gebettelt ? Erinnern Sie sich noch an die Drohnen- Geschichte ? Da wurde auch viel gebettelt - ohne Erfolg (auch wenn die Türkei am Ende Drohnen selber gebaut hat, sind diese qualitativ nicht mit den amerikanischen oder israelischen zu vergleichen). Was wollen Sie mit Ihrer Rhetorik bezwecken ? Die Kurden haben derzeit nur eine autonome Region, abgesehen davon haben wir viel kleinere Ansprüche als die Türkei oder der Iran.
Die Türkei hat nicht wie die Kurden um kostenlose Waffen gebettelt, sondern wollte welche kauftén- oder betteln Sie im Supermarkt an der Kasse wenn Sie einkaufen gehen?
Für die Türkei ist es schon immer von Vorteil gewesen, wenn die Politiker diverser Staaten entschieden der Türkei keine Waffen zu verkaufen. Es führte stets dazu, dass die Türkei selber Waffen entwickelte. Die Ergebnisse sind unter anderem Altai, Atak, und diverse andere Eigen bzw co-Produktionen. Im Drohnengeschäft ist die Türkei noch ganz neu, aber schon sehr erfolgreich. Zwei Anka Modelle, welche auch mit Waffen bestückt werden können womit sie von den Daten her mit den Predator-Drohnen vergleichbar wären. Außer der vollautonomen Drohne Bayraktar gibt es noch diverse andere kleinere die man momentan eher als Spielerei betrachten muss. Die nächste Drohne ist schon in Arbeit und halt als Vorbild die RQ-4 Global Hawk. Dennoch ist es unbestreitbar, dass Israel noch immer einen großen Vorsprung vor der Türkei hat und die USA, nun ja, da kommt kein Staat der Welt hinterher... Evtl die Chinesen... Aber auch die Türkei holt schnell auf...

Die Hamas stellen nicht 50 Prozent aller Araber...und nicht einmal die würden Erdogan als ihr Staatsoberhaupt wählen.
Ich schrieb von allen Arabern. Sie kennen wahrscheinlich nicht viele Araber, ich kenne Araber von fast allen arabischen Staaten und die Meinung über Erdogan ist überall die gleiche.

Wer keine Ahnung hat, sind wohl eher Sie ! Lesen Sie erst osmanische Geschichte, bevor Sie anderen Usern etwas abschreiben wollen. Die arabischen Aufstände gegen die Türken sind ein Faktum ! Kein Araber hat die türkische Unterdrückung vergessen. Das man derzeit türkische Hilfe annimmt ist nur Pragmatismus. Kein Araber möchte wieder ein Knecht der Türken sein. Die Türkei versucht verzweifelt eine Leaderposition einzunehmen. Erst wollte man die zentralasiatischen Turkstaaten dominieren und nachdem dieses Projekt (Turan) schief ging versuchte man sich wieder bei den Arabern und Kurden - ohne Erfolg...
Jetzt wagen Sie sich aber in Regionen vor die Sie wohl nur vom Hören Sagen kennen. Zum einen ist der Turan ein Projekt der grauen Wölfe in der Türkei, zum anderen ist der Turan nicht gescheitert, sondern wird stetig weiter strategisch fortgeführt. Selbst ein Turan-Militär-Pakt ist ins Leben gerufen worden. Woher Sie Ihre Informationen beziehen ist mir schleierhaft.

Die Türkei lanciert in der Region kein neues osmanisches Reich an, sondern viel mehr eine Union die stetig nach dem Vorbild der EU zusammenwachsen soll. Als der Grundstein für diese Union gelegt worden ist, brach plötzlich der arabische Frühling aus. Durch den gewaltsamen Putsch in Ägypten in dem Konflikt in Syrien wurde das Projekt um einige Jahre zurückgeworfen. Aber letzten Endes wird die Union kommen, ob mit Erdogan, oder ohne...

Die Türkei will einfach nicht kapieren das es global gesehen viel stärkere "player" gibt. Sogar den Iran sehe ich über der Türkei. Wenn die Türkei solch ein Embargo wie der Iran aufgedrückt bekommt würde die Türkei wohl in wenigen Monaten in sich zusammenfallen...

Ich würde das eigentlich sogar streichen. Ich würde nicht behaupten das die Türken kein Potential hätten, aber solange dieser großkotzige Nationalismus in der Gesellschaft existiert, und solange die Türken sich nach Großmachtsansprüchen sehnen werden sie regional wenig Sympathien bekommen. Die Türken haben eine schwarze Geschichte und wollen dies bis heute nicht aufarbeiten.
Die Türkei hat genügend Freunde in der Region, im Westen, wie auch im Osten. Selbst wenn die Nato eines Tages nicht mehr tragbar sein sollte, winkt im Osten eine andere Union.

Und Sie verkennen die türkische Einstellung, wir wollen gerne in Zusammenarbeit mit internationalen Historikern unsere Geschichte aufarbeiten, nur wollen wir nicht bedingungslos ein nicht juristisches Urteil akzeptieren, welches in mittelalterlicher Manier gefällt worden.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Kardux »

BattalGazi hat geschrieben:Die Türkei hat mit Kurden keine Probleme, wohl aber mit der PKK. Diese möchten wir nicht unterstützen und werden es auch nie. Das Dreckspack, das unschuldige Menschen angegriffen und ermordet hat kann sich nur darüber freuen, dass der Türkei die Friedensverhandlungen wichtiger sind, als das man eine Eskalation riskieren möchte. Zu was das türkische Militär in der Lage ist dürften Sie wohl auch wissen.
Doch mit der Entsendung der 150 Peshmerga wurde die YPG unterstützt. Und ich weiß genau zu was das türkische Militär in der Lage ist. Weshalb wurden denn erst Friedensverhandlungen aufgenommen ? Das war ein Verdienst der PKK. Ohne die PKK gäbe es heute keine kurdische Frage in der Türkei. Die Türkei hat mit Kurden keine Probleme ? Was genau ist bitte die PKK ?
BattalGazi hat geschrieben:Jetzt musste ich wieder lachen, Sie entschuldigen das Versagen bzw die Unfähigkeit der Kurden ohne Hilfe gegen den ISIS vorzugehen und weiter oben glauben Sie, dass ein kurdischer Angriff gegen die Türkei eine Chance hätte? Es gibt im übrigen keinen einzigen Beweis dafür, dass die Türkei den ISIS unterstützt. Dass der ein oder andere ISIS-Terrorist als FSA-Soldat in der Türkei geschult und trainiert worden ist, ist unschwer vorstellbar. Aber Ihre Behauptung muss man als Lüge betrachten, ganz gleich wenn Sie damit nicht alleine stehen.
Seien Sie doch nicht so großkotzig. Muss ich Sie immer an die türkische Geschichte erinnern ? Sie reden hier zurecht vom Versagen der kurdischen Peshmerga, aber das war keine handvoll Terroristen wie Sie es beschreiben. Abgesehen davon könnte man genauso das Versagen der weitaus besser ausgerüsteten irakischen wie auch syrischen Armee erwähnen. Wir Kurden hatten gar nicht die Mittel diese Waffen zu erwerben, weil das alles über Baghdad aus geliefert werden muss. Trotzdem wurden beide Armeen überrollt. Die irakische Armee hat ein Drittel des Iraks verloren. Und Sie reden hier von einer handvoll Terroristen.

Aber ich erinnere Sie gerne an die türkische Geschichte. Wenn wir schon bei einer handvoll Terroristen sind. Die PKK hat zu seiner Zeit nie mehr als 10 000 Kämpfer. Was stand dem gegenüber ? Die zahlenmäßig zweitgrößte (fast 1 000 000 Soldaten, wenn man die Reservisten zählt) Armee innerhalb der Nato. Darüberhinaus agierten auch türkische Jandarmas, die Geheimdienste MIT und JITEM und die kurdischen Korucis gegen die handvoll Terroristen. Wollen wir nicht vergessen das die türkische Armee in seinem Antiterrorkrieg auch von Israel und den USA unterstützt wurde. Wurde die PKK zerschlagen ?

Also ich schrieb niemals das die kurdischen Peshmerga in Südkurdistan der Türkei gefährlich werden könnten, aber die Entwicklung in Südkurdistan hat seine Auswirkungen auf die Kurden in der Türkei. Und deshalb kann sich die Türkei warm anziehen.

Ach und es gibt auch keine Beweise das die Türkei die Jihadisten unterstützt :D Mit der Meinung stehe ich auch nicht alleine da. Es ist aber trotzdem eine Lüge. Weil Sie es so wollen :D
BattalGazi hat geschrieben:Die Türkei hat nicht wie die Kurden um kostenlose Waffen gebettelt, sondern wollte welche kauftén- oder betteln Sie im Supermarkt an der Kasse wenn Sie einkaufen gehen?
Wer sagt das die Kurden um kostenlose Waffen betteln ? Ich glaube Sie haben nicht einmal eine Vorstellung über die Rohstoffvorkommen in Südkurdistan. Wenn alles rund läuft kann man in einem Jahr wohl ungefähr 1 Mio. Barrel Erdöl am Tag produzieren. Abgesehen davon verfügt man noch über sehr große Mengen von Naturgas.

Ob diese Waffen am Ende wirklich kostenlos sein werden ist noch nicht entschieden (vielleicht wird das dann bei der Vergabe zur Produktion von Öl und Gasfeldern berücksichtigt). So oder so hinkt ihr Vergleich. Erstens erhielten wir nur Restbestände, zweitens ist dies nicht nur UNSER Krieg. Wir kämpfen auch für den Westen, das sage nicht ich, sondern westliche Politiker.
BattalGazi hat geschrieben:Ich schrieb von allen Arabern. Sie kennen wahrscheinlich nicht viele Araber, ich kenne Araber von fast allen arabischen Staaten und die Meinung über Erdogan ist überall die gleiche.
:x Ich lebe im Irak...
So viele Araber wie ich kennen lernen durfte haben Sie in Ihrem Leben gewiss nicht getroffen...
Ich habe nicht geschrieben das die Araber eine schlechte Meinung über Erdogan haben, aber das sich die Araber wieder den Türken UNTERORDNEN wollen ist schlichtweg eine Lüge!
BattalGazi hat geschrieben:Jetzt wagen Sie sich aber in Regionen vor die Sie wohl nur vom Hören Sagen kennen. Zum einen ist der Turan ein Projekt der grauen Wölfe in der Türkei, zum anderen ist der Turan nicht gescheitert, sondern wird stetig weiter strategisch fortgeführt. Selbst ein Turan-Militär-Pakt ist ins Leben gerufen worden. Woher Sie Ihre Informationen beziehen ist mir schleierhaft.
In welche Regionen wage ich mich ? Lesen Sie türkische Geschichte und diskutieren Sie dann mit mir. Das Turan- Projekt wurde von den Jungtürken ins Leben gerufen. Die Verbrecher Enver und Talaat Pascha haben das Osmanische Reich u.a. auch wegen ihrer Sympathie zu den Turkvölkern in den 1. WK getrieben und somit die Zerschlagung des Osmanischen Reiches zu verantworten. Der Grund waren u.a. auch die unterdrückten Turkvölker im Zarenreich...

Da ist das Osmanische Reich derbst auf die Schnauze gefallen. Erdogan fährt gerade irgendwie denselben Zug mit seiner Araberpolitik. Abgesehen davon wurde Pan- Turanismus nicht nur von den Grauen Wölfen propagiert. Speziell nach dem Zerfall der Sowjetunion stieg das Interesse in der Türkei an dieser Idee. Das Problem ist das niemand die Oberhoheit der Türkei akzeptiert. Das haben Aserbaidschan oder Turkmenistan auch gar nicht nötig...
BattalGazi hat geschrieben:Die Türkei lanciert in der Region kein neues osmanisches Reich an, sondern viel mehr eine Union die stetig nach dem Vorbild der EU zusammenwachsen soll. Als der Grundstein für diese Union gelegt worden ist, brach plötzlich der arabische Frühling aus. Durch den gewaltsamen Putsch in Ägypten in dem Konflikt in Syrien wurde das Projekt um einige Jahre zurückgeworfen. Aber letzten Endes wird die Union kommen, ob mit Erdogan, oder ohne...
Also hier wagen Sie sich wahrhaftig in Regionen von denen Sie nur wenig wissen. Der Grundstein für diese Union wurde also vor dem arabischen Frühling gelegt ? Was für ein Unsinn...
Erdogan hatte doch seine Finger im Spiel im arabischen Frühling. Siehe Lybien...
Mit Mubarak oder Gaddafi wäre solch eine Union nie zustande gekommen. Und wie soll solch eine Union mit einem alawitischen Syrien oder schiitischen Irak zustande kommen ? :D

Schuster bleib bei deinen Leisten...
Wie soll die Türkei also solch eine Union ohne die drei kulturell führenden arabischen Staaten (Syrien, Ägypten, Irak) realisieren können ? Die Araber haben derzeit weitaus größere Probleme als sich den Türken in einer Union unterzuordnen. Wozu auch ? Die arabischen Golfstaaten brauchen die Türkei nicht. Welchen Nutzen hätten die Golfstaaten von der Türkei ? Keinen ! Militärisch wäre ja noch ein Argument, aber da hat man schon die USA und Pakistan. Also wer braucht wen ?
BattalGazi hat geschrieben:Die Türkei hat genügend Freunde in der Region, im Westen, wie auch im Osten. Selbst wenn die Nato eines Tages nicht mehr tragbar sein sollte, winkt im Osten eine andere Union.

Und Sie verkennen die türkische Einstellung, wir wollen gerne in Zusammenarbeit mit internationalen Historikern unsere Geschichte aufarbeiten, nur wollen wir nicht bedingungslos ein nicht juristisches Urteil akzeptieren, welches in mittelalterlicher Manier gefällt worden.
Armenien, Bulgarien, Griechenland, Iran, Syrien, Kurdistan...ihre unmittelbaren Nachbarn lieben die Türkei :D
Sogar Länder wie Turkmenistan oder Usbekistan (Turkvölker) können nicht als richtige Freunde betrachtet werden...

Aber ich revidiere meine Meinung. Einige Freunde hat sich die Türkei schon gemacht mit seiner anti- israelischen Politik...Na dann herzlichen Glückwunsch Türkiye. Das können Sie dann gemeinsam mit der Hamas feiern...
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Demolit »

Und Sie verkennen die türkische Einstellung, wir wollen gerne in Zusammenarbeit mit internationalen Historikern unsere Geschichte aufarbeiten, nur wollen wir nicht bedingungslos ein nicht juristisches Urteil akzeptieren, welches in mittelalterlicher Manier gefällt worden.
lach...genau auf das dümmliche Basar-Spiel aus türkischem Urgrund können wir hier gern verzichten...brauchen wir nicht..haben wir hinter uns. Amüsiert nur noch im täglichen Leben heute 2014. Wir haben unseren Schnäuzer abrasiert (bekommen). In der Diktion und dem Duktus des obigen Zitats wird gerade da am Riesenreich am Marmarameer wieder einer sich wachsen gelassen..

echt ;)
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Kardux »

Islamic State group jihadists launched a double attack Saturday on a Kurdish-controlled post on the Syrian-Turkish border for the first time, prompting fierce clashes in the adjacent town of Kobane.

Kurdish officials and a Britain-based monitor said the two IS suicide attacks targeting the border post were launched from Turkish soil, claims that Turkish officials dismissed as "lies".

The attacks sparked fierce clashes between IS and Kurdish People's Protection Units (YPG) forces that have been fighting for more than two months to protect the border town of Kobane.

"Clashes broke out for the first time in the area after two jihadist attacks at dawn on the border post separating Turkey and Kobane," said Rami Abdel Rahman, head of the Syrian Observatory for Human Rights monitoring group.

One suicide attacker blew up an explosive-packed car and another detonated a suicide-bomb belt, according to the Britain-based Observatory.

IS Twitter accounts claimed three suicide bombings at the border crossing, the SITE Intelligence Group monitor said, although the Observatory and Turkish officials reported two blasts.

IS began its assault on Kobane, the third largest Kurdish town in Syria, more than two months ago, but Kurdish fighters backed by US-led air strikes and Iraqi Kurdish peshmerga forces have so far prevented the town's full takeover.

The Observatory said 39 people -- 28 IS jihadists and 11 Kurdish forces -- had been killed in clashes and strikes in Kobane over the past 24 hours.

The deaths included the IS suicide bombers, as well as eight IS fighters killed in air strikes on Kobane.


- Attack 'from Turkish soil' -


There were conflicting claims about how Saturday's bombings were launched, with the Observatory saying the attackers "came from Turkish territory".

Kurdish officials and activists repeated that claim, but it was strenuously denied by the Turkish authorities.

"Claims that the car involved in the IS attack on the Mursitpinar border post came from Turkey are lies," Turkish media quoted the army as saying.

"No statement to that effect has any authority," it added.

A Turkish official had earlier said the 5:00 am (0300 GMT) attacks came on the Syrian side of the border.

Turkey has long dismissed allegations that it has failed to secure its long border with Syria, allowing jihadists from IS and other groups free rein to cross.
http://www.dailymail.co.uk/wires/afp/ar ... order.html

Jetzt werden die kurdischen Kaempfer in Kobane auch noch aus der Tuerkei aus angegriffen. Die Angriffe der Jihadisten kamen aus dem Norden (also der tuerkischen Grenze), es waren wieder einmal Selbstmordattentate.

Isoliert sich die Tuerkei zunehmend im Nahen Osten ? Ich finde nicht. Sie kollaborieren mit dem sunnitischen Fundamentalismus.

Weiteres dazu:
Turkey's main Kurdish party accused the government of turning a blind eye to IS militants on its soil on Saturday after suicide bombers attacked the Syrian border town of Kobane, one of them using a car that had apparently come from Turkey.

Four IS militants blew themselves up in Kobane, one detonating a car bomb at the Mursitpinar border crossing. At least 30 people were killed in clashes across the town, a monitoring group and local officials said.

Kurdish militia have been holding off IS fighters for more than two months in the town? known as Ayn Al Arab in Arabic. Neither side has gained a decisive advantage despite US-led air strikes meant to push back the insurgents.

The Britain-based Syrian Observatory for Human Rights said the vehicle used in the dawn car bombing had come from Turkish territory. A second bomber detonated an explosive vest in the same area? before two more suicide attacks hit the southwestern edge of the town, it said.

Idris Nassan, a Kurdish official in Kobani? said IS snipers were hiding among grain depots on the Turkish side of the border and firing on the town.

Turkey's pro-Kurdish HDP also said the militants were using state grain storage facilities as a base and described their presence in an area patrolled by Turkish security forces as a "scandal".

"As we have been pointing out for months? this once more proves that IS is being supported (from within Turkey), " the HDP said in a statement.

Turkey has vehemently denied supporting the jihadists, saying they are also a threat to its own national security.

A Turkish official had no immediate information on the attacks and Reuters could obtain no independent confirmation of the HDP's accusation that IS fighters were firing from Turkish soil.

Ankara has refused to take a frontline role in US-led action against IS, fearing it could strengthen Syrian President Bashar Al Assad's forces or Kurdish militias, both of which it sees as a threat.

The stance has infuriated Turkey's Kurds, prompting violent protests in October in which around 40 people were killed.

The Observatory said clashes broke out across Kobani on Saturday. It said IS militants fired at least 110 shells and were bringing in tanks. Two air strikes had targeted IS positions to the east, it said.

At least 30 fighters were killed, said Rami Abdulrahman, the Observatory's director. Twenty-one were IS fighters, including the four bombers. The rest were Kurdish forces.
http://www.timesofoman.com/News/43445/A ... hit-Kobane
Zuletzt geändert von Kardux am So 30. Nov 2014, 07:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von frems »

Aus gegebenem Anlaß:
„Man hat manchmal den Eindruck, als würde Erdogan einfach die Kontrolle verlieren. Aber das sind keine Ausraster, das ist wohlkalkuliert“, sagt Yasar Aydin, Türkeiforscher an der Hafen-City-Universität Hamburg, zu FOCUS Online. [...]

Mit seiner „neuen Türkei“ beanspruche Erdogan gleich mehrere Führungsrollen, erklärt Steinbach: Sie solle nicht nur die führende Macht in der Region sein und eine der führenden Industrienationen. Sondern auch bei der Weltanschauung: „Die Türkei soll nach Erdogans Vorstellungen die Islamische Welt anführen und dem Islam damit weltweit zu noch mehr Bedeutung verhelfen“, so der Experte.

Doch Steinbach zufolge hat Erdogan bei seinem großen Plan etwas Entscheidendes übersehen – oder zumindest falsch eingeschätzt: Das Ansehen der Türkei in der Region ist in den vergangenen Jahren nicht gewachsen – sondern geschrumpft.
Nach dem Sturz der Muslimbrüder sind die Beziehungen zu Ägypten gestört. Die Saudis ziehen Kapital aus der Türkei ab, die Beziehungen zum Iran und Irak sind schwierig, das Verhältnis zu Israel zerrüttet.

Der türkisch-osmanische Führungsanspruch stößt in der Region auf keinerlei Unterstützung“, sagt Steinbach.
http://www.focus.de/politik/ausland/sie ... 09572.html
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von keysersoze »

"Türkeiforscher" :s

Das Ansehen bei Sissi, Maliki und Israel soll das Ansehen der Türkei in der islamischen Welt zerrüttet haben? Wohl ein schlechter Scherz! Die Türkei pflegt mit dem Iran trotz unterschiedlicher Meinungen zum Thema Syrien immer noch die gleichen Beziehungen. Investitionen aus Saudi Arabien sind nach kurzer Google Recherche gestiegen.
Zuletzt geändert von keysersoze am So 30. Nov 2014, 18:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Wasteland »

keysersoze » So 30. Nov 2014, 19:32 hat geschrieben:"Türkeiforscher" :s

Das Ansehen bei Sissi, Maliki und Israel soll das Ansehen der Türkei in der islamischen Welt zerrüttet haben? Wohl ein schlechter Scherz! Die Türkei pflegt mit dem Iran trotz unterschiedlicher Meinungen zum Thema Syrien immer noch die gleichen Beziehungen. Investitionen aus Saudi Arabien sind nach kurzer Google Recherche gestiegen.
Das Ansehen der Türkei im Westen ist gesunken und ich glaube das wird oft auf den Rest der Welt projeziert.
Erdogan fährt ja ganz klar einen nicht gerade westfreundlichen Kurs und sein Fokus ist in Richtung Osten gerichtet.
Ich denke, wenn es in irgendeinem willkürlichen nahöstlichen Land zu freien Wahlen käme, würde das türkische Modell sich durchsetzen. Soll heissen es geniesst bei den Völkern und den Menschen auf der Strasse dort ein relativ hohes Ansehen.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Demolit »

Wasteland » So 30. Nov 2014, 19:04 hat geschrieben:
Das Ansehen der Türkei im Westen ist gesunken und ich glaube das wird oft auf den Rest der Welt projeziert.
Erdogan fährt ja ganz klar einen nicht gerade westfreundlichen Kurs und sein Fokus ist in Richtung Osten gerichtet.
Ich denke, wenn es in irgendeinem willkürlichen nahöstlichen Land zu freien Wahlen käme, würde das türkische Modell sich durchsetzen. Soll heissen es geniesst bei den Völkern und den Menschen auf der Strasse dort ein relativ hohes Ansehen.
Bestimmt, das liegt daran, dass sich gleich und gleich gern gesellt..einfache Vorgaben für einfach gestrickte Gemüter machen halt den guten Führer aus..kennemer doooch

lach und echt ;)
Zuletzt geändert von Demolit am So 30. Nov 2014, 20:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von keysersoze »

Wasteland » So 30. Nov 2014, 19:04 hat geschrieben:
Das Ansehen der Türkei im Westen ist gesunken und ich glaube das wird oft auf den Rest der Welt projeziert.
Erdogan fährt ja ganz klar einen nicht gerade westfreundlichen Kurs und sein Fokus ist in Richtung Osten gerichtet.
Ich denke, wenn es in irgendeinem willkürlichen nahöstlichen Land zu freien Wahlen käme, würde das türkische Modell sich durchsetzen. Soll heissen es geniesst bei den Völkern und den Menschen auf der Strasse dort ein relativ hohes Ansehen.
Stimmt der Türkeiforscher hat den Westen vergessen. Bei der einseitigen Berichterstattung ist das kein Wunder, wenn es denn je besser war. Vielmehr wünscht man sich die alte Türkei, die klein bleibt und strikt den Interessen der westlichen Großkonzerne und Lobbyisten folgt, sowie es im Mittleren Osten ist üblich ist. Das Modell Erdogan kommt daher bei jeden gut an und nicht nur bei den Leuten auf der Straße.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von frems »

keysersoze » So 30. Nov 2014, 18:32 hat geschrieben:"Türkeiforscher" :s

Das Ansehen bei Sissi, Maliki und Israel soll das Ansehen der Türkei in der islamischen Welt zerrüttet haben? Wohl ein schlechter Scherz! Die Türkei pflegt mit dem Iran trotz unterschiedlicher Meinungen zum Thema Syrien immer noch die gleichen Beziehungen. Investitionen aus Saudi Arabien sind nach kurzer Google Recherche gestiegen.
Naja, wirklich gute Kontakte hat die Türkei offenbar zu keinem dieser Länder. Ob Dich der Begriff "Türkeiforscher" nun stört und Du dessen Aussagen auch nicht widerlegen kannst, nun gut, geschenkt. Der sprach eh mehr über Erdogans Paranoia, während ein anderer Forscher über den schwindenden Einfluß der Türkei sprach.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Wasteland »

Demolit » So 30. Nov 2014, 21:31 hat geschrieben:
Bestimmt, das liegt daran, dass sich gleich und gleich gern gesellt..einfache Vorgaben für einfach gestrickte Gemüter machen halt den guten Führer aus..kennemer doooch

lach und echt ;)
Liegt eher daran, das sogar ein Erdogan aussieht wie eine Koryphäe in Sachen Freiheit und Demokratie im Gegensatz zu den Herrschern die die anderen Länder haben.
Und die Menschen wünschen sich eben nunmal Freiheit, Sicherheit und Wohlstand.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von keysersoze »

frems » So 30. Nov 2014, 23:24 hat geschrieben: Naja, wirklich gute Kontakte hat die Türkei offenbar zu keinem dieser Länder. Ob Dich der Begriff "Türkeiforscher" nun stört und Du dessen Aussagen auch nicht widerlegen kannst, nun gut, geschenkt. Der sprach eh mehr über Erdogans Paranoia, während ein anderer Forscher über den schwindenden Einfluß der Türkei sprach.
Der ist schon wiederlegt. Sissi Maliki und Israel repräsentieren nicht die islamische Welt. Die sitzt dem Focus Artikel nach gerade vor Erdogan in Istanbul.
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von schokoschendrezki »

Die Türkei hat ziemlich gute Freunde in Europa. Erdogans AKP ist Mitglied der von den britischen Tories und der polnischen PiS dominierten europäischen Partei "Allianz der Europäischen Konservativen und Reformisten", die aus der entsprechenden Fraktionn des EU-Parlaments hervorging. Erst vor wenigen Tagen war Cameron Staatsgast in der Türkei. Als wenn ein solcher Zusammenschluss nationalkonservativer Kräfte auf der demokratischen Seite des politischen Spektrums nicht genau so vorhersehbar wäre wie der Zusammenschluss rechtspopulistischer europäischer Kräfte von Ukip über FN bis AfD mit Russland auf der autokratischen Seite.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Isoliert sich die Türkei zunehmend im Nahen Osten?

Beitrag von Ferit »

keysersoze » So 30. Nov 2014, 23:05 hat geschrieben:
Stimmt der Türkeiforscher hat den Westen vergessen. Bei der einseitigen Berichterstattung ist das kein Wunder, wenn es denn je besser war. Vielmehr wünscht man sich die alte Türkei, die klein bleibt und strikt den Interessen der westlichen Großkonzerne und Lobbyisten folgt, sowie es im Mittleren Osten ist üblich ist. Das Modell Erdogan kommt daher bei jeden gut an und nicht nur bei den Leuten auf der Straße.
Absolut richtig analysiert. Daher kommt die Türkei seit Amtsantritt Erdogans in der deutschen Presse nicht gut weg.
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