Ganz klar: fail.
5,3 Milliarden US-Dollar Direktinvestments flossen in den ersten 6 Monaten dieses Jahres in die Türkei, laut der heimischen Zentralbank. Davon entfallen 82,5 Prozent alleine auf die EU-Staaten. Vor allem Holländer, Briten und Italiener haben Geld Richtung Bosporus überwiesen dieses Jahr.
Warum ist das erwähnenswert?
Ganz einfach deshalb, weil die Regierungen unter Erdogan eines sehr gut konnten: neue Märkte erschließen, Investoren anlocken, netzwerken und Bekanntschaften knüpfen. Eine Zeit lang sah es so aus, dass die Türkei unabhängiger von der EU würde durch Diversifizierung ihrer Investoren. Denn beim Export spielte die EU zwar weiterhin eine bedeutende Rolle, bei Weitem aber nicht mehr so bedeutend wie noch vor 10 Jahren.
Dieser Traum ist allerdings fürs Nächste ausgeträumt. Der zweitwichtigste Exportmarkt, der Irak, ist weggebrochen, aber die Exporte in die EU gleichen dies aus. Vor allem die Abhängigkeit von Deutschland ist nun gewachsen. Alleine im Juli nahmen die Europäer 11 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen aus der Türkei als im gleichen Vorjahresmonat an.
http://www.bloomberght.com/haberler/hab ... zda-azaldi
http://www.bloomberght.com/haberler/hab ... -avrupadan
Das wirkt sich auch auf die Politik der Regierung aus: Erdogan will EU-Beitritt der Türkei vorantreiben
Ein Kommentar zum ewig aktuellen Thema Türkei-EU: http://www.theeuropean.de/michael-georg ... nt-erdogan
Außerdem ist der neu ernannte Außenminister ein EU-Kenner. Ich habe Angst, dass Erdogans Rationalitätspostulat in seiner Außenpolitik die Türkei noch in die EU führt. :/
Türkei: Ökonomische Emanzipation von der EU?
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Re: Türkei: Ökonomische Emanzipation von der EU?
Das wäre ein pragmatischer Schritt der Türkei, weil sie dadurch in Verhandlungen (durch die Rückendeckung Brüssels) in einer besseren Position wäre. In Ankara dürfte man mitbekommen, daß immer mehr Regionen zusammenwachsen. Nicht nur in Europa, sondern auch Indochina, Lateinamerika und in der arabischen Welt. Als vergleichsweise kleiner Nationalstaat hat man es da dauerhaft schwierig. Zudem würde eine Harmonisierung die Türkei attraktiver für Investoren machen; nicht nur für europäische, sondern auch amerikanische und chinesische. In Europa hat kaum ein Land -- außer vielleicht Deutschland -- die notwendige Stärke. Und das dürfte sich höchstens insofern ändern, daß auch die größeren EU-Mitglieder an Bedeutung verlieren durch ihr geringes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum.palulu » Sa 30. Aug 2014, 06:20 hat geschrieben: Außerdem ist der neu ernannte Außenminister ein EU-Kenner. Ich habe Angst, dass Erdogans Rationalitätspostulat in seiner Außenpolitik die Türkei noch in die EU führt. :/
Labskaus!
Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Re: Türkei: Ökonomische Emanzipation von der EU?
Eine sehr treffende Analyse. Sicher gibt es noch einige Hürden bei der Integration der Türkei, das Verfahren läuft ja schon viele Jahre. Auch die Tagespolitik lässt wenig hoffen. Doch der Wind dreht sich hin und her, ich halte das nicht für ausgeschlossen. Mit so vielen Millionen Einwohnern und einer sehenswerten Wirtschaftsleistung hätte die Türkei einiges Gewicht, um das sie die Union bereichern kann.frems » Sa 30. Aug 2014, 16:12 hat geschrieben: Das wäre ein pragmatischer Schritt der Türkei, weil sie dadurch in Verhandlungen (durch die Rückendeckung Brüssels) in einer besseren Position wäre. In Ankara dürfte man mitbekommen, daß immer mehr Regionen zusammenwachsen. Nicht nur in Europa, sondern auch Indochina, Lateinamerika und in der arabischen Welt. Als vergleichsweise kleiner Nationalstaat hat man es da dauerhaft schwierig. Zudem würde eine Harmonisierung die Türkei attraktiver für Investoren machen; nicht nur für europäische, sondern auch amerikanische und chinesische. In Europa hat kaum ein Land -- außer vielleicht Deutschland -- die notwendige Stärke. Und das dürfte sich höchstens insofern ändern, daß auch die größeren EU-Mitglieder an Bedeutung verlieren durch ihr geringes Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum.