frems » Mo 4. Aug 2014, 00:55 hat geschrieben:
Was meinst Du mit Terminsystem? Daß die Wahlkabinen nur vier Tage offen waren? Also ich fand die Zahlen aus Berlin ausgesprochen niedrig. Selbst wenn jeder zweite Berliner Türke derzeit in der Türkei ist, ist das nicht viel, wenn man es mit anderen Wahlen vergleicht, z.B. türkischstämmige Deutsche bei der Bundestagswahl. Wenn ich mich nicht irre, war diese mit ca. 70% ähnlich hoch wie die gesamte Wahlbeteiligung.
In der Türkei ist die Wahlbeteiligung traditionell hoch (letzte Wahl ~90%). Hier scheinen sich die Deutschtürken an deutsche Durchschnittswerte angeglichen zu haben, was die Wahlpartizipation angeht. Interessant wäre die Zahl im Vergleich zu anderen eingebürgerten Gruppen. Ich vermute aber mal, dass die Deutschtürken zur Spitzengruppe gehören. Wenn man nun weiß, dass sie SPD-affin sind, wird klar, weshalb die CDU am liebsten die Doppelstaatsbürgerschaft abschaffen würde.
Jeder wahlberechtigte Türke - auch ich - musste einen Termin beim zuständigen Konsulat aussuchen. Dieser Prozess wurde über das Internet abgewickelt, was viele ältere Menschen schlichtweg nicht konnten/wussten. Hat man sich nicht rechtzeitig einen passenden Termin herausgesucht, teilte das System dir einen bestimmten Tag und ein bestimmtes Zeitfenster (damit kein Verkehrschaos ensteht
) mit. Kommst Du zu spät, kannst du nicht mehr wählen und müsstest für die Stimmabgabe an die türk. Grenze fahren. Heißt auch, dass ein saarländischer Türke auf dem nach FFM nicht im Stau stecken bleiben darf.
Wenn die Adresse nicht aktuell ist beim Konsulat, kann es auch böse Überraschungen geben. Gewählt wurde ja nicht nur in Deutschland, sondern in allen Staaten, in denen Türken leben. Stell dir vor: Du lebst in den USA, bist von NY nach LA umgezogen, hast deinen Wohnsitzwechsel nicht rechtzeitig angezeigt. Dann darfst Du wieder nach NY fliegen.
Es kamen einfach zu viele Sachen zusammen: es war die erste Auslandswahl, die die türk. Behörden rund um den Globus organisierten, und der Wille, den Deutschen und Ösis möglichst wenig Kritikfläche zu bieten, ging zu weit.
Das wird mit Sicherheit beim nächsten Mal anders.