Platon » So 13. Dez 2015, 18:06 hat geschrieben:Aber natürlich sind die USA nirgendwo die Alleinschuldigen, es spielen immer auch indigene Entwicklungen eine entscheidende Rolle. Ich persönlich neige dazu immer das Versagen regionaler (zumeist säkularer) Eliten als Hauptproblem zu sehen, welche es einfach nicht hinbekommen vernünftige Politik zu machen und dann früher oder später von Islamisten übertrumpft werden, was dann entweder zur Machtübernahme der Islamisten und/oder zu Bürgerkriegen führt. Und die Islamisten kommen ja auch nicht aus dem Nichts, sondern die sind das Ergebnis von indigenen Entwicklungen der letzten 50, 100, 150 Jahre in den jeweiligen Ländern.
Das ist Geopolitik und kein Zufall, das reime ich mir nicht zusammen, sondern da musst du nur bei den US-Strategen nachschauen, was die Schreiben. Zbigniew Brzeziński hat doch zugegeben, dass die Sowjets in Afghanistan ihr Vietnam haben sollten, das war so geplant und wurde so durchgeführt. Ebenso der Sturz von diversen unliebsamen Diktatoren. Freilich bedient sich die CIA dabei immer eines lokalen Verbündeten, aber den findest du immer. Dennoch ist und bleibt diese Politik, die bis zum heutigen Tag andauert, absolut illegal und entgegen den Grundprinzipien des Völkerrechts. Dazu kommen dann noch so kaltschnäuzige Kommentare, wie z.B. Fr. Albright auf die Frage nach den 500.000 toten irakischen Kindern geantwortet, ob es das wert ja, ja, wir finden das war den Preis wert. Was genau hat denn der Tod dieser 500.000 irakischen Kindern Gutes in der Region gebracht?
Die Probleme, welche die ausländischen Mächte verursachen (Sturz von Mossadeq 1953, Invasion im Irak 2003) sind zeitlich zumeist sehr begrenzt und es ist einfach Quatsch zu glauben, dass alles was im Land davor und vor allem danach passiert, von diesen Ereignissen überschattet wird.
So wäre es, wenn die US-Politik die Finger aus diesen Staaten raus lassen würde. Tut sie aber nicht, sie rührt fleißig weiter.
Das ist dann aber natürlich eine Sicht der Dinge, die sich schlecht mit Anti-Amerikanischen Weltbildern verträgt.
Das ist immer das Totschlagargument in dieser Diskussion, aber das geht an den momentanen Entwicklungen total vorbei, denn selbst in den USA gibt es Diskussionen diesbezüglich und selbst Trump oder Bernie Sanders oder Ron Paul kritisieren die Politik der Neocons. Obama ist leider ein schwacher Präsident, der scheinbar ein getriebener ist und Angst hat, gegen die Neocons vorzugehen. Darin liegt das Hauptproblem, denn ansonsten könnten wir als Menschheit viel weiter sein. Aber gut, ich war auch auf derselben Schiene wie du, dass jede Kritik an den USA unangebracht sind, weil sie die Befreier von Nazi-Dtld. waren usw.
Ich sehe das heutzutage deutlich differenzierter und auch die Politik der Europäer wird sich gegenüber den USA immer mehr verändern.
Nichts ist in der Regel unsozialer als der sogenannte Wohlfahrtsstaat, der die menschliche Verantwortung erschlaffen und die individuelle Leistung absinken läßt. (Ludwig Erhard)