Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

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frems
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von frems »

TheTank hat geschrieben:(14 Nov 2016, 03:42)

Dodon wird neuer Präsident der Republik Moldau https://twitter.com/moldovaorg
“I will be everyone’s president, both of those who see themselves as right-wing anf those who see themselves as left-wing, those who want EU integration and those who want to be close to Russia”.
http://www.moldova.org/en/dodons-victor ... es-russia/

Klingt so als wenn der Status Quo zwischen den Stühlen bliebe.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
ciesta

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

Summers hat geschrieben:(14 Nov 2016, 06:11)

Ein weiteres Land, das der EU den Rücken kehrt: http://www.tagesschau.de/ausland/moldau ... l-101.html
In Bulgarien ist das Szenario ähnlich
http://www.sueddeutsche.de/politik/wahl ... -1.3248359

In beiden Ländern gibt es jetzt "prorusssiche" Sieger.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von SirToby »

Eher amüsant, dass es anscheinend Leute gibt, die glauben mit prorussischen Kandidaten gäbe es weniger Korruption im Land.
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DevilsNeverCry
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von DevilsNeverCry »

ciesta hat geschrieben:(14 Nov 2016, 08:44)

In Bulgarien ist das Szenario ähnlich
http://www.sueddeutsche.de/politik/wahl ... -1.3248359

In beiden Ländern gibt es jetzt "prorusssiche" Sieger.
Dodon wie auch Voronin (Ex-Präsident Moldawiens) sind Verräter wenn es um post-sowjetische Integrationsprozesse geht. Beide haben das schon mehrmals bewiesen. Sobald die in Brüssel mit dem Scheckbuch ein bisschen gewedelt haben, hat ein jeder der beiden seine innen- sowie außenpolitische Ambitionen sofort über Bort geworfen. Wer des russischen/englischen mächtig ist findet zu den beiden die ein oder anderen Sachen. Jedenfalls wird sich unter einer Regierung Dodon auch nicht viel ändern (vorausgesetzt es kommt überhaupt nun zu sofortigen Parlamentswahlen).
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Kritikaster
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Kritikaster »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(14 Nov 2016, 15:14)

Dodon wie auch Voronin (Ex-Präsident Moldawiens) sind Verräter wenn es um post-sowjetische Integrationsprozesse geht.
Unter einem "post-sowjetischen Integrationsprozess" habe ich was zu verstehen? :s
Der am höchsten entwickelte Sinn ist der Unsinn. (Peter E. Schumacher)
Wo der Sinn aufhört, beginnt der Wahnsinn. (Erhard Horst Bellermann)
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(14 Nov 2016, 15:14)

Dodon wie auch Voronin (Ex-Präsident Moldawiens) sind Verräter wenn es um post-sowjetische Integrationsprozesse geht. Beide haben das schon mehrmals bewiesen. Sobald die in Brüssel mit dem Scheckbuch ein bisschen gewedelt haben, hat ein jeder der beiden seine innen- sowie außenpolitische Ambitionen sofort über Bort geworfen. Wer des russischen/englischen mächtig ist findet zu den beiden die ein oder anderen Sachen. Jedenfalls wird sich unter einer Regierung Dodon auch nicht viel ändern (vorausgesetzt es kommt überhaupt nun zu sofortigen Parlamentswahlen).
Das Problem der EU ist nur, dass das Scheckbuch der EU nicht mehr sonderlich prall gefüllt ist.
Nur durch einen Brexit fehlen 11 Mrd Euro im EU-Haushalt im Vgl. zu einem Zustand wo GB in der EU ist.
Man "spart" zwar auch Gelder, die sonst nach GB fließen würden, aber GB ist der drittgrößte Nettozahler.

Es gibt dort unten eine Konstellation, in der die Zahlung der EU quasi als "normal" gelten und der EU nicht mehr das Hochglanzimage zugeschrieben wird.
Gerade Bulgarien gehört zu den ärmsten EU-Ländern und für Moldau ist die Perspektive EU wegen Transnistiren eh nicht realistisch.
Russland kann derzeit mit Wiederaufnahme von mehr Handel ködern, weil die Wirtschaft dieser Länder ggü Russland in viel mehr Bereichen wettbewerbsfähige Produkte liefern konnte (vor allem Landwirtschaft), die jetzt eben nicht mehr geliefert werden dürfen. Ob das wirklich im besonders großem Umfang geschehen würde, darf bei den aktuellen Wechselkursen bezweifelt werden, aber es ist nicht sonderlich schwer zu erraten, wen die dortigen Bevölkerungen dort bei so einer Entwicklung tendenziell verantwortlich machen würden.

China als Player ist mit einem Scheckbuch ausgestattet, dass alles auf diesem Erdball in den Schatten stellt.
Bulgarien und Moldau sind zwar nach meinem Wissenstand nicht unbedingt besonders wichtige Zielländer Chinas, aber was noch nicht ist, kann noch werden und in den Nachbarstaaten ist China sehr aktiv.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von SirToby »

ciesta hat geschrieben:(15 Nov 2016, 09:13)

Das Problem der EU ist nur, dass das Scheckbuch der EU nicht mehr sonderlich prall gefüllt ist.
Nur durch einen Brexit fehlen 11 Mrd Euro im EU-Haushalt im Vgl. zu einem Zustand wo GB in der EU ist.
Man "spart" zwar auch Gelder, die sonst nach GB fließen würden, aber GB ist der drittgrößte Nettozahler.

Es gibt dort unten eine Konstellation, in der die Zahlung der EU quasi als "normal" gelten und der EU nicht mehr das Hochglanzimage zugeschrieben wird.
Gerade Bulgarien gehört zu den ärmsten EU-Ländern und für Moldau ist die Perspektive EU wegen Transnistiren eh nicht realistisch.
Russland kann derzeit mit Wiederaufnahme von mehr Handel ködern, weil die Wirtschaft dieser Länder ggü Russland in viel mehr Bereichen wettbewerbsfähige Produkte liefern konnte (vor allem Landwirtschaft), die jetzt eben nicht mehr geliefert werden dürfen. Ob das wirklich im besonders großem Umfang geschehen würde, darf bei den aktuellen Wechselkursen bezweifelt werden, aber es ist nicht sonderlich schwer zu erraten, wen die Bevölkerung dort bei so einer Entwicklung verantwortlich machen würden.

China als Player ist mit einem Scheckbuch ausgestattet, dass alles auf diesem Erdball in den Schatten stellt.
Bulgarien und Moldau sind zwar nach meinem Wissenstand nicht unbedingt besonders wichtige Zielländer Chinas, aber was noch nicht ist, kann noch werden und in den Nachbarstaaten ist China sehr aktiv.
Der Hauptgrund für einen EU-Beitritt sind der riesige Markt, die einheitlichen Standards, und die Reisefreiheit. Selbst demokratisch nicht so stark angehauchte Regierungschef wie Orban erkennen das an.

Die riesigen EU-Fördertöpfe, auf die die Osteuropäer angeblich so heiss sind, sind nichts als eine Urban Legend. Man kann das rechnerisch auch recht gut nachvollziehen, wenn man sich den Anteil der Eu-Zahlungen am BIP dieser Länder ansieht. Der ist nämlich sehr gering.

Nachtrag: China ist ebenso nicht der allmächtige Gigant, den viele sehen (wollen).

Europas Geldvermögen ist immer noch bei weitem höher als das der Chinesen. Für Nordamerika dito. Man merkt halt, dass China lange Zeit ein Entwicklungsland war. Bei Vermögen liegen die Chinesen halt noch 2 Generationen zurück.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

SirToby hat geschrieben:(15 Nov 2016, 09:18)

Der Hauptgrund für einen EU-Beitritt sind der riesige Markt, die einheitlichen Standards, und die Reisefreiheit. Selbst demokratisch nicht so stark angehauchte Regierungschef wie Ortban erkennen das an.

Die riesigen EU-Fördertöpfe, auf die die Osteuropäer angeblich so heiss sind, sind nichts als eine Urban Legend. Man kann das rechnerisch auch recht gut nachvollziehen, wenn man sich den Anteil der Eu-Zahlungen am BIP dieser Länder ansieht. Der ist nämlich sehr gering.
Der Punkt ist eben, dass man sich mit dem System EU die politischen Probleme quasi gleich mit einhandelt, wenn es nicht gelingt strukturschwache Regionen nach vorne zu bringen.
Hier beißt sich denn auch die Katze in den Schwanz.

Um eine wettbewerbsfähige Wirtschaftsstrukturen zu entwickeln macht es für im Vergleich schwache Staaten oft mehr Sinn, sich markttechnisch für Konkurrenz zumindest temporär abzuschotten (vgl. zb. Friedrich List und diverse historische Beispiele). Die Regeln der EU sehen aber grade vor, dass das nicht mehr möglich ist und somit mehr oder weniger ein ungebremster Wettbewerb mit den weltweit mit besten Wettbewerbern stattfindet.
Das wiederum fördert einen Abwanderungstrend (Gerade in Bulgarien einfach heftig) aus diesen Regionen und die, die zurück bleiben, wählen dann natürlich irgendwann so, wie es in strukturschwachen Regionen früher oder später normal ist.

Ein Ausgleich dafür wären hohe Zahlungen an diese Länder, aber in Krisen ist dieses Geld umkämpft und es verhindert in schwachen Regionen die Anti-EU-Haltung eher nicht.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von SirToby »

ciesta hat geschrieben:(15 Nov 2016, 09:33)

Der Punkt ist eben, dass man sich mit dem System EU die politischen Probleme quasi gleich mit einhandelt, wenn es nicht gelingt strukturschwache Regionen nach vorne zu bringen.
Hier beißt sich denn auch die Katze in den Schwanz.

Um eine wettbewerbsfähige Wirtschaftsstrukturen zu entwickeln macht es für im Vergleich schwache Staaten oft mehr Sinn, sich markttechnisch für Konkurrenz zumindest temporär abzuschotten (vgl. zb. Friedrich List und diverse historische Beispiele). Die Regeln der EU sehen aber grade vor, dass das nicht mehr möglich ist und somit mehr oder weniger ein ungebremster Wettbewerb mit den weltweit mit besten Wettbewerbern stattfindet.
Das wiederum fördert einen Abwanderungstrend (Gerade in Bulgarien einfach heftig) aus diesen Regionen und die, die zurück bleiben, wählen dann natürlich irgendwann so, wie es in strukturschwachen Regionen früher oder später normal ist.

Ein Ausgleich dafür wären hohe Zahlungen an diese Länder, aber in Krisen ist dieses Geld umkämpft und es verhindert in schwachen Regionen die Anti-EU-Haltung eher nicht.
Temporär ja, aber wenn man komparative Vorteile wirtschaftlich nutzen will, kommt man um "offene" Grenzen nicht drum herum. Es ist natürlich klar, dass man ein Land nicht in einer Generation zu einer wirtschaftlichen starken Macht aufbauen kann.

Aber diese Länder haben auch Vorteile für einen Investor, wie etwa günstigere Standortbedingungen, niedrigere Lohnkosten. Gleichzeitig kann der Investor darauf vertrauen, dass seine Produkte EU-weit verkaufter sind, da die Standards gleich sind, und ebenso die Vorprodukte dieselben Standards aufweisen, wie überall in der EU, was die Beschaffung auch wieder vereinfacht.

Es kann ja schlecht sein, dass diese Länder Produkte herstellen, die nicht konkurrenzfähig sind, und andererseits sich bei uns beschwert wird, dass Arbeitsplätze dahin abwandern.

China ist da übrigens ein ganz gutes Beispiel, was passiert, wenn man sich dauerhaft von der restlichen Welt abschottet. China war mal wirtschaftlich und kulturell führend auf der Welt. Aber mit seiner Abschottungspolitik seit dem 13./14. Jh. hat China sich selbst in einer Zeitblase konserviert, während der Rest der Welt sich weiterentwickelt hat. China ist immer noch in der Erholungsphase von diesem isolationistischen Abenteuer.

P.S.: Mag ein extremes Beispiel sein, aber es zeigt im Kern halt recht gut, was passiert, wenn ein Land sich von dauerhaft von der Welt abschottet.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

SirToby hat geschrieben:(15 Nov 2016, 10:03)

Temporär ja, aber wenn man komparative Vorteile wirtschaftlich nutzen will, kommt man um "offene" Grenzen nicht drum herum. Es ist natürlich klar, dass man ein Land nicht in einer Generation zu einer wirtschaftlichen starken Macht aufbauen kann.

China ist da übrigens ein ganz gutes Beispiel, was passiert, wenn man sich dauerhaft von der restlichen Welt abschottet. China war mal wirtschaftlich und kulturell führend auf der Welt. Aber mit seiner Abschottungspolitik seit dem 13./14. Jh. hat China sich selbst in einer Zeitblase konserviert, während der Rest der Welt sich weiterentwickelt hat. China ist immer noch in der Erholungsphase von diesem isolationistischen Abenteuer.

P.S.: Mag ein extremes Beispiel sein, aber es zeigt im Kern halt recht gut, was passiert, wenn ein Land sich von dauerhaft von der Welt abschottet.

Tatsächlich war China auch sehr lange auf einem technologisch sehr hohem Level und selbst die USA sind in einer recht isolatorischen Phase zur Wirtschaftskraft Nr. 1 geworden.
Der entscheidende Unterschied zw. Europa und Asien lag beim Thema Industrieller Revolution. Das diese in Europa begann, hat wenig mit Öffnung oder Isolation zu tun. Eher mit den damals vorhandenen Umständen. http://ef-magazin.de/2009/07/20/1363-di ... ahrhundert

China musste diesen Sprung nachvollziehen, aber dass das nötig wurde, lag nicht an Isolation, sondern am Kolonialsstreben des Westens und der daraus folgenden Konfrontation. Wobei Japan da eigentlich das noch bessere Beispiel ist. Einen guten recht groben Überblick gibt es hier: https://www.amazon.de/imperiale-Traum-G ... 3593391422
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

SirToby hat geschrieben:(15 Nov 2016, 09:18)
Die riesigen EU-Fördertöpfe, auf die die Osteuropäer angeblich so heiss sind, sind nichts als eine Urban Legend. Man kann das rechnerisch auch recht gut nachvollziehen, wenn man sich den Anteil der Eu-Zahlungen am BIP dieser Länder ansieht. Der ist nämlich sehr gering.
Ein wichtiger Punkt. Denn dieses Argument der "Fördertöpfe" wird in politischen Diskussionen immer und immer wieder als Daueragument angeführt. Diese Fördertöpfe sind zwar nicht nichts, aber selbst für einen (anteiligen) Spitzengeförderten wie Ungarn (5.64% des BIP) spielen sie eine eher untergeordnete Rolle. Es ist so ein bissel wie das Märchen der Trump-Wähler von den gierigen Staatsangestellten in den USA-Städten, die Angst um "ihre Staats-Töpfe" hätten und nun zu tausenden in den USA-Städten weiterdemonstrierten (heute früh eine Reportage aus einem ländlichen US-Gebiet).
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von SirToby »

ciesta hat geschrieben:(15 Nov 2016, 10:45)

Tatsächlich war China auch sehr lange auf einem technologisch sehr hohem Level und selbst die USA sind in einer recht isolatorischen Phase zur Wirtschaftskraft Nr. 1 geworden.
Der entscheidende Unterschied zw. Europa und Asien lag beim Thema Industrieller Revolution. Das diese in Europa begann, hat wenig mit Öffnung oder Isolation zu tun. Eher mit den damals vorhandenen Umständen. http://ef-magazin.de/2009/07/20/1363-di ... ahrhundert

China musste diesen Sprung nachvollziehen, aber dass das nötig wurde, lag nicht an Isolation, sondern am Kolonialsstreben des Westens und der daraus folgenden Konfrontation. Wobei Japan da eigentlich das noch bessere Beispiel ist. Einen guten recht groben Überblick gibt es hier: https://www.amazon.de/imperiale-Traum-G ... 3593391422
Sooo isolatorisch waren die USA gar nicht.

Die USA hielten sich aus den Angelegenheiten der europäischen Mächte heraus, allerdings galt dies nicht für den am. Kontinent, wie Spanien leidvoll erfahren musste.

Und der erste Krieg in Übersee folgte ja auch bald nach der Unabhängigkeit. Damals ging es um die sichere Fahrt der am. Handelsschiffe im Mittelmeer. Das war noch ein "klassischer" Krieg im Sinne von Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Noch eine Randnotiz: Die USA definierten sich geg. den Barbaresken, im Gegensatz zu den Europäern, als nicht-christliche Nation, was im 18 Jh. ein absolutes Novum war.

Wirtschaftlich mischten die USA durchaus auf der Weltbühne mit, etwa mit der (erzwungenen) Öffnung Japans, oder mit der von Ihnen zu Recht erwähnten industriellen Revolution, wirtschaftlich stieg man schnell zur Nummer 1 auf( ist übrigens ein sehr guter Artikel, ich musste mal ein Referat über die industrielle Revolution an meiner High School halten). Nach dem Bürgerkrieg überholten die USA relativ schnell alle europ. Nationen bei Schlüsselwerten wie Stahl, Kohle, Getreideproduktion, etc.

Das Ganze lässt sich in etwa vergleichen mit dem Aufstieg Chinas, das ja derzeit auch eine Wirtschaftsmacht ist, aber (noch) keine bedeutende militärische Macht. Ich glaube halt, dass ab einer gewissen Grösse, eine Nation gar keine andere Wahl hat als aussenpolitisch in irgendeiner Art zu agieren. Ich weiss, dass viele Leute meinen, man könne sich auf so einen Neutralitätszustand zurückziehen wie die Schweiz, aber ich glaube das funktioniert nur bei kleinen Ländern, die da für sich eine "Nische" gefunden haben. Für so ein grosses Land wie Deutschland ist dieser Ansatz imho untauglich.
Man sieht es ja an der EU, Deutschland hat eine Schlüsselrolle, und ich denke nicht, dass Deutschland sich da aufgedrängt hat, sondern eher in diese Rolle gedrängt worden ist.

So: Das war jetzt aber genug Offtopic. Das Thema ist sehr interessant, gehört aber nicht her.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von SirToby »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Nov 2016, 11:14)

Ein wichtiger Punkt. Denn dieses Argument der "Fördertöpfe" wird in politischen Diskussionen immer und immer wieder als Daueragument angeführt. Diese Fördertöpfe sind zwar nicht nichts, aber selbst für einen (anteiligen) Spitzengeförderten wie Ungarn (5.64% des BIP) spielen sie eine eher untergeordnete Rolle. Es ist so ein bissel wie das Märchen der Trump-Wähler von den gierigen Staatsangestellten in den USA-Städten, die Angst um "ihre Staats-Töpfe" hätten und nun zu tausenden in den USA-Städten weiterdemonstrierten (heute früh eine Reportage aus einem ländlichen US-Gebiet).
Eben. Es bedeutet halt eben nicht, dass diese Zahlungen völlig unbedeutend sind, aber ihre Bedeutung wird halt von interessierter aus meiner Sicht stark übertrieben.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

SirToby hat geschrieben:(15 Nov 2016, 12:34)

Eben. Es bedeutet halt eben nicht, dass diese Zahlungen völlig unbedeutend sind, aber ihre Bedeutung wird halt von interessierter aus meiner Sicht stark übertrieben.
Für Länder wie Ukraine und - vielleicht noch mehr - Moldawien ist die EU-Agrarpolitik vielleicht noch wichtiger als der Umgang mit Fördergeldern. Um zum Thema zurückzukehren. Irgendwo las ich mal eine Reportage über einen moldawischen Weinbauern, der auf Urlaub in Deutschland war und am Ende meinte, bei dem Riesenangebot guter und preiswerter Weine aus der EU, bräuchte man nicht auch noch moldawische Weine. In seiner Erinnerung an die Sowjetunion waren Moldawien (und auch Georgien) für Moskau die Lieferanten exklusiver und (gemessen an Russland mit seinem Klima) vorzüglicher Weine. Und ukrainischen Stahl braucht man in der EU vielleicht noch weniger. Ich denke, da schwirren eine ganze Reihe von Illusionen in diesen potenziellen Beitrittskandidaten. Gut möglich, dass die Autoindustrie ihre Fertigungsanlagen mal von Bratislava oder Südpolen weiter nach Osten verlegt, weil die Arbeitskräfte dort noch mal soundsoviel billiger und williger sind. Es ist verständlicherweise für den normalen Menschen schwer einsehbar, dass der Wechsel von einer Mangel- in eine Überflusszone unter Umständen die Verhältnisse eher noch schwieriger macht.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

SirToby hat geschrieben:(15 Nov 2016, 12:34)

Eben. Es bedeutet halt eben nicht, dass diese Zahlungen völlig unbedeutend sind, aber ihre Bedeutung wird halt von interessierter aus meiner Sicht stark übertrieben.
Übertreiben kann man so was kaum.
Selbst ein BIP-Beitrag von nur 1% ist eine immense Spritze für eine Wirtschschaft.
Dazu kommt aber, dass diese Zahlungen ja so genannte Zweitrundeneffekte auslösen und damit selber Grundlage für weit mehr als 1% BIP sind.
Je besser diese Zuschüsse/Subvention designt sind, desto größer die Zweitrundeneffekte.

Aber die meisten gewöhnen sich einfach an Zahlungen und nehmen sie nicht mehr als was besonderes wahr. Das ist das große Problem mit regelmäßigen Geldanreizen (gilt dabei nicht nur für Staaten, sondern auch zb. bei 13. oder 14. Gehältern. Die werden irgendwann einfach eingeplant, obwohl es eigentlich Motivationsteile enthalten soll.)
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Cobra9 »

Ich sehe das pragmatisch. Wenn Moldawien sich an Russland angliedern möchten oder anlehnen, bitte nur zu. Aber dann auch die negativen Folgen tragen. Ich würde dann klar sagen...eure Wahl akzeptieren wir. Aber damit endet unser Förderung. Somit würde Russland die Kosten übernehmen müssen. Dann würde man sehr schnell sehen wie hier die Hilfe aussehen würde.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

Cobra9 hat geschrieben:(16 Nov 2016, 07:40)

Ich sehe das pragmatisch. Wenn Moldawien sich an Russland angliedern möchten oder anlehnen, bitte nur zu. Aber dann auch die negativen Folgen tragen. Ich würde dann klar sagen...eure Wahl akzeptieren wir. Aber damit endet unser Förderung. Somit würde Russland die Kosten übernehmen müssen. Dann würde man sehr schnell sehen wie hier die Hilfe aussehen würde.
Die finanzieren doch schon das, was ihnen nutzt (zb. in Transnistiren). Angliedern werden die Russen Moldau nicht.
Russland würde einfach nur den Handel wieder zulassen und das wäre schon ein gewisser Push. Dazu dann die Zollunion und Moskaus Position wäre quasi festgezogen.
Ein besonderes Problem ist, das Moldau so klein ist.
Es wäre für Russland relativ billig, dort wirklich einen Boom zu erzeugen. Dazu reichen schon Freundschaftsgaspreise und Förderung/Neuaufnahme der Landwirtschaftsprodukte nach Russland.
Russland könnte dort genau das abziehen, was in den politischen Träumen der EU mit der Ukraine passieren sollte, um zu zeigen, dass der Weg EU besser ist als Anbindung an Russland.

Ich bin da bezüglich der EU ebenso pragmatisch und denke, dass das der beste Weg wäre.
Der eigentlich Punkt ist aber, dass ein quasi offizieller Rückzug der EU ein massiver Richtungswechsel wäre, der sich in seinen politischen Auswirkungen sicher nicht auf Moldau beschränken lassen würde.
Mittlerweile ist das imA leider die pragmatischste Richtung, weil die EU zu viele interne Probleme hat.

Ich habe gestern dazu einen Kommentar gelesen, der das recht klar auf den Punkt gebracht hat.
Das Russlands Einfluss dort steigt, hängt nicht mit Russlands Stärke zusammen, sondern mit der Schwäche der EU.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Cobra9 »

ciesta hat geschrieben:(16 Nov 2016, 08:10)

Die finanzieren doch schon das, was ihnen nutzt (zb. in Transnistiren). Angliedern werden die Russen Moldau nicht.
Russland würde einfach nur den Handel wieder zulassen und das wäre schon ein gewisser Push. Dazu dann die Zollunion und Moskaus Position wäre quasi festgezogen.
Ein besonderes Problem ist, das Moldau so klein ist.
Es wäre für Russland relativ billig, dort wirklich einen Boom zu erzeugen. Dazu reichen schon Freundschaftsgaspreise und Förderung/Neuaufnahme der Landwirtschaftsprodukte nach Russland.
Russland könnte dort genau das abziehen, was in den politischen Träumen der EU mit der Ukraine passieren sollte, um zu zeigen, dass der Weg EU besser ist als Anbindung an Russland.

Ich bin da bezüglich der EU ebenso pragmatisch und denke, dass das der beste Weg wäre.
Der eigentlich Punkt ist aber, dass ein quasi offizieller Rückzug der EU ein massiver Richtungswechsel wäre, der sich in seinen politischen Auswirkungen sicher nicht auf Moldau beschränken lassen würde.
Mittlerweile ist das imA leider die pragmatischste Richtung, weil die EU zu viele interne Probleme hat.

Ich habe gestern dazu einen Kommentar gelesen, der das recht klar auf den Punkt gebracht hat.
Das Russlands Einfluss dort steigt, hängt nicht mit Russlands Stärke zusammen, sondern mit der Schwäche der EU.
Ohh deshalb würde Ich auch einige andere Wege gehen. Moldawien bringt der EU welchen Nutzen ? Geringen freundlich gesagt. Das Potential ist eher absehbar. Wenn Russland die Kosten hier haben möchte, okay. Wir sollten uns auf potentiell nützliche Länder erstmal beschränken.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

Cobra9 hat geschrieben:(16 Nov 2016, 08:20)

Ohh deshalb würde Ich auch einige andere Wege gehen. Moldawien bringt der EU welchen Nutzen ? Geringen freundlich gesagt. Das Potential ist eher absehbar. Wenn Russland die Kosten hier haben möchte, okay. Wir sollten uns auf potentiell nützliche Länder erstmal beschränken.
Die Frage ist dabei eben, ob das so einfach möglich ist (gerade derzeit geht es imA eher um die Frage, ob es denn bei 28/27 EU-Mitgliedern bleibt, oder ob andere Exits folgen).
Bezüglich Moldau ist man eben in der historischen Entwicklung gefangen. Die EU wollte die mal zumindest perspektivisch dazuhaben und hat auch entsprechende Anstrengungen unternommen.
Ein Rückzug wäre deshalb für sich schon eine politische Niederlage.

Wenn die Annäherung an Moskau in Moldau positive Früchte tragen würde (Stünde ja in den Sternen, aber da die so klein sind, wäre es für Russland ein sehr einfach zu erzeugender Weg), dann werden sich viele potentiell nützliche Länder fragen, was die EU wert ist (das tun die eh, aber ein Fall Moldau wäre die real gewordenen Alternative. EU und Russland haben sich um Einfluss bemüht und das erst Mal hätte Russland "gewonnen".). Der Mythos EU und dessen Strahlkraft würde da eine zusätzlichen Einbruch erleiden.

Wenn die EU stark wäre, würde sie das sicher nicht zulassen. ImA spielt für die Richtungsänderung (weniger/keine Erweiterung) der EU die Konfrontation mit Russland eine überragende Rolle.
Eine perspektivische Lösung wäre das kooperative Einbinden Russlands. Das wäre imA strategisch pragmatisch und dann müsste man sich um Moldau/Bulgarien und Co keinen großen Kopf machen.
Aber dem stehen eben taktische Hinderungsgründe im Wege.
Ich denke da, dass diese aktuelle gegenseitige Konfliktsituation Russland eher nutzen als der EU (im reinen Verhältnis EU und Russland), denn in dieser Hinderungsphase baut Russland seinen Einfluss in Europa aus, während die EU ihn verliert.
Insgesamt freuen sich darüber sicher China und auch die USA am meisten, wenn sich die Juniorpartner gegenseitig versuchen zu schwächen.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

ciesta hat geschrieben:(16 Nov 2016, 08:10)
Ich habe gestern dazu einen Kommentar gelesen, der das recht klar auf den Punkt gebracht hat.
Das Russlands Einfluss dort steigt, hängt nicht mit Russlands Stärke zusammen, sondern mit der Schwäche der EU.
Bzw. mit der Stärke und dem Einfluss der EU-Agrarwirtschaft. Weinwirtschaft ist nach wie vor der wichtigste Produktionszweig in Moldawien. 25 Prozent der Exporte und 25 Prozent der Arbeitskräfte sind dort gebunden. Doch trotz der sehr guten Voraussetzungen auch für ökoligischen/biologischen Weinanbau dürften die Chancen Moldawiens in dieser Hinsicht in der EU angesichts der übermächtigen Agrarlobby gleich Null sein. 90 Prozent der Weinproduktion wird ausgeführt, 82 Prozent davon nach Russland, 7 Prozent in die Ukraine und 3,8 Prozent nach Kasachstan. Alles andere zählt nicht weiter. So und ganz nüchtern (haha) gesehen, ist die Entscheidung pro Russland oder pro EU auch eine Entscheidung, ob man Hilfsgüterempfänger werden oder Weinverkäufer bleiben will. Mal ganz davon abgesehen, dass sich das Land nahezu vollständig in der Hand von (teils hochkriminellen) Oligarchen befindet.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von H2O »

ciesta hat geschrieben:(16 Nov 2016, 08:40)

Die Frage ist dabei eben, ob das so einfach möglich ist (gerade derzeit geht es imA eher um die Frage, ob es denn bei 28/27 EU-Mitgliedern bleibt, oder ob andere Exits folgen).
Bezüglich Moldau ist man eben in der historischen Entwicklung gefangen. Die EU wollte die mal zumindest perspektivisch dazuhaben und hat auch entsprechende Anstrengungen unternommen.
Ein Rückzug wäre deshalb für sich schon eine politische Niederlage.

Wenn die Annäherung an Moskau in Moldau positive Früchte tragen würde (Stünde ja in den Sternen, aber da die so klein sind, wäre es für Russland ein sehr einfach zu erzeugender Weg), dann werden sich viele potentiell nützliche Länder fragen, was die EU wert ist (das tun die eh, aber ein Fall Moldau wäre die real gewordenen Alternative. EU und Russland haben sich um Einfluss bemüht und das erst Mal hätte Russland "gewonnen".). Der Mythos EU und dessen Strahlkraft würde da eine zusätzlichen Einbruch erleiden.

Wenn die EU stark wäre, würde sie das sicher nicht zulassen. ImA spielt für die Richtungsänderung (weniger/keine Erweiterung) der EU die Konfrontation mit Russland eine überragende Rolle.
Eine perspektivische Lösung wäre das kooperative Einbinden Russlands. Das wäre imA strategisch pragmatisch und dann müsste man sich um Moldau/Bulgarien und Co keinen großen Kopf machen.
Aber dem stehen eben taktische Hinderungsgründe im Wege.
Ich denke da, dass diese aktuelle gegenseitige Konfliktsituation Russland eher nutzen als der EU (im reinen Verhältnis EU und Russland), denn in dieser Hinderungsphase baut Russland seinen Einfluss in Europa aus, während die EU ihn verliert.
Insgesamt freuen sich darüber sicher China und auch die USA am meisten, wenn sich die Juniorpartner gegenseitig versuchen zu schwächen.
Das europäische Projekt wird offenbar mißverstanden als Raum für den Empfang von Wohltaten. Nicht ganz falsch, wohl aber gelten dazu Voraussetzungen, die im Vertrag von Lissabon ausführlich genug behandelt wurden.

Als Europäer meine ich, daß ... wenn schon das Gefühl der Zugehörigkeit zur europäischen Völkerfamilie kaum vorhanden ist... auch der Versuch unterbleiben sollte, diese Partner gegen ihr Gefühl durch Zuwendungen an die EU zu binden. Insofern ist die politische Abwendung Moldawiens von der EU keine Niederlage. Die europäische Gemeinschaft ist den Menschen Moldawiens kein Herzensanliegen... und ehrlich gesagt hört doch dieses europäische Gemeinschaftsgefühl irgendwo im Osten auch einmal auf... sonst sind am Ende auch Tadschiken, Turkmenen und Afghanen leidenschaftliche Europäer ;) .

Sollten sich also Partner von der EU lösen, weil sie sich in der EU nicht wohl und unter Gleichen fühlen, dann ist das keine Niederlage der EU, sondern eine überfällige Bereinigung des europäischen Projekts. So muß man auch den BREXIT verstehen: Die Briten sind in 40 Jahren Mitgliedschaft so wenig im europäischen Projekt verankert, daß ihnen die Folgeschritte hin zu einer sich stetig vertiefenden Gemeinschaft ein Graus sind. Insofern ist diese Trennung naheliegend und vernünftig, aber keine Niederlage der EU.
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unity in diversity
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von unity in diversity »

H2O hat geschrieben:(16 Nov 2016, 19:10)

Das europäische Projekt wird offenbar mißverstanden als Raum für den Empfang von Wohltaten. Nicht ganz falsch, wohl aber gelten dazu Voraussetzungen, die im Vertrag von Lissabon ausführlich genug behandelt wurden.

Als Europäer meine ich, daß ... wenn schon das Gefühl der Zugehörigkeit zur europäischen Völkerfamilie kaum vorhanden ist... auch der Versuch unterbleiben sollte, diese Partner gegen ihr Gefühl durch Zuwendungen an die EU zu binden. Insofern ist die politische Abwendung Moldawiens von der EU keine Niederlage. Die europäische Gemeinschaft ist den Menschen Moldawiens kein Herzensanliegen... und ehrlich gesagt hört doch dieses europäische Gemeinschaftsgefühl irgendwo im Osten auch einmal auf... sonst sind am Ende auch Tadschiken, Turkmenen und Afghanen leidenschaftliche Europäer ;) .

Sollten sich also Partner von der EU lösen, weil sie sich in der EU nicht wohl und unter Gleichen fühlen, dann ist das keine Niederlage der EU, sondern eine überfällige Bereinigung des europäischen Projekts. So muß man auch den BREXIT verstehen: Die Briten sind in 40 Jahren Mitgliedschaft so wenig im europäischen Projekt verankert, daß ihnen die Folgeschritte hin zu einer sich stetig vertiefenden Gemeinschaft ein Graus sind. Insofern ist diese Trennung naheliegend und vernünftig, aber keine Niederlage der EU.
Oder kurz gesagt:
Die Transferleistungsempfänger unter den EU-Staaten sind unzufrieden.
Das zeigen auch die Wahlergebnisse in Estland und Litauen.
Die NATO-Streitkräfte machen dort noch halbwegs Umsatz und werden sie abgezogen, ist der selbsttragende Aufschwung vorbei und der letzte macht das Licht aus.
Oder siehst du das anders?
Das ist Trumps Kapitalismus in Vollendung, mit Weckung des Egoismus, als menschliche Grundeigenschaft und Moral, sowie Solidarität sind was, zum in der Pfeife rauchen.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

unity in diversity hat geschrieben:(17 Nov 2016, 02:41)

Oder kurz gesagt:
Die Transferleistungsempfänger unter den EU-Staaten sind unzufrieden.
Das zeigen auch die Wahlergebnisse in Estland und Litauen.
Die NATO-Streitkräfte machen dort noch halbwegs Umsatz und werden sie abgezogen, ist der selbsttragende Aufschwung vorbei und der letzte macht das Licht aus.
Oder siehst du das anders?
Das ist Trumps Kapitalismus in Vollendung, mit Weckung des Egoismus, als menschliche Grundeigenschaft und Moral, sowie Solidarität sind was, zum in der Pfeife rauchen.
Schon wieder dieser Mythos, ach was, diese Nachplapperei von den "Transferleistungen". Estland erhält gerade mal (Stand 2014) 2,49 Prozent seines BIP an Transferleistungen von der EU.

Wie schon weiter oben von H2O angemerkt: Die EU ist alles andere als ein "Raum für den Empfang von Wohltaten".

Moldawien gehört sprachlich-kulturell gesehen eigentlich zu Rumänien . "Moldawisch" ist nur ein anderer Name für "Rumänisch". Und damit - wie auch Spanisch, Italienisch, Französisch - zur romanischen Sprachfamilie und so gesehen zum innersten Kern Europas. Es war denn auch ganz wesentlich Frankreich, das sich für eine EU-Osterweiterung unter Einbeziehung Rumäniens einsetzte. Ich halte das Ganze aber (inzwischen) für mehr oder weniger kulturalistisch. Die EU sollte aus den Ländern bestehen, deren Bevölkerungen sich mehrheitlich zu den demokratischen Prinzipien der EU bekennen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

H2O hat geschrieben:(16 Nov 2016, 19:10)

Das europäische Projekt wird offenbar mißverstanden als Raum für den Empfang von Wohltaten. Nicht ganz falsch, wohl aber gelten dazu Voraussetzungen, die im Vertrag von Lissabon ausführlich genug behandelt wurden.

Als Europäer meine ich, daß ... wenn schon das Gefühl der Zugehörigkeit zur europäischen Völkerfamilie kaum vorhanden ist... auch der Versuch unterbleiben sollte, diese Partner gegen ihr Gefühl durch Zuwendungen an die EU zu binden. Insofern ist die politische Abwendung Moldawiens von der EU keine Niederlage. Die europäische Gemeinschaft ist den Menschen Moldawiens kein Herzensanliegen... und ehrlich gesagt hört doch dieses europäische Gemeinschaftsgefühl irgendwo im Osten auch einmal auf... sonst sind am Ende auch Tadschiken, Turkmenen und Afghanen leidenschaftliche Europäer ;) .

Sollten sich also Partner von der EU lösen, weil sie sich in der EU nicht wohl und unter Gleichen fühlen, dann ist das keine Niederlage der EU, sondern eine überfällige Bereinigung des europäischen Projekts. So muß man auch den BREXIT verstehen: Die Briten sind in 40 Jahren Mitgliedschaft so wenig im europäischen Projekt verankert, daß ihnen die Folgeschritte hin zu einer sich stetig vertiefenden Gemeinschaft ein Graus sind. Insofern ist diese Trennung naheliegend und vernünftig, aber keine Niederlage der EU.
Wenn sich Partner lösen oder eigentlich bisher willige potentielle Kandidaten sich um entscheiden, ist das eine klare Niederlage für das Konstrukt EU.
Bei einer überfälligen Bereinigung ist der Aspekt der Niederlage darin zu suchen, dass man als EU die Erweiterungsschritte getan hat.
Der zeitliche Ablauf offenbart, dass die vollzogene Form nicht stark genug ist, um so weiter zu bestehen.

Der Schritt von SU zu GUS usw. war ebenfalls eine notwendige Bereinigung/Korrektur, um Kerne zukunftsfähiger zu machen.
Es käme aber bestimmt niemand auf die Idee, darin keine Niederlage des vorherigen Konstrukts zu sehen.
Eine potentielle Bereinigung in Sachen EU ist eine Niederlage, aber eben genau wie die Nummer der SU kein Ende der Geschichte.
Vielmehr ist es aus Zukunftsaspekten dringend notwendig, diese Niederlage (wenn sie nicht zu akzeptablen Kosten abwendbar ist) zu akzeptieren und nach vorn zu schauen.

Ggf. gibt es bald einen EU-Politiker, der einen Teilzerfall der EU als größte europ. Katastrophe nach dem 2. WK bezeichnet.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von H2O »

ciesta hat geschrieben:(17 Nov 2016, 09:17)

Wenn sich Partner lösen oder eigentlich bisher willige potentielle Kandidaten sich um entscheiden, ist das eine klare Niederlage für das Konstrukt EU.
Bei einer überfälligen Bereinigung ist der Aspekt der Niederlage darin zu suchen, dass man als EU die Erweiterungsschritte getan hat.
Der zeitliche Ablauf offenbart, dass die vollzogene Form nicht stark genug ist, um so weiter zu bestehen.

Der Schritt von SU zu GUS usw. war ebenfalls eine notwendige Bereinigung/Korrektur, um Kerne zukunftsfähiger zu machen.
Es käme aber bestimmt niemand auf die Idee, darin keine Niederlage des vorherigen Konstrukts zu sehen.
Eine potentielle Bereinigung in Sachen EU ist eine Niederlage, aber eben genau wie die Nummer der SU kein Ende der Geschichte.
Vielmehr ist es aus Zukunftsaspekten dringend notwendig, diese Niederlage (wenn sie nicht zu akzeptablen Kosten abwendbar ist) zu akzeptieren und nach vorn zu schauen.

Ggf. gibt es bald einen EU-Politiker, der einen Teilzerfall der EU als größte europ. Katastrophe nach dem 2. WK bezeichnet.
Ja, solche Wortakrobaten finden sich immer.

Mir sind alle Partner der EU willkommen, die ihre Zukunft auf der Grundlage von Demokratie, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit mit uns Europäern gemeinsam gestalten wollen. Eine mir wichtige Klammer sehe ich in einer gemeinsamen Kulturgeschichte mit der europäischen Aufklärung. Ich sehe es aber nicht als Niederlage an, wenn Völker ihren eigenen Weg gehen wollen... wir Europäer haben weder Gewalt angewandt, um diese Partner "in die EU zu holen" noch werden wir Gewalt anwenden, um sie in der EU zu behalten. Die EU verliert ja nichts, was sie ansonsten voran gebracht hätte. Das Gegenteil ist richtig! Allenfalls spart die EU Mittel ein, die sie anderweitig sinnvoll einsetzen kann.

Sicher, die in der EU verfügbaren Wohltaten werden dann nicht mehr ab zu greifen sein, wie dies nun gerade der britische Außenminister erfahren muß. Das ist natürlich eine finstere Erpressung. :cool:
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(17 Nov 2016, 09:12)

...

Die EU sollte aus den Ländern bestehen, deren Bevölkerungen sich mehrheitlich zu den demokratischen Prinzipien der EU bekennen.
Das ist auch meine Sicht der Dinge; die EU sollte sich sehr bald von allen Mitgliedern und Bewerbern lösen, die sich eine andere Zukunft wünschen. Durch diese Mitglieder entsteht ein unfruchtbarer Streit in der Gemeinschaft. Man muß ganz einfach unterschiedliche Interessenlagen anerkennen und dementsprechend entscheiden. Ich sehe in der überstürzten Erweiterung der EU ab 2000 keineswegs eine Dummheit; so bleiben uns Europäern Vorwürfe erspart, oder wir können sie gleichmütig an uns abprallen lassen, wenn uns eines Tages vorgehalten werden sollte, daß wir die aufgenommenen Partner ihrem Schicksal überlassen haben.

Eine echte Dummheit war sicher, die Griechen in den Euro hinein gehievt zu haben, obwohl man schon wußte, daß die griechische Regierung mit Hilfe einer US Großbank die Euro-Prüfer mit einer ziemlich dreisten Täuschung hinter das Licht geführt hatte. Vertrauen war völlig unangebracht, wie wir verärgert lernen mußten.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

H2O hat geschrieben:(17 Nov 2016, 10:03)

Ja, solche Wortakrobaten finden sich immer.

Mir sind alle Partner der EU willkommen, die ihre Zukunft auf der Grundlage von Demokratie, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit mit uns Europäern gemeinsam gestalten wollen. Eine mir wichtige Klammer sehe ich in einer gemeinsamen Kulturgeschichte mit der europäischen Aufklärung. Ich sehe es aber nicht als Niederlage an, wenn Völker ihren eigenen Weg gehen wollen... wir Europäer haben weder Gewalt angewandt, um diese Partner "in die EU zu holen" noch werden wir Gewalt anwenden, um sie in der EU zu behalten. Die EU verliert ja nichts, was sie ansonsten voran gebracht hätte. Das Gegenteil ist richtig! Allenfalls spart die EU Mittel ein, die sie anderweitig sinnvoll einsetzen kann.

Sicher, die in der EU verfügbaren Wohltaten werden dann nicht mehr ab zu greifen sein, wie dies nun gerade der britische Außenminister erfahren muß. Das ist natürlich eine finstere Erpressung. :cool:
Speziell in Sachen GB verliert die EU sogar sehr viel.
Die sind immerhin der drittgrößte Geberstaat der EU und das Gewicht Londons gerade in Bezug auf die Lebensader Kapital ist kaum zu unterschätzen.
Sicher spart man auch Gelder ein, die nach GB fließen und möglicherweise bringt Frankfurt, Paris oder anderen eine Verlagerung von Eurofinanzknoten oder anderen Firmen Vorteile, aber im Saldo ist ein Exit GBs ein großer Verlust.
Gerade weil dort die von dir genannten Grundlagen weit besser ausgeprägt sind als in vielen anderen EU-Staaten spricht ein solcher Brexit nicht gerade für die EU.

Zudem sind die damit verbundenen kleiner werdenden EU-Märkte ein immenser Verlust.
Das ist perspektivisch auch der entgangene Gewinn, wenn sich evt. Neumitglieder abwenden (Wobei da Moldau sicher nicht die Rolle spielt)

Die Dinge wie Demokratie, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit sind zu aller erst vom wirtschaftlichen Erfolg abhängig.
Ohne wird all das praktisch in Mitleidenschaft gezogen. Das ist leider so und lässt sich leider in diversen EU-Staaten auch sehr gut beobachten.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von H2O »

ciesta hat geschrieben:(17 Nov 2016, 11:49)

Speziell in Sachen GB verliert die EU sogar sehr viel.
Die sind immerhin der drittgrößte Geberstaat der EU und das Gewicht Londons gerade in Bezug auf die Lebensader Kapital ist kaum zu unterschätzen.
Sicher spart man auch Gelder ein, die nach GB fließen und möglicherweise bringt Frankfurt, Paris oder anderen eine Verlagerung von Eurofinanzknoten oder anderen Firmen Vorteile, aber im Saldo ist ein Exit GBs ein großer Verlust.
Gerade weil dort die von dir genannten Grundlagen weit besser ausgeprägt sind als in vielen anderen EU-Staaten spricht ein solcher Brexit nicht gerade für die EU.

Zudem sind die damit verbundenen kleiner werdenden EU-Märkte ein immenser Verlust.
Das ist perspektivisch auch der entgangene Gewinn, wenn sich evt. Neumitglieder abwenden (Wobei da Moldau sicher nicht die Rolle spielt)

Die Dinge wie Demokratie, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit sind zu aller erst vom wirtschaftlichen Erfolg abhängig.
Ohne wird all das praktisch in Mitleidenschaft gezogen. Das ist leider so und lässt sich leider in diversen EU-Staaten auch sehr gut beobachten.
Ja, der Austritt der Briten ist schon ein Verlust; nur muß man daneben halten, daß den Briten seit langer Zeit die sich stetig vertiefende Zusammenarbeit der EU-Partner nicht paßte, die gemeinsame Währung nicht paßte, der europäische Zusammenschluß der Armeen nicht paßte und zuletzt (neuerdings zuerst!) die Freizügigkeit und das Niederlassungsrecht der EU-Bürger nicht paßte. Und das bei einer ganzen Anzahl von Sonderrechten bei der Beitragsbemessung.

So gesehen erscheint der BREXIT am Ende nur vernünftig, und zwar für beide Seiten. Immerhin haben die Europäer aber nach Kräften um den Verbleib der Briten in der EU geworben, mit weiteren erheblichen Zugeständnissen. Das hat offenbar nicht gereicht. Wenn die EU jetzt mit Verstand vorgeht, dann kann sie dem Ziel eines vereinigten Europas einen ganz großen Schritt näher kommen. Das wäre sicher auf lange Sicht ein Gewinn für uns Europäer.

Ich hoffe, daß nach den französischen Präsidentschaftswahlen die französische Seite schon einmal Druck aufbaut, der sich die deutsche Seite nach den Bundestagswahlen 2017 mit aller Macht anschließen wird. Mit den Briten wäre dieser Weg kaum um zu setzen gewesen. Das Thema Kerneuropa ist noch lange nicht vom Tisch!
ciesta

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

ciesta hat geschrieben:(10 Nov 2016, 10:15)

In Estland wurde dem Regierungschef das Mistrauen ausgesprochen.
Es stehen Neuwahlen an.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/e ... 20543.html

http://www.spiegel.de/politik/ausland/j ... 22420.html
Jüri Ratas - Estland hat einen neuen Ministerpräsidenten

Auch in Estland wird es russlandfreundlicher
ciesta

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

http://www.europeonline-magazine.eu/zei ... 97920.html
Russland und Moldau suchen Lösung im Handelskonflikt

Auf dem Feld bewegt sich kurz nach der Prsidentenwahlwahl was.
Mal schauen, ob und wie schnell es da zu Einigungen kommt.
Ger9374

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Ger9374 »

Es wäre keine Überraschung wenn Länder um Russland herum sich dem Bären wieder annähern
Vielleicht auch besser so für alle betroffenen.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(30 Nov 2016, 13:12)

Es wäre keine Überraschung wenn Länder um Russland herum sich dem Bären wieder annähern
Vielleicht auch besser so für alle betroffenen.
Kann man sich vorstellen, daß diese baltischen EU-Partner letztendlich nur ein erträgliches Miteinander mit Rußland anstreben? Oder mehr im Sinne von Unterwerfung?
Ger9374

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Ger9374 »

Die Balten sind E.U Anhänger, Moldawien,georgien, die alten sowjetrepubliken
ciesta

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

2 weitere Wahlen: Mazedonien und Rumänien
In beiden stehen die Zeichen eher auf politische Krise.

http://www.euractiv.de/section/wahlen-u ... n-kriselt/
Mazedonien: Der Balkan kriselt

http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 70407.html
Staatspräsident will Wahlsieger verhindern
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

Vor allem darf man sich nicht vom formal Sozialdemokratischen im Namen der Siegerpartei "Partidul Social Democrat" beirren lassen. Die PSD ist eine rechtskonservative, national-religiös ausgerichtete Partei.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von DevilsNeverCry »

ciesta hat geschrieben:(15 Nov 2016, 09:13)

Das Problem der EU ist nur, dass das Scheckbuch der EU nicht mehr sonderlich prall gefüllt ist.
Nur durch einen Brexit fehlen 11 Mrd Euro im EU-Haushalt im Vgl. zu einem Zustand wo GB in der EU ist.
Man "spart" zwar auch Gelder, die sonst nach GB fließen würden, aber GB ist der drittgrößte Nettozahler.

Es gibt dort unten eine Konstellation, in der die Zahlung der EU quasi als "normal" gelten und der EU nicht mehr das Hochglanzimage zugeschrieben wird.
Gerade Bulgarien gehört zu den ärmsten EU-Ländern und für Moldau ist die Perspektive EU wegen Transnistiren eh nicht realistisch.
Russland kann derzeit mit Wiederaufnahme von mehr Handel ködern, weil die Wirtschaft dieser Länder ggü Russland in viel mehr Bereichen wettbewerbsfähige Produkte liefern konnte (vor allem Landwirtschaft), die jetzt eben nicht mehr geliefert werden dürfen. Ob das wirklich im besonders großem Umfang geschehen würde, darf bei den aktuellen Wechselkursen bezweifelt werden, aber es ist nicht sonderlich schwer zu erraten, wen die dortigen Bevölkerungen dort bei so einer Entwicklung tendenziell verantwortlich machen würden.

China als Player ist mit einem Scheckbuch ausgestattet, dass alles auf diesem Erdball in den Schatten stellt.
Bulgarien und Moldau sind zwar nach meinem Wissenstand nicht unbedingt besonders wichtige Zielländer Chinas, aber was noch nicht ist, kann noch werden und in den Nachbarstaaten ist China sehr aktiv.
Der Brexit ist erst mal ein großes Fragezeichen und wir müssen erst mal abwarten was für ein Konsens zwischen London und Brüssel zustande kommt. Natürlich ist ein harter Brexit nicht unwahrscheinlich da man so ein Zeichen an andere EU Länder setzen will (es gibt aber auch Gegenstimmen zu einem harten Brexit, z B. in Skandinavien und vor allem in Irland die GB gerne im EU Binnenmarkt behalten wollen).
Das Scheckbuch ist momentan auch in Russland nicht prall gefühlt, welches im Zuge der Ölkrise seine Verteidigungsausgaben um 100 Milliarden Rubel kürzen muss (für das Jahr 2017) und auch seine Verteidigungsausgaben im Rahmen der OVKS in Zentralasien einschränken musste.

Ich sehe zwar das Jahr 2017 als Chance für Russland da Trump an die Macht kommt und ein Deal "möglich" ist (eine Anerkennung der Krim ist wohl aber ausgeschlossen aufgrund der Position der Mehrheit der Republikaner und Demokraten im US-Kongress), sowie Europa durch (drohende) Volksentscheide außenpolitisch handlungsunfähig ist. Die Frage wird nur sein inwiefern Russland diese Chance nutzen kann. Ich gehe mit Girkin (ala Strelkov) konform wenn er im groben angibt das Russlands Zukunft mit dem jetzigen Präsidenten eher düster aussieht. Es ist nicht primär die Rohstoffabhängigkeit die Russland auf internationalem Pakett so schlecht aussehen lässt (Norwegen und Kanada sind auch Rohstoff reiche Länder und dennoch sehr wohlhabend). Es sind die oligarchischen Institutionen (ähnlich denen in der Ukraine) die die Entwicklung dieses Landes bremsen. Das Land leidet unter gravierender Korruption in denen rent-seeking betrieben wird. In all den Jahren seit Putin Amtsantritt hat sich weder bei der zivilen Flugzeugbauindustrie, noch bei der Autoindustrie irgend ein signifikanter Sprung nach vorne ergeben. Die aktuelle Ölkrise wird dadurch gemildert indem man auf inländischem Tourismus sowie Agrarexport setzt (wow Russland sowie alle anderen post-sowjetischen Staaten verkommt immer mehr zu einem Primärgüter Exporteuer, sehr schöne Aussichten). Ich hatte Hoffnungen für dieses Land im Jahre 2011 als liberale und national-patriotische Kräfte genau dieses System in Frage stellten. Leider hat die Ukrainekrise wie ein Blitzableiter für Putin gedient und Reformen sehe ich nach wie vor nicht. Im Grunde genommen hat Putin sein Land nach aktuellem BIP vom Stand 2015 auf das Niveau von Südkorea oder Spanien reduziert und man kann nicht erwarten das 2016 besser sein wird (von der zunehmenden Kluft zwischen arm und reich mal ganz zu Schweigen). Wenn das langfristig so weiter gehen wird, dann werden die Ereignisse in der Ukraine im Jahre 2014 nur der Anfang für den Kreml sein. Eine neue Bedrohung für Russland werden wahrscheinlich regionale Blöcke an seiner Grenze sein (Polen, Ukraine, das Baltikum und wahrscheinlich auch Ungarn in Osteuropa; die Türkei, Georgien und Aserbaidschan im Südkaukasus)

Was Russlands Markt angeht gebe ich Ihnen recht, dieser ist für Moldawien wichtig. Gerade für den Agrarbereich oder Billiglohnarbeiter. Allerdings sollten Sie im Auge behalten das Moldawien über 50% seines Außenhandelsvolumens mit der Europäischen Union abdeckt (hinzu kommen auch hier Gastarbeiter die abhängig von der Entlohnung in der EU sind) und die Ukraine für Moldawien der drittgrößte Handelspartner ist. http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2 ... 113419.pdf Das können Sie auf Seite 8 sich gerne anschauen sowie auf Seite 5-7 die Handelsstrukturen zwischen Brüssel und Chisinau. Im Grunde hat Dodon auch schon zurück gerudert, die Freihandelszone wird wohl weiterhin bestand haben.
ciesta

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

DevilsNeverCry hat geschrieben:(25 Dec 2016, 12:37)
1.
Der Brexit ist erst mal ein großes Fragezeichen und wir müssen erst mal abwarten was für ein Konsens zwischen London und Brüssel zustande kommt. Natürlich ist ein harter Brexit nicht unwahrscheinlich da man so ein Zeichen an andere EU Länder setzen will (es gibt aber auch Gegenstimmen zu einem harten Brexit, z B. in Skandinavien und vor allem in Irland die GB gerne im EU Binnenmarkt behalten wollen).
Das Scheckbuch ist momentan auch in Russland nicht prall gefühlt, welches im Zuge der Ölkrise seine Verteidigungsausgaben um 100 Milliarden Rubel kürzen muss (für das Jahr 2017) und auch seine Verteidigungsausgaben im Rahmen der OVKS in Zentralasien einschränken musste.

2.
Ich sehe zwar das Jahr 2017 als Chance für Russland da Trump an die Macht kommt und ein Deal "möglich" ist (eine Anerkennung der Krim ist wohl aber ausgeschlossen aufgrund der Position der Mehrheit der Republikaner und Demokraten im US-Kongress), sowie Europa durch (drohende) Volksentscheide außenpolitisch handlungsunfähig ist. Die Frage wird nur sein inwiefern Russland diese Chance nutzen kann. Ich gehe mit Girkin (ala Strelkov) konform wenn er im groben angibt das Russlands Zukunft mit dem jetzigen Präsidenten eher düster aussieht. Es ist nicht primär die Rohstoffabhängigkeit die Russland auf internationalem Pakett so schlecht aussehen lässt (Norwegen und Kanada sind auch Rohstoff reiche Länder und dennoch sehr wohlhabend). Es sind die oligarchischen Institutionen (ähnlich denen in der Ukraine) die die Entwicklung dieses Landes bremsen. Das Land leidet unter gravierender Korruption in denen rent-seeking betrieben wird. In all den Jahren seit Putin Amtsantritt hat sich weder bei der zivilen Flugzeugbauindustrie, noch bei der Autoindustrie irgend ein signifikanter Sprung nach vorne ergeben. Die aktuelle Ölkrise wird dadurch gemildert indem man auf inländischem Tourismus sowie Agrarexport setzt (wow Russland sowie alle anderen post-sowjetischen Staaten verkommt immer mehr zu einem Primärgüter Exporteuer, sehr schöne Aussichten). Ich hatte Hoffnungen für dieses Land im Jahre 2011 als liberale und national-patriotische Kräfte genau dieses System in Frage stellten. Leider hat die Ukrainekrise wie ein Blitzableiter für Putin gedient und Reformen sehe ich nach wie vor nicht. Im Grunde genommen hat Putin sein Land nach aktuellem BIP vom Stand 2015 auf das Niveau von Südkorea oder Spanien reduziert und man kann nicht erwarten das 2016 besser sein wird (von der zunehmenden Kluft zwischen arm und reich mal ganz zu Schweigen). Wenn das langfristig so weiter gehen wird, dann werden die Ereignisse in der Ukraine im Jahre 2014 nur der Anfang für den Kreml sein. Eine neue Bedrohung für Russland werden wahrscheinlich regionale Blöcke an seiner Grenze sein (Polen, Ukraine, das Baltikum und wahrscheinlich auch Ungarn in Osteuropa; die Türkei, Georgien und Aserbaidschan im Südkaukasus)

3.
Was Russlands Markt angeht gebe ich Ihnen recht, dieser ist für Moldawien wichtig. Gerade für den Agrarbereich oder Billiglohnarbeiter. Allerdings sollten Sie im Auge behalten das Moldawien über 50% seines Außenhandelsvolumens mit der Europäischen Union abdeckt (hinzu kommen auch hier Gastarbeiter die abhängig von der Entlohnung in der EU sind) und die Ukraine für Moldawien der drittgrößte Handelspartner ist. http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2 ... 113419.pdf Das können Sie auf Seite 8 sich gerne anschauen sowie auf Seite 5-7 die Handelsstrukturen zwischen Brüssel und Chisinau. Im Grunde hat Dodon auch schon zurück gerudert, die Freihandelszone wird wohl weiterhin bestand haben.
1.
Der Brexit wird sicher noch die ein oder andere Überraschung bereithalten.
Das eigentliche Votum war aber auf jeden Fall für sich betrachtet ein Nackenschlag für die EU.
Ob die Eu es schafft, daraus was positives zu machen, werden wir sehen. Ich wäre nicht traurig darüber :D

Was Russlands Scheckbuch angeht, muss das derzeit in vielen Fällen gar nicht prall sein. Es ist für viele Partner ein positives Zeichen, wenn Russland sich einfach wieder so verhält wie früher. Bsp. Moldau: Das simple wieder Zulassen von Exporten aus Moldau wird starke positive Auswirkungen auf die Wirtschaft Moldaus haben.
Zudem hat Russland einfach einen Trumpf, der überall sticht.
Preiswerte Energie ist überall gefragt. Wenn sie also wollten, könnten sie auch ohne großes Scheckbuch Vorteile anbieten, die andere mit einem prallen Scheckbuch erst mal anbieten müssen. (Bsp. Ukraine und Gas: Der frühere Freundschaftspreis war ca. 3 Mrd Euro(oder Dollar?) pro Jahr wert.)

2.
Kanada und Norwegen sind international als Gesamtbild betrachtet bestenfalls 2. Liga.
Nicht weil sie keine guten Waren/Strukturen hätten, sondern weil sie einfach zu wenig Einwohner haben.
Das ist für diese Länder auch überhaupt kein Problem. Die haben keine Ambitionen ala Großmacht.
Aber deshalb sind sie mMn auch so schlecht mit Russland zu vergleichen.
Russland spielt in weit mehr Feldern eine international wichtigere Rolle. (Raumfahrt, Waffen oder Agra, bei denen weder Norwegen oder Kanada wichtige Player sind).

Die strukturellen Probleme der russischen Wirtschaft sind natürlich gravierend und die zumindest verbale Benennung durch putin und Co sind dafür das beste Zeichen.
Aber die Lösung sind imA nicht so einfach. Das Rezeptbuch ala mehr Liberalisierung anstreben ist gerade in der letzten Zeit oft genug keine gute Wahl gewesen.

Aber es ist wir bei fast allem.
Diese Struktur hat speziell in Krisenzeiten auch ihre Vorteile. Diese Form der Wirtschaft schrumpft nicht so schnell wie eine freiere Struktur.
Es gibt ja nicht umsonst die Richtungsstreits in Russland ala Kurdin vs. Belousow.
Die russsiche Wirtschaft ist auch weit größer als Südkorea oder Spanien.
Die Betrachtung in Dollar führt wegen der Abwertung der letzten Jahre derzeit nur zu einer massiven Verzerrung. (Kann man sich auf der Seite des IWFs gut anschauen, wenn man dort die Wirtschaftskraft mal in KKP gegeneinander stellt)

Ich denke es spricht sehr wenig dafür, dass es langfristig mit dem Auseinanderdriften weitergeht. Gerade die Wahlergebnisse die in diesem Threat aufgezählt wurden, zeigen ja, dass so ziemlich jedes Land mit einer Wahl die Weichen umstellen kann und das auch tut, wenn es vorteilhaft ist.

3.
Im Idealfall sollten sich die Zwischenstaaten in der aktuellen Lage in die Brückenfunktion begeben und die EU und Russland einfach in kooperative Beziehungen einschwenken.
Solange sich diese Länder zwischen den Blöcken entscheiden müssen, liegt da immer genug Dynamit, die schnell für alle zur lose-lose-lose Situation führt, in der dann "das weniger als der andere verlieren" schon als Gewinn erscheint (Ukraine).
Es ist einfach schade, weil das langfristige Potential so riesig wäre.
ciesta

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

http://www.sueddeutsche.de/politik/mach ... -1.3311458
Rumänischer Präsident verhindert erste muslimische EU-Regierungschefin

Staatschef Johannis lehnt die Kandidatin der Sozialdemokraten für das Premiersamt ab. Nun droht ihm die Amtsenthebung.



Das politisches Chaos in Rumänien dürfte damit noch ein Weilchen anhalten...Spannende Zeiten Im Südosten der EU.
ciesta

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von ciesta »

http://www.ipg-journal.de/regionen/euro ... lkan-1764/
Die Rückkehr der Geopolitik auf dem Balkan
Warum die Region ein Testfall für das europäisch-russische Verhältnis werden könnte.

Der Artikel spart zwar das Thema China aus und damit fehlt imA eine immens wichtige Komponente, aber man kann da gut sehen, dass sich gewisse Dinge wohl scheinbar nie wirklich klären lassen.
Spannend ist aber, dass das Thema Interessenausgleich hier mal angedacht wird, bevor es zur Eskalation kommt. Hoffen wir, dass es auch in Entscheiderkreisen da zu einer Haltungsänderung gekommen ist.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

ciesta hat geschrieben:(02 Jan 2017, 10:03)

http://www.ipg-journal.de/regionen/euro ... lkan-1764/
Die Rückkehr der Geopolitik auf dem Balkan
Warum die Region ein Testfall für das europäisch-russische Verhältnis werden könnte.

Der Artikel spart zwar das Thema China aus und damit fehlt imA eine immens wichtige Komponente, aber man kann da gut sehen, dass sich gewisse Dinge wohl scheinbar nie wirklich klären lassen.
Spannend ist aber, dass das Thema Interessenausgleich hier mal angedacht wird, bevor es zur Eskalation kommt. Hoffen wir, dass es auch in Entscheiderkreisen da zu einer Haltungsänderung gekommen ist.
Aus dem verwiesenen Artikel:
Wahlsieger PSD schlug deshalb die zuvor skandalfreie Sevil Shhaideh als Regierungschefin vor: Die 52 Jahre alte Computertechnikerin war als erste für dieses Amt vorgeschlagene Frau, als Muslimin und Angehörige der Minderheit in Rumänien lebender Tataren eine überraschende Wahl.
Das kann man aber wohl mit Fug und Recht sagen. Die lediglich von der Bezeichnung her "sozialdemokratische" PSD steht an sich für die Generaltendenz in Europa zu Rechtskonseravatismus, Nationalstolz und (besonders in Osteuropa) für Rechristianisierung. Und in Rumänien heißt das (für ca.. 87% der Bevölkerung) rumänisch-orthodox. (zweitgrößte orthodoxe Kirchengemeinschaft nach der russisch-orthodoxen Kirche). Verwirrend. Dieser PSD-Vorschlag ist natürlich ein Thema für sich.
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Doktor Schiwago

Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Doktor Schiwago »

Der Dialog hat begonnen.
https://de.sputniknews.com/politik/2017 ... s-treffen/
Es wäre schön, wenn das zu Hoffnung für eine baldige Beilegung des Konfliktes Anlaß gäbe.
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Europa2050
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Europa2050 »

Doktor Schiwago hat geschrieben:(12 Jan 2017, 09:44)

Der Dialog hat begonnen.
https://de.sputniknews.com/politik/2017 ... s-treffen/
Es wäre schön, wenn das zu Hoffnung für eine baldige Beilegung des Konfliktes Anlaß gäbe.
Ein sehr guter Schritt, wer schon sonst nicht viel hat, braucht nicht auch noch ungelöste Konflikte auf seinem Territorium (Jeder andere natürlich auch nicht).
Bleibt nur - auch mit Blick auf die Ukraine - die Frage, wie viel eventuell getroffene Vereinbarungen den Transnistriern und deren Schutzmacht wert sein werden, wenn irgendwann mal wieder eine EU-nahe Regierung in Cisinau sitzt?
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schokoschendrezki
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

Europa2050 hat geschrieben:(12 Jan 2017, 09:57)

Ein sehr guter Schritt, wer schon sonst nicht viel hat, braucht nicht auch noch ungelöste Konflikte auf seinem Territorium (Jeder andere natürlich auch nicht).
Bleibt nur - auch mit Blick auf die Ukraine - die Frage, wie viel eventuell getroffene Vereinbarungen den Transnistriern und deren Schutzmacht wert sein werden, wenn irgendwann mal wieder eine EU-nahe Regierung in Cisinau sitzt?
In Nikosia sitzt sogar die Regierung eines EU-Mitglieds. Und dennoch wird eine Lösung des Zypernkonflikts - es laufen gerade wieder mal Verhandlungen dazu in Genf - in den meisten Zeitungen als eine Art "Fata Morgana", die seit mehreren Dekaden immer wieder mal aufscheint, bezeichnet. Und die aktuelle politische Entwicklung in der Türkei macht auch nicht gerade Hoffnung.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Europa2050 »

schokoschendrezki hat geschrieben:(12 Jan 2017, 10:26)

In Nikosia sitzt sogar die Regierung eines EU-Mitglieds. Und dennoch wird eine Lösung des Zypernkonflikts - es laufen gerade wieder mal Verhandlungen dazu in Genf - in den meisten Zeitungen als eine Art "Fata Morgana", die seit mehreren Dekaden immer wieder mal aufscheint, bezeichnet. Und die aktuelle politische Entwicklung in der Türkei macht auch nicht gerade Hoffnung.
Dass die türkische Regierung von Kooperation und Souveränitätsrechten anderer, schwächerer nichts hält, ist unerträglich, braucht m.E. nicht gesondert erwähnt werden.
Ja, ich halte den supersoften Umgang der USA und der NATO mit der Türkei für grundlegend falsch.
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von schokoschendrezki »

Das Problem sowohl in Nordzypern als auch in Transnistrien, so sehe ich es jedenfalls, besteht u.a. darin, dass die Bevölkerung so gut wie geschlossen, freiwillig und ohne staatlichen Druck hinter einer Fortsetzung der Separation und für enge Beziehungen zur jeweiligen "Schutzmacht" steht. Ganz anders als etwa in der Ostukraine, wo die Einstellungen zu dieser Frage viel heterogener sind.
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Rautenberger
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Rautenberger »

Parlamentswahl in Moldau: Pro-westliche Partei klar vorn

Beeindruckend, wie deutlich sich die Moldauer für den Westkurs und gegen Korruption ausgesprochen haben! Dabei zeigt für mich mal wieder, dass sich das Streben der Menschen nach einer demokratischen, fairen Gesellschaft durch nichts aufhalten lässt. Die alten, sich selbst als "prowestlich" bezeichnenden Parteien hatten sich schließlich in den vergangenen Jahren alle Mühe gegeben, sich selbst durch Korruptionsskandale zu diskreditieren. Der prorussische Block scheint wegzuschmelzen: In den 2000ern war er noch mehrheitsfähig, jetzt ist er bei 27 % angekommen...
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von Vongole »

herzfürdiesache hat geschrieben: Mo 13. Feb 2023, 18:26 Oder eben diese Sichtweise:
https://www.n-tv.de/politik/Moldaus-Pra ... 14069.html
Hab das mal hierher geholt.
Am Yisrael Chai

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herzfürdiesache
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Re: Moldawien wählt: EU-Annäherung am Ende?

Beitrag von herzfürdiesache »

Vongole hat geschrieben: Mo 13. Feb 2023, 18:31 Hab das mal hierher geholt.
Danke
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