DevilsNeverCry hat geschrieben:(25 Dec 2016, 12:37)
1.
Der Brexit ist erst mal ein großes Fragezeichen und wir müssen erst mal abwarten was für ein Konsens zwischen London und Brüssel zustande kommt. Natürlich ist ein harter Brexit nicht unwahrscheinlich da man so ein Zeichen an andere EU Länder setzen will (es gibt aber auch Gegenstimmen zu einem harten Brexit, z B. in Skandinavien und vor allem in Irland die GB gerne im EU Binnenmarkt behalten wollen).
Das Scheckbuch ist momentan auch in Russland nicht prall gefühlt, welches im Zuge der Ölkrise seine Verteidigungsausgaben um 100 Milliarden Rubel kürzen muss (für das Jahr 2017) und auch seine Verteidigungsausgaben im Rahmen der OVKS in Zentralasien einschränken musste.
2.
Ich sehe zwar das Jahr 2017 als Chance für Russland da Trump an die Macht kommt und ein Deal "möglich" ist (eine Anerkennung der Krim ist wohl aber ausgeschlossen aufgrund der Position der Mehrheit der Republikaner und Demokraten im US-Kongress), sowie Europa durch (drohende) Volksentscheide außenpolitisch handlungsunfähig ist. Die Frage wird nur sein inwiefern Russland diese Chance nutzen kann. Ich gehe mit Girkin (ala Strelkov) konform wenn er im groben angibt das Russlands Zukunft mit dem jetzigen Präsidenten eher düster aussieht. Es ist nicht primär die Rohstoffabhängigkeit die Russland auf internationalem Pakett so schlecht aussehen lässt (Norwegen und Kanada sind auch Rohstoff reiche Länder und dennoch sehr wohlhabend). Es sind die oligarchischen Institutionen (ähnlich denen in der Ukraine) die die Entwicklung dieses Landes bremsen. Das Land leidet unter gravierender Korruption in denen rent-seeking betrieben wird. In all den Jahren seit Putin Amtsantritt hat sich weder bei der zivilen Flugzeugbauindustrie, noch bei der Autoindustrie irgend ein signifikanter Sprung nach vorne ergeben. Die aktuelle Ölkrise wird dadurch gemildert indem man auf inländischem Tourismus sowie Agrarexport setzt (wow Russland sowie alle anderen post-sowjetischen Staaten verkommt immer mehr zu einem Primärgüter Exporteuer, sehr schöne Aussichten). Ich hatte Hoffnungen für dieses Land im Jahre 2011 als liberale und national-patriotische Kräfte genau dieses System in Frage stellten. Leider hat die Ukrainekrise wie ein Blitzableiter für Putin gedient und Reformen sehe ich nach wie vor nicht. Im Grunde genommen hat Putin sein Land nach aktuellem BIP vom Stand 2015 auf das Niveau von Südkorea oder Spanien reduziert und man kann nicht erwarten das 2016 besser sein wird (von der zunehmenden Kluft zwischen arm und reich mal ganz zu Schweigen). Wenn das langfristig so weiter gehen wird, dann werden die Ereignisse in der Ukraine im Jahre 2014 nur der Anfang für den Kreml sein. Eine neue Bedrohung für Russland werden wahrscheinlich regionale Blöcke an seiner Grenze sein (Polen, Ukraine, das Baltikum und wahrscheinlich auch Ungarn in Osteuropa; die Türkei, Georgien und Aserbaidschan im Südkaukasus)
3.
Was Russlands Markt angeht gebe ich Ihnen recht, dieser ist für Moldawien wichtig. Gerade für den Agrarbereich oder Billiglohnarbeiter. Allerdings sollten Sie im Auge behalten das Moldawien über 50% seines Außenhandelsvolumens mit der Europäischen Union abdeckt (hinzu kommen auch hier Gastarbeiter die abhängig von der Entlohnung in der EU sind) und die Ukraine für Moldawien der drittgrößte Handelspartner ist.
http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2 ... 113419.pdf Das können Sie auf Seite 8 sich gerne anschauen sowie auf Seite 5-7 die Handelsstrukturen zwischen Brüssel und Chisinau. Im Grunde hat Dodon auch schon zurück gerudert, die Freihandelszone wird wohl weiterhin bestand haben.
1.
Der Brexit wird sicher noch die ein oder andere Überraschung bereithalten.
Das eigentliche Votum war aber auf jeden Fall für sich betrachtet ein Nackenschlag für die EU.
Ob die Eu es schafft, daraus was positives zu machen, werden wir sehen. Ich wäre nicht traurig darüber
Was Russlands Scheckbuch angeht, muss das derzeit in vielen Fällen gar nicht prall sein. Es ist für viele Partner ein positives Zeichen, wenn Russland sich einfach wieder so verhält wie früher. Bsp. Moldau: Das simple wieder Zulassen von Exporten aus Moldau wird starke positive Auswirkungen auf die Wirtschaft Moldaus haben.
Zudem hat Russland einfach einen Trumpf, der überall sticht.
Preiswerte Energie ist überall gefragt. Wenn sie also wollten, könnten sie auch ohne großes Scheckbuch Vorteile anbieten, die andere mit einem prallen Scheckbuch erst mal anbieten müssen. (Bsp. Ukraine und Gas: Der frühere Freundschaftspreis war ca. 3 Mrd Euro(oder Dollar?) pro Jahr wert.)
2.
Kanada und Norwegen sind international als Gesamtbild betrachtet bestenfalls 2. Liga.
Nicht weil sie keine guten Waren/Strukturen hätten, sondern weil sie einfach zu wenig Einwohner haben.
Das ist für diese Länder auch überhaupt kein Problem. Die haben keine Ambitionen ala Großmacht.
Aber deshalb sind sie mMn auch so schlecht mit Russland zu vergleichen.
Russland spielt in weit mehr Feldern eine international wichtigere Rolle. (Raumfahrt, Waffen oder Agra, bei denen weder Norwegen oder Kanada wichtige Player sind).
Die strukturellen Probleme der russischen Wirtschaft sind natürlich gravierend und die zumindest verbale Benennung durch putin und Co sind dafür das beste Zeichen.
Aber die Lösung sind imA nicht so einfach. Das Rezeptbuch ala mehr Liberalisierung anstreben ist gerade in der letzten Zeit oft genug keine gute Wahl gewesen.
Aber es ist wir bei fast allem.
Diese Struktur hat speziell in Krisenzeiten auch ihre Vorteile. Diese Form der Wirtschaft schrumpft nicht so schnell wie eine freiere Struktur.
Es gibt ja nicht umsonst die Richtungsstreits in Russland ala Kurdin vs. Belousow.
Die russsiche Wirtschaft ist auch weit größer als Südkorea oder Spanien.
Die Betrachtung in Dollar führt wegen der Abwertung der letzten Jahre derzeit nur zu einer massiven Verzerrung. (Kann man sich auf der Seite des IWFs gut anschauen, wenn man dort die Wirtschaftskraft mal in KKP gegeneinander stellt)
Ich denke es spricht sehr wenig dafür, dass es langfristig mit dem Auseinanderdriften weitergeht. Gerade die Wahlergebnisse die in diesem Threat aufgezählt wurden, zeigen ja, dass so ziemlich jedes Land mit einer Wahl die Weichen umstellen kann und das auch tut, wenn es vorteilhaft ist.
3.
Im Idealfall sollten sich die Zwischenstaaten in der aktuellen Lage in die Brückenfunktion begeben und die EU und Russland einfach in kooperative Beziehungen einschwenken.
Solange sich diese Länder zwischen den Blöcken entscheiden müssen, liegt da immer genug Dynamit, die schnell für alle zur lose-lose-lose Situation führt, in der dann "das weniger als der andere verlieren" schon als Gewinn erscheint (Ukraine).
Es ist einfach schade, weil das langfristige Potential so riesig wäre.