Tja, sein Apparat funktioniert noch. Die Streiks waren wohl so ein entscheidender Moment, aber der währte nicht lange. Man muss aber auch sagen das viele nicht aus wirtschaftlichen Gründen gegen Lukaschenko gestreikt haben, sondern aus politischen Gründen. Das ist natürlich in Belarus nicht erlaubt (ein Gesetz das schon lange vor den Streiks verabschiedet wurde).
Ich glaube nicht das er jetzt noch gestürzt wird, ich habe schon zuvor geschrieben das im Zuge seiner 26 jährigen Herrschaft Sicherheitsapparat und Staatsunternehmen zu fest in seiner Hand sind. Aber die Zeiten als er noch einen großen Rückhalt genossen hat scheinen wohl wirklich vorbei zu sein.
Nichtsdestotrotz ist der internationale Druck entscheidend und was ich da bisher sehe ist nun wirklich mau. Im Grunde ist die aktuelle Sanktionsspirale noch schwächer als 2006. Um Lukaschenko wirklich weh zu tun, müsste auch Druck aus dem Osten kommen. Hier mal ein Überblick wer die Wahlen anerkannt hat und wer nicht:
https://en.wikipedia.org/wiki/2020_Bela ... action.svg Daraus geht eindeutig hervor das Lukaschenko international nicht so sehr isoliert ist wie es einige darstellen. Die Einzelaktionen der Balten sollen zwar einerseits Solidarität zeigen, sind aber auch gleichzeitig dumm da Lukaschenko einfach mit Gegensanktionen antwortet. Zukünftig lässt er einfach mal den Warenexport über russische Häfen laufen, anstelle über Riga oder Vilna. Damit treiben sie Batka nur noch mehr in die Arme Russlands. Ich gehe davon aus das das den wirtschaftlichen Einfluss von Putin über Belarus nur noch stärken wird.
Hier mal eine Übersicht über ein paar belorussisch-russische Wirtschaftsindikatoren (
https://valdaiclub.com/multimedia/infog ... id=1119369 ):
- Außenhandelsschulden belaufen sich gegenüber Moskau auf 8 Mrd€ mittlerweile
- zunehmender Migrationsstrom von Belatus nach Russland in den letzten Jahren
- Gewinn aus der Weiterverarbeitung und Export von russischem Rohöl
- Außenhandelsstrukturen mit Russland im Detail
2 interessante Fakten die in den letzten Tagen passiert sind:
- Internet wurde wieder unterbrochen -> Der IT Sektor, eines der starken Bereiche des belorussischen Privatsektors. Das wird (vor allem ausländische) Firmen davon abhalten in diesem Bereich in Belarus zu investieren, oder zumindest dazu verleiten Pläne zu überdenken
- Wiederaufnahme der Unionsgespräche zwischen Moskau und Belarus. Ich erwarte eigentlich keine großen Sachen, aber Batka wird wohl ein paar Zugeständnisse machen müssen.
Das alles könnte irgendwann darauf hinaus laufen das der Griff des Kremls so stark wird das jede neue politische Klasse in Belarus kaum Spielraum für Manöver haben wird da man zu abhängig von Russland ist. Aktuell beläuft sich der Außenhandelsumsatz zu fast 50% nur auf RUS.